Nachdem sie grade der Sklaverei entkommen ist und dabei unfreiwillig den jüngsten Spross einer mächtigen Adelsfamilie entführt hat, findet sich Eden nach einigen Wirren in der Crew des grausamen und berüchtigten Piratenkapitäns Vance Livsey wieder. Dieser besitzt den Schlüssel zu einem unvorstellbaren Schatz. Eine unberührte Stadt des legendären alten Volkes, die sich auf einer Insel weit draußen im unerforschten Weltmeer befinden soll. Mit dem Erlös der gefundenen Artefakte, könnte Eden sich selbst freikaufen.
Doch sie sind nicht die einzigen, die von der Insel wissen. Der mächtig Sanguis-Orden, die Gemeinschaft der Zauberer Cantons, ist ihnen dicht auf den Fersen.
Coverbild : Wolfgang Pfensig / pixelio.de
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Eden atmete die salzige Luft tief ein, als sie nun die Westküste Cantons hinter sich ließen. Sie hatten es tatsächlich geschafft. Die offene See wieder vor sich zu haben, war nach der Zeit auf dem beengten Fluss, ein geradezu erhabenes Gefühl. Der Wind im Gesicht kühlte die vielen kleinen Insektenstiche und spülte die letzten Überreste des Geruchs von vermoderndem Holz hinweg. Die Weite des Ozeans hatte etwas hypnotisches, dachte Eden. Und etwas anziehendes. Wenn sie eine Stadt an der Westküste erreichten, würde sie
versuchen eine Weile an der Küste zu bleiben. Die Idee, Arbeit auf einem Schiff zu finden, tauchte kurz in ihrem Verstand auf. Das wäre sogar beinahe perfekt. Sie könnte in Bewegung bleiben und so die Wahrscheinlichkeit verringern, dass irgendjemand herausfand, dass sie noch lebte. Aber das schien unmöglich. Sie hatte ja schon die Reaktionen der übrigen Crew gesehen, als sie helfen wollte. Und diese Leute respektierten sie auf ihre raue Art zumindest schon einmal. Auf einem fremden Schiff anzuheuern würde praktisch unmöglich werden. Aber das lag alles noch in der Ferne. Wenn sie eine Stadt im Kerngebiet des
Kaiserreichs erreichen wollten, blieben ihnen noch mehrere Wochen auf See. Auch Zachary schien die Reise zu gefallen, seit er sich wieder an Deck sehen ließ. Eden wusste, dass die Aussprache nötig gewesen war und auch wenn es so viele Dinge gab, die sie beschäftigten… das war eines der wichtigsten gewesen. Gegen Abend war die Küste erneut, hinter ihnen im Nebel verschwunden und die Tiamat trieb alleine über die ruhige Wasserfläche hinweg. Eden saß an einen der zwei Schiffsmasten gelehnt und starrte nach oben zum Sternenhimmel. Die Crew zog es vor, meist unter Deck zu schlafen, aber bei ruhigem Wetter wie
jetzt, fiel es der Gejarn gar nicht ein, sich in eine der stickigen und beengten Kabinen zu zwängen. Zachary war neben ihr eingeschlafen. Gedankenverloren strich sie dem Kind eine Locke aus den Haaren. Denn das war er nach wie vor, wie sie sich erinnern musste. Auch wenn davon nicht viel geblieben war. Eden zweifelte daran, dass er das Ganze nach wie vor als bloßes Abenteuer betrachten konnte. Nicht mehr. Aber verflucht wollte sie sein, wenn dem Jungen jemals etwas geschah, solange sie es verhindern konnte. Niemals. Eden ließ den Blick vom Himmel über das Meer wandern.
Mondlicht spiegelte sich auf den Wellen. Aber irgendetwas irritierte sie daran…. Die silbern glitzernde Fläche erstreckte sich beinahe endlos in alle Richtungen. Nur ein Stück nördlich von der Tiamat nicht. Dort schien es, als wäre ein Schatten über das Wasser gefallen. Etwas, das das Sternenlicht abfing. Ein zweites Schiff. Es war noch so weit weg, dass sie die Positionslichter nur erahnen konnte. Aber in der klaren Nacht waren die dunklen Umrisse nicht zu verkennen. Nun irgendwann mussten sie ja auf weitere Schiffe stoßen, dachte sie verschlafen. Kein Grund sich Sorgen zu machen. Vor morgen würde sie wohl
nicht einmal in die Nähe kommen. Nicht wenn der Wind nicht auffrischte. Mit diesen Gedanken schlief sie schließlich selbst ein. Irgendetwas schüttelte sie an den Schultern. Eden blinzelte. „Ist ja schon gut… lieg ich Euch im Weg?“, murmelte sie noch, bevor sie die Augen ganz öffnete. Sofort wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Im Gegenteil, nicht einmal ein schwacher Schimmer Morgenlicht war am Horizont zu sehen. Stattdessen mussten wohl Wolken aufgezogen sein, denn von Mond oder Sternen war nichts mehr zu sehen. Vor ihr kniete eine, in der Dunkelheit kaum
erkennbare Gestalt. Lediglich die gelb-grünen Augen gaben ihr einen Hinweis darauf, wen sie vor sich hatte. „Leander ? Was ist los?“ Sie war sofort hellwach, aber der schwarze Kater bedeutete ich ruhig zu bleiben. „Kein Laut.“, erklärte er leise. „Nicht wenn Euch Euer Leben lieb ist. Ich fürchte, Ihr habt ein Problem.“ Eden setzte sich so geräuschlos wie möglich auf und sah kurz zu Zachary herüber. Der Junge schlief noch. „Hört zu, ich weiß nicht wer Ihr seid, oder wer der Junge da ist und es interessiert mich auch ehrlich gesagt nicht. Aber Alvarez scheint irgendetwas zu wissen. Euer junger Freund da wird
gesucht und zwar für eine gewaltige Belohnung. Ich hab den Käpt’n vor weniger als einer Stunde belauscht. Er durchsucht grade das Unterdeck nach Euch. Offenbar will er Euch festsetzen, bevor wir morgen den ersten Hafen anlaufen.“ Eden zuckte zusammen. Verflucht. Natürlich hatte sie dem Kapitän nicht trauen können. „Nur er?“ Mit dem Kapitän würde sie auch ein zweites Mal fertig. Aber dieses Mal würde sie ihn direkt an die Haie verfüttern. „Alvarez ist gierig. Euer Glück. Ich habe nur zwei Leute bei ihm gesehen. Sonst weiß keiner etwas. Und er wird es
ihnen wohl auch nicht sagen, wenn er die Belohnung alleine einstreichen will.“ Sie legte die Hand auf den Schwertgriff, während sie Zachary weckte und ihm bedeutete leise zu bleiben. „Warum helft Ihr mir?“, wollte die Gejarn wissen, als sie sich wieder zu Leander umdrehte. „Ich könnte jetzt sagen, weil ich kein Freund von so was bin. Aber…“ er lachte leise, „Ich bin wirklich kein Freund von so was. Hört zu, die Küste ist zu weit, Ihr kommt nicht vom Schiff. Aber ich kann Alvarez Gefährten ablenken. Dann knöpft Ihr ihn Euch vor. Nur… bringt ihn nicht um, ja? Er
schuldet mir wie gesagt noch einiges.“ Sie nickte. „Klingt nach einem Plan.“ „Gut. Passt auf, ich rufe die beiden raus. Sobald die an Deck sind, seht Ihr zu, das Ihr nach unten verschwindet und schnappt Euch den Kapitän.“ Mit diesen Worten verschwand der Gejarn in der Nacht und die Treppe hinab, die zum Unterdeck führte. Eden duckte sich in die Schatten neben dem Segelmast und wartete darauf, dass sich etwas tat. Zachary kauerte neben ihr. „Hör zu… ich muss Alvarez wohl leider noch einmal klar machen, dass er seine Tricks lassen soll. Ich will das Du hier bleibst, verstehst du mich? Egal was
passiert….“ Der junge Zauberer nickte nur. „Ich meine das ernst.“, fügte sie hinzu, als sich schließlich etwas auf der Treppe bewegte. Leander rannte die Stufen hinauf, gefolgt von zwei Männern, die sie nur als Schatten erkennen konnte. „Los, sie muss hier irgendwo sein, sucht da vorne.“ Leander deutete auf die andere Hälfte des Schiffs. Jenseits der Treppe und ihres Verstecks. Dann rannte er selber in die entgegengesetzte Richtung. „Gut, das hat schon einmal funktioniert.“, meinte er , als er zu Eden zurückkehrte. „Jetzt seid Ihr dran, ich
passe auf Zachary auf.“ Eden nickte. „Wagte es Euch, mich zu hintergehen.“, sagte sie nur düster. Leander wich tatsächlich ein Stück zurück. „Keine Sorge, ich häng an meinem Leben.“, meinte er nervös. Die Gejarn hoffte es. Eden sah noch einmal zurück, dann lief sie los. Es war nicht weit bis zur Treppe, aber wenn sie jemand sah, würde es gefährlich. Doch ihre Sorge war unbegründet. Ohne Schwierigkeiten erreichte sie schließlich den Abstieg zum Unterdeck und verschwand die Stufen hinab. Der Großteil der Crew schlief zu ihrem
Glück tief und fest. Zwei Dutzend Matten und Decken waren auf dem Boden des Decks verteilt. Ohne einen Laut schlich Eden zwischen den reglosen Gestalten hindurch. Schließlich erreichte sie den Laderaum und duckte sich in die Schatten des Eingangs. Sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte. Alvarez stand, eine Fackel in der einen und einen Säbel in der anderen Hand vor den Weinfässern. „Verflucht“, murmelte er, während er versuchte hinter die Wand aus Behältern zu spähen. „Sie muss doch irgendwo sein.“
Sein Schatten tanzte im unsteten Licht der Flamme über die Wände. Eden legte die Hand auf den Schwertgriff und zog die Klinge so geräuschlos wie möglich. Dann erst trat sie aus ihrem Versteck. Der Kapitän schien nichts zu bemerken. Stattdessen wandte er sich von der aufgestapelten Ladung ab und machte Anstalten zu Gehen. Eden brachte sich grade noch rechtzeitig in Deckung und verschwand hinter einem der Fässer. Die Gejarn versuchte ruhig zu atmen. Sie musste ihn hier erwischen, zwischen der schlafenden Mannschaft wäre es zu riskant. Und wenn er ihr auch nur den kleinsten Anlass dazu gab, würde das heute sein letzter Fehler. Eden tauchte
aus ihrem Versteck auf und rannte das kurze Stück Entfernung zwischen ihr und dem Kapitän. Alvarez kam nur noch dazu, sich halb umzudrehen, bevor die Gejarn ihn von den Füßen riss. Der Degen wurde ihm aus der Hand geschleudert und landete klirrend irgendwo auf den Planken, genau wie die Fackel, die, eine Glutspur hinterlassend, davon rollte. Der Kapitän schlug mit der Faust nach ihr und erwischte Eden einmal am Kopf. Der Hieb war heftig genug, das es einen Moment schwarz um sie wurde. Ihre Finger ließen das Schwert los, welches Alvarez sofort außer Reichweite trat.
„Ich hätte euch schon in Risara erledigen sollen.“ Eden sprang zurück um dem nächsten Angriff des Mannes zu entgehen. Der Faustschlag ging ins Leere, aber sie stolperte beim zurückweichen beinahe über ein Fass. Verflucht, sie brauchte ihre Waffe zurück…. Alvarez lachte. „Ja ich gebe zu, ich hatte vor, Euch mit auszuliefern, aber… das hat sich jetzt erledigt. Ihr bedeutet zu viel Ärger.“ Die Gejarn sah sich rasch um. Das Kurzschwert war nirgendwo zu sehen, vielleicht war die Klinge einfach unter die Ladung gerutscht… aber Alvarez Säbel lag keine zehn Schritte entfernt. Der Kapitän war ihrem Blick wohl gefolgt.
Eden sprang vor, noch ehe ihr Gegner reagieren konnte, schlitterte ein Stück über den Boden… und bekam das Heft der Klinge zu fassen. Sie sprang sofort wieder auf die Füße und richtete die Schwertspitze auf Alvarez. Dieser lächelte nur müde. Er hatte nicht einmal versucht, an die Waffe zu gelangen…. Stattdessen zog er lediglich eine Steinschlosspistole aus seinem Gürtel und richtete die Mündung der Waffe auf die Gejarn. Leander hatte gemeint, der Kapitän sei ein lausiger Schütze. Aber auf die kurze Entfernung konnte er gar nicht verfehlen, schoss es Eden durch den Kopf. „Der Junge ist lebend, Gold wert.“,
erklärte Alvarez schwer atmend. „Ihr hingegen… „ er stützte die Waffe mit einer Hand ab. „Ihr hingegen, macht viel zu viel Ärger um sich noch länger mit Euch herumzuschlagen….“ Eden zögerte. Sie konnte der Kugel nicht entgehen, das wusste sie. Aber die Entfernung zu dem Kapitän betrug nur wenige Schritte. Wenn er sie nicht tödlich traf, könnte sie nahe genug an ihn heran, um ihm das Schwert zwischen die Rippen zu rammen. Geister, das würde wehtun. Ihre Hände schlossen sich um den Griff des Säbels. Was jedoch als nächstes geschah, damit hatte keiner von ihnen gerechnet. „Fremdes Schiff in Sicht.“ Der Ruf
kam von irgendwo vom Oberdeck. „Oh verflucht, wo kommen die den …“ der Rest des Satzes ging im allgemeinen Getöse unter. Ein gewaltiger Schlag warf sowohl sie als auch den Kapitän von den Füßen. Im gleichen Moment zersplitterte die Seitenwand des Lagerraums. Fässer zerbarsten. Salzwasser und Wein gleichermaßen ergossen sich auf die Planken und die Luft füllte sich mit Holzsplittern. Der Schuss, der sich aus Alvarez Waffe löste, war in all dem Lärm kaum zu hören. Nur der scharfe Schmerz, als das Projektil in ihren Arm drang, sagte Eden, das Alvarez doch kein ganz so mieser Schütze sein konnte. Die
halbe Rückwand des Raumes fehlte plötzlich, wie Eden feststellte, als sie sich wieder aufrichtete. Den Säbel als Stütze nutzend, stemmte sie sich gegen das Wasser, das durch die entstandenen Lücken hereinströmte. Es war nicht viel, die Treffer waren noch oberhalb der Wasserlinie erfolgt. Aber was sie sah, ließ sie den Mut verlieren. Sie hatte doch gewusst, dass sie am Abend ein Schiff gesehen hatte. Mittlerweile schob sich draußen die Sonne hinter dem Horizont hervor und beleuchtete den hölzernen Leviathan, der direkt parallel zur Tiamat stand. Eden machte sich gar nicht erst die Mühe, die Anzahl der Geschütze abzuschätzen, die auf das
kleine Handelsschiff gerichtet waren. Das war ein imperiales Schlachtschiff…. Sie drehte sich zu Alvarez um. Verflucht, hatte dieser Irre etwa die Behörden über sie und Zachary informiert? Aber von dem Kapitän fehlte jede Spur. An seiner Stelle hätte sie sich wohl auch irgendwo ein sicheres Versteck gesucht, dachte sie. Langsam trieb das schwere Kriegsschiff näher an die Tiamat heran und nun konnte die Gejarn auch den ins Holz gebrannten Schiffsnamen erkennen. Windrufer. Geister, sie musste Zachary wiederfinden… und Leander. Und dann hier
verschwinden….
EagleWriter Den Schiffbruch spar ich mir ^^ lg E:W |
abschuetze Was soll man dazu sagen, bin auf die Fortsetzung gespannt :)) |
EagleWriter Na dann . Bleiben sie dran nach einer kurzen Werbepause( von 24 Stunden^^) geht es weiter ^^ lg E:W |