~18~
Als Kerian ausstieg, wollte ich ebenfalls die Autotür öffnen, aber bevor ich auch nur den Arm heben konnte, stand er schon auf meiner Seite und hielt sie mir auf. Schnell sah ich mich um, ob jemand gesehen hatte, wie schnell er sich bewegt hatte, aber meine Panik war überflüssig. Der Parkplatz war wie leer gefegt. War auch nicht weiter verwunderlich, die erste Stunde war schon so gut wie vorbei.
„Wer ist es denn? Kenn ich ihn? Oder sie?“ fragte ich. Die Neugierde war gar nicht zu überhören, aber Kerian antwortete nicht. Er sah allgemein sehr
abwesend aus. Ich zwickte ihn leicht in den Arm und er zuckte zusammen. Dann sah er mich an.
„Entschuldige. Ich habe grade nur nach James gesucht.“ Ich zog die Augenbrauen zusammen. Wie gesucht? Nach seinem Auto vielleicht?
„Nein, Dämonen spüren wenn ein anderer in der Nähe ist, wenn sie sich konzentrieren. Und sie können feststellen wie mächtig er ist.“
„Wieso mächtig? Was können Dämonen denn noch so alles?“ Wenn jetzt so was wie Gedankenmanipulation kam, würde ich hier und jetzt durchdrehen.
„Man könnte höchsten Gedanken manipulieren wenn man verdammt alt ist
und auch dann ist es sehr selten.“ So wie er das sagte hörte sich das an, als wüsste er was er da redete. Er hatte wohl wieder meine Gedanken belauscht, denn er zog die Mundwinkel nach unten und bestätigte meinen Verdacht.
„Wie alt bist du?“ Ich musste es einfach wissen, auch wenn ich glaubte, das ich die Wahrheit eh nicht glauben würde.
„Ich bin seid fünfhundert Jahren Körperlos.“ Ich musste schlucken. Fünfhundert Jahre! Ich konnte mir nicht vorstellen was es für eine Qual sein musste fünfhundert Jahre alleine zu sein, von niemanden wahrgenommen zu werden. Das musste schrecklich sein. Dann fiel mir etwas
auf.
„Du hast gesagt du bist so lange Körperlos. Wie lange hast du denn schon davor gelebt?“ Verdammt, er wollte doch das ich vertraute und er sagte mir immer nur die halbe Wahrheit. Kerian stöhnte genervt auf.
„Okay, nachher kannst du mich alles Fragen was du willst, aber lass mich mich jetzt konzentrieren, okay? Ich bin genau 814 Jahre alt, zufrieden?“ Es fiel mir schwer den Mund wieder zu schließen. Und ich konnte es kaum glauben. Mein Körper wollte es einfach nicht glauben, widerstrebte sich total dagegen. Aber ich hatte schon zu viel gesehen, um jetzt dem Unglaube zu
verfallen.
Kerian zog mich durch die Flure der Schule, in Richtung Cafeteria. Die musste aber um diese Zeit noch abgeschlossen sein. Dachte ich zumindest. Jemand musste sie aufgeschlossen haben. Und ich war mir eigentlich ziemlich sicher das dieser jemand es nicht freiwillig gemacht hatte. Kerian verdrehte die Augen und öffnete die Tür. Niemand da.
„Wir müssen noch warten. Sie ist noch im Unterricht. In..“ Er schaute kurz auf sein Handy. „fünf Minuten ist Pause. Dann kommt sie her. Komm wie setzten uns einfach hin.“ Er ließ sich auf einem Stuhl nieder und fing an, an seinem
Handy herumzutippen. Ich runzelte die Stirn und sah in Forschend an. Das sah so normal aus. Wie jemand normales halt und nicht wie ein über achthundert Jahre alter Dämon. Woher wusste er eigentlich wie ein Handy funktioniert? Kerian hob den Blick und zog eine Augenbraue hoch.
„Ich habs gesehen? Und ich war der Erfindung des Handy dabei, Schätzchen.“ Oh. Stimmt, daran hatte ich gar nicht gedacht. Dann öffnete sich die Tür und ich ließ frustriert die Schultern hängen. Das durfte doch nicht war sein. Bestimmt war das ein Fehler und sie war nur zufällig da. Das musst es sein. Leider machte Kerian meine
Hoffnung zunichte als er sagte. „ Schön dich zu sehen, Leo.“
~19~
„Leonie.“ seufzte ich. Toll, das Leben von Jack hing von der Klatschtante ab.
„Seltsamerweise überraschst du mich
mal.“ Leonie sah mich mit ihren Zimtfarbenen Augen finster an.
„Du weißt jetzt was ich bin, also sei lieber nett, sonst Verwandel ich dich in eine Kröte und..“
„Leo.“ ging Kerian warnend dazwischen. Leonie schloss den Mund und schüttelte den Kopf, wobei ihre kurzen braunen Haare in alle Richtungen zeigten.
„Sag mal unterhaltet ihr euch über Gedanken? Kann sie auch Gedanken
lesen?“ Oh Gott, bitte nicht. Wenn ich nur daran dachte, was ich alles über sie gedacht hatte, spürte ich schon wie ich rot wurde.
„Nur wenn der andere es zulässt, entweder bewusst ober unbewusst. Und nein, sie hat deine Gedanken nicht gelesen. Die sind für Hexen unerreichbar. Selbst wenn du dich öffnest kann sie es nicht, und nein ich weiß nicht warum.“ Das alles kam mir so unnormal vor. Manchmal dachte ich einfach ich würde jeden Moment aufwachen. So wie jetzt.
„Ach, das ist nichts besonderes. Hexen können manche Gedanken einfach nicht lesen. Meistens bei Leuten die total stur
sind.“ Bei diesen Worten warf sie mir einen abschätzenden Blick zu, aber ich ignorierte sie.
„Also ihr wollt meine Hilfe um den Dämon aus Jacks Körper zu bekommen. Ich muss schon sagen das er mich überrascht hat, mit seiner Lookänderung. Normalerweise wollen Dämonen mit aller Kraft unbemerkt bleiben. Unsere Englischlehrerin hat ihn sogar gefragt ob er neu in der Klasse ist. Auch wenn ich sagen muss das er echt gut aussieht.“ Kerian verdrehte die Augen.
„Und, Melodie, ich würd morgen echt nett zu Lucy sein.“ sagte Leonie mit einen fiesen Grinsen in meine Richtung.
Ich runzelte die Stirn.
„Wieso?“ Leonie Lächelte mich schief an.
„Sie hat mit bekommen wie Kerian, der aussieht wie Aleks, in den sie verknallt ist, dich in seinem Auto mitgenommen hat. Und heute seid ihr beide offiziell nicht in der Schule. Nicht schwer sich auszumalen, was sie denkt, weil sie die Wahrheit nicht kennt.“ Ich seufzte genervt und ließ den Kopf in den Nacken fallen.
„Sie denkt ich wäre mit Aleks zusammen. Natoll.“ Kerian lachte.
„Das wird ja witzig morgen. James will dich umbringen, deine beste Freundin will dich umbringen.
Läuft bei dir, Schätzchen.“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Er versuchte das Grinsen zu verbergen, aber seine Mundwinkel zuckten immer noch.
„Ich find das gar nicht witzig. Ich habe an dieser Schule nur zwei gute Freunde gehabt. Der eine will mich töten und die andere ist sauer auf mich. Was soll ich denn jetzt machen? Ich..hab, wenn Lucy nicht mehr mit mir befreundet sein will, habe ich nur noch meine Mum. Und wenn ich Glück habe bekomme ich vielleicht Jack wieder. Das wars.“ Denn letzten Satz hatte ich nur noch schnell hervorgestoßen. Erst jetzt wurde mir klar wie viel mir die Freundschaft von
Jack und Lucy bedeutete. Wir üblich, wurde einem erst klar was man hatte, wenn man es verlor. Kerian legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Du bist nicht alleine. Ich werde dir helfen. Und Aleks ist Tod, das heißt ich kann diesen Körper behalten. Ich lass nicht zu das James dir was tut, versprochen.“ Während er das sagte, sah er kurz zu Leonie. Es war fast als tauschten die beiden einen traurigen Blick. Sie wussten etwas, was ich nicht wusste. Noch mehr Geheimnisse.
„Was verschweigt ihr mir jetzt schon wieder?“ Kerian presste die Lippen zusammen und Leonie seufzte.
„Naja. Ich hatte eine Zukunftsvision. Von
dir. Als wir uns vor drei Jahren das erste Mal sahen.“ Ich sah die verständnislos an. „Ja und?“
Leonie blickte zu Kerian.
„In der wurdest du von einem Dämon getötet. Und es war nicht James.“