Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie. Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.
Schließlich, doch gezwungen, sich einem der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen.
Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird.
Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster.
Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
Erindal lag auf einer Halbinsel. Auf drei Seiten eingebettet vom Ozean und nur über eine schmale Landzunge zu erreichen, machte der Ort im Licht der Mittagssonne einen beeindruckenden Anblick. Honigfarbene Mauern umschlossen ein unübersichtliches Häusermeer. Sandstein und Holz bildeten die vorrangigen Baumaterialen und zwischen den Gebäuden hatten die Bewohner Tücher und Leinen gespannt, welche in den Straßen Schatten spenden sollten.
Festungswerke waren über die gesamte Länge der Landbrücke aufgebaut. Allerdings waren die Mauern alt und die Tore von Jahrhunderten in der Sonne ausgebleicht. Dunkle Banner wehten über den Türmen der Stadt. Ein roter Widder auf schwarzem Grund. Offenbar das Wappen des Herrschers von Erindal. Schon aus der Ferne konnte Leif erkennen, dass etwas nicht stimmte. Sie waren ganz offenbar nicht alleine hier. Vor den geschlossenen Toren hatte sich ein gewaltiger Menschenauflauf gebildet. Rasch stieg der Schmied auf einen der Wagen um besser sehen zu können. Tatsächlich waren die Stadtportale verriegelt worden. Davor hatte sich eine
kleine Kette aus Soldaten formiert. Die Männer trugen Panzerungen mit rot-schwarzen Wappenröcken und waren mit Säbeln und Hellebarden bewaffnet, mit denen sie die Leute ein Stück auf Abstand hielten. Leif zählte etwa zwei Dutzend Bewaffnete. „Was ist los ?“ Erik schwang sich neben ihm auf den Karren um selber nachzusehen. „Ich weiß es noch nicht, aber das riecht nach Ärger“, antwortete der Schmied, während sie sich den Toren näherten. Leif kletterte mit den anderen vom Wagen und kämpfte sich durch die wartenden Menschen ein Stück nach vorne. Erik blieb derweil ein Stück
zurück und Celani nahm seinen Platz ein. „Das gefällt mir gar nicht.“, meinte die Gejarn. Sie hielt sich zwischen der kleinen Gruppe bestehend aus Kornelius, Sandria und dem Schmied selbst. So viele Leute auch hier sein mochten, Celani war weit und breit die einzige Gejarn. Einer der Soldaten unterschied sich etwas von den anderen, wie Leif auffiel, als sie die freie Fläche zwischen den wartenden Menschen und den Soldaten Erindals erreichten. Der Mann trug die gleichen Plattenpanzer wie die anderen, jedoch fiel ihm ein Umhang mit dem Wappen der Stadt über die Schultern.
Der Mann zog ein Schwert und machte eine Geste Richtung Horizont. „Geht gefälligst alle wieder nach Hause.“ Seine Stimme schallte trotz des Gemurmels der Leute über die gesamte Landbrücke vor den Toren. „Wir haben schon zu viele Flüchtlinge aufgenommen.“ „Klar, weil wir das auch alle einfach so können.“, rief Kornelius, der sich ein Stück an Leif vorbei drängte. „Es ist ja nicht so, als hätten diese Leute schon alles zurückgelassen nur um bis hierher zu kommen.“ Der Wachhauptmann verschränkte lediglich die Arme. „Es kommt niemand mehr in die
Stadt. Punktum.“ „Das könnt Ihr nicht machen.“, begehrt jemand aus der Menge auf. „Wir waren jetzt schon in drei Städten. Überall hat man uns abgewiesen. Wir können nicht mehr weiter, ihr Bastarde.“ „Ich führe hier Befehle aus. Und die lauten, das Ihr genau bis vor dieses Tor kommt und keinen Schritt weiter.“ Erik stieß wieder zu ihnen musterte den Mann vor den Toren einen Moment, dann winkte er sie alle beiseite. „Was machen wir jetzt?“, wollte Sandria wissen. „Keine Ahnung…“, gab der Arzt zu.„Weiterziehen schätze ich.“
„Ihr habt den Kerl eben doch gehört.“, warf Kornelius ein. „Es ist überall dasselbe.“ „Verflucht…“ Leif seufzte. Natürlich hätte es nicht zur Abwechslung einmal einfach sein können. Celani lege ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir müssten ihnen schon einen verdammt guten Grund liefern, eine Ausnahme zu machen.“, meinte die Gejarn nachdenklich. „Von uns ist zufällig keiner mit dem Königshaus verwandt, oder?“, fragte Erik scherzhaft. „Das nicht.“ , erwiderte Celani. ,,Aber….“ Leif unterbrach sie.
„Sag bloß, Du hast schon eine Idee?“ „Auch wenn sie ziemlich verrückt ist.“ Erik lachte. „Kann nicht irrer sein als sich aus einer Zelle einfach auszubuddeln.“ „Es gibt hier in der Gegend sicher einige Clans.“, begann die Gejarn. Kornelius zog die Augenbrauen hoch. „Wenn Ihr vorhabt was ich denke….“ „Wir kommen nicht durch diese Tore. Außer wir hätten jemanden, der es kann.“, murmelte Sandria. „Genau das.“ , bestätigte Celani,„einen Fürsprecher. Hier draußen kann uns niemand helfen und in die Stadt kommen wir natürlich erst gar nicht
rein. Aber mit einem Clanfürsten oder Ältesten… sie würden so jemanden nicht abweisen, zumindest nicht, wenn die Clans weiter neutral bleiben und ihnen nicht das Leben schwer machen sollen.“ „Das ist tatsächlich… ziemlich verrückt. Und es setzt voraus, das uns ein Gejarn-Clan überhaupt helfen wollen würde….“ „ Ich weiß.“, antwortete Celani. „Du hast es selbst gesagt. Nur weil Du auch eine Gejarn bist, heißt das nicht, dass ihr euch versteht. Aber… ich gebe zu, die Idee an sich ist nicht schlecht. Nur wie bekommen wir sie dazu, uns zu helfen?“ „Damit.“ Celani löste das notdürftig
reparierte Armband von ihrer Hand. „Das Ale’nyo, sie werden gar keine Wahl haben.“ Kornelius schüttelte den Kopf. „Wie genau soll das funktionieren? Wollt Ihr den Reif eintauschen? Für Gejarn ist Magie doch eigentlich recht wertlos….“ „Ich habe Euch wohl nie wirklich erzählt, wozu mein Clan dieses Band überhaupt hatte.“ „Nein, aber das holst Du jetzt wohl nach.“, stellte Leif fest. „Unsere Ältesten würden einen Träger bestimmen, der dann die Führerschaft über unseren Clan innehaben würde. Das Armband ist ein Symbol der Herrschaft
gewesen. Das ist einer der Gründe, die am Ende den Ausschlag gaben, es Simon vorzuenthalten. Er hat praktisch gefordert, ihm nicht nur einen kleinen Schatz, sondern auch noch formal, die Herrschaft über unseren Clan abzutreten. Ich trage also das Symbol des Anführers meines Clans.“ Leif nickte. „Aber das bist Du nicht.“ „Das wissen die übrigen Gejarn aber nicht.“ Sandria schien nicht zu begeistert. „Also lügen wir den Gejarn einfach etwas vor?“ „Es gefällt mir ja auch nicht.“, gab Celani zu. „Aber was sollen wir sonst
tun, außer unser Glück wo anders zu versuchen?“ „Ich finde, es ist den Versuch auf jeden Fall Wert.“, bemerkte Erik. „Es wäre nur vermutlich sehr ungesund, wenn das auffliegt. Ich habe mich vorhin mit ein paar der Leute hier unterhalten. Offenbar gibt es einen Löwenclan im Osten, nicht weit von der Stadt. Sollen wir gleich aufbrechen? Vielleicht schaffen wir es hin und zurück in einem Tag.“ „Nur ich und Leif gehen.“, antwortete Celani. „Der Rest von euch bleibt vielleicht besser hier. Wenn ich mit einer ganzen Gruppe Menschen auftauchte wird das
Misstrauen erregen.“ Erik wiedersprach nicht. „Gut, dann werden wir hier warten, vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit in die Stadt zu gelangen, dann schicken wir euch jemanden hinterher.“ „Osten also.“, stellte Leif fest. „Ist mal was anderes. Ihr wisst aber nicht genau, wie weit es ist?“ „Nein, da wusste ich ja auch nicht, dass das wichtig werden könnte.“ „Ich packe sicherheitshalber ein paar Vorräte ein.“ „Nehmt was immer ihr braucht.“
Weniger als eine Stunde später, waren sie bereits unterwegs. Erindal blieb rasch hinter ihnen zurück, während Leif und Celani einem ausgetretenen Pfad durch die Steppe folgten. Die Händlerstraße hatte vor den Mauern der Stadt geendet. Es war schon beinahe unvertraut, etwas anderes als graue Pflastersteine unter den Füßen zu haben. Der Schmied nutze die Gelegenheit, den linken Arm etwas zu belasten und hängte sich den Rucksack über die Schulter. Schmerzen hatte er kaum noch. Erik hatte zwar gemeint, dass er sich völlig erholen würde, aber auch, das er vorsichtig sein musste. „Wie geht’s Deiner Schulter?“
„Scheinbar verheilt alles gut. In ein paar Wochen sollte ich überhaupt nichts mehr davon merken. Wie finden wir den Clan eigentlich hier draußen?“ „Wir werden suchen müssen.“ „Suchen…. die Gegend hier ist ziemlich weitläufig.“, gab Leif zu bedenken. „Ich weiß. Das kann eine Weile dauern.“ Seltsamerweise klang Celani darüber froh. Der Schmied grinste. „Gib‘s schon zu, Du hast das alles nur eingefädelt um alleine zu sein.“ „Vielleicht.“ Celani lächelte zurück. „Die ganze Zeit zu viele Leute um uns herum….“ Sie schmiegte sich einen
Augenblick an ihn und der Schmied legte die Arme um ihre Gestalt. Celani hatte Recht. Sie hatten wirklich wenig Zeit gehabt seit er… was eigentlich? Leif wollte dem, was zwischen ihnen war noch keinen Namen geben. Dazu war es zu neu… zu unsicher. Aber er war bereit das zu riskieren. Und sie hatten beide einiges hinter sich, nicht? „Ich glaube, wir sollten wirklich weiter, oder?“ Die Gejarn nickte, bevor sie sich wieder von ihm löste. „Keine Sorge, wir werden nicht einfach hoffen, ihnen über den Weg zu laufen. Clans verraten sich, wenn sie in
der Nähe sind. Auch wenn das einem Menschen nicht immer direkt auffällt. Weißt Du noch was ich Dir von der Clansprache beigebracht habe?“ Leif kratzte sich am Kopf. „Ein wenig… ich denke ich werde euch schon verstehen, aber erwarte bitte nicht mehr von mir, als mich kurz vorzustellen.“ „Um ehrlich zu sein wollte ich Dich sowieso bitten, mir das Reden zu überlassen. Und was auch passiert, zieh auf keinen Fall das Schwert. Wir stehen unter Gastrecht, wenn wir eintreffen, aber wenn sie glauben, dass Du sie bedrohst… sterben wir.“ „Solange ich keinen Grund dazu habe….“
Celani schüttelte den Kopf. „Manche werden vielleicht versuchen, Dir einen zu liefern. Aber selbst dann darfst Du auf keine Fall darauf eingehen. Ich weiß nichts über diesen Clan, aber es gibt bestimmte Dinge, die überall gleich sind.“ „Und wird dieses Gastrecht uns auch schützen, wenn sie erfahren, dass Du über das Armband lügst?“ Celani blieb stehen, antwortete aber nicht sofort. Leif wurde einen Moment nervös. Er glaubte die Antwort schon zu kennen. „Nein.“ „Habe ich mir schon gedacht.“
Sie folgten weiter dem Pfad, bis die Sonne schon fast den Horizont berührte. Eigentlich hatte Leif gehofft, es würde kühler werden, sobald es Abend wurde, aber noch war davon nichts zu merken. Im Gegenteil, er hatte nach wie vor das Gefühl, vor einer glühenden Esse zu stehen. Langsam fragte er sich ernsthaft, wie man es geschafft hatte, in diesem Klima eine Stadt wie Erindal aus dem Boden zu stampfen. Irgendwann gewöhnte man sich wohl an die Hitze, dachte er. Aber das würde bei ihm sicher eine Weile dauern. Irgendwann bog Celani ohne erkennbaren Grund vom Weg ab und suchte sich stattdessen einen scheinbar wahllosen Pfad durch die
hohen Gräser und kleinen Baumbestände. Sie hatte ja behauptet, die Clans würden sich irgendwie verraten, aber er konnte beim besten Willen nichts entdecken. Erst, nachdem sie schon eine halbe Stunde durch die Savanne gezogen waren, begann der Schmied ebenfalls, kleinere Hinweise zu entdecken. So wahllos war der Weg dem Celani folgte gar nicht…. Die Gejarn bewegte sich fast, ohne auch nur einen einzigen Grashalm umzuknicken. Aber eben nur fast. Er musste danach suchen, aber hier und da fand er abgerissene Halme. Keine Spuren von Tieren oder ähnlichen, einfach abgeknickte Gräser. Götter, er wäre nie auf die Idee
gekommen, das mit einem Gejarn in Verbindung zu bringen. „Ich weiß ja, dass eure Clans keine Besucher mögen, aber das ihr euch derart versteckt….“ „Wieso verstecken? Das ist ein markierter Weg, Leif. Wenn man einmal weiß, worauf man achten muss, findet man den im Schlaf.“ Der Schmied nickte. Sicher. Aber darauf musste man erst einmal kommen. Er wusste nicht, wie lange sie unterwegs waren, aber irgendwann wichen die brusthohen Gräser zurück und gaben den Blick auf die Küste frei. Das blaue Wasser schlug gegen die Steilküsten und erfüllte die Luft mit dem fernen Geruch
nach Algen und Salz. Leif meinte in der Ferne noch die Silhouette Erindals ausmachen zu können, sicher konnte er sich jedoch nicht sein. Weiter im Osten hingegen war sogar definitiv etwas. Eine Ansammlung Häuser, über denen Rauch stand. Ein mit Reisigmatten verkleideter Zaun umgab die komplette Siedlung, wie der Schmied beim näherkommen feststellte. Dazwischen waren kleinere Parzellen angelegt worden, in denen offenbar verschiedene Nutzpflanzen wuchsen. Einige Hühner und Ziegen liefen aufgescheucht von den zwei Fremden davon, als diese sich dem Zaun näherten und sich das Lager besahen. Leif zählte
etwa drei Dutzend Hütten, die größtenteils aus Holz gefertigt waren und einige Zelte. Nichts Überraschendes. Aber eine Reihe von massiven Steinbauten, fast ganz am anderen Ende der Umzäunung, machten den Schmied doch stutzig. Die Nomadendörfer der Gejarn waren eigentlich darauf ausgelegt, das man so gut wie alles mitnehmen und woanders wieder aufbauen konnte. Das Konzept eines feststehenden Gebäudes ergab für sie schlicht keinen Sinn. Es sei denn, das war ein Lagerplatz den dieser Clan regelmäßiger aufsuchte…. Der ferne Klang eines Windspiels,
bestätigte ihm seine Vermutung schließlich. Die Geisterbäume im Herzland waren meist tote Eichen, die gab es hier freilich nicht, trotzdem machte der Baum den gleichen Eindruck, wie seine Brüder über die der Schmied bisher gestolpert war. Weißes, ausgebleichtes Holz. Glastalismane und Glocken, die in den Zweigen hin und her schwangen, bewegt von einem Luftzug, den er nicht spüren konnte. Nein, nicht nur der Kaiser und Simon Belfare, sondern offenbar auch die Geister der Gejarn sind hinter mir her, dachte er uns musste
schmunzeln.
EagleWriter Die sind schon zum Essen da ^^ lg E:W |
abschuetze Was hat Leif nur immer mit den Geistern der Gejarn? Ist das von Bedeutung? Schönen Abend wünsch ich dir :) |
EagleWriter Ist es von Bedeutung ? Das ist ja grade die Frage :-) lg E:W |
abschuetze Na wenn du das nicht weiß ;))) |
EagleWriter Das ist eines der Dinge, die ich dem Leser überlasse. Es sei den mir kommt doch noch die Idee es in jedem Fall bedeutsam zu machen.^^ |
abschuetze okay, dann will nicht weiter beim Nachdenken stören^^ |