Romane & Erzählungen
Lebensretter - Teil 8

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"Ich drehte mich zu dem großen Blonden um, der die Augenbrauen zusammenzog und ziemlich böse guckte."
Veröffentlicht am 26. Juni 2014, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Ich drehte mich zu dem großen Blonden um, der die Augenbrauen zusammenzog und ziemlich böse guckte.

Lebensretter - Teil 8



Sie lebt - nicht ganz freiwillig - auf der Straße, hat ein immer weiter wachsendes Problem und nur noch ihren Stolz … Doch der wird auf eine harte Probe gestellt, als ihr der große Blonde, der sie nach einem Unfall aus dem Wasser zieht, immer wieder ungefragt seine Hilfe aufdrängt!

Teil 8

Ja, es tat mir leid, ihn so vor den Kopf zu stoßen, aber es war besser so! Zu viel Scheiße in meinem Leben, da war es schlauer, wenn er sich heraus hielt. Es zeigte sich, dass die Schwester durchaus Recht gehabt hatte oder war es die zusätzliche Aufregung gewesen, denn kurz darauf schlief ich fiebernd und erschöpft ein, wachte zwischendurch immer wieder angstbeladen auf. Das ging noch einige Tage so weiter, das Fieber hatte mich voll im Griff und ich hatte viele merkwürdige Träume. In denen tauchte auch Rollen D. Rubel immer wieder auf und ich war froh, dass er tatsächlich nicht mehr ins Krankenhaus kam, drohte sich doch das Ganze in teenagermäßige Schwärmerei

zu verwandeln! Doch ich verhärtete aufs Neue mein Herz und sperrte diese Gefühle in jene Ecke meines Herzens, in denen sich die Trauer über dieses Leben versteckte, die ich ebenfalls nie raus ließ. Meine Hoffnung, man würde mich bald gehen lassen, schwand dann erst recht dahin, als ich kurz danach im Bad zusammen klappte, da sah sogar ich ein, dass ich noch etwas bleiben musste. So wurden doch drei Wochen aus meinem Aufenthalt, aber ich schien hier sicher zu sein. Eines Morgens bekam ich überraschenden Besuch. Eine nicht mehr ganz junge Dame betrat mein Zimmer und stellte sich als Frau Müller vom Sozialdienst des Krankenhauses vor. „Fräulein Kosim, ihr Onkel hat uns gebeten, nach Ihnen zu sehen.” Ein heißer Schreck fuhr

mir durch die Glieder. Hatte er mich SO reingelegt? Fast konnte ich der Frau nicht folgen, als sie weiter erklärte „Keine Sorge, es weiß außer mir niemand, so was wird sehr diskret behandelt. Er teilte mir mit, dass Sie Interesse an einer Adoption haben.” Erst mal sprachlos starrte ich sie an und meine Gedanken - und Gefühle - überschlugen sich. Was sollte das denn? Warum mischte er sich da schon wieder ein, dachte er, auf diese Art und Weise würde ich sogar auf die Idee kommen, das Kind zu behalten?!? Etwas verunsichert sah Frau Müller mich nun an. „Oh, habe ich da was Falsches gesagt? Oder das missverstanden? Dann entschuldigen Sie bitte!” „Nein”, beeilte ich mich zu sagen, „es ist nur, ich, naja, ich hatte nicht damit gerechnet, so bald mit Ihnen zu

reden.” „Ich verstehe, Kindchen”, zwinkerte sie mir zu und tätschelte meine Hand. „Als ihr Onkel zu mir kam, hat er erst mal einiges über das Verfahren wissen wollen und da habe ich ihm auch gesagt, wie froh wir sind, wenn die Leute überhaupt auf uns zu kommen. Das Thema ist leider sehr schwierig und die meisten trauen sich nicht, es anzusprechen.” Um mich zu beruhigen, holte ich ein paar mal tief Luft. War das der Grund? Dass ich von alleine NIE auf die Idee gekommen wäre, diesen Weg einzuschlagen, war ihm wohl klar gewesen. Und er hatte sich auch der Diskretion der Dame vergewissert. Es war zwar mal wieder eine eigentlich unerträgliche Einmischung seinerseits in mein Leben, aber vielleicht hatte er ja Recht. Die Schmerzen, die ich vor ein paar Tagen gehabt

hatte, hatten mir einen Riesenschreck eingejagt und tief im Inneren war mir wahrscheinlich schon klar gewesen, dass ich so eine Geburt schlecht alleine durchstehen würde, nur hatte ich das nicht wahrhaben wollen. Ich seufzte. Dann vielleicht wirklich eine Entbindung hier im Krankenhaus, aber mit bereits geordneten Verhältnissen! Also nickte ich der Dame zu und bat sie, mir die Fakten zu erläutern. Zum Schluss ließ sie mir die entsprechenden Papiere da, die ich bei meiner Entlassung abgeben konnte. * Als ich dann raus durfte, fühlte ich tatsächlich die Erleichterung, schon alles in die Wege geleitet zu haben und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, mich bei meinem Wohltäter ein letztes Mal zu bedanken. Er hatte

mir diesen wichtigen Anstoß gegeben, obwohl ich ihn wiederholt so gemein behandelt hatte! Es war schon dunkel, als mich meine Beine fast schon automatisch zum ersten Mal direkt zu der Adresse trugen, die ich von seiner Visitenkarte her hatte. Es war eine der besseren Gegenden Hamburgs mit vielen Einfamilienhäusern und wahrscheinlich fiel ich in meiner leicht abgerissenen Erscheinung ganz schön aus dem Rahmen. Aber ich marschierte tapfer weiter, die Hand immer auf dem Brief, den ich ihm geben, nein, in seinen Briefkasten schmeißen wollte. Das Haus mit der gesuchten Nummer lag etwas zurück versetzt, interessanterweise nicht mal von einer dicken Mauer gesichert, wie ich es von einem Rockstar erwartet hätte, nur eine kleine Hecke umgab das Grundstück. Das

Törchen stand weit offen und ich machte zögernd ein paar Schritte hinein. Dann sah ich, dass von der Rückseite, wahrscheinlich vom Garten her, laute Musik erklang und bunte Lichter leuchteten. Zu meinem großen Schrecken ging nun auch vorne ein Licht an und ich huschte unter eine kleine Baumgruppe, wo es dunkler war. Jemand verließ das Haus, eine Torte mit vielen Kerzen tragend und schlich sich anscheinend auf diesen Weg in den Garten hinten. Kurz darauf erklang das obligatorische 'Happy Birthday to you'. Super, anscheinend hatte der Hausbesitzer Geburtstag, oder seine Freundin oder – sein Freund? Aber die Stimmen sangen dann „Lieber Rollen” (mit ein paar vereinzelten 'Je-hens'), also doch er persönlich. Ein Rufen erschreckte

mich. „Bällchen! Bällchen, zum Teufel, wo steckst du?!!” Was für eine schrille Stimme! Aus dem Gebüsch sauste plötzlich ein kleiner grauer Pudel auf mich zu und sprang schwupps in meinen Arm. Der Hund hechelte ziemlich und fiepte. „Hey, was ist denn mit dir los?”, fragte ich und drückte ihn instinktiv an mich. Ehrlich, Pudel an sich fand ich schon immer etwas komisch, aber der hier wirkte nicht so überkandidelt. Jetzt tauchte auch die Ruferin auf und steuerte aufgebracht auf uns zu. Es war eine aufdringlich geschminkte Rothaarige, die jetzt laut schimpfte. „Bällchen, du blödes Mistvieh, wo treibst du dich denn wieder rum!” Sie bemerkte mich und musterte mich in meinen abgetragenen Klamotten hämisch von oben bis unten, während ich den Hund vorsichtig wieder

auf den Boden setzte. „Dass du dich gerne mit Straßenstreunern rumtreibst, war mir ja schon immer klar”, fuhr sie mit einem bösen Funkeln in den Augen fort und machte einen weiteren Schritt auf uns zu. Zu meinem leichten Entsetzen drückte sich der Hund, besser gesagt eine Hündin, daraufhin zitternd an meine Beine, als wollte sie Schutz suchen. Anscheinend jagte die Frau ihr Angst ein, mich machte sie nur wütend. „Bleib da stehen und komm nicht näher, sonst lernst du mal, was so ein Streuner anstellen kann!”, blaffte ich sie an und sie blieb tatsächlich stehen. „Was soll das? Gib mir meinen Hund!” „Dein Hund? Kannst du mir dann mal erklären, warum er so so offensichtlich Angst vor dir hat?” Nun säuselte sie „Ach, weil die Kleine ganz

genau weiß, dass sie mir nicht abhauen darf. Nicht wahr, Bällchen, komm zu Gerlinde ...” „Und du weißt ganz genau, dass du sie nicht Bällchen nennen sollst. Ihr Name ist Tinkerbell!”, hörte ich da von hinten Rollens Stimme, die kleine Hündin hatte sich schon eher von mir gelöst und war auf ihr Herrchen zugesprungen. Die Rothaarige schoss ebenfalls auf ihn zu. „Ach du weißt doch, das ist einfach mein Kosename für sie. Komm jetzt, deine Gäste warten!” „Nein, geh du vor, ich lass Tinkerbell noch ein wenig laufen.” Abrupt drehte sie sich mit einem „Hrrmpf” um und stakste davon, ich meinte sogar, ein gemurmeltes „Immer dieser blöde Hund!” zu hören und gluckste leise. Die hatte ihr Fett weg gekriegt!

Dann drehte ich mich zu dem großen Blonden um, der nun die Augenbrauen streng zusammenzog und ziemlich böse guckte.

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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QueenMaud Nur zur Info, es gibt auch eine vorläufige Gesamtausabe, die um das jeweils neue Kapitel ergänzt und aktualisiert wird, wem es also zu mühsam ist, im Profil zu wühlen:
http://www.mystorys.de/b113998-Romane-und-Erzaehlungen-Lebensretter--Vorlaeufige-Gesamtausgabe.htm
:-)
LG
QueenMaud
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FeinGeist empfehlenswert ist es allemal ... ob einzeln oder als gesamt.
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