Gwendolin, die bunte Grille,
singt sein Lied bei Abendstille.
" Schlafe nie bei dem Radau",
sagt der Füßler zu seiner Frau,
stopft wütend in die Ohren sich Watte,
und schnarcht so laut wie Ratz die Ratte.
Frau Füßler färbt in die Haare sich Strähnchen
und schmiedet im Kopf ein eigenes Plänchen.
Schreibt aufs Papier folgende Worte:
"Beim Häppchenbuffet und Sahnetorte,
am nächsten Sonntag abends um Zehn,
kann jeder beim Tanzen die Hüften verdrehn.
Lade euch ein alle Großen und Kleinen,
ob mit zwei, vier oder gar keinen Beinen."
Nun wird gebadet, geschminkt und geföhnt,
die Herren der Schöpfung werden verschönt.
Jeder hat es eilig, niemand hat Zeit,
doch endlich, endlich ist es soweit.
Sie kommen geflogen, gefahren, gelaufen,
festlich geschmückt mit bunten Schlaufen.
Ob Biene, ob Hummel, ob Wurm oder Floh,
singen und lachen sind fröhlich und froh.
In der Hecke leuchten die Glühwürmchen cool,
Frau Ameise amüsiert sich im Liegestuhl.
Herr Füßler betrunken, völlig enthemmt,
tanzt mit Frau Mücke, die er nicht kennt.
Twistet, swingt und rockt wie sonst keiner,
nimmt keine Rücksicht auf Wenigbeiner.
Man wispert, zischelt, trinkt weißen Wein,
nur Gwendolin Grille, sitzt ganz allein.
Herr Füßler sieht wütend zu ihm hinüber,
wünscht er sei tot, das wäre ihm lieber.
Bucht ihn als Sänger, für sein Fest,
hofft die Blamage gibt ihm den Rest.
Gwendolin Grille verzieht keine Miene,
singt auch ein Ständchen für Susi Biene.
Man plaudert und feiert bis früh um Acht,
ich hab im Bett kein Aug zugemacht.
Im Rosenbeet liegen im tiefen Schlummer,
der Tausendfüßler, neben Herrn Brummer.
Will sie nicht wecken, schleiche durchs Gras,
da bewegt in der Sonnenblume sich was.
Dort kuscheln zärtlich Gwendolin Grille,
und die Frau Füßler in aller Stille.
Als sie mich sehen, zwinkert sie rüber,
schmunzelnd leg ich ein Blütenblatt drüber.
Ihr Geheimnis ist sicher, weiß es genau
hab es versprochen, von Frau zu Frau.
C) martina wiemers
Buchcover:Sarawut Padungkwan