Der Schein Trügt
Neulich, an einem Freitag, war ich wieder in einer Siedlung im tiefsten Ruhrgebiet unterwegs. Eine Frau erzählte mir, die Nachbarn nebenan sind schon seit Wochen weg. Ich wusste, wir haben für übernächste Wochen einen Zwangsräumungstermin bei denen. Nun stank es aber aus der Wohnung bestialisch und an der Tür krabbelten kleine Tierchen rein und raus. Ich bestellte den Schlüsseldienst und den Hausmeister, um die Wohnung zu öffnen. In der Wohnung sah es aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen wäre. Schmutzige Wäsche war in der ganzen Wohnung verteilt, Möbel
umgeschmissen, ungespültes Geschirr in der Badewanne und in der Spüle. Der Schimmel wuchs aus einer Teekanne und war schon fingerdick. Die Toilette war schon seit Wochen nicht mehr gespült, aber benutzt worden und total ausgetrocknet. Daher der Gestank. Die Balkontür hatte der Mieter nur angelehnt, und da es eine Erdgeschosswohnung war, konnte man darüber bequem herein und heraus. Wir verschlossen die Türen und verließen die Wohnung, nicht ohne ein großes Schild an die Tür zu hängen, dass der Hausmeister den Schlüssel hat. Der Mieter könne ihn da abholen. Sonntag Nachmittag erreicht mich der Anruf
eines total genervten Hausmeisters. „Diese Frau ruft mich ständig an und droht mir mit Anwalt und Polizei, sowie mit Prügel von ihren Brüdern, weil sie nicht in Ihre Wohnung kann“! „Aber sie sollten Ihr doch den Schlüssel geben?“ sagte ich. „Ja, aber die ruft an und keift ohne Luft zu holen so, dass ich Ihr das nicht sagen kann.“ „Zeigt der Anrufer seine Nummer an?“ „Ja, die ist übermittelt.“ „ Dann sende ich Ihr jetzt eine SMS und wenn sie kommt, schmeißen Sie den Schlüssel aus dem Fenster!“ Gesagt getan und der Schlüssel landete bei der Frau. Am nächsten Tag, ich bin gerade in der Nähe unterwegs, bekomme ich einen Anruf von der
Polizei. „Sind Sie der Mann von der Hausverwaltung, der diese Frau ausgesperrt hat?“ ranzt mich eine unfreundliche Stimme durchs Telefon an und gibt sich als Polizeibeamter zu erkennen. „Ja, wir haben am Freitag dort eine Notöffnung vorgenommen“. „Die Bewohnerin steht hier in der Wache vor mir und erstattet soeben Strafanzeige gegen Sie und den Hausmeister, sie haben aus der Wohnung eintausend Euro entwendet! Was haben Sie dazu zu sagen?“ „Am Telefon gar nichts. Ich bin ganz in Ihrer Nähe und kann in drei Minuten bei Ihnen sein, wenn sie dann noch da ist“. „Dafür werde ich schon sorgen“ sagte der Polizist. Ich also
sofort hin zur Polizeiwache und dort steht sie tatsächlich. Kinderwagen mit Baby an der Seite, Gesicht tränenverschmiert und Mitleid erregend. Wenn ich nicht schon zweimal dazwischen gegangen wäre, als sie ihre Kinder nicht nett behandelte, (das Jugendamt wurde von mir eingeschaltet), und einige Nachbarn mir nicht schriftlich mitgeteilt hätten, dass sie Ihren Mann krankenhausreif geschlagen hat, diese Frau hätte mir wirklich leid getan. So schauten mich vier Polizisten und zwei Polizistinnen sehr böse an. Mir juckten schon die Handgelenke. Ich begrüßte sie ganz freundlich mit den Worten. „Das tut mir echt leid, dass wir
uns unter solchen Umständen wiedersehen! Ich glaube Sie haben Recht, dass mit dem Tausend-Euro-Schein, das war wohl ich" sprach ich mit reumütiger Stimme. "Als ich in Ihrer Wohnung war, habe ich mich vorgebeugt und, wie sie wissen, habe ich ja immer viel Bargeld, an Kautionen usw. in meiner Tasche“. „Ja, das weiß ich, wir hatten ja damals auch kein Konto und haben Ihnen das Geld bar gegeben.“ wirft sie ein. „Ja, und da lag dann dieser Eintausend-Euro-Schein vor mir und ich habe Ihn eingesteckt. Dann gehört der Eintausend-Euro-Schein also Ihnen“? "Ja natürlich, ich hatte den Schein da im Wohnzimmer liegen!“ „Herr Polizist, sie
haben alles mitgeschrieben?“ „Ja natürlich!“ sagte der Polizist mit hochrotem Kopf. Die Kollegen im Hintergrund waren ganz still. Manche starrten aus dem Fenster. Spannung lag in der Luft. Ich merkte wie ich langsam aber sicher die Kontrolle verlor, so sagte ich schnell: „Könnten wir beide das dann jetzt das Protokoll unterschreiben, damit die Frau auch bekommt, was Ihr zusteht?“ Der Polizist schob mir das Formular zu auf dem genau stand, was wir besprochen hatten. „Frau will `Eintausend-Euro-Schein´ zurück usw.“ Ich unterschreibe und schiebe Ihr das Formular zu. Alle im Raum halten die Luft an. Sie unterschreibt auch, mit
glänzenden Augen,und sagt „ Wo ist den jetzt mein Schein?“ „Er ist genau da wo er schon immer war!“ sagte der Polizist und schallendes Gelächter setzte ein.
Wo war der Schein?
Wer es noch nicht weiss,
bitte Umblättern!
Es gibt keine
Eintausend-Euro-Scheine!