Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie. Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.
Schließlich, doch gezwungen, sich einem der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen.
Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird.
Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster.
Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
Ordt hatte in den Gängen des Kaiserpalastes längst jede Orientierung verloren. Von draußen drang der Lärm, der unter ihnen tobenden Schlacht herein, und auch in den Hallen der Zitadelle wurde gekämpft. Die Prätorianer griffen die kleine Gruppe um den Gejarn und Simon immer wieder an, nur um sich dann wieder zurück zu ziehen, und später wieder aufzutauchen,. Die kaiserliche Leibwache kannte die Flure dieses Orts und sämtliche Abzweigungen. Sie hingegen, mussten
darauf vertrauen, dass Simon sie führte. Der Zauberer rannte mittlerweile fast. Ihre Schritte hallten von den teilweise gesprungenen Marmorplatten wieder, die den Boden bedeckten. Zersprungenes Glas lag, zusammen mit umgestürzten Säulen, in ihrem Weg. Der erzwungene Absturz der fliegenden Stadt hatte schwere Schäden am Palast und auch an den übrigen Gebäuden hinterlassen. Und über zwei Dutzend Prätorianer waren schon tot hinter ihnen zurück geblieben. Aber noch war es nicht vorbei, wie dem Wolf nur zu bewusst war. Sie hasteten weiter durch die lichterfüllten Gänge des Palastes, bis Simon schließlich vor einer zweiflügligen Tür aus schwerem Holz
stehen blieb. In die Oberfläche des Tores waren kunstvolle Schnitzereien eingefügt und die dort abgebildeten Figuren waren teilweise mit Blattgold und Silber überzogen. Es waren Bilder… Szenen aus dem Leben des Hauses Ordeal, vom Aufstieg bis zu ihren letzten großen Schlachten. Und über dem hölzernen Werken thronte die Gestalt eines versilberten Drachens. Die Statue war auf einem Vorsprung über dem Portal angebracht und spie eiserne Flammen in die Luft. Das war es also. Der Thronsaal musste gleich auf der anderen Seite sein. Vor der Tür wartete eine Gestalt, die in eine violette Robe gekleidet war. Um sich hatte der Mann vierzehn Prätorianer
gescharrt, die einen Halbkreis vor den schweren Flügeltüren bildeten. Ordt wurde langsamer, als Simon vor den Männern stehen blieb. Auf ihrer Seite hatten sie noch weniger als ein Dutzend Soldaten. „Ich bin überrascht, das sich Tiberius Ordeal mir nicht selber stellt.“, erklärte der Zauberer, als die Gestalt in der violetten Robe vortrat. „Darian Karr, Kaiserlicher Magier. Ihr seid weit gekommen, das muss man Euch lassen. Zu weit.“ Darian hatte eine einfache Kette um sein Handgelenk gewickelt, darin eingelassen, vier tropfenförmige Steine. Simon nickte.
„Ich schätze, dann haben wir es Euch zu verdanken, dass die Stadt so schnell wieder in der Luft war.“ Seinen Zauber wieder aufzuheben, musste dem Mann eine unvorstellbare Menge Kraft gekostet haben…. „Es war dumm von Euch, den Kaiser herauszufordern.“, erwiderte sein Gegenüber nur. Die Prätorianer an der Seite des Magiers zogen die Schwerter. „Wir werden sehen.“ Simon zog seinerseits das Kästchen mit den Tränen hervor. Die Soldaten des Zauberers, genau wie die Prätorianer wichen zurück und prallten schließlich, weitab der beiden neuen Kontrahenten,
aufeinander. Ordt warf einen Blick zurück zu den beiden Magiern, während er sich den letzten Verteidiger Cantons stellte. Darian stand nach wie vor direkt vor dem Tor zum Thronsaal. Blitze umzuckten die Gestalt des Magiers, während die Steine in seiner Hand aufleuchteten. So als wäre der Mann das Zentrum seines eigenen Sturms. Simon Belfare wartete lediglich, seine drei Tränen in der offenen Handfläche haltend. Ordt wusste nicht, wer von beiden stärker war, aber Simon hatte sich unmöglich schon von dem Zauber erholen können, der die Stadt aus den Wolken gerissen hatte.
Darian streckte beide Hände vor, aus denen sich ineinander verschlungene Blitze lösten, gelblich und blau flackernd, bahnte sich der Zauber seinen Weg durch die Luft auf seinen Gegner zu. Statt Simon jedoch zu treffen, teilte sich der Strom aus Energie vor ihm und umfloss den Hexer wie Wasser einem Felsen im Sturm. Hinter ihm schlugen die Blitze wirkungslos in die Wände, zertrümmerten Säulen und Statuen, zusammen mit weiteren Marmorfliesen. Das Gesicht des kaiserlichen Hofzauberers erstarrte zu einer Maske, während er den Zauber umlenkte und nun eine Wand aus Feuer auf Simon zu jagte. Dieser lächelte nur schwach.
Bevor die Flammen ihn ganz umschlossen, hob er eine Hand und das Inferno kam genau vor ihm zum Stehen. Als wäre die Luft plötzlich zu einer unüberwindbaren Barriere geworden, leckten die Flammen scheinbar an nichts… und wurden langsam von der unsichtbaren Mauer zurückgedrängt. Darian standen Schweißerlen auf der Stirn, während sein Zauber sich nun auf ihn richtete. Er machte ein paar Schritte zurück… dann brach die Magie in sich zusammen. Die Flammen verloschen augenblicklich zu kleinen Rauchwolken. Diese wurden sofort von der magischen Druckwelle, die Simon erschaffen hatte, erfasst. Nun durch nichts mehr gebremst,
erfasste der Zauber den Hofmagier und schmetterte die hilflose Gestalt durch das Holz der Tore. Die Pforte wurde aus den Angeln gerissen und schlug mit ohrenbetäubendem Lärm auf dem Boden des Thronsaals auf. Für einen Moment war es totenstill. Selbst der Schlachtlärm draußen schien kurz aufzuhören. Prätorianer und Soldaten gleichermaßen ließen die Waffen sinken. Ohne auf die umstehenden Kämpfer zu achten, trat Simon durch die nun offene Pforte. Ordt musste sich Mühe geben, nicht zu erschaudern, als der Mann den Kopf kurz zu ihm drehte. Dieses Mal hatte er sich endgültig völlig verausgabt. Der siegreiche Magier bewegte sich
schwerfällig, als er den ersten Fuß in den Thronsaal setzte. Wie beiläufig hob Simon die Kette mit den vier Tränen Falamirs auf. Mehr war von Darian Karr auch nicht geblieben. Die hohen Hallen waren verlassen. Das Gemälde des Abendhimmels über ihren Köpfen leuchtete im Schein einer Vielzahl magischer Kristalle. Und im Zentrum des Saals erhob sich der Kaiserthron Cantons. Die honigfarbenen, durchscheinenden Edelsteine warfen Muster auf den polierten Marmorboden. Goldene Andern zogen sich durch die weißen Fliesen. „Ist Euer Ehrgeiz jetzt endlich
befriedigt?“ , wollte eine einsame Gestalt vor den Stufen des Bernsteinthrones wissen. Tiberius war so alt, wie Simon im Augenblick wirkte. Trotzdem hielt er den Rücken grade, als der Zaubererfürst, zusammen mit den noch zögernden Soldaten und scheinbar ratlosen Prätorianern in die Halle trat. Gekleidet war er in das kaiserliche Ornat Cantons. Die uralte Krone mit dem darin eingelassenen, einzelnen, wasserklaren Bergkristall wirkte etwas zu groß für seinen Kopf. „Nein.“ Simon zog das Schwert. „Und darum ging es mir nie.“ Tiberius schüttelte lediglich den Kopf.
„Sei es wie es sei. Bringen wir es zu Ende. Wir wissen beide wie. Ich werde nicht als Euer Gefangener sterben, Zauberer.“ Simon nickte, bevor er den Schwertgriff mit beiden Händen packte und in die Höhe riss. Der Stahl sirrte in einem graden Schwung durch die Luft, die plötzlich mit Blut gefüllt war. Der Körper von Tiberius Ordeal sackte enthauptet zur Seite. Die Krone Cantons sprang scheppernd über die Fliesen davon, bis Ordt sie schließlich mit dem Fuß anhielt und aufhob. Der Gejarn hob den schweren Goldreif auf, während Simon sich zu den in der Halle wartenden umdrehte. Einer nach dem
anderen ließen die überlebenden Kämpfer des Kaiserreichs die Waffen fallen. Ohne Kaiser gab es keine Prätorianer mehr. Ohne Kaiser gab es auch keine Garde mehr…. „Lasst folgendes verkünden.“, rief Simon über die einsetzende Stille hinweg. „Tiberius Ordeal ist tot. Die Prätorianer sind ab diesem Moment aufgelöst. Wir kontrollieren die fliegende Stadt. Jeder, der noch die Waffe gegen uns erhebt, kämpft eine verlorene Schlacht. Wer sich jedoch ergibt, der kann davon ausgehen, gut behandelt zu werden. Und vielleicht bald in einer neuen Armee zu dienen. Ab
heute hat diese Welt einen neuen Herrscher.“ Sofort rannten zwei oder drei Kämpfer los, um die Nachricht zu überbringen. Und wenige Momente später hallte auch schon eine magisch verstärkte Stimme über die ganze fliegende Stadt und das unter ihr tobende Schlachtfeld. „Die fliegende Stadt ist gefallen.“ Simon konnte es praktisch vor sich sehen. Ein unendliches Meer aus Köpfen, das plötzlich nach oben sah. Eine von jetzt auf gleich einsetzende Stille, als Tausende die Waffen sinken ließen… und dann brandete plötzlich Jubel von unten herauf, durchmischt mit dem Klirren von Waffen, die fallen gelassen wurden.
Leif und Robert hielten kurz inne, als die Nachricht durch die Straßen der Stadt verbreitet wurde. Aber keiner der beiden Kontrahenten ließ sich dadurch lange genug ablenken, um einen Fehler zu machen. Robert stürzte sofort vor, in der Hoffnung seinen alten Lehrmeister dadurch abgelenkt zu erwischen. Der Schmied jedoch parierte den Hieb mühelos und sofort setzten sie ihren Schlagabtausch fort. Keinem war es möglich, einen Vorteil über den anderen zu gewinnen. Letztlich würde Ausdauer oder der Zufall entscheiden müssen, wer von ihnen siegreich war. In der Stille, die nach dem Ende der Kampfhandlungen einsetzte, war das Klirren der Schwerter
das einzige Geräusch, das in der fliegenden Stadt wiederhallte. Robert trat nach ihm und zwang ihn dadurch, durch die Palasttore hinaus in die Straßen der Stadt zurück zu weichen. Leif zog ein Messer aus seinem Stiefel und warf die Klinge blind nach seinem Gegner. Das Geschoss verfehlte Robert weit und der Prätorianer sprang vor, während der Schmied noch keinen sicheren Stand wiedergefunden hatte. Leif konnte ausweichen, aber nicht mehr schnell genug. Die Klinge hinterließ einen tiefen Schnitt in seinem Bein. Ein zufriedenes Lächeln trat auf die Lippen des Prätorianers. Leif rammte ihm einen Ellenbogen auf die Nase. Aufheulend
stolperte sein Gegner zurück und der Schmied nutzte die Gelegenheit um Robert die Beine weg zu ziehen. Die Klinge wurde Robert aus der Hand geschleudert und der Prätorianer stürzte auf das Pflaster. Sofort war Leif über ihm und setzte ihm das Schwert an die Kehle. „Es ist vorbei Robert. Der Kaiser ist tot. Die Prätorianer sind besiegt. Es ist vorbei.“ Der Schmied trat zurück, während sich der geschlagene Mann wieder aufrichtete. Robert lachte nur. „Es ist nie vorbei Leif. Nicht wenn Ihr es jetzt nicht zu Ende bringt. Ich werde Euch jagen. Und ich werde Euch
finden, versteht Ihr mich?“ „Dann muss es sein.“ Leif zog die Pistole aus seinem Gürtel und richtete die Mündung auf sein halb kauerndes Gegenüber. „Na los.“, schrie Robert, als der Schmied zögerte.„Dann ist das endlich entschieden.“ Leif ließ die Pistole fallen. Die Waffe schlug klappernd auf dem Pflaster auf und blieb vor den Knien des Prätorianers liegen. Der Schmied drehte sich einfach um und machte Anstalten in Richtung Palast davon zu gehen. Robert packte die Pistole mit zitternden Händen. „Leif!“ Er richtete die Mündung auf den Rücken seines alten Lehrers.
„Kommt gefälligst zurück.“ Der Schmied blieb tatsächlich kurz stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um. „Ich glaube wir wissen beide, das diese Kugel nicht für mich bestimmt ist. Von unserer Welt wird nichts übrig bleiben, Robert. Unser beider Zeit ist vorbei. Die Schlachtfelder werden nicht mehr von Ehre bestimmt. Von Stahl und Panzer. Sondern von Feuer. Von genau dem, was Ihr da in Händen haltet. Wir sind eine aussterbende Art. Ich kann damit leben. Ich habe dem allem schon lange abgeschworen. Aber Ihr ?“ Leif wandte sich ab und verschwand in den Straßen, die ihn zurück zum
kaiserlichen Palast bringen würden. Sobald hier alles geklärt wäre, wollte er nach Erindal zurück. So schnell wie möglich. Als der Schmied grade den ersten Schritt in die Flure des Palastes machte, hallte ein letzter Schuss durch die Straßen der fliegenden Stadt. Mit dem heutigen Tag begann eine neue Ära. Ob gut oder schlecht, das wusste er noch nicht zu sagen. Und es würde wohl eine Weile dauern, bis es sich herausstellen würde. Vielleicht wäre es das Beste, wenn die Geschichtsbücher seine Teilhabe dabei einfach vergaßen….
EagleWriter Mal sehen, wenn ich mich mal dran setzte das ganze zu überarbeiten, feile ich da noch mal ein bisschen lg E:W |
EagleWriter Oder doch noch ein Plottwist ^^ Nebenfeststellung : irgendwie wollen die MS-Server mir heute kein Coverbild gönnen. lg E:W |