Es wäre ein normaler Tag an der Columbia-East-High-School, wenn da nicht dieser Junge gewesen wäre.
Dieser Junge, den niemand hier kannte, dieser Junge mit seinem Lächeln, ein Lächeln welches vom Tod kündete.
Dieser Junge ,in Lederjacke und Bikerboots, getragen mit lässigem Gang, als wäre der Schulflur ein Catwalk in Mailand.
Dieser Junge ,mit dem Gesicht hinter einer mexikanischen
Totenmaske ,umrahmt von blondem Haar.
Dieser Junge, mit einem Gewehr über der Schulter.
Er sah nicht älter aus als 17. Sein Blick war starr. Seine Ruhe unerschütterlich, auch die
Schreie änderten daran nichts.
Er Schritt über den Flur, als gehörte ihm die Welt, als sei er der, dem es obligt über Leben und Tod zu entscheiden - und er hatte recht - und das wusste auch jeder der ihn sah.
Als der Junge die Schule betrat ,hatte die Pause ,der Schüler der Columbia- East-High ,gerade begonnen. Schüler kamen aus den Klassenräumen, standen auf den Fluren, erzählten, lachten, bis sie ihn sahen.
Es war als hätte jemand den Ton abgestellt. Der Lärm verstummte. Alle Augen richteten sich auf ihn. Die Lehrer kamen aus ihren Räumen, neugierig auf Grund der plötzlichen Stille, verharrten in ihren Bewegungen.
Ein Mädchen schrie auf, der Bann war gebrochen.
Schreie wurden laut, sie alle wollten fliehen.
Das Grinsen des Jungen wurde breiter, sonst war er unbeirrt. Er wusste ,dass er der Auslöser des Chaoses war und er genoss es. Genoss die Aufmerksamkeit, genoss die Angst. Er hatte keine Angst - diese Zeiten waren vorbei.
Nach sechsundachtzig weiteren Schritten schien er sein Ziel erreicht zu haben, eine hölzerne Doppeltür, die Tür der Schulbibliothek. Mittlerweile war er allein auf dem Flur, alles war wieder Still.
Die Tür ließ sich leicht öffnen. Die Bibliothek erschien menschenleer als er
eintrat, doch er wusste es besser.
Seine Schritte hallten unnatürlich laut im Raum, als er um das dritte Regal hinten links trat.
Dort kauerte ein Mädchen, etwa in seinem Alter ,mit rotblonden Locken und grauen Augen. Sie keuchte auf, als sie ihn sah.
Er nahm grinsend sein Gewehr von der Schulter und beugte sich zu ihr hinab. "Glaubst du an Gott?" Sie wimmerte : "Nein bitte... Nein...".
Er schoss. Sie sackte in sich zusammen. Sein Grinsen erlosch. Sein Blick erstarrte. Das Gewehr fiel zu Boden. Sein Atem ging schwer. Er blickte suchend um sich, wie jemanden der eine Erklärung sucht.
Sirenen heulten auf. Stimmen wurden laut.
Die Tür wurde aufgerissen und Männer mit Helmen und Schutzkleidung, die Waffen im Anschlag stürmten die Bibliothek . "Nimm die Hände hoch!", schrie einer.
Doch der Junge war wie erstarrt und das Feuer wurde eröffnet.