Einblicke
"30 Tage - 30 Briefe"
Ist ein Projekt bei myStorys
ins Leben gerufen von Fia_Sophia.
Vielen Dank für die Anregung !
Liebe Leser,
ein Wort vorweg sei mir erlaubt.
Nicht alles, was geschrieben steht, entspringt meiner Wirklichkeit.
Ein jeder Brief ist gewürzt mit einer Prise Humor, Fantasie und "dichterischer" Freiheit.
... und der Empfänger ... ?
Mit etwas Glück bleiben diese Briefe unter uns ;-)
Liebe Grüße von A.B.
Brief an meine Lese-Paten-Kinder
Hallo meine Schneckchen,
ich weiß, ihr habt jetzt eure schwer verdienten Ferien.
Sicherlich seid ihr nun mit euren Eltern und Geschwistern in den Urlaub gefahren.
Viele von euch besuchen bestimmt Verwandte in eurer Heimat, in Vietnam, im Kosovo, in Russland, Albanien, Spanien, dem Irak und der Türkei. Habe ich vielleicht jemanden vergessen? Dann tut es mir leid, aber ihr kommt alle aus so vielen verschiedenen Ländern, dass ich mir das manchmal gar nicht merken kann. Aber das macht auch weiter nichts, denn ihr fühlt euch alle hier zu
Hause.
Die meisten von euch waren nun schon das zweite Jahr in meiner Lese-Paten-Stunde. Einen Teil von euch sehe ich da auch nicht wieder, da ihr in die dritte Klasse versetzt werdet. Ich hoffe doch aber, euch zu wenigsten hin und wieder in der Schulbibliothek wieder zu finden. Ihr wisst doch, Lesen ist überall angesagt. Auch wenn ihr in Mathe oder Sachkunde spitzen mäßig seid, lesen gehört stets dazu. Ach und wir haben viel interessante Bücher in der Bibliothek, nicht nur „Gregs Tagebuch“ ;) ;) ;)
Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß in
der neuen Klasse und den vielen neuen Unterrichtsfächern.
Ja und ein Teil von euch bleibt noch ein Jahr oder auch zwei (was ich nicht hoffen möchte)bei mir zum Lesen und Knobeln. Ich habe auch wieder neue Geschichten für euch geschrieben und mir tolle Rätsel ausgedacht. Auch ein neues Spiel habe ich wieder für euch. Ich habe es Scrabble-Domino genannt. Das ist ein Spiel zum Denken, Lesen und Schreiben. Es wird euch bestimmt so viel Spaß machen, wie die anderen Spiele auch.
He Leute, ich hoffe, ihr habt in den
Ferien das Lesen nicht verlernt? Immer mal wieder einen Blick in ein Buch geworfen? Was hab ich euch gesagt? Nur wer jeden Tag ein bisschen liest, ob beim Einkaufen, beim Fahren in der Straßenbahn oder wo auch immer, wird im Lesen spitze werden. Zu Lesen gibt es überall etwas. Augen auf. Da wo etwas geschrieben steht, kann man lesen üben :) :) :)
Tja meine Mäuse, ihr gehört ab September dann schon zu den „Alten“, denn es kommen wieder neue Jungen und Mädchen in eure Klassen. Auch da werden wieder Kinder dabei sein, die zu mir in die Lese-Paten-Stunde kommen.
Ihr werdet doch den „Neuen“ zeigen, wie man Lesen und Schreiben lernt und sie dabei unterstützen? Ich weiß, dass es manch einem von euch Spaß macht.
Nun aber sollt ihr den Rest eurer Ferien genießen. Das Wetter ist fantastisch und ihr könnt viel draußen im Freien verbringen.
Bitte nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen und „Ab-Ballern-Spiele“ spielen.
So etwas will ich dann gar nicht von euch hören, wenn ihr mir erzählt, was ihr im Urlaub alles erlebt habt :))
Dann will ich euch auch nicht weiter auf
den Keks gehen und verabschiede mich bis zum neuen Schuljahr. Macht's gut … und … immer schön lesen.
Eure Lese-Patin Frau Schuetze
;
Brief an eine ehemalige Lehrerin
Liebe Frau J.
vierzig Jahre ist es nun her, dass ich die Schule verlassen habe. Ich bin nicht wie geplant Lehrerin geworden und ich habe auch nicht wie angenommen einen kreativen Beruf erlernt.
Herr W. hat aber auch nicht das Rennen gemacht.
Ich habe nicht Mathematik studiert, nicht Chemie und nicht Physik. Auch aus dem technischen Zeichnen und der Architektur ist nichts geworden.
Schade werden Sie jetzt sicherlich denken, du warst doch so begabt.
Ich bin nur ein simpler Banker geworden. Doch was soll's.
Meinen Fabel für Mathe und Chemie habe ich an meine älteste Tochter weiter gegeben. Sie hat es zu ihrem Beruf gemacht.
Den kreativen Teil habe ich mir bewahrt.
Lange Zeit habe ich noch im Chor gesungen und in meiner Freizeit viel gezeichnet.
Handarbeiten jedoch sind nie aus meinem Leben verschwunden. Was habe ich nicht alles genäht, Hosen, Blusen, Kleider, mein Hochzeitskostüm...
Es hat sich 100% ig ausgezahlt, dass ich neben dem Handarbeitsunterricht auch Ihre AG besucht habe. Ich habe gern und viel genäht. Als meine Kinder so eins
nach dem anderen kamen, habe ich mich auf Arbeiten mit Wolle gestürzt. Häkeln, Stricken, Knüpfen waren meine Welt. Es stimmt mich immer ein bisschen traurig, wenn ich sehe, dass die Kinder bzw. Jugendlichen von heute gar nicht mehr wissen, wie die verschiedenen Nadeln zu handhaben sind.
Meinen Kindern habe ich versucht zu wenigsten die Grundkenntnisse zu vermitteln, doch die nötige Ausdauer konnte ich ihnen nicht mitgeben. So blieb es halt dabei, entweder ich „handarbeite“ für die Familie oder es wird einfach fertig gekauft :))
Oh man und gebastelt haben wir, bei jeder Gelegenheit, Ostern, Weihnachten,
Geburtstage... Fensterbilder gemalt... und vieles mehr. Aber meine Kinder sind nun erwachsen und die kreativen Zeiten drohen irgendwo in der Versenkung zu verschwinden. Es ist schade, dass diese Potential nicht weiter genutzt wird.
Ich weiß. Nun versuche ich in der Schule etwas von meinem Wissen und Können umzusetzen.
Ehrenamtlich, versteht sich. Schauen wir mal, ob ich damit Glück habe.
Derzeit arbeite ich, auch ehrenamtlich, in der Schulbibliothek und als Lese-Pate. Doch wer will seine ganze Zeit nur ehrenamtlich tätig sein. Ich werde dann noch einen Brief an die Direktorin meiner Schule schreiben.
Vielleicht lässt sich ja etwas bewerkstelligen.
So liebe Frau J., jetzt kommt, was Sie besonders erfreuen wird.
Sie, als Deutschlehrerin.
Ich habe angefangen zu schreiben. Ich kann hören, wie Sie sagen: “Das habe ich doch vorausgesagt. Bei den Aufsätzen, die die A.B. geschrieben hat, musste das so kommen.“ Ja, ja, lachen Sie ruhig. Sie haben es vielleicht vorausgesehen, aber ich in keinster Weise. Niemals hätte ich gedacht, jemanden meine Geschichten zu zeigen. Es war niemals gut genug für mich, wie sollte es dann den Ansprüchen anderer genügen?
Aber ich habe mich durchgerungen und bin froh über diesen Schritt, denn sonst hätten Sie nie diesen Brief von mir bekommen. Ist er doch ein Projekt von Mitschreibern/innen von „myStorys“, wo Sie auch meine Werke lesen können.
In der Gewissheit, Ihnen damit eine besondere Freude zu bereiten, schicke ich Ihnen den Link zu meiner Profilseite
(http://www.mystorys.de/profil/abschuetze)
und verbleibe bis zum nächsten Brief (der auf jeden Fall folgen wird)
als Ihre ehemalige Schülerin
A.B.Schuetze
Brief an die Direktorin meiner Schule
Liebe Frau D.
heute, drei Wochen vor Beginn des neuen Schuljahres möchte ich Ihnen meine Mitarbeit als Lese-Pate zusichern. Ich bin ja nun seit zwei Jahren ehrenamtlich in Ihrer Schule tätig und es macht mir noch immer sehr großen Spaß. Da ich weiß, dass seit dem Tod von T. die Bibliothek nur sporadisch geöffnet ist und weitere Mitarbeiter fehlen, erkläre ich mich gern bereit, auch einen Nachmittag in der Woche dafür aufzuwenden.
Ich arbeite sehr gern mit den Kindern, wovon Sie sich sicherlich schon ein Bild gemacht haben. Aus diesem Grund fällt
es mir auch nicht schwer,die Stundenzahl meiner Tätigkeit in der Schule zu erhöhen. Es ist mir schon klar, mehr kann nicht gezahlt werden. Die Stundenzahl und das Honorar sind fest verankert mit max. 12 Doppelstunden im Schulhalbjahr.
Nur finde ich es mehr als befremdlich, dass das Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeitern so wenig gewürdigt wird. Wo liegt denn das Problem, die wenigen Freiwilligen mit höheren Entschädigungssätzen zu honorieren?
Sehen Sie, wenn Sie mehr ehrenamtliche Mitarbeiter einsetzen, zahlt das Bezirksamt mehr Geld. Aber wenn
weniger Ehrenamtliche, weil nicht gewünschte Anzahl zur Verfügung steht, das doppelte Stundenpensum absolvieren, spart der Bezirk. Warum werden diese vorhandenen Gelder nicht umgelegt? Es liegt mir fern, hier zu meckern. Ich liebe meine Tätigkeit und die Kinder mögen mich.
Es soll lediglich ein Wink sein, über diese Problematik nachzudenken.
Unsere Kinder brauchen die Betreuung, die Förderung, die Zuwendung, die sie zum Teil nicht vom Elternhaus erwarten können. Sie wissen das. Es gibt arge soziale Schwachpunkte gerade auch in unserem Kiez.
Ich habe Ideen ohne Ende, die ich in die
Arbeit an der Schule einbringen könnte. Sie erschließen sich über Lesestunden, Bastelnachmittage bis hin zur gemeinsamen Erledigung der Hausaufgaben, in den Fällen, wo die Eltern dies wünschen. Mein Engagement kommt nicht nur den Kindern zu gute, sondern entlastet auch die Erzieher im Hort, denn wie oft muss ein Erzieher zwei Gruppen beaufsichtigen.
Nun, wie dem auch sei. Planen Sie mich bitte ab September wieder als Lesepate und an einem Nachmittag in der Schulbibliothek ein.
Teilen Sie mir bitte mit, wann ich dann meine Tätigkeit beginnen soll.
Ich wünsche Ihnen und dem
Lehrerkollegium schöne Restferien
und
verbleibe mit freundlichen Grüßen als Ihre
A.B.Schuetze