Monaghan der Monarchfalter
( Die Reise eines Schmetterlings )
von
Simon Käßheimer
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Es war der Morgen des 12. März 1998 als Monaghan der Monarchfalter am Blatt einer Seidenpflanze im Tal Kanadas das Licht der Welt erblickte und aus seinem Cocon schlüpfte. Er breitete langsam und vorsichtig seine gefalteten Flügel aus und spannte die Schwingen so dass sie fest und flugbereit wurden. Zuerst schaute er sich in dieser seiner für ihn neuen Welt um und dann bekam er auch schon unweigerlich Hunger. Er konnte die Blätter der Seidenpflanze die bis zu seinem verpuppen seine Nahrung waren nicht mehr kauen und so musste er nun
schließlich mit seinem neuen Rüssel auf Nahrungssuche gehen. Erst sehr zaghaft, dann schon besser, sprang er auf dem Blatt aufwärts und nach einigen Versuchen erhob er sich sachte mit den Flügeln schlagend in die Luft.
Gleich war es nicht so gewesen und doch jetzt ging das mit dem Fliegen schon sehr gut.
Er flog durch den Wald aus Seidenpflanzen und dann höher in die Baumwipfel hinauf.
Als nächstes durchflog er die Kronen von ihnen und fand sich frei von Geäst auf Luftleerem Ort wieder. Er folgte einem warmen Luftstrom der ihn erfasste und flog dann über das Geäst des
Waldes um letztlich tiefer zu segeln um im Tal auf einer glockenartigen Blüte halt zu machen. Er tauchte seinen Rüssel tief in deren Kelch und sog am Nektar darin bis er sich stark, wach und kräftig fühlte.
Der Kelch gab einiges an Nahrung her nur war es mit dem Nektar dieser Blüte nicht genug. Monaghan flog weiter und leerte noch einige andere weiße und rosane Blütenkelche in welche sein Saugrüssel ebenso zu passen schien. Stark und satt setze er sich daraufhin auf eine weiße Margaritenblüte und überlegte was er von nun an tun könnte. Wie lang sein Leben dauerte wusste er nicht, doch instinktiv zog es ihn nach
Süden - er hätte gern mal den Süden gesehen obwohl er grade erst im Norden geschlüpft war. Seine Mutter hatte ihn mit einer Geschichte über das schöne warme Mexiko auf dem Blatt abgelegt und ihn dann verlassen um ihren tragischen aber natürlichen Tod zu finden. Letzteres wusste er natürlich nicht, aber die Geschichte über das im Süden gelegene warme Mexiko war in seiner Seele hängen geblieben. Monaghan dachte voller Zuneigung und etwas Trauer an seine Mutter zurück; doch dann lies er den Gedanken fallen - bließ seine Muskulatur auf und straffte seine Flügel nochmals; dann flog er los. Direkt nach Süden. Woher er wusste wo
Süden war fragst du? Er wusste es nicht und doch machte er es einfach. Er flog höher und höher um einem Luftstrom nahe zu kommen. Er erreichte ihn. ,,Geschafft", sagte er sich und flog sachte weiter und weiter.
Meter um Meter kam er voran - aus Metern wurden Kilometer und letztlich ohne es zu ahnen hatte er auf seinem Flug schon achtzig Kilometer zurückgelegt. Nach vielen Tagesstunden fand er sich müde und erschöpft in einem Windstoß wieder und landete auf einem Farmzaun der ihm für die Nacht richtig erschien. Er landete und schlief sofort
ein.
Am nächsten Tag startete er wieder zur Nahrungssuche und fand auch bald ein paar passende Blüten nahe eines Strauches. Nach diesem Verzehrritual ,das er Tage darauf wieder und wieder anderorts wiederholen sollte um es sich letztlich anzugewöhnen, flog er und flog er. Süden war seine Richtung - Mexiko sein Ziel. Starker Regen machte ihm und seinem Flug oftmals sehr zu schaffen und mancher Teich und See bot große Gefahr für ihn bei der Überquerung die er oft nur mit Glück schaffte. Er landete selten nur und wenn war es stets ein gewisses Risiko hier auf dem Boden.
Letztlich wusste er dies aber erst mit dem Erlebnis des Folgetages.
Er war wieder über achzig Kilometer an diesem Tag im warmen Wind des Südens geflogen als er zur Landung ansetzte und sich plötzlich in etwas langem weißen wiederfand. Es klebte und wollte seinen rechten hinteren Fuß nicht frei geben. Da kam ein anderes für ihn hässliches Insekt mit vielen Augen auf ihn zu und grüßte hämisch lächelnd: ,,Du bist ein Hübscher."
,,Ich bin Monaghan", sagte Monaghan ängstlich kämpfend.
Er strampelte und kam los, erhob sich aus dem Netz, es war ein Spinnennetz
gewesen an dem er geklbt hatte, und letztlich war es nur ein Wimpernschlag der ihn wohl vom Tod durch die Spinne bewahrte oder davor bewahrt hatte.
Die Spinne flüchtete und verfluchte ihn: ,,Komm her - du warst mein Opfer und Fressen für heute", rief sie ihm nach. Monaghan hörte ihre Worte im Wegfliegen. Er atmete tief und erleichtert auf. Dennoch schwor er sich von nun ab vorsichtiger zu landen.
So flog er viele Wochen umher, fand gelegentlich auch einen anderen Falter unterwegs auf einer Blüte und unterhielt sich, wenn möglich, mit ihm oder ihr. So auch mit Berelius einem anderen
Monarchfalter seiner Art. Er traf ihn auf einem Sonnenblumenfeld das ihm für die Landung ungefährlich schien. Berelius war schon weit herum gekommen und hatte auch schon einiges durch Fressfeinde erlebt - man konnte es an seinen rampunierten Flügeln erkennen. Vögel hatten ihn schon angegangen und immer wieder hatte ihn der Platzregen erwischt, er konnte sogar vom Sturz in einen Fluss und dem Kampf mit einer Kröte in einem Sumpf erzählen.
Dennoch, er wollte nach Norden - nach Kanada.
Doch nun das wirklich bemerkenswerte für Monagahan; er kam aus Mexiko. Schön war es dort anscheinend wie er
schilderte und doch war er selbst die zweite Generation nach seinem Vater die von dort aufgebrochen war. ,,So weit war Mexiko also weg", dachte Monaghan. Er war erst enttäuscht sein Ziel wohl in diesem Leben nicht mehr erreichen zu können und doch er setzte es fort dort hinzufliegen. Berelius erzählte ihm das in Mexiko die Monarchfalter auf einer langen Reise nach Norden überwintern und noch mehr als heilig oder Boten Gottes oder seiner Seelen angesehen wurden. Das gab Monaghan wieder den Mut zu seinem Flug ins ferne Mexiko, zumindest wollte er weiter fliegen nach Süden. Sollte er es schaffen so zumindest einer seiner
Nachkommen - so dachte er nun. Außerdem hatte er nun das Gefühl nicht mehr allein auf der Reise zu sein und sah auch aus diesem Grund weiter einen Sinn darin.
Nachkommen; darüber dachte er beim Weiterflug und nach seinem Zusammentreffen mit Berelius oft nach wenn er so allein vor sich hin flog. Berelius war ein Monarchfalter wie er gewesen und so sollte es doch auch weibliche Falter auf seinem Weg und in dieser Welt geben.
Es ging nicht lange da Monaghan darüber nachgedacht hatte, als ihm ein weiblicher Falter seiner Art voraus flog.
Er hängte sich in ihren Windschatten und nach einigen ausgenutzten Strömungen landete er neben ihr auf einer Blüte. Sie suchte Nektar und war etwas blass.
,,Warte ich helfe dir", sagte er zu ihr und bog einen Kelchrand galant etwas zur Seite. ,,Ohh danke", sagte sie undhängte ihren Saugrüssel in den Nektar um kurz darauf wieder Farbe zu gewinnen.
Monaghan fiel erst dann auf wie schön sie eigentlich war und sachte flog er ihr von Blüte zu Blüte nach die sie besuchte. Nach einigen Blüten stellte sie sich ihm vor.
,,Hallo du - ich bin Minoa". Monaghan
lief orangerot an und Minoa gefiel das sehr. Für Monaghan war es zwar eher peinlich aber letztendlich kamen sie ins Gespräch mit einander. Sie stellten fest das sie ein Reisewunsch nach Süden verband und mehr. Monaghan war sehr angetan von Minoa und ihrer netten ehrlichen Art und letztlich fanden sie sich auf dem Blatt eines Baumes wieder um sich zu paaren und nie wieder zu vergessen.
Der traurige Teil der Geschichte kommt nun.
Monaghan starb kurz darauf seinen natürlichen Tod. Minoa aber lebte noch eine Weile weiter bis sie die Eier
abgelegt hatte für die sie Monaghan wohl getroffen hatte.
Sie erzählte ihnen von ihm beim ablegen und vom Wunsch ihres Vaters einmal nach Mexiko zu kommen um dort sein Glück zu finden. So geht die Geschichte von Monaghan zu Ende und eine neue Reise beginnt und begann von neuem.
Ich würde sagen dem war so, denn letztlich kommen jährlich noch tausende von Faltern in Mexiko an. Wenn sich aber auch dieser Monarchfalter nicht nach Mexiko begab oder letztlich wieder nach Kanada, dann sicher einer seiner Brüder und Schwestern, und so tun sie es schon seit Jahrhunderten die es die Monarchfalter Nordamerikas wohl schon
gibt. In Mexiko werden sie geliebt und in Kanada ebenso. Ihr Wunder und das Wunder ihrer und Monaghans Reise überdauert und das finde ich, und nicht nur ich, dauerhaft bemerkenswert.
Ich hoffe diese kurze kleine Schmetterlingsgeschichte aus Monaghans Leben gefällt euch / dir und das Wunder das sein Leben bereithält und hielt wird zu einem Teil von eurem / deinem.
Simon Käßheimer