Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie. Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Schließlich, doch gezwungen, sich einem
der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen.
Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird.
Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster.
Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
Der Himmel war mit grauen Regenwolken verhangen. Die ersten Wassertropfen schlugen auf die Steinfließen zu seinen Füßen und machten den Untergrund rutschig und tückisch. Simon Belfare schüttelte nur den Kopf, als er auf die Mauer aus schwarzen Panzern starrte, die sich vor der Festung sammelte. Die Erdwacht über die Brücke anzugreifen, so dumm konnten sie doch nicht sein? Der Heerführer stand auf
einem der Außentürme des Bollwerks und sah über die Schlucht hinweg zu den aufmarschierenden Prätorianern und Gardisten. Kaiser Tiberius war offenbar wirklich darauf aus, sich die Festung zurück zu holen, dachte er. Nur hatte seine Streitmacht nicht den Luxus, die Erdwacht auf breiter Front angreifen zu können. Wenn sie es wagten, ihre noch geschützte Position, jenseits der Schlucht zu verlassen, würden sie sich dem Pfeilhagel der Verteidiger auf kleinem Raum zusammengedrängt stellen müssen. Ihnen blieb gar keine andere Wahl. Die Burg zu belagern und versuchen sie auszuhungern war sinnlos,
solange sie die Schlucht nicht umgehen konnten. Neben Simon und Ordt stand eine Reihe Gewehrschützen auf dem Turm, die ihre Waffen bereithielten. Der Geruch von brennenden Lunten lag in der Luft. Auch die Panzerung der kaiserlichen Garde hatte den schweren Bleiprojektilen nicht viel entgegenzusetzen. Er musste nur noch den Befehl geben. Sobald die Armee des Kaisers den Fehler machten anzugreifen…. „Sagt mir, was Ihr davon haltet.“ Ordt trat an die Zinnen des Turms und besah sich einen Moment die wartenden Soldaten. Nach wie vor
bildeten die schwarzgepanzerten Kämpfer, eine gerade, unbewegliche Linie, ein Stück außerhalb der Reichweiter der Bogenschützen. Scheinbar unbeeindruckt vom einsetzenden Nieselregen. Die Drachen-Banner über ihren Köpfen wehten im Wind. „Ich weiß es nicht Herr. Aber es gefällt mir nicht. Wir haben Berichte aus dem Norden bekommen, das der Kaiser wieder Boden gut macht.“ „Das kann uns egal sein.“, erwiderte Simon kühl. „Wir haben dafür bereits einen Keil direkt ins Herz seines Reichs getrieben. Was will ich noch mit dem Norden?
Lasst den Kaiser das Eis zurück haben, wenn er so daran hängt.“ Sein Ziel lag ganz wo anders. Im Süden. Er konnte die Träne spüren, wenn die Entfernung auch zu groß war um genau zu sagen wo. Aber offenbar flohen sie in diese Richtung. Wenn sie glaubten sich dort verstecken zu können…. „Das hier aber.“ , fuhr Ordt derweil fort, „ist entweder eine gewaltige Verschwendung von Menschenleben, oder…“ , bevor der Gejarn den Satz beenden konnte, kam Bewegung in die Mauer aus Prätorianern. Die komplette Armee fiel plötzlich auf die Knie. Simon fragte sich erst, ob die fanatischen Kämpfer des Kaisers endgültig
übergeschnappt waren… dann jedoch packte ihn das nackte Entsetzen. Simon Belfare erlebte einen der wenigen Augenblicke in seinem Leben, in dem ihn die Furcht packte. In dem Moment wo die Armee sich duckte, wurde endlich sichtbar, was sich in ihren Reihen verborgen hatte. Simon zählte über drei Dutzend stählerne Rohre, die im schwachen Dämmerlicht aufblitzten. Feuerschlangen. Kanonen. Ordt ließ sich instinktiv zu Boden fallen und riss Simon mit sich. „Alle in Deckung…“ der Rest seiner Worte ging in einem ohrenbetäubenden Getöse unter, als die Geschütze vor der
Festung alle gleichzeitig feuerten. Gesteinsbrocken wurden aufgewirbelt, als die Mauern unter dem Trommelfeuer der Geschütze knirschten. Scharfkantige Splitter und Staub jagten durch die Luft und fällten all jene, die sich nicht rechtzeitig in Deckung gebracht hatten. Die gesamte Erdwacht erzitterte unter dem Angriff. Wehrgänge stürzten in sich zusammen und rissen die darin stationierten Soldaten mit sich und die Kugeln, die kein Ziel in den Mauern oder Türmen fanden, schlugen gewaltige Löcher in die Decken der Wirtschaftsgebäude. Simon Belfare rappelte sich wieder auf und klopfte sich Staub und
Gesteinsreste aus der Kleidung. Während er Ordt wieder auf die Beine zog, versuchte er sich einen raschen Überblick zu verschaffen. Mindestens die Hälfte der Schützen, die mit ihnen auf dem Turm gewesen waren, waren tot. Die anderen kauerten sich unter dem, was von den Zinnen übrig geblieben war. Lücken, von der Größe ausgewachsener Männer, klafften im Stein. In den anderen Teilen der Festung sah es nicht besser aus. Zerschmetterte, halb in sich zusammengesackte Mauern. Türme, denen ganze Stockwerke einfach weggebrochen waren. Und Leichen, die von der schieren Wucht der Einschläge, von den Mauern geschleudert worden waren.
Auf der anderen Seite der Schlucht, setzten sich die Prätorianer in Bewegung. Nur einige, wenige Pfeile und Kugeln fanden noch ihren Weg in Richtung der gegnerischen Armee. Die meisten von Simons Überlebenden Kämpfern blieben in Deckung oder waren nach dem Angriff noch auf ihren Posten erstarrt. Simon selber konnte den Blick kaum von der Zerstörung reisen, die ihn plötzlich umgab. Wie hatte er so dumm sein können, seinen Gegner derart zu unterschätzen? Aber er kannte die Antwort, kannte sie nur zu gut. Er war fehlbar…. Das ganze hatte nur wenige
Herzschläge gedauert und doch… Simon schüttelte das lähmende Entsetzen ab, das sich seiner bemächtigen wollte. Nein. Das ließ er ihnen nicht/ durchgehen. Mit einer Bewegung riss er das Schwert von seinem Platz an seinem Gürtel und stürmte die brüchige Treppe des Turms hinab. „Mir nach. Zu mir.“ Simon hatte den Hof der Erdwacht schon fast erreicht, als sein Ruf die ersten aus ihrer Erstarrung riss. „Zu mir. Sammelt euch.“ Die Festung war in diesem Zustand kaum zu halten. Die schweren Tore, die auf die Brücke hinaus führten, hingen
nur noch halb in ihren Angeln und würden einem Sturmangriff wohl nicht lange standhalten. Aber die Brücke selbst, stellte nach wie vor ein Nadelöhr dar. Die ersten überlebenden Kämpfer kamen angerannt. Andere verließen ihre Posten auf den beschädigten Mauern oder kletterten über die Trümmerberge hinab, die einstmals solider Fels gewesen waren. „Zu den Toren, schlagt sie zurück, haltet sie davon ab die Brücke zu überqueren.“ Simon beschleunigte seine Schritte und erreichte die beschädigten Tore als erster. Auf einen Gedanken hin, sprangen die schweren Türflügel endgültig aus ihrer Verankerung und
segelten über die Brücke hinaus. Die von dem plötzlichen Gegenangriff offenbar überraschten Prätorianer hielten einen Moment inne…dann krachten die Tore in ihre Reihen und rissen mehrere Dutzend Kämpfer mit sich von der Brücke in den Abgrund. Der steinerne Bogen, der die Schlucht überspannte, war breit genug, das leicht zwanzig Mann nebeneinander gehen konnten, doch für die nun gegeneinanderprallenden Heerscharen bot er kaum genug Platz. Simon war wieder einmal in der ersten Reihe, als sie Fronten aufeinandertrafen. Er duckte sich unter einem Schlag weg und versetzte dem Prätorianer dem er sich
gegenübersah einen magischen Stoß. Der Mann flog rückwärts in die Reihen seiner Gefährten und riss drei davon mit sich zu Boden. Jetzt wurde der Regen zu ihrem besten Verbündeten, dachte Simon. Auf dem nassen Untergrund der Brücke fanden die Stahlstiefel der Kaisertruppen kaum Halt und wenn die schwer gepanzerten Prätorianer stürzten, kamen sie ohne Hilfe nur schwer wieder auf die Beine. „Treibt sie zurück zu ihren Stellungen.“, konnte er Ordt rufen hören, der Gejarn tauchte mit einer kleinen Truppe Arkebusiere auf dem auf, was noch von dem Wall übrig war. Auf
sein Zeichen hin eröffneten die Schützen das Feuer. Sauber gestanzte Löcher erschienen in den Panzern der Prätorianer. Je mehr von ihnen fielen, desto mehr verlor ihr Angriff an Wucht. Trotzdem schienen die kaiserlichen Truppen noch nicht bereit, sich zurückzuziehen. Noch bekamen sie Verstärkung, deren Strom die kleinere Schar der Verteidiger zwang, wieder etwas Boden abzutreten. Mit einem ungezielten Schlag um seine eigene Achse verschaffte sich Simon einen Herzschlag lang Luft. Die magisch verstärkte Klinge, fraß sich so sicher wie eine Kugel, durch die dunklen Panzerungen ihrer Gegner. Bevor die
Prätorianer die entstandene Lücke wieder schließen konnten, preschte er vor. Eine Flamme loderte in seiner freien Hand auf und der erste Gegner, der sich ihm in den Weg stellte, wurde von dem Zauber erfasst und zu Asche verbrannt. Eine Lanze aus Licht löste sich aus seiner Handfläche, die sich in gerader Linie einmal durch den kompletten Strom aus Soldaten fraß. Wo das Licht die Panzerungen berührte, schmolzen diese einfach. Zusammen mit Haut und Knochen der kaiserlichen Gardisten darin. Jetzt endlich brach der Angriff zusammen. Einige Kämpfer leisteten noch eine Weile Widerstand, dann zogen sich die Prätorianer langsam aber sicher
wieder über die Brücke zurück. Genau so geordnet, wie bei ihrem Angriff oder während sie die Kanonen vorbereitet hatten. So etwas wie einen fliehenden Prätorianer gab es nicht. Nur einige Gardisten stürmten, ihre Waffen fallen lassend, davon. Selbst wenn sie sich zurückzogen, blieb die eiserne Disziplin der kaiserlichen Elite gewährleistet. Auf eine Art war das ja fast bewundernswert, dachte Simon. Er bedeutete seinen Truppen, am Ende der Brücke die Verfolgung einzustellen und stattdessen die Kanonen zu sichern. Ein Blick zurück zur Erdwacht zeigte ihm, dass mindestens ein Dutzend Prätorianer und
unzählige normale Gardisten tot zurück geblieben waren. Als er seinen Blick wieder den sich zurückziehenden Prätorianern zuwandte, sah er etwas Bemerkenswertes. Einige der Gestalten hatten sich offenbar ihre toten oder verwundeten Kameraden über die Schulter geworfen. Sie nahmen ihre Verluste mit. Offenbar war seine Botschaft angekommen, dache Simon. Sie hatten grade Glück gehabt, dachte er, als er sich die zerstörte Festung besah. Er hatte Glück gehabt. Ordt kehrte mit den übrigen Soldaten zurück, die sich hinter ihm auf der Brücke sammelten. „Ein einziger Angriff hat
Jahrhunderte an Befestigungsarbeiten zu Staub verwandelt.“, stellte der Gejarn fest. Simon nickte stumm. Das waren seine Gedanken gewesen. Die Zeit von Mauern und Festungen war vielleicht endgültig vorbei. Und die Zeit des Feuers hatte begonnen. „Wer hätte gedacht, dass unser Feind noch so viel Raffinesse zu bieten hat…. “ „Wir haben zwar Berichte bekommen, das Kaiser Tiberius Leute entsendet hat… aber es hieß sie würden nach Süden ziehen. Söldner, offenbar, sogar einige Gejarn wie es scheint.“ „Süden…“ der Zauberer drehte sich zu dem Gejarn um „Seid ihr Euch da sicher?“
„Ja, Herr. Wieso… geht es um die Träne?“ „Das wird nur der Kaiser selbst wissen, aber wenn er von dem Stein weiß, darf er ihn nicht vor mir bekommen. Könnt Ihr sofort nach Süden aufbrechen?“ „Ich bezweifle, dass wir mit einer Armee rechtzeitig dort wären.“ „Genau deshalb frage ich auch nur Euch. Ihr seid alleine schneller.“ „Das stimmt.“, antwortete der Gejarn. „Ordt, sie rekrutieren Söldner.“, erklärte Simon. „Ich möchte daher, das ihr folgendes tut : Gebt Euch als einer davon aus und mischt Euch unter die
Truppen des Kaisers. Sollte es nicht wichtig sein, kehrt ihr zu mir zurück. Aber… wenn es um die Träne geht, tut alles um zu verhindern, dass sie dem Kaiser in die Hände fällt. Besser sie entkommt, als das. Wenn ihr dazu bereit seid, versteht sich.“ „Ich stehe nach wie vor hinter Euch, Herr. Nur was werdet Ihr hier tun?“ „Wir geben die Erdwacht auf.“ , entschied der Zauberer. „In diesem Zustand können wir sie kein zweites Mal Verteidigen.“ „Wir ziehen uns also nach Vara zurück?“ , wollte Ordt wissen. „Im Gegenteil.“, erwiderte Simon und richtete den Blick über die Brücke und
die Schlucht nach Süden. „Ganz im Gegenteil. Jetzt kann ich mich endlich wieder Wichtigerem zuwenden.“ ,, Die Männer werden euch folgen, Herr, so oder so.“ ,, Und genau das ist das Problem, Ordt. Blinder Glaube und gehorsam wird unser Untergang sein. Es ist die Waffe unseres Feindes. Und ich versuche die Menschen davon zu befreien.“ Wenige Wochen später musterte der Kommandant der Prätorianer ein Tal, durch das sich ein breiter Strom zog.
Der Fluss in der tiefe schäumte und brodelte, fast, als würde das Wasser darin kochen. Die steilabfallenden Felswände des Flussbetts waren in dichten Nebel gehüllt, der es unmöglich machte, näheres zu erkennen. Doch über den reißenden Strom zogen sich mehrere Brücken. Mächtige Steingebilde oder einfache Übergänge, die von den Bewohnern der Gegend aus Holzbalken zusammengezimmert worden waren. So war im Laufe der Zeit eine unübersichtliche Zahl an Übergängen über die Keel entstanden. Robert betrachtete sich einen der steinernen Bögen. Die Anzahl an Wegen
stellte ihn vor ein Problem. Wer immer in die freien Königreiche wollte, würde den Fluss überqueren müssen. Die Frage war nur… wo. Er hatte zu wenige Männer, jeden Übergang sicher zu überwachen. Es könnte reichen, die wichtigsten Routen zu blockieren, aber… er musste sicher gehen. Leif würde nicht entkommen. Robert legte die Hand auf den Griff seines Schwerts. Der Knauf war zu einem silbernen Drachenknopf gearbeitet worden. Und der Kaiser würde seinen verdammten Stein bekommen. Eine Bewegung hinter ihm, riss den Prätorianer aus seinen Gedanken. Er wirbelte herum, die Klinge schon halb gezogen, als er erkannte, wer sich ihm näherte.
„Können wir den alten Mann nicht einfach töten?“ Es war ein Gejarn. Einer der Wolfssöldner, die er angeworben hatte. „Seine Zunge ist leider noch nicht so sehr vom Alter betroffen.“ „Könnt ihr etwas Spott etwa nicht ertragen?“, fragte Robert. Kornelius war sicher unerträglich, aber… er würde schon mit dem Kerl abrechnen. Aber eines nach dem anderen. Erst Leif, dann die Gejarn. Dann den Alten an einen der Brückenpfeiler hängen. „Meine Leute werden langsam nervös.“ , erklärte der Wolf lediglich. „Wie lange sollen wir warten? Ihr könntet diese Katze, die Ihr sucht auch einfach jagen.
Robert schlug sich vor die Stirn. Hatte dieses Tier das geringste Verständnis von Strategie? „Glaubt mir es lohnt sich. Vor allen Dingen für Euch, weil ich weiß, was ihr für Eure Dienste bekommt. Aber wenn Euch so sehr nach Jagd ist, wartet bis wir sie haben. Was Ihr danach mit ihr tut geht mich nichts mehr an. Ich will nur das was sie bei sich hat.“ „Aber über dreißig Männer um jemanden einzufangen, der voraussichtlich nur von einer einzigen Person beschützt wird ?“ Robert hatte langsam genug von dem Kerl. „Es ist nicht an Euch mein Vorgehen
zu hinterfragen.“, erklärte er mit einem warnenden Unterton. „Es ist an Euch, meine Befehle auszuführen. Ich kenne den Mann, der bei ihr ist und ich werde ihn sicher nicht unterschätzen.“
Sobald er einen Weg gefunden hatte, sicherzustellen, dass er auch in die Falle lief. Leif würde für seinen Verrat zahlen. Und er würde durch seine Hand sterben.
EagleWriter Nur steht er hier keiner ausgebildeten Armee gegenüber sondern einer Gruppe ungeübter Flüchtlinge lg E:W |
abschuetze ups, schon zu Ende. War gerade so schön drin... Die letzten Kapitel haben sich so ein bisschen gezogen (bis auf das mit kornelius) aber das hier war wieder richtig spannend. |
EagleWriter Ein bisschen Atempause muss auch mal sein^^ Jetzt müsste nochmal ein ,, Zwischen"-Kapitel kommen oder vielleicht auch zwei, aber auch nicht mehr. lg E:W |