Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie.
Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Schließlich, doch gezwungen, sich einem
der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen. Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird. Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster. Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
Es wurde schon dunkel, als die Brücke endlich in Sicht kam. Leif atmete erleichtert auf, obwohl er selbst von hier die Zerstörung sehen konnte. Von dem gewaltigen Steinbogen waren nur die verstümmelten Pfeiler übrig geblieben, die wie Finger aus dem Flussbett ragten. Aber er hatte es geschafft. Immerhin. Natürlich war von den anderen nichts mehr zu sehen. Ob sie sich nun entschieden hatten, nach Überlebenden zu suchen oder einen anderen Weg hinüber zu finden, Erik hatte sicher
nicht zugelassen, dass die Karawane lange anhielt. Leif beschleunigte seine Schritte etwas. Vielleicht würde er wenigstens herausfinden, in welche Richtung die Flüchtlinge gegangen waren. Als der Schmied jedoch zwischen den Bäumen, die den Weg einrahmen hervortrat, erstarrte er, wo er war. Etwas stimmte nicht. Es war nur ein Gefühl, ein simpler Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss. Aber irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Leif warf den Stock weg, den er als Wanderstab benutzt hatte und zog leise das Schwert. Sein linker Arm schmerzte nach wie vor. Einen direkten Kampf sollte er besser vermeiden, was auch
immer ihn alarmiert hatte. Langsam und einen Fuß vor den anderen setzend, trat er endgültig aus dem Schutz des Waldes und sah sich um. Einige Holzplanken und verschiedener Kleinkram lagen am Rand der Brücke verteilt. Müll und Dinge, die die Flüchtlinge verloren hatten. Aber da war noch etwas. Im Sonnenlicht glitzerte etwas metallisch auf dem Boden. Sich nach allen Seiten absichern, trat der Schmied auf den Gegenstand zu und hob ihn auf. Es war ein Dolch. Aber nicht irgendeiner. Leif erkannte die Waffe sofort wieder. Er hatte Lewyn genau dieses Messer anvertraut…. Er sagte sich selbst, dass er keine
voreiligen Schlüsse ziehen sollte. Der Zauberer könnte den Dolch ganz einfach verloren haben. Und wieso auch nicht, Lewyn schien nie ganz glücklich damit gewesen zu sein. Er ließ den Dolch in einem Stiefel verschwinden. Mit seinem Arm könnte er damit ohnehin besser umgehen, als mit dem Schwert. Doch nun begann der Schmied sich gründlicher umzusehen. Es gab sonst kaum etwas, was ihm einen Hinweis geben konnte. Als Leif schon aufgeben und aufs Geratewohl eine Richtung nehmen wollte, fiel ihm jedoch etwas am Rand des Waldes ins Auge…. Blut. Und nicht wenig.
Leif ließ das Schwert zurück, wo er stand und zog stattdessen den Dolch. Dann trat er geduckt zu der Blutpfütze herüber. Noch während er näher kam, sah er bereits, das eine dünne Blutspur davon wegführte… weiter in den Wald hinein. Bevor der Schmied dieser jedoch folgen konnte, bewegte sich bereits etwas zwischen den Schatten. Die Gestalt, die ins Licht taumelte, war weniger, als ein Schatten ihrer selbst. „Wer… wer da?“ Die Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber Leif erkannte sie trotzdem. Er ließ die Waffe fallen und rannte los um den Mann aufzufangen, als diesem plötzlich die Beine wegknickten.
„Ruben…“ der breite rote Fleck auf der Kleidung des Mannes sagte ihm alles, was er wissen musste. So sanft wie möglich, legte er den verwundeten Freund auf dem Erdboden ab. „Was ist hier passiert?“ „Leif…“ Ruben blinzelte ins Licht, so als hätte er Schwierigkeiten, zu erkennen, wer da neben ihm kniete. „Die Götter mögen Euch segnen mein Freund, aber wie….“ „Das ist jetzt egal.“, erwiderte der Schmied hastig. „Was ist mit Euch geschehen?“ Sein Blick jagte über das Areal vor der Brücke hin und her. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, dem Mann zu helfen aber… er
hatte nichts. Nichts um die Blutung zu stoppen, nichts um auch nur seine Schmerzen zu lindern. Rubens Blick war glasig und Leif merkte, wie viel Mühe ihm allein das weiteratmen machte. „Sie waren plötzlich da. Leif. Ein Prätorianer und… eine ganze Bande Wölfe. Sie müssen hier auf uns gewartet haben….“ „Was ?“ Leif sah zur Brücke zurück. „Dann war das alles kein Unfall… sondern eine Falle.“ Ruben nickte. „Sie haben die anderen mitgenommen. Den Fluss hinauf. Ich konnte sie nicht aufhalten.“ „Das kann auch niemand von Euch
erwarten. Es waren zu viele. Jetzt müssen wir erst mal sehen, dass ihr wieder auf die Beine kommt.“ „Da macht Euch mal keine Hoffnungen. Das wird nicht passieren.“ „Nun, Euch bleibt gar keine Wahl, mein Freund. Ich bin auch nicht auf der Höhe und ich habe nicht vor, mich alleine mit einer Bande Gejarn anzulegen.“ Ruben legte ihm nur eine Hand auf den Arm, als er ihm aufhelfen wollte. „Ich fürchte das werdet Ihr müssen. Lasst mich nur nicht langsam hier verbluten. Das ist alles worum ich bitte.“ „Ich weiß… ich hab es in dem
Moment gewusst, in dem ich Euch gefunden habe.“ Er senkte den Kopf. „Vergebt mir, dass ich Euch nicht helfen kann.“ Leif tastete nach dem Dolch, den er fallen gelassen hatte. „Ihr könnt den anderen helfen. Tut nur das für mich. Und wenn ihr den Prätorianer seht… tötet ihn für mich. Der Bastard war drauf und dran Lewyn umzubringen.“ Leif nickte und umklammerte den Dolch fester. „Und eines noch… der Prätorianer… er kannte Euch.“ Der Schmied zögerte einen Augenblick, den Dolch in der Hand, dann stieß er zu, ohne den Blick
abzuwenden. Die Klinge durchbohrte Rubens Herz . Der Mann war sofort tot. Leif wusste nicht, wie lange er danach einfach nur dasaß. Wie hatte alles derart schnell schief gehen können? Ruben tot… die anderen gefangen und wenn er irgendetwas zu verwetten hätte, er würde darauf setzten, das es um die Träne Falamirs ging. Leif spürte kalte Wut in sich auflodern. Und zum ersten Mal in langer Zeit, blockte er das Gefühl nicht aus, sondern ließ sich davon antreiben. Seine eigenen Verletzungen traten in den Hintergrund. Seine Müdigkeit legte sich etwas. Der Schmied schloss dem Toten die Augen und stand auf. Den Fluss hinauf
hatte Ruben gesagt. Nun, dann war das genau die Richtung, in die er selber gehen musste. Leif hob sein zurückgelassenes Schwert auf und sah den Klippenverlauf entlang. Die Soldaten, die sie überfallen hatten, würden kaum damit rechnen, dass sie jemand verfolgte. Und sie würden sicher, für die Nacht Rast machen. Zumindest konnte er darauf hoffen. Aber er war mehr als nur in der Unterzahl. Er war verletzt, schlecht bewaffnet und müde. Und zu allem Überfluss, musste er sie jetzt erst einmal finden. Trotzdem lief er los, als er sich endlich in Bewegung setzte. Zeit war schon wieder ein entscheidender Faktor. Wenn es um
die Träne ging, wären die kaiserlichen Soldaten und Söldner sicher darauf aus, diese so schnell wie möglich zur fliegenden Stadt zu bringen. Und wenn sie Pferde hatten, würde er sie morgen sicher nicht mehr einholen. Ihm blieb genau diese eine Chance. Und er wollte verflucht sein, wenn er aufgab, solange noch ein Funke Leben in ihm war. Nicht solange Celani, oder einer der anderen in den Händen des Kaisers war. Dafür war er zu weit gekommen. Er hatte keinen Kampf gewollt. Und sicher auch keiner der Flüchtlinge. Der Kaiser hatte diese Entscheidung für sie getroffen. Und wenn er sie jetzt auch
noch verfolgte… dann sollte er seinen Krieg eben bekommen. Aber von einer Seite mit der er nie gerechnet hatte. Die Nacht war endgültig über das Land gekommen, als Leif, im Schutz einiger Bäume, auf die Lichtung hinaus starrte. Das war ein richtiges kleines Heerlager. Ein Dutzend Zelte standen in einem Halbkreis angeordnet. Über einem davon, wehte das Drachenbanner Cantons. Einige Feuer erhellten die Nacht. Vor den meisten saßen Wachen. Leif zählte über ein Dutzend Gardisten in ihren blau-silbernen Panzerungen und eine unübersichtliche Zahl von Gejarn.
Die Wölfe, die Ruben erwähnt hatte. Er stand gegen den Wind, sodass die Wölfe ihn kaum wittern würden und die Schatten im Unterholz waren auch für diese Raubtiere undurchdringlich. Vom Lager aus, führte ein in Serpentinen angelegter Pfad, die Klippen hinab zum Ufer. Leif konnte sich in der Finsternis nicht zu Sicher sein, aber es schien so, als stünden dort weitere Silhouetten. Noch mehr Soldaten, dachte er. Selbst wenn er völlig gesund wäre, hätte er keine Chance. Und mit der verletzten Schulter, konnte er es erst recht nicht, mit ihnen aufnehmen. Zumindest nicht direkt. Aber es gab andere Möglichkeiten. Man hatte ihm
nicht nur beigebracht, einen Gegner offen zu bekämpfen. Und diesmal ging es nicht anders. Er hatte nicht die Alternative, hier ohne Blutvergießen wieder heraus zu kommen. Leif zog den Dolch und hielt die Klinge dicht an seinen Körper gepresst. Wenn ihn ein Lichtschimmer auf dem Stahl verriet, war alles vorbei. Dann verschwand er ohne einen Laut in der Nacht. Das erste Ziel des Schmieds war das Feuer, das am nächsten am Wald lag. Leif zählte zwei Gardisten, die sich daran gegenüber saßen. Das war gut. Das Licht des Feuers würde ihre Augen für die Nacht blind machen. Er konnte sich
problemlos nähern, ohne dass ihn jemand sah. Trotzdem würde er schnell sein, und beide auf einmal ausschalten, müssen./ Alle beide trugen Helme, die den Hals ungeschützt ließen. Darauf musste er setzen, entschied Leif. Die Rüstung wäre unter Umständen zu stabil für ein Messer und das Schwert hier am Feuer zu ziehen… er könnte auch gleich eine Leuchtfackel entzünden. Leise schlich er sich bis fast neben den ersten Wächter. Wie Leif gehofft hatte, waren die beiden Gardisten nicht wirklich alarmiert. Trotzdem war er offenbar nicht leise genug. Der Mann an den er sich heran geschlichen hatte, sprang auf. Der Schmied reagierte sofort
und warf den Dolch auf die Gestalt, bevor diese sich noch ganz zu ihm herum gedreht hatte. Die Klinge bohrte sich in den Hals des Gardisten und der Mann kippte um wie ein Stein. Sein überlebender Gefährte kam grade noch dazu, nach dem Schwert zu greifen, als Leif sich auf ihn stürzte. Jetzt zählte nur, den Mann zum Schweigen zu bringen, bevor er Alarm geben konnte. Aber er musste auch herausfinden, wo er die Flüchtlinge finden konnte. Leif war schneller wieder auf den Füßen als sein Gegner und zog das Schwert. Dann setzte er dem Mann die Klinge an die Kehle. „Wo sind die Gefangenen? Raus damit, ich habe wenig Geduld und es
gibt hier noch mehr von Euch, die ich fragen kann.“ Der Mann sah nicht mit Angst, sondern Trotz in den Augen zu ihm auf. Den Blick starr auf die Tätowierung auf Leifs Schläfe gerichtet. Er wusste, wen er vor sich hatte. „Ihr tötet mich sowieso.“ „Vielleicht sehe ich dann aber davon ab, dich langsam zu töten.“, flüsterte er. Langsam… wie sie Ruben einfach hatten ausbluten lassen. Der Gardist grinste nur. „Alarm, Eindringling…“ Weiter kam er nicht mehr, als Leif ihn mit einem einzigen Schnitt erledigte. „Verfluchter Idiot.“, murmelte der Schmied.
Hoffentlich hatte er nicht zu spät reagiert. Wenn den Warnruf des Mannes jemand mitbekommen hatte, wäre alles vorbei. Leif kauerte sich vor das Wachfeuer und lauschte, ob sich etwas bewegte. Dabei hielt er die Augen geschlossen um seine Nachtsicht nicht zu verlieren. Von Fernem konnte man ihn sicher für eine der Wachen halten, vor allem wenn man nur seine Silhouette sah. Der Schmied atmete erleichtert auf, als die Minuten verstrichen und alles still blieb. Er hatte offenbar Glück gehabt. Mehr Glück als Verstand offenbar. Ein Blick auf seine
blutdurchtränkten Hände bestätigte das. Aber einem längst tot geglaubten Teil von ihm gefiel das alles irgendwie. Die beiden Wächter hatten keine Chance gehabt, hatten nicht gewusst, was da aus dem Dunkel auf sie zu kam…. Zeit weiter zu gehen, erinnerte er sich. Er hatte vielleicht bis zum Morgengrauen Zeit, die anderen zu finden, zu befreien und auch noch hier heraus zu bringen. Er stand auf. Leif hatte sich erst halb erhoben, als sich ein Schwert an seinen Hals legte. Der Schmied erstarrte in der Bewegung. Seine eigene Waffe hatte er nach wie vor in der gesunden Hand, aber er wäre niemals schnell genug. Gegen den Schein
des Feuers jedoch zeichnete sich das Spiegelbild seines Gegners ab. Ein Blick in gelbe Augen, die aus einem schwarzen Pelz hervor schimmerten reichte ihm. Ein Wolf. Verflucht, hatte das Ding ihn etwa gewittert? Und die aller wichtigste Frage, worauf wartete der Kerl? Er hätte ihn schon ein Dutzend Mal töten können. „Wer seid Ihr?“ Die Frage wurde ohne das geringste Anzeichen eines Akzents gestellt. Selbst Celani merkte man an, das sie die Dialekte der Clans mehr gewohnt war, als die Amtssprache Cantons. Vielleicht war der Gejarn einer der wenigen, die unter Menschen aufgewachsen waren,
dachte er. „Ich bin Leif. Ehemaliger Kommandant der kaiserlichen Leibgarde. Der Drache des Kaisers.“ Vielleicht rettete es ihn fürs erste das Leben, sich zu erkennen zu geben. Der Kaiser würde mit dem ersten Verräter unter den Prätorianern, seit Jahrzehnten, sicher persönlich abrechnen wollen. Zu seiner Überraschung verschwand die Klinge von seinem Hals und der Wolf trat einen Schritt zurück. Leif wollte zuerst die Gelegenheit nutzen, den Mann zu erledigen, hielt dann aber inne. Entweder war der Gejarn dämlich wie ein Stück Brot oder…. „Und Ihr seid hier um die Gefangenen
zu befreien?“ Leif nickte.
„Und Ihr offenbar nicht hier um mich zu töten.“
„Nein.“ Der Wolf streckte ihm eine Pranke hin.
„Mein Name ist Ordt. Und ich glaube wir haben ähnliche Ziele.“
EagleWriter Und was für Optionen^^, da ich das nächste Kapitel schon kenne, hab ich da natürlich leîcht reden lg E:W |
abschuetze Nun ja. Ähnliche Ziele. Aber bestimmt auch nur ähnlich. Da wird wohl mehr Misstrauen als "Freundschaft" eine Rolle spielen. Kapitel war wie immer... Daumen hoch. |
EagleWriter Das geht definitiv in die richtige Richtung. Freunde werden die nicht. lg E:W |
abschuetze Boah, das ist gemein. Jetzt weiß ich ja schon alles^^ |
EagleWriter Daraus wird eher eine Zweckgemeinschaft. Ordt hat durchaus eigene Pläne, bist also nicht gespoilert worden^^ |