Ausbrechen
Sie sass gekrümmt auf der Bettkante und blickte auf ihre nackten Füsse. Oder auf den hellen Parkettboden. Oder vielleicht auch auf gar nichts. Es war bereits ein Moment verstrichen, seit sie sich von der Matratze hochgezogen hatte. Ihr Körper fühlte sich wie gelähmt, es schien ihr unmöglich sich zu rühren. Die Räder in ihrem Kopf frassen ihre ganze Energie. Sie drehten auf Hochtouren, griffen ineinander, trieben sich gegenseitig an. Man konnte sie förmlich rattern hören. Grund dafür war die metallene Platte neben ihren Füssen. Die Waage. Ihr Stimmungsmacher. Die Waage log nicht, sie war Realität. Und sie würde den Rest des
Tages bestimmen. Heute ertrug sie die Wahrheit nicht. Hatte sie schliesslich gestern Abend noch eine Reihe Schokolade genascht. Das würden die Zahlen auf der Anzeige auch sofort bestätigen. Sie war sich sicher. Der Tag hätte seinen schlechten Lauf genommen bevor er überhaupt beginnen konnte.Das kannte sie schon.
Sie hatte sich entschieden. Der heutige Montag sollte eine Chance bekommen. Ihre innere Hektik legte sich. Die Räder verloren etwas an Tempo, das Rattern wurde leiser. Allmählich spürte sie die Schmerzen in ihrem Rücken, er sehnte danach sich aufzurichten. Langsam streckte sie sich. Sie spürte wie endlich etwas Kraft in ihren Körper floss. Sie stand
auf.