Beschreibung
Nochmals eine Neuauflage in vier Akten...
Pferde sind verspielt, sanft, schreckhaft, überheblich, majestätisch und immer für einen Spass zu haben... allen voran "Domenico"...
Hier mal Klartext, was sie wirklich über uns denken :-)
Boa, bitte, was ist das jetzt wieder! Vollbeleuchtung! Und das morgens auf leeren Magen! Ich stehe blinzelnd in der Box und schnaube empört. Diese Zweibeiner können einem ja gehörig auf die Nerven gehen. Erst löschen sie um zehn gestern Abend die Lichter, so dass mein Flirt mit Conny, die absolut heisse Fuchsstute neben mir, ins Wasser fällt und jetzt stellen sie das Flutlicht in den Stallgang. Also wirklich! Ich schüttle den Kopf, dass die kurze schwarze Mähne hin und her zottelt und gähne herzlich. Müde lehne ich mich nach hinten und strecke die Vorderbeine nach vorn. Mein brauner Pelz staubt als ich mich zum Abschluss noch kräftig schüttle. Das gibt wieder was zu putzen! Selber Schuld, wenn sie so schöne neue Einstreu in die Boxen legen, da muss ich mich doch glatt drin wälzen! Dösend steh ich noch eine Weile im Stall, bis ich definitiv, aber unsanft aus meinen Träumen gerissen werde.
„Domenico!“ das kleine Mädchen kommt in die Box gestürmt. Mein Gott, wie ich diesen Namen hasse! Und alles nur weil irgendein Vorurahne mal spanischer Abstammung war. Manchmal haben die Menschen komische Anwandlungen. Der Name passt überhaupt nicht zu mir! Eher zu dem Purra Razza, oder wie das heisst, da drüben. Aber den nennen sie ja schon Chicco. Domenico Chicco, das wäre doch ein Name für ein eingebildetes südamerikanisches Polopony im Ruhestand. Der ist so hochnäsig, da braucht’s mindestens zwei Namen. Hehe. Während ich so meinen Gedanken nachhänge, stopft mir das kleine Mädchen eine Möhre ins Maul und tätschelt und streichelt und liebkost. Entsetzt ziehe ich den Kopf in die Höhe, als ich merke, dass sie mir einen dicken Kuss zwischen die Nüstern setzen will. Liiik, wenn ich etwas mehr hasse als meinen Namen, dann ist es dieses Rumgeknutsche! Entrüstet schüttle ich den Kopf, lasse ihn sicherheitshalber ausserhalb der Gefahrenzone und stampfe mit den Hufen. Los, los, bringt endlich das duftende Knabberzeug und macht den Trog voll!
Die Kleine verschwindet aus meinem Reich und lässt die Boxentür sperrangelweit offen. Hehe, das ist meine Chance. Vorsichtig schiebe ich den Kopf aus der Tür und äuge über die Stallgasse. Grad will ich aber den ersten Huf in die Gasse stellen, da pfeift mich Conny auch schon zurück. „Domi, untersteh dich!“ Abrupt zieh ich den Kopf zurück und schlage mir dabei beinahe den Schädel ein. „Au, man, Conny, musst du mich so erschrecken!“ vorsichtig reibe ich das angeschlagene Auge an der Fessel. Hab gar nicht gemerkt, dass sich die olle Dame mittlerweile doch bequemt hat sich umzudrehen. Die ganze Nacht hat sie mir die kalte Schulter gezeigt, oder besser ihre hübschen Hintern-Rundungen, und jetzt, wenn ich endlich mal ein bisschen Spass haben will, ist sie wieder zur Stelle. Na gut, dann bleib ich heute halt noch hier. Aber morgen, ja morgen werd ich mir eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen. Der Blondschopf taucht wieder auf und stellt eine Schubkarre vor die Box. Super, jetzt kommt sie auch noch mit der Mistgabel. Schnell ziehe ich mich in die Ecke zurück, diese Metallzinken sind mir nicht ganz geheuer. Als sie fertig ist, gibt’s endlich Food! Die Körner rieseln in die Krippe und sofort dränge ich zum Futtertrog. „Hey, Conny, los, wer zuerst fertig gefuttert hat.“ ich drücke bereits die Nase in den Trog, doch Conny kaut gemächlich weiter. „Lieber nicht, Kleiner, sonst hustest du dir wieder die Seele aus dem Leib.“ Colonel auf der anderen Seite blickt über die Bretterwand, eine handvoll Heu zermalmend. „Jaaa, dash wa’ ein verschehen...“ kauend verdreh ich die Augen. Immer muss der Herr Rappschecke da drüben den Oberpapa spielen! Ok, das war wirklich ein bisschen gefährlich, aber diese Haferkörner sind auch so klein. Und prompt ist mir natürlich eines in die Luftröhre gestolpert! Gehustet hab ich wie der alte Charly in seinen besten Tagen. Schlussendlich standen alle Zweibeiner in meiner Box, haben mir auf Rücken und Bauch geschlagen bis mir das Augenwasser runter lief, massierten meine Halsröhre und ertränkten mich beinahe in einem Eimer Wasser. Nee, wirklich, so was brauch ich nicht mehr. Prustend hebe ich den Kopf aus der Krippe, trinke einige Schlucke Wasser, um die trockenen Körner runter zu spülen und mache mich über den Berg Heu her.