Ich renne, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt bin. Immer und immer wieder drehe ich mich um, hoffe von ganzem Herzen, dass er weg ist und ich in Sicherheit bin. Die Zweige peitschen mir in mein Gesicht. Die Bäume umkreisen mich und ich versuche ihnen so gut es geht aus zu weichen. Manchmal streift mein Arm oder meine Hand die Rinde eines Baumes. Wie war ich nur in diese Situation geraten.
Es war ein ganz normaler Tag gewesen. Ich war in der Schule mit Mia und Robbie, es
war Montagmorgen, ein ganz normaler Tag. Nach der zweiten Stunde war die Gedenkfeier für die 5 toten Schülerinnen. Die Polizei sprach von einem Serienmörder, welcher es auf junge Mädchen im Alter von 15 – 17 Jahren abgesehen hat. Vor zwei Wochen ist das erste Mädchen gestorben und seit dem noch 4 weitere. Alle in der Stadt sind unruhig so etwas geschah hier normalerweise nicht. Nicht in unserer kleinen Stadt. Seit 4 Tagen sah man Nirgends mehr junge Mädchen alleine irgendwo herum laufen. Jeder hatte ein Auge auf sie, jeder wollte uns beschützen. An der Schule wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt und es gab eine Neue Sperrstunde. Besonders auf die
brünetten Mädchen, so wie mich, hatte man ein Auge. Denn alle Mädchen, welche sich der Killer geschnappt hat waren braun Haarig. Viele Mädchen ließen sich die Haare färben. Inzwischen war ich nur noch eine von wenigen mit braunen Haaren. In unserer Nachbarschaft war ich die Einzige. Das war einer der Gründe, weshalb die gesamte Nachbarschaft nach mir sah. Es grenzte schon fast an stalking. Ich war nie alleine, immer war irgendjemand bei mir, worüber ich jedoch auch wahnsinnig froh war. Denn sonst würde ich vermutlich eine Panikattacke nach der Nächsten bekommen. Ich hatte Angst und nicht nur ich jeder hatte Angst, dies war eine ungewohnte Situation. Seit 10 Jahren sind hier erst 5
Morde geschehen und alle in den Letzten zwei Wochen. Kein Wunder, dass es nun Aufruhen gibt. Am Nachmittag war ich auf dem Weg zum Kino, mein Vater setzte mich direkt vor der Tür ab und fuhr weiter. Durch die Glastür konnte ich Mia, Kikki, Robbie, Jack und Tamara sehen, meine Freunde. Sie erwarteten mich und ich war nur noch 2 Meter von der Tür entfernt als sich mir plötzlich eine vermummte Gestalt in den Weg stellte und ein Messer zückte. Ich schrie auf und hörte, wie Kikki mir zurief das ich weg rennen sollte. Hätte sie es nicht gesagt, wäre ich einfach nur dort stehen geblieben. Der Mann trat lachend auf mich zu und ich Schritt schockiert zurück. Ich fühlte mich
in einen bösen Traum versetzt, ein Traum aus dem ich nicht aufwachen konnte. Als er einen weiteren Schritt machte, drehte ich mich um und rannte los. Vorbei an den Häusern und rein in den Wald. Denn hier kenne ich mich aus, niemand in meiner Schule kennt den Wald so gut, wie ich. Doch diesmal achtete ich nicht auf meinen Weg und rannte komplett überstürzt in den Wald.
Und jetzt war ich hier und rannte um mein Leben. Es ging nicht darum ein Wettrennen zu gewinnen und auch nicht darum eine gute Sportnote zu erreichen. Nein, hier ging es darum zu überleben. Plötzlich fiel ich auf den Boden. Mein Fuß hatte sich in
einem kleinen Strauch verfangen. Ich versuchte ihn los zu reißen, doch es klappte einfach nicht. Gerade als ich ihn los habe, steht er über mir. “Ich wusste, dass ich dich kriege, denn mir ist bisher noch keine entkommen. Nicht in dieser Stadt und auch in noch keiner anderen.” Mein Atem beschleunigte sich und ich sehe, wie die Klinge auf meinen Arm zukommen, die Klinge schneidet meinen Arm ungefähr 10 cm auf. Ich muss unwillkürlich schreien. Er lacht und reißt meine rote Bluse auf. Er streicht über meinen BH und beugt sich zu meinem Hals um ihn zu küssen. “Keine Sorge, du wirst nicht die Letzte aus dieser Stadt sein. Ich höre erst dann auf, wenn alle Mädchen zwischen 15 und 17 mit
braunen Haaren, die meinen waren.” Panisch tastete ich umher und bekam, wie durch ein Wunder ein Stock in die Hand. Ohne zu Zögern schlug ich ihn gegen seinen Kopf, schubste ihn weg, stand auf und rannte zurück Richtung Kino. Tränen liefen mir das Gesicht hinunter und mein Arm brannte,wie Feuer. Ich hatte Angst, einfach nur panische Angst. Das brechen der Äste hinter mir trieb mich zu höchst Leistungen an und ich verstand nun, wie sich ein Tier in der Jagdsaison fühlen musste. Er holte immer weiter auf. “Um Mitternacht wirst du sterben Luna Kärren.” Aus der Ferne ertönte das Geräusch von Polizeisirenen, welches immer Lauter wurde und ich wusste, dass ich dem
Waldrand näher kam. Er war kaum noch drei Meter entfernt. Ich trieb mich weiter an und setzte alle verbliebende Kraft in meine Beine. Der Waldrand rückte näher und näher, und die Sirenen wurden Lauter. Ich erreichte den Waldrand und rannte auf die Straße, ich sah das Kino, in ungefähr 200 Meter Entfernung. Vor dem Kino standen viele Leute und zwei Polizeiwagen. Doch ich wusste, dass ich es nicht schaffen würde. Die Kraft verließ mich und die Wunde verlor mehr und mehr Blut. Mein Schritt verlangsamte sich. Ich überquerte die Kreuzung, noch 150 Meter, die Leute bemerkten mich nicht, es war zu dunkel und zum rufen fehlte mir der Atem. Plötzlich wurde ich von einer starken Hand
am Arm gepackt und weiter gezerrt. “Schneller Luna, du hast es gleich geschafft. Mein Verfolger fluchte, rannte aber weiter, dass hörte ich klar. Ich schaue zu meinem Retter. Es ist Damon, der heißeste Junge an unserer Schule. Normaler weise würde ich sofort verlegen sein, doch jetzt war ich einfach nur dankbar. Ohne ihn würde ich es nicht schaffen. Der Schmerz betäubte mich und ich fühlte mich nur noch erschöpft, so tierisch erschöpft. Damon rief um Hilfe und die Polizisten kamen uns entgegen. Mit gezückten Waffen. 20 Meter vor dem Kino brach ich kraftlos zusammen und weinte. Ich hörte Schüsse. Dann spürte ich einen kraftvollen Körper. Ich hatte es Geschäft, ich hatte es tatsächlich geschafft,
ich war in Sicherheit. Ich klammerte mich an Damon und konnte nur noch weinen. “Sh, es ist alles gut, du bist in Sicherheit Luna. Er kann dir nichts mehr tun.”
Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, doch irgendwann öffnete ich die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Damon hielt mich dicht an sich gedrückt und strich mir durch mein kastanienbraunes Haar. Als Damon merkte, dass ich mich beruhigt hatte, sah er mir in die Augen. “Der Krankenwagen ist schon da, soll ich dich hinbringen?” “Ich bin so müde Damon.” Er hob mich hoch und trug mich zum Krankenwagen, wo er mich sanft auf die Trage legt. Er beugt sich zu mir hinunter
und küsst mich. “Ich werde auf dich aufpassen Luna.” In diesem Moment verstand ich es. “Er wurde nicht gefasst, oder?” Er sah mich mitfühlend an. “Nein, er ist noch immer frei und wird nicht aufhören bis er dich hat, dass waren seine letzten Worte, bevor er verschwand.”
Ich fühle mich so leer, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Sämtliche Gefühle versuchen in mich einzudringen, aber sobald ich mich ihnen nur ein bisschen öffne, strömen sie alle in mich hinein. Bereit mich zu verschlingen und dominiert von der nicht enden wollenden Panik. Sobald ich nur das kleinste Geräusch höre zucke ich zusammen oder beginne zu schreien. Schließe ich die Augen fesseln mich die Albträume, die Ärzte sagen es sind nur träume, ich wünschte es wäre so ... Ich durchlebe es immer und immer wieder, wäre Damon nicht an meiner Seite würde ich wahnsinnig werden. Doch jetzt
ist er nicht hier, die Ärzte schicken ihn weg, sie sagen er soll sein in die Schule gehen und mir Zeit geben um mich zu erholen. Sie behaupten, es würde mich zu sehr an das vergangene erinnern, aber ich brauche ihn. Seit 2 Wochen bin ich im Krankenhaus und seit 5 Tagen darf ich Damon nicht mehr sehen. Das macht mich kaputt und wahnsinnig, doch die Ärzte verstehen es einfach nicht, niemand versteht mich. Ich meine, sie behalten mich hier, obwohl es mir wieder gut geht. Ein Gedanke dominiert plötzlich alles, ich muss hier raus, ich muss zu Damon. Es sind noch 20 Minuten bis zur 1. großen Pause, dass schaffe ich locker. Plötzlich bin ich den Ärzten dankbar, dass ich ein Zimmer im 1.
Stock habe, denn vor der Tür stehen 2 Polizisten, welche mich nie hier weg lassen würden. Entschlossen öffne ich das Fenster und klettere in die Freiheit. Schnell renne ich zum nächsten Häuserblock, da ich schon mein ganzes Leben in dieser nicht besonders großen Stadt wohne, kenne ich jeden Schleichweg und ich weiß, wo ich lang gehen muss um nicht gesehen zu werden. Nach ca. 15 Minuten bin ich an der Schule, doch auch hier stehen mehrere Polizisten, welche mich sofort zurück ins Krankenhaus bringen würden. Zum Glück gibt es ein Weg ins Schulgebäude den nur Schüler kennen. Ich schleiche um das Gebäude zu einem Kellerfenster, vorsichtig drücke ich es nach innen. Es schwingt leise
auf. Schnell zwänge ich mich hindurch in den Schulkeller, den Schulkeller kenne ich schon fast auswendig. Ich gehe die Treppe hoch und durch die Tür auf den Gang der Schule. In diesem Moment klingelt es zur Pause, 2 Minuten laufe ich durch das Schulgebäude und immer wieder landen die Blicke der Schüler auf mir. Dann sehe ich ihn, Damon steht bei einer Gruppe von Jungs und Mädchen, unter ihnen erkenne ich Kikki, Mia und Robbie, meine besten Freunde. Aber auch von Damon standen Freunde dabei, ich hätte nie gedacht, dass unsere beiden Gruppen mal zusammen finden. Plötzlich strömen alle positiven Gefühle in mich, die Angst ist wie weggeblasen. „Damon!“ Augenblicklich
dreht er sich um und beginnt zu strahlen als er mich sieht. Ich renne los, falle ihm um den Hals und er drückt mich an sich. „Luna, was machst du hier, wie kommst du hier her?“ Ich beiße mir auf die Unterlippe und schaue ihn schuldbewusst an. „Ich hab es im Krankenhaus nicht mehr ausgehalten und wollte unbedingt zu dir, da bin ich einfach abgehauen und hier her gelaufen ...“ „Du hast was gemacht!?“ Damon und die Gruppe meiner und seiner Freunde sehen mich schockiert an. „Süße, ich hab dich auch total vermisst, aber es ist gefährlich für dich. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas passiert wäre.“ Ich sehe ihn entschuldigend an und er umarmt mich und küsst mich aufs Haar,
zugegeben, mir wäre es lieber gewesen, er hätte mich auf den Mund geküsst, aber egal. „Du weißt aber schon, dass ich trotzdem nicht in diesen Krankenhaus zurück gehe, oder?“ Er grinst mich an. „Ja, dass dachte ich mir schon. Aber lass uns einem der Polizisten bescheid sagen, sie werden es akzeptieren müssen.“ „Hey, wir sind auch noch da.“ Mia, Kikki und Robbie sehen mich erwartungsvoll an. „Oh, mein Gott, sorry.“ Ich löse mich von Damon und umarme die drei. Sie erwiedern die Umarmung und wir alle beginnen zu lachen, dann machen wir uns auf den Weg zu dem Polizisten.
„Ja sir, sie ist in Sicherheit ..... Ja,
unverletzt ..... Nein, sie weigert sich mit zukommen ..... Ja ich habe alles versucht ...... Ja ........ Natürlich ...... Nein .... In Ordnung ....... Ja, ich habe verstanden ........ Nein ich sehe keinen anderen weg, sie möchte in die Schule ..... Ja, Sir.“ Der Polizist legt das Funkgerät weg und sieht erst mich und dann Damon an. „Du weichst nicht von ihrer Seite und ihr verlasst nicht das Gebäude. „Alles klar.“ Kikki, Mia und ich sehen uns an und beginnen zu kreischen und in die Luft zu springen. Damon und Robbie sehen uns irritiert an. „Mädchen, die soll einer mal verstehen.“ *** Ich stehe am Waldrand und schaue zu ihr, wie sie kreischend mit ihren Freundinnen
auf und ab springt. Nach einer Weile wendet sie sich dem Jungen zu und sie umarmen sich. Sie strahlt über das ganze Gesicht, ihre Augen leuchten und sie stellt sich auf die Zehnspitzen um den Jungen zu küssen. Der Kuss ist kurz, trotzdem macht er mich wütend. Doch ich zügele meine Wut, noch ist es zu früh. Ihr braunes Haar leuchtet in der Sonne und ich meine einen Rotstich zu erkennen. Ich erinnere mich an ihre sanfte Haut, ihren Geruch und an ihr wundervolles Blut. Aus meiner Tasche zog ich das Messer, wo noch immer ihr getrocknetes Blut dran klebt. „Bald Luna, bald bist du mein.“ Mit diesem Worten wende ich mich gelangweilt dem vor Angst zitternden ehemals braunhaarigen, jetzt
blonden Mädchen zu. Doch in Gedanken bin ich bei meiner zuckersüßen Luna. *** Die Leiche landet direkt vor meinen Füßen. Ich kann nicht anders als schreien und zurück zu weichen. Sie muss vom Dach des Hauses gefallen sein. Damon zieht mich an sich und rennt in Richtung des Schulhof in mir steigt die Angst hinauf. Vor mir sehe ich Minas tote leere Augen, die weiße Haut und das blond gefärbte Haar. Früher war ihr Haar braun, doch ihre Eltern bestanden darauf es zu färben. Tränen strömen mir über die Wange und kurz vor dem Schulgebäude breche ich zusammen. „Sie ist tot .... Er hat sie umgebracht .... Er
wird mich umbringen .... Damon, ich hab Angst .... Er ist ein Monster und er jagt mich.“ Damon kniet sich neben mich und schließt mich in die Arme. Seine Umarmung fühlt sich gut an, sie fühlt sich sicher an und doch werde ich die Bilder der toten Mina nicht los. Einer der Polizisten kommt zu uns. „Was ist los?“ Damon steht auf und zieht mich hoch. „In der Seitengasse bei dem Häuserblock liegt ein totes Mädchen, es ist eine ehemals braunhaarige.“ „Bringen sie Luna ins Schulgebäude und geben sie ihre Aussage zu Protokoll.“ „Natürlich.“ Der Polizist beginnt eilig in sein Funkgerät zu sprechen und rennt in Richtung des Häuserblocks. Damon legt einen Arm um mich und führt
mich ins Schulgebäude, wo wir direkt von zwei Polizisten empfangen werden. Es dauert fast eine Stunde, bis die Polizisten uns zum Unterricht entlassen. Es stehen mir zwei Stunden Deutsch bevor. „Hey, wieso kommt ihr so spät, vorhin kam ein Polizist herein und seitdem wirkt Frau Arindale irgendwie verändert.“ Ich lasse mich auf den freien Platz neben Kikki fallen, vor uns sitzen Robbie und Mia, welche sich sofort zu uns umdrehen. „Mina ist tot, ihre Leiche fiel Damon und mir direkt vor die Füße.“ Alle drei starren mich entsetzt an. „Heilige Scheiße.“ „Das kannst du laut sagen Kikki.“ Wir werden von Frau Arindale unterbrochen. „So, wie ihr wisst ist unser momentanes Thema das
Gedicht. Ihr solltet als Hausaufgabe welche schreiben, wer möchte, denn gerne seins vorlesen.“ Schweigen breitet sich im Klassenraum aus und ich vermute, dass es die Meisten nicht gemacht haben. Ich habe es zwar gemacht, doch es handelt von der Liebe und es ist jetzt nicht wirklich angebracht. Wie ein Blitz kommt mir plötzlich eine Idee und ich melde mich. „Luna, du möchtest deins also vorlesen, dass freut mich.“ Sie wirkt etwas verwirrt und ich ahne, dass sie ungefähr weiß, was vorhin geschehen ist. „Komm doch vor.“ Langsam stehe ich auf, leg meinen Stift und mein Heft weg und stell mich vor die Klasse. „Eigentlich hatte ich ein Gedicht über die Liebe geschrieben, doch es ist
etwas geschehen und daher möchte ich mich mit diesem Gedicht von jemandem verabschieden. Seit mir also bitte nicht böse, wenn es nicht perfekt ist, doch ich finde es muss gesagt werden.“ Einige in der Klasse sehen mich irritiert an und als ich zu Damon sehe, wirkt er etwas besorgt.
„Ich laufe durch die Stille Nacht, mein Herz zerrissen von Angst und Trauer. Denn so stark ist seine Macht und vor mir türmt die Friedhofsmauer. Ich sah das Leere in deinen Augen und das Fehlen allen Lebens. Über dein Grab fliegen weiße Tauben, sie kommen wegen des
Segens. Er war zu stark und will auch mich. Will nicht liegen, wie du im Sarg, doch Mina schon jetzt vermisst man dich.“ Während dem reden schloss ich die Augen, jetzt öffnete ich sie. In der Klasse herrschte totenstille. Manche Jungs hatten den Kopf gesenkt und den meisten Mädchen standen Tränen in den Augen oder liefen ihnen über die Wange. „Dass war sehr bewegend Luna, setz dich wieder.“ Frau Arindales Stimme war brüchig und hauch ihre Augen wirkten feucht. Als ich mich neben Kikki setze, umarmt sie mich. „Er
wird dich nicht bekommen, er wird dich auf keinen Fall bekommen.“ Ich nicke und lächele sie an. Der Rest der Stunde verläuft relativ Still und auch der Rest des Tages geht schnell vorbei. Damon, Mia, Kikki, ein Polizist und ich fahren nach der Schule mit dem Rad nach Hause. Der Polizist wollte uns fahren, doch die Hauptstraße wurde gesperrt und außerdem stand mein Rad nun schon zwei Tage an der Schule. Als wir am Waldrand vorbei fahren, war ich die Letzte in der Schlange. Der Polizist fuhr voraus um den Weg ab zu sichern. Plötzlich verhängt sich etwas in meinen Speichen und ich stürze halb in einen Busch am Waldrand. Noch ehe ich irgend etwas realisiere, wird mir ein Lappen auf
den Mund gedrückt und ich werde in den Wald gezogen. Voller Panik versinke ich in die Bewusstlosigkeit. Dass letzte, was ich wahrnehme ist ein Seil um meinen Hals ...
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Es ist dunkel und kalt, unter mir spüre ich einen alten Holzboden. Die Dunkelheit will nicht enden. Verzweifelt versuche ich irgendetwas zu erkennen, doch nur schwärze offenbart sich meinen Augen. Es ist nicht das Erste mal, dass ich nichts sehe, daher kenne ich die alternativen, mich zurecht zu finden. Als Kind hatte ich immer Angst in den Keller zu gehen. Ich hatte Angst vor Spinnen oder Monstern die dort hätten lauern können. Inzwischen weiß ich, dass es zwar Monster gibt, aber keine, wie ich sie mir damals vorgestellt habe. Nein, manche Menschen sind Monster.
Ich schließe die Augen und sehe genau so wenig wie zuvor. Langsam setze ich mich auf, mein Körper schmerzt, wieso, weiß ich nicht. Ich taste den Boden um mich herum ab, es scheint ein alter Holzboden zu sein. An manchen Stellen ist er feucht, an anderen mit Moos bewachsen und er ist kalt. Ich atme tief ein, die Luft wirkt feucht und ich erkenne ganz klar den Geruch des Waldes. Spätestens jetzt vermute ich, dass ich mich in einer Waldhütte befinde. Ich spitze die Ohren und lausche. Man hört das Rauschen der Bäume und das heulen von Wölfen. Zudem meine ich eine Eule zu hören. Es ist Nacht, dass erklärt die Dunkelheit. Ich betaste
meinen Körper und erstarre. Um meine Beine ist ein Seil gebunden und ich versuche es zu entfernen. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Moment zerspringen. Irgendwann merke ich, wie ich erneut zu Boden sinke und einschlafe. *** Mädchen vermisst Seit nun fast drei Tagen wird die 16 Jahre alte Luna Kärren vermisst. Sie wurde am helllichtem Tag vor den Augen eines Polizisten und ihrer Freunde in den Wald gezerrt. Niemand weiß, ob das junge Mädchen noch am Leben ist oder ob der brutale Serienmörder sie bereits ermordet
hat. Fest steht, dass seit dem Tag ihres verschwinden ein weiteres Mädchen ermordet wurde und von Luna Kärren jegliche Spur fehlt. Die Polizei bezweifelt, dass das Mädchen tot ist, da auch ihre Leiche noch nicht gefunden wurde. Zudem scheint der Serienmörder an ihr ein besonderes Interesse zu haben, da sie ihm einmal entkommen ist. Es bleibt die große Frage: Wird sie ihm ein zweites mal lebend entkommen? Noch einen Moment starre ich auf den Artikel und das Foto von Luna, dann zerknülle ich ihn und schmeiße ihn wütend weg. Wie ein besessener tiger ich am Waldrand entlang. Planlos und verzweifelt
zu gleich. Ich wollte sie beschützen, ich hatte mir so sehr vorgenommen, sie vor ihm zu beschützen, doch jetzt war sie weg. Doch ich spüre ganz klar, dass sie am Leben ist. „Sie ist nicht tot, ich werde sie finden, sie ist nicht tot ...“ *** Ich werde von dem zwitschern der Vögel geweckt, langsam öffne ich die Augen und sehe Licht durch kleine Löcher und Ritze im Holz fallen. Erst jetzt bemerke ich, dass nicht nur ein Seil um meine Beine habe, sondern an diesem Seil eine Kette mit der Wand verbunden ist. Neben mir stehen 2 Wasserflaschen und eine Tüte mit Chips. „Du kannst ruhig etwas essen oder trinken meine Süße.“ Ich schrecke zusammen und
ziehe mich soweit, wie es die Kette zulässt, von der Stimme zurück. Langsam tritt eine dunkle Gestalt aus dem Schatten. Die Hütte ist nicht sonderlich hell, denn es gibt keine Fenster. „Lassen sie mich gehen, ich habe ihnen doch gar nichts gemacht.“ Meine Stimme ist kaum mehr als ein flüstern. Er bricht in schallendes Gelächter aus. Ich hasse dieses Lachen, sein Lachen. Es hat etwas perfides und überlegendes an sich. Mit diesem Lachen gibt er dir das Gefühl, als seist du nichts wert. Nein, es gibt dir das Gefühl als seist du nichts. Die Angst in mir erreicht das Höchste Level, als er auf mich zu kommt. Einen Schritt nach dem anderen, näher und näher, bis er direkt vor mir stehen bleibt. Er sieht von oben auf
mich herab und ich kaure mich auf dem Boden zusammen. Sein Grinsen ist bösartig und mit einer unbeschreiblichen Lust erfüllt. Als seine Hand meine Haut berührt ist es, als würde ich ihn in jedem Winkel meines Körpers spüren und genau das will er. Er liebt es die Macht zu haben, er liebt es gefürchtet zu werden und er liebt es die Angst seiner Opfer tief in sich auf zu saugen. Mit einem mal weiß ich, dass ich noch nicht sterben werde, ich habe sein Interesse geweckt. In einer Serie, wo es um echte Verbrechen wurde gesagt, dass die Meisten Entführer und Serienmörder es lieben ihre Opfer zu quälen. Sie lieben das Gefühl die Kontrolle zu haben und frei von Regeln zu sein. Es ist, wie ein Spiel und
sie bestimmen die Regeln. Ich werde sterben, dass steht fest, doch zu erst werde ich leiden und davor habe ich die Meiste Angst. *** Wie sie vor mir am Boden kauert. Die Angst sitzt in ihren Augen und sie scheut vor jeder Bewegung zurück. Ich schließe die Augen und lausch dem Klang ihres Atems und ihres wimmern. So viel Angst, so viel Verletzlichkeit und so viel Kontrolle. Ich öffne die Augen wieder und streiche durch ihr Haar. Sie ist so wunderschön, so atemberaubend, sie ist ein Engel auf Erden. Ich werde jeden Moment mit ihr genießen und die Erinnerungen in mich Aufsaugen. Ich werde sie Aufsaugen,
wie ein Schwamm ihr Blut ... Es liegt ja eigentlich nicht an ihr, dass ich sie umbringen werde, aber sie hat so eine Ähnlichkeit mit ihr. Jeder Zentimeter von ihr, erinnert mich an sie. Die Leute nennen mich ein Monster, dabei bin ich nur ehrlich, denn fast alle Menschen sind Monster. Sie war keins und Luna ist auch keins und wird auch nie eins sein. Sie ist ein Kunstwerk. Nein, sie ist ein Meisterwerk. *** Was zum Teufel will er von mir, er starrt mich nun schon seit einer Gefühlten Ewigkeit an ohne etwas zu sagen. Er mustert mich und scheint in Erinnerungen versunken zu sein. Irgendetwas verhindert,
dass ich den Blick von ihn nehmen kann, er zwingt mich ihn an zu schauen. Er zwingt mich in seine bösen schwarzen Augen zu schauen. Langsam versuche ich etwas weiter von ihm weg zu rutschen. Er erwacht aus seiner starre, hebt mich ein stück hoch und wirft mich gegen die Holzwand. „Auf in Runde 2! ...“ Mit diesen Worten verlässt er zu Beginn der Nacht die Hütte.
Unruhig gehe ich in der kleinen Hütte auf und ab. Die Kette an meinem Fuß kratzt über den Holzboden. Es sind bereits zwei Tage vergangen, seit er weg gegangen ist. Langsam beginnt es mir an Wasser zu mangeln. Hat er das mit Runde zwei gemeint? Hat er gemeint, dass er mich einfach in dieser Hütte verhungern oder verdursten lässt. Werde ich einen grauenvollen Tod finden? Vermutlich. Aber wieso kommt er nicht wieder, wieso lässt er mich hier alleine, wenn er doch anfangs so begeistert von mir war. Bringt er vielleicht gerade ein anderes Mädchen um? Oder bringt er vielleicht sogar Damon
um? „Damon, wo bist du nur?“ Ich ließ mich an der Wand hinunter sinken und eine Träne stiehlt sich aus meinem Auge. Es tut so weh, nie hätte ich mir vorstellen können, dass es so schmerzt von jemandem getrennt zu sein. Jeden Moment den ich alleine bin denke ich an ihn, ich stell mir sein Gesicht vor Augen vor, seine dunklen Haare. Vielleicht denkt er, dass ich tot bin und hat bereits ein neue Freundin. Ein Mädchen, dass keine verdammten braunen Haare hat. Ein Mädchen, dass nicht von einem Serienmörder gesucht wird. Hat er mich vielleicht nur benutzt? Hat er vielleicht damit gerechnet, dass ich umgebracht werde und die Mädchen dann alle hinter ihm her sind, weil er sich so
rührend um mich gekümmert hat. „Nein!“ Ich schlage mit meiner Faust gegen das Holz, die haut platzt leicht auf und augenblicklich durchströmt schmerz meine Hand. „Verdammt, wieso sieht das in den Filmen immer so schmerzlos aus.“ Das Seil um meine Beine hat sich seit dem ich hier bin schon etwas gelockert. Also mache ich mich wider daran es zu entknoten. Irgendwann muss es doch klappen. Ich trinke ab und zu ein schluck und gegen Abend werde ich wieder vom schlaf heimgesucht. Mitten in der Nacht werde ich von ungewöhnlichen Geräuschen geweckt. Ich blinzle und versuche etwas zu erkennen. Als ich meine Beine bewege raschelt und
quiekt es, na super, anscheinend habe ich mich mit dem Füßen in die Chips Tüte gelegt. Wieder quiekt es und ich höre ein kratzen auf dem Holz. Ratten! Bei der Erkenntnis beginne ich heftig mit den Füßen zu strampeln. Als mir etwas auffällt höre ich auf. Ich bewege meine Beine zusammen und auseinander und wieder zusammen und auseinander. „Ach du scheiße! Diese verfluchten Ratten haben das Seil durch geknabbert.“ Noch immer fasziniert davon, da so etwas eigentlich nur im Film passiert, stehe ich auf und taste nach der Tür. Ich finde sie, sie ist verschlossen, natürlich ist sie das. Ich nehme etwas Anlauf und werfe mich gegen die Tür. Das Holz bricht und ich stürze auf
den Waldboden. Obwohl ich mein Glück noch immer nicht fassen kann, renne ich los. Renne in den Wald, tiefer und tiefer. Ich versuche nicht einmal mich zu orientieren ich will einfach so viel Abstand wie möglich, zwischen mich und diese verfluchte Hütte bringen. *** Ich gehe durch den Wald auf die Hütte zu und bleibe mit einem mal stehen. Wieso zur Hölle ist die Tür kaputt? Schnell renne ich in die Hütte. Sie ist weg. Auf dem Boden liegen Chips Krümel und die gerissenen Seile. Wie konnte sie die Seile durch bekommen? Wut flammt in mir auf und ich ziehe das noch blutbeschmierte Messer aus meiner Hosentasche. Ich stürme
aus der Hütte und schreie auf vor Zorn. Schnell renne ich zu meinem Motorrad. Ich setze mich drauf und fahre los. Das Problem ist nur, dass ich keine Ahnung habe, in welche Richtung sie ist. Doch sie ist zu Fuß unterwegs und ich habe das Motorrad. Sie wird irgendwann nach Wasser suchen. Also sind alle Quellen oder ähnliches ein guter Anfang. Wir sind Meilen von der nächsten Stadt entfernt, so schnell kommt sie aus dem Wald nicht wieder hinaus. „Du möchtest also Jagd spielen Luna!“ Mit diesen Worten brettere ich in den Wald. *** Obwohl ich keine Luft mehr bekomme, renne ich weiter. Ich will weg, weg von
ihm, weg von diese Hütte, raus aus diesem Wald. Irgendwann sinke ich erschöpft zu Boden. Mein ganzer Körper zittert vor Erschöpfung und mein Mund ist staubtrocken. Hätte ich nicht wenigstens den Rest der Wasserflasche mitnehmen können. Ich blicke in den Himmel, der Tag ist bereits angebrochen. Früher habe ich Ausflüge in den Wald geliebt, im Wald hatte ich das Gefühl frei zu sein. Jetzt ist der Wald mein ganz persönliches Gefängnis. Etwas streift mein Bein und ich schreie auf. Der Hase ist innerhalb weniger Sekunden verschwunden. Mein Schrei hallt jedoch durch den Wald. Super, ich erschrecke mich vor einem Hasen. So langsam ist es kein Wunder mehr, weshalb
er mich entführen konnte. Bei meiner Schreckhaftigkeit, bin ich leichte Beute und sollte er bereits nach mir suchen, war der Schrei auch sehr hilfreich für ihn. Ich wette um alles in der Welt, dass jeder andere sich geschickter anstellen würde als ich. Alle anderen Mädchen sind bereits tot. Es ist ein flüstern aus den tiefen meines Kopfes. „Ja, da hast du auch wieder Recht innere Stimme. Aber Damon würde sich geschickter anstellen als ich.“ Aber Damon ist nicht hier. „Gott verdammt noch mal ich weiß, dass Damon nicht hier ist. Augen habe ich nämlich noch.“ Kein Grund wütend zu werden. Die Stimme in meinem Kopf wirkt beleidigt und erst jetzt werde ich mir der Situation bewusst. „Na super,
jetzt rede ich auch noch mit mir selber. Das ist ja wohl ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ich verrückt werde.“ Ich laufe weiter und diskutiere mit mir selbst, als ich plötzlich das Geräusch eines Motorrad höre. „Scheiße, verdammt. Der Mistkerl hat ein Motorrad.“ Ohne zu zögern renne ich los. Ich achte auf nichts und drehe mich alle paar Sekunden nach dem Geräusch um. Zu dem Motorengeräusch mischt sich ein Rauschen und ehe ich mich versehe lande ich in einem Fluss und werde von der Strömung mitgerissen. Das Rauschen wird immer stärker und in diesem Moment sehe ich das Ende des Flusses und der Beginn eines Wasserfalls. „Scheiße, scheiße, scheiße.“ Ich versuche verzweifelt
nach irgendetwas zu greifen, mich irgendwo festzuhalten, doch ich werde vom Wasser mit gerissen. Gerade als er auf seinem Motorrad den Fluss erreicht. Stürze ich schreiend den Wasserfall hinunter.
Wasser dringt in meine Lungen und plötzlich werde ich hart auf einen Steingrund geschleudert. Mein Kopf schlägt auf den Stein und ich versinke in die tiefe und unendliche schwärze der Bewusstlosigkeit. *** Ich traue meinen Augen nicht, als ich sehe, wie sie verschwindet. Schnell reiße ich mein Motorrad herum und brettre den Berg hinunter um sie am Fluss ab zu fangen. So wird es nicht enden. Es darf so nicht enden. Ich werde ihr in die Augen sehen, wenn sie stirbt und ich werde derjenige sein, der sie umbringt. Die Zeit für ihren
Tod ist noch nicht da, es darf noch nicht vorbei sein. In mir ringt alles darum die Kontrolle wieder zu bekommen. Die Bäume schießen an mir vorbei. Wie konnte das passieren? Wieso hat sie nicht hingesehen, wo lang sie läuft. Sie muss doch das Rauschen des Wassers gehört haben. Das war nicht geplant. Das gehört nicht ins Spiel. Das passt nicht zusammen. Es geht zu schnell. Sie leidet nicht genug. Alle Mädchen leiden, sie muss auch leiden. Sie darf nicht schmerzlos sterben. Ich spüre das Gefühl der Kontrolle nicht mehr und das macht mich wahnsinnig. Als ich den Fluss erreiche und am unteren Ende des Wasserfall stehe, starre ich nur ins Wasser. Es ist nichts zu sehen, außer dem
strömendem Wasser. Wieso sehe ich sie nicht? Hat die Strömung sie mit gerissen? Sie kann den Sturz niemals überlebt haben, oder? Diese Ungewissheit macht mich noch wahnsinnig. Ich will sie wiederhaben. Ich will mein Spielzeug wieder haben. Niemand hat das Recht es mir weg zu nehmen und das mache ich den Leuten jetzt klar. Ich werde nach ihr suchen und wenn ich sie finde wird sie noch leben. Aber wenn ich sie nicht sofort finde, kann ich ja eine Rund in die Stadt fahren. Schließlich habe ich die Verfolgung mit meiner Kamera verfolgt, auch wie sie den Wasserfall hinunter gefallen ist. Der Schrei war wirklich sehr dramatisch. Sie hat definitiv potenzial Schauspielerin zu sein.
Ich werde die Kontrolle zurück bekommen, denn niemand weiß, dass ich sie verloren habe. Sobald ihr Freund das Video sieht werden er und ihre Freunde hier im Wald nach ihr suchen. Sie kommen nicht so schnell von hier weg, die Stadt ist mehrere Meilen entfernt. Ohne es zu wissen werden sie auf mein Spielbrett rennen. Wer weiß, vielleicht finden sie meine Luna ja für mich. Das würde ihnen auf jeden Fall Ehrenplätze bei ihrem Tot sichern. Ich beginne zu lachen und fahr langsam am Fluss entlang, in die Richtung der Stadt. Es ist nur eine Frage der Perspektive. „Du gehörst mir Luna:“ Auf einem Baum sitzt ein schwarzer Rabe und beginnt zu krächzen. „Sing dein Schauerlied Rabe,
bald wird Blut den Waldboden tränken.“ *** Das Blut gefriert mir in den Adern, ich starre auf den Bildschirm, sehe es mir wieder und wieder an und ich will die Augen nicht von dem Bildschirm lösen, ich kann sie nicht von ihm lösen. Wieder und wieder sehe ich sie durch den Wald rennen, sich umdrehen, in den Fluss fallen und schließlich den Wasserfall hinunter stürzen. Sie strampelt im Wasser und versucht sich fest zu halten, ich sehe, wie sie verschwindet und höre nicht als ihren Schrei. Am Ende des Videos wird alles schwarz und die rote Schrift taucht auf.
„Was ist mit der süßen kleinen Luna?“ Selbst wenn ich es laut ausspreche will und kann ich nicht realisieren, was meine Augen sehen und erneut spiele ich das Video aus der Mail ab. Im Verteiler sehe ich, dass die gesamte Schule das Video geschickt bekommen hat, die Polizei wurde garantier schon informiert. Ich sehe sehe Lunas Angst, ich sehe die Panik in ihren Augen und es ist als wäre es meine Angst. Es bricht mir das Herz ihren Schrei zu hören, dieser Schrei, der alles in mir zu Eis gefrieren lässt und ich mich mit einem mal schrecklich allein fühle. Das Video endet erneut und plötzlich höre ich etwas auf dem Boden zerbrechen, ich drehe mich um und sehe in die geweiteten Augen
meiner Mutter. Auf dem Boden liegt die zerbrochene Tasse und der Kaffee ist auf dem Boden verteilt. „Was ist das für ein Video Damon?“ Ich schlucke schwer und muss mich bemühen die Tränen zurück zu halten. Ich will es nicht laut aussprechen, ich will nicht zugeben, dass ich das wirklich sehe, dass darf nicht real sein, niemand darf so etwas meinem Mädchen antun. „Es ist Luna. Er hat es an die gesamte Schule geschickt.“ Meine Stimme ist brüchig und ich kann meiner Mutter kaum in die Augen sehen, denn ihre Augen füllen sich mit Trauer und sie schließt die Arme um mich. Ich habe sie nicht darum gebeten, doch ich merke, wie sehr ich das brauche und mir wird klar, dass es
bestimmt Jahre her ist, dass wir uns so umarmt haben und sie mir Trost spendet. Unser Verhältnis war immer schon gut, aber welcher fast 18 jährige Junge lässt sich gerne von seiner Mutter umarmen, doch ich habe das Gefühl, dass mein Verhältnis zu meinen Eltern besser ist als in anderen Familien und auch mit mein großen Bruder bin ich stark verbunden. „Damon hast du es schon gesehen?“ In diesem Moment kommt mein Bruder auch schon in mein Zimmer, es ist gespenstisch, als hätte er meine Gedanken gehört. Er erkennt die Situation und weiß die Antwort sofort. „Clair hat es mir eben zu geschickt, es tut mir so Leid.“ Clair ist seine Freundin und an meiner Schule, sie ist ein
halbes Jahr älter als ich. In diesem Moment piepst mein Handy, ich sehe auf das Display und habe 19 neue Nachrichten und 7 verpasste Anrufe, alle sind von Freunden aus der Schule. Mein Handy piepst erneut und ich verlasse ohne ein weiteres Wort das Zimmer und gehe an einen Ort, wo ich allein bin. Die Nachricht ist von Robbie, er würde mir nie eine Nachricht schicken, nur um zu fragen, wie es mir geht, der Betreff lautet: ,wir haben einen Plan‘. Ich öffne die Nachricht. Damon, du hast das Video garantiert schon gesehen. Kikki und Mia sind bei mir, Kikki kennt den Wasserfall, sie weiß, wo er ist. Niemand wird uns erlauben nach Luna zu
suchen, wir schleichen uns weg. Kommst du mit? Wir könnten ein Auto gebrauchen, Mia und ich nehmen Campingsachen mit, wir werden sie finden, Nachrichten für unsere Eltern sind angefertigt. Die Polizei will nichts unternehmen, da er ihnen droht, wer weiß, womit. Wir treffen uns heute um Mitternacht vor der Kirche. Nimm, Taschenlampe und vlt. ein Messer mit, Wasser währe auch gut. Robbie Mir ist sofort klar, was ich machen werde. Ich weiß, dass wir heute Abend eingeladen sind, also werde ich sie bitten die Verabredung ein zu halten, weil ich gerne etwas Zeit für mich hätte. Meine Familie wird das verstehen und glauben, jeder
würde das verstehen. Ich nehme Dad‘s Jeep und hole die drei ab. Robbie hat Recht, wir werden sie finden, sie ist am Leben, das weiß ich genau. Meine Antwort an Robbie ist kurz aber klar. Bin dabei! *** Langsam öffne ich die Augen, ich lebe also doch noch ... Soll ich mich darüber freuen oder nicht? Das Rauschen des Wasserfalls dringt an meine Ohren, ich drehe mich um und weiche zurück, denn vor mir ist eine Wasserwand. Wie zum Teufel bin ich hinter einem Wasserfall gelandet? Gerade als ich aufstehen möchte um mir den Wasserfall näher an zu sehen, schrie ich
vor schmerz auf und sinke schwer atmend zurück auf den Steinboden. Keuchend starre ich auf mein Bein, bei meinem Sturz muss ich mit dem rechten Bein auf zwei spitze Steine gefallen sein, welche sich in mein Bein gebohrt haben. Der Knochen ist garantiert gebrochen und auch der Rest meines Körpers schmerzt. Die Steine an zu fassen wage ich nicht, denn im erste Hilfe Kurs habe ich gelernt man sollte nie die Waffe oder einen Gegenstand aus der Wunde ziehen und auch in jedem Film sterben die Leute danach. Klar, momentan scheint mir sterben ein nicht mehr so schlechter Gedanke. „Reiß dich zusammen Luna! Du hast jetzt schon den größten Scheiß überlebt, da halten dich doch so ein
paar gebrochene Knochen und scheiß Wunden nicht auf. Damon würde nicht wollen, dass du aufgibst, Damon würde dich auffordern zu kämpfen und durch zu halten. Ich schließe die Augen und sehe Damon vor meinen Augen, wie er mich anlächelt und in die Arme schließt, unwillkürlich stiehlt sich eine Träne aus meinem Auge. „Du wirst zu Damon zurück kommen und sei es das du aussiehst, wie ein Schweizer Käse, du schaffst es am Leben zu bleiben Luna! Du musst es schaffen.“
„Es tut mir wirklich, wirklich Leid. Ich kenne sie beide nun schon seit einer Ewigkeit und Luna kenne ich seit sie ein kleines Mädchen ist. Niemals hätte ich gedacht, dass es so kommen wird, aber ich habe einen sehr guten Freund in einem Ort hier in der Nähe.“ Ich zittere und starre ihn an, obwohl er es mir nicht gesagt hat, weiß ich, was er mir, was er uns gleich sagen möchte. Mein Mädchen, mein kleines süßes Mädchen. „Sagen sie mir, dass das nicht wahr ist, sagen sie mir, dass es meinem kleinen Mädchen gut geht und wir sie wieder bekomme.“ Meine Stimme bebt
leicht vor Zorn, ich werde den Kerl umbringen, der meinem Mädchen etwas angetan hat. Der Polizist sieht mich an und ich ergreife die Hand meiner Frau, sie zittert am ganzen Leib und sie weiß genau so gut wie ich, was man uns sagen möchte. „Es tut mir so Leid, aber mir wurde zugetragen, dass ihre Leiche gefunden wurde. Diesen Sturz hätte niemand überleben können... Ein Förster hat ihre Leiche gefunden, sie wurde den Fluss hinunter an den Waldrand einer kleinen Stadt ca. 400 km von hier entfernt gespült. Ein Polizist hat mir ihre Identität bestätigt, es tut mir so unglaublich Leid, aber ihre Tochter Luna Kärren, ist tot.“ Mary bricht neben mir weinend zusammen und ich
schließe sie in die Arm, in mir spüre ich nichts, ich kann nicht weinen, ich kann nicht wütend sein, ich kann nichts fühlen. Immer weiter breitet sich diese alles verschlingende Leere aus. Ich darf mein Mädchen nicht verloren haben, sie war doch immer meine kleine Prinzessin, mein Engel. Mary weint und weint, sie kann kaum stehen und will sich nicht von mir lösen, ich weiß schon jetzt, dass diese Geschichte unsere Familie zerstören wird. Es wird nie wieder so sein, wie zuvor, denn unsere Familie wird diese Tragödie, diesen Verlust nicht überstehen. „Wir sollten gehen, ich glaube, dass unsere Familie nun zeit für sich braucht.“ Der Polizist begleitet uns zu unserem Auto und
ich helfe Mary beim einsteigen, sie ist noch immer am weinen und schreit mich an, weshalb ich nicht um unsere Tochter weine. Sie versteht nicht, was in mir vor geht, sie sieht die Leere in mir nicht, doch ich sehe sie nicht nur, ich spüre sie, ich spüre das Nichts in mir. Alle Gefühle und Emotionen sind von jetzt auf gleich verschwunden und sie werden nicht so schnell wieder kommen wollen. Hätte der Tod doch nur mich gewählt an Stelle meines kleinen Mädchens, ich wäre mit Freuden für sie gestorben. Während der Fahrt kann ich nur auf die Straße sehen, denn sobald ich in den Rückspiegel sehe, sehe ich meine kleine Luna. Ich sehe, wie sie mit ihren langen braunen Haaren auf
der Rückbank sitzt und mit ihren Puppen spielt. Damals war sie so klein und unschuldig. Ich hatte ihr die Puppen zu ihrem 5. Geburtstag geschenkt und sie hat sie nie aus der Hand gelegt, bis heute stehen die Puppen in ihrem Zimmer und warten auf Lunas Rückkehr, doch sie wird nicht zurück kommen. Die Puppen werden in ihrem Zimmer sitzen und auf sie warten, eingeschlossen im Schrank, doch Luna wird sie nie wieder in die Hand nehmen können. Plötzlich springt ein Mann vor uns auf die Straße, ich trete auf die Bremse, doch sie reagiert nicht. Der Mann steht geschockt vor uns, wieso geht er nicht weg, wieso rennt er nicht von der Straße, sondern sieht einfach nur auf unser Auto. Mary schreit
neben mir, ich solle bremsen, sie greift ins Lenkrad und reißt es zur Seit. Ich sehe die Bäume und höre den Knall, dann schlägt mein Körper nach vorne und wird gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Als ich zu Mary sehe, blutet sie am ganzen Körper, sie ist bewusstlos oder tot. Das Auto ist komplett zerstört und die Scheiben sind gesprungen oder zerbrochen. Mein Körper ist von den ganzen Schmerzen betäubt und mein Sichtfeld verschlechtert sich immer schneller, mühsam drehe ich meinen Kopf zur Seite und sehe einen großen Mann vor mir, ich erkenne ihn sofort, es ist der Mann der unsere Familie zerstört hat. „Was haben sie meinem Mädchen angetan?“ Meine Stimme ist kaum
mehr als ein krächzen und es kostet mich sämtliche Kraft zu reden. Der Mann grinst mich böse an uns sein Lachen ist mehr als schadenfroh, es ist grausam und krank. „Alles gelogen, ihre Tochter ist den Wasserfall hinunter gestürzt, doch niemand hat ihre Leiche gefunden, die süße Luna ist vermutlich am Leben, noch. Aber wissen sie, es wird ihr das Herz brechen, wen sie erfährt, dass ihre Eltern leider einen tödlichen Unfall hatten“ Er hebt eine Hand und zeigt mir einen Strauß weißer Lilien, welchen er auf das zerstörte Auto fallen lässt. Mein Blickfeld verdunkelt sich und meine Lieder werden schwer, mein Mädchen ist am Leben, doch ich bin nicht da um sie zu beschützen. Um mich herum
wird alles schwarz und mein Körper verliert das Gefühl, alles ist leicht und doch so voll von Leid, was wird aus meinem kleinen Mädchen, wer wird sie beschützen? Ich sehe das weiße grelle Licht und stürze ins Nichts. Mein letzter Gedanke gilt dem Strauß von weißen Lilien und wie er auf dem Grab meiner Tochter liegen wird. *** Ich sitze in dem Jeep meines Vaters und denke an meine Familie, wie wird sie reagieren, wenn sie meine Nachricht lesen? Sie werden es verstehen, vielleicht nicht sofort, aber sie kennen mich, sie wissen, dass ich sie suchen und retten muss. Ich
will nicht ohne sie sein, denn jede Minute ohne sie zerreißt mir das Herz in der Brust und macht mich gefühlskalt. Ohne sie bin ich nichts als ein Junge, der kein Herz, keine Seele, keine Liebe besitzt und zu wissen, dass sie Angst hat und ich nicht für sie da bin, zerfrisst mich. Der Umriss der Kirche erscheint und ich halte vor dem großen Glockenturm der Kirche an, es ist Punkt zwölf. Drei Gestalten mit Rucksäcken und Taschen kommen auf das Auto zu und ich erkenne Robbie, Mia und Kikki. Sie öffnen den Kofferraum, werfen die Sachen hinein und steigen ins Auto ein, keiner von ihnen sieht besonders glücklich ein und sofort weiß ich, dass etwas passiert sein muss. Robbie setzt sich auf den
Beifahrersitz und Kikki und Mia steigen hinten ein. „Was ist los Robbie, ich merke doch, dass etwas nicht stimmt.“ Ich starte den Motor und fahre los. „Hast du es noch nicht gehört? Lunas Eltern wurde heute mit geteilt, dass man ihre Leiche gefunden hat, kurz darauf hatten sie einen Autounfall, die Bremsen waren manipuliert.“ Das Blut gefriert mir in den Adern und ich bin mir unsicher darüber, ob ich wissen möchte, was genau passiert ist und wie es Lunas Eltern geht. „Das war kein Unfall oder?“ Robbie sieht zu seinen Füßen und ich beschleunige den Wagen unwillkürlich. „Nein, die Bremskabel wurden durchgeschnitten und auf dem zertrümmertem Auto lag ein Strauß weißer
Lilien, es besteht kein Zweifel daran, dass er es war. Das Schlimmste ist, dass man einen Polizisten in einer Stadt nahe des Wasserfalls erpresst hat. Entweder er sagt, dass man ihre Leiche gefunden hat oder seine Familie wird sterben, sobald seine Familie in Sicherheit war, hat er die Sache aufgeklärt, nur leider etwas zu spät. Ich habe im Krankenhaus angerufen, Mary war sofort tot und Jack wurde in ein künstliches Koma versetzt, niemand weiß, ob er daraus wieder aufwachen wird.“ Ich trete die Bremse komplett durch und der Wagen bleibt hart stehen. Entsetzt starre ich Robbie an, dass darf nicht wahr sein, wieso ausgerechnet Luna, wieso muss das ausgerechnet Luna geschehen. „Bitte sag
mir nicht, dass du damit sagen willst, dass Luna so eben zur Waise geworden ist.“ Robbie sagt nichts, doch sein Blick spricht Bände und er nickt kaum merklich. Ich kneife die Augen zusammen und versuche alles um mich herum auszublenden, meine Gedanken fahren Karussell. Wie soll ich das Luna nur sagen, denn ich muss es ihr sagen, besser sie erfährt es von mir als von jemand anderem, doch wie sagt man so etwas seiner Freundin. ,Hey Luna, Gott sei Dank, wir haben dich endlich gefunden, du bist in Sicherheit, aber bevor ich es vergesse, dein Entführer hat deine Mutter umgebracht und deinen Vater ins Koma versetzt, also nicht wundern, wenn sie dich nicht freudig empfangen.‘ Ist wohl nicht
die Begrüßung, die man sich wünschen würde. Plötzlich wird mir etwas klar, wie egoistisch bin ich eigentlich? Ich habe erfahren, dass die Eltern meiner entführten Freundin vermutlich bald beide tot sind und meine einziger Gedanke ist, wie ich ihr das mitteilen soll und ich mich selbst bemitleide, dass ausgerechnet ich es ihr sagen muss. Verdammt noch mal Damon, sie ist deine Freundin und du kannst absolut nichts dafür, dass ihren Eltern das zugestoßen ist. Du wirst verdammt noch mal für sie dar sein und ihr helfen diesen Scheiß zu verarbeiten und zu überleben, du wirst ihr helfen diesen Kerl dafür dran zu kriegen. Das es nicht die schönste Zeit sein wird ist klar, aber sie wird jemanden
brauchen, der für sie da ist, denn allein wird sie das wohl kaum schaffen. Ich öffne die Augen und starte den Motor erneut, schweigend fahren wir weiter und vermutlich sind von uns allen die Gedanken bei Luna. *** Endlich habe ich es geschafft die Schmerzen zu über winden und auf zu stehen um mir die Höhle näher an zu sehen. Ich ziehe mein T-Shirt aus und wickele es um die Wunde an meinem Bein, zum Glück ist es die Einzige blutende Wunde, denn sonderlich viel habe ich nicht zum verbinden. Es ist schlimm genug, dass ich mein Shirt opfern muss und jetzt im BH
den Weg fortsetzen kann. Na super, wenn das nicht der Traum eines jeden Mannes bzw. Jungen ist, sollte der Typ oder Damon mich finden ist das für die doch, wie Weihnachten für die. Da ist es mir doch irgendwie lieber, wenn Damon mich findet. Okay, der Gedanke ist verrückt, denn mir ist es in jeder Hinsicht lieber, wenn Damon mich findet oder ich ihn finde, als das ich zurück in diese Hütte muss. Ich humpele tiefer in die Höhle hinein, bis irgendwann ein Gang auftaucht. Er ist nicht besonders Hoch und auch nicht sehr breit, Menschen mit Platzangst sollten sich auf jeden Fall von ihm fern halten. Ich habe also die Wahl, ob ich hier bleibe, durch den Wasserfall springe und dabei vermutlich
sterbe oder ob ich in einen Gang hinein gehe, der in eine nicht endende Finsternis führt. Es ist das Erste mal, dass ich mir ziemlich sicher bin, was die schlauste Idee ist. Langsam gehe ich in den Gang und mit jedem Schritt verschlechtert sich meine Sicht, bis irgendwann um mich herum alles dunkel ist. Ganz langsam und leise taste ich mich voran, denn wer weiß, was alles in der Dunkelheit lauert oder was sich möglicherweise direkt vor meinen Füßen befindet. Wie sehr ich mich doch nach Damon sehne, er hätte bestimmt Spaß an dieser Erkundung von unbekannten Höhlen. Normalerweise mag ich so etwas auch, doch die Umstände und die Tatsache, dass ich allein bin, macht den Trip nicht ganz
so interessant und aufregen. Erst jetzt wird mir wirklich bewusst, wie wenig ich es mag allein zu sein.
Mein Bauchgefühl ist alles andere als gut, als ich aus dem Jeep steige und den Waldboden betrete. In mir erwacht mehr und mehr das Bedürfnis weg zu rennen und diesen Wald so weit wie möglich hinter mir zu lassen aber das geht nicht, ich muss sie suchen und ich muss sie finden. Lieber sterbe ich bei dem Versuch sie zu retten als irgendwann ihre Leiche zu sehen und zu wissen, dass ich es nicht einmal versucht habe sie zu retten, dass ich nicht einmal versucht habe nach ihr zu suchen. Niemals könnte ich mit so einer Schuld leben, geschweige denn irgendwann es vergessen und wieder glücklich werden. Ohne sie bin
ich niemand, denn ohne sie kann ich nicht lachen, nicht lustig sein, ich kann mich nicht freuen, ich kann keine Liebe empfinden ohne sie bin ich nichts weiter als eine leere Hülle. Ich habe das Bild eines alten griesgrämigen Mannes vor meinen Augen, der nie lacht, immer schlecht gelaunt ist, der Kindern Angst einjagt und schrecklich einsam ist. So will ich auf keinen Fall enden, ich möchte einfach nur, dass meine Luna in meinen Armen liegt und ich mich in ihren unendlich schönen Augen verlieren kann. Ich möchte ihre wundervollen Haare wieder an meinem Gesicht spüren und ich möchte ihre weichen Lippen auf meinen spüren. Kikki, Mia und Robbie steigen hinter mir
aus dem Jeep und packen die Sachen zusammen, damit wir aufbrechen können, die drei scheinen genau, wie ich, nervös zu sein. Wir haben den Jeep hinter einer Baumgruppe versteckt, so dass man ihn nicht sofort entdeckt. Der Morgen ist schon angebrochen, es ist ca. 9 Uhr, die Fahrt hat länger gedauert, als gedacht da wir in einen Stau nach dem nächsten gekommen sind. Es ist kaum zu glauben, dass so früh morgens schon so viele Menschen unterwegs sind. „Denkt ihr, dass er weiß, dass wir hier sind und nach ihr suchen wollen?“ Mias Stimme zittert und ich höre die Angst in ihr, wer kann es ihr verübeln, wir sind einem Serienmörder auf der Spur, der es auf Mädchen in ihrem Alter abgesehen hat. Sie
hat zwar keine braunen Haare, aber wer verlässt sich denn bitte auf einen Mörder, niemand weiß, ob er mal eine Ausnahme macht. „Natürlich weiß er, dass wir hier sind, er wollte die Polizei unbedingt von hier fern halten, uns hat er aber nicht mal versucht davon abzuhalten. Wir sind hier in seinem Spielfeld und wer weiß, was er für Karten auf der Hand hält und wie viel Asse er im Ärmel hat.“ Mia sieht mich an und nickt und auch Kikki und Robbie scheinen über meine Worte nach zu denken, welche nur der Wahrheit entsprechen, denn was nützt es uns, wenn wir uns falsche Hoffnungen machen. Jeder von uns weis auf, was wir uns eingelassen haben und wir kennen die Gefahr, trotzdem haben Robbie
und ich uns vorgenommen auf die Mädchen auf zu passen, denn für sie ist es noch immer am gefährlichsten. Sollte einer der beiden etwas passieren wird man das Robbie und besonders mir nie verzeihen. Wer uns sehen wird, würde sich sofort denken, dass das die Jungen sind die ein oder zwei Mädchen in den tot geschickt haben. Als wir unsere Sachen zusammen haben gehen wir tiefer in den Wald und mit jedem Schritt den ich mache, wird das Gefühl stärker, dass wir beobachtet werden und direkt in eine Falle laufen. *** Ich lehne mich an den Baum und beobachte die vier Jugendlichen oder eher, die 4
Spielfiguren. Es ist genau so gekommen, wie es geplant war und sogar noch besser, denn dass mit ihren Eltern war echt ein Geschenk der Hölle an mich. Viele meiner Opfer und deren Verwandten verfluchen mich und sagen mir, dass ich in der Hölle lande und ich zweifele keinen Augenblick daran. Wenn es eine Hölle gibt, wird sie für mich das Paradis sein, denn dann habe ich Tag für Tag das Leid vor Augen und sehe die Seelen der Leute leiden. Wer weiß wen ich dort alles treffen kann, vielleicht Jack the Ripper oder Theodore Bundy, er ist ein wahrer Held. Von vermuteten 260 Morden konnten ihm gerade mal 35 - 60 eindeutig nachgewiesen werden. Sowohl er als auch Jack the Ripper haben ihre
Leidenschaft zu einer Kunst gemacht und ich werde dasselbe machen. Ich werde in ihre Fußstapfen treten und sie übertreffen, jeder wird sich an mich erinnern und jedes Mädchen wird mich fürchten und Luna wird eines meiner Meisterwerke. Sie wird unsterblich, jeder wird ihren Namen kennen aber nur im Zusammenhang mit meinem. Jeder der ihren Namen nennt wird dabei mich vor Augen haben und doch wird mich niemand kennen. All meine Mädchen werden mich zu einer Legende machen, denn schon jetzt, kennt das FBI meinen Namen und ich werde mich an die Spitze ihrer Liste arbeiten. Mein Name wird der Dorn sein, den sie nicht heraus bekommen. Ich beobachte die vier Jugendlichen und
folge ihnen im Schatten der Bäume, Damon dreht sich immer wieder um, er scheint ein aufmerksamer Junge zu sein, doch das wird ihm nicht helfen. Sobald sie meine Luna finden werde ich sie ihnen wieder abnehmen und dann kann ich mein Meisterwerk fortfahren. Sie laufen in die Richtung des Wasserfalles, doch dort habe ich schon nach ihr gesucht und es ist sinnlos meine Zeit zu verschwenden. Schnell und Leise entferne ich mich von den Jugendlichen und gehe zurück zu meinem Motorrad. Ich sollte mich auf keinen Fall nur auf das Glück ein paar Jugendlicher verlassen. *** Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt
nichts zu sehen und ich bin erstaunt darüber, wie gut ich mich in der Dunkelheit zurecht finden kann. In Filmen kommt das immer so rüber, als würde man in den Sichern tot laufen, wenn einen die Dunkelheit verschlingt, doch so gruselig ist es gar nicht. Gerade als ich mich weiter an der Wand entlang taste höre ich ein Motorrad oder etwas in der Art über mir. Ein weiterer Vorteil an der Dunkelheit, hier kann er mich nicht sehen, hier bin ich in Sicherheit. Plötzlich endet der Weg und ich komme an eine raue Felswand. Vorsichtig taste ich um mich, ich befinde mich in einer Sackgasse, doch dann komme ich auf eine Idee. Ich gehe ein paar Schritte zurück und recke meine Hand nach
oben, wie vorhin kann ich die Decke berühren, langsam gehe ich wieder nach vorne und meine Hand streift an der felsigen Decke entlang, bis sie ins lehre greift. Anscheinend befindet sich über mir ein Loch in der Decke, vielleicht habe ich ja etwas Glück und dort oben geht der Gang weiter. Ich taste an der Felswand nach ein paar herausstehenden Steinen und habe Erfolg, ich müsste hinauf klettern können. Langsam beginne ich an der Felswand hinauf zu klettern, die höllischen Schmerzen in meinem Bein versuche ich zu ignorieren und obwohl das miserabel klappt und ich immer wieder aufschreie vor schmerz schaffe ich es langsam hinauf zu kommen. Es dauert eine schiere Ewigkeit,
bis ich oben ankomme und tatsächlich einen weiteren Gang entdecke. Mit meiner Kraft bin ich am Ende und gerade als ich mit beiden Beinen aufrecht stehe, geben meine Knie nach und ich sacke zu Boden. Meine Lieder schließen sich und der Schmerz in meinem Bein rückt in weite Ferne ... *** Als wir den Wasserfall zum dritten mal abgelaufen sind, macht sich in uns allen die Erschöpfung breit und wir lassen uns auf den Boden fallen. Die Nacht ist bereits angebrochen und bisher gibt es keinen Hinweis darauf, wo sie sein könnte. „Hey, was haltet ihr von der Idee, wenn wir hier
das Zelt aufschlagen, in der Nacht sehen wir so oder so viel weniger. Wir sollten unsere Kräfte wieder auftanken und morgen weiter nach ihr suchen.“ Obwohl alles in mir sich weigert, die Suche nach meiner geliebten Luna abzubrechen stimme ich Robbie zu und wir beginnen zusammen das Zelt auf zu bauen. Ich fühle mich, als würde ich sie verraten, wenn ich mir auch nur eine Sekunde schlaf gönne. Wie kann ich einfach ruhig schlafen, wenn sie vielleicht gerade Todesangst hat oder irgendwo verletzt im Wald liegt und meine Hilfe braucht. Sie zählt auf mich, dass weiß ich genau. Das Zelt ist aufgebaut und während die anderen sich bereits schlafen legen setze ich mich an den Fluss und
schaue hinauf zum Mond. Vor meinen Augen erwacht die Situation, wo ich Luna geholfen habe vor ihm zu fliehen erneut zum leben und eine Träne rollt aus meinem Auge ... *** Ich öffne die Augen und fasse mehrmals an meine Lieder um zu kontrollieren, ob sie auch wirklich auf sind, bis mir einfällt, weshalb ich nichts sehen kann. Eben noch saß ich mit Damon auf einer blühenden Wiese unter einer Weide an einem See und dann werde ich wach nur um festzustellen, dass alles nur ein Traum war. Mein Kopf schmerzt, da ich beim Aufprall auf den Boden mit dem Kopf auf dem harten
Felsboden aufgekommen bin und das ausgerechnet mit der Stirn zuerst. Bei meinem Glück habe ich mir vermutlich die Haut aufgerissen, weshalb ich schnell meine Stirn ab taste, doch da ist nichts. Wow, ich hätte echt nicht gedacht, dass ich mich mal nicht verletze, wo ich dazu doch echt eine Neigung habe. Mein Bein schmerzt noch immer wie die Hölle und ich habe schon mehr als einmal überlegt, wie ich diese verdammten Schmerzen los werde. Ich taste mir den Weg zu Recht und mache mich weiter auf die Suche nach, was eigentlich? Was gedenke ich zu finden, einen Ausgang, wo er mich wieder sehen kann, Damon aber wie soll er in diese Höhlen und Tunnel kommen? Was zur
Hölle will ich eigentlich? Klar, ich will mehr als alles andere bei Damon sein, aber wie soll er mich in diesem Labyrinth aus Bäumen und Tunneln finden? Der Wald ist riesig, selbst wenn er den Wasserfall sieht, weshalb sollte er denken, dass ich vielleicht hier bin. Das Beste wäre, wenn er die Hütte findet, da ist ne zerbrochene Tür und da sind die Seile und Ketten und die Lebensmittelreste, da kann man doch auf die Idee kommen, dass ich einen Wasserfall hinunter gefallen und in einem unbekannten Höhlenlabyrinth gelandet bin. Mensch Luna, wer zum Teufel sollte durch eine Hütte mit Seilen und Lebensmitteln auf so eine bescheuerte Idee kommen, haben die Schmerzen schon auf mein
Gehirn Auswirkungen genommen? Werde ich jetzt nach all dem Scheiß auch noch verrückt? Das wäre wohl zu viel für mich, wenn ich verrückt werde oder bin ich etwa schon verrückt? „Natürlich bist bin ich nicht verrückt!“ Aber du redest schon wieder mit dir selbst, ich nenne das verrückt. „Es ist absolut nichts verrücktes daran mit sich selbst zu reden, dass macht doch garantiert jeder 5. oder 6. Mensch auf dieser Welt.“ Vielleicht ist ja jeder 5. oder 6. Mensch auf der Welt verrückt, weil sie mit sich selbst reden. Ich laufe weiter und diskutiere mit meinen Gedanken oder mit wem auch immer, so genau weiß ich gar nicht mit wem ich genau diskutiere. Du diskutierst mit dir selbst, weil du verrückt
bist, hab ich doch gesagt. „Ich weiß ja nicht für wen genau du dich hältst aber halt gefälligst deine verdammte Klappe!“ In dem Moment stolpere ich über etwas und falle auf mein verletztes Bein und das, wo ich die Schmerzen gerade vergessen habe. „Das ist allein deine Schuld!!!“ Meine Schuld? Hörst du mir nicht zu oder bist du wirklich so blöd, denn wie oft soll ich es dir noch sagen ich bin verdammt noch mal du! Wir sind ein und dieselbe Person. Ich rappele mich wieder auf die Beine und setze meinen Weg fort. „Kannst du mir das beweisen?“ Ich soll es dir beweisen? Hallo? Allein die Tatsache, dass du allein bist könnte ein guter Beweis sein, dass wir ein und dieselbe Person sind. Du bist doch echt
verrückt, mann sollte dich in eine gottverdammte Gummizelle stecken und den verfluchten Schlüssel wegwerfen, damit du dadrin verrottest! „Kein Grund ausfallend zu werfen und wenn du Recht hast bist du auch verrückt und gehörst auch in eine Gummizelle, denn du bist ja so sehr überzeugt das wir ein und dieselbe Person sind. Ha!“ Ist das dein Ernst? Sag mir das du das gerade nicht gesagt hast, hör dir doch mal zu Luna! „Wieso hörst du nicht einfach zu? Wir sind doch ein und dieselbe Person.“ Ey, ich gebe es echt auf, dir kann niemand helfen du hast ein Rad ab! „Damon kann mir helfen und das wird er auch.“ Meine Stimme hört sich an, wie die eines trotzigen Kindes und endlich werde
ich mir der Situation bewusst und bleibe schockiert. „Scheiße mann, ich bin echt verrückt geworden, ich meine so richtig verrückt. Fuck alter, die Dunkelheit tut mir echt nicht gut.“ Ich sinke auf die Knie und sammle all meine Kraft um das einzige zu machen, dass gerade Sinn ergibt. So laut, wie noch nie zuvor ein Mädchen geschrien hat, schreie ich Damons Namen. Der Schrei hallt überall um mich herum und ich beginne zu weinen und kugele mich auf dem Boden zusammen. *** Wir alle fahren schockiert zusammen und ich starre die anderen an. „Habe ich mir
das gerade eingebildet oder habt ihr auch den Schrei gehört?“ Kikki sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Du meinst die Mädchenstimme, die ganz entfernt Ähnlichkeiten mit Luna hatte und die deinen Namen geschrien hat.“ Sie nickt und auch die anderen zwei nicken stumm. Ich will los renne, doch wohin? Woher kam der Schrei, es kam mir vor als wäre er aus allen Richtungen gekommen und er war gedämpft und nur unklar zu hören. „Weiß von euch jemand, woher der Schrei kam?“ Robbie schüttelt den Kopf und auch Mia zuckt mit den Schultern, sie wirkt noch immer komplett schockiert von dem Schrei. „Irgendwie hat es sich angehört, als käme er aus der Erde aber das ist komplett
unmöglich und er war auch irgendwie sehr abgedämpft, als käme er aus weiter Ferne oder als wäre man in unterschiedlichen Häusern, findet ihr nicht.“ Kikki nickt stumm und niemand von uns weiß, was er machen soll, denn wir sind einfach überfordert. „Aber das ist unmöglich.“ Wir gehen in eine Richtung aus der wir meinen könnte der Schrei am ehesten gekommen sein, doch meine Gedanken sind weit entfernt vom Wald. Sie sind bei meiner Luna, bei meinem Mädchen, ich höre ihren Schrei und ich höre den Klang meines Namen. Ich stelle mir vor, wie sie irgendwo allein im Wald steht und meinen Namen schreit während dieser Typ bei ihr ist. In meinen Gedanken malen sich Bilder
aus, wie eine schwarze Gestalt auf ihr sitzt und ihre nackte Haut berührt. Wut steigt in mir auf, denn ich weiß, dass er das will, ich weiß, dass er ihren Körper begehrt. Sie hat mir erzählt, wie er im Wald ihre Bluse geöffnet hat um mit seiner dreckigen Pranke ihren BH zu begrapschen. Es hat mich alle Mühe gekostet nicht aus zu rasten und vor Wut in die Luft zu gehen und alles um mich herum zu zerstören. Wieder sehe ich sie vor mir als sie in die fünfte Klasse kam und in ihrem grünen Sommerkleid an mir vorbei getanzt ist. Ich war damals in der 6. Klasse und hatte nur Augen für sie, doch sie schien mich keines Blickes zu würdigen. Alle möglichen Mädchen umrangen mich und himmelten mich an,
ich konnte jede haben außer ihr. Wenn ich sie ansah, senkte sie schnell den Blick und verschwand, wen ich zu ihr gehen wollte war sie nach der nächsten Sekunde verschwunden. Meine Freundinnen kamen und gingen, doch ich musste immer mehr feststellen, dass ich mit niemanden zusammen sein wollte außer ihr. In der 8. Klasse habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe das Jahr freiwillig wiederholt nur um in ihrer Nähe zu sein. Mein Bauch machte Freudensprünge als ich ihren Klassenraum betrat und sie dort saß. Ich weiß wie sie mir ab und zu ein schüchternen Lächeln zuwarf, jedoch gleich wieder den Blick von mir abwand. Als der Serienmörder zum dritten mal
zuschlug und alle Mädchen angst hatten wollte ich sie beschützen, doch sie war immer umringt von ihren Freunden und dann kam die Nacht, die alles verändert hat. Es kam die Nacht, in der ich abends von einem Freund nach Hause kam und sie dort rennen saß, dicht hinter ihr der Kerl. In diesem Moment habe ich nicht nachgedacht, ich habe funktioniert, ich sah die Möglichkeit sie zu beschützen. Für meine Sicherheit oder mein Leben habe ich nicht mehr interessiert, sie war das einzige, was für mich gezählt hat. Ich hatte danach alles wovon ich je geträumt habe, ich habe das Mädchen meiner Träume gehabt und konnte sie nicht beschützen. Ich habe versagt und deswegen ist sie nun in dieser
Lage. Wir kommen an einem großen Felsvorsprung vorbei, der von Ranken überwuchert ist und beschließen das Zelt hier wieder auf zu bauen. Ich greife in meinen kleinen Rucksack, wo ich die wichtigsten Sache hinein getan habe und hole das Foto von Luna und mir heraus. Wir haben es an dem Tag gemacht als sie wieder in die Schule gekommen ist, auf dem Foto lachen wir beide und ich habe meinen Arm um sie gelegt und sie an mich gezogen. „Hat jemand von euch einen Stift?“ Mia gibt mir einen und ich schreibe auf die Rückseite des Fotos: Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt Luna. Anschließend packe ich das Foto wieder in
den kleinen Rucksack und stelle ihn ans Gebüsch neben den großen Rucksack und die Rucksäcke der anderen. Wir gehen in das Zelt und beschließen morgenfrüh weiter nach ihr zu suchen, da wir alle zu aufgewühlt sind. Jeden von uns macht es zu schaffen, dass wir noch nicht die kleinste Spur von ihr gefunden haben, so langsam fragen wir uns sogar, ob wir uns den Schrei nur eingebildet haben oder, ob sie es wirklich war. Wieder einmal beobachte ich, wie die Nacht über den Wald zieht. In einer halben Stunde wird es stockfinster sein.
Der Tag ist gerade erst angebrochen und wir beschließen hinauf zum Fluss zu gehen um uns zu Waschen und einen Teil unserer Sachen zu reinigen. Manch einer steht vielleicht darauf Tage lang die verschwitzten Sachen im Rucksack umher zu schleppen, doch wir gehören nicht dazu. Die Rucksäcke lassen wir unten bei unserem Zelt stehen, sollte er in der Nähe sein, würden wir das Motorrad hören. Außerdem ist er vermutlich viel zu sehr mit Luna beschäftigt. Allein bei dem Gedanken, dass er sie vielleicht gerade anfasst dreht sich mir der Magen um und Wut kocht in mir auf. „Ich fasse es einfach
nicht, sie muss doch irgendwo sein!“ Mia sieht mich mitfühlend an und Kikki legt mir eine Hand auf die Schulter. „Keine Sorge Damon, wir werden sie finden.“ Ich weiß nicht was, aber irgendetwas in ihrer Stimme sagt mir, dass sie Recht hat, wir werden sie finden. Ich schließe die Augen und versuche mich zu beruhigen, dann setzen wir den Weg zum Fluss fort. Es ist nicht besonders weit und von oben Hang mann den gesamten Hang hinunter sehen. Als wir oben sind, werfe ich noch einmal einen Blick zu unserem Zelt und dann beginne ich mit den anderen zusammen unsere Sachen ab zu waschen und sie zum trocknen auf zu hängen. Wir haben uns etwas zu essen mit hoch genommen, so
können wir frühstücken während die Sachen trocknen. Heute ist ein warmer Tag, die Sonne scheint und am Himmel ist nicht die kleinste Wolke zu sehen. Am Morgen mussten sich von uns die Augen erst einmal an die Sonne gewöhnen. *** Die vier sind unter Kontrolle, das Spiel gehört immer noch mir. Ich bin so nah an ihr dran, genau wie ihre Freunde, doch sie wissen es nicht. Sie halten den Schrei als Einbildung oder Wunschgedanke. Doch ich bilde mir nie etwas ein, der Schrei war real, nur die Tatsache, dass er unklar war lässt mich zögern. Es war als käme der Schrei aus der Erde und aus den Steinen,
doch das ist nicht möglich. Sie ist ihr irgendwo, dass weiß ich. Während die vier den Morgen genießen werde ich ihn nutzen um sie zu finden und den Tag mit ihr zu genießen. Ich werde mein Versprechen halten, sie wird um Mitternacht sterben. Es spricht also nichts dagegen zuvor noch ein wenig Spaß zu haben. Ich werde mit ihr eine Menge Spaß haben, sie wird um den Tod flehen und ich werde so gnädig sein ihn ihr zu verschaffen. Wer weiß, was dann mit ihr passiert, doch so wie ich sie einschätze werden wir uns wohl kaum in der Hölle treffen. Manche meiner Mädchen haben dunkle Geheimnisse, doch sie ist etwas besonderes. Sie liebt die Menschen und sie liebt das Leben. Es passiert zum
ersten Mal, dass ein Mädchen so viel Lebensenergie und Überlebenskünste zeigt. Doch ich werde sie brechen und wenn es so weit ist werde ich dabei sein und jeden Augenblick mit ansehen. Ich setze meinen Weg fort und Suche in der Nähe des Zeltes, ihrer Freunde. *** Ein Geräusch. Da war definitiv ein Geräusch. Ich bin schon seit einigen Stunden wieder wach, wer weiß, welche Tageszeit wir haben. Wieder höre ich es, es klingt wie ein lauter Knall. Er versetzt mich in Angst und schrecken und ich renne los. Ich achte nicht mehr, wohin ich renne, doch meine Hand bleibt an der Wand um
Kurven zu erkennen. Die Schmerzen in meinem Bein sind mehr als nur deutlich, doch mein Leben ist mir erheblich wichtiger. Wie eine besessene renne ich um mein Leben und vor dem unbekannten weg. Eine Kurve kommt und ich bekomme es gerade noch so hin nicht gegen die Felswand zu rennen. Plötzlich falle ich durch irgendetwas durch und alles um mich herum erstrahlt in einem grellen Licht. Ich stolpere und meine Hand verfängt sich in etwas schwerem. Einer meiner Schuhe löst sich von meinem Fuß, doch es ist mir egal, denn ich höre rauschen oder etwas in der Art. Ich reiße das schwere an meinem Arm mit und renne los. Das Licht lässt mich nichts erkennen Mein anderer Arm Haut
gegen etwas hartes und ich schreie auf. Meine Augen gewöhnen sich langsam an das Licht und vor meinen Augen tauchen schemenhaft Bäume auf. Ehe ich mich versehe stolpere ich über einen Stein und ich beginne zu Fallen. Ich klammer mich an das schwere und irgendwie weiche an meinem Arm und kneife die Augen. Es dauert bis ich realisiere, was die Bäume bedeuten. Ich bin wieder im Wald. Ich falle weiter den Abhang hinunter bis ich hart in einen Busch vor einer Baumgruppe falle und dort liegen bleibe. Meine Augenlieder flattern und ich erkenne einen Rucksack in meinem Arm. Dann wird alles wieder schwarz.
*** Ich habe sie genau gesehen. Es war Luna und nichts hält mich jetzt mehr auf ihr nach zu rennen. *** Ich öffne meine Lieder, welche sich, wie Zementklötze anfühlen und atme tief ein. Mein Rücken schmerzt und mein Bein würde ich mir am liebsten abschlagen, ich hätte wirklich nie gedacht, dass etwas so weh tun kann. Ich beiße meine Zähne zusammen und versuche erfolglos den Schmerz hinunter zu schlucken. Gerade als ich mich bewegen möchte um aus diesem
bescheuerten Strauch oder Busch hinaus zu kommen höre ich seine Stimme. Ich würde seine Stimme unter tausenden erkennen, denn es ist die Stimme die mir einen kalten schauer über den Rücken jagt. Seine Stimme ist rau und hart. Sie erinnert mich an einen Mafiaboss oder einen bösartigen Gefängniswärter. Ich habe mit Damon zusammen einen Film gesehen, wo ein Mafiaboss seinen eigenen Sohn ermordet hat. In dem Moment wusste ich sofort, dass ER dasselbe machen würde. Mir hat der Mafiaboss so einen schrecken eingejagt, als er seien Waffe gezogen und abgedrücht hat. Ich habe mich an Damon geklammert und mein Gesicht an seine Brust gedrückt. Er hat begonnen zu lachen aber trotzdem hat
er die Arme um mich gelegt und mir versprochen mich zu beschützen. Ich weiß genau, dass er mich auch jetzt versucht zu beschützen. Jetzt gerade wünschte ich, dass er hier bei mir wäre und ich meine Gesicht wieder an seine Brust drücken kann. Ich zittere vor Angst und ich beiße die Zähne noch fester aufeinander, damit sie nicht beginnen zu klappern. Alles in mir schreit, dass ich wegrennen soll, doch ich kann einfach nicht. Außerdem scheint es als würde mich der Busch verdecken und da wäre es bescheuert aus meinem Versteck zu rennen. Er beginnt meinen Namen zu rufen, nicht laut aber deutlich, dann klingelt sein ..... Handy? Ich hätte nie gedacht, dass der Spruch: gerettet durchs
klingeln mal wirklich ein Bedeutung für mich hat. Ich habe es schon immer für eine Übertreibung gehalten. Er entfernt sich und kurze Zeit später höre ich das Motorrad. Kurz bevor ich vor Erschöpfung wieder ein schlafen meine ich erneut meinen Namen zu hören. *** Als wir das Motorrad hören schrecken wir alle zusammen. Ich meine es durch die Bäume sogar kurz zu sehen. Mia zuckt zusammen und tritt hinter mich. „Er saß allein auf dem Motorrad, das ist gut oder?“ Mias Stimme zittert, ich kann es ihr nicht verübeln. Schließlich geht es um ihre beste Freundin. „Vermutlich, dass heißt entweder
fährt er gerade zu ihr oder er fährt von ihr weg.“ Ich nicke Robbie nur stumm zu. „Oder es bedeutet, dass er auch auf der Suche nach ihr ist.“ Wir alle starren Kikki an, die nachdenklich auf das Ende des Flusses und beginn des Wasserfalles starrt. „Was?!“ Sie wendet den Blick ab und sieht uns an. „Der Gedanke ist mir kurz vor dem einschlafen gekommen. Luna war schon immer die beste beim Versteckspiel. Wir haben gesehen, wie sie den Wasserfall hinuntergefallen ist. Was ist, wenn er sie verloren hat und uns hierher gelockt hat um sie zu suchen oder um das Spiel interessanter zu machen.“ Ich starre Kikki mit offenem Mund an, denn das was sie sagt ergibt einen Sinn. Es besteht zwar
keine wirklich große Chance, dass es so ist, aber es bietet wirklich viel Hoffnung. Ohne weiter darüber nach zu denken beschließe ich an diesen Gedanken fest zuhalten. Luna, gib mir doch ein Zeichen, dass du noch am leben bist. Als die Sachen getrocknet sind gehen wir wieder hinunter zu unserem Zelt und beginnen es abzubauen. Als alles verstaut ist schreit Kikki plötzlich auf. „Damon, Robbie, Mia, kommt her!!!“ Sofort lasse ich alles fallen und renne zu den Rucksäcken, wo sie auf dem Boden kniet. Sie dreht sich um und hält eine Schuh in der Hand. Mir stockt der Atem und ich komme näher und nehme ihr den völlig verdreckten Schuh ab „Das ..... das ..... das
ist Lunas.“ Sie nickt nur stumm. „Aber, wie ist das möglich? Wir waren doch die ganze Zeit in Sichtweite und heute Morgen war der verdammte Schuh noch nicht da.“ Wir alle lassen uns auf den Boden fallen. „Aber wie ist das möglich? Wenn Luna wirklich hier war, muss sie uns doch gesehen oder gehört haben, wieso ist sie nicht zu uns gekommen oder ins Zelt gegangen?“ Das alles ergibt einfach keinen Sinn, hat sie Angst vor uns oder wollte hat sie uns einfach nicht erkannt. In mir tobt ein Sturm, ich stehe auf und schaue in den Wald. Wo bist du nur Luna, wieso tust du mir das an? So sehr ich es versuche dich zu beschützen, es ist als würdest du es nicht zulassen, dass ich dich finde und dir helfe.
Immer, wenn ich einen Schritt auf dich zu machen, wirst du fünf Schritte von mir weg gezerrt. Wie kann ich ein Mädchen nur so sehr lieben, obwohl ich sie kaum zu kennen scheinen? So oft haben meine Kumpels mir erzählt das es Mädchen gibt die etwas besonderes sind, ich habe ihnen nie geglaubt. Die meisten Mädchen reden von dem einem wahren Seelenverwandten, in Gedanken habe ich sie ausgelacht. Jetzt kann ich mir nicht vorstellen ohne Luna auch nur eine Sekunde meines Lebens zu leben. Sie ist die Einzige, neben der ich aufwachen möchte. Sie war es schon immer, ich wollte es mir nur nie klar machen. Angehimmelt habe ich sie schon immer, denn sie ist anders als die meisten
Mädchen. „Wir werden sie suchen. Sie ist vermutlich den Abhang hinunter gelaufen, denn so ist sie schneller und wenn sie verletzt ist, ist es auch einfacher.“ Die letzten Worte kommen mir nur schwer über die Lippen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie unverletzt ist sinkt mit jedem weiteren Tag an dem wir sie nicht finden. Kurz bevor wir aufbrechen bemerke ich das mein Rucksack fehlt, doch es ist mir egal, bis mir einfällt das mein Foto dort drinnen ist. Ich will mich gerade aufregen bis mir klar wird, dass es sein kann, dass Luna den Rucksack hat. Unwillkürlich schicke ich ein Stoßgebet in den Himmel, dass es so ist. Ich habe Mia, Kikki und Robbie, doch sie hat niemanden.
*** Ich öffne die Augen und krieche aus dem Gebüsch oder Strauch, was auch immer es jetzt ist. Mein Rücken schmerzt und mein Bein fühlt sich an als würde man tausende von Messern wieder und wieder hinein stoßen oder es durch einen Fleischwolf drehen. Die Sanitäter sagen immer, dass man einen Adrenalin Schub bekommt, wenn man sich eine große Verletzung zu zieht. Dieser Adrenalin Schub betäubt die schmerzen. Sollt ich jemals wieder einem Sanitäter begegnen der das sagt werde ich ihm eine rein hauen. In dem Moment höre ich ihn. „Luna!“ Damon! Er ist es, die
Stimme ist zwar nur leise zu hören aber ich würde ihn sofort erkennen. „Damon!“ Ich schreie es aus voller Kehle, doch es kommt nicht mehr als ein Krächzen. Tränen sammeln sich in meinen Augen an und ich versuche mich auf die Beine zu stellen. Gerade als ich auch nur ein Bein hinstelle klappte es wieder zusammen. So sehr ich es auch versuche ich schaffe es nicht auf zu stehen. Die letzten Tage habe ich meinem Körper mehr als nur viel abverlangt. Ich habe nur ab und zu ein bisschen Wasser aus Pfützen in der Höhle getrunken. Mein Körper streikt nun endgültig und verlangt Erholung, Nahrung, Wasser, Medikamente, Entspannung und vor allem Zeit. Die Tränen strömen mir über die Wange und
ich krabble in Richtung seiner Stimme. „Hier bin ich!“ Die Stimme entfernt sich immer weiter von mir, er entfernt sich immer weiter von mir. „Nein! Komm zurück Damon, ich brauche dich!“ Meine Stimme bricht nun endgültig und ich weine bitterlich, obwohl ich keine Ahnung, woher der Körper das ganze Wasser für die Tränen her nimmt, kommen immer mehr dazu. Irgendwann, als seine Stimme schon lange weg ist hören die Tränen auf, doch in mir bleibt eine große Schwärze der Verzweiflung. Irgendwann fällt mir der Rucksack ein, ich krieche zu ihm und öffne ihn. Jeder der mich jetzt sehen würde wäre entweder schockiert oder würde mich auslachen, denn selbst das öffnen des
Rucksacks bereitet mir mehr schmerzen und kostet mich Unmengen an Kraft. Als er offen ist fällt mir eine Wasserflasche entgegen. Ich starre sie genau zwei Sekunden an, dann ohne nach zu denken, öffne ich sie und beginne gierig zu trinken. Die kühle Flüssigkeit läuft meine Kehle hinunter und für einen Moment vergesse ich alles um mich herum und es gibt nur das Wasser und mich. Als die Flasche leer ist krame ich weiter im Rucksack umher und finde einen Apfel, eine Packung Cracker und Eierplätzchen mit Nutella. Augenblicklich kommen mir wieder die Tränen, denn ich weiß genau wem dieser Rucksack bedeutet. Damon und ich haben bei ihm Eierplätzchen mit Nutella
beschmiert und sie zusammen geklebt. Er hat das Rezept von seinem Großvater. Ich nehme mir einen und schiebe ihn mir in den Mund. Mein Magen hat sich nach etwas essbaren gesehnt, doch jeder Bissen fällt mir schwer. Ich packe die Kekse zurück und nehme mir den Apfel. Es tut gut mal wieder etwas zu essen. „Ich wusste doch das du mich beschützt Damon.“ Meine Stimme ist immer noch ein Krächzen. Ich mache eine der vorderen Fächer auf und ziehe das Papier heraus. Als ich es aufklappe stockt mir der Atem und die Tränen kommen zurück. Ich starre auf das Bild von Damon und lese auf der Rückseite, die drei wichtigsten Worte in meinem Leben. „Ich liebe dich auch.“ Als
mir wieder bewusst wird, woher ich den Rucksack habe, breche ich vollständig zusammen. Ich war in seiner Nähe und bin weiter gerannt. Wie bescheuert kann man eigentlich sein? „Damon! Ohne dich schaffe ich das nicht, ich bin am Ende, ich kann nicht mehr Damon, ich will das nicht mehr. Ich bin allein, ich bin verletzt und es ist kalt. Bald ist es stockduster und ich habe Angst. Ich habe Angst davor alleine im Wald zu erfrieren, ich habe Angst, dass er mich findet, ich habe Angst dich nie wieder zu sehen. Verdammt Damon, wo bist du nur? Ich brauche dich mehr als alles auf der Welt.“ Ich beginne zu schluchzen und klammere mich an das Foto. Ich schiebe es in meine Hosentasche und packe
alles bis auf die Kekse und Cracker aus dem Rucksack. Das heißt ich nehme die Taschenlampe, das Messer und die Wasserflaschen heraus. Wenn ich Glück habe schaffe ich es den Rucksack zu tragen aber mehr als die Cracker und die Kekse schaffe ich garantiert nicht. Damon hätte gewollt das ich Kämpfe und das werde ich auch, ich werde es für ihn machen, ich werde es für uns machen. Ich ziehe mich an einem Baum hoch und stehe wackelig auf den Beinen. Es ist schmerzhaft und schwierig, doch ich setze ein Fuß vor den anderen und laufe von einem Baum zum nächsten. In die Richtung aus der Damon‘s Stimme kam. Doch schon nach wenigen Metern breche ich wieder zusammen und
komme hart auf dem Boden an. Wieso muss ich alles immer allein machen. Vorhin habe ich neben Damon‘s Stimme auch die von Kikki gehört, was bedeutet er ist nicht allein. Einerseits freue ich mich, dass er nicht allein ist. Andererseits, wieso bin ich immer die die allein sein muss. Ich werde das doch nie schaffen ohne ihn. Inzwischen ist die Nacht angebrochen und ich trage nur eine kaputte Hose und meinen BH. Es ist verdammt kalt und die Temperatur ist am sinken, wie soll ich das schaffen. Ich kann genau so gut hier sitzen und warten, ich werde Damon nie wieder sehen. Er wird mich in diesem Wald nie finden. Entweder findet ER mich und bringt mich um oder die Kälte bringt mich um oder meine
Verletzung. Mir vorzustellen, dass Damon mich findet und rettet war schön aber es war nichts weiter als Fantasie. Ich werde das nicht überleben. Die Tränen fangen wieder an zu laufen und ich beginne erneut zu schluchzen. Nie in meinem Leben hätte ich mir vorstellen können jemanden mal so sehr zu lieben und jetzt wünsche ich mir einfach nur noch zu sterben. Von ihm getrennt zu sein, schmerzt noch mehr, als alles andere auf der Welt. „Ich liebe dich Damon.“ Das sind meine Worte, bis ich wirklich einen kompletten emotionalen Zusammenbruch erleide.
Ich folge diesen verfluchten Jugendlichen schon seit fast zwei Woche und dann ist man einmal kurz nicht da, weil man ein Mädchen umbringt und schon sind sie verschwunden. Wie zur Hölle soll ich meine zuckersüße Luna finden, wenn ich es nicht einmal schaffe vier verdammte Jugendliche im Auge zu behalten. Noch dazu war ich derjenige, der sie hierhin gelockt hat, da hätte ich das irgendwie doch alles geplant haben müssen. Wenigstens weiß ich, dass meine kleine Luna noch lebt, denn sie reden seit Tagen schließlich von nichts anderem mehr als das sie ihren Schuh gefunden haben.
Zugegeben, dass ist weitaus mehr als ich geschafft habe, aber dennoch ist es nur ein blöder Schuh. Mit einem Schuh kann ich nichts Anfangen, ich will sie. Ich habe Steine mit Blut gefunden, aber woher soll ich wissen, ob es ihr Blut ist. Ich wünsche mir, dass es ihr Blut ist, denn das bedeutet, dass sie verletzt ist und diese Vorstellung gefällt mir wirklich. Leider bin ich ernsthaft am überlegen, ob ich momentan die Kontrolle über mein Spiel habe, aber mir wird immer mehr bewusst, dass die Antwort mit großer Wahrscheinlichkeit nein ist. Wenigstens haben meine neuen vier Freunde sie auch nicht und Luna hat sie gewiss am aller wenigsten, oder? Ich lasse meine Fingerknöchel knacksen und
überlege, wer die Kontrolle haben könnte. Eigentlich kann niemand sie haben, denn ich bezweifele, dass Luna bei ihren geliebten Freunden ist. Das hätte ich mitbekommen. Wir alle drei irren planlos durch den Wald und niemand weiß, wo der jeweils andere ist. Kaum hat sich der Gedanke gefestigt, fällt es mir, wie Schuppen von den Augen. Der Wald hat die Kontrolle über das Spiel, ihn habe ich nie in Betracht gezogen und doch kann nur er die Kontrolle haben. Dieser Gedanke macht mich wütend, denn das bedeutet, dass ich ein Fehler gemacht habe und ich hasse es Fehler zu machen.
*** Es ist eine gute Woche her, seit wir den Schuh gefunden haben und seit dem fehlt jede Spur von meinem Mädchen. Es macht uns alle wahnsinnig und doch kommt keiner auf die Idee aufzugeben, denn wir dürfen nicht aufgeben und wir wollen es auch nicht. Wir alle wollen Luna finden und wir sind noch immer überzeugt, dass wir es schaffen. Dennoch quält mich die Ungewissheit und mich quält ihre Abwesenheit. Ich vermisse sie so unendlich, es ist als würde mir mein Herz fehlen, wenn sie nicht da ist und das ist den anderen drei auch schon aufgefallen.
Kikki muss mich immer öfter darauf aufmerksam machen, dass ich ausfallend ihnen gegenüber werde. Es tut mir auch wahnsinnig Leid, denn ich meine es nicht einmal ansatzweise böse. Mia, Kikki und Robbie sind für mich echt gute Freunde geworden. Ich bedaure die Umstände unter denen wir uns kennen gelernt haben sehr, denn ich hätte früher auf sie zu gehen sollen. Klar, ich wusste, dass sie existieren aber ich habe immer nur Luna wahrgenommen. Hätte ich sie früher angesprochen, hätten wir vielleicht schon früher Freunde werden können. Vielleicht hätte ich schon früher Luna geküsst und vielleicht wäre Luna an diesem Abend bei mir gewesen anstatt mit ihren Freunden ins
Kino zu gehen. Ich erinnere mich an die Angst in ihren Augen als sie vor ihm weg rannte, als wäre es gestern gewesen. Inzwischen habe ich festgestellt, dass ich mir nicht für alles Vorwürfe machen kann, denn es bringt mich nicht weiter und es bringt sie nicht wieder zu mir zurück. Ich muss nach vorne gehen und nicht immer zurückschauen um festzustellen, was ich hätte besser machen können. „Wollen wir hier das Zelt aufschlagen, es wird immer dunkler?“ Ich schüttele meine Gedanken weg und stimme Mia zu. Zusammen mit Robbie baue ich das Zelt auf, während die Mädchen ein bisschen Proviant heraus holen. Im Nachhinein bin ich echt froh, dass wir so viel mitgenommen haben.
„Wieso redest du so selten über sie Damon?“ Ich muss nicht nachfragen wen Robbie mit sie meint, denn es liegt auf der Hand und er hat Recht. Ich rede kaum über Luna mit den anderen. Sie reden oft untereinander über sie und das sind die Momente in denen ich mich etwas von der Gruppe abseile. „Weil es zu sehr schmerzt. Ich denke jede Sekunde an sie, all meine Gedanken sind auf Luna fokussiert, wenn ich anfangen würde über sie zu reden könnte ich nicht mehr aufhören. Zudem würde es mich verrückt machen, weil ich mir gedanklich schon viel zu viele Vorwürfe mache.“ Kikki und Mia sind zu uns ans Zelt gekommen und folgen dem Gespräch. Robbie nickt auf meine Aussage
nur und ich weiß, dass er mich versteht und es ihm vermutlich genauso gehen würde. „Das würde sie nicht wollen! Ich kenne Lua schon eine Ewigkeit und immer, wenn ich mir ihretwegen Vorwürfe gemacht habe, wurde ich von ihr zurecht gewiesen. Sie sagte immer, dass sie nicht möchte, dass sich ihretwegen irgendjemand Vorwürfe macht.“ Ich lächele Kikki schwach an, da ich genau weiß, dass das Lunas Meinung ist. Aber Luna ist nicht hier und deshalb kann ich mir so viele Vorwürfe machen, wie ich will. Nachdem wir gegessen haben ist die Nacht angebrochen und die anderen ziehen sich ins Zelt zurück. Ich nehme mir eine kleine Lampe und setze mich in einiger
Entfernung auf eine Decke. Nach ca. einer Stunde hole ich mir eine Jacke, denn diese Nacht ist es wirklich verdammt kalt. Was äußerst ungewöhnlich ist, denn die letzten Nächte waren um einiges wärmer. Es kommt mir vor, wie eine Herbstnacht. Ich nehme mir eine Schale mit Erdbeerren und beginne sie zu essen, was für eine Ironie. *** Mein Leben ist scheiße. Es ist arschkalt, ich bin total k.o. und mein gesamter Körper schmerzt, so dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Die Nacht ist zu kalt zum schlafen, ich würde erfrieren. Mein Bein durchlebt Höllenqualen. Vor drei Tagen konnte ich mich endlich dazu
überwinden die Steine aus der Wunde zu ziehen. Es hat stark geblutet und an die Schmerzen will ich nicht einmal denken, doch ich habe es ziemlich schnell abgebunden bekommen. Im großen und ganzen ist mein Blutverlust vermutlich echt noch vertretbar. Ich überlege noch immer, wieso ich mir überhaupt die Mühe mache am Leben zu bleiben. Ich werde Damon nie finden. Meine Augenlieder werden schwerer und meine Zähne schlagen vor Kälte immer heftiger aufeinander, lange werde ich das nicht mehr aushalten. Die anderen Nächte waren ja schon kalt aber diese topt alles. Gerade als ich mich auf den Waldboden fallen lassen will sehe ich das Licht einer Lampe zwischen den
Bäumen. Als ich näher gehe sehe ich den Umriss einer Gestalt, doch es scheint nicht ER zu sein, dafür wirkt die Gestalt zu nachdenklich und ER denkt nie nach. Meinen nächsten Gedanken kann ich kaum glauben, denn um so näher ich komme um so mehr scheint er sich zu bewahrheiten. „Damon!“ Ich lege all meine Kraft in den Namen und doch wird es nicht sehr laut, als sich die Gestalt bewegt setzt mein Herz zwei Schläge aus. „Luna?!“ Ich glaube es nicht und beginne zu rennen. Er ist es tatsächlich, endlich, nach so langer Zeit ist mein größter Traum in Erfüllung gegangen. Als ich im Licht der Lampe auftauche springt er auf und rennt die letzten Schritte auf mich zu. Er zieht mich
in seine Arme und ich lasse mich in sie fallen. Alles was eben noch war ist vergessen und ich konzentriere mich nur darauf zu Atmen und seinen Geruch in jedem Zentimeter meines Körpers zu spüren. Tränen verlassen meine Augen und ich glaube noch immer nicht, dass das hier die Realität ist. Keiner von uns sagt etwas. Ich spüre seine starken Arme und lege mein Gesamtes Gewicht in sie, er hält mich ohne Probleme. „Bist du es wirklich Luna oder ist das ein Traum?“ Ich schniefe und schlucke schwer. „Meiner ist es jeden Falls nicht.“ Er zieht mich noch fester an sich und ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht, doch plötzlich kommen auch die Kälte und Schmerzen zurück. „Mir ist so
kalt Damon.“ Mit diesen Worten geben meine Beine nach und er greift schnell zu damit ich nicht zusammenbreche. „Ich bringe dich ins Zelt.“ Seine Stimme wirk ein wenig brüchig und ich sehe, wie eine Träne sein Auge verlässt. Er hebt mich hoch und trägt mich in Richtung des Zeltes. „Leute wacht auf und macht das Zelt auf!“ Seine Stimme ist laut und kurz darauf höre ich leises stöhnen und murren. „Verdammt noch mal, beeilt euch!“ Er ist bereits am Zelteingang als eine sehr verschlafene Kikki ihm das Zelt auf macht und mit einem mal hellwach ist. „Luna, verdammte scheiße, Süße bist du es wirklich?!“ Als Damon mit mir im Zelt ist, sind dort auch Robbie und Mia, die mich
sprachlos und schockiert zugleich anstarren. Ich will etwas sagen, doch meine Zähne klappern zu stark. Zudem werde ich von meinen Gefühlen übermannt. Ich glaube noch immer nicht, dass das alles passier und ich weiß noch nicht einmal, was genau gerade passiert. Ich fühle mich wie das glücklichste Mädchen der Welt und es dauert eine ganze Weile, bis wir uns alle einigermaßen beruhigen. Damon hat mich in einen Schlafsack eingewickelt und liegt neben mir, auf der anderen Seite liegen Kikki und Mia und Robbie liegt neben Damon. Ich selber liege dicht an Damon gekuschelt und er streicht mir immer wieder durch mein Haar. Kikki und Mia können mir gar nicht oft genug um den
Hals fallen. Mir wird immer mehr bewusst, wie sehr ich sie alle vermisst habe und morgen früh werde ich vermutlich erst Recht in ein Gefühlschaos stürzen. Plötzlich beugt Damon sich über mich und drückt seine Lippen auf meine. Er will sich wieder lösen doch ich greife mit einer Hand an sein Oberteil und ziehe ihn an mich. Nicht stark, weil mir dazu die Kraft fehlt doch er versteht sofort und vertieft den Kuss.Wie sehr habe ich das vermisst, wie sehr habe ich mich nach seinen leidenschaftlichen Küssen gesehnt. Seine Zunge tastet sich vorsichtig in meinen Mund und ich schmecke ganz deutlich Erdbeeren. „Hey, Leute wir wollen ja nicht stören aber wir sind immer noch hier.“
Weder Damon noch ich sind bereit den Kuss zu beenden, dafür ist er einfach viel zu schön. „Keine Chance Mia, die beiden haben sich seit über zwei Wochen nicht mehr geküsst, dass sind in deren Zeitrechnung mehr als fünf Jahrhunderte.“ Irgendwann muss ich den Kuss dann doch abbrechen um wieder neue Luft zu bekommen. Damon legt sich wieder hin und ich lege meinen Kopf auf seine Brust und schließe die Augen. „Seid ihr auch noch hier, wenn ich die Augen wieder öffne?“ „Da kannst du dich so was von drauf verlassen Süße, ich glaube so schnell wirst du den Jungen neben dir aber auch nicht mehr los und uns erst Recht nicht.“ Kikkis Worte beruhigen mich und ich sinke
in einen tiefen und sicheren Schlaf. Ich habe das Gefühl, dass ich mich das Erste mal seit langem wieder richtig sicher fühlen kann. Als ich die Augen öffne bemerke ich als Erstes, dass Damon weg ist. Ich schrecke hoch, doch dann sehe ich Kikki neben mir. „Keine Sorge er ist nur gerade draußen und isst etwas, es war ein ganz schöner Akt ihn hier raus zu bekommen.“ Augenblicklich beruhige ich mich und setze mich neben meine beste Freundin. Sie lächelt mich breit an und in ihren Augen sehe ich, wie sehr sie mich vermisst hat. „Gut. Kikki, ich freue mich so dich und Mia und Robbie endlich wieder zu sehen. Es ist so krass,
dass ihr alle gekommen seit um mich zu suchen.“ Sie boxt mich gegen die Schulter und beginnt zu lachen. „So schnell wirst du uns halt nicht los.“ Mia ist ins Zelt gekommen und setzt sich vor Kikki und mich. Wir alle beginnen zu lachen und es tut so gut sie beide zu sehen, denn es zeigt mir, dass ich nicht mehr allein bin, dass ich es nie war. Plötzlich beginnt Mia mich amüsiert zu mustern. „Das muss für Damon ja wie Weinachten und Ostern zusammen gewesen sein, wenn seine Freundin ihm im roten Spitzen BH in die Arme fällt.“ Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich noch immer kein Oberteil trage und augenblicklich laufe ich purpurrot an. Kikki und Mia brechen erneut in Lachen
aus und Kikki beginnt in ihrem Rucksack zu kramen, bis sie mir schließlich ein rotes T-Shirt und eine Legegins hinwirft. „Danke, dass ist wirklich eine lange Geschichte, wie es dazu kam, aber ich hatte denselben Gedanken, wie du.“ Schnell ziehe ich das T-Shirt an und ziehe meine Jeans aus, als mir plötzlich wieder die Wunde an meinem Bein einfällt und ich vor Schmerzen aufschreie. Es dauert keine 2 Sekunden und Damon ist im Zelt. Als er mein Bein sieht wirkt er geschockt. „Scheiße, was ist passiert?“ „Auch eine lange Geschichte.“ Mia wirkt kreidebleich im Gesicht und geht aus dem Zelt. „Ich hole einen Erste - Hilfe Kasten.“ Gerade als sie raus gehen will kommt Robbie ihr
schon mit einem entgegen. Ich weiß, das Robbie zahlreiche Erste - Hilfe Kurse besucht hat, er hat bei uns immer die Pflaster geklebt. „Bekommst du das wieder hin?“ Er kniet sich neben mein Bein und versucht etwas zu erkennen. „Weiß ich nicht, dafür ist die Hose und der Stoff im weg, aber ich werde es versuchen. Machen wir es aber draußen, da ist mehr Licht. Luna, das wird schmerzhaft.“ Ich nicke nur stumm und Damon hilft mir nach draußen, wo ich mich auf eine Decke lege. Mia holt Wasser und Kikki holt einen Gürtel von Damon. Damon setz sich hinter mich, sodass ich meine Kopf auf seinen Schoß legen kann. Ich greife mir seine Hand und drücke sie an mich. „Nimm den besser im
Mund, ich glaube es wäre nicht das Beste, wenn du den gesamten Wald zusammen schreist.“ Kikki hält mir den Gürtel hin und ich klemme ihn zwischen meine Zähne. Robbie warnt mich vor und ich kneife die Augen zusammen, dann beginnen die Schmerzen. Ich beiße immer fester auf den Gürtel und kralle mich an Damons Hand fest. Tränen schießen mir in die Augen und ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen. „Halt durch Süße, halt durch.“ Damons Stimme rückt immer weiter weg und auch die Schmerzen scheinen ab zu nehmen. Aber es ist nicht vorbei, denn ich spüre, wie alles um mich herum leicht und still wird. Es ist das erdrückende und doch beruhigende Gefühl der Bewusstlosigkeit.
Schließlich sacke ich in Damons Armen zusammen und alles wird schwarz und leicht, mal wieder. *** „Luna! Luna bleib bei mir!“ Ich schlaffer Körper hängt in meinen Armen, während Robbie weiter mit ihrem Bein beschäftigt ist. Ihre Augen sind geschlossen und ihr Atem verlangsamt sich und der Druck auf dem Gürtel zwischen ihren Zähnen nimmt ab. Einerseits bin ich dankbar darum, denn ihr Gesicht ist nicht mehr so schmerzverzerrt. Dennoch jagt es mir Angst ein, denn ihr Atem könnte jeden Moment einfach aufhören, was ist, wenn sie nicht mehr aufwacht. „Luna, wach auf,
komm zu mir zurück!“ Ich berühre ihre Wange, sie ist eiskalt. „Lass sie Damon, es ist besser so.“ Gerade als ich wutentbrannt zu Robbie schaue, wende ich den Blick gleich wieder ab, denn ich kann nicht hinsehen, wie er an ihrem Bein zugange ist. „Wieso in aller Welt soll das besser sein?“ „So spürt sie wenigstens die Schmerzen nicht oder weniger, wir benutzen ja nicht so etwas wie ein Betäubungsmittel und die Wunde muss verdammt schmerzhaft sein. Es ist wirklich besser, wenn sie das nicht alles mitbekommt.“ Ich stimme Robbie in der Theorie zu, doch es macht mich verrückt sie so zu sehen. Es dauert eine Ewigkeit, bis er endlich aufsteht und die Erste - Hilfe Sachen weg legt. „Ich hab
mein bestes getan, die Wunde ist provisorisch versorgt und zu genäht, aber sie muss unbedingt noch mal ins Krankenhaus. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir so schnell, wie möglich verschwinden, ich möchte aus diesem Wald weg.“ Wir helfen Robbie die notdürftige Erste Hilfe Station auf zu räumen. Kikki bleibt neben Luna um ihren Atem und Puls zu kontrollieren, doch es scheint, als hätte Robbie verdammt gute Arbeit geleistet. „Dann lasst uns packen.“ Schnell bauen wir unser Lager ab und verstauen alles in den Rucksäcken, als wir fertig sind, ist Luna noch immer bewusstlos, doch wir können nicht noch länger warten. Wir ziehen alle unsere Rucksäcke an, wobei Mia mir einen
ab nimmt, damit ich Luna nehmen kann. Vorsichtig hebe ich sie vom Waldboden auf und trage sie den Weg über. Zum Glück sind es zum Geländewaagen nur gute zwei bis drei Kilometer. Wir haben nicht all unsere Sachen wieder mitgenommen, damit wir schneller sind. Im Notfall können wir die von der Polizei holen lassen oder selber holen, sobald er gefasst ist. Innerlich bin ich am durchdrehen, weil Luna einfach nur reglos in meinen Armen liegt. Ich weiß nicht, ob das vielleicht noch schlimmer ist als von ihr getrennt zu sein. Würde ich sie küssen, könnte ich zwar ihre sanften und weichen Lippen spüren, aber ich könnte nicht spüren, wie sie den Kuss erwidert. Ich könnte ihre Leidenschaft, ihre
Lebensenergie nicht spüren und genau das ist der Punkt. Ich trage nur ihre Hülle aber sie ist nicht bei mir. Genau das ist es was mich immer und immer mehr wahnsinnig werden lässt. Gleichzeitig bin ich unruhig, die ganze Zeit frage ich mich, wo unser Verfolger ist, es ist ungewöhnlich nichts von ihn zu hören. Als hätte ich es heraufbeschworen, taucht das Geräusch des Motorrades in weiter Ferne auf. Wir alle bleiben schockiert stehen und halten den Atem an. Jetzt ist alles vorbei, er hat garantiert irgendwie mitbekommen, wo wir sind. Aber wir werden überrascht, denn wie durch ein Wunder entfernt sich das Geräusch von uns. Als wäre das nicht schon Glück genug
stehen wir endlich vor dem Jeep meines Vaters. Hastig steigen wir ein und Robbie startet den Motor. Ich setze mich mit Kikki und Luna im Arm nach hinten. Als ich nach vorne schaue, berühren sich Robbies und Mias Hand. Sie einer an scheint als würden die beiden nicht mehr lange nur Freunde sein. Robbie gibt Vollgas und nach wenigen Minuten haben wir die Straße erreicht und lassen den Wald immer weiter hinter uns. In diesem Moment schlägt Luna die Augen auf und ich fühle mich, wie der glücklichste Junge der Welt. So viel zu seinem Satz, dass sie um Mitternacht sterben wird, denn das werde ich unter keinen Umständen zu lassen. Sobald wir zu Hause sind, wird er nicht mehr an sie ran
kommen. „Du bist in Sicherheit Luna, wir sind raus aus dem Wald.“ Sie lächelt mich breit an. „Fahren wir nach Hause? Komme ich zurück zu meinen Eltern?“ Mit dieser einen Fragen zerstört sie all das Glück in mir und eine Träne verlässt mein Auge, jetzt oder nie. Kikki greift nach Lunas Hand und sieht sie traurig an. Plötzlich ist sie hellwach und setzt sich auf. Verwirrung und Tränen sammeln sich in ihren Augen, sie ahnt nicht mal was los ist. „Luna, ich muss dir was sagen und das wird dir nicht gefallen.“ Eine Träne rollt aus ihren grünen Augen. Sie hat Angst.
Meine Lippen zittern noch immer, meine Wangen glühen förmlich und sind nass von den ganzen Tränen. Ich starre Damon an und kann nicht sagen, was genau ich eigentlich fühle. Einerseits bin ich verwirrt, andererseits wütend, ich habe Angst und ich bin traurig, doch das dominierendste Gefühl ist definitiv Wut. „Nein, das kann nicht wahr sein, du musst dich irren, jeder irrt sich mal also auch du. Ich meine, dass geht doch nicht, dass ist nicht möglich. Sie können nicht tot sein.“ Es auszusprechen fühlt sich falsch an. Damon sieht mich so voller Mitgefühl und Trauer an, dass es mir das Herz bricht. Ich
schüttele heftig den Kopf und immer mehr Tränen verlassen meine Augen ohne das ich etwas daran ändern kann. „Es tut mir so Leid Luna, du glaubst gar nicht, was ich mir für Vorwürfe mache.“ Plötzlich wird mir etwas klar, ich bin nicht die Einzige, die leidet. Damon war in der Stadt, als es passiert ist, er ist der Meinung, dass er es hätte verhindern müssen. Irgendwie macht mich diese Tatsache traurig und wütend zu gleich. „Was hättest du denn machen können? Du wusstest nicht, was er vor hatte, niemand wusste es, wie hättest du in seinen Kopf schauen können? Weder du noch ich, noch irgendjemand anderes hat Schuld daran. Allein dieser verdammte, psychopathische, vollkommen gestörte Irre
ist Schuld daran, das meine Mutter tot ist und mein Vater im Koma ist. Aber dafür wird er brennen Damon, versprich mir das. Versprich mir, dass er brennen wird“ Damon drückt mich an sich und ich breche endgültig in Tränen und Verzweiflung aus. Ich schmiege mich in seine starken Arme und gebe mich der aufkommenden Geborgenheit hin. „Nein, dafür wird er nicht brennen, dafür wird er Leiden und seine ganz private Hölle bekommen.“ Es klingt verrückt und zu großer Wahrscheinlichkeit auch ziemlich krank, aber irgendwie beruhigen mich diese Worte ungemein. Ich weiß nicht, wie lange wir schon fahren, mein ganzer Körper schmerzt und ich falle
immer wieder in die Bewusstlosigkeit zurück. Damon wirkt jedes mal geschockter, wenn ich wieder aufwache und ich hasse mich dafür, dass ich ihm so viel Leid zu füge. Ich weiß nicht zum wievielten mal ich wach werde und Damon schwach anlächele, ich habe nach dem 6. mal aufgehört zu zählen. Er streichelt mir durchs Haar. „Wir haben es fast geschafft Luna, wir sind fast zu Hause.“ Tränen kommen mir in die Augen und ich versuche aus dem Fenster zu sehen, was mir ungeheure Schmerzen bereitet, aber ich will es sehen. Es dauert 15 Minuten, bis das Ortsschild erscheint. Kikki stößt einen Freudenschrei aus und auch Mia und Robbie scheinen überglücklich zu sein.
Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich vorbei ist ich glaube immer noch, dass es ein Traum ist. „Es ist kein Traum Luna, wir sind wirklich zu Hause.“ Ich frage mich, wie spät es wohl ist, es ist definitiv Nacht, aber wie viel Uhr genau, weiß ich nicht. „Am besten wir fahren nach Hause, morgen früh können wir dann zur Polizei gehen.“Robbie fährt erst Kikki und dann Mia nach Hause anschließend fährt er zu sich und Damon übernimmt das fahren. „Wir fahren zu mir, ich lass dich jetzt garantiert nicht irgendwo allein.“ Ich lächele schwach, ich bin so unendlich müde, dass ich nicht mal daran denken will, was mich zu Hause erwartet. Wir halten vor Damon‘s Haus und er steigt aus
und hilft mir aus dem Auto. Ich versuche selber zu laufen aber meine Beine brechen immer wieder weg, deswegen nimmt Damon mich kurzerhand wieder hoch. Ich klammer mich an ihn und als wir bei der Tür sind drücke ich auf die Klingel. Damon tut mir den Gefallen und setzt mich ab. Damit ich nicht zusammenbreche greift er einmal mit dem Arm um mich und stützt mich. Es dauert eine Weile bis Licht angeht und die Tür auf geht. Komplet verschlafen steht Damons Bruder Liam vor uns, doch kaum hat er uns erkannt ist er hellwach. „Scheiße man, du lebst, du bist wieder da!“ Dann fällt sein Blick auf mich und ihm klappt die Kinnlade herunter. „Scheiße Luna, er hat dich wirklich
gefunden und du bist am leben, du müsstest tot sein, dass ist unmöglich.“ Ich weiß nicht genau, ob ich durch seine Worte beruhigt oder beunruhigt sein soll, doch ich habe nicht die Kraft darüber jetzt nach zu denken, denn in diesem Moment brechen mir die Beine weg. Sofort greift Damon mich mit beiden Armen um die Taille und auch Liams Hand schnellt vor und greift nach meinem Arm. „Kommt rein, du solltest dich auf jeden Fall hinlegen Luna, du siehst richtig fertig aus.“ Damon hebt mich hoch doch ich merke schon, wie ich beginne mich zu entfernen, die Stimmen rücken in weite Ferne und ich meine irgendetwas weiches zu spüren, bevor ich wieder weg trete.
*** „Nein!“ Mein Schrei hallt durch die Nacht und wutentbrannt schmeiße ich mein Motorrad um. Ich stehe an der stellen, wo sie ihr Auto versteckt haben, mit dem kleinen Unterschied, dass das verdammte Auto weg ist. Wie konnte ich das nicht mitbekommen, wie habe ich nicht mitbekommen können, dass sie den Wald verlassen haben. Das war so nicht geplant, dass habe ich nicht erlaubt. Ich hatte sie schon verdammt noch mal, ich hatte sie in meiner Gewalt, ich hatte sie für mich allein und konnte alles mit ihr machen, was ich wollte, ich habe die Kontrolle über sie
gehabt. Ich hebe mein Motorrad wieder hoch und fahre zurück zu der Hütte. Wütend schmeiße ich die reparierte Tür ein. „Wie kann man nur so viel Pech haben? Mein Plan war einfach und genial. Ich habe den geeigneten Moment abgepasst, dann habe ich sie mir geschnappt und hier her gebracht. Es war alles perfekt, ich konnte mit ihr alles machen, was ich wollte, wirklich alles. Ich habe ihre weiche Haut angefasst, als sie bewusstlos war. Ihre wunderschönen Haare konnte ich in meinen Händen spüren. Noch nie zuvor war ich so fasziniert von einem meiner Mädchen gewesen, okay doch einmal schon. Sie ist wie ein Engel. Ich begehre ihren Körper sogar richtig. Als ich ihre Brüste berührt
habe, war das wie ein Hochgefühl und als ich ihre Lippen unter meinen gespürt habe, war das wie ein Feuerwerk. Du glaubst gar nicht was für ein unglaubliches Gefühl war und ich sehne mich richtig nach dem Tag an dem ich sie richtig spüre, wenn du verstehst was ich meine. Aber genug davon, sie hat alles zerstört, als sie abgehauen ist und diesen verdammten Wasserfall hinunter gefallen ist. Ich hatte noch so viel vor gehabt und ich wollte all die Sachen noch einmal mit ihr machen, wenn sie wach ist und es mit bekommen kann. Immer wenn ich sie sehe steigt die Begierde in mir auf. Weißt du sie erinnert mich so sehr an Iren. Iren war meine erste große Liebe, sie war gerade mal 16, ich
war damals noch 18. Sie hatte wundervolle braune Haare und ihre Haut war so traumhaft. Sie war das schönste Mädchen der Welt wohnte in dem Haus neben uns. Manchmal konnte ich sehen, wie sie sich in ihrem Zimmer umzog. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schön sie nackt aussah. Ich habe immer geglaubt, dass kein Mädchen ihr je das Wasser reichen könnte, doch Luna, meine zuckersüße Luna ist mindestens genau so schön. Da ist diese Lust in mir und ich sehne mich danach, auch Luna nackt zu sehen.“ Frustriert schüttelte ich den Kopf und schaue auf das zitternde Mädchen hinab sie weint, alle anderen haben auch geweint, wieso weinen sie immer, es nützt doch nichts. „Du siehst
nicht einmal annähernd so schön aus, wie Iren oder Luna, es ist ein Schande.“ Ich sehe die Angst in ihren Augen und einen Augenblick aale ich mich in ihrer Angst, doch dann gehe ich zum Tisch und hole mir die Messer. „Iren oder Luna hätten sich nie die Haare so hässlich blond gefärbt.“ Das erste Messer durchbricht ihre Haut und dringt in ihren Unterleib ein. Sie schreit und ich genieße den Klang der Schmerzen die sie hat. Ihr Blut fließt aus der Wunde über das Messer auf meine Hand. Ich nehme das andere Messer und schneide ihr langsam den Hals auf. „Und eine weitere ist tot. Irgendwie habe ich es mir schwieriger vorgestellt.“ Ich lege den Kopf schief und schaue auf das tote Mädchen vor
mir. Keinerlei Lust regt sich in mir sie ist nicht Iren und sie ist erst Recht nicht Luna. Vielleicht wurde Iren ja in Luna wieder geboren. Nein, Luna ist genauso einzigartig, wie Iren. Wie sehr ich deinen Körper vermisse Iren.
Schreib mir was!
*** Als ich die Augen öffne, erwarte ich wieder Bäume zu sehen, doch zu meiner Überraschung sehe ich weder Bäume, noch Sträucher oder irgendetwas anderes, was einem Wald ähnelt. Es dauert eine weile, bis die Erinnerung zurückkehrt und ich erkenne, dass ich in Damons Zimmer bin, doch von ihm fehlt jede Spur. Ein Spiegel, ich brauche einen Spiegel. Woher der plötzliche drang kommt mein Äußeres zu überprüfen kommt, weiß ich nicht, doch ich ahne, dass es eine gute Idee ist. Ich stehe auf, meine Beine zittern und fühlen sich wie Wackelpudding an, gehe zur Tür
und öffne sie. Auf dem Weg zum Badezimmer muss ich immer wieder eine Pause machen und mich an der Wand abstützen. Als ich beim Badezimmer angekommen bin kommt plötzlich ein Mädchen um die Ecke. Es dauert eine Weile bis ich sie erkenne Clair, Liams Freundin. „Luna, oh mein Gott, du bist wach.“ Sie kommt auf mich zu und fällt mir um den Hals. Hätte sie mich nicht gehalten, wäre ich auf den Boden gekracht, nicht das mir das selten passiert. Sofort lässt sie von mir ab und stützt mich am Arm. Clair und ich kennen uns aus der Schule, wir kommen ganz gut miteinander klar, hatten bisher aber nie sonderlich viel zusammen zu tun. „Warte ich helfe dir, du
wolltest bestimmt ins Badezimmer oder?“ Sie sieht mich einmal von oben an und ich muss ein seufzen unterdrücken. „Ist es so schlimm?“ Sie lächelt mich entschuldigend an und mir wird klar, wie ich aussehen muss. Wir gehen zusammen ins Badezimmer und als mein Blick in den Spiegel fällt keuche ich schockiert. „Scheiße, man ich sehe absolut grauenhaft aus.“ In dem Moment höre ich die Stimmen von Liam und Damon, Panik steigt in mir auf. Gerade als sie beim Badezimmer sind wirft Clair ihnen die Tür vor der Nase zu und schließt ab. Schon klopft es an der Tür. „Clair, was ist los?“ „Das Badezimmer ist fürs Erste besetzt also verzieht euch Jungs.“ Clair grinst mich an und holt einen
Hocker aus der Ecke, auf den ich mich setzen kann. „Danke.“ Sie zwinkert mir zu. „Soll ich dir helfen das Desaster zu beheben?“ Noch vor ein paar Wochen wäre mir die Vorstellung schon fremd gewesen, doch gerade war ich Clair einfach nur dankbar, denn mich wieder einigermaßen hin zu bekommen bedarf einem Wunder. „Das wäre wirklich nett von dir, ich glaube ich möchte zu Erst duschen. Sie nickt und hilft mir die Klamotten auszuziehen, dann gehe ich unter die Dusche, ziehe den Duschvorhang vor und lasse das lauwarme Wasser über mich laufen. Mein Körper ist übersät mit blauen Flecken und Schnittwunden. Meine Haare sind verknotet und verfilzt. Ich höre wie Clair das Bad
verlässt und wenig später wiederkommt. Sie zieht den Vorhang ein Stück zur Seite und schiebt mir einen Plastikstuhl rein. „Zum Glück ist die Dusche so groß, so kannst du dich hinsetzen. Einmal als ich nach dem Sport total fertig war habe ich auch im sitzen geduscht. Am Anfang ist das Gefühl ein bisschen seltsam, aber man gewöhnt sich schnell daran und ich habe bestimmt eine Dreiviertel Stunde unter der Dusche gesessen. Liam dachte schon mir wäre etwas zugestoßen und war kurz davor die Tür einzutreten. Ich glaube in dem Punkt sind Liam und Damon sich ziemlich ähnlich, was sie lieben beschützen sie. Es war ein ganz schöner schock, als Damon plötzlich verschwunden war. Manche haben
gedacht er wäre womöglich auch entführt wurden, aber mir war klar, dass er deinetwegen abgehauen ist.“ Es dauert eine Weile bis mein Gehirn verarbeitet, was Clair mir gerade gesagt hat. „Damon ist einfach abgehauen? Nur wegen mir? Aber woher wusste er, wo ich bin?“ Plötzlich wird mir bewusst, dass Damon, Kikki, Mia und Robbie niemals zufällig dort im Wald gewesen sein konnten. Woher also wussten sie, wo ich bin? „Oh mein Gott, du weißt es gar nicht! An die gesamte Schule wurde ein Video geschickt, wo zu sehen ist, wie du weg rennst und in den Fluss fällst, der dich den Wasserfall runterspült. Aber, wie hast du es eigentlich geschafft den Sturz zu überleben?“ Super, die ganze Schule hat
also gesehen, dass ich zu blöd dafür bin nach vorne zu schauen. Ich hatte wirklich gedacht, dass es nicht noch schlimmer werden könnte. „Ich wurde in eine Höhle hinter dem Wasserfall geschleudert, von dort kam ich in irgendein Tunnelsystem. Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe dort wieder heraus zu kommen.“ Inzwischen shampooniere ich mir die Haare zum dritten mal ein und denke zurück an das Höhlenlabyrinth. „Naja, jetzt bist du wieder hier in Sicherheit, die Polizisten werden dich beschützen und Damon natürlich auch.“ Die nächste Viertelstunde verbringen wir schweigend und nach weiteren 10 Minuten reicht Clair mir das Handtuch und hilft mir aus der Dusche. Sie
reicht mir einen BH und ein Slip. „Die habe ich mir letztes Wochenende bestellt, sie sind aber zu klein, könnte dir passen.“ Die schwarzrote Spitzenunterwäsche passt perfekt und nach einem Blick in den Spiegel muss ich zugeben, dass ich in ihr echt heiß aussehe. „Die gefällt Damon garantiert auch.“ Wir schweigen ein paar Sekunden und brechen dann in Lachen aus, wobei meines eindeutig schwächer klingt. Sie reicht mir ein dunkelblaues Top und einen fast knielangen schwarzen Rock. Beides ist etwas zu lang, doch der Rock hat einen Gummisaum, weshalb es nicht auffällt. Ich setze mich auf den Hocker und Clair beginnt meine Haare zu kämmen. „Damon und du passen wirklich gut
zusammen und man merkt total, dass ihr euch liebt.“ Ich versuche mich nicht auf das ziehen an meinen Haaren zu konzentrieren und bin Clair unglaublich dankbar für die Ablenkung. „Ja, ich glaube ohne ihn hätte ich niemals die Kraft gehabt, dass alles durch zu stehen. Jedes mal wenn ich am Ende war habe ich an ihn gedacht und wie sehr ich zu ihm zurück möchte. Er war der Grund, weshalb ich es schaffen musste.“ Es dauerte eine Ewigkeit bis Clair alle verfilzten Stellen und alle Knoten aus meinen Haaren hatte aber irgendwann sah ich wieder meine kastanienbraunen Haare im Spiegel. Clair föhnte mir die Haare und schminkte mich leicht. Wir überdeckten mit Puder die
blauen Flecken an Armen und Beinen. „Woher zum Teufel hast du eigentlich die ganzen Schminksachen, Klamotten und so weiter.“ Sie begann zu lachen. „Ich habe einige meiner Sachen hier bei Liam deponiert, da ich öfters mal kurzfristig hierher komme und dann nicht immer die alten Sachen am nächsten Tag tragen möchte. Ich habe jetzt schon zwei Regalfächer in Liams Schrank und eine ganze Schublade seiner Kommode, darauf bin ich verdammt stolz.“ Nachdem ich nun schon ganze drei Stunden mit Clair hier im Bad war, ist endlich so weit. Ich stehe auf und betrachte mich im Spiegel. „Hast du mal überlegt Stilisten zu werden Clair? Denn du hast es echt drauf.“ Sie steht
neben mir und wir betrachten beide völlig verblüfft mein Spiegelbild. Ich sah noch immer fertig aus aber man könnte auch denken, dass ich nach einem harten Schultag nach Hause komme. Aber ich spüre noch ganz klar die Schwäche, meine Beine zittern leicht und plötzlich hört man das knurren meines Magens. „Da hat wohl jemand Hunger, ich glaube es gibt gerade Abendessen, schließlich ist es schon acht, lass uns hinunter gehen.“ „Wie lange habe ich den geschlafen.“ Clair lächelt mich an und legt einen Arm um mich. „Lange.“ Wir gingen zur Treppe und hinunter ins Wohnzimmer. Die Treppe war ziemlich anstrengend für mich gewesen und ich war Clair echt dankbar für ihre Hilfe. Als wir
in den Flur kommen höre ich das Klappern von Geschirr und leise Gespräche. Wir gehen um die Ecke und kommen in das Esszimmer, wo Liam, Damon und seine Eltern sitzen und essen. „Luna!“ Damon springt auf und zieht mich in seine Arme. Ich lasse mich erschöpft gegen seine Brust fallen. Liam steht ebenfalls auf und geht in die Küche rüber. Damon greift meine Hand und zieht mich zu dem Stuhl neben seinem. „Du solltest etwas essen.“ Liam kommt mit zwei Tellern und Besteck wieder und stellt sie mir und Clair hin. Jule, Damon und Liams Mutter sieht mich an und lächelt. „Du siehst gut aus Luna und wir sind unglaublich froh dich zu sehen.“ Mike, Liam und Damons Vater macht mir ein
Schnitzel und ein paar Pommes auf den Teller. „Du kannst so lange bei uns bleiben, wie du möchtest Luna. Wir haben bei der Polizei bereits angerufen und sie haben einen Streifenwagen vor dem Haus positioniert, morgen kommt ein Arzt vorbei um sich deine Verletzungen anzuschauen.“ „Danke.“ Ich nehme mir mein Besteck und beginne zu essen. Es ist erstaunlich, wie unfassbar köstlich Essen sein kann. Für einen Moment kann ich einfach mal alle Probleme und Sorgen vergessen und glücklich sein. *** Ich starre den Streifenwagen an und weiß, dass ich so schnell nicht wieder an sie
heran kommen werde. Sie wird zu gut vor mir beschützt. Einerseits macht mich das rasend vor Wut andererseits erhöht es den Reiz des Spieles. „Sieht so aus als würde wieder alles auf Anfang stehen, meine süße Luna, doch du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken, irgendwann werde ich dich bekommen.“
Kiimi Wirklich sehr spannend geschrieben. Man kann sich echt gut ihn die Personen hinein versetzen. Super Geschichte. ;) Habe es leider bis jetzt nur zur Hälfte geschafft zu lesen, aber freu mich schon, weiter zu lesen und bin gespannt wie es weiter geht. Wünsche dir noch einen schönen Abend Kimi |