Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie. Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.
Schließlich, doch gezwungen, sich einem der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen.
Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird.
Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster.
Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
Sie fanden die Karawane keinen halben Tag später. Wie sich herausstellte, waren die Flüchtlinge, die es über die Brücke geschafft hatten, nicht weitergezogen, sondern hatten die übrigen Übergänge über den Fluss abgesucht. Nur zu siebt hielten die beschädigten Brücken ihr Gewicht und sie konnten auf die andere Seite gelangen und ihren Weg fortsetzen. Canton lag nun endgültig hinter ihnen. Sie hatten die freien Königreiche erreicht.
Das Land wurde nun zunehmend trockener. Bäume verschwanden fast vollständig von den Straßenrändern und wurden ersetzt, durch hoch aufragende Gräser und Büsche, die die Landschaft in jede Richtung überzogen. Nur der Händlerpfad und einige kleinere Wege zogen sich als markante dunkle Linien durch die Landschaft. Die Luft war praktisch völlig still und kochte beinahe. In der Ferne schimmerte die Landschaft, als befände sie sich unter Wasser. Bald mussten sie regelmäßig anhalten um die Zugpferde rasten zu lassen. „Gibt es hier draußen überhaupt irgendetwas?“ , fragte Celani, die auf das Dach einer der verbleibenden Wagen
geklettert war, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die gewaltige Leere, hatte etwas Bedrückendes und Befreiendes zugleich. „Ich glaube nicht.“, meinte Sandria. „Die Savannen sind größtenteils verlassen. Selbst die Clans halten sich näher an der Küste.“ „Ihr klingt, als wärt ihr schon einmal hier gewesen?“ Die Sängerin nickte. „Vor Jahren. Damals weigerten sich die freien Königreiche eine Weile, dem Kaiser Tribut zu entrichten. Als Reaktion darauf, hat Kaiser Tiberius verfügt, dass niemand mehr über die Grenze darf. Zu meinem Unglück bin ich
genau an dem Tag über die Keel, an dem der Fluss besetzt wurde… das ich Bürger Cantons bin hat mir da auch nichts mehr viel genützt.“ „Wenn Ihr glaubt, es hat Euch jemals genutzt unter kaiserlichem Recht zu stehen, sollte sich das ja spätestens jetzt geändert haben.“, meinte Erik, der zu Fuß neben dem Wagen herging und sich mit einer Hand an Bord zog. Sie alle hatten aus dem Zusammentreffen mit den Gardisten kleinere oder größere Verletzungen davon getragen, nur der Arzt schien völlig unverletzt und munter wie eh und je. Allerdings, dachte Celani, half Erik da vielleicht einfach etwas nach.
„Sicher. Und in den freien Königreichen wird zumindest das kaum besser.“, bemerkte Sandria. „Wie meint Ihr das?“ „Die Reiche sind kein homogener Bund.“, erklärte Erik, „sondern ein Haufen Stadtstaaten, die sich untereinander genau so sehr bekriegen, wie Simon und der Kaiser. Wenn nicht mehr. Das ist einer der Gründe, warum Tiberius sie ignoriert. Sie sind schlicht zu zerstritten um jemals eine echte Bedrohung für ihn darstellen zu können. Das schöne ist aber auch, dass wir hier leicht unentdeckt bleiben können. Das eine Königreich, mag dem Kaiser vielleicht berichten, wo wir sind,
und ein Zweites, wird dem direkt wiedersprechen, aus reinem Prinzip.“ „Klingt nach… sehr freundlichen Menschen.“ „Die Leute hier… sicher. Die Stadtkönige… eher weniger. Immerhin, sie müssen sich mit Canton im Norden und den Laos-Kultisten im Süden herumschlagen und sind praktisch dazwischen eingekeilt.“ „Laos…“ Sandria runzelte die Stirn. „Ich hab gehört, das sind Barbaren. Sie weigern sich offenbar sogar, auch nur Schwarzpulver anzurühren. Und sie töten ihre Magier….“ „Das nennt man Religion, meine Liebe, nicht Barbarentum. Auch wenn
beide manchmal recht nah beieinander liegen dürften. Offenbar hat irgendeiner ihrer Propheten einmal verfügt, dass nur Stahl als Waffe zulässig ist und nun, sie halten sich daran. Das Kaiserreich wird kurzen Prozess mit ihnen machen, sollten die freien Königreiche jemals gänzlich an Canton fallen.“ „Ich wäre mir da nicht zu sicher.“ , meinte Sandria. „Fanatiker sind meist zu den erstaunlichsten Dingen in der Lage. Meistens leider… mit unschönem Ausgang.“ Celani stand von ihrem Platz auf. „Weiß eigentlich jemand, wo Leif steckt?“
„Unterhält sich glaube ich mit Kornelius.“, erwiderte Erik. „Nachdem ich ihn wieder etwas zusammengenäht hatte, wollte er unbedingt mit dem Alten reden. Irgendwo weiter vorne.“ Die Gejarn nickte und verabschiedete sich mit einer Geste von dem Arzt und Sandria. Es war erstaunlich, wie viele es doch noch geschafft hatten, über die Brücke zu entkommen. Und sie hatten es geschafft, sich selbstständig weiter zu versorgen. Erik hatte das in letzter Zeit als Anlass genutzt, sich etwas von seinem Posten zurückzuziehen und die Leute ihren eigenen Weg suchen zu lassen.
Manche hatten sie kurz nach überqueren der Grenze schon verlassen, weil sie andere Orte aufsuchen wollten oder einen eigenen Weg nehmen wollten. Ihr Ziel hingegen rückte jetzt endgültig in greifbare Nähe. Erindal…. „Sieht so aus, als wärt ihr bisher also ganz gut ohne mich zurecht gekommen.“, schloss Kornelius, nachdem Leif ihn von ihrer bisherigen Reise erzählt hatte. „Und Du ?“ Der Schmied nahm einen Schluck aus einer Feldflasche. „Was soll ich groß erzählen, ich habe eine Weile die… Gastfreundschaft des Kaisers genossen. Und dann die Roberts. Freundliches Kerlchen und leider etwas auf Dich fokussiert.“
Leif nickte. „Ich weiß. Auch wenn ich nicht verstehe, was ich ihm getan habe. Was hätte ich denn tun sollen? Einfach weiter die Führung der Prätorianer übernehmen? Kornelius, ich hätte mich damals, in die erste Klinge gestürzt, die mir Gelegenheit dazu geboten hätte….“ „Das brauchst Du mir nicht erzählen Leif. Ich habe Dich erlebt. Ich war da als…“ der Alte unterbrach sich selbst. „Als meine Familie verbrannte.“ , beendete der Schmied den Satz. Kornelius nickte. „Und bei Deiner.. Jagd.“ „Es ist schon gut. Ich glaube ich bin so weit, das ich endlich sagen kann: Es
ist Vergangenheit.“ Und er meinte es ehrlich. So sehr ihn seine Erinnerungen verfolgen würden… er war in der Lage, sich nicht mehr davon bestimmen zu lassen. Befreiend…. „Und ich habe nach wie vor genug von meiner Vergangenheit, das mich verfolgt.“ „Robert gibt sicher nicht so schnell auf.“ „Ich hätte einfach zulassen sollen, das Ordt ihn erledigt. Aber… ich habe diesen Mann einmal gekannt, Kornelius. Habe… Götter, ich war es selbst, der sich bei den Prätorianern für ihn verbürgt hat.“ „Dein Verschwinden muss für ihn
schlicht wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Das ausgerechnet sein Mentor zum Abtrünnigen wird…“ Der Alte erhob sich. „Wie dem auch sei. Ich hatte noch keine Gelegenheit groß mit den anderen hier zu reden. Scheinen ja ein ganz brauchbares Grüppchen zu sein.“ Mit diesen Worten verschwand Kornelius vom Wagen und geriet im Strom der Flüchtlinge schnell außer Sicht. Leif grinste. Brauchbar. Das traf es wohl ganz gut. Wohin es die anderen wohl verschlagen würde, wenn sie erst einmal Erindal erreichten? Erik schien schon einmal nicht der Typ zu sein, der lange an einem Ort blieb. Sandria wohl
auch nicht und Celani…. Die Gejarn würde gehen, wenn sie es für nötig hielt, da war er sich ziemlich sicher. Weiter die Küste entlang oder vielleicht auch zurück nach Canton, wenn man sie dort nicht mehr vermutete. Und er selber…. „In Gedanken ?“ Celani hatte zu dem Wagen aufgeschlossen und setzte sich auf die Kante der Ladefläche. „Und ob.“ , erwiderte er. Es überraschte ihn wenig, die Gejarn hier zu sehen. So schnell, wie sie sich jetzt ihrem Ziel näherten, blieb ihnen nicht mehr viel Zeit, je nachdem wie schnell sich ihre Wege trennten. Ein seltsames Gefühl, das er nicht richtig einordnen
konnte. Leere…. „Wirst du versuchen zurück nach Goldbrück zu gehen?“ „Ich habe darüber nachgedacht.“, antwortete Leif ehrlich. Und es gefiel ihm nicht. „Aber ich bezweifle, dass es dort noch einen Platz für mich gibt. Nicht jetzt, wo das Kaiserreich sich offenbar an mich erinnert hat. Und selbst wenn ich nicht sicher wäre, dass Robert mich aufspüren würde… meine Anwesenheit, würde die Leute dort wohl in größere Gefahr bringen, als der gesamte Krieg. Ich werde wohl in Erindal bleiben. Arbeit finde ich sicher überall. Ich habe genug von Canton gesehen, für ein
Leben zumindest. Vielleicht im nächsten wieder.“ „Ich dachte an so etwas glaubst du nicht?“ „Tue ich auch nach wie vor nicht.“, antwortete der Schmied. „Und Du ?“ „Um ehrlich zu sein, wenn die Ahnen meines Volkes existieren, erfüllen sie ihre Aufgabe nicht besonders gut.“ Leif grinste. „Was Du vorhast, hatte ich eigentlich gemeint. Du hast mal gesagt, Du müsstest vielleicht immer noch weiter.“ Leif hätte nie damit gerechnet, aber er hoffte, sie würde sich doch entscheiden zu bleiben. Eine Weile zumindest. Ohne
Celani würde irgendetwas fehlen. Die Gejarn sah weg. „Es ist nirgendwo wirklich sicher fürchte ich. Nicht wenn ich jetzt auch noch den Kaiser im Nacken habe. Und ich habe meinen Schwur geleistet, den Stein niemanden in die Hände fallen zu lassen… also… mir bleibt keine Wahl.“ „Ich würde ja sagen, dass ich mitkomme aber… wenn jetzt Robert hinter mir her ist, wird das die Sache eher verschlimmern.“ „Das hatte ich befürchtet. Trotzdem… ich hätte wirklich nichts dagegen. Es wird seltsam sein… ohne Dich, meine ich.“ Sie sah einen Augenblick weg und
auch der Schmied richtete den Blick nach vorne. „Ich…“ jetzt du Idiot. Sag ihr einfach wie du dich fühlst, verfluchte er sich selber für sein Zögern. Das Problem war, das er es selber nicht wusste. Oder nicht in Worte fassen konnte, jetzt wo es drauf ankam. „Ach was soll‘s, bevor ich mich zum Idioten mache, lass es mich so sagen. Der Gedanke, das ich Dich am Fluss verloren hatte, hat mir mehr Angst gemacht als… alles andere in meinem Leben. Und ich hatte schon verdammt viele Gründe Angst zu haben.“ Celani drehte sich wieder zu ihm um. „Ich glaube Angst ist nicht das
richtige Wort dafür.“ „Nein.“, gab er zu. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Einen Herzschlag, der zu lange zu dauern schien. Und dann berührten seine Lippen die ihren. „Also in dem Fall… hatte ich auch Angst.“, murmelte Celani, sobald sie sich wieder voneinander lösten. Die Gejarn grinste einen Moment. „Was jetzt ?“ Leif zuckte mit den Schultern. „Ich schätzte, das müssen wir herausfinden.“ Eines jedoch war für mich klar. Was immer auch geschehen würde… ich bleibe an deiner Seite. Solange Du willst.“
„Dann stell Dich darauf ein, da eine ganze Weile zu bleiben.“ Sie lehnte sich vor und drückte ihm einen zweiten Kuss auf die Lippen. Robert hielt den Blick streng gesenkt, als er den Thronsaal der fliegenden Stadt betrat. Seine Kleider waren abgerissen und mit Blut und Schmutz verkrustet. Der Prätorianer hatte einen wahren Gewaltmarsch hinter sich, um so schnell wie möglich seinen Bericht abzuliefern. Tiberius Ordeal saß mit düsterer Miene auf dem Bernsteinthron. Zu seiner Rechten, den immer präsenten Hofmagier
Darian Karr. Täuschte sich Robert, oder blitzte so etwas wie Schadenfreude, auf dem Gesicht des Hexers auf? „Ihr seid der beste Mann, den ich habe.“, begann der Herrscher unterdessen. „Würdet Ihr mir verraten, wie es da möglich sein kann das ein Haufen Bauern, Euch austricksen konnte und schlimmer, eine mindestens doppelt so starke Kompanie Gardisten, fast vollständig in die Flucht schlagen konnte?“ Tiberius sprach leise, aber jedes Wort traf den Hauptmann der Prätorianer wie eine eiskalte Klinge. Nein… es gab keine Entschuldigung dafür. Nicht aus der
Sicht des Kaiser. Er hatte den Stein schon in Händen gehabt. Sie hatten praktisch schon gewonnen…. „Die Flüchtlinge hatten einen Zauberer.“, sagte er lediglich. „Bin ich eigentlich nur von unfähigen Tölpeln umgeben, das ihr einen Magier nicht vorher ausschaltet?“ Robert sah auf. „Er war bewusstlos und verletzt. Wäre ich auch nur eine Sekunde davon ausgegangen, dass er eine Bedrohung darstellt, hätte ich….“ „Und genau das habt Ihr eben nicht.“, erklärte Darian. „Schweigt.“ , fuhr ihn der Kaiser sofort an.
„So sehr mich Euer Versagen auch enttäuscht Robert, muss ich euch zugutehalten, dass Ihr es versucht habt. Darian hier hat bisher nichts getan, als dekorativ herum zu stehen. Vielleicht sollte ich mir überlegen, einen neuen Hofmagier zu suchen.“ Robert musste dem Kaiser unwillkürlich dafür Tribut zollen, das er den stillen Machtkampf zwischen dem Magier und ihm offenbar derart schnell erkannt… und mit einem Machtwort im Keim erstickt hatte. Allerdings, war das einer der Gründe, aus denen sich Tiberius Ordeal seit Jahrzehnten im Amt halten konnte. Trotz Unruhen und dem Krieg. Obwohl zeitweise cholerisch und
längst über seine besten Jahre hinaus, war sein Verstand nach wie vor messerscharf. „Simon Belfare ist mittlerweile weit nach Süden vorgestoßen.“, sprach der Kaiser weiter. „Das heißt entweder, das er endgültig Wahnsinnig geworden ist und uns den Norden einfach Kampflos überlässt… oder das er genau wie wir weiß, wo die Träne jetzt ist. In den freien Königreichen.“ „Er wird vor uns da sein.“ , gab Robert zu bedenken. „Natürlich wird er das. Und das heißt… uns bleibt gar keine andere Wahl“
„Herr ?“ Darian sah sichtlich nervös aus. „Eine Wahl zu was ?“ „Simon Belfare steht zwischen unseren Streitkräften und den freien Königreichen. Wenn wir nicht handeln, wird er die Träne vor uns bekommen. Ich möchte, dass Ihr alle Streitkräfte zusammenzieht. Und wenn ich alle sage, meine ich jeden einzelnen Mann, der weiß an welchem Ende er ein Schwert zu halten hat.“ „Wir senden also eine Armee nach Süden.“, schlussfolgerte der Hofmagier. „Fast richtig. Ich will außerdem, dass Ihr die fliegende Stadt auf den gleichen Kurs bringt. Dieser Krieg zieht sich
schon lange hin… aber er wird in den freien Königreichen entschieden werden. Und wenn ich dieses Insekt von Zauberer endgültig zertrete, will ich es selbst sehen. Er soll noch Gelegenheit haben, seinen wahren Herren zu erkennen.“
Darian verbeugte sich lediglich.
„Ja… natürlich, sehr wohl.“
EagleWriter Spielen hier noch keine große Rolle, aber in einem früheren Buch. lg E:W |
EagleWriter So sieht es aus. Da sind die freien Königreiche bereits nicht mehr existent und Laos und Canton teilen sich eine ( umstrittene) Grenze lg E:W |
EagleWriter Läuft ja nicht weg. Ich habe mich auch erschreckt, als mir beim Schreiben klar wurde, das ich bei 20 Kapiteln immer noch am Anfang war^^ lg E:W |
EagleWriter Sogar definitiv^^ lg E:W |