Titel
Er war zu gutmütig. Oder war es Dummheit?
Vor wenigen Tagen hatte er sein Ex bei sich einziehen lassen. Sie musste aus ihrer alten Wohnung raus, weil sie zu teuer war und hatte bis dato keine neue Bleibe gefunden. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder ließ er es zu, das sie auf der Straße landete, oder er ließ sie bei sich einziehen, bis sie eine bezahlbare Unterkunft fand.
Hoffnung, das es wieder zwischen ihnen funkt, hatte er nicht. Dafür hatte sie zu viel Mist gebaut. Ihn zu oft und zu sehr enttäuscht. Aber er freute sich darauf,
nachts einen warmen Körper neben sich zu spüren. Wieder für zwei kochen zu dürfen. Jemanden da zu haben. Auch wenn es nur für einen geringen Zeitabschnitt war. Doch schon nach kurzer Zeit...
Es war seine Wohnung und sein Bett. Da herrschten seine Regeln. Früher, als sie noch zusammen gewohnt hatten, durfte sie bestimmen. Hatte er sich ihr unterworfen. Aber in seiner Wohnung bestimmte er. Sie konnte froh sein, das sie bei ihm rauchen durfte. Als einzigste Person. Jeder andere musste vor die Tür gehen. Nur bei ihr machte er eine Ausnahme. Warum? Das wusste er selbst nicht. Wahrscheinlich war das Feuer
noch nicht ganz erloschen. Vielleicht lag doch noch ein Funken Hoffnung irgendwo in seinen Eingeweiden. Wer weiß.
Anfangs lief alles ganz gut. Sie akzeptierte, das er keinen Besuch von ihren Freunden wünschte. Er kannte eine Handvoll und das genügte ihm. Keinem vertraute er. Zu oft hatten sie Scheiße erzählt. Auch mal lange Finger gemacht.
Eines Tages kam er nichtsahnend von der Arbeit. Seine Laune war auf dem Höchstpunkt. Für ihn war es ein wunderschöner Tag und er hatte vorgehabt, seine Ex groß auszuführen. Einfach nur so. Weil sie sich an den Deal hielt. Mit ihm redete, was sie
vorher nur selten getan hatte. Aber mit einem Schlag war seine gute Laune dahin. Denn als er nach Hause kam, sah er ihren nackten Hintern unter der Decke hervorlugen. Auf dem Tisch standen zwei Tasse. Als er am Morgen die Wohnung verlassen hatte, stand seine Tasse in der Küche. Wieso standen also zwei Tassen im Schlaf-Wohnzimmer? Die Antwort bekam er kurz darauf, als noch einmal auf sein Bett sah. Da lagen doch tatsächlich zwei köpfe eng an eng. Ein weiblicher und ein männlicher.
Sein Bewusstsein schaltete ab. Was er von da an tat, geschah ohne sein Wissen. Als erstes klatschte er mit voller Kraft
auf ihren nackten Hintern, das seine Hand zwiebelte. Sie schrak hoch. Im gleichen Moment zerrte er sie aus dem Bett. Ihr Typ wurde wach und erhielt anschließend eine Faust ins Gesicht. So kräftig, das sein Kopf hart gegen die Wand knallte. Blut tropfte aus seiner Nase und färbte das Bett.
Er fasste ihre Haare und schleifte sie zur Wohnungstür. Öffnete jene und zerrte seine Ex vor seine Wohnungstür. Dann ging er zu ihrem Liebhaber, der benommen auf dem Bett lag. Krallte sich in dessen Locken und zog ihn vom Bett runter. Mit seinen Stahlkappen trat er in dessen Juwelen und zog ihn auch vor die
Wohnungstür.
Er holte tief Luft. Ignorierte das klopfen und Klingeln an seiner Tür. Stattdessen öffnete er sich eine Flasche Bier und ordnete seine Gedanken.
„Na du. Ich würde mich jetzt auf die Spur machen. Hab das ganze Wochenende Zeit. Also wenn du noch nichts vorhast...Ich würde die Chance gern nutzen, das wir uns endlich persönlich kennenlernen. Uns von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.“
Kurz darauf machte er sich los. Beachtete weder seine Ex noch ihren Stecher, die Beide nackt vor seiner Tür standen. Ihre Tränen und ihr Flehen
übersah und überhörte er. Schnellsten Schrittes machte er sich zum Bahnhof, um endlich seine neue Freundin in die Arme nehmen zu können.