Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie. Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.
Schließlich, doch gezwungen, sich einem der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen.
Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird.
Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster.
Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
Ordt stand einen Moment regungslos da, genau wie der Fremde, der grade wie aus dem Erdboden gewachsen war. Hinter ihm zog sich die rothaarige Frau auf das Gras hinaus und setzte sich auf. Weitere Gestalten folgten. Bevor der Gejarn ganz verstand, was vor sich ging, hatte der Mann auch schon einen Satz auf ihn zu gemacht. Ordt ließ den Beutel fallen und versuchte noch an sein Schwert zu kommen, war jedoch zu langsam und bekam einen Schlag in die Magengrube. Die Klinge fiel im aus der Hand und der
Hieb ließ ihn einen Moment zusammenklappen. Der Gejarn raffte sich jedoch rasch wieder auf. Was dachte dieser junge Mensch eigentlich, was er ohne Waffen gegen ihn ausrichten konnte… Ordt holte mit einer Pranke aus, unter der sich der Fremde jedoch blitzschnell wegduckte. Der Gejarn schlug sofort wieder zu, nur um erneut nichts als Luft zu erwischen. Der Fremde stand in sicherer Entfernung und grinste. „Nun Herr Wolf, etwas zu langsam nicht ?“ Er sprach leise, so als hätte er Angst, jemand könnte ihn hören… natürlich hatte er Angst. Ordt sah zwischen dem
Erdloch und dem Verschlag hin und her. „Ihr seid Ausgebrochen….“ „Schlaues Kerlchen.“ Der Mann nutzte den kurzen Moment der Verwirrung um dem Wolf die Beine weg zu ziehen. „Und Ihr nennt mir besser einen guten Grund Euch nicht direkt bewusstlos zu schlagen.“ Ordt landete auf dem Boden und bevor er sich zur Seite wegrollen konnte, setzte sich schon eine Klinge an seine Kehle. Sein eigenes Schwert. Götter, wie konnte ein Mensch so schnell sein? „Weil wir auf derselben Seite sind.“ „Und das soll ich Euch jetzt einfach
so glauben, ja?“ Wenigstens verschwand die Klinge von seinem Hals. Der Gejarn nickte in Richtung seiner verlorenen Tasche. „Seht selbst.“ Der Fremde grinste, dann lies er das Schwert fallen. „Das mach ich gleich, aber erst mal auf die Füße mit Euch.“ Bevor Ordt sich noch groß wundern konnte, wurde er auch schon auf die Füße gezogen. „Warum ?“ „Weil Ihr nicht so dumm wärt, über etwas zu lügen, das ich überprüfen kann. Wenn doch, Herr Wolf, schlage ich vor
Ihr nehmt die Beine in die Hand. Ich bin übrigens Erik.“, erklärte der Mann während er zu dem Beutel trat, kurz hinein sah und zwei Radschloss-Pistolen hervor holte. „Und ich hab die schon vermisst.“ Die übrigen Flüchtlinge hielten etwas Abstand und Ordt nutzte den kurzen Moment, die Gruppe zu mustern. Die rothaarige Frau hatte er bereits gesehen, dazu kam nun noch ein älterer Mann mit schlohweißen Haaren, ein junger Mann, der eine zerschlissene Robe trug und aus einer Wunde am Kopf blutete und… die Gejarn. Er kannte die Beschreibung. Knapp schulterlanges Haar, ein
hellrötlich schimmernder Pelz… aber sie hatte die Träne nicht mehr, dachte der Wolf. Die Luchsin war jetzt unwichtig. Ein Blick zum Horizont jedoch genügte ihm, um zu wissen, dass ihn die Zeit davon lief. Erik verteilte derweil die Hand voll Kurzschwerter, die Ordt aus dem Lager entwendet hatte. Die Flüchtlinge hatten Waffen. So weit so gut. Fehlte nur noch eines, das schon viel zu lange auf sich warten ließ…. Hatte Leif seinen Boten vielleicht doch irgendwie gesehen? Ein lauter Alarmruf, der durch das ganze Lager hallte, verscheuchte jedoch Ordts letzte Zweifel. Alles lief nach wie vor exakt nach Plan.
Erik jedoch drehte ruckartig den Kopf in Richtung des Signals. Sofort konnte man Bewegungen zwischen den Zelten sehen. „Verflucht. Also gut, Zeit hier zu verschwinden. Jetzt.“ Der Mann machte eine hektische Geste mit den Händen, als wollte er eine Herde Schafe vor sich hertreiben. In Richtung Wald. Das konnte Ordt nicht zulassen. Wenn die Soldaten die Flüchtlinge verfolgten, würden einige Wachen im Lager zurück bleiben und ihm die Arbeit erschweren. Er musste ungestört bis zu Roberts Zelt gelangen... aber noch hatte er seine letzte Karte nicht ausgespielt. „Wir können noch nicht weg.“
„Wieso nicht?“ , wollte der weißhaarige Alte wissen. „Ihr wollt doch sicher Leif nicht hier zurück lassen, oder?“ „Leif lebt?“ Zu Ordts Überraschung war es die Gejarn, die beinahe aufschrie. Seltsam. Das konnte noch nützlich werden…. „Ja ich habe ihn angewiesen beim Lager Wache zu halten. Aber er kommt da so nicht mehr raus. Nicht, wenn jetzt alle auf der Hut sind. Ich hole ihn, aber ich brauche Zeit… jemand muss mir die Gardisten vom Hals halten.“ Erik stützte einen Moment das Kinn auf die Handfläche. „Hmm… Also gut, Planänderung an
alle. Wer weg will, geht jetzt besser. Ich bleibe mit jedem hier, der mir helfen will. Wir müssen die Gardisten ja nur einen Moment zurück halten. Das sollte zu schaffen sein. Der Rest, versucht wieder Anschluss an die Karawane zu finden. Versucht auf uns zu warten.“ Ordt nickte, dann rannte er los. Zurück in Richtung des Lagers. Götter, das lief beinahe zu perfekt. Alles wie am Schnürchen…. Leif wurde durch den Alarmruf aufgeschreckt und spähte aus seinem Versteck. Dutzende von bewaffneten Männern tauchten zwischen den Zelten auf. Der Schmied konnte schlicht nicht mehr darauf vertrauen, dass ihm die
Büsche und Bäume Schutz geben würden. Hoffentlich war der Wolf schnell genug gewesen und hatte die Flüchtlinge befreit. Er konnte nur undeutliche Bewegungen auf der Wiese ausmachen. Es war nach wie vor zu dunkel um sich leicht orientieren zu können, auch wenn der rötliche Lichtschimmer am Horizont versprach, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Dann wären die Flüchtlinge völlig schutzlos. Aber er konnte ihnen ein wenig Zeit verschaffen. Rasch zog er sich etwas weiter in die schwindenden Schatten zurück, bis die ersten Gardisten an ihm vorbei waren. Dann tauchte er aus seinem Versteck auf und erledigte den ersten, völlig
überraschten Nachzügler. Der Mann war noch nicht in sich zusammengesackt, da wandten sich einige seiner Gefährten um und stellten sich der neuen Bedrohung in Form des Schmieds. In Bewegung bleiben, schoss es Leif durch den Kopf. Es waren zu viele, um sich auf ein längeres Geplänkel einzulassen. Sie würden ihn so schlicht überrennen. Aber er konnte sie sicher eine ganze Weile hinhalten, bevor er selber sehen musste, wie er hier wegkam. Der erste Gardist, der auf ihn zustürmte, unterschätzte ihn offenbar und bekam den Dolch in die Brust geschleudert. Der zweite stach mit einer Lanze nach dem Schmied. Leif wich der
Waffe aus und trennte die Klinge mit einem gezielten Schlag ab. Mit der, nach wie vor fast nutzlosen Linken, konnte er das Schwert nur begrenzt nutzen, aber es reichte um sich etwas Luft zu verschaffen. Mit einer ungezielten Serie von Schlägen trieb er die fünf Gardisten etwas zurück, die versuchten ihn zu umstellen und gab dann Fersengeld. Hinein in das kleine Gewirr aus Zelten und heruntergebrannten Wachfeuern…. Ordt hechtete derweil durch das gleiche Labyrinth von gespannten Schnüren und Leinwänden. Er versuchte den Kampflärm, der jetzt in der Luft lag, so gut es ging auszublenden. Und
auch den kupfernen Blutgeruch. Es gefiel ihn nicht, die Flüchtlinge als lebende Zielscheiben für die Gardisten zu verwenden, aber eine große Wahl hatte er auch nicht. Wenn der Kaiser die Träne bekam…. Nicht darüber nachdenken, sagte er sich, während er seine Schritte vor dem Zelt in der Mitte des Lagers abbremste. Silberne Drachenstandarten waren vor dem Eingang in die Erde gerammt worden. Nur eine einzelne Wache stand davor und hob die Hand um den Gejarn anzuhalten. Ordt hatte nicht die Zeit für so etwas. Bevor der Posten reagieren konnte, hatte
der Wolf schon die Klinge gezogen und dem Mann in die Brust gerammt. Wenn jemand erfuhr, dass er ein Verräter gewesen war, würden die anderen Söldner sicher dafür zahlen müssen. Aber auch das durfte ihn jetzt nicht ablenken. Er sah sich rasch nach allen Seiten um und verschwand dann im Zelt. Robert schien recht spartanisch zu leben, trotz seines Ranges. Neben einem heruntergekommenen Feldbett, befand sich nur ein kleiner Schreibtisch im Zelt. Der Boden/ bestand aus ausgelegtem Eichendielen, auf denen ein abgewetzter Teppich die Schritte dämpfte. Auf dem Schreibtisch selbst
befand sich nichts außer einem Tintenfass und einigen Bogen Pergament. Ordt wischte die Papiere beiseite. Nichts. Der Gejarn wusste nicht wie viel Zeit ihm blieb. Hastig riss er die Schublade unter der Tischplatte auf. Lediglich einige Schreibutensilien. Die Träne war nicht hier…. Der Wolf wandte sich dem Feldbett zu und schnitt kurzerhand die Matratze auf. Wieder nichts. Nur ein Haufen Stroh. Unter den Dielen konnte der Prätorianerhauptmann nichts verstecken, da war nur Erde, aber vielleicht unter dem Teppich…. Ihm war bewusst, dass er einen Höllenlärm veranstaltete, trotzdem warf
er das Bett um und schlug den Teppichboden zur Seite. Nur dicht gefügte Holzlatten. Verflucht. Wo konnte Robert das Armband versteckt haben. Wenn er es versteckt hatte. Er war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass der Prätorianer den Stein irgendwo sicher aufbewahren würde. Aber… wo wäre die Träne sicherer, als beim Vertrauten des Kaisers selbst…. Ein Fehler nur und doch warf er ihn mehr als nur zurück. Er musste Robert finden, bevor die Flüchtlinge überrannt wurden, ihm im Kampfgetümmel töten… und mit der Träne verschwinden, bevor er selbst gelyncht wurde. Allein den Mann in dem Chaos zu finden, wäre
schon eine Herausforderung. Aber es gab eine Person in diesem Lager, an der der Prätorianer mehr, als an jeder anderen interessiert war. Und er wusste, wo Leif sich in etwa aufhalten musste…. Robert marschierte kopfschüttelnd durch das fast verlassene Lager. In seinem Schlepptau drei Wolfsöldner, zwei mit Schwertern und ein dritter mit einem Bogen bewaffnet. Die Fahnen Cantons wehten schwach im Morgenlicht. Was war nur schief gelaufen, das sich die Gefangenen nicht nur befreit, sondern auch bewaffnet hatten? Es musste einen Verräter unter ihnen geben. Leif hätte das doch unmöglich alleine zu Stande gebracht und er hatte schon eine
Weile damit gerechnet. Egal, die Träne war bei ihm. In Sicherheit. Das silberne Gewebe mit dem darin eingelassenen Opal, ruhte über seiner linken Hand und würde da auch nicht mehr verschwinden, solange er nicht den Kaiser erreichte. Dennoch brannte er darauf, auf seinen alten Lehrmeister zu treffen. Den Verräter. Er hatte sich ihm vor all diesen Jahren nie erklärt, sondern war einfach verschwunden. Auf einen Tag auf den anderen, hatte Leif der Drache des Kaisers, aufgehört als Person zu existieren. Wer würde freiwillig zu einem Schatten werden und warum? Tiefer hatte der Mann kaum fallen
können, vom obersten Krieger des Kaiserreichs, zu einem phantomhaften Verräter. Aber es lag nicht an ihm, das zu hinterfragen. Es lag an ihm, dafür zu sorgen, das Leif dafür zahlte. Dann erst hätte er seinen Titel wahrhaft verdient. Die Prätorianer konnten keine zwei Meister haben. Als ob seine Gedanken den Mann herbeigerufen hätten, stolperte Leif zwischen zwei Zelten hervor. Er erstarrte, als er den Prätorianer und seine drei Begleiter sah. Und das Armband an dessen Handgelenk. Nur einen Moment blitzte so etwas wie Überraschung auf seinem Gesicht
auf. Was Acht Jahre aus einem Menschen machen konnten… Robert erkannte Leif wieder, aber er wirkte... älter. Seltsam. Er hatte nie damit gerechnet, dass Leif schlicht hatte… älter werden können. Das Blut jedoch, welches dessen Schwert und Hand bedeckte zeugte davon, dass er in den Jahren seines Exils kaum etwas verlernt haben dürfte. „Hallo Robert.“ Der Gejarn-Bogenschütze an Roberts Seite riss einen Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken und legte auf den Mann an. Bevor er jedoch nur dazu kam, die Sehne zu spannen, hatte der Prätorianer ihm schon einen Schlag in die Magengrube versetzt. Die anderen
beiden Wölfe wichen zurück, als ihr Gefährte in die Knie ging. „Wenn ihn jemand, außer mir tötet, wird derjenige sich wünschen, nie geboren worden zu sein. Ihr bleibt zurück.“ „Eure Ritterlichkeit ist fehl am Platz.“, erwiderte einer der Gejarn. „Wirklich ? Ich besiege keinen Feind. Ich verteidige das, an was ich glaube. Ihr bleibt wo ihr seid, oder sterbt noch vor ihm.“ Mit diesen Worten ließ der Prätorianer seine Gefährten zurück und ging seinem alten Lehrer entgegen. Leif wartete ruhig, das Schwert in der rechten Hand. Den linken Arm hingegen hielt er leicht angewinkelt, so
als hätte er eine Verletzung, die noch nicht ganz verheilt war.
EagleWriter Ich könnte die Frage ja beantworten, aber...^^ lg E:W |
abschuetze Jeder kämpft seinen Kampf ...hinterhältiges Agieren... Spannung pur. |
EagleWriter Danke, dann hat das Kapitel seinen Zweck ja erfüllt lg E:W |
EagleWriter Ich spoilere nix ^^ lg E:W |