kapitel 1
Lucana
„Ruhe!“ Das laute Aufschreien einer Person holte mich zurück in die Gegenwart. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich schüttelte mich. An das schneidende Geräusch einer Peitsche würde ich mich nie gewöhnen. Ebenso wenig an den Schmerz, wenn der dünne Lederriemen sich durch deine Haut zog. Zum Glück galt der Schlag diesmal nicht mir sondern der Hexe rechts von mir. Sie hieß Skeila. Armes Ding, sie war grade mal 64 Jahre alt. Und zwanzig davon schon Sklavin. Das war zwar nichts im Vergleich zu meinen
dreihundert , aber es reichte um Wahnsinnig zu werden.Wut durchzuckte mich, als ich daran dachte das ich nur hier war, weil der Älteste so ein verdammter Feigling war.
Jemand stupste mich an.
„Mach weiter, Lucana!“ zischte Maja leise neben mir. Wir waren grade dabei den Boden zu schrubben, für den Ball nächste Woche. Ich runzelte genervt die Stirn und schob mir eine schwarze Locke hinter die Ohren, bevor ich wieder anfing über den Boden zu wischen. Maja hatten ihre brauen Haare hochgesteckt. Zumindest das was noch davon übrig war. Bis vor einer Woche hatte sie noch Wunderschöne braune
Wellen bis zur Taille gehabt, aber einer der Wächter war der Meinung gewesen sie hätte ihre Aufgabe nicht gut genug gemacht. Also hatte er ihr die Haare so kurz geschnitten, das sie nicht mal bis zur Schulter gingen. Schnell schob ich diesen Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf meine Aufgabe. Wir durften keine Magie benutzen, obwohl dann alles sehr viel schneller gehen würde. Aber die Armbänder die alle Hexen und Hexer trugen verhinderten jegliche Art von Zauberei. Luna hatte sie erschaffen, der persönliche Schoßhund des Königs. Ich verstand nicht wie man sich so gegen seine eigene Spezies wenden konnte.
Luna hatte von Anfang an auf der Seite der Vampire und Werwölfe gestanden. Verstohlen sah ich aus dem Fenster. Es war schon dunkel, der Vollmond schien in den Raum. Eins der Fenster war offen, wodurch es hier ziemlich kalt war. Aber das war nicht der Grund wieso ein Zittern durch meinen Körper ging. Ich war eine Mondhexe. Und da heute Vollmond war, wären meine Kräfte unter normalen Umständen am Stärksten und damit ich es nicht schaffte mich zu befreien, wurde ich jeden Vollmond in einem unterördichen Raum eingesperrt.
„Lucana, ich will ja nichts sagen, aber der Wächter mit der Peitsche schaut dich schon die ganze Zeit an.“ flüsterte
Maja ohne den Blick anzuheben. Ich drehte den Kopf und sah wie er auf mich zukam. Ich schloss die Augen und verkrampfte die Finger um den Lappen, den ich in der Hand hatte. Der Schmerz ergoss sich wie flüssiges Feuer über meinen Rücken und ich konnte ein leises Aufschreien nicht unterdrücken.
Ihr werdet das büßen. Ich weiß nicht wie oder wann, aber es wird so kommen, das schwöre ich euch.An diesen Gedanken hielt ich mich für den Rest des Abends fest.
kapitel 2
Kai
Genervt kaute ich auf der Rückseite meines Kullis herum. War ja mal wieder klar. Erst bestellte mich dieser alte Hund her und dann ließ er mich warten. Als ich dann endlich nach gefühlten Stunden des Wartens seine Aura spürte setzte ich mich ruckartig auf. Er war zwar nicht der König der Hexen, aber so etwas gab es seid fünfhundert Jahren nicht mehr. Seid diese Blutsauger die Macht an sich gerissen hatten. Zorn durchzuckte mich und der Kulli brach in der Mitte über. Der Älteste setzte sich vor mich und sah mich abwartend
an. Er war der älteste noch lebende Hexer. Er und ein paar andere Hexen hielten sich in den südlichen Wäldern der Elfen versteckt. Aber sie wurden immer weniger. Immer mehr von ihnen wurden gefunden, gefangen und versklavt.
„Kai, ich freue mich das du gekommen bist.“ Seiner Stimme hörte man sein Alter ganz genau an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich war vielleicht nicht so alt wie er und erst recht nicht so Mächtig, aber grade war Vollmond. Und dann waren die Kräfte einer Mondhexe am Stärksten. Nicht das es viele davon gab. Ehrlich gesagt wusste ich nur von mir. Und ich lebte alleine, keine Freunde
oder Verwandte die mir hätten helfen können, als ich angefangen hatte meine Kräfte zu trainieren.
„Du hast mich herbestellt. Also was willst du?“ fragte ich. Da ich seid fünfhundert Jahren immer alleine unterwegs war wusste ich wie man sich verhalten musste um nicht aufzufallen. Wenn ich nicht grade Luna begegnen würde, würden die Vampire nie merken das ich ein Hexer war. Und ein alter auch noch. Nicht das man mir das Ansah. Ich sah genau wie alle anderen Hexen kaum aus wie zwanzig. Ich war blass was mich noch weniger als Hexer auszeichnete und meine Haare waren hellbraun. Also unauffällig. Nicht so wie
meine Augen. Die waren so Silber wie es nur die Augen einer Mondhexe konnten, also musste ich sie durch einen Zauber verbergen.
„Hör zu, im Schloss der Vampire gibt es eine Hexe, die ich brauche. Sie ist mächtig. Aber ohne Hilfe kommt sie da nicht raus.“ Ich lachte Freudenlos auf. Ins Schloss der Vampire einzukommen war schon schwer genug, aber rauskommen? Nichts da.
„Ich werde bestimmt nicht ins Herz der Vampirkönigreiche einbrechen um irgendeine ach so wichtige Hexe zu retten. Wenn sie so mächtig ist kann sie sich alleine Helfen.“
Der Älteste schüttelte langsam den Kopf
und kniff die Augen zusammen. Ich sah wie sich die Energie um ihn herum zusammen zog. Er war wohl wütend über meine Abfuhr. Wenn es ihm so wichtig war konnte er doch selber gehen.
„Aber dir wird sie vertrauen. Sie hat vor dreihundert Jahren zu meinen Leuten gehört, wurde aber gefangen genommen, als ich geflohen bin. Mir vertraut sie nicht.“
„Und wieso sollte sie mir vertrauen?“fragte ich mit erhobenen Augenbrauen und einen frechen Grinsen auf den Lippen. Echt schön zu erfahren, das der ach so furchtlose Älteste eine andere Hexe auf dem Silbertablett
serviert hatte, um seinen eigenen Arsch zu retten.
„Weil sie eine Mondhexe ist wie du.“ Das Grinsen verging mir augenblicklich. Noch eine Mondhexe. Jemand der so war wie ich, der mich vielleicht sogar verstand. Ich musste schlucken und beugte mich nach vorne.
„Was soll ich tun?“