Himmel und Erde waren geschaffen: das Meer wogte in seinen Ufern und die Fische spielten darin; in den Lüften sangen die Vögel; der Erdboden wimmelte von Tieren. Aber noch fehlte ein vernunftbegabtes Geschöpf.
Da stieg Prometheus zur Erde hernieder, ein Sohn des alten Göttergeschlechts, das von Zeus entthront worden war. Er wusste wohl, dass im Erdboden der Same des Himmels schlummerte; darum knetete er Ton mit Wasser und formte daraus ein Gebilde nach dem Ebenbild der Götter.
Der jugendliche Übermut, er ist perdü,
die Wangen welk, die Haare greis.
Ganz kalt ist sein Titanenblut,
und kaum ein Mensch kennt mehr
den
Menschenfreund...
Wie schnell doch flieht die Zeit.
Prometheus, der Rebell,
empörte sich, verhöhnte Zeus,
Menschen; nach seinem Bild geformt,
belebte mit dem Himmelsfunken
des Verstandes er, stahl das heilige Feuer,
Kultur und Fortschritt auf die Erde bringend.
Doch Zeus bedeckte seinen Himmel nicht
und fällte den furchtbaren Spruch,
in Ewigkeit solle gefesselt sein
im Kaukasus an Felsgestein
ohne Speis noch Trank Prometheus,
den der Schlaf selbst flöhe.
Und des Verbannten Leber fresse
jeden neuen Tag ein Adler,
nachdem er sie gemein und roh
dem Armen aus dem Leib gerissen.
Fortan klagte der so Gepeinigte
der fühllosen Natur sein grausames Geschick,
denn auf Erlösung konnte er nicht hoffen.
Nicht sterben können, leiden müssen
bracht' ihn um den Verstand,
bis endlich eines Helden Mitleidstat
von seinen Qualen ihn entband...
Prometheus trägt seitdem ein Mal,
ein Zeichen der Erinnerung,
wie sehr der Götter Rache fürchten muss
der Einzelne, der stolz ihnen begegnet,
den kühnen Blick wagt
in ihr gleißend-kaltes Auge
und ihnen gleich sich fühlt.
Ihr aber, schaut den Menschen ins Gesicht
und forscht nach diesem Zeichen.
Sucht es in den Gesichtern der Geschundenen,
Verfolgten, Geschändeten, Gemordeten...
>