Krimis & Thriller
Endstation

0
"Endstation"
Veröffentlicht am 18. Juli 2014, 54 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
© Umschlag Bildmaterial: lassedesignen - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Mein Name ist Kimi. Ich schreibe sehr viel in meiner Freizeit. Überwiegend Kurzgeschichten und Krimis. Ab und an schreibe ich auch über Erlebnisse und Erfahrungen aus meinem Arbeitstag aus dem FSJ im Altenheim. Ich finde das Schreiben eine schöne Abwechslung zum Alltag. Desweiteren betreibe ich gerne Sport, wie zum Beispiel Laufen und Reiten. Meistens kommen mir auch da meine Ideen zu meinen Texten.
Endstation

Endstation

Endstation

Die Party war ein Reinfall, stellte Hennrik gegen einundzwanzig Uhr fest. Er war noch nicht mal lange da. Wenn es hoch kam eine Stunde. Die meisten Leute kannte er zwar.

Es waren Kollegen und Freunde. Das Essen war zwar gut, aber nun kam die Party zu dem Punkt, an dem es keine gewöhnliche Party unter anständigen Leuten war.

Hennrik war dies nicht gewohnt. Alle hatten schon mehrere Flaschen Bier weg und nicht nur das. Die Auswahl an Getränken war riesig. Nur Wasser gab es nicht ausreichend.

Ein Bier hatte Hennrik sich zwar gegönnt, aber mehr nicht. Normal trank er überhaupt nichts.

Was sollte er also nun machen? Für ihn gab es nichts zu trinken, alle waren besoffen, und wirklich Party für ihn war es auch nicht.

Er beschloss frühzeitig von der Party zu gehen. Auch wenn es der 30. Geburtstag eines Kollegen war. Der Kollege war noch nicht mal so lange dabei und war von allen schon jetzt begehrt.

Der führte irgendwas im Schilde, da war Hennrik sich ganz sicher. Sein Entschluss stand fest er suchte den Geburtstagskollegen Fred um sich

zu verabschieden.

"Sorry, Fred ich muss schon los." Der Kollege blickte Hennrik entsetzt an. "Warum zum Teufel musst du denn schon gehen? Aber okay, komm gut nach Hause."

Mehr sagte er nicht. Bestimmt wusste er noch, dass er eine anstrengende Woche mit sieben Nachtschichten hinter sich hatte.

Chris seinem festen Kollegen musste er auch noch auf Wiedersehen sagen. Chris guckte ihn besorgt an.

"Ist bei dir alles gut?"

Mehrmals versicherte Hennrik dies. Immer wieder erwähnte er die

Nachtschichten, er würde am liebsten etwas schlafen. "Bist ja nichts mehr gewohnt. Dann ruh dich aus. Hast du auch verdient. Pass aber bitte auf dich auf. Verstanden?"

Das war typisch für Chris er machte sich zu viele Sorgen. Auch bei der Arbeit war dies nicht förderlich. Chris mochte zwar drei Jahre älter sein und hatte auch ein paar Jahre mehr Diensterfahrung, aber dennoch, war Hennrik zuverlässig und gewissenhaft. Er ging nie unnötige Risiken ein. Vor der Tür des Hauses spürte er den frischen Nachtwind in seinem Gesicht, er zog seine Jacke bis zum Anschlag

hoch. Die Nacht war klar und es war fast Vollmond. Bis auf die Häuser und Straßenbeleuchtung war alles dunkel. Ein Blick auf die Uhr verriet es war noch nicht mal Mitternacht durch.

Sollte er wirklich nach einer sieben Nächte Woche dieses freie Wochenende schon um diese Zeit zu Hause verbringen? Wer sagt denn, dass es nach der Party, die ja eigentlich keine Richtige war, enden muss?

Die Nacht war noch jung, irgendwo ging bestimmt noch was. Er dachte noch kurz nach. Klar, die Monkey Straße. Da

begann das Leben jetzt erst. Früher war er oft da.

In letzter Zeit nicht so oft. Aus mehreren Gründen.

Erstens hatte seine Freundin ein ungutes Gefühl. Sie hasste die Gegend und außerdem hatte er nicht viel Freizeit, ständig war er im Dienst und in Uniform, das machte sich nicht gut. Selbst auf Streife fuhr man da nachts nur zu viert lang. Sicher war sicher. Seine Freundin würde davon nie was erfahren und ein kleiner Abstecher könnte ja nicht schaden.

Er war privat da, hatte keine Verpflichtungen. Der Gedanke war verlockend.

Er ging zum Auto, startete seinen Honda und fuhr los. Parkte auf dem Nahegelegenen Parkplatz der Monkey Straße und ging den Rest zur Fuß. Alles war noch so vertraut wie früher. Ein paar Mädels standen vor den Bars, aus den Bars kamen bunte Lichterspiele, Musik, aus manche sogar etwas Rotlicht, andere wiederum waren normal. Normal für einen vernünftigen Männerabend mit ein, zwei Bier.

In der Bar Oktupus hatte er sich früher immer getroffen. Da war wenigstens etwas mehr los, als auf Freds Geburtstag. "Hennrik lange nicht gesehen!", rief Ralf

von der Bar aus rüber. Hennrik war es leicht unangenehm er spürte die fragenden Blicke in seinem Rücken als er zu Ralf ging. Aber sein Stil passte nun mal nicht zu den anderen Besuchern, noch nicht mal zu seinen Freunden.

Er stand nicht so auf Tattoos, Alkohol und Frauen. Dennoch hatte er manch netten Abend hier verbracht und die Anderen hörten nach kurze Zeit auch wieder auf zugucken. Das Bier war doch interessanter. Besser so. Ließen sie ihn in wenigstens Frieden. "Die Jungs sind hinten." verriet Ralf. Klar wen er mit Jungs meinte. Seine

Kumpels. Sie hielten sich fast nur hinten auf. Hinten waren wirklich nur die richtigen Männer. Weicheier und sonstige Hampelmänner hatten ihr nichts verloren. Es war eine eigene Gasse.

Eine Einkaufsgasse. Nur halt auf etwas anderer Art. Die Ware war ja klar, Heroin, LSD, Cannabis. Hin und wieder auch ein paar Schläge ins Gesicht. Dann wusste man wo es lang ging. Früher hatte Hennrik nie was abbekommen, jeder wusste, das er mit solchen Sachen nichts zu tun haben wollte, er würde sie auch nicht verpfeifen, er war einfach

ein unscheinbarer Gast, der ab und an mal die Lage checkte.

Zu mehr ließ er sich nicht überreden. Er gehörte trotzdem zu den Coolen und das reichte ihn. Damals. Mit Beginn seiner Kariere bei der Polizei hatte er seinen Freundeskreis aufgegeben, ohne je ein Wort darüber zu verlieren. Er fand es besser so, wenn sie nicht wussten, dass er nun auf der anderen Seite tätig war.

Nur ein paar Mal war er auf Streife hier. Meistens aber machten dies seine Kollegen. Er hatte andere Bereiche.


Seine Kumpels sah er nicht gleich, er

ging ein wenig die Gasse entlang. Direkt neben ihn zwischen zwei Mülltonnen spritze sich einer Heroin. Gegenüber trieben es zwei auf eine sehr spezielle Weise.

Der Rest dealte ganz offensichtlich mit Drogen oder besoffen sich. Worauf hatte er sich nur eingelassen? Eigentlich suchte er nur seine früheren Freunde. Jeder Polizist wusste was ihr abging. Es war nichts Neues.

Also ging er unbeeindruckt einfach weiter. Heute war er in Jogginghose und Sweatshirt unterwegs nicht in Uniform. Er hatte auch keine Lust sich als Polizist zu zeigen. "Wilscht du auch?" Irgendjemand hielt

ihn ein Päckchen mit weißem Pulver hin.

"Ne lass mal stecken!"

"Was, alter? Hastn Problem mit mir?" "Ne." beeilte Hennrik zu sagen und ging etwas schneller weiter. Es war ihm doch nicht so geheuer. Wo waren denn nun seine Kumpels. Ralf sagte doch sie wären hier?

Immer noch mit zügigen Schritten ging er weiter. Warum auch immer viel ihm sein Portemonnaie aus der Jackentasche. Er bückte sich, hob es auf und als er sich wieder aufrichtete bekam er eine Faust volle Kanne ins Gesicht. Reflexartig versuchte er sich zu wehren und ballte seine Faust ebenfalls nach

vorne. Da hatte er erneut eine Faust im Gesicht er spürte wie das Blut aus seiner Nase tropfte.

Er erkannte seine ehemaligen Freunde. "Tja, Bulle hier ist Endstation für dich, hier kommt keiner heile raus!" während der den Tritten und Fäusten auswich und versuchte zu flüchten, versuchte er ihnen klar zumachen das er Hennrik sei. Und sie aufhören sollen.

Aber sie machten weiter. Hin und wieder gelang es Hennrik sich etwas Vorsprung zu verschaffen.

Andere Leute guckten aus ihren Klubs. Aber keiner machte was. Es war normal. Endlich hatte er sich etwas frei Raum verschafft.

Er rannte etwas weiter, konnte dann kurz Pause machen und etwas durchatmen. Die anderen Leute hörte man immer noch rum schreien. Vermutlich kloppten die jetzt auf jemand anders ein.

Er als Polizist hätte helfen müssen. Aber er konnte nicht. Er brachte sich selbst in Gefahr, dadurch.

Dann klirrte eine Fensterscheibe. Nun wagte er doch, einmal um die Ecke zu schauen. Der einzige Klub mit Fenstern hatte drunter gelitten in der Rangelei ist jemand ins Fenster geflogen.

Nun lag er auf der Fensterbank, war aber schon wieder dabei sich

aufzurappeln. Außer ein paar Kratzer am Kopf hatte er nichts abbekommen. Nun ging jeder auf jeden los.

Es waren viel mehr Leute geworden als es zu Beginn. Wie sollte er jetzt nur wieder raus kommen.

Warum hatte er seinen Polizeiausweis auch im Portemonnaie. Obwohl jetzt stand er auch ganz offensichtlich und keiner interessierte sich für ihn. Nun klingelte auch noch sein Handy. Chris. Was wollte der denn nun?

"Hey. Wo bist du? Irgendwie warst du komisch auf der Party. Ich mach mir Sorgen. Wollen wir uns noch treffen?"

Das wollte Hennrik gerne. Das reizte ihn mehr als sein Ausgangsplan. Aber hier kam er nicht so schnell raus. "Wo bist du? Ist so laut?" Hakte sein Kollege nach, als er nicht antwortete. "Nein, würde ich gerne, ist aber schlecht. Ich habe totale Kopfschmerzen. Bin auf dem Sofa und schaue irgendeinen Action Film im Fernsehen. Die machen sich da gerade alle kalt." Was Besseres fiel ihm nicht ein. Die Wahrheit konnte er ihm nicht sagen. Wie erwartet glaubte Chris ihm nicht. "Ja ... Kann ... äh ... Der Emp ... Empfang ... ist ganz ... schlecht. Muss ... Schluss ... machen." Dann legte er

auf. So das war geschafft. Nun das andere Problem. Er ging noch ein Schritt weiter aus seiner Ecke hervor. Jetzt waren alle wieder friedlich.

Es wurde nur lautstark diskutiert. Andere zeigten auf ihn und redeten dann. Tja er stand halt als Einzelgänger da. Aber keiner ging auf ihn los. Die ganzen Inhaber der Klubs waren auch wieder drinnen. Die interessierte es auch nicht wirklich. Er wagte es erneut weiter zu gehen. Er hatte leicht die Orientierung verloren. War aber eigentlich egal. Auf beiden Seiten war es eine Sackgasse.

Die beste Möglichkeit war, er ging

einfach in die nächstgelegene hinter Tür und dann durch den Klub nach vorne in die normale Welt. War ja eigentlich gar nicht so schwer. Er stellte sich auf alle möglichen Szenarien und Eventualitäten ein. Hatte irgendwie für alles einen Plan.

Mehr oder weniger jedenfalls. Zu Not würde er improvisieren. Dennoch hasste er sich für seine selten dämliche Idee, heute Nacht alleine seine früheren Freunde wieder zu besuchen. Verdammt er war Bulle und die waren hier nie gerne gesehen. Wäre er nur nach Hause gefahren. Es musste auch nicht jedes freie Wochenende Party sein. Der Gedanke

war leicht gedacht, aber für Hennrik schwer umzusetzen. Auch wenn er sich nie betrank und nie mit irgendwelchen Frauen im Bett landen wollte, ging er gerne auf Partys. Zögernd setzte er einen Schritt vor dem anderen. Auch wenn er schon oft Straßenschlachten, und Auseinadersetzungen vor Discotheken und sonstiges geschlichtet hatte. Einmal sogar mit einer weiblichen Kollegin, die unbedingt mit wollte, trotz dessen das sie nur geringfügige Erfahrung hatte. Zuerst hatte sie sich auch gut geschlagen. Dann aber musste Hennrik ihr doch helfen. Das war kurz vorm Ende und dann hatte er die Situation im

Griff gehabt.

Auch für seinen Kollegen Chris, waren die Hooligans eine Nummer zu groß. Dabei war er ja der größere, ältere und erfahrener. Ihm fehlte es bei diesem Einsatz leicht an Mut. Er wirkte leicht ängstlich, gegenüber den Hooligans. Hennrik hatte das schon vorher gemerkt und ein Auge auf ihn gehabt. Aber es war nur dieser eine Einsatz, wo Hennrik seinen Kollegen retten musste, sonst konnte er sich immer auf ihn verlassen. Was nun?

Was wenn er nun alleine in solche Situationen geriet. Alleine ohne Kollegen und Rückendeckung. Er war

angreifbarer. Sein Mund trocknete leicht aus. Egal es nützte nichts. Er stand jetzt schon lange da, wurde gesehen, keiner hatte was gemacht. Vermutlich hatten alle sich wieder beruhigt. Egal wie ruhig die Situation jetzt war. Sie konnte sich schlagartig ändern. Er hatte Angst und war überfordert, wie sollte er am Besten reagieren? Ausgerechnet ihm musste das passieren. Ihm, der immer vorsichtig und vernünftig war. Warum nur? Er verfluchte sich selbst. Sollte er doch Chris um Hilfe fragen? Er wusste es nicht.

Er wusste überhaupt nichts mehr.

Vielleicht bekam er gerade noch zusammen wie er hieß.

Schließlich wagte er es doch, er ging einen Schritt vor, überprüfte stetig die Reaktion der Dealer und sonstigen, Deutsche, Ausländer, ein paar Frauen. Alle im Alter zwischen achtzehn bis dreißig, schätzte Hennrik sie. Gerade jetzt wo er sich aufgerafft hatte spürte er seine blutende Nase wieder. Lass dich nicht aus der Fassung bringen, lautetet seine Devise. Er ging weiter.

Plötzlich sprang jemand ruckartig von hinten auf ihn zu. Und zerrte ihn zu Boden. Schlug ihn ein paar mal mit den Kopf auf den Boden. Hennrik versuchte

noch sich zu wehren mit Tritten und Armen. Irgendwie.

Aber es war aussichtslos. Er sah auf sich die Masse zu rennen. Immer wieder wurde er geschlagen und getreten. Auch mit aller Bemühung gelang es Hennrik nicht sich zu wehren. Fünf Leute hatten sich um ihn versammelt, um den Akt auszuführen. Sie hatten ihn überrascht, sodass Hennrik gar nicht fähig war reagieren hätte zu können. Auch jetzt gelang es ihm nicht. Warum war er nicht vorsichtiger? Wieder dieses Warum? Warum war er überhaupt hier her gefahren? Warum? Er verstand es

einfach nicht. Ein doppelt so großer und breiter Typ lag nun zur Hälfte auf ihn. Er bekam schwer Luft, wurde zudem noch gewürgt.

Die Tritte und die Schläge ließen auch nicht nach. Doch es gab eine Chance auf Befreiung. Sehr gering. Hennrik spürte seine Hände, sie waren frei. Es musste ihn nur irgendwie gelingen seinen Gegner der auf ihm saß ebenfalls zu würgen. Dann würde sich rausstellen wer den längeren Atem hatte.

Es war sein früherer Freund. "Aufhören. Bitte!" Das war sowieso hoffnungslos. In dieser Szene nahm man keine

Rücksicht auf Andere. Keine Rücksicht auf Verluste.

Aber etwas besser war die Situation schon. Sein Gegner war verwirrt von den Händen um den Hals. Und die anderen waren so erstaunt. Das sich ihr Opfer wehrte, was wohl nicht so üblich war, das sie aufhörten und nur zu guckten. Es war ein Kampf nur zwischen den Beiden. Die sich würgten, den Griff verstärkten und über den Boden rollten. Hennrik war stolz auf sich. Immerhin war es ihm gelungen etwas Übersicht zu verschaffen und die Gegner zu überraschen.

Das musste er noch mal ihn kriegen. So

lange ging der Kampf weiter. Bis jetzt stand noch kein Sieger und Verlierer fest und das würde sich auch nicht so schnell entscheiden. Dabei sah Hennrik schon viel schlimmer zugerichtet aus. Zum Glück hielt er sich einigermaßen fit und hatte so auch jetzt noch etwas Kondition den Kampf durchzustehen. Die Anderen hatten sich scheinbar von ihrem Schock erholt und kamen erneut zur Hilfe.

Traten und schlugen wieder auf ihn ein. "Stopp!", das dieses nichts bringen würde, war ihm klar, aber er wollte es ausprobieren. Wie konnten seine Freunde so brutal mit ihm umgehen?

Immer wieder bekam er Schläge ins Gesicht, Tritte gegen die Rippen. Auf den Boden lag schon viel Blut, Hennrik hatte Schmerzen und war mit seinen Kräften am Ende.

Lange würde er es nicht mehr durchhalten. Dann würden sie ihn tot prügeln.

Daran bestand kein Zweifel. Kurz bevor er sich selbst aufgab. Wendete sich die Situation schließlich. Plötzlich hörten die Tritte auf. Der Griff um seinen Hals wurde lockerer. Dafür verstärkte sich der Blutige Metall Geschmack in seinem Mund. Nun hauten die Leute ihre Köpfe sich selber ein. Und ließen Hennrik in Frieden. Ein

Klubbesitzer, den Hennrik flüchtig von früher kannte, aber nie wirklich mit ihm geredet hatte, kam zu ihm. Er half Hennrik hoch.

Kurz wurde ihm schwindelig, als er das ganze Blut auf dem Boden sah. "So jetzt lasst gut sein. Lasst den armen Mann in Ruh!" Er schütze Hennrik vor weitern Schlägen.

"Danke." murmelte Hennrik sehr leise. Zu mehr war er nicht fähig. Er war völlig geschafft. Und froh endlich in Sicherheit zu sein. Sein Retter stellte sich als Eric vor. "Ey draußen bleiben. Sonst knallts!" Ohne war Eric anscheinend auch nicht. Er haute einen ehemaligen Freund und

jetzigen Feind die Tür gegen Kopf und verschloss sie. Dann holte er Tücher und verband die Wunden.

"Sorry bin kein Arzt. Rufen können wir die auch nicht. Die werden sofort verhauen. Und Polizei geht nicht. Das gehört sich hier nicht. Also sorg einfach dafür, dass du am Leben bleibst. Nur bis morgen früh. Sind auch nur noch ungefähr 6 Stunden, dann ist Ruhe!" Hennrik war sprachlos. Er war K.O., erschöpft, hatte keine Kraft und stand eigentlich kurz vor einem Zusammenbruch, aber Recht hatte er Eric ja schon.

Und mit Polizei würde er sich selber in Gefahr bringen. Immerhin war

er jetzt wieder aus der Gefahrenzone. Eric machte irgendwas im Nebenraum. Kam dann mit einem Glas Whisky zurück. "Nein Danke. Aber hättest du eine Kopfschmerztablette und ein Glas Wasser?" Statt das Glas Whisky bekam er die gewünschten zwei Sachen. Für Hennrik war es trotz der Tablette sehr unerträglich. Ihm taten alle Knochen weh, er war müde und wollte eigentlich nur nach Hause. Zudem war es in dem Klub sehr stickig und das Licht war auch nicht grade Kopfschmerzlindern.

Jetzt wusste er, warum er diesen Laden

immer verabscheut hatte. Dann kam Eric auf die Idee an die Frische Luft zu gehen.

Vorne oder hinten ihm war dies gleichgültig. "Ähm dir ist bewusst das draußen die Leute noch sind?" Etwas irritiert schaute Eric ihn an. "Klar. Die sind jeden Abend da. Warum sollte es anders sein. Nach dem die sich einmal gekloppt haben sind die friedlich. Komm schon das hilft!" Warum auch immer willigte Hennrik ein. Was hatte er noch zu verlieren. Hin und wieder kam draußen Einer auf sie zu aber Eric wusste wie er sie zu verscheuchen hatte.

Er hatte eines der angesehensten Läden

damit wollte es sich niemand verscherzten. Er war aber durch seine gerechte Art nicht gerade beliebt, hatte auch schon ein paar blaue Augen davon getragen. Langsam wurde es ruhiger. Und mit dem Tageslicht war alles wie immer, friedlich und ruhig. Nur die kaputte Glasscheibe und der Blutfleck auf dem Boden, waren die einzige Erinnerung der Nacht.

"So jetzt kannst du die Polizei verständigen wenn du willst, mein Freund?"

Waren sie Freunde? Hennrik war sich da nicht so sicher.

Eric war auch kein Held für ihn, lediglich jemand der ihm in einer

brenzligen Situation geholfen hatte.

"Jo. Ich ruf mein Kollegen an." Hennrik wählte die Nummer von Chris. "Na, du? Was gibt’s? " "Hör mal, Chris, kannst du vorbei kommen. Bitte. Ich weiß nicht was ich tun soll. Bitte."

"Oh Gott. Was hast du gemacht? Guck mal auf die Uhr kurz nach sechs. Okay ich komme. Bist du zu Hause? Ich komme. Bin unterwegs." Chris war aufgeregt. Hennrik überlegte kurz ob er die Wahrheit sagen sollte. Was er überhaupt sagen sollte. Eins war im klar, er brauchte Hilfe.

Lange würde er nicht mehr durchhalten. "Nein, bin ich nicht. Kommst du in die Monkey

Straße?" Schweigen am anderen Ende der Leitung. Nach kurzer Zeit "WAAAS? WO BITTE? Was zum Geier machst du da? Ich hole dich daraus." Etwas später gingen Hennrik und Eric aus den Laden um nach Chris zu gucken.

Ein paar Randalierer waren immer noch zu finden. Jeder war friedlich an seinem Platz. Keiner würde auf die Idee kommen, dass die Idylle zurzeit täuscht. Dann kam Chris, völlig geschockt umfiel er seinen Freund und Kollegen, checkte ihn ab und kam zu dem Entschluss er muss zum Arzt. Er redete

etwas lauter, so das die ruhenden Randaliere hellhörig wurden. Langsam und nicht wirklich aggressiv kamen sie näher.

Eine falsche Reaktion oder ein falsches Wort und die gestrige Schlägerei würde erneut losgehen. Ganz nebenbei stellte Eric sich in den Vordergrund zu den Randalieren. Und bat sie freundlich zu verschwinden. Mit einem Zeichen machte er seinen beiden neuen Bekanntschaften klar, das sie ein Stück weiter Richtung Ausgang gehen.


Hennrik bedankte sich noch kurz bei Eric, dann wurde er von Chris zum Arzt gefahren.

"Du Hennrik, ich würde dich echt voll gerne begleiten, aber du weißt ja wir haben ja so ein kleines Problem mit der Bestatzung. Tut mir echt leid, gerade da ich dich im Stich gelassen habe, als du mich brauchtest. Ich erledige aber soweit alles, okay? Informiere deine Freundin und gebe dem Vorgesetzten bescheid."

Chris brachte Hennrik noch bis zum Eingang. Dann war Hennrik wieder auf sich alleine gestellt. Keiner mehr da von seinen Freunden.

Und im Krankenhaus hatten die Ärzte keine Zeit, also wurde Hennrik, schwer verletzt erstmal ins Wartezimmer

verfrachtet. Das Offizielle war besetzt, also nahm er das Zweite. Und das war wirklich nur das Zweite. Denn dort saßen einige `Bekannte´ von gestern Nacht und andere Typen dieser Gattung.

Okay, Hennrik, ganz unauffällig verhalten, dann passiert dir nichts. So vergingen die Stunden in den nichts geschah, keiner ging auf ihn los, die schmerzen wurden stärker und er fühlte sich von allen Menschen alleine gelassen.

Warum er? Warum? Die Frage konnte er nicht beantworten. Irgendwann kam dann die Erlösung, eine Schwester.

"Oha. Sie sehen ja schlimm aus."

Tja, das konnte sie laut sagen und so saß er fast drei Stunden im Wartezimmer mit den nicht gerade ungefährlichen Typen. Immer die Angst im Hinterhopf er würde erneut niedergeschlagen werden.

Jetzt war der Alptraum vorbei. Jetzt ging es zum Arzt, der würde ihn Medikamente verschreiben, den Verband ordentlich machen und fertig war. Es ging bergauf. Da hatte sich Hennrik erneut geirrt. Die Verletzungen und eigentlich der Gesamtzustand war so schlecht, das Hennrik ein paar Tage zur Beobachtung dableiben musste. Außerdem bekam er für ein Arbeitsverbot. Erst wenn er

richtig heile war, durfte er wieder auf die Straße.

Ein Polizist der aussieht wie ein Draufgänger, war das gefundene Fressen. Der Arzt hatte einfach keine Ahnung. Er wusste ja gar nicht was er tat. Das es noch schlimmer wurde, wenn man ihn einsperrte.

Vor allem im Krankenhaus, in den kleinen Zimmern in den es immer so fürchterlich stinkt. Ohne irgendwelche Freunde. Keine Streifenfahrten, keine Verfolgungsjagden. Nein, gar nichts, was ihm auch nur ansatzweise gefiel. Jetzt hoffte er einfach das es schnellst

möglich heilen würde und er nicht ganz arbeitsunfähig werden würde. Immer wieder kamen irgendwelche Krankenschwestern und Ärzte rein um nach den Patienten zu gucken. Nach einer Stunde war er schon genervt und hatte keine Lust mehr.

Dann die Erlösung eine Schwester klopfte.

"Ist nicht ganz ohne was ihr Freund da abbekommen hat.", hörte Hennrik sie sagen. Das war bestimmt Chris. Tatsächlich kam sein Freund durch die Tür.

Er ging rein, drehte sich noch zur Tür um, wollte sie noch zu machen. "Schon okay, gehen sie weiter, ich mach die Tür

zu."

Auch wenn das eine sonst aufdringliche Schwester war, nett war sie je irgendwie. "Mensch was tust du?" Der Anblick schockte Chris immer noch. Hennrik merkte wie sehr Chris dies mit nahm. Denn jetzt musste er mit Eva auf Streife fahren.

Eva, die immer fünf Minuten später aus dem Wagen kam. Die in brenzlige Situation die Kontrolle verliert, dann einfach mal gar nichts tut und die sowieso etwas unsportlich und ungeeignet ist. "Was meinst du wie lange musst du hier blieben?" fragte er. "Der Arzt meint bis ich wieder komplett

fit bin, vorher lässt er mich auf keinen Fall zur Arbeit."

"Kann das sein das du nicht wirklich was weist? Ich gehe mal den Arzt fragen und du ruhst dich aus." Das war ja ein kurzer Besuch von Chris, was für ein toller Freund.

Trotz Protest von Hennrik, durfte er nicht mit zum Arzt kommen. Er musste hier warten. Im Zimmer, das er ja so sehr hasste. Er war ein Mensch der Action brauchte, der fünf Mal in der Woche Sport trieb.

Es war alles nicht fair. Rein gar nichts war fair.

Dann kam der Arzt und Chris wieder. Mit unschuldiger Miene, die auch

etwas Traurigkeit hatte, blickte er zu wie der Arzt, erneut Hennrik abtastete und anguckte. Dann gingen beide wieder. Hennrik hatte keine Ahnung was jetzt los war, mit ihm redete man ja nicht. Man fragte ihn nicht. Und außerdem war er eh nur interessant wenn er funktionierte und vor Ort war.

Nicht wenn er irgendwo im Krankenhaus Zimmer rumlag, dann war er unwichtig, dann brauchte man ihn nicht. "Scheiße, ist das." Voller Wut trat er gegen den Nachttisch wo die Tabletten und die Wasserflaschen rumstanden. Die zu Boden fielen. "Ich will das nicht!"

Jetzt war das Bett dran. Aber alles blieb heile und nichts änderte sich. Keiner hörte ihn, oder keiner wollte ihn hören. Keiner kam um ihn zu fragen wie es ihm geht.

Noch nicht mal seine Freunde kamen. Früher hielt man besser zusammen. Und wo war überhaupt seine Freundin? Die war kein einziges Mal da und sie war nicht erreichbar.

Das er wirklich Recht hatte und niemanden hatte, stellte sich in den nächsten Tagen heraus.

Keine Freundin, kein Chris, nein niemand kam um nach ihn zugucken. Ab und an mal irgendwelche vage bekannten Kollegen. Aber was bedeutet

dies schon. Seine Kumpels, seine Leute ließen ihn im Stich. Er hatte doch nichts verbrochen, warum also verachtete man ihn jetzt?

Warum? Warum bekam er nie eine Antwort. Aber Hennrik hatte nicht nur Pech. Der Krankenhausaufenthalt dauerte nicht so lange und er konnte auch schon bald wieder arbeiten. Gleich wieder Streife mit Chris. "Hey Partner, ein Glück das du wieder da bist." Chris freute sich wirklich und die ganze Wut auf ihn hatte Hennrik vergessen.

Er war einfach nur froh, dass er

wieder einen normalen Alltag hatte. Das hatte er vermisst. Seine Freundin war nicht zu Hause und nach wie vor nicht erreichbar. Wo war sie bloß?

Das war ihm vorerst egal. Wichtig war, dass es ihm gut ging. Und Chris war wieder für ihn da. Wie in alten Zeiten. Er war wieder in seiner vertrauten Umgebung war.

Mit seinen Freunden und vor allem mit Chris. Chris hatte niemanden auf der Wache erzählt was wirklich war. Das wäre peinlich für Hennrik geworden. Chris war eben doch ein echter Freund und ein super

Kollege. Er und Chris waren für diese Schicht zusammen eingetragen. Endlich nahm der Alltag wieder Form an. Schnell packten sie die Sachen zusammen und dann ging es los.

Wieder auf Streife. Das hatte Hennrik vermisst. Er liebte seine Arbeit. Sie saßen im Streifenwagen, es war schon leicht schummrig.

"Fahrt ihr mal bitte in die Monkey Straße. Da soll es wohl etwas unruhig sein. Andere Wagen sind nicht frei. Ihr schafft das." befahl der Funk. Der wusste ja auch nichts von Hennrik`s Zwischenfall.

Beide guckten sich an und nickten. Sie

wussten sie waren zu zweit und konnten sich aufeinander verlassen. Sie waren eben mehr als nur Kollegen. Auf demselben Parkplatz, wo Hennrik vor ein paar Wochen geparkt hatte, parkten sie jetzt auch. Gingen genau dieselben Straßen entlang. Hennrik war leicht angespannt. Immer wieder kamen die Bilder in seinem Kopf. Aber das war nun mal die Aufgabe, er wollte unbedingt wieder auf Streife, also musste er da jetzt durch. Kurz hatte er den Wunsch einfach Chris Hand zu halten.

Aber er war Polizist und kein Weichei. Er würde diesmal unverletzt nach Hause gehen.

Lächelnd meinte Chris "Keine Sorge ich pass auf dich auf. Versprochen." Es war ihn anzumerken, das es ihm fertig machte, das er in der schweren Zeit nicht für seinen Freund da war und es fiel ihm nicht gerade leicht Sicherheit auszustrahlen.

Auch er kannte die Risiken und wusste genau was Hennrik jetzt durchmachte. Überall saßen die Drogenabhängigen, sie spritzen sich gegenseitig oder auch alleine. Teilweise waren die Menschen schon total kaputt. Unterste Ebene der Menschheit. Aber keine einzige Auseinandersetzung. Alle waren ruhig, betrachten die

Polizisten. Versuchten die Spritzen zu verstecken. Egal ob es in der Mülltonne war, in der Tasche wo schon fünf andere Spritzen lagen. Aber sonst war nichts zu sehen und zu machen.

"Und?" Fragend blickte Hennrik seinen Kollegen an. "Keine Ahnung. Die haben doch nichts mehr. Außer die Spritze. Lass sie doch. Wir haben nichts gesehen. Sonst sind wir beide nachher im Krankenhaus." Damit war Hennrik einverstanden. Sie gingen einfach an den Menschen vorbei. Seine ehemaligen Freunde winkten freudig. "Ey Hennrik, lange nicht gesehen. Wie geht’s du Bulle? Wir haben

keinen Dreck am Stecken." Hennrik ging zu ihnen und unterhielt sich mit denen.

Mit denen, die ihn vor ein paar Wochen fast tot geprügelt hätten, es waren aber seine Freunde. Und sie hatten alles vergessen.

Niemand sprach darüber. Eric stand Abseits mit einem weiteren Mann, aber sonst war er alleine. Er hatte keine Freunde in dieser Gegend. Und auch Hennrik ging nicht zu ihm, er blieb bei seinen Freunden oder Feinden, wie man es auch nennen mochte. Vorher kam Eric ja auch alleine klar. Warum sollte Hennrik jetzt noch zu ihm?

So ist nun mal, das Leben. Man kann sich eben nicht alles aussuchen


Sie wurden wieder zurück zur Wache gerufen, da der Schichtwechsel nicht mehr weit entfernt waren.

Nicht nur die Kollegen für die Nachtschicht warteten, nein auch seine Freundin stand da.

Sie fiel ihm um den Hals. "Hennrik, ich bin so froh das es dir besser geht. Und Danke Chris, das du dich um alles gekümmert hast."

Hennrik befreite sich aus den Griffen. "Wo warst du? Was hast du gemacht?" Das war das einzige was er beantwortet haben wollte.

Das waren auch Fragen von denen er sich eine Antwort erhoffen konnte. Wenn

er schon auf den Rest immer keine Antwort bekam. Dann nun wenigstens darauf. "Auf Geschäftsreise. Es tut mir alles so leid."

0

Hörbuch

Über den Autor

Kiimi
Mein Name ist Kimi.
Ich schreibe sehr viel in meiner Freizeit. Überwiegend Kurzgeschichten und Krimis. Ab und an schreibe ich auch über Erlebnisse und Erfahrungen aus meinem Arbeitstag aus dem FSJ im Altenheim. Ich finde das Schreiben eine schöne Abwechslung zum Alltag.
Desweiteren betreibe ich gerne Sport, wie zum Beispiel Laufen und Reiten. Meistens kommen mir auch da meine Ideen zu meinen Texten.

Leser-Statistik
35

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
ImiEvergreen Sehr gut, weiterempfehlenswert
Vor langer Zeit - Antworten
Schatten Ich bin zwar noch nicht ganz durch,m aber dein Buch ist echt cool, ich mag den Schreibstil. Die Geschichte an sich ist bisher sehr interessant und gut beschrieben.
LG Schatten
Vor langer Zeit - Antworten
Kiimi Vielen Dank für dein Lob. Freut mich ;)
Desweiteren viel Spaß beim Lesen.

Liebe Grüße,
Kimi
Vor langer Zeit - Antworten
Edwin 
Toll geschrieben.
LG
Edwin
Vor langer Zeit - Antworten
Kiimi Danke Edwin.

Liebe Grüße
Kim
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
5
0
Senden

115884
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung