Romane & Erzählungen
Telefon (Teil dreizehn) - Serieller Onlineroman

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"Telefon (Teil dreizehn) - Serieller Onlineroman"
Veröffentlicht am 14. Oktober 2008, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Telefon (Teil dreizehn) - Serieller Onlineroman

Telefon (Teil dreizehn) - Serieller Onlineroman

Beschreibung

Und weiter geht es mit dem "durch hohes Erzähltempo und häufige Orts- und Perspektivwechsel lesenswerten Pulp-Ficton-Fortsetzungsroman" (Jan Free ,"Die Zeit") Ich empfehle, den Text in der Reihenfolge zu lesen.Die Texte finden sich z.b. in meinem Profil bei "Texte von Hagenbaeumer" auf den ">>" klicken. Viel Spaß ! Titelbild : Jonathan McIntosh Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0

Kapitel acht: Mission possible

"Andy heisst er also", sagte Charly, "und er wohnt in Klein-Istambul. Wo da genau ?"
"So genau wusste der Puppenspieler das wohl auch nicht.", sagte Sarah.
"Hmmm. Da werden wir also ein wenig suchen müssen."
"Aber wenn er Dich sieht, weiß er doch Bescheid.",sagte Sarah, "Und so viele große rothaarige Mädchen wird es in der Gegend nicht geben, da fällst du sowieso auf ."
"Wir sollten uns ein wenig verkleiden", sagte Charly," und ich weiß auch schon wie. Lass uns zu mir fahren."
Eine Stunde später hatten sie Charlys Wohnzimmer in eine Kleiderkammer verwandelt. Nach einigem Suchen hatte Charly in einem alten Koffer gefunden, was sie brauchten. Wie gut, daß sie nie übers Herz gebracht hatte, Omas alte Klamotten weg zu schmeissen. Charlys feuerroter Haarschopf verschwand ebenso wie Sarahs schwarze Locken unter einer improvisierten Haube aus dunkelblauem Stoff. Geschlossene Kostümjacken und knöchellange Röcke komplettierten die Ausstattung. In einer alten Schmuckschatulle fanden sich Kreuze als Anhänger, die sie mit ein
Paar Stichen am Revers der Jacken annähten. Zu guter Letzt nahmen sie etwas schwarzes Geschenkpapier und schlugen darin zwei Auswahlbände eines Buchklubs ein, die sie im Altpapier gefunden hatten. Mit einem goldenen Gelstift malten sie sorgfältig ein großes Kreuz auf die Buchdeckel und fertig waren zwei Schwestern im Auftrag des Herrn.
Die beiden mussten sehr lachen als sie sich das erste Mal im Spiegel sahen und hatten erhebliche Schwierigkeiten sich wieder zu beruhigen. Dann übten sie ein wenig einen Gang ein, wie er einer wahren Braut Christi ziemlich wäre. Die ungewohnten Omaschuhe halfen ihnen bei dieser Übung ein wenig und schnell hatten sie sich in ihre neue Rolle gefunden. Mittlerweile war es spät geworden und so verabredeten sie sich für den nächsten Morgen am U-Bahnhof Stadion.

Gegen vier Uhr morgens hatten der Koreaner und der Mann aus Prag ihr Ziel erreicht. Am Treffpunkt stand ein schwarzer Volvotruck bereit, der einen leeren Container trug. Die zwei Trucker verluden den Kleinlaster in den Container und sicherten ihn mit einigen Keilen und Stahlseilen. Der Koreaner erhielt einen dicken Umschlag mit Geld, sein Job war hier erledigt. Der Mann aus Prag fuhr noch einige Kilometer mit dem Truck mit und stieg an einer Raststätte in einen dort geparkten Audi um. Aus dem Handschuhfach nahm er ein Mobiltelefon, das bis dahin noch nie benutzt worden war und wählte eine sechzehnstellige Telefonnummer. Nach zweimaligem Freizeichen hörte er drei kurze Piepstöne. Er tippte sechs Zahlengruppen aus acht Ziffern, die er jeweils mit der Sterntaste trennte und drückte dann die Rautetaste. Nach einigen Sekunden hörte er einen langen Piepston. Anschliessend wurde die Verbindung unterbrochen. Er schaltete das Handy aus, stieg aus dem Wagen und legte es vor das linke Hinterrad. Er startete den Motor, fuhr zweimal ein wenig vor und zurück und stieg noch einmal aus, um die Reste des Gerätes in den Mülleimer zu werfen. Dann fuhr er auf die Autobahn und verschwand in der Morgendämmerung.

Sarah war zuerst am Treffpunkt. Schon die Fahrt hierher hatte ihr viel Spaß gemacht, es war wirklich erstaunlich, wie die Menschen auf eine junge Nonne reagierten. Aber als sie Charly die Rolltreppe herauf kommen sah, hätte sie fast laut los geprustet. Ihre Freundin schritt kerzengerade auf sie zu und machte dazu ein derart frommes Gesicht, daß selbst die Mutter Gottes persönlich vor Neid erblasst wäre. In ihrer linken Hand hielt sie ihr schwarzes Buch und in der rechten hatte sie einen Rosenkranz. Jetzt standen sich die beiden gegenüber.
"Gott zum Gruß, Schwester Sarah !", salbaterte Charly.
"Grüß Gott, Schwester Lotte !"
"Nun laß uns den Heiden den wahren Glauben näher bringen."
"Gott befohlen !", sagte Sarah und hätte wieder fast losgelacht. Gemeinsam verliessen sie den U-Bahnhof.

Die Ministerin hatte ihren ersten Kaffee noch nicht ganz getrunken als sie ins Lagezentrum gebeten wurde. Diesmal begleitete Steiner sie in den abhörsicheren Raum im zweiten Untergeschoss des Ministeriums.
Der Leiter des Krisenstabes war ein sehr erfahrener Fachmann und trug ohne Umschweife die Lage vor.
"Die Finnen haben die Ionenspur bis zu einer stillgelegten Sägemühle in der Nähe von Rovaniemi verfolgen können. Sie haben das gesamte Gebiet abgeriegelt und wollen jetzt zugreifen. Die Amerikaner haben eine Satellitenübertragung geschaltet, wir erhalten gleich direkte Bilder von dort."
"Kann ich hier Kaffee bekommen ?" fragte die Ministerin.
"Selbstverständlich." Ein junger Mann stellte ein Tablett mit Kaffee und Mineralwasser vor die Ministerin, die am Konferenztisch Platz genommen hatte.
"Die Leitung steht jetzt."
Der grosse Bildschirm zeigte jetzt ein grobzeiliges Satellitenbild, auf dem eine karge Landschaft zu sehen war.
In der Bildmitte sah die Ministerin einige Gebäude. Dann wurde das Bild vergrössert. Sehr gut waren jetzt die einzelnen Fahrzeuge erkennbar, die sich auf das ehemalige Sägewerk zu bewegen. Offensichtlich übertrugen auch die Finnen ein Videobild aus einem der Fahrzeuge, denn nun war die gleiche Szene vom Boden aus zu sehen. Der Konvoy bestand aus mehreren Geländewagen und LKW sowie einigen Vans, die Spitze und die Nachhut bildeten Schützenpanzer. Die Fahrzeuge hielten cirka 40 Meter vor dem Werksgelände an. Die Panzer bezogen Stellung, Soldaten sprangen von den LKW und schwärmten sofort weiträumig aus. Die Satellitenkamera zeigte drei Kampfhubschrauber, die auf der anderen Seite des Grundstücks gelandet waren und ebenfalls zahlreiche Soldaten ausspucken, sowie zwei weitere Hubschrauber, die in der Luft Stellung bezogen hatten. Vor dem Hauptgebäude hatten jetzt die Besatzungen der Zivilfahrzeuge ihre Positionen eingenommen, ein hoch gewachsener blonder Mann in Uniform nahm ein Megafon an den Mund und sprach hinein.
"Können wir den Ton bekommen ?", fragte Steiner.
"Leider nicht, wir haben nur die Bilder."
Die Einsatzkräfte warteten offensichtlich nur noch auf den Befehl zum Zugriff. Die Ministerin vergaß ihren Kaffee und beugte sich unwillkürlich vor. Der Einsatzleiter sprach wieder in sein Megafon. Nach einigen Sekunden warten drehte er sich um und winkte kurz mit der freien Hand. Sofort sprangen mehrere schwarz uniformierte und vermummte Soldaten aus drei Vans und rückten auf das grosse Tor des Hauptgebäudes zu. Zwei Mann sprengten das Tor auf und warfen Blendgranaten. Dann verschwanden die Spezialkräfte im Gebäude.

Die angehenden Bräute Christi hatten nun die Haupstrasse des Wohnbezirkes erreicht. Hier reihten sich zahllose Spezialitätenläden, Imbissstuben, Handyshops und andere Geschäfte aneinander. Auf der Straße waren Menschen aller Länder und Kontinente zu sehen. Die verschiedenen Aromen, Geräusche und Sprachfetzen verdichteten sich zu einer zeitgenössischen Symphonie der multikulturellen Realität. Niemand achtete auf die beiden. Sarah entdeckte einen Laden für indische Spezialitäten und bugsierte ihre Freundin hinein. Der Ladenbesitzer war ein wenig überrascht, als Sarah ihn auf Hindi ansprach. Richtig erfreut reagierte er, als sie auf seine Antwort hin nahtlos in das Khari-Boli wechselte. Schnell erfuhren die beiden Nonnen, dass es nur noch wenige Deutsche in dieser Gegend gab, die meisten davon Rentner oder jugendliche Taugenichtse. Er verwies sie auf den allerletzten Laden der noch einem älteren deutschen Ehepaar gehörte, ein Tabakladen in der übernächsten Querstrasse.
Der Besitzer des Tabakladens musterte die beiden jungen Frauen misstrauisch. Charly erfasste die Lage sofort, griff in ihre Rocktasche und zog ein kleines schwarzes Ledermäppchen vor, in das sie einen Lichtbildausweis gesteckt hatte. Sie hielt ihn dem Mann unter Nase.
"Wir ermitteln verdeckt im Zuge einer Zielfahndung des BKA."
"Kennen Sie diese Person?", fragte Sarah und zeigte die Bilder von Andy Baumert.
Der Mann war völllig verdattert und nickte.
"Wo wohnt er ?"
"Er kommt ein, zwei Mal in der Woche vorbei und kauft Tabak. So weit ich weiß wohnt er in der Lilienstrasse, in dem Haus mit dem Schusterladen.", sagte der Mann.
"Kennen Sie seinen Namen ?"
Der Mann schüttelte den Kopf.
"Sie dürfen mit niemanden über dieses Gespräch reden, sonst machen Sie sich strafbar. Und wir waren nie hier. Verstehen Sie das ?", fragte Charly.
Der Mann nickte wieder.
Er war sehr froh als die beiden wieder gingen.
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Hagenbaeumer Re: Re: Re: Re: Re: *lach* ... -
Zitat: (Original von Gunda am 23.02.2009 - 09:06 Uhr)

Nee, den Spruch,der mir dazu jetzt auf den Fingerspitzen juckt, kann ich nicht öffentlich abgeben ... ;-)


Och,

schade, wo doch Aschermittwoch alles vorbei ist.

Hellau !

Matthias mit der Narrenkappe
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Re: Re: Re: *lach* ... -
Zitat: (Original von Hagenbaeumer am 23.02.2009 - 08:54 Uhr)
Zitat: (Original von Gunda am 23.02.2009 - 08:49 Uhr)
Seeehr witzig ...


Ups,

da hat mir mein neuer, sprachgesteuerter Computer einen Streich gespielt (siehe : "Der Firma war sehr schwul") , sorry Gunda !
Zukünftig mache ich es wieder den Fingern, da kommt sowas hoffentlich nicht mehr vor.

Matthias


Nee, den Spruch,der mir dazu jetzt auf den Fingerspitzen juckt, kann ich nicht öffentlich abgeben ... ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Hagenbaeumer Re: Re: Re: *lach* ... -
Zitat: (Original von Gunda am 23.02.2009 - 08:49 Uhr)
Seeehr witzig ...


Ups,

da hat mir mein neuer, sprachgesteuerter Computer einen Streich gespielt (siehe : "Der Firma war sehr schwul") , sorry Gunda !
Zukünftig mache ich es wieder den Fingern, da kommt sowas hoffentlich nicht mehr vor.

Matthias
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Re: *lach* ... -
Zitat: (Original von Hagenbaeumer am 23.02.2009 - 08:40 Uhr)

Hi GPunkt,


Matthias


Seeehr witzig ...

Grins: Jaha, das mit der kleinen Rache habe ich mir wohl gedacht, drum erwähnte ich es ;-)

lg
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Hagenbaeumer Re: *lach* ... -
Zitat: (Original von Gunda am 23.02.2009 - 08:27 Uhr) .... es stellt sich mir natürlich die Frage, warum die beiden Frauen die Bände des Buchklubs im Altpapier fanden ??? ;-))))

( Detailkenntnisse über Spionage, Schmuggel u.ä., die du zu haben scheinst, erschrecken mich ein wenig... :-)
lg
G.


Hi GPunkt,

also das mit den Buchclub ist meine spiessige kleine Rache für den riesigen Haufen Altpapier, den restlos naive Kunden in meinen Laden schleppen, grösstenteils UNGELESENE "Auswahlbände" ... .

Aber wieso "Phantasie" ?

;-)

Matthias
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda *lach* ... - .... es stellt sich mir natürlich die Frage, warum die beiden Frauen die Bände des Buchklubs im Altpapier fanden ??? ;-))))

Und ansonsten: Ich bewundere deine Phantasie .. Und die Detailkenntnisse über Spionage, Schmuggel u.ä., die du zu haben scheinst, erschrecken mich ein wenig... :-)
lg
G.
Vor langer Zeit - Antworten
Hagenbaeumer Re: Jetzt könnte es aber mal weitergehen -
Zitat: (Original von gaethke am 08.11.2008 - 23:33 Uhr) Ist denn bald wieder mit einer Fortsetzung zu rechnen?


JA !
Vor langer Zeit - Antworten
gaethke Jetzt könnte es aber mal weitergehen - Ist denn bald wieder mit einer Fortsetzung zu rechnen?
Vor langer Zeit - Antworten
Arachova ...und weiter geht es - ..mit ? Heute ist Schluß; aber morgen mache ich weiter.

Gruß Arachova

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