Journalismus & Glosse
Warteraum 1 - Düfte und Worte

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"Warteraum 1 - Düfte und Worte"
Veröffentlicht am 18. Juni 2014, 4 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
© Umschlag Bildmaterial: andròmina - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Warteraum 1 - Düfte und Worte

Warteraum 1 - Düfte und Worte

Düfte und Worte

Heiß ist es im Sechsmannzimmer des Kran-kenhauses. Durch die Jalousien dringt hundsgemeiner Kinderlärm von der nahen Seebadestelle.


Dem Vertreter Vogtlands im Zimmer wurde nach einer Woche erstmals der Verband von der Hand genommen. Überrascht bemerkt er an ihr einen Geruch, der höchstens seinen Füßen zusteht. Nicht fassen kann er das und muß immer wieder riechen: „Naaa das giibts nett! Wullt ihr aa mal?“


Warum ich das nicht vergessen kann? Abgesehen von der Begeisterung des

Patienten?


Sofort nach Maueröffnung hatten DDR-Bürger ja viele Worte zu lernen, quasi eine neue Sprache. Realschule und Ersatzkasse, Wohn- und Weihnachtsgeld, Eigenbedarfs-kündigung, Frühbucherrabatt, Hausbank, Ehegattensplitting ... Besondere Streber beherrschten augenblicklich gar Hirn- und Zungenbrecher wie „An Weihnachten rechnet sich der Azubi schon nicht.“


Tja und Handkäse habe ich bis heute noch nicht nachgeschlagen ...


P.S.

Ach diese stereotypen Textbausteine: Ich

möchte schon wissen ... Wie heißt das nochmal ... der russische Angriffskrieg ... die ehemalige DDR ... der Generalsekretär der SED und Vorsitzende des blabla ... Wir optimieren soviel, warum sowas nicht kürzen, vereinfachen, bedenken; wir sparten Zeit, Druckerschwärze und Energie.


© 2014 Brubeckfan

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Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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baesta Jaja, wir waren lernbereit und haben tatsächlich viel lernen müssen, Weihnachtsgeld gab es aber auch schon in der DDR, nur die Weihnachtsfiguren wurden in Jahresendfiguren umbenannt. Hat sich aber niemand dran gehalten. Sprachvorschriften wurden zwar rausgebracht, aber es hat sich niemand dran gehalten. Nicht wie derzeit mit dieser erbärmlichen Gendersprche.Schön, dass Du es noch mal reingesetzt hast.
Talerchen muss ich wohl damals schon mal vergeben haben, denn die sind immer noch da.

Beste Grüße
Bärbel
Vor ein paar Monaten - Antworten
Brubeckfan Liebe Bärbel, herzlichen Dank für alles.
Ja sprühen Pseudo-Emanzen nicht immer ihr BioÖkoFrauenMüsli übern Tisch, wenn das Radio redet von "ein Falschfahrer"? Als führen Frauen nicht Auto und nicht falsch, nicht.

Und wir wußten z.B. ja, was mit "AntifaschuWa" gemeint war, die Nazis kamen nunmal im Westen flugs in Rang und Würden; doch "Grenze" oder "Mauer" waren doch populärer.

Sprache als Spiegel der Gesellschaft: Kennst Du "LTI", die detaillierten Tagebücher des Dresdner Professors Klemperer? Es war zwar eine extreme Diktatur der Nazis, aber das Prinzip gilt eben.

Machs gut,
und verwähl Dich nicht ;-)
Gerd
Vor ein paar Monaten - Antworten
HarryAltona Solch skurrile Wortschöpfungen gab es doch auch im verstorbenen Land der Bauern und Betrüger. "Jahresendgehölz." Oder so n Quatsch. Das war schon n massiver Angriff auf die Sinnhaftigkeit unserer gemeinsamen Muttersprache. Was nicht heißt das die Silbenvergewaltiger nicht auch hier ihr Unwesen treiben.
lg... harryaltona
Dieses Jahr - Antworten
Brubeckfan Jahresend... sprach sich also herum. Da wollten Extrabewußte alles ausriotten, das an Religion erinnerte. Jahresendfeier kannte ich in der Firna, ansonsten "Weihnacht" statt "Christ". "Geflügelte Jahresendfigur" gabs wohl auch mal. Laut Wikipedia ist aber nicht ganz sicher, was von diesen Konstrukten reiner Volksspott war.
Fest steht, die Sprache entwickelte sich in den beiden Nachbarstaaten eben verschieden. Z.B. wenn der Osten so viele russische Worte übernommen hätte wie der Westen englische, na BILD wäre doch doppelt so dick geworden.

Dankeschön, und entspannte Grüße!
Gerd
Dieses Jahr - Antworten
pekaberlin Alles muss doch Sinn machen, was keinen hat, Gerd!
Etwas Sinnvolles dagegen hat ja Sinn, braucht demzufolge keinen machen ... Du verstehst? Ehegattensplitting hat den sprachlichen Sinn einer Scheidung oder Witwenschaft (bestenfalls auch Kanibalengullasch), was aber steuerrechtlich keinen Sinn macht ... oder doch?
Und wenn dir der Kredithai sagt: Das rechnet sich! ... nimm den Luxus, nicht selbst rechnen zu müssen.
Gibt es nicht so einen Film und Bibelzitat "Denn sie wissen nicht was sie tun!" ? Könnten wir nicht ein Hörspiel machen "Denn sie wissen nicht was sie reden" ?
Liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Gute Anregung. Vielleicht ein Hörbuch ...
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Sehr schön aus dem Leben heraus!
Erinnert mich an ein Zwölfmannzimmer, wo ich als Praktikantin die erste Spritze setzen durfte ... Ich wollte dem netten, lustigen Müllkutscher ja nicht weh tun und prallte beim ersten zaghaften Versuch ab an seiner Hinterbacke ...
"Nu hau ma orntlich rinn, Meechen, meen A.... ist breit!"

Ja, die Neudeutsch-Wörter nach der "Wende" mussten erst mal verinnerlicht werden, war gar nicht so leicht ...
"Kindergeldempfangserlaubnis" oder so ähnlich
Mein jetziger Mann musste das unterschreiben für meinen Sohn aus erster Ehe. Da war ich fassungslos und hätte fast Alice Schwarzer angerufen in meiner Not...
Weiß natürlich nicht, ob sie damals schon mit einem Bein .....

Nachtgruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Herrlich, "meen A.... ist breit". Vermutlich hast Du noch endlos viele Episoden und Schnurrpfeifen aus dem Gebiet auf Lager.
Vor langer Zeit - Antworten
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