Wale
I.
Zwanzig schwangere Blauwale
strandeten vor Düsseldorf.
Der Rhein war einfach nicht geeignet
für Naturschauspiele.
Werner wusste das und entließ
seine Mitarbeiter zum Jahresende.
Den Zusammenhang chiffrierte er
und verbrannte seine Gedanken
in der Kirche seines Vertrauens.
Nach der Predigt ist immer
auch vor der
Predigt.
II.
Ursula verband ihren
zertrümmerten Unterarm
und las das Apothekenblatt.
Nichts für schwache Nerven,
die ganzen tödlichen Viren,
die sich aus Zentralasien
in ihrer Straße niederließen.
Viren mit Migrationshintergrund.
Ein soziales Dilemma.
Anträge auf Eingliederung
und ständige neue Rechtsprechung.
Eine Aussicht, wie ein Blick
in den Arsch der
Toleranz.
III.
Ludger empfand tiefe Zuneigung
für Annemarie.
Letztendlich hinderte ihn nur
sein Koma daran, um sie zu werben.
Man wusste nicht wer oder was
das Koma auslöste.
Aber man sah auch keinen Handlungsbedarf.
Komatös ist besser als nebulös.
Mit etwas Glück würde er
noch zwanzig Jahre
leben.
Mit etwas Pech auch.
Werner buhlte um Annemarie.
Er hatte die Zeit.
IV.
Nicht alle Kreise schließen sich,
nur weil sie vortäuschen rund zu sein.
Quadratisch muss nicht praktisch sein.
In Münster wurden keine neuen Studienfächer
angeboten.
In den Laboratorien erfanden
Wissenschaftler ein Gen,
das die Wirtschaftlichkeit
angemessener Medikamention
widerlegen
konnte.
Ursula wusste das bereits.
Es war ihr egal.