Gedichte
Noch'n Tag

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"Noch'n Tag"
Veröffentlicht am 22. Juni 2014, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Nach längerer Zeit bin ich wieder hier. Das Leben ist ein Arschloch? Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen. Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.
Noch'n Tag

Noch'n Tag

Noch'n Tag Der einzige Irrsinn meines Lebens besteht aus Warten. Warten auf die Post. Warten auf die Liebe, auf den Geburtstag von Tante Hilde, auf den Urlaub, auf die Handwerker. Warten auf Erkenntnis, auf Vergebung. Warten auf Ideale und

Resignation. Ich warte wie eine Idiot auf die ganzen Dinge, die mich nie befriedigen. Ich warte auf eine Antwort. Auf eine Idee, schönes Wetter, die Nachrichten. Auf die ersten Fragen, den Frühling, den Sommer, den Herbst, den

Winter. Ich warte auf meinen Tod und auf die Neugeborenen. Ich warte auf das Warten, auf den Lottogewinn, auf Sonne, auf Kaffee, auf Mittagessen, auf Regen, auf den neuen Tarantino. Zwischen dem Warten warte ich auf eine Inspiration zum Schreiben, einen Einfall, eine

Eingebung, eine Erleuchtung. Ich warte auf den Abend. Auf deinen Körper. Auf die Wildgänse im Frühjahr und die Wolken. Ich warte auf den Paketdienst, auf den Feind, auf mein Buch und die Müllabfuhr. Der ganze Wahnsinn manifestiert sich im Warten. Auf

Oma, auf Opa und Kurt. Ich warte auf die Nachbarn, auf die Gäste, auf die neue Druckpatrone, Ich warte auf Entschuldigungen und Antworten. Auf Kuchen und Sahne. Ich warte und warte. Ich warte auf Christine. Ich warte auf den Zug, auf den Bus, auf die Strassenbahn und auf den Flieger. Ich warte bei Aldi, bei Plus, bei

Karstadt. Ich warte beim Amt, bei der Bahn, beim Arzt und im Möbelhaus. Alle warten mit. Ich warte mit dir und mit Laura. Ich warte auf den Kollegen und die Hotelgäste. Ich warte mit Kunden und Demonstranten. Ich warte mit Pastoren und Göttern. Mit Heilern und

Mördern. Ich warte mit Eremiten und Predigern. Mit Kurzarbeitern und Vollbeschäftigten. Mit Arbeitslosen und Köchen. Wir warten und warten. Warten als Lebensideologie, als Ersatz für Liebe, als Placebo. Warten als Imitation des Lebens, als Fake des Bewusstseins. Warten als Domina meiner Wünsche.

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Hörbuch

Über den Autor

Lyders
Nach längerer Zeit bin ich wieder hier.
Das Leben ist ein Arschloch?
Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für
Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen.
Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah
den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.

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"Noch"
Das Leben als schier endlose Warteschlange...
stark geschrieben...
Beste Grüße Louis :-)
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