Beschreibung
Werden Sarah und Charlie erfolgreich die Fährte des ruchlosen Tagediebes aufnehmen können ? Wie wird es der frisch gebackenen Ministerin ergehen ? Und was ist in diesem verfluchten Kisten ? Lesen Sie selbst.... .
Ich empfehle, den Text in der Reihenfolge zu lesen. Viel Spaß !
Titelbild : Christos Vittoratos / Wikipedia
GNU-Lizenz für freie Dokumentation
Kaptiel drei : Mach mit bei TankFit
Der Tankstellenpächter war ein fetter Mann um die fünfzig mit einem ungepflegtem Bart und sehr unregelmäßigen Zähnen. Er trug Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe, fleckige, beigefarbene Jeans, blaues Baumwollhemd und dunkelbraune Weste. Auf dem Kopf hatte er ein Basecap mit dem TankFit-Logo. Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand waren stark nikotinfleckig, die Fingernägel zierte ein deutlicher Trauerrand. Zuerst zeigte er wenig Begeisterung über die Bewerbung der beiden jungen Frauen, bis sie ihm anboten, eine Woche lang kostenlos auf Probe zu arbeiten. Als der junge Mann eintraf, der in dieser Woche den Nachtdienst versah, hatte er die beiden Studentinnen in die Kassenbedienung eingewiesen und ihnen grobe Besen in die Hand gedrückt, mit denen sie das gesamte Tankstellengelände gründlich abfegten. Deutlich beeindruckt vom Arbeitseifer der Mädchen gab er ihnen TankFit-Pullover als Arbeitskleidung, nicht ohne zu erwähnen, daß diese vom ersten Lohn abgezogen würden. Schließlich erlaubte er den beiden, sich gleich in der Nachtschicht einarbeiten zu lassen.
Nach Mitternacht war der Betrieb sehr viel ruhiger geworden und Sarah hatte dem jungen Mann schön gründlich den Kopf verdreht während Charly herausfand, wo der Chef den Büroschlüssel versteckte. Kurz vor eins schlug Sarah vor, sie könnten ja die Flaschenregale aufräumen und putzen und bat den Jungen hierbei um Hilfe. Charly entschuldigte sich mit einer Durchfallattacke. Sie ließ die Bürotür einen kleinen Spalt offen stehen.
Zum Glück für Charly war die Videoanlage der Station noch nicht auf Digitaltechnik umgestellt, nach passworthacken war ihr heute nicht zumute. Neben dem Recorder lag eine Cassettenhülle, die mit einer krakeligen Elf beschriftet war. Auf einem Regalboard fand sie dreizehn andere Bänder. Sie nahm Band Nummer sieben,legte es in den Player und schaltete den Monitor an. Während sie die Aufzeichnung zurückspulte, lauschte sie kurz auf die Arbeitsgeräusche aus dem Verkaufsraum und das unentwegte Geplapper ihrer Freundin.
Das Videobild war vierfach geteilt. Die Teilbilder eins und zwei zeigten den Tankbereich, Nummer drei den Bereich vor der Kasse und die Vier den vorderen Teil des Verkaufsraums. Am unteren Bildrand war ein Zeitcode zu sehen. Charly konzentrierte sich zuerst auf die Vier und schaltete den Player auf Zeitrafferwiedergabe. Wie viele Leute abends noch einkaufen gingen ! Gurken, Bier, Milch, Schokolade, Kartoffelchips und Duftbäume fanden reißenden Absatz, nur das Regal mit dem Kfz-Zubehör wurde nicht genutzt. Der Zeitcode stand auf 21 Uhr 57, als sie Sarah vorne laut kreischen hörte.
Offenbar hatte der junge Mann einen Fluchversuch unternommen und musste nun mit der altbewährten Erfolgsmethode, "Igitt eine Spinne, mach sie tot" an seine Kavalierspflichten erinnert werden.
Charly grinste und schaute wieder auf den Monitor. Da ! Irgendjemand hatte gerade etwas aus dem Kfz-Regal genommen. Sie spulte ein wenig zurück und schaltete auf normale Wiedergabe. Die Zwei zeigte ihn zuerst, von hinten, wie er in den Verkaufsraum trat. Fünf Sekunden später hatte ihn die Vier vor dem Regal und wieder nur die Rückansicht. Trotzdem stoppte Charly den Player und drückte auf die Copytaste des angeschlossenen Druckers. Das Druckergeräusch kam ihr viel zu laut vor. Sie ließ die Aufzeichnung weiterlaufen. An der Kasse standen zwei andere Kunden, ein mittelalter Mann mit Anzug und Krawatte und eine stämmige Frau, die einen altmodischen Korb mit Bügelgriff bei sich hatte. Als der dritte Kunde dazu kam, bewegte sich die Frau und verdeckte sein Gesicht. Aus dem Verkaufsraum hörte Charly weiter Flaschenklirren und Gekicher. Endlich war die Frau mit ihren Einkäufen fertig. Sie trat zur Seite und da war er. Charly schaltete auf Zeitlupe um. Ruckweise trat der Mann an den Kassentresen und lege das Klebeband auf den Zahlteller. Dann kam sein Kopf hoch, ganz langsam, Stück für Stück. Stop ! Copytaste.
Zufrieden lehnte Charly sich zurück, während der Drucker das Bild auswarf. Vorne war es sehr still geworden, viel zu still. Jetzt aber hurtig. Sie schaltete Monitor und Drucker aus, spulte das Band wieder ans Ende, steckte die Bilder unter ihren Pullover in den Hosenbund. Schnell stellte sie die Cassette an seinen Platz zurück, schaute sich noch einmal kurz um, schloss die Bürotür ab und konnte gerade noch in der Toilette verschwinden, bevor jemand im Gang erschien. Sie betätigte die Spülung und öffnete die Klotür. Vor ihr stand der Chef.
"Ich bezahle Sie aber nicht fürs rumsitzen ", fuhr er sie an, "Ihre Freundin ist da viel fleißiger, so geht das nicht!"
"Sie", gab Charly patzig zur Antwort, "bezahlen mich noch gar nicht, haben Sie das schon vergessen ?"
Offensichtlich war er keinen Widerspruch gewöhnt. Er brüllte los." Zieh bloß Leine, sowas wie Dich brauchen wir nicht. Und der Pullover bleibt hier !"
"Sehr gerne. Soll ich gleich hier strippen und darf ich mich hinten umziehen ?"
Der Chef brummte unwillig und machte eine wegwischende Handbewegung, Charly huschte in den Personalraum, zog den Pullover aus, schob die Bilder in ihre Jackentasche und bürstete kurz ihre Haare durch. Sarah kam in den Raum. "Alles klar ?"
"Ja, aber ich hab noch den Büroschlüssel."
Sarah nahm Charlies Pullover und ging zum Chef nach vorne zurück, der seine Wut an dem Nachtdienstler ausließ.
Einen Moment später folgte Charly mit Sarahs Jacke über dem Arm. Sarah stand mit dem Chef und dem armen Jungen am Kaffeetresen, als sie durch den Durchgang hinter der Kasse trat. Sie schob den Büroschlüssel an seinen Platz zurück und gesellte sich zu den drei anderen.
"Können Sie nicht nochmal ein Auge zudrücken ? ", flötete Sarah dem Chef zu, der noch ziemlich sauer war. "Es tut ihr doch bestimmt leid und sie wird es ganz sicher nicht wieder machen."
"Wie meinst Du das denn ", zischte Charly ihre Freundin an, "glaubst Du ich mache mir in Zukunft in die Hose, nur damit dieser Affe zufrieden ist ?"
Einen Moment lang war es recht still am Kaffeetisch. Bevor der Chef wieder explodieren konnte, zog Sarah mit einer ruckartigen Bewegung den Pullover aus, wobei sie wie zufällig ihr Shirt bis über die Brust mit hochzog.
Der Junge hustete verlegen und der Chef war immer noch sprachlos.
"Du hast recht", sagte Sarah, "lass uns gehen."