Wissenschaft
Der gefangene See

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"Baden unmöglich"
Veröffentlicht am 11. August 2014, 12 Seiten
Kategorie Wissenschaft
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Baden unmöglich

Der gefangene See

Vorbemerkung

Wer kennt schon den Wostoksee?







Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: Monika Heisig

Der gefangene See

Auf der Suche nach exoterristischem Leben haben die Wissenschaftler ihr Augenmerk auf Europa gelenkt. Europa, der kleine Jupitermond von gerade mal 3172 Km Durchmesser, hat eine etwas ungemütliche Oberflächentemperatur von –150 Grad. Was ihn aber so interessant macht, das ist die Vermutung, dass sich unter dem Eispanzer von vielleicht 100 Km Dicke flüssiges Wasser befindet. Durch die enormen Gezeitenkräfte des Jupiters wird an dem Mond gezerrt. Dadurch brechen die gewaltigen Eisschichten auf, frieren aber gleich wieder zu.

Das würde die zerfurchte Eisoberfläche

erklären. Nun hat man die schwarzen und weißen unterseeischen Raucher in unserer Tiefsee entdeckt und siehe da: quirrliges Leben ist dort zu finden. Das Ganze ohne Sonne, unter enormen Druckverhältnissen und geringem Sauerstoffanteil. Die aus den Rauchern austretenden Gase sind für die Lebewesen der Oberfläche wenig geeignet, zumal sie auch noch Temperaturen von 400 Grad aufweisen. Aber es treten eben auch Schwefelwasserstoffe aus, die wiederum von Bakterien genutzt werden, die wiederum dienen höheren Tieren. So baut sich ein ganz eigenes Biotop auf, von dem die Wissenschaftler vor 1977 keine Ahnung hatten (Entdeckt bei der Tauchfahrt des

Forschungs-U-Bootes Alvin) Nun könnte es unter dem Eismantel von Europa in der abgeschlossenen Tiefsee auch Raucher geben, denn die gewaltigen Gezeitenkräfte rütteln auch am Eisenkern von Europa. Der Planet wird praktisch andauernd durchgeknetet. Eisen – Reibung - Wärme – voila! Da tropft der wissenschaftliche Speichel. Man könnte doch eine ferngesteuerte Bohrmaschine durch das Eis fräsen lassen, bis sie dann als Tauchdrohne Lämpchen einschaltet und das unterirdische, fremde Meer erforscht. Filmkamera an und dann auf den Europa umkreisenden Satelliten übertragen und schon können wir die Unterwasserwelt Europas

beobachten. Das Ganze ist von der technischen Machbarkeit gesehen wohl grenzwertig. Aber wir können die Verwirklichung dieser technische Aufgabe üben, nämlich hier auf der Erde. Dazu brauchen wir kein Labor, oder ausschließlich Computermodelle, wir müssen nur ganz real den Wostoksee besuchen.

"Wo liegt denn der", werden sie fragen. "Kommen sie mit!"

Wir begeben uns geographisch zum 77 Breitengrad und zum 105 Längengrad und dann befinden wir uns genau dort. Wir stehen auf dem Eis in der Antarktis, aber

unter einer 4000 Meter dicken Eisdecke liegt der Wostoksee, direkt unter uns.

Benannt ist er nach der russischen, wissenschaftlichen Arktisstation Wostok. Dort vermutete Kapiza schon Ende 1950er Jahre einen See unter dem Eis, unter der Station. Beweisen konnte er es damals nicht.

Inzwischen ist es gesichert, dass es ihn gibt.


Er ist seit ca. 500.000 Jahren hermetisch unter dem Eis abgeschlossen und „flüssig“, wenn auch die Temperatur von –3 Grad nicht zum Baden einläd. Dieser See ist 400 – 800 Meter tief, besteht aus reinem Süßwasser und ist ca. 45 km breit, sowie 250 km lang. Einige Besonderheiten hat man bereits

festgestellt.

Er besitzt sogar "Inseln", die von unten in den Eispanzer hineinragen. Da der Eispanzer wandert, lagert er auf der einen Seite Sedimente ab und auf der anderen Seite vergletschert das Wasser im Randbereich.


Der Sauerstoffgehalt ist um 50 % höher, als bei Süßwasserseen üblich. Kann sein, dass es durch den hohen Druck von 332 bar kommt, oder auch durch Klathrate (in diesem Fall eine Gitterschlussverbindung von Sauerstoff und Eis) hervorgerufen wird.

Jedenfalls ist man mit herkömmlicher Bohrtechnik bis 3500 Meter Tiefe vorgedrungen und hat dort Proben

entnommen, die aus dem Wasser des wieder zu Eis kristallierten Sees stammen.

Da entdeckte man verschiedene Organismen. Zu 94 % handelte es sich dabei um Bakterien, zu 6 % aus Eukarioten (Zellen mit Zellkern), meist Pilzen, was eigentlich nicht überrascht. Aber es fanden sich zu 2% auch DNA von Parasiten! Ein Parasit aber braucht einen Wirt. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass es in dem See Würmer, Seeanemonen, Krebse, sogar Fische gibt.

Tiere sind zu entdecken, die sich seit 500.000 Jahren ganz eigenständig entwickelt haben.

Allein eine Tauchfahrt in den Tiefen des

Wostoksees würde uns vielleicht exoterristisches Leben finden lassen, das eben gar nicht exoterristisch ist.

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Hörbuch

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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CHM3663 Und wieder hast Du mich an einen hochinteressanten Ort gebracht, der mir bisher nicht einmal dem Namen nach bekannt war.
Diese spannende kleine Reise hat mich ganz besonders fasziniert, weil ich glaube, es gibt noch unendlich viel Unerforschtes auf unserer wunderschönen Erde, das genauso begeistern kann wie neue Erkenntnisse über den Weltraum!
Bleibt nur die Frage, ob es nicht trotzdem besser wäre, wenn diese letzten kleinen Paradiese vom Menschen unberührt bleiben würden... Traurig, daß man sich diese Frage stellen muß, aber so ist es nun einmal...
Dankeschön dafür, daß ich wieder etwas Tolles dazu lernen konnte!
LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Hochinteressant, was Du uns da vermittelst. Dass es unterirische Süßwasserseen unter der Sahara gibt, dass es Lavaseen innerhab von Hotspots gibt und dass diese mit Leben erfüllt sind, wundert mich nicht ...
unsere Erde birgt eben viele Geheimnisse ... und der Weltraum noch viel mehr ...
Vielen dank für diesen interessanten Bericht.
LG
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Die Hoffnung auf anderes Leben wird sich dann erfüllen, wenn die intelligenten Außerirdischen die Erde besuchen.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Wie wahr!
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Sehr interessanter Bericht...gerne gelesen!
LgF
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Interessant, hoffen wir das es etwas bringt, dieses zu erforschen.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Interessante Darstellung. Ja dem Forschrdrang des Menschen sind halt keine Grenzen gesetzt, selbst wenn es keinen Vorteil verspricht. Vielleicht würden aber bei einer Erforschung des Sees neue Arten von Bakterien und Virenstämmen mit auf die Erdoberfläche gebracht, die der Menschheit nicht gut tun werden.
Ich glaube, wir sollten der Natur nicht allzu sehr ins Handwerk "pfuschen". Man sieht es ja überall, was es bringt, wenn Mensch glaubt, sich über die Natur erheben zu können.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Hallo Günter,
bin ja dem Studium nach > Biologe
und Geograph und wen sollte es wundern,
dass gerade mir deine lehrreichen Ausflüge
so gefallen......
Zwar nicht ganz unbekannt doch wieder KLASSE.
Herzlichst der Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Albatros99 Äußerst spannende Geschichte, da kann man glatt ins Träumen kommen. Aber von dem See als solches hatte ich auch schon mal gehört.
LG Christine
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur vielen Dank für deinen interessanten Bericht
ich hoffe nur, das die Forscher nicht noch irgendwelche anderen Bodenschätze dort finden.
LG Helga
Vor langer Zeit - Antworten
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