Gedichte
Angst

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"Angst"
Veröffentlicht am 20. Juni 2014, 8 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Nach längerer Zeit bin ich wieder hier. Das Leben ist ein Arschloch? Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen. Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.
Angst

Angst

Angst Ich habe Angst, dass die Leute meine Ideen untergraben, sich unter meinen Füßen Gänge bauen. Die Grenzen sind verschwommen, seit ich mich nicht mehr ernst nehme. Trotzdem koche ich weiter Vanille-Tee und warte auf den Moment der Ruhe. Vielleicht erkenne ich ein potentiales Gegenüber erst, wenn wir über den Geruch von Tee philosophieren. Ich habe Angst vor Massenwahn. Jeden Tag schellen sie an meiner Türe.

Die Weltverbesserer, die Obstverkäufer, der Mann von Bofrost, die Zeugen Jehovas, die Müllmänner, der Briefträger, meine Mutter, die Nachbarn und fragen ob es mir gut geht, oder ob ich noch was brauche. Sicher, ich brauche noch was. Eine elektrische Badewanne vielleicht, oder ein Aquarium mit Backfischen. Eine Zeitschrift über Dunkelheit.

Ich habe Angst vor Zwischenmenschlichkeit, der Erkenntnis, dass du mich lieben könntest und mir Liebesbriefe schreibst. Wie könnte ich dir erklären, dass ich keine Schneemänner baute, als mein Vater meine Mutter schlug? Ich wollte meinen Vater hassen und weinte, als er an Krebs starb. Der Weg, der zu gehen ist, verhält sich nicht neutral. Er beeinflusst meine Entscheidung.

An jeder Kreuzung muss ich ein paar Fragen beantworten: Welches Gefühl setzen sie ein? Warum erklären sie die Liebe nicht? Wohin werden sie morgen gehen? Welche Ziele haben sie noch nicht aufgegeben? Ich habe Angst vor der Wirklichkeit, vor der monströsen Gestalt der Ideenlosigkeit. Die Henker versammeln sich unter den Buchen im Park und singen meine Kinderlieder. Ich summe mit und bleibe Opfer meiner

Erinnerung, zerstörtes Spielzeugland am Ende der Straße. Kommen sie! Schauen und staunen sie! Ein Mensch ohne Tadel, eine Missgeburt. Eine Erfindung der Götter, am Pokertisch drei Etagen unter uns. Machen sie ihren Einsatz. Ich habe Angst vor der Selbstfindung, vor der Resignation meines Daseins. Ich erfinde mir eine Überdosis Glück und warte auf den Tod. Doch meine Sensoren spüren immer noch

dieses Restgefühl an Willenlosigkeit und ich gebe mich weiter dem Leben hin.

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Hörbuch

Über den Autor

Lyders
Nach längerer Zeit bin ich wieder hier.
Das Leben ist ein Arschloch?
Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für
Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen.
Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah
den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.

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Schirin Stark! stell ich in mein Favoregal!
Schiri
Vor langer Zeit - Antworten
Fabiana Zweifel am Ich, am Sinn ... am Sein? Die inneren Ängste und Zweifel, als nun gelüftetes "Geheimnis".
Es ist wieder und wieder erkennbar, Lyders, dass jene, welche stark wirken, das sensibelste "Innenleben" haben. Zur Ruhe kommen? Gang ganz am Ende ... vielleicht. Wenn wir begreifen, das ALLES, was mal war ... im Grunde bedeutungslos ist.
Toller Text ... ein Danke dafür.

Mir gefällt dein Stil, er ist klar, verständlich, nachvollziehbar. Nicht "verschwurbelt", Emotionen und Gedanken ohne Effekthascherei.

LG Fabiana
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Du durchquerst Nebenstraßen ... aber wir kommen alle nicht umhin, auch diese hin und wieder durchschreiten zu müssen. Mir gefällt Dein Text!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Danke für Deinen Kommentar.
meine Lyrik streift GERADE die Hinterhöfe und Randgebiete.
Hier leben die Menschen, die mich interessieren.
In jedem meiner Texte geht es um DIESE Menschen.
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Bin beeindruckt!
LgF
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Danke...ich hoffe auch andere Texte von mir konnten gefallen

Michael
Vor langer Zeit - Antworten
roxanneworks 
Für mich stellen Deine bizarren Bilder - vielleicht weil sie so eng an der Wirklichkeit leben - eine Herausforderung dar...
nicht zuletzt wegen der klaren Sprache!

Liebe Grüße
roxanne
PS: Manchmal bin ich an Bukowski erinnert ....... gut so! ;-))
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Ist es wirklich bizarr wenn man das Leben auf seine Essenz reduziert?
Ich denke, immer wenn man den Weg von Liebe-Herz-Schmerz-Lyrik verlässt, fallen Gedichte auf. Es ist der Mensch an sich, der mir den Stoff serviert.
Der Vergleich zu Bukowski ist schön, aber ich bin nicht größenwahnsinnig. ER war ein Genie, ich bin ein kleiner Schreiberling, der eine kleine Fangemeinde un ein paar Bücher geschrieben hat. Das ist fast nichts.

Lieben Dank für deinen Kommentar

Michael
Vor langer Zeit - Antworten
FrozenScorpion Erinnert mich sehr an ein Lied, welches ich mal gehört habe, wo es ebenfalls um Angst und ihre Gründe ging. Es fing auch sehr oft mit den Worten "Ich habe Angst..." an.
Genauso schön wie deine anderen Gedichte.
Lg.
Frozen*Scorpion
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Du findest meine Gedichte schön ? :-)
Da bist du einer der Wenigen
Vor langer Zeit - Antworten
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