Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie.
Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Schließlich, doch gezwungen, sich einem
der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen.
Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird.
Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster.
Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
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Erik ging aufgebracht auf und ab. Doch die Wut des Unsterblichen war gegen niemand Bestimmtes gerichtet. Zumindest gegen niemand, der für ihn greifbar gewesen wäre. Immer noch lagen die Splitter der zerstörten Träne Falamirs über den Boden des Thronsaals verstreut, jedoch war er der Einzige, der von ihnen in der Halle zurück geblieben war. Er und die Gejarn, die sich unruhig regte. Er hatte vielleicht die Blutungen stoppen können, aber ob das ausreichte war eine andere Frage.
Der Arzt hatte den Schmied und alle anderen letztlich aus dem Raum scheuchen müssen, um in Ruhe arbeiten zu können und da Leif leider recht… schwer zu überzeugen sein konnte, hatte er den nun herrenlosen Thron vor die Tür geschoben. Noch war nichts sicher. Auch nicht, was Simon tun würde, jetzt wo die Träne verloren war. Nur eines war klar: Der Kaiser war auf dem Weg. Und damit eine Schlacht, die alles entscheiden müsste. Der Zauberer, hatte seinerseits, seine Leute nach Erindal gerufen und so weit das Auge reichte, lagerte nun die Armee um die Stadt herum. Von Robert und seinen Prätorianern war nichts mehr zu
finden gewesen, nachdem Ordt mit einer Handvoll Soldaten den gesamten Palast durchkämmt hatte. Doch Erik beschäftigte momentan ein ganz anderes Problem. Er hatte Lewyn retten können. Warum nicht noch einmal ? Aber er kannte die Antwort. Weil ein anderer in der Nähe war. Er hatte sich schon eigemischt. Und doch war er so weit, das ihm das mittlerweile egal war. Sollten sie ihn doch stoppen, wenn sie glaubte das zu können. Mit einem Ruck drehte er sich herum und trat an den mit Kissen gepolsterten Tisch, auf dem Celani lag. „Erik. Was glaubst du da zu tun?“ Eine Windböe fuhr durch den Raum und
manifestierte sich in einer Ecke zu einer Gestalt. Eine graue Löwin trat daraus hervor. Mhari…. „Na, zu was Euch offenbar der Mut fehlt.“, erklärte er aufgebracht. Die Gejarn schüttelte den Kopf. „Du kennst die Regeln.“ „Verflucht seien Eure Regeln.“ Der Arzt wirbelte herum, keinen Schritt mehr von Mhari entfernt. Etwas Gefährliches blitzte in seinen Augen auf. „Mich hat niemand gefragt, ob ich daran gebunden sein will. Ihr habt mich benutzt, wie der Bauer, der ich für Euch war. Bis es zu spät war, mich zu entscheiden.“ „Erik, bitte fordere mich nicht
heraus.“ Ihre Stimme hatte etwas Flehendes. Ein silbriger Schimmer legte sich über ihre Gestalt. „Du weißt, wie das ausgehen muss.“ „Dann halt mich doch auf.“, erklärte der Arzt. Die Schatten schienen sich um seine Gestalt zusammenzuziehen. „Los… Vernichte mich einfach. Wenn Du das denn kannst.“ Die Löwin trat einen Schritt zurück und der Lichtschimmer verlosch. „Die anderen werden es….“ „Feiglinge. Ihr alle.“ Erik klang nicht mehr so hart wie zuvor. Die Schatten um ihn zerstreuten sich und ließen nur einen ausgebrannten Mann zurück. Älter, als er aussah.
Verzweifelter, als er je zugeben würde. „Bin ich denn der Einzige von uns, der noch den Mut hat, für irgendetwas einzutreten?“ „Und das ist der Grund, aus dem wir Beide noch unter den Menschen Wandeln.“, meinte sie versöhnlich. „Du warst nie damit zufrieden, nur daneben zu stehen. Dir ist erlaubt zu tun, was ein Sterblicher könnte. Tu das. Aber mehr ist Dir schlicht nicht möglich.“ Erik stützte beide Hände auf dem Tisch ab. „Ich kann nur ihre Schmerzen lindern Mhari. Und die äußeren Verletzungen behandeln. Was die Inneren angeht, bleibt mir nur abzuwarten. Sie wird sich
selber heilen müssen. Letztlich kann ich nach wie vor nicht in Körper sehen.“ Er drehte sich wieder zu der Gejarn um.„Aber wenn Du schon einmal hier bist, sieh zu von Du irgendwo frisches Leinen auftreiben kannst.“ Mhari legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du bist ein guter Arzt, Erik. Das warst Du immer. Ich bin gleich zurück….“ Mit diesen Worten verschwand sie einfach. Eine Windböe, die sich von einem Augenblick zum anderen auflöste. „Ja…“ Mhari hatte ihre Art einen Aufzumuntern. Und gleichzeitig wünschte er sie ins ewige Feuer.
Zur gleichen Zeit, hatten sich die anderen in einem weiteren Saal des Stadtpalastes versammelt. Simon Belfare ging wie der Arzt, einige Räume weiter, auf und ab. „Dann müssen eben drei Steine ausreichen.“, erklärte er aufgebracht, während Leif und die anderen stumm warteten. Ordt trat vor. „Herr, das reicht niemals.“ „Es reicht, wenn ich selber noch zum Zauber beisteuerte.“, erklärte der Hexer und schlug mit der Faust auf den Kartentisch, der in der Mitte der Halle aufgebaut war. Soldaten und Magier in grünblauen Roben standen im Saal
verstreut. Ihre türkisfarbenen Umhänge trugen das Symbol des Sangius-Ordens zur Schau. Den Blutstropfen. Leif schien es ein wenig besser zu verstehen. Nicht Überheblichkeit. Es war kein Symbol der Überlegenheit, das sie sich auf die Umhänge genäht hatten, es war das ihrer Bürde. Ein Makel, der es ihnen unmöglich machte, je das zu leben, was man normal nennen konnte. Aber eins, das sie mit Stolz trugen. Die Panzer der Soldaten wiederum, zeigten das Doppelwappen von Simons erträumter Ordnung. Ob Leif diesen Traum, für die Fantasie eines Größenwahnsinnigen, oder für erreichbar hielt, stellte längst keine Frage mehr da. Sie würden alle sterben,
wenn es sich als ersteres entpuppte. Der Kaiser war hier. Und nicht nur der Kaiser…. Die fliegende Stadt selbst hing als erkennbarer dunkler Punkt am Horizont, umgeben von einem Meer aus Lanzen und Gewehren. Der Thron der Götter. Der Schmied hielt die Augen geschlossen. Celani. Erik mochte sich um die Gejarn kümmern, aber so viel Vertrauen er auch in seinen Freund hatte… er hatte sich erst vor wenigen Stunden, ihr Blut von den Händen gewaschen. Und wenn der Kaiser jetzt hierher kam… nein er würde sie nicht verschonen, wenn Simon
versagte. Leif legte eine Hand auf den Schwertgriff. Er hatte sich geschworen nie wieder zu Kämpfen. Diesen Eid hatte er schon gebrochen. Er hatte sich geschworen nie wieder in den Krieg zu ziehen. Und wie es aussah, musste er nun auch diesen Eid brechen. „Ihr werdet die fliegende Stadt selbst angreifen, vermute ich.“ Ordt nickte. „Das ist unser Plan. Die Armeen sind etwa gleich stark und werden auf offenem Gelände aufeinander treffen. Diese Schlacht wird durch reinen Blutzoll entschieden werden, nicht
Strategie. Wer bereit ist, mehr Männer zu opfern… vorausgesetzt wir nehmen der Schlange nicht den Kopf.“ „Der Kaiser muss sterben.“, schloss Simon. „Dann ist dieser Krieg sofort vorbei.“ Leif atmete tief durch. Die feigende Stadt erstürmen… ein wahnsinniges Unterfangen. Dagegen war alles, was er bisher erlebt hatte, ein reines Kinderspiel. Und Robert würde dort auf ihn warten. Ob er an so etwas wie Schicksal glaubte… er wusste es nicht. Aber wenn er dorthin ging, würde der Prätorianer ihn nicht ignorieren können. „In diesem Fall… habt Ihr mein Schwert. Ich habe durchaus noch eine
eigene Rechnung mit Tiberius offen.“ „Mir ist jedes Schwert willkommen, auch wenn Ihr eigene Gründe habt… ich schwöre Euch, Ihr werdet es nicht bereuen, wenn wir Erfolg haben.“ „Sorgt nur dafür, dass dieser Bastard zahlt.“, erwiderte Leif. „Heute stecken wir den Himmel in Brand.“, erklärte Simon nur. „Sucht meinen Waffenmeister. Er soll Euch alles geben, was Ihr wünscht.“ Leif nickte. „Ruft mich einfach, wenn Ihr soweit seid.“ Mit diesen Worten trat der Schmied aus dem Raum. Bevor die Tür jedoch zufiel, folgte ihm Kornelius. „Sicher, dass du das nicht bereuen
wirst?“, wollte der Alte wissen, während er ihm durch die Palastflure folgte. Der Zaubererfürst hatte eine provisorische Waffenkammer, einige Räume weiter einrichten lassen. „Doch. Aber wenn es nicht heute endet, wann dann ?“ „Du wirst hier nicht den Ausschlag geben Leif. Entweder, Simon siegt, oder wir finden uns alle bald im kaiserlichen Kerker wieder. Oder am Galgen. Ich will nur nicht, dass Du mit einem schlechten Gewissen zum Richtblock gehst.“ „Das ganz sicher nicht. Nein…“ Leif blieb stehen, als sie die Tür zum Thronsaal passierten. „Geht zurück zu den anderen,
Kornelius. In wenigen Stunden ist das alles vorbei. So oder so. Aber ich… ich muss gehen. Ich habe gar keine Wahl. Aber der Gedanke zu gehen und….“ „Du willst Dich verabschieden.“ Kornelius klopfte ihm auf die Schulter. Dann hielt er kurz inne und zog den Schmied in eine Umarmung. „Pass einfach auf Dich auf Junge. Und komm mir ja in einem Stück nach Hause. Mach nichts Dummes. Es gibt hier noch mehr Leute, die auf Dich warten. In Westfall und in Goldbrück.“ „Und was wäre das für eine Heimkehr….“ „Sieh zu, dass sie sich lohnt. Ich will nicht Deine Leiche mit mir zurück in die
Heimat bringen. Oh und wenn Celani aufwacht will ich auch nicht derjenige sein, der ihr das erklären muss.“ Kornelius löste sich von ihm und machte sich auf den Weg zurück den Gang hinab. Leif klopfte vorsichtig an die Tür. „Erik… lasst Ihr mich jetzt wieder rein?“ Es dauerte eine Weile, bis sich etwas tat, dann jedoch hörte der Schmied wie etwas beiseite gezogen wurde und drückte die Tür auf. Zu seiner Überraschung, war der Arzt nicht alleine. Erik hatte den schweren Stuhl, mit dem er die Tür blockiert hatte, beiseite gezogen. Und mitten im Raum
stand Mhari. Leif fragte erst gar nicht, was die Gejarn hier zu suchen hatte. „Ihr seht aus, als wolltet Ihr zu Eurem eigenen Begräbnis.“, stellte die Löwin trocken fest. „Nicht meines, aber das des Kaisers wenn es nach mir geht. Es endet heute.“ Der Schmied trat an die Liege mit Celani heran. „Sie… sie kann mich nicht hören, oder?“ Erik zuckte mit den Schultern. „Das... weiß ich ehrlich gesagt gar nicht.“, gab er zu. „Dann… hoffe ich einfach darauf, wie?“ Er schloss einen Moment die Augen. „Das hier ist bald vorbei. So
oder so. Und ich… ich kann nicht versprechen, das ich zurück komme. Das wäre nicht ehrlich. Aber… was ich sicher weiß ist, das die letzten Monate mir wieder einen Sinn gegeben haben. So lächerlich das klingt, bevor ich Dich kennen gelernt/ habe, habe ich nicht mehr für viel gelebt. Und wenn ich die Wahl hätte, ich würde nichts ändern. Und nichts bereuen. Aber… das sagt wohl jeder. Und… mir fehlen wirklich einmal die Worte.“ Leif drehte sich zu den anderen um. „Zeit zu gehen. Wir sehen uns, in der fliegenden Stadt wieder… oder gar nicht.“ Es fiel ihm schwer den Raum zu
verlassen und Leifs Schritte kamen ihm zu langsam vor. Als bestünde der Boden aus Teer. Sein Blick wanderte noch einmal zurück zu Erik, Mhari und zu der bewusstlosen Gejarn. Es brachte nichts mehr, zu warten. Leif trat durch die Türen hinaus und lenkte seine Schritte zu den Waffenkammern. Es war ein seltsames Gefühl und doch vertraut. Der Kodex der Prätorianer hallte durch seinen Verstand. Leere, tote Worte, denen er jetzt mehr denn je den Krieg erklärt hatte. Wir sind das Schwert des Kaisers Möge er ewig
herrschen Nicht wenn es nach ihm ging. Wir sind der Wille der fliegenden Stadt Möge sie niemals fallen Genau das war der Plan. Wir sind die Faust der Götter Mögen sie unsere Ziele segnen Er glaubte nicht daran, dass die Götter sich für irgendjemanden
interessierten. Wir sind das Schild des Reichs. Möge es niemals zerbrechen Und doch stand genau das in Aussicht. Wir vergessen nicht: Unsere gefallenen Brüder Einer dieser Gefallenen kam grade zurück. Wir ehren unsere gefallenen Brüder durch den
Sieg Den es dieses Mal nicht geben würde. Leif trat ohne ein Wort in die Waffenkammer des Palastes. Auf langen Holztischen und Wandständern waren Waffen und Rüstungsteile aufgebaut. Der Schmied zog eine Pistole aus dem Arsenal, dazu mehrere Messer. Ein Schwert besaß er bereits und auch wenn die Waffe für einen Gejarn gefertigt worden war, hatte ihn die Klinge bisher gute Dienste erwiesen. Es gab einige Plattenpanzer, aber der Schmied verzichtete gezielt darauf. Das würde ihn nur langsam machen. Er kämpfte nicht in
einer Formation als Soldat. Er unterstand Simon nicht. Geschwindigkeit war entscheidender. Er zog eine leichte, nietenbeschlagene Lederpanzerung über. Die Rüstung war an Armen und Schultern mit Kettenpanzerung verstärkt. Die Metallstücke würden eine verirrte feindliche Klinge oder einen Pfeil abwehren. Aber gegen einen direkten Angriff kaum Schutz bieten. Soweit ließ er es also am besten erst gar nicht kommen. Beinschienen und Stiefel aus einer Mischung aus Ketten und dickem Leder folgten. Leif ließ die Messer in mehreren Schlaufen an den Stiefeln verschwinden. Die Pistole und ein paar Handschuhe klemmte er in den Gürtel.
Noch bevor er die Kammer wieder verlassen hatte, schallte der Klang eines Horns über die Stadt Erindal.
Es war Zeit.
EagleWriter Ne, Geisterbäume sind heilige Städte der Gejarn. Die Unsterblichen sind noch einmal eine ganz eigene Kategorie. Und ja , das ist nun mal wirklich kein Spoiler, Simon gewinnt. Zwangsweise. Allerdings wird der sich am Ende noch umgucken^^ Kellvian... mal sehen, ich hab mittlerweile das komplette Skript für Part 2 fertig, aber auch schon das für Edens Vorgeschichte. Mal sehen, was ich nach Lichtbringer als nächstes Schreiben. Eine große Pause mach ich in jedem Fall nicht :-) |