Hase und Wolf ! ( Freundschaft bis zur Schneeschmelze ! )
Der Winter stand vor den Toren des Waldes . Die immer kälter werdenden Tage deuteten darauf hin , das es nicht mehr lange dauert , bis er eintreten würde .
Der Wolf war deshalb mit Nachdruck damit beschäftigt , seinen Wintervorrat an Feuerholz aufzubessern .
Vertieft in diese Arbeit , hörte er schon von weitem eine aufgeregte Stimme .
Ein wenig später stand dann sein entfernter Nachbar , der Hase , nach Luft ringend vor ihm .
„ Lieber Herr Wolf . Mein Haus ist
eingestürzt „ , begann er noch immer ganz außer Atem zu erzählen . „ Ich bin zu schwach , es ganz allein wieder aufzubauen . Herr Igel und Herr Fuchs fühlen sich nicht gut , gaben mir aber den freundlichen Rat , Sie Herr Wolf um Hilfe zu bitten .
Sie haben trotz der schlechten Nachrede ein gutes Herz und seien das stärkste Tier weit und breit . Bitte Herr Wolf . Könnten Sie mir wohl helfen ? „
Schon oft hat der Hase den Wolf um Hilfe gebeten . Er war ein liebes Tier . Immer freundlich und zuvorkommend . Warum sollte er ihm also nicht helfen ? Er , der Wolf , ist stark und wurde auch von jedem so behandelt und eigentlich
gefiel ihm diese Rolle sehr gut .
Er überlegte ein wenig und entschied dann , das er sein Holz auch später noch hacken konnte .
„ Einen kleinen Moment Herr Hase . Ich hole nur mein Werkzeug und dann können wir gehen .“
Der Hase freute sich sehr . Der Wolf hatte also wirklich ein gutes Herz .
Viele , sehr viele Tage bauten sie an seinem Häuschen . Es sollte auch größer werden als zuvor , denn Mutter Hase war guter Hoffnung und Frau Doktor Elster hatte ihnen 6 neue Familienmitglieder vorausgesagt .
Der Hase war wirklich sehr schwach . Also musste Herr Wolf für zwei arbeiten
.
Die Tage und Wochen vergingen und der Hase gewöhnte sich an die Rolle des Schwächeren .
Der Wolf hingegen war sich seiner starken Rolle bewusst . Wenn er jetzt nicht sein Bestes geben würde , dann hätte die Hasenfamilie einen harten Winter vor sich und er würde seinen Ruf als Freund mit den starken helfenden Händen verlieren . Ehre und Stolz trieben ihn also weiter .
Es wurde kälter im Wald . Die Zeit drängte .
Mutter Hase wurde immer rundlicher , Herr Hase immer glücklicher und das neue Haus immer größer .
Nur Herrn Wolf ging es immer schlechter . Seine Kräfte ließen nach . Er wollte aber nicht aufgeben .
Auch er müsste sich auf den Winter vorbereiten . Doch sein großes Herz und seine ihm zugeschriebene Rolle trieben ihn immer wieder dazu , seinen eigenen Anspruch auf einen warmen Winter hinten an zu stellen .
Der Winter indes war kurz davor den Wald vollends in seine kalten Arme zu nehmen .
Die ersten Schneeflocken bedeckten die Wipfel der Bäume mit einem freundlichen weißen Kleid .
Das Hasenhäuschen stand kurz vor seiner Vollendung . Ein paar kleine
Handgriffe noch hier und da und es war vollbracht .
Das freundliche weiße Winterkleid bedeckte inzwischen den gesamten Wald .
Um so größer war die Freude der Hasenfamilie , als der Wolf , inzwischen völlig entkräftet , verkündete , das Häuschen sei fertig . Es war auch keine Minute zu früh . Herr Wolf war schon auf dem Weg nach Hause , als ihm Großmutter Bär entgegen kam , die nun als Hebamme gebraucht wurde .
Er schleppte sich weiter nach Hause . Am Ende seiner Kräfte kam er dort an . Die schwer gewordene Schneedecke hatte sein Dach beschädigt und eines
seiner Fenster stellte sich als sehr undicht heraus .
Die klirrende Winterkälte hatte schon Besitz ergriffen von seiner Hütte .
Trotz seiner Schwäche behob er die Schäden am Fenster und seinem Dach und wollte beginnen zu heizen . Doch womit ? Der Hase hatte ihn ja gerade inmitten seiner Wintervorbereitung um Hilfe gebeten . Was also tun ? Er , der starke Wolf konnte sich doch nicht die Blöße geben und um Hilfe betteln .
Es würde schon irgendwie gehen .
Es wurde kälter und kälter und der Wolf immer verzweifelter .
Ehre , Stolz und er selbst waren schon halb erfroren , als ihm klar wurde , das
er ohne fremde Hilfe den Einzug des Frühlings nicht erleben würde . Aber es war zu spät . Aus eigener Kraft konnte er keine Hilfe mehr holen .
Der UHU , der zwei Baumreihen weiter wohnte , wunderte sich über den fehlenden Rauch aus dem Schornstein des Wolfes und schickte sich an nachzuschauen , was geschehen ist .
„ Hallo UHU , mein Freund „ , röchelte der Wolf . „ Ich bin so froh , Dich zu sehen . Ich habe kein Holz . Mir ist bitterkalt und ich habe großen Hunger .
Geh doch bitte zum Hasen und bitte ihn für mich um Hilfe . Er wird sicher bereit dazu sein .“
Der UHU tat wie ihm geheißen .
Er trat in die gut geheizte Hütte der Hasenfamilie und schilderte das Unglück des Wolfes .
Doch er traf auf taube Ohren .
„ Wie könnten wir dem Wolf wohl helfen ? Er ist so groß und stark und ist sicherlich nicht ernsthaft auf meine Hilfe angewiesen . Außerdem kann ich Frau und Kinder jetzt nicht allein lassen . Sag dem Wolf , so bald ich kann , werde ich zu ihm kommen und sehen , ob ich etwas für ihn tun kann . „
Der UHU eilte zurück zum Wolf und überbrachte ihm die traurige Botschaft .
Das wiederum erzürnte den Wolf sehr und die aufsteigende Wut bekämpfte sein Selbstmitleid . Sein Überlebenswille
und die Hilfe einiger Tiere des Waldes halfen ihm dabei , den Einzug des nächsten Frühlings doch noch zu erleben .
Herr und Frau Hase freuten sich über den Frühling . Gemeinsam suchten sie die Schäden am Haus , die der Winter hinterlassen hat .
Angesichts seiner angeborenen Einfältigkeit , die unter anderem auch kein Gewissen zuließ und fest von der Richtigkeit seines Vorhabens überzeugt , ging er zum Wolf und bat ihn um Hilfe .
Was denkt Ihr , wird der Wolf wohl tun ?
Was sollte er und vor allem , was würdet Ihr tun ?