Kurzgeschichte
Anfangs war es Rache

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"Einst war es als kleiner harmloser Racheakt gedacht. Daraus wurde Tradition."
Veröffentlicht am 21. Juni 2014, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Einst war es als kleiner harmloser Racheakt gedacht. Daraus wurde Tradition.

Anfangs war es Rache

Titel

Ob ich es auch tun würde, wenn wir offiziell ganz und gar geschieden wären und nicht nur getrennt lebend? Keine Ahnung. Ich mache es auch nur, weil ich mich in kleinem Rahmen an ihr rächen will. Für all die Jahre, die sie mich belogen und hintergangen hatte. Natürlich könnte ich sie auch auf die Straße schubsen, wenn ein dicker Brummer angerollt käme. Aber ich will mich ja nicht strafbar machen. Außerdem haben wir uns einmal geliebt. Ein kleiner Funke ist auch noch übriggeblieben. Bei mir, jedenfalls. Deswegen will ich ihr nicht wehtun und

ihr nichts antun. Schon gar nicht töten. Sondern, nur necken. Sie trägt noch den Schmuck, den ich ihr über all die Jahre geschenkt hatte. Die Ohrringe, so wie das Armband. Zumindest, als ich sie das letzte mal gesehen hatte, trug sie den Schmuck. Es ist aber auch schon eine ganze Weile her, das ich sie das letzte mal gesehen hatte. So gut, wie ich nur kann, gehe ich ihr aus dem Weg, damit der letzte funke nicht wieder entflammt. Sie hat viele Erinnerungsstücke von mir. Lange genug waren wir auch zusammen gewesen. Ich konnte nicht loslassen. Holte sie mir immer wieder, wenn sie mir entfleuchte. So lange, bis ich keine

Kraft mehr hatte. Bis ich einsah, das es mir nichts bringt. Auch wenn ich ihr dadurch das Lächeln wiederbrachte, welches sie immer wieder verlor. Irgendwann muss ich auch mal an meine Gesundheit denken. Auch wenn ich es zwischenzeitlich geschafft habe, mich wieder für andere Frauen zu interessieren und mein Herz für andere Damen offen ist, bleibt sie dennoch unvergessen und ein Teil von mir. Nie wird sie ganz aus meinem Herzen gehen. Dafür hatte ich sie zu sehr geliebt.War ich zu lange mit ihr zusammen. Hatten wir zu viel miteinander durchgemacht. Es war am ersten Valentinstag, nach der

vollständigen Trennung von ihr. Ich ging in einen Blumenladen und kaufte eine rote Rose. Die ließ ich zu meiner Ex schicken. Per Express. Ich weiß, das sie keine Blumenfreundin ist. Deshalb hatte ich es auch getan und mir dabei ihr Gesicht vorgestellt. Ende des Jahres hat sie Geburtstag. Da schicke ich ihr stets eine weiße Nelke. Diese „Tradition“ hatte ich in dem selben Jahr eingeführt, wie die, mit der roten Rose. Was sie damit macht, weiß ich nicht. Es ist schon Ritual geworden, das ich ihr eine Blume zum Valentinstag und Eine zum Geburtstag schicken lasse. Weihnachten, Ostern und all die anderen verlogenen Feiertage wollte ich

ursprünglich weglassen. Aber dieser Vorsatz hielt nur ein Jahr. Danach fing ich an, ihr jedes mal eine Karte zu schicken, mit ein paar selbstverfassten Versen. Von ihr bekomme ich nichts. Erwarte auch nicht, das sie einen Gedanken an mich verschwendet. Aber mir gefällt der Gedanke, wie sie den Briefkasten öffnet und sie meine Karte sieht. Neben ihr steht ihr Lebensgefährte und macht ein finstres Gesicht. - Dabei fällt mir ein, das ich bisher noch keine Drohungen bekommen habe, wie sonst. Seltsam, seltsam. Vielleicht freut sie sich ja, das ich immer noch an sie denke und ihr was schenke. Auch wenn es Blumen sind. Wer

weiß. Es ist auch keine Rache mehr, wie anfangs, sondern Tradition, die ich bis zu meinem Ableben erhalten möchte. Ganz egal, ob sie sich darüber freut, oder nicht. Solange ich noch Blumen und Karten schicke, weiß sie, das ich noch lebe. Eines Tages kommt vielleicht sogar was zurück.

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GertraudW Eine sehr nette Geschichte - hat mir gut gefallen. Aber irgendwann wird er aufgeben und wird ihr keine Blumen oder Karten mehr schicken - da bin ich mir sicher ...
Liebe Grüße
Gertraud
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