Das Kaiserreich von Canton, versinkt im Krieg, zwischen den rivalisierenden Armeen des Zauberfürsten Simon Belfare und den Streitkräften der Herrschenden Ordeal-Dynastie. Während beide Seiten das Land, ohne Rücksicht verbrennen, versuchen tausende von Flüchtlingen sich vor den, immer weiter um sich greifenden Kämpfen, nach Süden zu retten. Inmitten all dieser Unruhen, möchte der wandernde Schmied Leif, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.
Schließlich, doch gezwungen, sich einem der Flüchtlingstrecks anzuschließen, macht er sich auf den Weg, die Zerstörung, wie so viele, hinter sich zu lassen.
Unwissend, das der Schlüssel, zum Ausgang des Krieges, bald in seinen Händen liegen wird.
Und eine Welt, in der es keine richtige Seite mehr gibt, ist ein gefährliches Pflaster.
Bildquelle : Kurt Bouda / pixelio.de
Die dichten Wälder der Herzlande, umgaben sie auf allen Seiten, und wurden nur alle paar Meilen durch weite, offene Flächen mit gewaltigen Feldern und einigen verstreuten Siedlungen unterbrochen. Das Getreide stand, als endlose Reihen goldener Halme, auf den Ebenen und führte einem deutlich vor Augen, welche Bedeutung, den Tausenden von kleinen Dörfern und Höfen in der Gegend zukam. Auch wenn Canton ein größtenteils fruchtbares Land war und in allen Teilen des Kaiserreichs
Ackerbau betrieben wurde, die Herzlande stellten die Kornkammer des gesamten Imperiums dar. Der Großteil der Bevölkerung wurde aus der Ernte der Farmer hier ernährt Und natürlich auch die Armee, dachte Leif, während sie eine weitere Ebene mit Kornfeldern überquerten. Manche der Feldarbeiter, die schon eifrig damit beschäftigt waren, die Ernte einzubringen hoben kurz den Kopf um den zwei Reisenden nachzusehen, wandten sich aber dann wieder ihrer Arbeit zu. An anderen Stellen verfaulte das Getreide auf den Feldern. Ein besonders trostloser Anblick bot sich den zwei
Reisenden, nachdem sie gut eine Woche unterwegs waren. Immer Richtung Süden oder zumindest vermutete, er das, da Celani sie in diese Richtung führte. Er selbst hatte längst die Orientierung verloren. Es war Jahre her, dass er sich so weit von seiner Heimat entfernt hatte, und damals musste er sich um die Richtung keine Sorgen machen. Allerdings achtete der Schmied auch jetzt nicht wirklich darauf, wohin sie liefen. Kornelius. Er war kurz davor gewesen, doch noch zum Haus zurückzulaufen, als die Gardisten einen Körper vor die Tür geschleift hatten. Auch wenn er, aus
ihren Versteck in den Wäldern, um den Hof des Alten, nichts Genaueres hatte erkennen können…. Der Anblick vor ihm, riss ihn aus seinen Gedanken. Sie waren eine kleine, bewaldete Anhöhe hinaufgekommen, die einige der verfallenen Äcker umschloss, über sie sie von Zeit zu Zeit stolperten. Doch das was vor ihnen lag war nicht bloß ein verlassener Bauernhof. Es war eine Geisterstadt. Ein großes Dorf. Leif schätzte die Anzahl der Hütten auf etwas um die Zweihundert. Auch wenn er ganz sicher nicht lange genug hier bleiben wollte, um das herauszufinden. Celani schien es
ähnlich zu gehen. Die Gejarn sah sich hektisch nach allen Seiten um, als sie einem Pfad den Hügel hinab in die Siedlung folgten. Andererseits war diese ständige Wachsamkeit bei ihr schon mehr normal, als irgendetwas Ungewöhnliches, dachte Leif. Er war jetzt schon mehrmals mitten in der Nacht aufgewacht, nur um festzustellen, das Celani schon wach war. Oder eher, immer noch, wie er befürchtete. Der Ort war tatsächlich völlig verlassen, wie der Schmied rasch feststellte. Verfallene Ställe und geplünderte Holzverschläge wechselten sich mit leer stehenden Backsteinhäusern und zugewucherten Gärten ab. Hier war
seit mindestens einem Monat niemand mehr gewesen. „Wo sind alle?“, fragte Celani und brach damit die Stille, die über dem Ort gelegen hatte. Aus einem leeren Fenster flatterten ein paar Vögel auf und verschwanden am sonnigen Himmel. Irgendwie passte das Wetter nicht zu einem derart traurigen Anblick. Aber seit wann nahm der Himmel Rücksicht darauf, ob ihm etwas passte, dachte Leif. „Geflohen, schätze ich. Vermutlich hatten sie Angst davor, was eine ausgehungerte Armee, mit einem Ort wie diesen, anstellen würde.“ „Deine Leute sind doch auch geblieben.“
„Ja, aber wir sind auch nur eine kleine Siedlung. Wenn man nach Goldbrück nicht sucht, findet man es auch nicht. Genau wie Westfall. Zu unwichtig, als das wir in großer Gefahr wären. Auch wenn einige wohl trotzdem wegziehen werden, wenn Belfares Armee noch mehr Land gewinnt.“ Sie passierten einen hochaufragenden Steinbau, der sich fast genau in der Dorfmitte befand, und Leif blieb kurz stehen. Ein kleiner, schmiedeeiserner Zaun rahmte einen verwilderten Garten ein. Dahinter lag eine doppelflügelige Tür, die ins Innere des Gebäudes führte. Die schweren Türflügel waren nur angelehnt und gewährten einen Blick,
auf einen nackten Steinaltar. Und auch ansonsten war der Ort leer geräumt worden. Keine Teppiche, keine sakralen Gegenstände…. „Ist das ein Schrein für Eure Götter?“ „War es mal.“, erklärte Leif, während er durch das Tor des Zauns trat. In den zu gewucherten Beeten ragte ein kleiner Runenstein auf, jedes Zeichen einer Gottheit gewidmet. Das war wohl das einzige, das man nicht mitgenommen hatte. „Jetzt ist es nur noch eine Hülle.“ „Das verstehe ich nicht. Das Gebäude muss doch wichtig sein.“ Der Schmied trat durch die offen stehenden Türen in den Schrein und fand
genau, was er erwartet hatte. Blanken Stein und einige wenige verbliebene Sitzgelegenheiten. Das einzige Licht, in dem mehrere hundert Schritte langen Raum, kam von einigen großen Fenstern über dem verwaisten Altar. „Nein.“ Leif brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, wieso das seltsam auf Celani wirken musste. Seelenbäume konnte man sicher von allem Schmuck befreien und ignorieren, aber sie wurden dadurch nicht bedeutungslos. „Menschliche Heiligtürmer sind… anders, könnte man sagen. Es hat nur so lange Bedeutung, wie jemand darin war, der daran glaubt.“ „Und du glaubst nicht daran?“
„Nicht genug, als das ich darauf hoffen würde, dass ein Gott meine Probleme löst.“ Die Gejarn sah ihn mit einem seltsamen Grinsen an. „Eure Götter müssen wirklich seltsame Launen haben, wenn sie sich durch so etwas vertreiben lassen.“ „Manche würden das behaupten.“ Leif rückte den Rucksack auf seinen Schultern zurecht, bevor er sich abwandte und wieder aus dem toten Schrein trat. „Komm. Ich will ungern länger hier bleiben als nötig.“ Celani folgte ihm langsam. „Vielleicht finden wir hier ja etwas
Nützliches.“, merkte die Gejarn an, als sie eine Reihe weiterer Backsteinhäuser passierten. Kleine Villen , die sicher einigen der reicheren Bewohner dieses Ortes gehört hatten. „Ich bezweifle es.“, antwortete er. „Das hier war keine überstürzte Flucht, sonst hätte man sich nicht die Mühe gemacht, den Schrein zu räumen. Die Leute haben schlicht alles zusammengesucht, das sie mitnehmen wollten und sind dann geordnet abgezogen. Sie sind einfach gegangen.“ „Ihr bleibt gerne Euer Leben an einem Ort. Soviel weiß ich.“ „Und Gejarn ziehen ihr Leben lang durch die Gegend, ich weiß. Noch was,
das Dir seltsam vorkommen muss.“ „Eigentlich nicht. Wir schlagen unsere Dörfer immer dort auf, wo wir Platz finden, das stimmt. Aber ich weiß wie einem Zumute ist, wenn man einen Lagerplatz verlässt, der einem eigentlich ans Herz gewachsen ist. Man gewöhnt sich daran, aber wenn man die ersten Jahre irgendwo aufgewachsen ist und dann plötzlich alle die Zelte abbrechen… es ist ein seltsames Gefühl. Eine Erfahrung, die alle Gejarn als Kinder machen müssen.“ „Kornelius hat immer gesagt, Zuhause wäre man nur da, wo man auch mit einem guten Grund, nicht wieder weg geht.“ Leif sah zu den verlassenen
Häusern zurück. „Ich glaube, das war seine Art zu sagen: Menschen sind manchmal sehr dumm.“ „Es tut mir leid, was mit Deinem Freund passiert ist.“ „Ich weiß. Es war… es war nicht Deine Schuld, Niemand hatte Schuld daran.“ „Wirklich ? Du hast jetzt seit fünf Tagen kaum was gesagt.“ Celani war, mitten auf dem Weg, stehengeblieben und hatte sich zu ihm umgedreht. „Wundert dich das? Wohin genau gehen wir eigentlich?“ „Momentan…“ sie sah zur Sonne. „Immer nach Südosten. Wenn möglich
bis ans Meer.“ „Das wird keine einfache Reise.“ , stellte er fest, während sie ihren Weg fortsetzten. „Und ich bezweifle, dass wir das alleine und zu Fuß schaffen.“ „Nur noch einmal etwa die Strecke, die ich ohnehin schon hinter mir habe.“ „Wie lange genau bist du jetzt auf der Flucht?“ Celani antwortete nicht sofort, während sie langsam den Dorfausgang erreichten und die Geisterstadt hinter sich ließen. „Seit etwa einem Monat.“, meinte die Gejarn schließlich, als die letzten Gebäude hinter ihnen zurück blieben.
„Du hast in nur einem Monat halb Canton durchquert?“ Leif wusste aus Erfahrung und von den Berichten der wandernden Händler, sie sich nach Goldbrück verirrten, dass man, selbst unter günstigsten Bedingungen, leicht ein viertel Jahr von der West zur Ostküste brauchte. „Ich wollte nichts sagen, aber ihr Menschen seit erschreckend langsam, selbst wenn ihr rennt.“ „Für so weite Strecke gibt es nun mal Pferde.“, erklärte Leif unsicher. „Die einzigen Pferde, die es bei den Clans gibt, sind zum Essen da.“ „Ich fürchte, dann halte ich dich nur auf?“
„Nein…“ Celani korrigierte sich sofort: „Also ja, aber… es ist schön, nicht mehr ganz allein zu sein. Nachdem ich die letzten meiner Wächter verloren hatte, wurden die Dinge eine Weile recht hässlich.“ Leif wartete, ob sie das näher erläutern würde, aber offenbar wollte die Gejarn nicht darüber reden. „Woher kanntest Du Kornelius eigentlich?“, wollte sie stattdessen wissen, während er sie, trotz ihrer Worte zuvor, kurz überholte. „Du solltest eher fragen, seit wann ich ihn kannte. Den Alten gab es schon als ich ein Kind war, auch wenn er damals noch etwas Farbe in den Haaren
hatte, und nicht ganz so… verschroben war. Er war ein Freund meiner Familie. Meine Mutter ist kurz nach meiner Geburt gestorben und mein Vater nicht viel später. Ich bin daher praktisch bei dem Alten aufgewachsen und er hat mir wohl einiges beigebracht. Spurenlesen, beispielsweise auch wenn das mittlerweile etwas eingerostet ist. Aber auch praktischere Sachen. Wie man eine Schlinge für die Jagd legt, oder einfach, wie man mit einer Sense umgeht. Er hat wohl immer gehofft, dass ich mal seinen Hof übernehme.“ „Aber dann bist Du Schmied geworden.“ „So seltsam das klingt, aber ich habe
immer lieber mit Metall gearbeitet. Damals gab es aber in Westfall keinen Schmied, also bin ich nach Goldbrück. Ich habe mein Handwerk gelernt und wäre damit wohl glücklich geworden… nur dann habe ich Goldbrück einige Jahre vor dem Beginn von Simon Belfares Feldzug verlassen.“ „Du hast Dich also eine Zeit der Armee des Kaisers angeschlossen?“ „Ja…. Und nein.“ Leif holte tief Luft. Er hatte sich vorgenommen, ihr zumindest den Teil, der Wahrheit zu erzählen, der keine schmerzhaften Wunden aufriss. Oder wenigstens keine Geistigen. „Leif ?“ Celani blieb stehen, als der
Schmied ebenfalls anhielt. Hatte sie irgendetwas Falsches gesagt? „Ich hätte das eigentlich früher sagen sollen.“ Er drehte sich um und strich sich einige Haare aus der Stirn. Darunter schimmerte das tätowierte Symbol eines Drachen. Die in schwarzer Farbe gehaltene Kreatur hatte die Vorderläufe wie zum Schlag erhoben und schien fast lebendig. Prätorianer schoss es ihr augenblicklich durch den Kopf. Das Symbol der Elitegarde des Kaisers. Und Leif war… Geister, sie war mehr als nur betrogen worden. Der Gejarn blieb kaum Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Ihr blieb nur zuzuschlagen, solange sie die
Gelegenheit dazu hatte. Wenn sie Leif überrumpeln konnte, hatte sie eine Chance…. Ohne Vorwarnung holte Celani mit der Hand aus. Ein paar rasiermesserscharfer Krallen erschienen an ihren Fingerspitzen. Genug um ernsthafte Wunden zu reißen… zuschlagen, umdrehen und Weglaufen. Leif jedoch trat schneller, als sie das je bei einem Menschen gesehen hatte, beiseite und fing ihren Arm fast mühelos ab. Mit einer Bewegung, hatte er ihr den Arm auf den Rücken gedreht, dass jeder Versuch sich zu befreien nur damit enden konnte, dass sie sich die Knochen brach.
„Hör mir zu.“ Celani versuchte sich nach vorne zu werfen und Leif, den Schmied, den Prätorianer, so abzuschütteln, allerdings ohne Erfolg. „Hör mir nur zu….“ Endlich schien sich die Gejarn etwas zu entspannen. Verflucht, warum hatte er auch bis jetzt gewartet und warum hatte er nicht vorher damit gerechnet? Hätte er eine Sekunde später reagiert, läge er jetzt mit einer gewaltigen Fleischwunde auf der Straße im Staub. Wie bekam er sie nur dazu, ihm erst einmal zuzuhören? Leif verfluchte sich selbst. „Ich lasse Dich los, wenn Du mir versprichst, ruhig zu bleiben und mich
erst einmal ausreden lässt. Ja ? Ich bin kein Prätorianer.“ Einen Augenblick glaubte er, sie würde ihm überhaupt nicht mehr zuhören. Sie hatte den Kopf halb zu ihm herumgedreht und die nackte Angst in ihren Augen, hätte ihn beinahe schon dazu gebracht, einfach loszulassen. Aber er brauchte ihr Wort. Irgendetwas zumindest. Sonst war all das hier umsonst. Auch Kornelius Tod. Celani nickte schließlich nur schwach. Erleichtert ließ Leif ihren Arm los und trat rasch einen Schritt zurück. Die Gejarn jedoch, machte sich gar nicht erst die Mühe, sich zu ihm
umzudrehen… sondern rannte einfach los. Leif machte gar nicht erst den Versuch, sie einzuholen. Celani war in jedem Fall schneller zu Fuß als er, selbst wenn ihre Geschichte nur halb stimmte. „Verflucht. Na dann… auch gut!“ Der Schmied war sich nicht mal sicher, ob sie ihn noch hörte oder überhaupt darauf achtete. „Ich renne dir nicht hinterher, nur damit Du`s weißt….“ Allerdings kümmerte sie das entweder nicht, oder sie hörte ihm längst nicht mehr zu. ,, Blöde Katze.“ Wenigstens bedeutete das, ein Problem weniger um das er sich
kümmern musste….
Und was sollte er jetzt tun?
abschuetze Okay?! Damit war ja zu rechnen. Aber Celani kommt zurück. Bestimmt. Frauen sind ja nicht dumm und wissen, wann sie auf Hilfe angewiesen sind :) ...und wie geht's weiter? Ab jetzt muss ich ja immer auf die nächsten 20-30 Seiten warten :( LG Antje |
EagleWriter Celani ist Nicht dumm, aber mit gutem recht verdammt misstrauisch. Wenn ich jetzt verraten würde, wies weitergeht, wär ja der ganze Spaß weg. lg E:W |
EagleWriter Wer mich kennt^^. Irgendwo kritisier ich immer irgendwas. Dazu schreibe ich. Auch wenn das hier keine Hauptrolle spielt. lg E:W |