Biografien & Erinnerungen
Die Pool-Libelle

0
"es wäre so einfach, unser Miteinander ein kleinwenig erträglicher zu machen"
Veröffentlicht am 22. Juli 2014, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
es wäre so einfach, unser Miteinander ein kleinwenig erträglicher zu machen

Die Pool-Libelle

die Pool-libelle

Wunderschön anzusehen … Sie ist beeindruckend blau und hat eine filigrane schwarze Zeichnung. Neben ihrer Schönheit ist noch ein weiteres Merkmal sehr auffällig. Immer wieder findet man sie im Poolwasser schwimmen. Allerdings leider völlig leblos. Daraus schließe ich, dass sie von einfacher Natur ist. Sie sollte selber wissen, ob sie ein guter Schwimmer ist, oder eben nicht.

Doch fühlt sie sich scheinbar von der Farbe des Pools derart angezogen, dass sie alle Zweifel verdrängt und geradewegs in ihr Verderben fliegt. Sie erwartet dort die große Sicherheit. Zeigt sich doch die gesamte Fläche in genau dem Farbton ihres Körperkleides. Wo sollte sie also besser untertauchen können …

Doch die Ertrunkenen schwimmen allesamt oben!





Geht es uns Menschen nicht genauso? Wir tauchen ebenfalls gerne unter – bei unseresgleichen.

Die Erfolgreichen treffen sich mit den Erfolgreichen,

die Sportler mit den Sportlern und Mütter mit anderen Müttern.

Man tauscht sich aus …


Aber! Was, wenn sich die Gesellschaften mischen? Das nennt man dann eine bunte Gesellschaft. Und das ist nicht immer angenehm …




Die gemeinste, und gleichzeitig allseits beliebteste Frage lautet:

„und? Was machst du so?“


Ich hasse so etwas. Habe es immer gehasst! Warum fragt niemand:

„Fühlst du dich wohl?“

„Geht es dir gut?“


Die damalige Situation: `ne Mutti, mit `nem Minijob.

Im Sportverein tätig – ehrenamtlich! Zählt in gewissen Kreisen leider nicht. Es wird anerkennend genickt, doch lässt sich leicht vermuten, was da im Hinterstübchen abgeht …! Das schmallippige Lächeln ist unverkennbar.

Ja – und Künstlerin. Künstlerin kommt eigentlich immer gut an. Wenn dann bloß die nächste Frage nicht wäre: „Kannst du davon leben?“

„Nö. Natürlich nicht! Kaufst du dir jeden Monat `n neues Bild?“

„Und warum machst du das dann?“ Unvorstellbar für manch einen, sowas ohne großes Ziel – ohne die Aussicht davon reich zu werden – zu machen.

Die reinste Zeitverschwendung.

In solchen Fällen richte ich mir die Haarsträhne hinters Ohr und antworte: „Nun, vielleicht ist es Berufung.“



Doch wenn dann der Sohnemann plärrend um die Ecke geschossen kommt und auf den Arm will, bin ich im Bruchteil einer Sekunde untendurch.

Nur wieder so eine Mutter, die meint, sich verwirklichen zu müssen …

Eine harte Gesellschaft.

Das liegt mittlerweile weit zurück. Der Sohnemann ist groß und plärrt nicht mehr. Ich reifte ebenfalls vor mich hin. Bin am Leben gewachsen und gleichzeitig auch ein bisschen verkümmert. Manche Dinge kümmern einen mit den Jahren nicht mehr so sehr.

Weniger verletzbar umweht mich der Hauch der Gleichgültigkeit.


Gleichgültig denjenigen gegenüber, die ihr Leben so viel besser im Griff zu haben scheinen.

Gegenüber den Erfolgreichen, den Sortierten, den Mitläufern und denen, denen vermeintlich alles gelingt.


Lächelnd betrachte ich eine gehetzte Gesellschaft und erfreue mich an meinen kleinen Reichtümern.


Ich selbst bin nicht in der Lage, diesem Irrsinn gerecht zu werden.


Doch bin ich in der Lage, mit meinem kleinen Lächeln fremden Menschen eine unverhoffte Freude zu bereiten.

Und manches Mal gelingt es mit sogar, auf den Randsteinen des Pools sitzend, so eine wunderhübsche blaue Libelle vor dem Ertrinken zu retten.

0

Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

Leser-Statistik
23

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
MerleSchreiber Inmitten Deines klugen Textes und der schönen Bilder kann ich Dein Lächeln sehen...
Und mir gefällt Dein prägnanter Schreibstil!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Ach, da freu ich mich!
Wie schön, dass du mich zwischen den Zeilen sehen konntest.
Dank dir ... und ein schönes Wochenende für dich
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE 
Liebe Andrea,
mit diesem Buch führst Du uns einen wunderbaren, aussagekräftigen Vergleich vor.
Eine Libelle, so filigran gebaut, schwingt sich leicht durchs Leben. Vielleicht ist sie wirklich auf die "blaue Farbe" fixiert und endet tragisch im blauen Wasser, weil die farbige Poolwand sie wohl anlockt.
Sie sind wunderbare Geschöpfe
Ich mag Libellen und ich finde die Porträtzeichnung in Deinem Buch wirklich sehr schön, ausdrucksstark, nicht starr vor sich hinschauend, sondern eher nachdenklich gezeichnet. Nicht einmal die Kummerfalten fehlen! So zu zeichnen ist eine Begabung. Du bist eine Künstlerin und sicher auch mit "schwebenden Gedanken" endlich entdeckt zu werden, wie so viele gute Künstlerinnen und Künstler auch, um nicht, wie die Libelle in einer Begabung achtlos zu "ertrinken".
Statt das der Staat für KUNST und KULTUR mehr Geld investiert, wurden leider schon vor vielen Jahren Gelder gestrichen. Musiker, Orchester, Theater, Kinos leiden ebenfalls und stehen wie diese Libelle kurz vor dem "Ertrinken" bzw. haben es nicht geschafft!
Eine HOCHKULTUR lebt mit einzigartigen und vielfältigen Kunstwerken, egal wie die Kunst aussieht. Das lehrt die Geschichte.
Doch wenn heutzutage mehr Gelder für Waffenrüstung und Unehrliches Geschäftemachen bereitgestellt werden und Millionen EUROS für Fußballer ausgegeben werden, muss eine Kultur den Bach heruntergehen.
Aber wer kann dieses ungleichmäßige Gebärden stoppen, um eine Kultur wieder richtig aufleben zulassen?
Ich weiß es nicht und würde so gern darum kämpfen.
Favo und Coins für Deine Biografie!
Lieben Gruß
Gerlinde

Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Vielen Dank für deinen umfangreichen und ebenfalls aussagestarken Kommi mit allem drum und dran :)
Ja - die Werte unserer Gesellschaft ...
Wer weiß, wie das große Ganze auf spätere Generationen anmuten wird.
`nen guten Start in den Tag wünsche ich dir
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Zu diesem Buch kann ich dir nur gratulieren, Frettschen!
Das Bild von der blauen Libelle ist so klar und unverstellt, sie geht unter, weil sie sich das falsche Medium ausgesucht hat, über dem dahindümpelnden Pool herrscht kein Auftrieb für Wesen mit Flügeln ...
Nur die erfolgREICHEN sind in unserer Gesellschaft gefragt, Leistungsträger ... Kunst ist brotlos und bleibt es auch, solange sie sich nicht VERKAUFT, um zu überleben.....
Ich kenne es aus meiner Verwandtschaft. Eine talentierte Grafikerin macht Stoffmuster für eine Automarke .... Und sie hat doch so viel mehr drauf!
Zuerst, als sie mit ihren tollen Ideen nicht ankam, jammerten alle, sie müsse sich umstellen, anpassen, eigenes Geld verdienen...
Und nun heißt es, sie habe ihr Talent verkauft ...
So ist das Leben,
lieben Nachtgruß an dich
fleur

PS: ganz tolle Bilder, besonders das Selbstporträt!
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Schön, dass es dir gefallen hat.
Ja, die Gratwanderung zwischen Erfolg und Selbstaufgabe kann sehr schwierig sein. Doch wer weiß schon, was das Schicksal für einen bereit hält? Vielleicht mutieren Stoffmuster für Autopolster irgendwann zu einem Sprungbrett ...
Ich danke dir für so viel Anerkennung.
Liebe Grüße an dich
Vor langer Zeit - Antworten
marketwizard Gut, dass ich nach den ersten zwei Seiten weitergelesen habe.
Zunächst etwas verwirrt ob der Bedeutung des "Gleichnisses" offenbart sich danach eine wertvolle, zutiefst menschliche und reflektierte Betrachtung. Ohne Rückhalt und ohne Schutzschirm.
Danke und lg,
Wizard
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Ich freu mich, dass du "durchgehalten" hast.
Und ich freue mich, dass ich einen "Aha-Effekt erziehlen konnte.
Vielen Dank für deinen aussagekräftigen Kommi
und einen wunderbaren Start in den neuen Tag

Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
8
0
Senden

116088
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung