„fesselnde Rollenspiele“
Vorwort zum Zweiten Teil:
Zunächst vielen Dank für die schmeichelhaften Kommentare
und das rege Interesse an meiner Geschichte.
Ich möchte diesen folgenden zweiten Teil in ungekürzter Form fortsetzen um den berechtigten Fragen über den logischen Zusammenhang dieser Geschichte Rechnung zu tragen.
Ich hatte den ersten Teil mehr als Leseprobe verstanden, sehe aber ein, dass nur die vollständige Geschichte alle
Fragen beantworten kann. Und damit die Stimmung der Handlung und warum jeder das tut, was sie oder er tut auch nachvollziehbar wird.
Ich hoffe, Sie und Ihr liebe Leser habt weiterhin Freude an meinen fesselnden Rollenspielen.
Ihr und Euer
Rollenspieler Bernd
„fesselnde Rollenspiele“ Teil 2
Und er denkt darüber nach, wie besorgt
seine Frau immer ist, wenn er irgendwelche Gesundheitsbeeinträchtigungen hat. Ob es der Magen ist, der mal wieder zu sauer reagiert oder irgendein Drehschwindel, der sich jeweils für einige Tage einstellt. Aber das häufigste Thema, über das Ilona ihre Besorgnis schildert, ist sein zu hoher Blutdruck und ihre Angst vor einem Herzinfarkt, der jederzeit unangekündigt auftreten könnte.
Erst kürzlich hatte sie ihm aus einer medizinischen Fachzeitschrift vorgelesen, dass Betablocker von den Ärzten verschrieben werden, die das
Herz entlasten sollen, den Blutdruck senken und die Gefäße schützen sollen. Auch sogenannte ACE-Hemmer zur Senkung des Blutdruckes und gegen Herzschwäche werden verordnet. Und ganz begeistert ist Ilona immer, wenn sie etwas ganz Neues auskundschaftet. Sie las ihm gerade in der vergangenen Woche einen Artikel vor, den sie sich extra ausgeschnitten hatte, um ihn ja nicht zu vergessen und Holger unbedingt vorlesen wollte. Da stand: Es gibt verschiedene Tests, wie man sein individuelles Herzrisiko berechnen kann. Einer davon ist der sogenannte Procam-Store. Der ermittelt für dich, wie hoch dein individuelles Risiko ist, in
den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt erleiden zu müssen.
Und Holger sieht sie förmlich vor sich, wie sie ihn ermahnend über ihren Brillenrand hinweg ansieht.
Er hatte die Alarmsignale immer gekonnt überhört und die Aufforderungen seiner Frau sich mal wieder durchchecken zu lassen, aufgeschoben. Aber wenn er sich jetzt in dieser Sekunde seines klopfenden Herzens mal über seine bisherigen Alarmsignale Gedanken machen muss, fallen ihm spontan ein nächtliches Erwachen mit Schmerzen im Brustkorb, Schwächegefühle während seiner Außendiensttätigkeit und Müdigkeit ein.
Auch ein Enge Gefühl im Brustkorb hat er schon verschiedentlich gespürt.
Und nun fasst er den festen Entschluss, sich in der nächsten Woche einen Termin zu holen und mal wieder ein EKG machen zu lassen, was schon längst überfällig ist. Erst recht jetzt,
in seinem Alter.
Yvonne liegt noch regungslos neben ihm und auch sie ist etwas aus der Puste und sieht aus, als habe sie gerade eine Vergewaltigung erlebt. Slip irgendwo im Zimmer, ein Schuh auf dem Bett, Rock in Bauchnabelhöhe, Bluse weit offen und der BH hängt unterm Busen. Holger ist dieser Anblick peinlich und plötzlich,
als wäre sie mit dem Defibrillator geweckt worden, springt sie auf, ordnet oberflächlich ihre Kleidung und sagt zu Holger in ungewohnt ernstem Ton. „Ich glaube, du gehst jetzt besser!“
Holger ist verwirrt, aber der Ton macht ja bekanntlich die Musik und diese Situation bedurfte keinerlei weiterer Debatten oder Erklärungen.
Er zieht sich schnell an, schaut noch einmal zu ihr herüber und sieht wie sie sich ganz entkleidet hat um in ihren Morgenmantel zu huschen. Nun sieht er sie zum ersten Mal nackt und ist voller Bewunderung für ihren wunderschönen Körper, ihre zierliche Gestalt und doch
idealen weiblichen Formen. Sie lächelt ihm noch einmal kurz zu, als wolle sie sagen, sei nicht böse, aber ich will jetzt allein sein, und er lächelt mit verständnisvoller Mine zurück und geht.
Er liegt noch eine Weile wach und versucht sich nicht schuldig zu fühlen. Er weiß, das war die großartigste Sache, die er je erlebt hat.
Kapitel 5
Mittwoch 16. Oktober 3. Schulungstag
Der Morgen danach
Holger hatte sich zwar vorgenommen seinen Reisewecker zu stellen, um nicht den Tagungsbeginn zu verschlafen, aber heute ist er aus irgendeinem Grund selbst erwacht, ist zwar noch schläfrig, doch „watt mutt, dat mutt“ sagt er sich, und so reckt er sich ausgiebig, klopft sich gleichzeitig auf beide Oberschenkel und erhebt sich schwungvoll von seiner Bettkante.
Im Frühstücksraum angekommen, kreist sein Blick erst wieder einmal und er stellt fest,
Yvonne ist noch nicht da! Er entdeckt Jutta an einem der Tische, nebst gestrigem Gefolge, aber irgendwie ist er
nicht in der Stimmung sich dazu zu setzen. So ist das eben manchmal, und es gibt dafür keine nachvollziehbare Erklärung. Er erinnert sich daran, als er noch im Block wohnte, traf er auch häufig Nachbarn im Treppenhaus, und waren sie auch noch so freundlich und gesprächsbereit, so hatte er sich doch so manches Mal in seinem Türrahmen versteckt und gewartet, bis sie im Keller verschwunden waren, weil er keine Lust auf ein Gespräch hatte. Und so geht es ihm jetzt auch gerade.
Glücklicherweise entdeckt er einen kleinen Zweiertisch an der Wand in der Ecke, der nicht gerade einladend wirkt, aber genau an dem will er Platz nehmen,
weil er sich sicher fühlt,
dass da keiner kommt und fragt, ob hier noch frei ist.
Hunger ist nicht spürbar, und so beschränkt er sein Frühstück auf ein kleines Croissant und eine Tasse Kaffee. Und ganz eigenartig, ohne groß aufzuschauen, bekommt er mit, dass Yvonne den Saal betritt und er gleich verfolgt, wohin sie geht, und ob sie sich wie selbstverständlich zu ihm setzen wird.
Aber denkste, sie geht vorbei, als habe sie ihn nicht gesehen, und da er ja weiß, dass Frauen diesen besagten Chamäleon-Rundumblick haben, kann ihr seine
Gegenwart nicht entgangen sein.
'Warum ignoriert sie mich jetzt? Gut, dass sie mir nach der gestrigen Nacht jetzt nicht um den Hals fallen würde, war klar, aber ein Lächeln hätte mich schon gefreut. Aber in die Frauen schaut man einfach nicht hinein. Vielleicht schämt sie sich ja auch, und dann ist es an mir, sie in die Arme zu nehmen und ihr zu sagen, das alles in Ordnung ist, es gibt nichts, aber auch gar nichts zu bereuen. Ja, so werde ich es machen. Das kann nicht falsch sein.'
Als er in den Schulungsraum kommt sitzt sie schon auf ihrem Platz von gestern, und in diesem Moment freut er
sich über diese typisch deutsche Gewohnheit, dass man sich wieder an seinem alten Platz einfindet. Und so hat es etwas Selbstverständliches, dass er dorthin ebenfalls zurückfindet.
Unter normalen Umständen hätte er sich wegen ihres Verhaltens ihm gegenüber da jetzt nicht hingesetzt, weil er unter Umständen damit rechnen muss, dass sie sich in der vergangenen Nacht überrumpelt gefühlt haben könnte.
Holger setzt sich trotzdem wortlos neben sie, und da sie nicht zu ihm herschaut, aber auch nichts sagt, überlegt er kurz, was er machen könnte, denn so kann er die Situation nicht
ertragen. Er nimmt sich seinen Schreibblock und schreibt wortlos darauf los.
Liebste Yvonne, ich bin sehr glücklich, dass Du nicht abgereist bist, ich verstehe deine Gefühle, und wir haben keinen Grund irgendetwas zu bereuen, schließlich leben wir. Ich finde dich zauberhaft, danke für die ..... und er malt ihr ein Herz und einen neutral blickenden Smiley darunter.
Langsam schiebt er ihr das Blatt hinüber. Sie schaut darauf und wendet ihren Blick nicht ab.
Nach einer für ihn unendlichen Zeit neigt
sie ihren Kopf ein ganz wenig in seine Richtung und legt ihre Hand wortlos auf seine.
Aber ein paar Sekunden später zieht sie sie auch erschrocken zurück, wohl, weil sie sich darauf besinnt, dass sie ja im Seminarraum sitzen und von vielen Augen gesehen und beobachtet werden können. Gut, das versteht er auch sofort, und dann traut sie sich doch ihren Kopf zu heben und schaut ihm in die Augen, und er sieht, dass ihre Augen ganz glasig aussehen.
Nun sitzen sie bereits eine Stunde wortlos nebeneinander und sind in ihre Gedanken vertieft, ohne am
Unterrichtsgeschehen teilzunehmen. Einige der Teilnehmer schauen hin und wieder zu ihnen herüber und können sich ihr Verhalten nur so erklären, dass da wohl etwas Unangenehmes vorgefallen sein muss.
Jedoch das Gegenteil ist der Fall, sogar so sehr, dass Holger seine eigenen Gefühle nicht wiedererkennt. Er fühlt sich so sehr zu Yvonne hingezogen, und je mehr er an die vergangene Nacht denkt, umso lieber würde er mit ihr sofort im Hotelzimmer verschwinden und sie in seine Arme nehmen. Selbst bei diesen Wunschgedanken wird ihm schon ganz warm und er bemüht sich, diese Gedanken schnell zu verwerfen,
weil er Angst hat, dass man ihm das ansehen könnte.
Aber, mit den Gefühlen ist das so eine Sache. Er schaut unbeteiligt geradeaus und wagt es, langsam seine Hand unterm Tisch auf ihren Oberschenkel zu legen.
'Hohes Risiko, ich würde verstehen, wenn sie jetzt aufsteht und geht', denkt er sich, aber gleichsam fragt er sich auch, ob er jetzt nicht wie ein Sexmonster auf sie wirken würde, ist aber trotzdem voller Spannung, wie das jetzt weitergehen wird.
Sie hingegen schaut genauso unbeteiligt geradeaus und legt ihre Hand mit festen Griff auf seine, sodass er
unmissverständlich daraus entnehmen kann, halt, hier geht es jetzt nicht weiter.
Es ist zehnuhrdreißig, und eine Teilnehmerin erinnert den Coach daran, dass jetzt Kaffeepause wäre. Alle erheben sich kurz darauf und trotten in Richtung Vorraum.
Holger hat eigentlich keine Lust mehr, nach der Kaffeepause wieder in den Vortragsraum zurückzukehren, ja, und überhaupt würde er am liebsten das Seminar abbrechen, aber das hätte den Preis, Yvonne jetzt tschüss sagen zu müssen. 'Was mach ich denn jetzt', fragt er sich, und seine Gefühle geben ihm spontan die Antwort. Er geht an Yvonne
fast vorbei, aber im Gehen beugt er sich zu ihr herüber und flüstert. „Komm bitte mal in 30 Sekunden hinter mir her!“
Sie reagiert überhaupt nicht, greift nach ihrer Kaffeetasse und trinkt einen Schluck, während er schon an ihr vorbei ist. Ohne sich noch einmal umzudrehen, geht er durch den langen Hotelflur ins Foyer, drückt auf den Abwärtsknopf des rechten von drei Fahrstühlen und wartet.
'Gutes Timing', denkt er, als der Fahrstuhl gerade das erste Obergeschoss erreicht, was der mit einem kurzen „Bim“ ankündigt, denn gerade in diesem Moment erscheint auch Yvonne in der Halle und sieht, wie Holger in den
Fahrstuhl geht. Und ohne zu wissen, was er von ihr will, beschleunigt sie ihren Schritt und winkt ihm zu, sodass jeder, der das sehen könnte, gleich wüsste, das sie ebenfalls mit hinauffahren möchte und er ihr die Fahrstuhltür doch bitte aufhalten möge.
im Fahrstuhl
So huscht sie gerade noch hinein und zeitgleich fahren die beiden Türen aufeinander zu. Sie weiß absolut nicht, was er vorhat, und so fahren sie wortlos einige Stockwerke hinauf.
Als wäre es abgesprochen, schlingt Holger gleich beide Arme um sie, küsst sie leidenschaftlich, betätigt mit einer
Hand kurz den Schalter, der den Fahrstuhl auf -Nothalt- stellt und mit einem Ruck zum Stehen bringt.
Sie erwidert seine Umarmung, denn nun hat sie begriffen, was das hier wird, und sie spürt, wie ihr Körper zu brennen beginnt. Sie küssen und verschlingen sich, als wären sie Jungverliebte, die sich vier Wochen nicht gesehen haben. Mit beiden Händen rutscht er unter ihren kurzen schwarzen Rock, den sie jetzt täglich trägt, wohl, weil sie ahnt, dass er sie darin besonders attraktiv und sexy findet. Er mag es auch sehr, dass sie keine Strumpfhose trägt sondern halterlose lange Strümpfe.
Beidhändig greift er fest ihren Po und ist
sehr erregt und genießt es, dass sie so sexy und unwiderstehlich ist. Er wird übermütig und treibt es noch ungehemmter. Sein Herz klopf wie verrückt, und Yvonne atmet hastig. Holger ist diese körperliche Anstrengung nicht gewohnt, aber es hält es aus und hebt sie immer wieder rhythmisch hoch, um immer wieder tief in sie hineinstoßen zu können, bis er unter leidenschaftlichem Stöhnen lustvoll kommt.
Beide stehen sich wortlos gegenüber. Holger atmet schwer, sein Herz klopf heftig, seine Brust schmerzt sogar, und er erkennt, dass auch er älter geworden
ist und solch ein Quickie so ewig lange in seinem Leben nicht mehr passiert ist, dass er sich nicht einmal erinnern kann, ob er das überhaupt schon mal erlebt hat. 'Aber nun zur Gegenwart', sagt er sich und fühlt sich schuldig und primitiv.
Dass Yvonne während dieser lustvollen Rangelei ihren linken Ohrclip verloren hat, ist ihr überhaupt nicht aufgefallen. Der liegt nun so sehr versteckt in der Ecke auf dem Boden des Fahrstuhls, dass ihn bestenfalls eine Reinigungskraft finden wird.
Yvonne gewinnt ihre Fassung schnell zurück. Sie rückt ihre Kleidung zurecht, betätigt den Notschalter für den
Fahrstuhl, der auch sofort mit einem Ruck anfährt, und sie sagt ganz sachlich: „Lass uns nicht gleichzeitig in den Schulungsraum gehen!“
Weiterhin wortlos, und ohne sich gegenseitig anzuschauen, müssen sie nun die unendlich wirkende Fahrstuhlfahrt ertragen, die ja zunächst in die achte Etage hinaufführt, weil der Fahrstuhl ja ursprünglich von Holger dorthin programmiert worden war, und dann oben angekommen, wieder von Holger ins Erdgeschoss geschickt wird. Beide sind froh, dass während der Abwärtsfahrt nicht noch irgend jemand hinzu steigen will.
Yvonne schafft es, mit nur geringfügiger Verspätung den Schulungsraum zu betreten. Die Türen waren noch offen, und zwei, die zu ihr rüber schauen, können nur den Eindruck gewinnen, dass sie wohl noch auf der Toilette war.
Holger hingegen sieht ein, dass es verdächtig wäre, gemeinsam mit ihr zu spät zu kommen und nimmt in Kauf, dass später alle zu ihm herschauen werden, wenn er den Raum betritt und sich fragen werden, woher er jetzt erst kommt. Aber das ist ihm egal, 'soll n sie doch ihre Mutmaßungen anstellen.' Er geht vor die Haupteingangstür des Hotels, die frische Luft tut ihm jetzt gut, er atmet tief ein, und sein Herz
klopft jetzt wieder normal. Er verspürt Lust, eine Zigarette zu rauchen, obwohl er nicht als Raucher bezeichnet werden könnte, ja nicht einmal ständig welche bei sich hat. Und in dem Zusammenhang denkt er an seine Gesundheit, und er nimmt sich vor, wenn er wieder zuhause ist, seinen guten Vorsatz mit dem EKG sofort in die Tat umzusetzen.
Verabredung danach
Holger betritt wieder den Seminarraum, und genau wie er es vermutete, läuft es ab. Niemand hat seiner Einschätzung nach einen Zusammenhang zwischen ihm und Yvonne hergestellt.
Er setzt sich wortlos auf seinen Platz und
lässt den weiteren Ablauf des Schulungstages desinteressiert über sich ergehen.
Nur zirka eine Stunde vor Seminarschluss schiebt Yvonne ihm einen DIN-A 4 Bogen rüber, auf dem steht: bitte heute Abend, 20 Uhr 15 nach dem Abendessen, im Bürgerstübchen, zwei Straßen runter, lass uns reden !!!
Holger starrt auf das Blatt und tausend Gedanken durchströmen seinen Kopf und der naheliegendste Gedanke: 'Das hab ich jetzt davon, sie wird mir sagen, dass es das war. Das war kein Spiel mehr, das war Fremdgehen par excellence, aber
eigentlich war es das Rollenspiel zuvor ja auch schon, aber komisch, dieser Gedanke kam mir dabei noch gar nicht. Na klar, geil wie Nachbars Lumpi, da vergisst man so was schon mal.
Holger schaut nur leicht zu ihr herüber und nickt kurz, ohne sie dabei anzuschauen.
Plauderei mit dem Ferienwohnungsbesitzer
Beim Abendessen setzt sich Holger nicht an ihren Tisch. Er weiß, das wird die tuschelnden Beobachter verunsichern, sondern nimmt an dem Tisch Platz, wo auch der Ferienwohnungsbesitzer sitzt. So ganz
beiläufig beginnt Holger ein Gespräch mit ihm über den Verlauf des Seminars, und was er von dem Seminar hält. Der Mann redet von seinem Beruf, der ihn dahin geführt hat, und auch Holger schildert auf dessen Nachfrage kurz, was er beruflich macht, und dass man ihn zu diesem unsinnigen Seminar genötigt habe. Während dieser Plauderei lenkt er das Gespräch ganz geschickt auf die Ferienwohnung, weil die ihn schon beim ersten Gespräch interessierte. Er wusste zwar zu dem Zeitpunkt noch nicht, wozu die nützlich werden könnte, aber anlässlich der Tuscheleien der anderen Teilnehmer, wäre das ein gutes Ausweichquartier.
Und als er dann erfährt, wo sich die Wohnung befindet, was der Mann für eine Miete damit erzielen will, und wie das Appartement ausgestattet sein soll, manifestiert sich sein Vorhaben, die Wohnung für den Rest der Woche anzumieten. Doch da, gerade noch rechtzeitig, kommt ihm die Verabredung mit Yvonne in den Sinn, die ja gleich anschließend stattfinden soll, und mit dieser Besprechung soll wohl das Verhältnis mit Yvonne von ihrer Seite aus beendet werden wird, wie er vermutet.
Und so wirkt er mit seinen Fragen nicht weiter auf den Ferienwohnungsbesitzer ein.
Gespräch in der Gaststätte
Holger betritt die gemütliche Gaststube und entdeckt Yvonne auch sofort, die sich an einem kleinen Tisch niedergelassen hat, der in einer gemütlichen Ecke steht, und er denkt sofort, dass die Platzauswahl ideal für ein ungestörtes Trennungsgespräch gewählt worden ist.
Er geht zu ihr und denkt kurz darüber nach, ob er ihr zur Begrüßung einen Kuss geben soll, aber das passt irgendwie nicht zur Situation, denn sie sind ja eigentlich gar kein Liebespaar, und Ehepaar zu spielen, dazu gibt es keinen Grund. Und ihm fällt in diesem Moment auf, dass er sich eigentlich noch
gar keine Gedanken über seine Gefühle gegenüber Yvonne gemacht hat. Sie ist eigentlich einfach nur hinreißend, sehr attraktiv und überaus sexy. Könnte das dazu führen, dass er sich richtig in sie verliebt?
Er setzt sich einfach wortlos neben sie, stützt beide Ellenbogen auf den Tisch, legt seine Hände übereinander und stützt sein Kinn darauf ab.
„Zum einen“, beginnt sie das Gespräch, „habe ich irgendwo meinen Ohrclip verloren und schon überall gesucht, und ich habe keine Ahnung, wo ich ihn verloren haben könnte, aber vielleicht wird er ja bei der Rezeption abgegeben,
mal sehn.“
Weil er sich aber bereits mit dem zu erwartenden Inhalt des Gespräches abgefunden hat, oder das zumindest glaubt, beginnt er auch ziemlich forsch sein Gespräch.
„Nun, was ist die Hiobsbotschaft? Sind wir aufgeflogen, weiß dein Mann Bescheid, oder magst du mich nicht mehr?“
Yvonne schaut ihn eine kleine Weile musternd an und würde wohl am liebsten sagen, 'was ist denn mit dir los, wie bist du denn drauf, merkst du gar nicht, was hier läuft, aber sie sortiert sich sofort und beginnt ganz vorsichtig und mit viel
weiblicher Intuition:
„Nichts von all dem, was du gerade gesagt hast, es geht um unseren Fahrstuhlstopp. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass wir nicht wir selbst waren. Zum ersten Mal habe ich empfunden, das wir ein Verhältnis miteinander beginnen und eigentlich nichts voneinander wissen. Wir wissen ja nicht einmal, was wir füreinander empfinden. Und da wagen wir es, unsere Partner zuhause so zu hintergehen, die uns vollkommen vertrauen. Ich fühle mich wie eine Ehebrecherin und bin zum ersten Mal in meiner Ehe fremd gegangen. Mit dir!“
Holger senkt schuldbeladen den Kopf und starrt auf den Tisch. Ohne aufzuschauen, beginnt er nun in einer ganz anderen, einer sanften, verständnisvollen Tonart als zuvor.
„Liebe Yvonne“, und gleichsam erschrickt er über sich selbst, weil er sich nicht erinnern kann, sie je zuvor mit ihrem Vornamen angesprochen zu haben. „Es ist ganz eigenartig, fast die gleichen Gedanken hatte ich vorhin auf dem Weg hierher auch, und ich kann dich sehr gut verstehen. Mir geht es sehr ähnlich. Ich bin ebenfalls ein treuer Ehemann, aber als ich dich sah, ist mir etwas passiert, was ich noch nie zuvor erlebt hatte, ich war überwältigt von dir.
Ich glaube zwar nicht an diesen abgedroschenen Begriff, Liebe auf den ersten Blick, aber dass ich von dir überwältigt war, trifft es ganz genau. Und ich weiß jetzt, dass es unsere Rollenspiele sind, die uns in eine andere Welt oder in eine andere Realität zaubern, in der wir so etwas wie Freiheit von unserem sonstigen Leben finden, die in einem Eheleben nicht vorgesehen sind, oder vielleicht so etwas wie einen Abstecher in eine reizvolle andere Welt. Zumindest glaube ich, dass das so für mich zutrifft.“
Yvonne schaut ihn nachdenklich an und versucht das Gesagte auf sich zu
übertragen und sucht nach Übereinstimmungen mit ihrer Sichtweise.
„Es freut mich sehr, dass du das ähnlich wie ich empfindest und dir darüber ebenfalls deine Gedanken gemacht hast, und ich finde, du hast es sehr gut beschrieben. So in etwa ist es auch bei mir. Das Rollenspiel im Seminar hat mich schon irgendwie aufgewühlt, weil ich so etwas noch nie im Leben gemacht hatte und erst Recht das Spielchen auf meinem Hotelzimmer mit der knisternden Sexeinlage.“ Und bei diesem Wort schaut sie sich plötzlich ganz verlegen im Raum um, als habe sie zu laut gesprochen und alle würden sich
jetzt nach ihr umdrehen.
„Die hat mich derartig erregt, und ich habe mich in diesem Moment selbst nicht wiedererkannt. Aber das Leben ist kein Rollenspiel, und ich habe für mich erkannt, ich will meinen Mann nicht betrügen, so etwas wie den Besuch im Fahrstuhl“, und bei diesem Wort blickt sie ein wenig zur Seite, als hörten immer noch irgendwelche Leute zu, „wird es nicht wieder geben!“
Nun schaut Holger wieder runter auf den Tisch, er lässt förmlich den Kopf hängen und Yvonne bemerkt, dass sie ihn mit diesen Worten sehr getroffen hat. Aber sie kann jetzt nicht zurück. Das Gesagte
muss jetzt so stehen bleiben, sonst wäre dieses Gespräch überflüssig gewesen und nichts würde sich ändern.
Holger weiß nicht, wie er darauf reagieren soll. Im Prinzip denkt er, es ist ja das, was er erwartet hatte, nur etwas netter formuliert und zärtlicher, eben weiblicher vorgetragen. Woher auch immer, kommt ihm gerade der Song von Roland Kaiser in den Sinn. -Lieb mich ein letztes Mal, lass mich dich noch einmal spürn,- 'Ja, das wärs jetzt', aber sofort verwirft er diesen Gedanken auch wieder, weil der auf Yvonne einfach nicht anzuwenden ist. Sie ist eben eine Lady und das -lieb mich ein letztes Mal- würde er nie wagen jetzt an
sie heranzutragen.
Er erhebt sich schwerfällig von seinem Stuhl, und verabschiedet sich mit den Worten:
„Lass es uns so wie vorhin machen, wir gehen wieder getrennt zu den anderen!“
Marcel wird angezeigt
Das Abendessen lässt er ausfallen, weil das Gespräch doch so tief in ihm sitzt, dass er einfach keinen Appetit auf gar nichts hat. Es ist genau der Zeitpunkt und die Stimmung, zuhause anzurufen und sich mal wieder lange mit seiner Ehefrau zu unterhalten. Es geht dabei munter um die ganz banalen Alltagsthemen. Aber als die ebenso
alltägliche Frage nach Marcel kommt, wird seine Frau am anderen Ende der Leitung plötzlich still.
Und sie beginnt ganz zaghaft: „Ach Holger, ich hätte ja gar nicht davon angefangen, weil ich dich damit nicht von deinem Seminar ablenken will, und du dann mit deinen Gedanken nur noch hier zuhause bist, aber wenn du mich schon so direkt fragst. Du kennst doch unseren Sohn. Der hatte sich wieder mal nicht in der Gewalt. Seine ewigen Wutausbrüche und seine Brutalität. Er hatte sich über einen Autofahrer geärgert. Er sagte zwar, der hätte ihn genötigt und provoziert, das mag ja vielleicht auch sein, aber das gibt ihm
nicht das Recht, den Mann aus dem Auto zu zerren und ihm zweimal ins Gesicht zu schlagen und weiter zu fahren.“
„Mensch, das ist doch zum aus der Haut fahren, was wir mit dem Kerl immer fürn Ärger haben. Was hat er sich bloß wieder dabei gedacht? Glaubt er wirklich, irgendjemand lässt sich von ihm einfach schlagen und zeigt ihn dann nicht an? Wir haben doch nur Ärger mit dem Kerl. Seit seiner Pubertät ist er wie umgewandelt.“ (Kleine Sprechpause)
„Und was ist dann weiter passiert?“
„Tja, der Mann hat sich seine Autonummer notiert und ihn, wie du schon sagtest, natürlich wegen
vorsätzlicher Körperverletzung angezeigt. Marcel hat auf der Wache seine Aussage gemacht, und es wird eine Gerichtsverhandlung geben.“
„Naja, das hat er sich nun selbst zuzuschreiben. Alt genug ist er ja, um selbst dafür geradezu- stehen. Ich kann da eigentlich gar nichts mehr zu sagen.“
Ilona versucht Erklärungen für sein Verhalten zu finden und fährt fort, indem sie nun auch Holger vorwirft, dass er vielleicht gerade in der Phase der Pubertät als Vater nicht genug für ihn da war. Aber das geht Holger nun doch zu weit. Einerseits hat er keinen Nerv, sich jetzt mit den Problemen seines
wütenden Sohnes zu beschäftigen, und andererseits ist er gerade in einer ganz ganz anderen Welt. So versucht er sich nicht in Rage zu reden oder zu rechtfertigen, sondern will das Gespräch über Marcel auf die Zeit verschieben, wenn er wieder zuhause ist. Um das Gespräch wieder auf eine sachliche Ebene zu bringen, fragt Holger nur noch, welche Post zwischenzeitlich gekommen ist, und welche Briefe davon unbedingt geöffnet werden müssen. „Alles Weitere, wenn ich wieder da bin!“ So beendet er das Gespräch und er geht in sein Hotelzimmer. Den Rest des Abends will er nur noch ein wenig fernsehen, um sich
abzulenken und dann einfach nur schlafen.
Rollenspiel Zimmermädchen
Holger liegt gelangweilt auf seinem Bett. Nach dem Telefongespräch hatte er geduscht, seinen altmodischen Schlafanzug angezogen. Der so alt ist, dass er noch an Sträflingskleidung erinnert, eben die Dinger, die nicht dehnbar sind, wie ein Oberhemd zugeknöpft werden und die noch den berühmten Pferdestall in der Hose haben.
Falls er dann irgendwann müde wird, will er einfach die Fernbedienung betätigen und einschlafen.
Doch da, plötzlich klopft es an seiner Zimmertür. Er erschrickt ein wenig, und so fragt er interessiert: „Wer ist denn da bitte?“
„Zimmerservice“, tönt es mit sehr leiser Stimme. Er erkennt die Stimme nicht sofort und wundert sich, was der Zimmerservice um diese Zeit von ihm will. Aber was nützt es jetzt Mutmaßungen anzustellen, braucht er doch einfach nur die Tür zu öffnen.
Er erschrickt, vor ihm steht Yvonne. Er schaut verdutzt an ihr herunter und sieht, dass sie sich wie ein Zimmermädchen zurecht gemacht hat. Er sieht zwar auch sofort, dass sie nicht so
aussieht wie die wirklichen Zimmermädchen in diesem Hotel, weil die eher wie Krankenhauspersonal in ihren hellblauen Kitteln aussehen, aber sie hat sich ein kleines weißes Schürzchen besorgt, ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und wirkt wie ein Zimmermädchen. Er ist total verdattert, hatte er doch mit Yvonne am wenigsten gerechnet.
'Nun wird es aber spannend', denkt er und überlegt schnell, wie er dieser Situation adäquat begegnen kann. „Ich bin aber leider gerade erst aufgestanden“, entgegnet er schnell, und öffnet die Tür einen Spalt „und leider bin
ich noch nicht angezogen, wollen Sie später eventuell wiederkommen, oder macht es Ihnen nichts aus, dass ich noch in meinem hässlichen Schlafanzug vor Ihnen stehe?“
„Macht mir nichts aus!“, erwidert sie schnell selbstbewusst, und tritt währenddessen ein und schiebt ihn fast beiseite. „Ich bin schon etwas spät dran“, ergänzt sie und wedelt mit ihrem mitgebrachten Staubtuch auch schon auf dem Schreibtisch herum.
„Ja, dass habe ich auch schon mehrfach gehört, dass das Hotelpersonal unter enormem Zeitdruck arbeiten muss und dafür einen sehr geringen und auch nicht gerechtfertigten Lohn erhält.“
„Ja, das ist so“, erwidert sie ohne ihn dabei anzuschauen und wischt weiter auf der Bettkante herum. Holger ist mal wieder von ihr begeistert, wie gut sie diese Rolle spielt und wundert sich, dass sie nach dem vorangegangenen Gespräch jetzt hier als Schauspielerin auftaucht. 'Was hat sie vor? Wohin soll das führen?' Und er findet, dass sie die Rolle mindestens so gut spielt, wie eine gute Schauspielerin!
Yvonne bückt sich, um die untere Kante des Bettrahmens abzuwischen und dreht ihm ihren Rücken zu. Unter ihrem ihm schon bekannten schwarzen Rock blitzt ihr Höschen hervor, und ihm wird jetzt klar, wohin die Reise gehen soll. Aber
leichte Zweifel bleiben ihm dann doch, dass sie es vielleicht doch lieber langsam angehen lassen will und er nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen sollte. Er wartet ab und redet irgendetwas Belangloses über die allgemein praktizierte Personalausbeutung. Ihr fällt plötzlich der Zimmerschlüssel aus ihrer kleinen weißen Schürze und rutscht unter das Bett.
Absicht, oder gut gespielt, jedenfalls kniet sie jetzt vor seinem Bett und biegt ihren Rücken weit durch, um unter das Bett zu gelangen und den Schlüssel hervorzukramen. Holger steht hinter ihr,
und ihm wird mal wieder ganz warm beim Anblick ihres knackigem Pos, den er jetzt in seiner vollen Schönheit sehen kann.
Sie kommt wieder hervor und bleibt in der Hocke sitzen, hält ihren Kopf schräg, so keck, wie er es schon einmal von ihr gesehen hat, und sie fragt spöttisch:
„Na, hat der Herr genug gesehen?“ „Ja, das hab ich wohl, war ja auch nicht zu übersehen, Sie haben einen wundervollen knackigen Arsch. Dafür muss ein Mann sonst ganz schön zahlen.“
„Tja, das haben Sie jetzt umsonst, geht aufs Haus!“
„Und wenn ich noch gern einen
Nachschlag hätte, was würde das kosten?“ Sie mustert ihn jetzt mit forschendem Blick, kneift ein Auge zu und überlegt. „Nun mal Spaß beiseite, guter Mann, ich bin hier Zimmermädchen und keine käufliche Dame.“
Holger unterbricht sie, als sie sich gerade aus ihrer Hockstellung erheben will, und sagt schnell fordernd, „auch nicht für 200 EURO?“
Sie geht jetzt wieder in ihre Hockstellung zurück, als würde sie sich erst einmal setzen müssen und überlegt, was sie darauf erwidern soll. Holger hat inzwischen bemerkt, wie ihn dieser
Wortwechsel erregt.
„So leicht verdient sich das Geld doch hier im Hotel mit Putzen nicht“, ergänzt er, um ihr die Entscheidung leichter zu machen.
„Was kostet es, wenn wir es beide treiben würden?“
„Ich habe dafür keine Preisliste“, erwidert sie spontan und provozierend, „du bist ein geiler Hengst, was ist es dir denn wert?“ Und Yvonne verspürt eine gewisse Verzückung, ihren Körper für Geld anzubieten und fragt sich, was er jetzt wohl bieten würde. Gegen Bezahlung hatte sie es in ihrem Leben noch nie gemacht, sich zwar schon oft darüber gewundert, dass Prostituierte das
so können, und sich insgeheim auch schon mal ausgemalt, wie es sich für sie selbst anfühlen würde, und sie weiß auch, dass diese Rolle hier nicht real ist. Aber sie spürt die Echtheit ihrer Gefühle und denkt gerade in diesem Zusammenhang an ihren Mann, der sie mit schöner Selbstverständlichkeit mindestens einmal die Woche durchnehmen kann, wie sie es gerade in dieser Situation verärgert formuliert, und sie dafür lediglich ihr Haushaltsgeld und Blumen zum Geburtstag bekommt. Und in dieser gedanklichen Empörung donnert sie heraus.
„400 EURO!“ Holger stutzt und hätte gerade am liebsten noch mal Hundert auf
die gebotenen Zweihundert oben drauf gelegt, aber egal, es ist ja nur fiktives Geld, und da kann er ja ruhig prahlen und den reichen Mann mimen.
„Dafür mach ichs dir dann auch richtig mit allen Schikanen. Von vorne, von hinten, mit schweinischem Kommentar, so wie so geile Kerle wie du es mögen.
Holger schmunzelt, denn dass er heute am Geldautomat war und nun mit echten Scheinchen fuchteln kann, kommt der Spielechtheit sehr zugute. Er geht zu seinem Kleiderschrank, greift das gesamte Geldbündel und baut sich vor Yvonne auf, zählt schnell vier Scheinchen heraus und reicht sie ihr hin.
Sie ist schwer beeindruckt und traut sich fast nicht das Geld anzunehmen, weil das jetzt zu real ist und sie wieder ein Stück weit in die Wirklichkeit zurückholt. Aber diesen Gedanken verwirft sie sogleich, weil sie ja weiß, dass sie diese Bezahlung nicht wirklich bekommt. Aber verlockend fühlt es sich dennoch an. Sie nimmt ihm die Scheine mit einer schnellen ruckartigen Bewegung aus der Hand, als wenn sie das täglich so macht, eben so wie es eine Prostituierte tun würde, legt es auf den Nachtschrank, legt sich auf sein Bett und nimmt sich vor, jetzt ein ganz unanständiges Mädchen zu sein.
Sie fühlt, wie ihn das erregt, und sie stöhnt weil es ihr gefällt, übertreibt dann aber zusätzlich, um ihn noch weiter anzuheizen und zu seinen rhythmischen Stoßbewegungen schreit sie im gleichen Takt alle frivolen Worte heraus, die ihr gerade einfallen.
Er fällt erschöpft neben sie aufs Bett und sein Herz klopft jetzt wieder sehr heftig.
Sie steht auf, schiebt ihren Rock wieder runter, setzt sich auf die Bettkante und rutscht im Bett hoch, um sich neben ihn zu legen.
„Das war ganz schön heftig“, beginnt sie die Konversation. „Du denkst jetzt
bestimmt, was ist das denn für eine? Eine Nutte hätte das nicht besser gekonnt. Ich schäme mich, das bin nämlich gar nicht ich!“ Und ehe sie weiterreden kann, hält er ihr seinen Zeigefinger auf den Mund und sagt:
„Ich weiß, wer du bist, und was du bist. Du bist eine phantastische Frau, eine traumhafte Schauspielerin und etwas anderes war das nicht. Wir sind wieder in diese neue Welt gereist, und wenn auch nur für einen Moment. Was machen die Menschen denn beim Karneval. Sie verkleiden sich, um auch für eine Weile ihrem alltäglichen Leben zu entfliehen und gehen danach alle wieder brav nach Hause. Mach dir bloß bitte keine Sorgen,
es ist alles in bester Ordnung. Wenn wir jetzt hier etwas besprechen müssten, dann bestenfalls, woher du bloß diese genialen Einfälle hast, oder was wir als nächstes spielen.“
Sie muss plötzlich schmunzeln, und das steigert sich. Nun gluckst sie auch schon, und beide fangen herzhaft an zu lachen.
„Nun ja, du warst aber auch nicht schlecht, und eigentlich müsstest du jetzt sagen, ich schäme mich ebenfalls, und ich bin eigentlich auch nicht so“, antwortet sie und muss darüber erneut herzlich lachen.
„Stimmt!“, gibt er kurz zurück und muss jetzt genauso laut lachen.
„Pssst, nicht so laut“, unterbricht sie das Lachgewitter, „ich weiß nicht, wie hellhörig solche Hotels sind.
„Mir doch egal!“, erwidert er und lacht immer noch, „da hätten wir etwas eher drüber nachdenken sollen. Aber dann würden alle Nachbarn jetzt mit ihren Ohren an den Wänden kleben und hätten ihre Fernseher ausgeschaltet.“ Und während er das noch sagt, muss er schon wieder lachen, und Yvonne kann sich ebenfalls nicht zurückhalten, und das Lachen wallt erneut auf.
Nachdem nun beide vom Gackern ein wenig erschöpft sind und heftig atmen,
liegen sie nebeneinander und denken nach.
Beide sagen nichts, und jeder spult für sich das Geschehene noch einmal ab, und Yvonne beginnt dann ganz ruhig wieder mit einem ernsten Satz:
„Holger“, und er zuckt ein wenig zusammen, als er zum ersten Mal seinen Namen aus ihrem Munde hört, „glaubst du eigentlich, das mit mir irgendetwas nicht stimmt, weil ich mich hier vollkommen anders verhalte als in meinem bisherigen Leben? Ich habe es noch nie so getrieben und schon gar nicht für Geld, und ich verspürte eine gewisse Genugtuung das Geld
entgegenzunehmen, obwohl es ja nur Spielgeld war.“
Holger dreht sich schwungvoll auf die Seite, legt seinen Arm unter seinen Kopf um sich darauf abzustützen und erwidert ohne lange nachzudenken. „Nun mach dir bloß keine unnötigen Sorgen! Du bist hier nicht anders, als andere Menschen beim Fasching, oder wie einige in einer Kur, ja sogar einige, die deswegen immer und regelmäßig zur Kur fahren, um eine Zeit mit einem Kurschatten zu verbringen. Wann hattest du in deinem bisherigen geregeltem Leben denn mal die Chance ganz anders zu sein, etwas Verrücktes, ja sogar
Verruchtes zu tun? Mir geht es doch genauso wie dir. Regelmäßig zur Arbeit, immer die gleichen Wochenenden und und und, weißt du doch alles selber, und nun sind wir hier.
das Geldgeschenk
Und was du gerade gesagt hast, dass du es noch niemals für Geld gemacht hasst, stimmt nicht. Ich möchte, dass du mindestens einen Schein als Andenken behältst und dich immer daran erinnerst, dass du einfach mal was ganz Verrücktes gewagt hast. Du hast es eben einfach mal für Geld getan.“
Das ist ihr sichtlich peinlich, und sie sagt: „Das kommt gar nicht in Frage!“
Aber Holger bleibt beharrlich: „Sieh bitte darin nicht das Geld, sondern betrachte es als einen nicht geschriebenen Liebesbrief, den würdest du ja auch nicht zurückweisen.“
„Na gut, aber nur unter dieser Prämisse, O.K.!“
Nach einer weiteren Gedankenpause beginnt sie erneut: „Darf ich noch mal über......na das eben reden?“, stottert sie los. „Klar!“
„Die Spiele, die wir bisher gespielt haben, waren alle sehr, na, sagen wir mal mannlastig, aber ich würde gerne mal ein typisches Frauenspiel erleben.“
Erneute Gedankenpause. Holger denkt
ohne zu fragen nach, was sie sich wohl jetzt vorstellen mag, und um nicht dumm zu wirken, wartet er ab, weil die Klarstellung dieser Frage förmlich im Raume steht.
ihre Wünsche
„Frauen wollen nicht gefickt werden!“, bringt sie mit einem leicht empörtem Unterton hervor, „Frauen wollen geliebt werden, umgarnt werden, begehrenswert sein. Wir wollen gestreichelt und auf geheimnisvolle Weise langsam zur Lust hingesteigert werden. Und dann zum Orgasmus kommen und nicht im Hauruck Verfahren und auf die Schnelle. Verstehst du, was ich meine?“
„Nur zu gut!“, antwortet er ohne eine Überlegungspause einzulegen, denn er weiß ganz genau, was sie meint, denn schließlich ist er ja lange genug verheiratet und hat Wünsche in dieser oder ähnlicher Form bereits mehrfach zu hören bekommen. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen, bedient er sich einer Notlüge und sagt:
„Ich habe mir darüber auch schon meine Gedanken gemacht und mir eine imaginäre Handlung dazu ausgedacht, aber lass dich überraschen. Würden wir jetzt darüber sprechen, wäre es keine reizvolle Überraschung mehr. Bleib einfach neugierig, und lass mich mal machen!“
„Ach, und noch etwas fällt mir ein“, schwindelt er weiter, „ich habe Aussicht auf ein anders Quartier, denn ich möchte die letzten Tage und auch Nächte“, haucht er ihr ins Ohr, „nicht hier im Hotel verbringen. Ich glaube auch, wir fallen hier langsam auf. Aber wie schon gesagt, lass mich einfach machen!“
„Na das klingt ja alles sehr spannend, und ich danke dir für dein Verständnis, aber versteh das Ganze bitte nicht so, als hätte ich das alles nur deinetwegen so gemacht, das ist nicht so!“
„Es ist alles gesagt!“, beruhigt er sie wieder und steigt aus dem Bett und das deutet sie, dass sie jetzt in ihr
Hotelzimmer gehen sollte.
„Ich geh jetzt besser“, flüstert sie und bückt sich nach ihrem Slip, der auf dem Boden liegt, reicht ihn Holger und sagt: „Auch ich hab ein kleines Andenken für dich, aber dieses Andenken musst du zuhause gut verstecken, denn das ist im wahrsten Sinne des Wortes heiß.“ Sie umarmt ihn und küsst ihn zärtlich zum Abschied. Er löst sich aus der Umarmung und sagt: „Du hast noch etwas vergessen“, und er huscht zum Nachttisch, auf dem immer noch die vier nagelneuen Geldscheine liegen, greift sich den obersten, und reicht ihn ihr.
„Danke, und tschüss bis morgen und schlaf gut!“ sagt sie, und er schließt
leise die Tür hinter ihr.
In ihrem Hotelzimmer liegt sie noch lange wach und denkt über die Geschehnisse nach und kann sich nicht vorstellen, dass sie das ist, die hier auf dem Bett liegt. Eine ganz, ganz andere Yvonne als die, die sie bisher gekannt hatte, ist hier auf dem verbotenen Sextrip. Was ist bloß mit ihr geschehen. Sie versucht selbst eine Erklärung für ihr Verhalten zu finden, muss sich aber eingestehen, dass ihre psychologischen Kenntnisse so gut wie gar nicht geschult sind und sie nur mutmaßen kann, was wohl in sie gefahren ist.
Was war in ihrem Leben bisher
Aufregendes passiert? Sie versucht aus ihrer Erinnerung irgendetwas auszugraben, was ähnlich aufregend war, oder ähnlich gefährlich. Aber sie kann sich an nichts erinnern, was irgendwie spektakulär gewesen wäre.
Und jetzt ist sie hier. Weg von Mann und Kind. Weg von Kontrolle, Erklärungen, Rechtfertigungen, Tagesplanungen und Absichtserklärungen für kommende Lebensschritte.
Hier gibt es einen Mann, der sich für sie interessiert, der amüsant ist, ihr zuhört, die Frau in ihr weckt und der ihre
geheimste Verruchtheit, die ihr selbst gar nicht bekannt war, aufleben lässt, und es sie wie einen Rausch erleben lässt. Obwohl sie in keinster Weise nachvollziehen kann, wie sich ein Rauschzustand anfühlt, weil sie noch nie irgendwelche Drogen probiert hatte, aber dennoch fest daran glaubt, das es solch ein Gefühl sein muss.
Was ihr an Holger überaus gefällt, ist seine Männlichkeit, seine angenehme Stimme, sein angenehmer Duft, sein gepflegtes Äußeres und seine Hände. Er hat für ihren Geschmack auffallend schöne Hände, und sie mag sein Lächeln. Er hat das einnehmendste
Lächeln, das sie je bei einem Mann gesehen hat.
Indirekt, aber was sie sich nicht eingestehen würde, hat sie bei jedem dieser positiven Aspekte immer sofort Holger mit ihrem Mann verglichen.
Vergleich zwischen Holger und Thomas
Bei Thomas war es ist diese unbekümmerte Art, seine unkonventionelle jugendlich leichte Wesensart, die Yvonne faszinierte. Er war alles das, was sie nicht war. Er bestimmte sein Leben selbst, schlug auch mal über die Stränge und widersetzte sich der sogenannten Obrigkeit. Und erstaunlicherweise
verstand er es auch ihre Eltern für sich einzunehmen. Gegen ihn hatten sie von Anfang an nichts einzuwenden. Das machte die Sache viel leichter sich früh zu verloben, und als beide ihre Ausbildung abgeschlossen hatten und Thomas einen einträglichen Job hatte, wurde geheiratet.
'Nun treffe ich auf diesen Holger. Er ist das ganze Gegenteil von Thomas. Er ist viel männlicher, und ich fühle mich irgendwie als Frau eher beschützt, während ich neben Thomas eher ein Gefühl wie zwischen guten Freunden oder Geschwistern empfinde. Auch der Sex mit Thomas lief immer so schön
ordentlich und brav ab, eben so, wie es sich gehört. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass er mal etwas Ausgefallenes oder Frivoles von mir wollte.
Vielleicht hat er sich aber ja auch nur nicht getraut und hatte die gleichen Vorbehalte wie ich?' grübelt sie, während sie sich umdreht und nun nicht mehr grübeln will und bald darauf einschläft.
Kapitel 6
Donnerstag 17. Oktober 4. Schulungstag
Ferienwohnungsgespräch
Holger hatte noch lange wach auf seinem Bett gelegen und die Geschehnisse des Vorabends in Gedanken vorbeilaufen lassen, ehe er aufstand und sich für den Tag fertig machte. Er hatte den Mund ein wenig zu voll genommen, sodass er nun vieles zu erledigen hat, um alles, was er schnell erfunden und Yvonne erzählt hat, auch realisieren zu können. Nach dem täglichen Telefongespräch mit seiner Frau macht er sich auf zum Frühstück und sucht ganz gezielt nach dem Mann mit der Ferienwohnung. Das ist der erste Schritt auf seinem geistigen Erledigungszettel, den er heute abhaken
möchte. Es muss ein neues Quartier her.
Ein gründlicher Rundumblick im Frühstückssaal, und er findet den Mann erfreulicherweise sofort. Zielsicher steuert er auf ihn zu und fragt ihn, ob hier noch frei ist, und ob er ihn etwas fragen dürfe. „Nur zu!“, antwortet der Mann, und Holger setzt sich ohne sich zuvor etwas zu essen geholt zu haben.
„Ich möchte noch mal auf Ihre Ferienwohnung zurückkommen, über die wir vorgestern gesprochen haben!“, beginnt er das Gespräch ohne lange Umschweife. „Haben wir?“, fragt der Mann und runzelt etwas erstaunt die Stirn. „Ja, nicht direkt“, ergänzt Holger, „ich war mit am Tisch, als sie mit einem
Kollegen darüber sprachen, und jetzt möchte ich mehr darüber erfahren, weil ich interessiert bin.“
„So, so,“, und er schmunzelt, „na, ich kann mir schon denken, wozu die Bude ganz nützlich werden könnte.“ „Naja, Sie haben vielleicht schon bemerkt“, versucht Holger weiter zu erklären, aber der Mann fährt dazwischen: „Nicht nur ich, aber es geht mich ja auch nichts an.
Für wie lange wollen sie das Appartement denn haben?“
„Für den Rest des Seminars“, ergänzt Holger zielsicher.
„Na, meinetwegen, Zahlung aber im Voraus, denn so gut kennen wir uns ja
trotz unserer Seminargespräche nun doch noch nicht. Ich bin natürlich auch froh, wenn ich ein paar Dollar dreißig damit verdienen kann, denn jetzt ist Nachsaison, und da will sowieso keiner da rein. Wie ich letztens schon sagte, wenn überhaupt, wollen die Leute heute Direktblick aufs Meer und nicht vom Nachbarort erst anreisen. Warn Fehler, die Hütte zu kaufen“, fährt er weiter fort, aber das interessiert Holger jetzt alles herzlich wenig. Er möchte schließlich nicht die Lebensgeschichte der Ferienwohnung zu hören bekommen und fährt dem Mann in seinen Ausführungen dazwischen. „Gut, dann sind wir uns also einig?“
Lankenau gefällt es zwar nicht, dass er unterbrochen wird, gehört er doch zu den Menschen, die sich selbst gerne reden hören, aber er nickt mit dem Kopf, und anschließend besprechen sie beide den dazugehörigen Ablauf, vereinbaren den Preis und verabreden sich zur Wohnungsbesichtigung und Schlüsselübergabe.
'So, die Hürde wäre genommen!', freut sich Holger, 'und nun will ich erst mal etwas essen, und sehen, was ich noch schaffen kann. Wie steh ich denn vor ihr da, wenn sie merkt, dass ich alles nur erfunden hab, es muss noch besser werden als ich es ihr geschildert habe.'
am Buffet mit Yvonne
Er geht zum Buffet, nimmt sich zwei Teller, einen für Marmelade sowie Honig und Schnittkäse, den zweiten für Brötchen. Kaffee wird freundlicherweise an den Tisch gebracht.
Plötzlich hört er eine vertraute Frauenstimme, die freundlich fragt: „Na, junger Mann, hungrig nach getaner Arbeit?“ Er dreht sich nicht um, die Stimme ist ihm inzwischen trotz erlebtem Facettenreichtum gut bekannt geworden, und er erwidert: „Nicht so sehr, ich habe lediglich mit dem Reinigungspersonal gestern ein wenig Sport getrieben, das Übliche, Liegestütz,
Dehnübungen und so, nix Dolles.“
Frauen lesen ja bekanntlich aus dem gesprochenen Wort erheblich mehr heraus als Männer. Und so hat diese scherzhafte Antwort für sie schon wieder etwas Wertendes, von wegen nix Dolles. Deshalb kontert sie schnippisch: „Tja, in Ihrem Alter sollte man es aber trotzdem nicht übertreiben, von wegen das Herz und so.“
'Mann, Sie legen aber wirklich jedes Wort auf die Goldwaage', ärgert sich Holger und nimmt sich vor, künftig noch eleganter mit seinen Antworten zu jonglieren.
Und weil er dieses Wortspiel nicht weiter
anheizen möchte, holt er die Stimmung wieder auf die Sachebene herunter, indem er sagt: „Setzt dich gleich bitte zu mir, ich will dir etwas sagen.“ „Gerne mein Lieber, gibt sie mit übertriebener Freundlichkeit zurück und freut sich über sich selbst, dass ihre Konterattacke so eingeschlagen hat.
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Rollenspieler Hallo Antje, ich finde Deine Anmerkungen sehr konstruktiv und kann Dir sagen, dass noch eine ganze Menge kommt, vor allem Unerwartetes. Ich weiss allerdings nicht, in wie weit man seinen ganzen Roman zu Ansicht offenlegen sollte, weil ich mich bei einigen Verlagen beworben habe. aber es wird noch einen Teil 3 hier geben, der dann mehr eröffnet. LG Bernd |
abschuetze Nach der "Leseprobe" hatte ich mir mehr versprochen. Eigentlich ist auf diesen 84 Seiten nix weiter passiert als, "willst, willst nicht, jetzt und hier, bei mir oder bei dir", gewöhnliches Fremdgehen. Keine Spannung. Was passiert denn nun und vor allem wann? Nimm's mir nicht übel, aber ich hoffe, da kommt noch was. LG Antje |