Seit über einem Jahr wusste sie, das sie ausziehen musste, da ihre Wohnung für sie zu groß war. Doch sie war bequem. Wenn sie mal Lust und Laune hatte, schaute sie nach Wohnungen in ihrer Umgebung. Machte auch mal Termine. Hingehen tat sie nicht immer. Oft hatte sie vergessen, das sie einen Termin hatte, weil sie gerade wieder frisch verliebt war. Schnell kam sie auch zum Koitus. Dafür konnte sie aber nur wenig. Ihre Libido kam durch ihre Kindheit zustande. Dies wusste ihr Ex und kam immer wieder zu ihr zurück. Er war ihr einziger wahrer Freund. Was er ihr
versprach, hielt er auch. Trotz, das sie oft ungerecht zu ihm war. Dafür war sie ihm sehr dankbar. Konnte es ihm aber nicht zeigen. Ihr war es auch nicht immer bewusst, wie viel sie ihm zu verdanken hatte. Wie oft hatte er für sie gelogen. Die Schuld auf sich genommen. Sie immer wieder aufgefangen. Er war im Grunde ein netter, zuvorkommender Typ. Glaubte zu oft die Lügen seiner Ex. War immer zutiefst deprimiert, wenn er die Wahrheit erfuhr. Dennoch hielt er stets zu ihr und nahm sie in Schutz. Wurde wütend, wenn andere schlecht über sie sprachen. Ging immer wieder zu ihr zurück, wenn eine ihrer Beziehungen wieder zu Ende war.
Hoffte auf einen Neuanfang. Zwischendurch klappte es auch ganz wunderbar, bis sie wieder... Ihm hatte sie es zu verdanken, das sie eine neue Wohnung fand, die halbwegs ihren Ansprüchen entsprach. Und sie hatte hohe Ansprüche. Oft trieb sie ihn zur Verzweiflung. Wenn sie einkaufen waren, zum Beispiel. Ein wenig kannte sie ihren Geschmack. Lange genug kannte er sie ja nun schon und oft genug waren sie gemeinsam einkaufen. Stets hatte sie etwas auszusetzen. Und hatte sie doch etwas gefunden und gekauft, hatte es nichts zu bedeuten gehabt. Neue Klamotten kamen in die Waschmaschine. Ein Tick von ihr. Erst waschen, dann
anziehen. Wenn sie die Sachen hinterher wenigstens auch anziehen würde. Aber allzu oft kam es vor, das ihr die Sachen dann doch nicht mehr gefielen. Und so lagen sie im Schrank. Blieben dort liegen, bis sie sie eines Tages in die Tonne warf. Manches Teil hatte er bezahlt. Es tat ihm weh, wenn er sah, das sie es nicht trug. Viel Geld hatte er für sie ausgegeben. Dennoch hatte er auch was sparen können. Im Laufe der Zeit kam einiges zusammen. Mehr, als er erwartet hatte. Niemanden hatte er davon erzählt. Es war sein Geheimnis. Die Schmerzen waren stets riesengroß, wenn sie einen anderen Mann in die
Arme nahm. Irgendwann musste dies ein Ende nehmen. Und das Ende war nah. Geduldig wartete er auf den nahenden Tag. Dem Tag ihres Umzugs. Er war der einzige Freund, den sie hatte. Auf dem sie sich hundertprozentig verlassen konnte. Ihr war es eigentlich bewusst. Aber... Endlich war der Tag gekommen. Sie wartete geduldig bei sich. In wenigen Minuten wollte er bei ihr sein und mit anpacken. Ihr beim Umzug helfen. Der einzigste Mensch, der zugesagt hatte. Doch er würde nicht kommen. Denn er war auf dem Weg in die Freiheit. Ließ die Zivilisation hinter sich und stürzte sich in ein Leben in der freien Natur. Es
war ein weiter Weg. Die Kosten dahin waren enorm. Aber das interessierte ihn nicht. Schließlich war es eine Hinfahrt, ohne Rückfahrt. Nie wieder wollte er zurück, in die sogenannte zivilisierte Welt. Frei leben. Nur von dm ernähren, was die Natur hergab. Für niemanden erreichbar sein. Das war Freiheit. Und die genoss er in vollen Zügen. Ihm war egal, wie seine Ex umzog. Auch war es ihm egal, wer seine laufenden Kosten zahlte. Er war in Freiheit. Lebte von nun an in unberührter Natur. Die Umstellung von Zivilisation auf Naturvolk, fiel ihm ziemlich leicht. Es lenkte ihn ab. Er war glücklich und zufrieden. Und nur sechs Monate später,
war er sogar glücklich mit einer hübschen Eingeborenen liiert und zeugte mit ihr einige Kinder. Seine Vergangenheit hatte er vergessen. Ihm kam es vor, als würde er von Geburt an bei dem Naturvolk leben.