Fantasy & Horror
Chronicles of Termia - Band 1 - Kapitel 11-15

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"Chronicles of Termia - Band 1 - Kapitel 11-15"
Veröffentlicht am 11. Juni 2014, 220 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;) Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern ...
Chronicles of Termia - Band 1 - Kapitel 11-15

Chronicles of Termia - Band 1 - Kapitel 11-15

Der Preis, den wir zahlen

Dorf Faron - 2. Ära – 1576. Dekade – 3. Monat – 17. Zyklus - 11. Stunde Leichter Regen ergoss sich über seinem Kopf während Elias ein wenig Gedankenverloren im Gras saß und seiner Mutter dabei zusah, wie diese sich angeregt mit Harvin unterhielt. Freia saß neben ihm. Ihr Haar war vom Regen durchnässt, sowie Teile ihrer Kleidung, aber dies schien ihr nicht wirklich etwas auszumachen. Im Moment schien sie ein wenig im Gedanken versunken. „Hey Mückie? Willst du heute nur Löcher

in die Luft starren? Du bist schon den ganzen Morgen so ruhig. Warst wahrscheinlich wieder die halbe Nacht auf.“ Sie schüttelte den Kopf und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ach was. Ich hab nachgedacht, wegen gestern Abend. Was hältst du von dieser Jelena? Ich meine, wir haben sie ja vorher nie wirklich gesehen und gestern das erste Mal mit ihr gesprochen.“ Der Knabe zupfte ein paar Grashalme aus dem Boden. „Und?“ „Naja, hab mich nur gefragt ob du dich in sie verknallt hast.“ Perlpex starrte Elias seine beste Freundin

an. „Wie bitte?“ Wie kam sie denn jetzt wieder darauf? Er seufzte und schüttelte den Kopf. Manchmal war Freia wirklich komisch. Vor allem dass sie immer auf solche Gedanken kam. Warum fragte sie so etwas? „Ich meine, du bist ihr nachgelaufen und hast gar nicht mehr aufgehört sie anzuglotzen. Ist schon n bisschen komisch oder? Du kannst mit mir darüber reden. Wir sind beste Freunde oder? Kannst also ruhig damit rausrücken wenn du dich in die Tochter des Bürgermeister verknallt hast.“ Jetzt ging sie wirklich ein wenig zu

weit. „Du hast n Knall Mückie.“ „Nur einen ganz kleinen, aber ich bin auch nicht blind weißt du? Außerdem darf ich dich nur mal wiederholen: 'Ich freu mich ja so dass wir uns begegnet sind, bla bla bla“, äffte sie ihn nach und grinste dabei feixend. Der Junge legte den Kopf schief. „So hab ich das gar nicht gesagt und außerdem hab ich das nur so gemeint. Überhaupt, was hast du denn jetzt auf einmal damit? Bis du eifersüchtig?“ Sie schnaubte und schloss die Augen. „Pfft. Blödsinn. Ich hab nur angemerkt dass es schon ein bisschen komisch war. Hast ja zwischendurch gar nicht

mehr aufgehört die anzuglotzen.“ Protestierend verschränkte der 14-Jährige die Arme vor der Brust. „Ich hab ihr zugehört. Man Mückie was soll der Unsinn denn?“ Das würde ihn zu gerne interessieren. Sie war sonst nicht so und auf einmal verhielt sie sich wie ein kleines Kind und das nur weil er sich ein wenig mit Jelena unterhalten hatte. Man. Mädchen waren echt komisch. Wenn man dachte dass man sie verstanden hätte, dann kamen sie wieder mit irgendeinem anderen Unsinn um die Ecke. Da sollte mal einer draus schlau werden. Besonders Freia war eine Kandidatin für

sich. „Das ist kein Unsinn. Ich meine sie sieht doch hübsch aus oder? Findest du sie hübscher als mich?“ „Mückie...“ Und damit begann sie ihn auszulachen, so dass er sich nur noch veräppelter vorkam. Ein wenig wütend war er schon, dass sie sich jetzt so über ihn lustig machte, aber das war eben Freia. Ließ sich eben nicht ändern. „Ich verkohl dich doch nur ein bisschen. Lass mir doch auch mal meinen Spaß Tapsie. Ich fands ja auch ganz nett. Ich finde es nur traurig dass man gar nicht weiß wann wir sie überhaupt wiedersehen, oder ob wir sie

wiedersehen. Ich meine, immerhin scheint ihr Vater das von gestern nicht mitgekriegt zu haben. Das ist ja schon mal was gutes, aber trotzdem. Ständig immer nur eingesperrt zu sein. Das macht einen auf Dauer doch bekloppt.“ Elias zuckte mit den Schultern. „Stimmt schon. Das ist sicher nicht leicht. Ich mein guck mal: Ihr Vater erzählt ihr nur ständig wie schlecht wir sind und sperrt sie in ihrem Zimmer ein wie eine Gefangene im Gefängnis und wenn sie sich raus schleicht dann wird sie von ihm oder diesem blöden Boros verprügelt. Das ist einfach unfair Mückie.“ Sie

nickte. „Natürlich ist es das und eben deshalb frag ich mich ja ob wir sie überhaupt mal wiedersehen, oder ob das nur ne einmalige Sache war. Würde mich ja nicht wundern. Ich mein, sieh es mal so: Wie würdest du dich fühlen wenn ich auf einmal nicht mehr da wäre Tapsie? Wenn ich von jetzt auf gleich weg wäre und du mich nie wieder siehst.“ Mit so einer Frage hatte er nicht gerechnet und wenn er ehrlich war dann wusste er überhaupt nicht, was er darauf antworten sollte. Allein bei dem Gedanken machte sich ein seltsames Gefühl in seiner Brust breit. Sein ganzes

Leben lang war Freia immer da gewesen. Morgens wenn er aufstand und abends bevor er zu Bett ging. Da war kein Tag an dem sie nicht irgendwie in seinem Ablauf auftauchte. „Ich weiß nicht. Mückie das ist eine komische Frage.“ „Wieso?“ Fragend sah sie ihn an und legte die Hände in den Schoß. „Na weil sie einfach komisch ist. Ich könnte dich das genau so fragen. Was würdest Du denn machen wenn ich nicht mehr da wäre?“ „Na, mir einen neuen besten freund suchen.“ „Sehr

komisch.“ Sie lachte. Manchmal fragte er sich, ob sie ihn überhaupt ernst nahm, oder in ihm wirklich nur einen kleinen Jungen sah, mit dem sie jeden Tag spielte. Mal war sie so und dann tat sie wieder Sachen die er überhaupt nicht verstand. Unweigerlich musste er wieder an diese Situation im Wald denken als sie ihn geküsst hatte. Seitdem hatte keiner der Beiden ein Wort darüber verloren. Als wäre das gar nichts gewesen. Vielleicht war es für sie ja auch so, aber seitdem wusste er manchmal gar nicht mehr wie er sie ansprechen sollte. Sowas hatte sie noch nie zuvor getan und dann tat sie einfach so als wäre es nie passiert. Wie

gesagt: Aus Mädchen wurde er manchmal einfach nicht schlau. „Ich weiß nicht“, begann sie schließlich. Etwas undefinierbares war in ihren Ausdruck gewandert. So hatte er sie noch nie gesehen. Dann sah sie ihn an, mit einem Blick der jedes Eis hätte schmelzen können. Diese tiefen braunen Augen, in denen er sich schon sooft verloren hatte und ihn ansahen, während er einfach nur zurückblickte. „Ich weiß nicht Tapsie. Ich kann's dir nicht sagen. Ich mein: Du warst immer irgendwie da. Wenn ich an früher denke als ich noch kleiner war, dann warst du schon da. Du bist jeden Tag da, wenn ich morgens aus dem Haus gehe und die

Sonne aufgeht. Wenn du nicht mehr da wärst den ich morgens in den Arm nehmen kann....keine Ahnung. Das wär komisch.“ Gedankenverloren sah sie wieder zu Boden. Sie hatte Recht. Es wäre einfach komisch. Es gehörte eben einfach zu ihrem Leben dazu den jeweils anderen um sich zu wissen. Es war etwas selbstverständliches für ihn. Wie Atmen zum Beispiel. Er wusste was passierte, wenn Das auf einmal nicht mehr da wäre, aber was passieren würde wenn Freia nicht mehr da wäre – das konnte er gar nicht beschreiben. Es wäre nicht natürlich. „Naja. Hörn wir lieber auf mit dem

Blödsinn, sonst heulst du gleich noch!“ Sie boxte ihm wie immer in die Seite. „Sehr witzig Mückie. Kann man mit dir auch normal reden?“ „Tust du doch gerade.“ Dieses Mal war er es der ihr in die Seite boxte, woraufhin sie erst einen Augenblick lang verdutzt ansah, ehe beide laut zu lachen begann. Es waren solche Momente wie dieser hier, die dafür sorgten dass Elias das harte Leben im Dorf vergaß. Mit einem Mal schien alles schlechte wie fortgespült, so dass nur noch sie und er übrig waren. Als könnte niemals etwas die beiden

erschüttern. „Hört auf! Bitte irgendjemand!“ Die beiden waren so aufeinander fixiert gewesen dass sie gar nicht merkten was vor sich ging. Frauen und Kinder weinten und wieder hatten sich die Dorfbewohner versammelt. Elias ahnte nichts gutes. Sofort hatten er und Freia sich erhoben um sich die Situation zu betrachten. Es war Seristan, der von Boros zu Boden getreten wurde. Neben ihm stand Daron mit verschränkten Armen vor der Brust. Wieder einmal schien der Bürgermeister eines seiner grausigen Spiele mit den Bewohnern zu

spielen. „Ihr hattet bis heute Zeit Seristan, um eure Schulden zu bezahlen! Ich hatte euch ausdrücklich gewarnt. Wir haben hier regeln, an die es sich zu halten gilt!“ Seristan spuckte Blut und kauerte auf dem Boden. Wie immer war seine Frau Rovena an seiner Seite. Boros stand über ihm und sah ihn lachend an. Er ergötzte sich förmlich an dessen Leid. Es schien ihm egal zu sein, ob er den Mann und seine Familie verletzte. Das Problem hierbei war, dass der Bürgermeister nichts dagegen tat. Es war seine Art zu zeigen, wenn jemand etwas falsch gemacht hatte. Seristan

rappelte sich auf und sah den alten Mann an. „Bürgermeister bitte! Ich sagte euch doch dass das nicht geht. Wir verhungern, wenn wir euch unsere Ernte abtreten!“ Er hatte es ihm schon einmal gesagt und auch wie damals schien es den alten Mann nicht zu interessieren. Beinahe gleichgültig betrachtete er den Bauern, der vor ihm stand. „Nun. Wenn dass so ist...“ Er nickte zu Boros, der mit seiner Faust in die Magengrube des Mannes schlug, so dass er wieder zu Boden ging. Rovena wimmerte nur noch mehr. „...dann muss ich erneut sagen dass das

nicht mein Problem ist. Entweder ihr bezahlt, oder ihr tragt die Konsequenzen dafür.“ Und damit trat der Leibwächter auf den Mann zu. Die Leute um sie herum senkten ihre Blicke. Elias hatte seine Hand zur Faust geballt. Wieder passierte es und wieder tat niemand etwas dagegen! Freia hatte seine Hand gegriffen und starrte gebannt auf das Schauspiel. Boros holte erneut zum Schlag gegen Seristan aus – als Harvin dazwischen trat. „Das reicht jetzt! Bürgermeister! Ich komme für Seristan auf!“ Alle starrten schockiert auf die Situation als Freias Vater sich diesem

Berg von einem Mann entgegenstellte, um Seristan zu beschützen. Er hatte etwas getan, was noch nie jemand vor ihm getan hatte. Daron wirkte für einen Moment wie paralysiert. Als habe er selbst nicht damit gerechnet dass einer seiner Bürger sich gegen ihn erhob. Das war noch nie vorgekommen. Sie hatten stets immer nur das getan was er verlangt hatte. Für einen Moment schien er zu überlegen, ehe er nickte. „Ihr kommt also für Seristan auf und begleicht seine Schulden?“ Der Blonde nickte. Entschlossen starrte er den Bürgermeister an. „Das tue ich!“ „Nun gut. Dann sei es

so...Boros!“ Und damit schlug der Leibwächter zu. Es ging so schnell, dass manche erschrocken aufschrien. Freia hielt sich fassungslos die Hand vor den Mund während ihr Vater zu Boden ging. Sie wollte loslaufen, doch Elias hielt sie fest. „Lass mich los!“ „Nein!“ „Lass mich sofort los! Er tut meinem Vater weh!“ Harvin kauerte einen Moment lang auf dem Boden, ehe er wieder zum Bürgermeister aussah. Entschlossener als jemals zu vor. Seristan war inzwischen von seiner Frau und ein paar

anderen aus der Gefahrenzone geholt worden. Harvin stand Boros alleine gegenüber. Niemand folgte seinem Beispiel, denn sie wussten dass sie so enden würden wie er. „Ich verlange Ordnung in diesem Dorf! Stets habe ich euch alle gut behandelt und dafür gesorgt dass ihr ein einigermaßen angemessenes Leben führt. Ich habe nie viel verlangt, das wisst ihr alle“, begann Daron mit ruhiger Stimme und sah dabei auf Harvin, der sich langsam wieder aufstellte. Wieder nickte er Boros zu, der den Bauern mit einem Schlag zu Fall brachte. Elias starrte so gebannt auf das ganze, dass er gar nicht mitbekommen

hatte, dass Freia weinte. Tränen liefen ihr von den Wangen hinab, vermischten sich mit den Regentropfen die auf sie hinunter prasselten. „Wer sich nicht an die Regeln hält, muss die Konsequenzen dafür tragen. So lautet das Gesetz. Harvin. Ich akzeptiere euer Angebot und sehe Seristans Schuld als beglichen. Boros!“ Und damit zog der Leibwächter sein Schwert aus der Scheide. Elias Herz hämmerte in seiner Brust. Freia hatte aufgehört zu zerren. Sie konnte nicht fassen was sie dort sah. Wie dieses Monster langsam auf ihren Vater zuschritt, der wieder auf dem Boden kniete. Blut tropfte aus Nase und Mund,

doch galt sein Blick nur ihm, während der finstere Vollstrecker die Klinge erhob... „PAPA!“ „Fürchte dich nicht. Alles wird gut, mein Engel.“ ...und sie niedersausen ließ. Ein Schrei drang ihm ans Ohr. Freia schrie aus ganzer Kehle, während ihr die Beine wegsackten und sie auf die Knie ging. Fassungslos starrte sie auf die Szene die sich ihr bot während sie nur zusehen konnte, wie der Körper ihres Vaters zur Seite wegknickte und reglos liegen blieb. Die Dörfler sagten nichts. Jeder war wie gelähmt vor Angst angesichts dieses Schauspiels. In Elias

loderte es. Daron hatte es wirklich getan. Daron hatte Harvin töten lassen! Boros hatte ihn einfach getötet! „Und jetzt Boros...das Mädchen!“ Und damit schritt Adane, Elias Mutter ein. Sie zitterte am ganzen Körper. Auch sie weinte. Man sah ihr an, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. „Bürgermeister! Haltet ein mit dem Wahnsinn! Ihr habt euren Standpunkt deutlich gemacht! Bei der Göttin, Freia ist ein Kind!“ Er sah sie an. Ein finsteres Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Meine Liebe. Unwissenheit...schützt vor Strafe nicht. Boros.“ Und damit setzte er sich in Bewegung.

Elias wollte sich schützend vor Freia stellen, doch die hatte sich erhoben. Sie rannte. Rannte fort von dieser Situation. In Richtung des Waldes. „MÜCKIE!“ Sofort lief er ihr nach, so schnell ihn seine Füße tragen konnten. Sie lief schnell. Er konnte ihr schluchzen hören. Sie verschwand inmitten der Bäume. Er setzte ihr so gut es ging nach. Noch immer war er nicht in der Lage diese Situation zu begreifen. Es war wie ein Alptraum aus dem man nicht aufwachen konnte. Mit einem Mal schien sich ihre Welt in das reine Chaos verwandelt zu haben. Schritt für schritt bahnte er sich seinen Weg durch den Wald. Das

Unterholz knackte, während er durch Strauch und Busch wetzte um seine beste Freundin einzuholen. „Mückie!“ Sie antwortete nicht. Er hatte sie aus den Augen verloren. Der Regen fiel jetzt heftiger. Die Kälte zerrte an ihm und der Wind schien ihn anzuschreien. Hinter sich konnte er das Holz auf dem Waldboden knacken hören. Er wandte sich um, um zu sehen wie Boros sich langsam den Weg durch das Unterholz bahnte. „Bleib stehen Junge! Ich will nur deine kleine Freundin! Du hast damit nichts zu tun!“ Und wieder lief er. Sprang über den

nächsten Felsen während er verzweifelt nach einem Zeichen von Freia suchte. Sie war nirgends zu entdecken. Nebel stieg vom Boden auf, der die Sicht noch zusätzlich erschwerte. Es goss in Strömen. Er fror, vergaß jedoch die Kälte angesichts der Tatsache dass er seine beste Freundin finden musste. Boros durfte sie nicht kriegen. „Mach es nicht unnötig kompliziert“, konnte er den anderen hinter sich rufen hören. Spekulierte er tatsächlich darauf dass Elias einfach stehen blieb? Das würde er nicht tun. Niemals. Er würde laufen so weit ihn seine Füße trugen, bis er seine Freundin gefunden hatte. Vorher

nicht. Er bog um die nächste Ecke in der Hoffnung einen Blick erhaschen zu könne. Das Gestrüpp war an manchen Stellen durchbrochen. Sie war hier gewesen. Das wusste er. „Sie wird überhaupt nichts spüren“, hörte er Boros stimme hinter sich, die sich wie glühendes Eisen in seinen Schädel brannte. Er antwortete nicht, sondern rannte weiter. Der Atem ging ihm schwer. Die Brust schmerzte und zog sich zusammen, doch wusste er, dass er jetzt nicht stehen bleiben durfte. Er musste sie finden. Und inmitten der Lichtung, die ihr geheimer Platz war, fand er sie, wie sie einfach nur dort

stand und in die Leere zu blicken schien. „Mückie...alles in Ordnung?“ Sie sah ihn an und mit einem Mal spiegelte ihr Gesicht nichts als Wut wieder. Sie schlug ihn. „NEIN! Nichts ist in Ordnung! Er hat...Er hat einfach meinen Vater getötet!“ Wieder brach der Fluss aus ihr heraus. Die Trauer zwang sie in die Knie. Er legte einen Arm um sie, ehe er erneut das verräterische Knacken im Unterholz hören konnte. Elias musste sich gar nicht umdrehen um zu wissen, dass Boros sie gefunden hatte. Mit der einen hand hielt er noch immer seine Klinge umklammert, von deren Spitze Blut

herabtropfte. In der anderen Hand hielt er etwas, dass er bei der ersten Betrachtung nicht erkennen konnte. Schützend stellte er sich vor die Blondine und streckte beide Arme aus. Noch nie zu vor in seinem Leben hatte er eine solche Angst verspürt. „Lass sie in Frieden!“ Das erste Donnergrollen des Tages echote durch den Wald, während Darons Leibwächter stehen blieb und den Jungen einen Moment einfach nur ansah. „Mutig Junge. Wirklich. Aber dumm.“ Er trat einen Schritt näher an die beiden heran. „Mach es nicht unnötig kompliziert Junge! Geh einfach fort! Lauf zu deiner

Mutter.“ Er schüttelte energisch den Kopf. Er würde Freia Boros nicht einfach überlassen. Niemals. Alles in seinem Innern sagte ihm dass er das nicht durfte, egal wie viel Angst er hatte. Er würde es nicht tun. Hinter ihm kauerte Freia auf dem Boden, die schluchzte und wimmerte. Das entlockte dem Bärtigen ein Grinsen. „Es gibt keinen Grund zu weinen Mädchen. Hier, das ist für dich.“ Und damit warf er den Gegenstand den er zuvor in der Hand gehalten hatte über die Lichtung. Geräuschvoll rollte es durch das Gras und als Elias begriff was es war, übergab er sich auf dem

Waldboden. Freia schrie, schrie als hätte der Wahnsinn persönlich von ihr Besitz ergriffen. Boros lachte. Der Knabe fasste sich wieder und rappelte sich auf. Voller Zorn betrachtete er den Soldaten. „Du Monster!“ Und damit rannte er auf ihn zu, nur um sich der eisernen Faust des Mannes gegenüber zu sehen, die sich in seine Magengrube bohrte, Er japste auf und für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Er ging in die Knie. Boros schritt langsam an ihm vorbei auf Freia zu. „Nein!“ Er schien gar nicht darauf zu reagieren.

Das Mädchen war nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Den Griff seiner Klinge hatte der Schlächter fest umklammert. Bereit für den tödlichen Hieb. Und dann ertönte ein Lachen auf der Lichtung. Ein Lachen wie es Elias nie zu vor gehört hatte. Es hallte durch Mark und Bein, ließ ihn erschaudern und wanken. Boros sah sich um. Auch er schien davon verwundert. Der Nebel schien immer dichter zu werden, beinahe zum greifen. Und dann, sah der Knabe sie. Sie stand direkt neben Freia. Den Blick auf Boros gerichtet. Das Haar blau und bis zum Halse gehend. Die

Augen gelb wie die des Teufels selbst. Sie schien nicht von dieser Welt. Flügel links und Rechts, wie die eines Ungeheuers. Wie ein Wall stand sie zwischen dem Jäger und seiner Beute. Ein Grinsen zierte ihre Lippen. „Was haben wir hier? Ein sadistisches Schwein, dass sich über ein hilfloses Kind hermacht?“ Elias verstand nun gar nichts mehr. Er konnte nicht sagen, woher diese Frau auf einmal gekommen war. Freia kauerte einfach nur da und sah zu ihr auf. Unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Sie schien wie gelähmt. Boros starrte die Fremde einfach nur an. „Was hast du damit zu schaffen Weib?

Das hier ist nicht dein Belang! Verschwinde, sonst bekommst du meine Klinge zu spüren!“ Die Drohung klang hart und echt. Elias wusste, dass Boros auch sie töten würde, sollte sie es wagen sich ihm entgegen zu stellen. Die Fremde sah ihn einen Augenblick einfach nur an. Kälte zierte ihre Gesichtszüge. Dann lachte sie. „Glaubst du wirklich, dass du mir damit wehtun kannst?“ Sie wirkte überrascht, als hätte er einen Witz gemacht. Boros blieb ernst. Von dieser Frau schien er sich nicht so leicht einschüchtern zu lassen. Wieso auch? Sie wirkte zierlich und bis auf die

Flügel nicht anders als jedes Weib dass er kannte. Er nahm sie nicht ernst. „Verschwinde und wir tun so, als wäre das hier nicht passiert. Was scheren dich diese Kinder? Es kann dir vollkommen gleichgültig sein, was mit ihnen geschieht. Lass mich einfach meine Arbeit machen!“ Für einen Moment schien er sich sicher, sie davon überzeugt zu haben, doch dann lachte sie erneut. Das hohe kalte Lachen schallte über die Lichtung. Schien den ganzen Wald um sie herum zu erfüllen. Sie sah ihn an, als wäre er ein Insekt dass vor ihr auf dem Erdboden kroch. „Hört hört. Er macht nur seine Arbeit.

Dann lass mich dir etwas sagen: Das hier, war dein letzter Auftrag, denn du warst so dumm, einen entscheidenden Fehler zu machen.“ Der Junge bekam es mit der Angst zu tun. Irgendwas schien mit dieser Frau nicht zu stimmen. Von ihr ging etwas aus, dass er sich selbst nicht erklären konnte. Das er gar nicht begreifen konnte. Boros sah sie ein wenig verwirrt an und ließ das Schwert sinken. Das erste Mal in dieser Situation schien er überrascht. „Was soll das heißen?“ Sie grinste. „Nun, ihr habt den Fehler gemacht mir zu drohen. Sahaquiel mag es überhaupt

nicht, wenn man mir droht.“ Skepsis wanderte in die Züge des Leibwächters. „Sahaquiel?“ Zuerst war es einfach nur ein Knurren, dass an das Ohr des Jungen drang. Es schien komplett still auf der Lichtung zu werden. Nichts rührte sich mehr. Nur noch das prasseln des Regens und der grollende Donner waren zu hören. Und dann...ganz langsam schien eine Silhouette neben der Fremden aufzutauchen. Nahm langsam aber sicher immer mehr Gestalt an. Fassungslos starrte Elias auf das Geschehen. Es hatte Fell und zuerst dachte er es wäre ein Wolf, bis ihm

auffiel dass dieses gigantische Wesen drei Köpfe hatte. Es überragte die Frau deutlich und fletschte die Zähne. Wütend schlug es mit dem Schweif hin und her. Seinen Blick dabei auf Boros gerichtet, der nun erschrocken ein paar Schritte zurücktaumelte. „Ein Ungeheuer!“ Wieder lachte sie. „Ich sehe nur ein Ungeheuer hier.“ Es wurde still. „Sahaquiel! Darga et thrâs!“ („Sahaquiel! Vernichte ihn!“) Und damit stürzte sich die Bestie auf den Streiter, der schreiend sein Ende fand. Elias wandte den Blick davon ab. Er konnte es nicht mit ansehen. Er

wusste nur, dass diese Frau gerade Boros getötet hatte. Dieses...Ding hatte es getan. Sie hatte etwas gesagt, dass er nicht verstanden hatte und dann hatte sich dieses Wesen einfach auf ihn gestürzt. Der Junge ging zu Boden. Unfähig noch irgendetwas zu tun. Es wirkte beinahe als würde ihm der Kopf bald explodieren. Das alles war einfach zu viel für ihn. Er wusste nicht mehr ob das hier Wirklichkeit, oder ein Traum war, aus dem er nicht erwachen konnte. „Elias...ich will nach Hause....“ Es klang wie ein Wimmern. Er brauchte einen Augenblick, ehe er begriff, dass es Freia war, die gesprochen hatte. Ihre Augen wirkten leer und ausdruckslos.

Sie streckte die Hand nach ihm aus, als wolle sie ihn über die Meter die sie trennten berühren, einfach nur um zu wissen dass er immer noch bei ihr war. Die Frau starrte ruhig auf das Geschehen. Ihre Kreatur war verschwunden. „Ich fürchte das wird nicht möglich sein Mädchen. Ich beobachte euch schon eine Weile. In deinem Dorf bist du nicht mehr willkommen. Es sei denn du kehrst im selben Zustand wie dein Vater zurück und das ist wohl kaum in deinem Interesse.“ Das erste Mal schien sich nun wieder etwas in dem Jungen zu regen. Hilfesuchend starrte er die Frau

an. „Bitte. Sie müssen uns helfen! Sie können uns helfen! Sie haben schon Boros....sie haben uns schon geholfen!“ Sie sah ihn an, als ob er sie gerade beleidigt hätte. „Meine Gutmütigkeit hat ihre Grenzen Balg! Fordere dein Glück nicht heraus.“ Und damit schritt sie langsam auf den Knaben zu, ging in die Knie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ihre gelben Augen schienen bis in seine Seele hinein zu blicken. „Ihr Menschen denkt immer ihr könnt alles haben was ihr wollt, ohne einen Preis dafür zu zahlen.“ Ihre Stimme duldete keinerlei

Widerspruch und dennoch würde er nicht einfach aufgeben. Hier ging es um Freia und er musste einen Weg finden ihr zu helfen. Daron würde nicht akzeptieren was geschehen war. Das wusste er. Es musste eine andere Lösung geben. Sie musste eine wissen. „Bitte....ich tue alles“, flehte er. Das schien sie zu interessieren. Der Anflug eines Grinsens war zu erkennen. „Oh...wirklich alles?“ Entschlossen nickte er. „Ja!“ Freia schüttelte den Kopf. „Elias Nein!“ Die Frau achtete gar nicht mehr auf das Mädchen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit

galt nun dem Knaben, vor dem sie immer noch hockte. Sie sah ihn an, als würde sich hier für sie eine Chance ergeben. Er selbst wusste nur, dass wenn sie Freia wirklich helfen konnte, er alles dafür tun würde. Egal was es ihn kostetet. Solange sie nur in Sicherheit war. „Nun. Wenn dir wirklich so viel an deiner Freundin liegt, dann werde ich dir helfen.“ Ihre Stimme klang düster. Beinahe nicht von dieser Welt. Ein Schauer lief dem Jungen über den Rücken, während sie fortfuhr. „Sie kann nicht hierbleiben. Dessen bist du dir doch sicher bewusst? Ich werde

sie fortgehen. Fort an einen Ort, an dem sie niemand kennt.“ Unweigerlich musste er an das Gespräch der beiden denken, als es darum ging was der eine ohne den jeweils anderen tun würde. Er hatte es nicht ernst genommen und jetzt da er sich dieser Frau gegenüber sah, traf es ihn wie ein Schlag mitten ins Gesicht. „Aber....Aber sie wäre in Sicherheit?“ Die Blauhaarige grinste. „Ja. Das versichere ich dir. Allerdings gibt es dabei einen Haken. Meine Dienste sind nicht umsonst.“ Das war ihm schon zuvor klar gewesen. Sie wollte etwas im Austausch dafür dass sie Freia beschützte. Was es war,

kümmerte ihn nicht. Die Hauptsache war, dass sie ihr Versprechen hielt und seiner Freundin helfen konnte. Alles andere war ihm gleichgültig. „Was soll ich dafür tun?“ „Jetzt noch nichts“, begann sie langsam. „Im Augenblick genügt es, wenn du einen Vertrag mit mir abschließt.“ Fragend hob er eine Braue. „Einen Vertrag?“ Wieder grinste sie und nickte. Freia schüttelte hinter ihr vehement den Kopf, aber er achtete nicht darauf. Seine Aufmerksamkeit war vollkommen dieser Frau zugewandt. „Genau. Ein Vertrag. Ich tue etwas für dich und dafür musst du natürlich auch

etwas für mich tun. Nicht jetzt und auch nicht in der nächsten Zeit.“ Sie machte eine Pause. Inzwischen hatte der Regen seine Kleidung vollkommen durchnässt. Das Grollen des Donners drang an sein Ohr. „Aber es wird der Tag kommen, an dem ich meinen Sold einfordere! Wenn dieser Pakt geschlossen ist, dann gehörst du mir. Ich verfüge über dich. Du darfst zwar weiter in deinem kleinen Dorf leben, aber wenn der Zeitpunkt kommt, dann wirst du nur mir dienen.“ Es folgte eine Pause. „Natürlich gibt es auch für dich ein paar Vorteile.“ Er sah sie fragend

an. „Was meinst du damit?“ Und da war es wieder. Dieses Grinsen, das er nicht beschreiben konnte. Diese Schwärze in ihrem Ausdruck. Ein Teil von ihm wusste, dass sich dahinter nichts gutes Verbarg, aber der Wunsch Freia zu helfen brachte diese Gedanken zum Schweigen. Das war ihm wichtiger als alles andere. „Nun. Zu aller erst rette ich deine kleine Freundin. Das war dir doch wichtig, oder?“ „Ja!“ „Außerdem werde ich dich mit ein paar... netten Fähigkeiten ausstatten.“ Wieder nahm die Skepsis in ihm

Überhand. „Was für Fähigkeiten?“ „Das findest du noch früh genug heraus. Es wird sich für dich lohnen. Das verspreche ich.“ Sie sah ihn mit diesem Ausdruck an. Dieses Lächeln. Als wolle sie ihn in Sicherheit wiegen. Noch immer ruhte ihre Hand auf seiner Schulter. „Also. Was ist?“ Wieder hörte er nur den Donner. „Haben wir eine Vereinbarung?“ Damit erhob sich Freia. Sie hatte wieder zu Kräften gefunden. Hiflos sah sie ihren besten Freund an. „Tu das nicht!“, flehte sie ihn an, doch es schien, als würden ihre Worte ihn

nicht erreichen können. „Ich tue es!“ Die Blauhaarige grinste. „Sehr gut!“ Freia lief auf ihn zu, streckte die Hand nach ihm aus. „Elia-“ Und war verschwunden. Einen Moment vorher noch hatte sie ihn beinahe berührt, doch jetzt war sie fort. Verschwunden mit dem Rauschen des Windes, der an seiner Kleidung zerrte. Fassungslos starrte er auf die leere Stelle, an der sie sich zuvor noch befunden hatte. „Was hast du getan?“ Sie tätschelte ihm nur den Kopf. Jetzt

waren nur noch sie übrig. Ihr Blick wurde beinahe mütterlich. „Ganz ruhig, mein Kleiner. Ich sagte doch, dass ich sie an einen sicheren Ort bringe. Das war mein Teil der Abmachung.“ Und damit schien sich etwas um sie herum zu verändern. Es war, als würde sich die Luft förmlich aufladen. Ihre Hand glühte förmlich auf seiner Schulter. Er konnte spüren, wie sich diese Hitze in ihm ausbreitete, seinen ganzen Körper zu durchzufressen schien. „Kommen wir nun zu deinem Teil.“ „Wa-“ Es war wie ein Schwall aus Schwärze der sich über ihn ergoss. Er wollte

schreien, brachte allerdings keinen Ton hervor. Die Hitze schien nun unerträglich. Er konnte es nicht mehr aushalten. Alle Glieder schmerzten ihm. Es war, als würde sich ein Feuer in ihm ausbreiten und wütend lodern. Dann, verließ ihm jegliche Kraft. Er konnte spüren, wie sein Körper nachgab und er auf dem Waldboden aufkam, bevor ihn Dunkelheit umfing. Da war nichts mehr. Nur noch Schwärze. Das Lachen der Fremden durch seine Ohren hallend.

Die Pläne, die wir schmieden

Teliankas – Thronsaal der silbernen Feste - 2. Ära – 1576. Dekade – 3. Monat – 17. Zyklus - 14. Stunde „Ein Turnier?“ Laneema nickte und nahm einen Schluck aus ihrem Kelch, ehe sie sich etwas Brot von ihrem Teller nahm und ein Stück abbiss. Nun diskutierte sie schon etwa eine halbe Stunde mit ihrer Mutter darüber. Im Thronsaal war es zu dieser Zeit vergleichsweise ruhig und nach dem Essen hatte sie ihre Chance gewittert ihre Mutter darauf anzusprechen. Besonders wo nur Carus

Darmand und Lady Arienne Lavette anwesend waren. Bei ihnen konnte sie Zuspruch finden, das wusste die Prinzessin, weshalb sie gewartet hatte bis nur noch die beiden mitsamt ihrer Mutter übrig waren. „Wieso nicht Mutter? Es wäre eine ausgezeichnete Art und Weise unsere Gäste willkommen zu heißen. Nur weil es lange her ist, dass wir überhaupt Besuch aus anderen Ländern hatten der erwähnenswert ist, heißt das nicht dass wir unsere Manieren vergessen dürfen. Ich bin mir sicher dass die Yavieren-Familie das gutheißt und es zeigt Varon Xavelle, dass wir um sie bemüht sind. Wir hätten mehrere Fliegen mit einer

Klappe geschlagen.“ Die Königin seufzte und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. „Ist es wirklich so, oder wittert ihr nicht eher eine Gelegenheit um Prinz Oran damit zu imponieren? Ist das nicht eher ein Grund? Ich wollt ihn beeindrucken.“ Sie errötete leicht und begann damit, mit der Gabel in den Resten ihres Essens herum zu stochern. Sie hasste es, wenn ihre Mutter sie so leicht durchschaute. Sie konnte absolut nichts vor ihr verbergen und das ärgerte sie. Laneema hatte es allerdings satt, für die anderen wie ein offenes Buch zu sein. Leider ließ sich das nicht so einfach

abstellen, wie sie immer hoffte. „Nein. Nun. Also ich denke einfach dass es unseren Gästen zeigt, dass wir uns freuen, dass sie da sind Mutter. Das ist der eigentliche Grund. Nun und vielleicht möchte ich ihn ein wenig beeindrucken, aber immerhin ist es ja auch meine Aufgabe ihn ein wenig zu umwerben oder? Dafür ist er doch hier.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sie ist hier, nachdem dein Vater lange mit König Rhalys Briefkontakt hielt. Das hier ist nicht nur dafür gedacht einen geeigneten Gatten für dich zu finden, sondern auch um die Beziehung unser beider Länder zu verbessern. Das steht dabei im Vordergrund. Prinz Oran ist nun

mal der Sohn von König Rhalys und sein erster Vertreter außerhalb von Niat. Eventuelle Heiratspläne und dergleichen sind im Augenblick dahin gestellt.“ Ein wenig Dreist fand die Prinzessin die Aussage ihrer Mutter schon, aber ihre Manieren zwangen sie dazu, dies nicht offen auszusprechen, weshalb sie sich damit begnügte ihren Frust mit einem Schluck hinunter zu spülen. Darmand hustete und machte damit das erste mal seit Gesprächsbeginn auf sich aufmerksam. Bisher hatte er einfach nur zugesehen und den Worten der beiden Frauen gelauscht. Zusammen mit Arienne, die allerdings nichts sagte. „Nun, euer Majestät. Wenn ihr diese

Bemerkung erlauben würdet: Eure Tochter hat nicht ganz unrecht. Es geht hierbei eher darum unseren Gästen den gebührenden Respekt zu zollen. Die Yavieren-Familie ist vom niatischen Hochadel. Ihre Wurzeln gehen bis in die erste Ära zurück. Noch lange bevor die Vorfahren eures Gatten in diesen Hallen herrschten.“ Er machte eine Pause, für den Hustenanfall, der sich schon eine ganze Weile mit Prusten und Keuchen angekündigt hatte. Wenigstens war darauf immer verlass. Laneema musterte den alten Mann einen Augenblick lang. Carus war ihrer Meinung nach schon lange überfällig. Er mochte dem Hof gute

Dienste geleistet haben, aber ein Mann seines Alters sollte einsehen, wann seine Zeit vorüber war. Sie hatte schon mit ihrem Vater darüber gesprochen. Dennoch beharrte man darauf dass Darmand, bis zu seinem Lebensende am Hof diente. Immerhin hatte er ihrer Familie schon gedient, als sie noch gar nicht auf dieser Welt war. Bei der Göttin. Nicht einmal Sirous war geboren, als dieser Mann gerade seine besten Jahre genoss. Sie seufzte. Sie würde sich besser fühlen, einen Mann wie Vaheran oder Orivier an seiner Stelle zu wissen. Sie waren noch jung und unverbraucht. Dabei dachte sie natürlich nicht herablassend von dem

alten Mann, aber irgendwann musste jeder mal beiseite treten. „Was ich eigentlich damit sagen will euer Majestät: Man erwartet von uns, dass wir solchen Hochadel auch entsprechend behandeln. Was glaubt ihr würden andere Adelsfamilien denken, wenn das Königshaus von Teliankas sich nicht darum kümmert, ob solch hohen Gästen auch entsprechend Respekt gezollt wird? Immerhin ist Prinz Oran euer potenzieller Schwiegersohn. Das müsst ihr auch bedenken. Ihr könntet diese Gelegenheit nutzen ihm dem Volk zu präsentieren, damit es ihn richtig kennen lernt.“ Die Königin schien darüber nicht

sonderlich erfreut zu sein. Man konnte ihr ansehen, dass sie einige Zweifel diesbezüglich verfolgten. „Ihr mögt Recht haben Carus, aber ein Turnier? Ich weiß nicht ob es die richtige Art und Weise ist diesen Leuten Respekt mit einer Veranstaltung zu zollen, in der es darum geht dass zwei Männer sich im Zweikampf gegenüberstehen. Womöglich sieht meine andere Tochter das noch als Möglichkeit, um sich ebenfalls vor den Leuten zu präsentieren.“ Daran hatte Laneema gar nicht gedacht. Ihre dumme kleine Schwester konnte das ganze zu einer Farce verkommen lassen. Wäre es ein Ball oder eine andere

gehobene Veranstaltung, würde sich die jüngste einen Dreck darum scheren. Der Tjost allerdings war schon immer eine Möglichkeit für die Leute gewesen, um sich zu beweisen. Leonora würde diese Gelegenheit sicher nicht verstreichen lassen. Da waren die Bedenken ihrer Mutter nicht ganz unbegründet. „Euer Majestät? Ich muss Carus hierbei zustimmen. Abgesehen davon, dass eure Furcht unbegründet ist. Lady Leonora mag ihren eigenen Kopf haben, aber ich bin mir sicher dass sie vernünftig genug ist um zu wissen, wann sie sich lieber im Zaum hält. Sie ist stur, nicht dumm.“ Sareya lächelte Matt auf Ariennes Worte und warf der Rothaarigen einen

freundlichen Blick zu. „Nun. In euren Augen vielleicht, aber ich kenne meine Tochter schon etwas länger. Auf Laneemas 15. Namenstag hatte ich Tänzer, Barden und Gaukler aus dem ganzen Land eingeladen, um ihr einen wunderbaren Geburtstag zu bescheren. Ich wollte, dass die Leute diesen Tag in Erinnerung halten. Nun ich denke das haben sie schließlich auch, nachdem meine jüngste nackt auf einem Schwein durch den Thronsaal geritten ist.“ „Ähm...Mylady. Sie war 6?“ „Ich weiß, aber worauf ich hinaus will ist das Leonora eine Situation manchmal nicht richtig einzuschätzen weiß. Sie ist

noch jung und unerfahren. Ihr fehlt die Reife, um die Wichtigkeit eines solchen Anlasses wirklich verstehen zu können. Ich meine, seht euch das Kind an. Sie schwingt lieber ein Schwert, als eine Nähnadel, nur um mal an der Oberfläche zu kratzen. Versteht mich nicht falsch: Ich liebe meine Tochter über alles, so wie ich all meine Kinder liebe, nur manchmal muss eine Mutter wissen, was das beste für ihre Kinder ist.“ Laneema tippte mit den Fingern auf dem Holz des Tisches herum. Sie konnte sich noch sehr gut an diesen Geburtstag erinnern. „Nun. Vielleicht kann euer Bruder sie ja für den Zeitraum ablenken Lady

Arienne.“ „Laneema! Ich verbitte mir so etwas“, fauchte die Königin der 27-Jährigen entgegen. Sie grinste süffisant und hob abwehrend eine Hand. Sie wusste genau, wie ihre Mutter auf solche Worte reagierte, besonders im Bezug auf Melas und Leonora. „Verzeiht Mutter. Es war nur ein Scherz. Dennoch können wir nicht nur wegen meiner Schwester vor den normalen Verhaltensweisen am Hof zurückschrecken. Es geht hierbei auch um unser Gesicht. Außerdem denke ich, dass es den Leuten generell ganz gut tut, ein wenig Zerstreuung zu erfahren. Außerdem hat Darmand Recht: Wir

müssen der Yavieren-Familie einen angemessen Respekt zollen. König Rhalys soll doch wissen, dass wir seinesgleichen mit Ehrerbietung behandeln und nicht, als wären sie irgendwelche dahergelaufenen Bauerntölpel.“ Sie wusste, dass die anderen beiden ihr in dieser Sache zustimmten, weshalb es ihrer Mutter schwerfallen dürfte, sich dagegen auszusprechen. Sie musste doch einsehen, dass sie Recht hatten. Manchmal verstand Laneema nicht, weshalb ihre Mutter im Bezug auf solche Dinge keine Stärke zeigen konnte. Jetzt musterte Sareya ihre Tochter. Die Prinzessin kannte diesen

Ausdruck nur zu gut. Sie gab sich geschlagen, allerdings nicht ohne ihrerseits ein paar Regeln aufzustellen. „Nun gut. Es wird eine Möglichkeit geben, um den Yavierens den Respekt zu zollen den sie verdienen. Allerdings, verweigere ich mich gegenüber einem reinen Tjost in dem es nur um Kampf und Gewalt geht. Das ist nicht die Devise nach der unser Land lebt und das wisst ihr. Ich halte eine Art Wettbewerb für deutlich akkurater. Eine Art Turnier, in der verschiedene Teilnehmer ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können, ohne einander im direkten Kampf gegenüber zu stehen. Ihr wisst schon. Bogenschießen.

Wettreiten.“ Laneema nickte. Ihr war egal, aus welchen Spielen dieses Turnier befand, solange es nur stattfand. Dies war eine wichtige Gelegenheit für sie, die sie nicht einfach verstreichen lassen konnte. Also musste sie sich mit ihrer Mutter einigen. Sie hatte schließlich das bekommen was sie wollte, wenn auch vielleicht nicht in der angedachten Ausführung, aber das kümmerte sie nicht sonderlich. Ohnehin hielt sie nicht sonderlich viel von dieser Art von Vorstellungen, in denen es einfach nur darum ging, dass sich zwei Männer bis aufs Blut bekämpften. Es war zwar interessant anzusehen, aber es würde

nicht den zivilisierten Eindruck machen, den sie Oran übermitteln wollte. „Dann entschieden wir uns also für eine Art von Festspielen“, begann Darmand und strich sich durch den langen Bart, während er mit der Hand ein paar Notizen auf ein Stück Pergament kritzelte. „Wir könnten den Sieger mit einem Preisgeld locken. Es ist üblich für derlei Veranstaltungen. Die Schatzkammer kann sich ein beträchtliches Preisgeld durchaus erlauben und gleichzeitig würden wir die Großzügigkeit der Königsfamilie demonstrieren.“ Die Königin nickte zustimmend. Laneema hingegen hatte alles was sie

wollte. Der Rest würde nur noch aus organisatorischen Einzelheiten bestehen. Etwas, das bei ihr nicht übermäßig auf Wohlwollen stieß, denn solche Diskussionen langweilten sie. Allerdings würde sie es dieses Mal ertragen, denn es war nur ein kleiner Preis den sie zahlen musste, im Vergleich dazu dass ihre Mutter ihr ihren Wunsch erfüllte. „Und an wie viel hattet ihr gedacht?“, wollte Arienne wissen. Die Königin musterte ihren Berater interessiert, der einen Moment lang auf seine Notizen starrte, ehe er das Wort ergriff. „Ich denke eine Entlohnung von 10.000 Datros für den Gewinner dürfte genügen. Wir können das Geld ohne

Probleme aufbringen. Es ist lange her dass seine Majestät solche Veranstaltungen abhielt. Sicher wird das seine Zustimmung finden. Außerdem würde wie schon erwähnt das Ansehen dadurch steigen, dass wir zeigen, dass uns solche weltlichen Güter nicht so sehr interessieren, wie der Wunsch dem Volk eine kleine Freude zu bereiten, indem wir ihn ein Fest darbieten.“ Sareya nickte. „Gut. Ich werde mit Caius darüber sprechen. Für finanzielle Dinge ist er verantwortlich, aber ich denke dem dürfte nichts im Wege stehen. Lady Arienne. Es wäre gut, wenn ihr euch um die Organisation des ganzen kümmern

würdet. Laneema? Du wirst ihr dabei helfen. Immerhin war das ganze deine Idee. Deshalb sollst du auch deinen Teil dazu beitragen.“ Die Prinzessin nickte. Sie wusste dass sie nicht ganz unbefleckt aus der Sache herauskam, aber das war ein notwendiges Übel. Viel mehr dachte sie an die Möglichkeiten, die sie nun hatte. Sie konnte dem Prinzen eine positive Seite ihres Landes zeigen und das würde sicherlich einen guten Eindruck auf ihn machen. Es war ein kleiner Schritt, um sein Herz für sich zu gewinnen und sie war sich sicher, dass es die Mühe wert war. Er war ein Mann und die mochten es immer, wenn man ihnen imponierte.

Ein solcher Wettbewerb zu seinen Ehren würde Oran sicherlich sehr zusagen. Davon ging sie aus. Es konnte gar nicht schief gehen. Teliankas – Die Straßen des Adelsviertels - 2. Ära – 1576. Dekade – 3. Monat – 17. Zyklus - 14. Stunde „Ihr seid eine hübsche junge Dame Fareena. Gebildet und freundlich. Ihr würdet hervorragend zu meinem Sohn Iven passen. Das habe ich euch schon oft genug gesagt. Es gibt auch nichts was dagegen spräche. Ihr müsstet ihm nur eine Chance geben. Das ist alles.“ Die 13-Jährige seufzte. Wieder einmal

versuchte Dothras Caius sie mit seinem Sohn zu verkuppeln und so langsam aber sicher gingen Fareena die Erklärungen aus. Er hatte sie allein überrascht, so dass es im Moment auch nicht wirklich jemanden gab, der ihr hätte beistehen können. Alliser war draußen vor der Stadt um die Rekruten zu trainieren und Melas hatte sie seit Stunden nicht gesehen. Gerade war sie auf dem Weg in die Feste gewesen, als der Händler sie überrascht hatte. Eine Weile hatte sie gedacht, er hätte es aufgegeben, nur um abermals festzustellen, dass sie sich geirrt hatte. „Ich fühle mich sehr geschmeichelt Ser und geehrt, dass ihr mich als Gattin für

euren Sohn in Betracht zieht, aber ich kann nur sagen, was meine Mutter auch schon sagte: Man sollte nicht irgendetwas erzwingen. Meint ihr das nicht auch? Solch eine Bindung sollte aus Liebe geschlossen werden.“ Das war ihre Meinung. Davon abgesehen war Iven ein wenig simpel. Dazu kam noch seine Hochnäsigkeit, die er von seinem Vater geerbt hatte. Fareena konnte ihn nicht leiden, aber das würde sie dem Händler nicht aufs Brot schmieren. Vor allem gehörte sich es nicht, schlecht über einen Angehörigen zu reden. Vor allem wenn es darum ging eine Situation

herunterzuspielen. Sie seufzte, während die beiden über die Hauptstraße wanderten und sich dabei den Weg durch die Massen bahnten. In Momenten wie diesen wünschte sie sich dass Ser Alliser bei ihr wäre. Er hätte die richtigen Worte für Dothras gefunden. Da war sie sich sicher. Sie wollte ihn nicht verärgern oder seinen Stolz verletzen, weshalb sie einfach gar nichts weiter sagte. Ihr Gegenüber lächelte und legte ihr seine wurstige Hand auf die Schulter. „Nun. Das verstehe ich durchaus und ich kann nur einmal mehr sagen, dass mein Sohn euch sehr zugetan ist. Er spricht andauernd von euch. Ihr habt

einen Eindruck bei ihm hinterlassen Mylady. Zumindest solltet ihr ihm eine Chance geben. Das gebietet die Höflichkeit. Meint ihr nicht auch?“ Das ganze war ihr unangenehm. Sie hatte keine Lust darauf, denn das würde bedeuten sich mit der ganzen Familie Caius zu umgeben. Die einzig vernünftige bei ihnen, war Mara, Dothras Frau. Sie war nicht so energisch und einigermaßen umgänglich. Dann gab es natürlich noch Daria, die älteste Tochter die mit Prinzessin Laneema gut befreundet war. Sie war ebenso arrogant und selbstverliebt wie ihr Vater. Fareena mochte sie nicht. Nervös begann sie am Saum ihres

Kleides herumzuspielen. Sie wusste nicht so Recht, was sie sagen sollte und wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich ein wenig bedrängt, aber er war so sehr damit beschäftigt seinen Sohn anzupreisen, dass er es gar nicht merkte. „Iven ist ein Mann mit großer Zukunft, so viel ich weiß. Er bemüht sich sehr in der Armee. Wäre ich dann nicht eine Ablenkung für ihn?“ Der Händler schüttelte nur den Kopf. Fareena wusste, dass sie ihn nicht so einfach von seiner Absicht abbringen konnte. Schon seit ungefähr einem Jahr versuchte er sie mit Iven zu verloben und bis jetzt war es ihre Mutter gewesen, die diese Versuche

abgeschmettert hatte, aber die befand sich zur Zeit in einer Besprechung. Also konnte die 13-Jährige nicht auf diese Hilfe vertrauen. Dieses Mal musste sie sich alleine zur Wehr setzen. „Ganz im Gegenteil: Es würde ihn nur ermutigen eine solch anmutige Frau an seiner Seite zu wissen Mylady. Iven ist ein aufrichtiger junger Mann und verdient nicht jeder eine Chance sich zu beweisen?“ Natürlich verdiente das jeder, aber die Art und Weise mit denen Dothras seine Worte wählte, sorgten dafür dass sich die Brust der Rothaarigen leicht zusammenzog. Sie war doch kein Preis für irgendeine Art Wettstreit. Männer

waren widerwärtig. Dass sie sie auf eine solche Art betrachteten. Caius machte sich nicht einmal die Mühe wohlklingendere Worte dafür zu finden und dennoch erwartete er von ihr dass sie ihm zustimmte. Allerdings wollte sie ihn auch nicht verärgern. Widerspruch war stets etwas dass das Mädchen nur selten hervorbringen konnte. Sie war nicht diese Art von Menschen die Andere mit ihren Worten verletzte. Ihr war wichtig die Leute zufrieden zu stellen, aber in diesem Fall sie sich nicht sicher. Sie wünschte ihre Mutter wäre hier. Einmal mehr konnte sie ihre Hilfe brauchen. Sie war einfach nicht gut darin ihre Meinung zum Ausdruck zu

bringen. Von Natur aus war sie eher von zurückhaltendem Charakter. Es fiel ihr schwer Entscheidungen zu treffen, da sie nie sicher war welche Folgen sie nach sich ziehen würden. Wahrscheinlich hatte der Händler deshalb auf eine Gelegenheit gewartet um sie allein anzutreffen. Er wusste, dass sie nicht so selbstsicher war, wie beispielsweise ihr Onkel oder ihre Mutter. Hilfesuchend wanderten ihre blauen Augen in der Gegend umher während sie sich bemühte die richtigen Worte zu finden. „Bin ich nicht ein wenig jung für euren Sohn Ser? Er ist ein erwachsener Mann. So manche Frau würde sich sicherlich

jemanden wie ihn wünschen. Ich bin nur ein Kind. Denkt ihr dass Iven eine solche Frau sucht? Wäre nicht jemand wie Prinzessin Leonora geeigneter für ihn?“ Der Händler lachte und fuhr sich mit der Hand durch seinen Schnurrbart. Ihm war offensichtlich dass sie Ausflüchte suchte und darin stellte sie sich gar nicht so schlecht an. Hieran konnte man sehen, dass Ariennes Blut in ihren Adern floss, wenngleich sie auch noch nicht das Temperament ihrer Mutter besaß. Wie sie zurecht sagte, war sie noch jung. Das war auch der Grund warum er gewartet hatte bis sie alleine war. Eine junge unschuldige Seele die noch so

formbar war wie die ihre konnte man leicht beeinflussen. Dieses Mal würde er sich nicht abspeisen lassen. Das war die beste Gelegenheit. Eine Verbindung zwischen Iven und Fareena würden den Einfluss seiner Familie deutlich steigern. „Nun, Lady Leonora mag auf ihre Art und Weise eine besondere Frau sein. Sie wäre vielleicht auch eine angebrachte Partie, aber mein Sohn will sie nicht Mylady. Er hat stets nur ein Interesse für euch bekundet und somit euch der Tochter seiner Majestät vorgezogen. Das zeigt doch, dass ihr etwas besonderes für ihn seid. Ihr habt Charme, besitzt Anstand und habt eine eigene Meinung. Das ist für eine Frau

eures Alters sehr bewundernswert. Deswegen hat mein Sohn euch ausgewählt. Natürlich habt ihr Recht, dass man seinen Partner stets aus Liebe wählen sollte, aber niemand weiß, was sich zwischen euch entwickeln könnte, wenn ihr dem ganzen nicht eine Chance gebt. Vielleicht lernt ihr ihn zu mögen. Das weiß niemand.“ Nervös begann sie sich am Arm zu kratzen. Die Situation wurde immer unangenehmer. Sie konnte sagen was sie wollte. Er fand immer einen Schlupfwinkel. Ein Aristokrat durch und durch. Man merkte ihm seine Erfahrung deutlich an. Seine Worte klangen süß, doch wusste sie welch Bitterkeit sich

dahinter verbarg. Konnte sie sich an einen Mann binden, den sie eigentlich gar nicht kannte? Allein der Gedanke kam ihr absurd vor. Sie seufzte. „Ser. Ihr solltet darüber mit meiner Mutter sprechen. Sie würde sicher nicht gut von euch denken, wenn ihr hinter ihrem Rücken zu mir kämet und versucht sie zu übergehen. Sie ist eine Frau mit Stolz. Ich will nicht einfach etwas über ihren Kopf hinweg entscheiden. Das versteht ihr doch sicher.“ „Natürlich verstehe ich das. Das heißt, das würde ich, wenn Eure Mutter ein Anrecht darauf hätte darüber zu entscheiden, aber das hat sie nicht. Es

geht immerhin um Eure Zukunft und wollt ihr diese nicht für euch selbst wählen?“ Wenn dem so war, warum versuchte dann jeder die Dinge für sie zu entscheiden? Das war unlogisch. Er tat es gerade ebenso. Auf der einen Seite bekräftigte er sie eigene Entscheidungen zu treffen, aber andererseits versuchte er subtil ihr die seine aufzuzwingen. Sie mochte jung sein, aber das hatte sie durchschaut. Er war ein Händler und für ihn war das hier wohl nicht anders als jedes sonstige Verkaufsgespräch dass er führte. Sie war keine Ware über die man einfach entscheiden konnte. Das hatte er nicht begriffen. Dennoch traute sie

sich nicht dagegen etwas zu sagen. Am liebsten wäre sie jetzt weggelaufen. Die Situation fühlte sich einfach nur noch unangenehm für die 13-Jährige an. Kaum merklich zitterte sie und allmählich gingen ihr die Worte aus. Caius drängte sie immer weiter in die Ecke. „Aber haben sie mich überhaupt gefragt was ich möchte? Ob ich ihren Sohn heiraten möchte meine ich?“ Die Frage war aus ihr herausgesprudelt und erschrak sie selbst ein wenig. Ihr Gegenüber grinste nur. Erleichterung kam in ihr auf. Ihre Worte hatten ihn nicht verärgert. Das war gut. Blieb nur noch abzuwarten, wie sich diese ganze

Situation letztendlich auflösen würde. Weglaufen war keine Option. Das würde auch ihre Mutter nicht wollen. Außerdem konnte Fareena hier endlich einmal für sich selbst sprechen. Ein Privileg welches ihr nicht immer zu Teil wurde. „Entschuldigt. Ich hoffe ich störe eure Unterhaltung nicht Mylady, aber es gibt einige Dinge die ich mit Ser Caius besprechen muss.“ Die Rothaarige war so sehr auf den Händler konzentriert gewesen, dass sie die junge Frau gar nicht bemerkt hatte, die sich nun zu ihnen begab. Der Händler selbst musterte die Fremde

argwöhnisch. Eine junge Frau mit schwarzem Haar und braunen Augen. Ihrer Kleidung nach eindeutig vom Hofe. Allerdings hatte er sie noch nie dort gesehen. „Entschuldigen sie. Wie kann ich-“ Diese Augen. Auch wenn die Augen und die Haare anders gesteckt waren und sie sich anders bewegte. Es gab einen Umstand den sie nicht verbergen konnte. Es war dieser Ausdruck in ihrem Gesicht. Die Ränder, die er schon zuvor als seltsam empfunden hatte. Dennoch schien es beinahe unmöglich. Sie sah ganz anders aus als die Frau aus der gebrochenen Klinge und doch war sie es. Sie stand hier vor ihnen und

machte einen leichten Knicks zur Begrüßung. Fareena mühte sich, der Frau ebenfalls gebührenden Respekt zu zollen. Dothras wandte sich dem Mädchen zu. „Nun. Wir sprechen später darüber. Ich habe noch ein paar Angelegenheiten zu besprechen. Es wäre sehr nett wenn ihr eurer Mutter nichts davon erzählt. Wenn ihr für euch selbst wählen wollt, dann wäre es nur richtig wenn dieses Gespräch unter uns bleibt. Findet ihr nicht auch?“ Sie nickte. „Gewiss. Ich hoffe ich habe euch nicht all zu sehr verärgert Ser Caius. Wir sprechen später

darüber.“ Stumm sah er ihr nach, wie sie um die nächste Ecke bog und in Richtung Adelsviertel verschwunden war. Die Schwarzhaarige sah dem Mädchen lächelnd nach. „Sie ist süß. Was habt ihr mit kleinen Mädchen zu schaffen? Ich dachte ihr seid ein verheirateter Mann, oder bedeutet euch das nicht so viel?“ Dass sie sich so schnell wieder bei ihm meldete kam unerwartet. „Das geht Euch nichts an. Was tut ihr hier? Und was soll dieser Aufzug? Ihr seht so-“ „Anders aus? Wie ich ihnen schon während unseres ersten Treffens sagte:

Wir sind wie Wind. Unmöglich für die Leute um uns zu erfassen. Unsere Zusammenarbeit erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl. Außerdem habt ihr mich doch trotzdem erkannt, also sehe ich darin keinerlei Problem.“ Wieder sprach sie mit dieser Unnahbarkeit. Er hätte sich eigentlich denken können, dass er von ihr keine brauchbaren Informationen erhalten würde. Was das anging hielt sich diese Frau stets bedeckt. Ob sie das tat um ihn zu verspotten wusste er nicht, aber es sprach eine Menge dafür. Sie nahm ihn nicht ernst und bemühte sich auch nicht sonderlich, diesen Umstand zu

verbergen. „Ihr vielleicht nicht, aber andere könnten misstrauisch sein, wenn sie mich plötzlich mit einer vollkommen Fremden in der Stadt antreffen.“ Sie lachte und klopfte ihm auf die Schulter. „Ihr und eure Paranoia. Wie schlaft ihr eigentlich nachts? Eure Frau muss etwas besonderes sein, wenn sie euch das vergessen lässt, oder aber es sind andere Vorlieben, die einen Ausgleich herbeiführen. Das Mädchen. Wie alt ist sie? 13? Leicht zu verführen nehme ich an. Ihr Geist und Verstand sind noch nicht so gefestigt wie der Unsere. Leichte

Beute.“ Wütend sah er sie an. „Ihr verkennt die Lage. Ich versuchte nur das Mädchen mit meinem Sohn zu vermählen. Das sind Dinge die euch nichts angehen. Also, entweder sagt ihr mir jetzt was ihr hier wollt, oder ich werde gehen. Ich habe wichtigeres zu tun, als mich von euch beleidigen zu lassen.“ Zuckersüß lächelte sie. Wirkte dabei beinahe unschuldig. Ein absurdes Bild, denn er wusste was sich hinter dieser Fassade verbarg. Sie war kalt und ihm unheimlich. Ihr wahrer Charakter hatte mit dem was sie hier vorspielte wenig gemeinsam. In der Öffentlichkeit konnte

sie sich zum Glück nicht so verhalten wie sie wollte. Hier war er sicher und musste sich nicht darum fürchten ihr ausgeliefert zu sein. So dachte er zumindest, bevor sie ihn an seiner Schulter zu sich heranzog und ihm ins Ohr flüsterte. „Mein lieber Caius. Euer Temperament und euer Stolz werden irgendwann euer Untergang sein. Ich dachte wir hätten das hinter uns, oder habe ich meinen Standpunkt beim letzten mal nicht deutlich genug gemacht? Muss ich deutlicher werden?“ Der Händler spürte wie ihm dieser kühle Schauer über den Nacken lief und schüttelte einfach nur den Kopf. Sie

löste sich von ihm und sah ihn grinsend an. Da war er wieder: Dieser raubtierhafte Ausdruck in ihren Augen. Bei ihr musste er behutsam sein, wenn er nicht irgendwann auch auf ihrer Liste stehen wollte. Einmal mehr wünschte er sich, Orivier hätte diese Frau aufgesucht und nicht er. „Schön. Wir verstehen uns. Sie müssen lernen anders von mir zu denken. Immerhin sind wir jetzt Partner. Das Schicksal hat uns zusammen geführt. Man kann uns sogar als so etwas wie Freunde betrachten. Zerstören sie das nicht mein kleiner dicker Freund. Schlucken sie ihren Stolz mal für eine Weile herunter. Das verhindert falten und

das Gemüt erhitzt nicht so schnell. Nur ein gut gemeinter Rat.“ Aus ihrem Mund klang es eher wie eine Drohung und wahrscheinlich sollte sie auch genau dies sein. Diese Frau hatte andere Mittel und Wege um ihren Standpunkt zu festigen. Das hatte er mittlerweile begriffen. Diese unscheinbare Art war das, was ihm am meisten Angst einjagte. Er wusste nicht was in ihr vorging, oder was sie gerade dachte. Von jetzt auf gleich schien es so, als würde sich ihre Stimmung abrupt verändern können. Etwas das er nicht unbedingt noch provozieren wollte. Besser er ging behutsam vor, auch wenn es ihm nicht gefiel vor ihr klein Bei zu

geben. Immerhin war er ein Mann von Adel. Viel mehr wert als sie selbst. „Wie ihr meint. Dann lasst mich anders fragen: Welchen Grund gibt es für derlei Maskerade? Hilft euch das dabei Prinz Oran zu-“ „Pssst!“ Sie legte ihm einen Finger an die Lippen. „Nicht so laut. Was sollen denn die Leute von uns denken, wenn sie sowas hören? Man könnte meinen sie wären suspekt und das wollt ihr doch nicht oder? Also. Überlassen sie mir besser das Reden. Wie ich ihnen schon sagte: Alles braucht seine Zeit. Keine Angst, ihr werdet euren Willen schon noch früh genug bekommen. Kein Grund die

Angelegenheit unnötig zu überstürzen. Der Prinz ist einen ganzen Monat hier. Wir haben Zeit und die nutze ich dafür, mich mehr in ihre Welt einzufügen. Ich beobachte und lerne. Das ist aller Anfang. Sie sind doch Händler. Sie wissen doch auch, dass man einen Kunden erst umwirbt, bevor man ihm etwas verkauft. Nicht wahr?“ Wieder sprach sie so, als hielte sie ihn für einen Schwachkopf. Kaum merklich ballte Dothras die Hand zur Faust. Für den Augenblick musste er sie einfach gewähren lassen. Diese Geschäftsbeziehung würde nur so lange andauern wie nötig. Das musste er sich dabei im Hinterkopf behalten. Wenn sie

ihre Aufgabe erfüllt hatte, würde sie wieder verschwinden und er konnte wieder ganz in Ruhe seinem Leben nachgehen, als hätte es sie nie gegeben. Bis dahin würde er ihre Frechheiten ertragen müssen. Er musste sich daran erinnern, warum sie hier war. Ihr Werk würde den Fortbestand seiner Macht sichern. Daran musste er denken. Wenn Oran aus dem Weg geräumt war, konnte alles wieder seinen gewohnten Gang gehen. „Also. Bewahren sie einfach Ruhe. Ich weiß was ich tue. Ansonsten hätten sie nicht um meine Dienste gebeten. Schon vergessen? Sie sind ja beinahe so verängstigt wie ein kleiner Junge. Das

müssen sie abstellen. Angst steht ihnen nicht. Es macht sie hässlicher als sie ohnehin schon sind und das will keiner von uns beiden. Glauben sie mir. Aber genug davon. Es gibt noch ein paar Dinge die wichtig wären. Vergessen sie nicht. Wir arbeiten zusammen. Jeder hat seinen Anteil an dieser Sache zu leisten, auch wenn ihrer eher klein ausfällt. Sie müssen einfach nur schweigen bewahren. Das dürfte doch nicht so schwer sein. Ich werde mich in ihrem Schatten aufhalten und dabei ganz langsam aber stetig näher an den Prinzen herankommen. Ich muss seine Wünsche, seine Ängste kennen. Das habe ich ihnen schon gesagt. Er wird

sterben, wenn der Zeitpunkt der Richtige ist. Das versprach ich ihnen und ich halte stets was ich verspreche.“ Und wieder lächelte sie. Skeptisch betrachtete er sie. Bis jetzt hatte er noch nicht wirklich viel von diesen Fähigkeiten gesehen die sie so anpries. Er würde wohl wirklich einfach abwarten müssen, bis es soweit war. Er war kein geduldiger Mann bei solchen Dingen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. „Gut. Dann verschmelzen sie. Je eher desto besser. Dann haben wir das ganze hinter uns gebracht und sie können wieder ihrer Wege gehen.“ „Oh. Das tat jetzt weh. Man könnte ja

beinahe denken dass sie mich gar nicht ausstehen können. Dabei versuche ich doch nur ihnen zu helfen. Sie haben meine Gefühle verletzt. Ich bin auch nur eine Lady“, erklärte sie und tat dabei gespielt betroffen, ehe sie wieder ein süffisantes Grinsen aufsetzte. Sich selbst bestätigend nickte Dothras. Sie war in der Tat unheimlich. Einfach nur unheimlich.

Informationskapitel: Die Westländer

Die Welt Termia: Die alte Welt Termia war stets ein Ort des Wandels. Neun Reiche teilen sich den Kontinent. Jedes mit seiner eigenen Kultur, Währung und Lebensart. In jedem Land gibt es einen anderen König der seine eigenen Gesetze vertritt. Während in der westlichen Hemisphäre eher Menschen, Nekomata und Elfen zu Hause sind, wird die östliche Wüstenregion von den Thaurie, Rathak und den Warg bewohnt. Manche dieser Rassen leben lieber unter sich und sind gegenüber anderen Artgenossen eher

abweisend. In Termia wird die Zeit in Dekaden gemessen. Eine Dekade dauert 480 Tage, wobei ein Tag im Westen länger ist, als im Osten. So hat ein Tag im westlichen Teil 38 Stunden. Im Osten hingegen nur 23. Die Temperaturunterschiede sind ebenfalls erheblich. Während es im Osten eher mild ist, hatten sich die westlichen Völker schnell an die heißen Temperaturen zu gewöhnen. Die einzige Jahreszeit dort ist der Sommer, während im Osten mehr Regen fällt. Im Zentrum von Termia ist das ganze eher ausgeglichen. Eine Dekade hat genau 8

Monate, von denen jeder 60 Mondzyklen zählt. Termias neun Länder sind Darkonia, Flaeris und Bolthros im Westen Halthren, Ebris und Horas im Zentrum und Armath, Versia und Niat im Osten. Es gibt verschiedene Bündnisse militärischer und wirtschaftlicher Natur, wobei es Ausnahmen gibt, da gewisse Rassen lieber unter sich bleiben. Diese sind die Menschen, Elfen, Dämonen, Nekomata, Thaurie, Rathak und die Warg. Dann gibt es noch das Wildvolk, welches sich aber aus verschiedenen Rassen zusammensetzt und eine eigene Kultur aufgebaut

hat. Die drei Regionen: Termia setzt sich wie schon erwähnt aus drei Regionen zusammen: Der West-Region, der Zentral-Region und der West-Region. Im Osten herrscht warmes Klima. Die Bewohner haben verschiedene Methoden entwickelt um unter diesen Bedingungen zu leben. Im Zentrum ist das Klima eher ausgeglichen, wobei sich dort viele Gebirge und Höhlen befinden und von Rassen bewohnt sind, die eher nachts aktiv

werden. Im Osten herrscht vorwiegend ein mildes Klima aus Regen und Schnee. Die Länder der West-Region: Flaeris: Flaeris ist das nördlichste Land der West-Region und wie die anderen im Westen weitestgehend von Wüste durchzogen. Vereinzelnd gibt es Oasen aus denen Wasser geschöpft wird. Die meiste Population zieht sich die Küste entlang, wobei die größte Stadt Muahad ganz im Westen darstellt. Vom geografischen Bild her ist das Land von

flachen Ebenen geprägt. Da das ganze Jahr über Temperaturen von bis zu 55 Grad herrschen ist es kaum möglich Pflanzen zu züchten. Einzig in der Nähe des Meeres ist dies durch die frische und kühle Seeluft möglich. Ansonsten befinden sich im Land eher kleinere Dörfer und die Population hält sich in geringem Maß. Vorherrschende Rasse: Die Rathak Beschreibung: Die Rathak sind eine reptilienartige Spezies, die meistens in warmen Gebieten Leben. Manche Exemplare können bis zu 2 Metern Größe

erreichen. Alle Artgenossen haben eine schuppige leicht gepanzerte Haut, welches es schwierig macht sie zu verwunden. Außerdem besitzen sie einen langen Schwanz, mit dem sie sich notfalls verteidigen können. Bei den Männchen ist dieser sogar mit Knochenplatten bedeckt und dient auch als Waffe, oder Werkzeug. Männer und Frauen sind leicht zu unterscheiden. Während die Männer meist einen tiefgrünen Hautton und rötliche Augen besitzen, sind Weibchen eher mattbraun gefärbt und besitzen gelbe Augen. Außerdem besitzen sie einen Kamm auf dem Kopf, der einem Segel ähnelt. Beide haben

jedoch an der Vorderseite eine gelbe Färbung die sich vom Kinn über den Oberkörper, bis hin zu den Beinen zieht. Bei den Weibchen ist diese leuchtender als bei den Männchen. Die Rathak besitzen an jeder Hand nur vier Finger, sowie drei große Zehen an den Füßen. Bei den Weibchen sind diese stärker ausgeprägt, so dass sie zum Beispiel weitere Sprünge als die Männer vollziehen können. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Rathak beträgt 22 Jahre. Kinder benötigen nach der Befruchtung des Weibchens 5 Monate bis sie aus ihren Eiern schlüpfen und 3 weitere Jahre, bis sie vollständig ausgewachsen

sind. Sprache: Die Sprache der Rathak besteht aus verschiedenen Zisch- und Klicklauten, welche jeweils variieren können. Die Weibchen besitzen eine stärker ausgeprägte Resonanzkammer, so dass diese auch in der Lage sind andere Sprachen zu lernen. Allerdings tun dies die Rathak nur, um sich mit Händlern aus anderen Ländern zu unterhalten, da sie sonst nichts von anderen Rassen annehmen. Sozialer Umgang: Die Rathak leben von anderen Spezies eher abgeschieden und schätzen es, dass sie als Volk unter sich sind. Von Natur

aus sind sie eher gewalttätig und abweisend. Andere werden stets als 'Schrr'kck' – Außenseiter – betitelt und haben in den Augen der Rathak keinen Wert. In der Gesellschaft sind es die Männer, die eher handwerkliche Berufe bekleiden, während die Frauen in religiösen und politischen Ämtern tätig sind. Wirkliche Familienbande gibt es bei den Rathak nicht. Sie legen ihre Eier in große Nester, sogenannten Brutschulen ab. Diese werden überwacht und nach der Geburt werden die Kinder direkt in die Bahnen gelenkt, in denen sie auch später arbeiten sollen. Auch gibt es Bräuche wie die Ehe nicht.

Paarung dient lediglich zur Züchtung neuer Arbeiter und zur Steigerung der Population. Die Rathak leben in verschiedenen Kasten zusammen, wobei diese sich aus dem Zweig der Tätigkeit zusammensetzt. Zum Beispiel gibt es die Priesterkaste, die Handwerkskaste, oder die Händlerkaste. Fremdspezies können niemals Kastenmitglied werden. Ihre Anwesenheit wird eher geduldet, als akzeptiert. Einzig zu den Thaurie unterhalten die Rathak eine Handelsbeziehung, die allerdings eher oberflächlich gehalten wird. Die Rathak sehen sich selbst als ein Kollektiv an. Ein einzelnes Leben ist

unbedeutend, weshalb die Vertreter dieser Spezies niemals von sich in der Ich-Form sprechen. Politik: Bei den Rathak gibt es keinen König, oder ein totales Staatsoberhaupt. Die Rathak leben in verschiedenen Kasten, die je nach Beruf gelten. Jede Kaste hat ein Oberhaupt. Diese Oberhäupter bilden zusammen das politische Konstrukt des Landes. Religion: Die Religion der Rathak verehrt den Sandgott Thar*quiss*rah, der unter der Wüste lebt. Er hält dem Glauben nach die Kasten zusammen. Jeder Rathak muss in seinem 10. Lebensalter die sogenannte Weihe vollziehen. Er zieht

durch die Wüste und lebt nur von den Dingen die die Wüste ihm gibt. Überlebt er diese Prozedur ist offiziell vom Gott der Wüste gesegnet. Ihre Toten begraben die Rathak im Sand, damit diese eins mit Thar*quiss*rah werden. Währung: In Flaeris gibt es keine wirkliche Währung. Die Rathak erwerben Lebensmittel und andere Dinge die sie benötigen durch den Tauschhandel. Geld hat für sie keinerlei Bedeutung oder Wichtigkeit, da Wohlstand durch den persönlichen Besitz gemessen wird. So ist ein Bauer mit viel Wasser und Gemüse höher angesehen als zum

Beispiel jemand der nur Schmuck besitzt. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Flaeris ist leider der Sklavenhandel. Die Rathak sind gut darin andere Spezies zu verkaufen, wobei sie niemals jemanden der eigenen Rasse wählen würden, da sie sonst bei ihrem Gott in Ungnade fielen. Bevorzugte Ware sind zum Beispiel Elfen, da sie gerne für den Haushalt benutzt

werden. Darkonia: Etwas südlich von Flaeris beginnt das Land Darkonia, welches ebenfalls von Wüste durchzogen ist. Allerdings gibt es hierbei einen Unterschied. Das Land beherbergt viele Felsformationen, die von den Einheimischen ausgehöhlt wurden, um in ihnen zu leben. So sind die Bewohner Darkonias nicht vollkommen der Hitze ausgeliefert. Das

Zentrum ist hierbei am meisten bevölkert. Die größte Stadt ist Jual. Sie liegt in einem ausgehöhlten Berg. Vorherrschende Rasse: Die Thaurie: Beschreibung: Die Thaurie sind ein sehr intelligentes Volk, das es geschafft hat sich den Bedingungen der Wüste hervorragend anzupassen. Über die Jahrhunderte hinweg haben sie gelernt Felsen auszuhöhlen und in deren Inneren zu Leben. Dabei bedienen sie sich der Bergbautechnologie, welche einen Großteil ihrer Wirtschaft ausmacht. Sie fördern Erze und andere wertvolle Mineralien und verkaufen diese. In den

Höhlenstädten bewegen sie sich über Seilbahnen fort, die durch fortschrittliche Spulen-Technologie angetrieben werden. Die Thaurie haben einen eher dunklen Hautton und leuchtend gelbe Augen. Spitze Ohren sind ebenfalls ein Markenzeichen der Felsbewohner. Diese sind mit leichtem Fell überzogen, sowie auch Hände und Füße. Überall am Körper besitzen die Thaurie dunkle Farbflecken, welche verschiedene Muster darstellen können. Ihre Nasen sind eher flach und eingedrückt und ihre Zähne Spitz wie die eines Raubtiers, was auf den ersten Blick ziemlich furchteinflößend wirken

kann. Alle Thaurie besitzen einen muskulösen Körperbau, wobei dieser bei den männlichen Vertretern stärker ausgebaut ist als bei den weiblichen. Dennoch sollte man auch diese nicht unterschätzen. Von Natur aus verfügen die Thaurie über Selbstheilungskräfte, die äußere Wunden heilen kann, sofern diese nicht zu stark sind. Durch diese Fähigkeiten hören sie ab dem 25. Lebensjahr auf äußerlich zu altern. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Thaurie beträgt in etwa über 200 Jahre. Sprache: Die Sprache der Thaurie ist ziemlich

komplex.Sie setzt sich aus über 20 Millionen verschiedener Wörter zusammen, wobei jedes aufgrund von Betonung eine andere Bedeutung haben kann. Auch ist die Aussprache für Außenweltler eher schwierig, da sie nicht die typische Zahnform der Thaurie besitzen, so dass manche Wörter eher plump ausgesprochen werden. Die Thaurie lernen jedoch auch andere Sprachen, wobei meistens ein scharfer Dialekt mitschwingt. Sozialer Umgang: Die Thaurie legen sehr viel wert auf Familie. Es ist Brauch dass die Familien zusammen leben. Bei einer Heirat, ziehen die Familien der Beteiligten

meistens zusammen, wobei dies immer so verteilt wird dass die Familien nicht zu groß werden. Das Oberhaupt der Familie ist stets das älteste Mitglied, welches 'Vishah' genannt wird. Übersetzt bedeutet dies in etwa so etwas wie 'Oberster Vater'. In der Kultur der Thaurie gibt es keine sozialen Unterschiede wie zum Beispiel bei anderen Rassen wie den Menschen oder Elfen. Alle sind ein Teil der jeweiligen Gemeinschaft, die ihren Teil zu deren Erhalt beitragen. Gegenüber Fremden sind die Thaurie offen eingestellt. Es kommt sogar vor dass jemand in eine Familie aufgenommen werden kann, wenn das

Band der Freundschaft zwischen den Betroffenen groß genug ist. Eine Ehe zwischen einem Thaurie und einer anderen Spezies kommt zwar selten vor, ist aber immer wieder gern gesehen, da die Thaurie an das große Ganze glauben und durch eine solche Verbindung auf eine größere Einheit hinarbeiten. Bei den Berufen gibt es keinerlei Unterschiede. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Auch im Militär gibt es viele weibliche Soldaten, so wie auch in Führungspositionen. Ebenfalls ist den Thaurie wichtig dass sie untereinander keine Fremden sind, weshalb oft Feste und Feiern abgehalten werden um untereinander besser zu verstehen und

kennen zu lernen. So kann es zum Beispiel vorkommen dass bei einer Hochzeit gleich ein ganzes Dorf eingeladen wird. Zusammenfassend kann man die Thaurie als friedvolle Spezies bezeichnen, die eher ein Miteinander als ein Gegeneinander anstreben. Des weiteren ist es so, dass wenn ein Thaurie eine Beziehung aus Liebe eingeht, er keine anderen mehr als Partner annimmt. Selbst nach dem Tod des Ehepartners bleibt der Betroffene alleine. Natürlich gibt es auch Thaurie die sich nicht fest binden, sondern nur nach Abenteuern suchen, aber sobald sich ein Thaurie in jemanden verliebt, wird er auf diese Person geprägt. Eine

solche Prägung kann nicht widerrufen werden. Sie währt bis zum Tod. Politik: Bei den Thaurie wird stets ein sogenannter Qa'gohk aus den ältesten der Familien gewählt. Es entspricht etwa dem König der westlichen Länder. Jedoch gibt es hierbei keine gewisse Erbfolge. Ein Qa'gohk kann stets nur aus den Ältesten gewählt werden und wenn er stirbt, tritt ein anderer Gewählter an seine Stelle. Gesetze können auch nicht einfach so vom Qa'gohk verabschiedet werden. Erst muss eine Versammlung der verschiedenen Familienoberhäupter stattfinden, die dann über den Entwurf

beratschlagen und entscheiden ob er angenommen oder abgelehnt wird. Religion: Im Glauben der Thaurie gibt es viele Götter. Allerdings spielt die Religion im Volk nicht eine so große Rolle wie bei anderen Kulturen. Es gibt Priester und Kirchen, aber bleibt die Teilnahme daran stets freiwillig. Außerdem gibt es keine großen Unterschiede gegenüber anderen Ämtern. Die Geistlichen müssen kein Gelübde der Keuschheit ablegen, da Familie den Thaurie sehr wichtig ist. So dürfen auch Priester heiraten und Kinder haben. Natürlich gibt es für die Gläubigen auch Feste, wie zum Beispiel die Weihe der Ar'ush'na, der

Fruchtbarkeitsgöttin, bei denen die Thaurie für gesunden Nachwuchs beten können. Außerdem gibt es auch so etwas wie Geburtstage, jedoch finden diese nur alle 25 Jahre statt und werden stets groß gefeiert. Währung: Die Währung der Thaurie sind die sogenannten Kopas. Halbedelsteine die in eine rautenartige Form gebracht werden. In anderen Ländern sind diese sehr begehrt, da sie nicht überall abgebaut werden können. Außerdem erhalten die Steine bei ihrer Herstellung eine gewisse Prägung, um Betrug auszuschließen.


Bolthros: Das letzte der südlichen Länder ist Bolthros ganz im Süden. Vor allem ist es durch seine zerklüfteten Küsten bekannt, weshalb es kaum möglich ist, Häfen zu errichten. Wie auch bei Darkonia oder Flaeris zieht sich die Population meist an der westlichen Küste entlang. Die Ausnahme hierbei bilden die nomadischen Stämme, die in der Wüste leben. Des Weiteren lebt ein Zweig des Wildvolkes im Dschungel von Mû-Ghogk. Dadurch, dass ein Großteil vom Meer eingenommen wird, ist das Klima milder als in den nördlichen Regionen. Es lässt mittlere Vegetation im Flussbereich sowie im Osten

zu. Vorherrschende Rasse: Die Warg. Beschreibung: Die Warg sind ein sehr kultiviertes Volk. Die Kultur und Struktur erinnert an so manch modernes System des Ostens. Es gibt eine monarchische Hierarchie, so wie einen König, der allerdings die meisten Entscheidungen alleine trifft. Männer und Frauen gleichermaßen teilen eine bleichbraune Hautfarbe und gelbe Augen. Das auffälligste Merkmal sind hierbei die vier großen Zähne, die links und rechts aus dem Mund

herauswachsen. Die durchschnittliche Größe eines Rassenvertreters beträgt 2 Meter, wodurch sie besonders furchteinflößend wirken. Das Grundbild der Warg ist sehr aristokratisch geprägt. Es gibt Arm und Reich, wobei zu Ersteren vor allem die nomadischen Wüstenbewohner zählen, die sich den sesshaften nicht anschließen. Sie ziehen von einem Punkt zum anderen, wobei ein Abkommen zwischen ihnen und den Städtern nur vorsieht, dass sie sich im östlichen Gebiet zwischen Mû-Gogh und Bégh-Nal-Dâth bewegen. Die Warg unterhalten mehrere Handelsrouten, wobei diese vorwiegend mit den Thaurie und den Nekomata

geschlossen sind. Ebenfalls eingebunden wurde das Wildvolk, welches einen wichtigen Lieferanten an Obst darstellt. Sprache: Die Sprache der Warg besteht aus mehreren verschiedenen Dialekten, wobei es zum Beispiel so ist, dass jede Stadt das dazugehörige Kürzel besitzt. Dorf bedeutet Che, Stadt hingegen She. Weiterhin sprechen die Einwohner mit derben Ch- und Kh-Vokalen, die selbst für Vertreter der Thaurie schwer auszusprechen sind. Sozialer Umgang: Im Umgang miteinander verhalten sich

die Warg sehr verschieden. Das Volk ist gespalten zwischen den normalen und den religiösen Vertretern. Diese Leben in Bégh-Nal-Dâth, sowie Chiê-Torkh. Gegenüber Ausländern verhalten sie sich stets freundlich und zuvorkommend, was wiederum von Vorteil für die Handelsbeziehungen des Landes ist. Auch unterhalb wird ein harmonisches Leben geführt. Politik: Die Politik der Warg wird von der Reiligion bestimmt. Der Oberste Ma’rukh, der gleichzeitig auch den König des Landes darstellt, verabschiedet die Gesetze des Landes

und wird von den Hohepriestern gewählt. Es gibt keine Erbfolge. Nach dem Tod des Oberhauptes wird ein neuer Vertreter aus den Geistlichen gewählt. Religion: Die Religion der Warg ist ähnlich die der Versianer im Osten. Tote werden stets in der Wüste beerdigt. Es gibt Messen an denen die normale Bevölkerung teilnehmen kann. An oberster Steller stehen die Zwillingsgötter Vish-Kha und Tarakh-Ne. Während Kha das Wasser und das Leben darin schuf, formte Ne das Land und die Bäume. Somit ist Wasser heilig. Ebenso wie jeder Baum

des Landes. Es ist untersagt Wälder zu roden, was zum Beispiel sofort mit dem Tod bestraft wird. Auch Fischerei ist verboten. Gottgegebenes darf nicht von den normal sterblichen verunreinigt werden. Dies ist die oberste Regel. Währung: Die Währung der Warg sind die Kopas der Thaurie, welche von ihnen angenommen wurde, um die Handelsbeziehungen zu erleichtern.

Heimat

Teliankas – Rosenviertel - 2. Ära – 1576. Dekade – 3. Monat – 17. Zyklus - 15. Stunde „Um das zu verstehen: Eure Schwester hält euch etwas vor, dass ihr als Kleinkind tatet?“ Arysa schien ein verdutzt im Angesicht der Geschichte Leonoras, die grinste, während Melas lächelnd neben den beiden Frauen her schritt. Im Rosenviertel herrschte reges Treiben. Leute tanzten auf den Straßen, Gaukler spielten Instrumente, Barden sangen dazugehörige Lieder. Kinder jagten

einander durch die Gassen. Eines von ihnen hätte die Prinzessin beinahe umgerannt. Ein wenig verschüchtert musterte der Junge Leonora, die ihm über den Kopf streichelte, worauf er lachend davonzog. „Sagen wir, dass das zu Laneemas Talenten gehört. Missversteht mich nicht: So ist Laneema. Ich beabsichtige nicht, ihr das vorzuhalten. Sie ist meine Schwester. Ich liebe sie, egal wer sie ist.“ Die Blinde nickte darauf. Melas manövrierte die Blauhaarige zu einer Bank in der Nähe, wo sie sich niederließen. Das Wetter spielte mit. Der Regen blieb aus und der Nachmittag

schien vielversprechend. Solche Tage gab es selten, weshalb man sie am besten ausgiebig genoss. „Das ist ein schöner Gedanke. Es ist verständlich, so zu denken. Zu Hause mag auch nicht jeder Velkan. Dennoch ist er meine Familie. Es tangiert nicht, was andere über jene denken, die uns nahe stehen, solange wir ihre wahren Züge erkennen. Genauso ist es bei eurer Schwester. Ich bin mir sicher, dass sie einen guten Kern besitzt.“ Zum Glück war Arysa nicht in der Lage zu sehen, wie die Prinzessin die Stirn runzelte. Laneema Arroganz hatte sich seit Orans Ankunft noch gesteigert. Sie schien alles zu versuchen, um die

Aufmerksamkeit des Prinzen zu erhaschen. Welchen Preis sie dafür zahlte, kümmerte nicht. Zumindest hatte sie damit aufgehört, sich über sie lustig zu machen. Im Augenblick war sie mit einer dieser langweiligen Besprechungen beschäftigt. Vor dem Abendessen würden die beiden einander nicht sehen. Wahrscheinlich besprachen ihre Mutter und ihre Schwester irgendwelche Hochzeitspläne. „Vermutlich ist sie belastet von der gesamten Situation. Sie versucht, eurem Bruder zu gefallen.Von ihr wird einiges erwartet. Nach allem ist sie die Prinzessin, und da es unwahrscheinlich ist, dass Sirous das Erbe der Familie

fortsetzt, liegt es an ihr. Zumindest glaubt sie das. Außerdem spielt es eine große Rolle, dass sie bald schon die 30. Dekade erreicht. Andere heiraten viel früher. Das nagt vermutlich an ihr. Sie fühlt sich alt, auch wenn sie es nicht zugeben würde. Königin Sareya ist stets jemand der sie daran erinnert. Sie war in Leonoras Alter, als sie ihr erstes Kind gebar. Damals war sie schon mit dem König liiert. Für Lady Laneema ist das wie eine Anleitung, die sie nicht erfüllt. Das erfüllt so manches Herz mit Gram.“ Arysa nickte. „Das kann ich verstehen. Das sind hohe Erwartungen, die sie wahrscheinlich auch an sich stellt. Ich wüsste nicht,

wie ich an ihrer Stelle dächte. Gab es vorher nie jemanden, der ihr Herz für sich gewinnen konnte?“ Das hätte vermutlich vieles einfacher gemacht. Die Blondine strich sich eine Haarsträhne zurück und sah gedankenverloren die Straße entlang. Ein paar blickten immer wieder zu ihnen herüber. Besonders die niatische Prinzessin zog die Neugierde vieler auf sich, die um den Besuch wussten, bis jetzt aber keine Möglichkeit dazu hatten, sich ein Bild von diesen Menschen machen zu können. Kinder waren neugierig und trauten sich näher an die sie heran. Manche von ihnen wirkten wirklich schüchtern und letztendlich war

es ein kleines Mädchen, das sich traute auf die Blauhaarige zu zuschreiten. „Hier. Etwas für euch Mylady.“ Hinter dem Rücken hatte sie es versteckt und holte es langsam hervor. Arysa tastete vor sich her, bis sie den Kranz aus Blütenblättern umfasste. Ein süßlicher Duft ging davon aus. Die 18-Jährige lächelte und strich dem Kind über die Wange. „Danke. Ich halte es in Ehren.“ Sie setzte ich den Kranz auf ihr Haar. Das Mädchen lächelte und faltete dabei die Hände ineinander. Leonora beobachtete das. Diese Prinzessin war wirklich ein guter Mensch. Sie gab niemandem das Gefühl, schlechter als sie

zu sein, oder gar weniger wert. Sie behandelte alle unvoreingenommen. Das war eine Gabe. Nicht jeder konnte sich so zurücknehmen wie sie. Laneema zum Beispiel hätte sicherlich ihre Probleme damit. Außerdem glaubte Leonora nicht, dass sie sich an so etwas simplen erfreuen könnte. Nein. Vermutlich hätte sie das Mädchen zum Weinen gebracht. Was anderes konnte sich die 20-Jährige nicht vorstellen. So warf sie noch einen Blick auf das Mädchen, ehe dieses lachend in der Menge verschwand. „Kinder sind etwas wundervolles. Sie betrachten die Welt anders, als wir es tun. Ohne Vorbehalte. Sie stellen nichts einfach so in Frage, sondern nehmen

sich Zeit dafür die Dinge zu beobachten, sie zu verstehen. Mit dem Alter geht das leider oft verloren, wie ich festgestellt habe. Es ist auf einer Seite traurig, aber ein Preis, den man für mehr Weisheit und Reife zahlen muss.“ „Durchaus“, erklärte Melas. „Ich sehe es oft an meiner Nichte, Fareena. Sie gleicht in vielen Dingen einem Kind. Sie ist zaghaft und zerbrechlich, gleichzeitig von unsagbarer Güte und Herzlichkeit. Natürlich hofft man, dass solche Eigenschaften nicht verloren gehen. Immerhin machen sie einen Teil des Charakters dieser Leute aus. Deswegen hoffe ich immer, dass sie nicht all zu schnell erwachsen wird,

sondern dieses Privileg noch lange auskosten kann. Einfach ist das nicht. Es gibt jetzt schon genügend Leute, die versuchen, sie mit ihren Söhnen zu vermählen. Dothras ist da ein energischer Kunde. Er versucht es schon seit Jahren, aber meine Schwester und ich haben Fareena immer davor bewahren können. Sie sollte zu nichts gezwungen werden was sie nicht will, sondern selbst Entscheidungen treffen. Vor allem, wenn es um die Liebe geht.“ Er sprach so voller Leidenschaft. Beinahe ein wenig melancholisch. Leonora lächelte und musste den Wunsch unterdrücken, seine Hand zu

halten. Arysa mochte blind sein, aber hier draußen gab es genügend andere neugierige Augen die sie beobachteten. Irgendwie gab es seit der Ankunft der Yavieren-Familie nie ein paar Minuten, in denen sie mit ihrem Liebsten ungestört sein konnte. Das grämte sie. Manchmal fehlte ein warmer Blick, eine Berührung oder nur seine Schulter, in die sie sich schmiegen konnte. Sie seufzte. „Gibt es in eurem Leben jemanden Mylady?“, kam die Frage der Blinden, die Leonora mehr als überraschte. Unsicher tauschte sie einen Blick mit Melas aus. Solchen Fragen wich sie immer gekonnt aus, wenn sie konnte. Hier war sie vollkommen

überrascht worden. Arysa wusste nichts. Die 20-Jährige war nicht sicher, ob die Blinde schon von den Gerüchten gehört hatte. Sie würde aber nicht nachhaken, was das betraf. Sie kannte diese Frau noch nicht lange genug. Davon abgesehen war die Beziehung mit Melas ein Geheimnis, das sie in ihrem Herzen vergrub. Das war etwas, was nur sie beide hatten. Ein Geschenk. Sie war froh, dass nicht jeder Einfluss darauf ausüben konnte. „Wie soll ich sagen? Ich bin nicht diejenige, von der man solche Dinge erwartet. Ihr habt sicher genügend von den Anderen darüber gehört. Ich weiß nicht wieso, aber dieses adelige Leben.

Feste, Bälle, das war nie etwas für mich. Ich kann es nicht erklären. Jedenfalls, ist mein Verhalten schon vielen negativ aufgestoßen und wirft kein gutes Licht. Da bleiben die Verehrer meistens aus, was ich allerdings nicht bedaure. Ich bin noch jung. Liebe ist etwas, das Zeit braucht. Man gibt sie einem Menschen, dem man vertraut. Bei dem man eine Zuflucht hat. Wisst ihr ihr was ich meine? Egal wie schwer es ist. Sobald man zu dieser Person zurückkehrt, sie einfach nur ansieht und berührt, scheint all das wie weg gewaschen. Das ist etwas, was kein Titel oder sonstiges kann.“ „Für mich klingt das so, als gäbe es da

schon jemanden in eurem Leben. Das ist schön. Wenn man jemanden hat, dem man blind vertrauen kann. Für mich gibt es da nur meinen Bruder. Dieses Band das wir teilen, ist ebenfalls etwas sehr kostbares. Man pflegt es und versucht es aufrechtzuerhalten. Diese Person ist ein wichtiger Teil und unschätzbar wertvoll. Das sind alle, die uns etwas bedeuten. Jeder auf seine Weise. Sei es eine Mutter, die einen behütet und beschützt, oder ein Bruder oder eine Schwester, zu der man aufschaut. Man sollte so etwas immer mit Respekt behandeln und es zu schätzen wissen, denn wenn man es verliert, bekommt man es nie zurück. Das sieht nur nicht

jeder. Die meisten sind blind dafür und sehen erst was sie verloren haben, wenn es zu spät ist. Das sagt meine Mutter immer.“ Sie sprach frei und gelöst. Diese zurückhaltende unscheinbare Frau schien für einen Augenblick verschwunden. Leonora fand es gut, dass Arysa sich öffnete und aus sich heraus kam. Außerdem mochte sie die Prinzessin für ihre ehrliche Art und Weise. Solchen Leuten begegnete man nicht häufig. Sie waren wie die Knospe der versianischen Lilie, die nur am Neumond blühte. Wenn die Zeit so wollte, konnte sie vielleicht eine Freundin sein. Die erste, die sie jemals

hatte. Natürlich gab es Leute, mit denen sie sich gut verstand, aber eine richtige Freundschaft? Sie konnte sich nicht an etwas vergleichbares erinnern. Meistens hielten die anderen Adeligen Abstand zu ihr, da ihr Benehmen in deren Augen nicht geziemte. Sie hatten Vorurteile, die es unmöglich für sie machten, eine tiefere Bindung einzugehen. Melas stellte hierbei die einzige Ausnahme. Sir Esthir vielleicht noch, aber das war etwas anderes. „Erzählt mir von eurer Mutter. Wie ist sie so?“ Das interessierte sie. Wenn sie die Geschwister so betrachtete, hatte sich diese Frage schon oft gestellt. Sie hatte

von König Rhalys gehört. Dem ambitionierten König, dessen Einfluss man bei Leuten wie Velkan sah, aber die andere Seite hatte sie nie kennen gelernt. Man hatte nie davon gesprochen, so als wäre es eine unwichtige Nebensächlichkeit, die keine Erwähnung wert ist. Arysa lächelte und legte die Hände in den Schoß. „Ich weiß nicht, wie ich es erklären kann. Zu Hause in Shisaria sagen viele immer, ich sei ihr ähnlich. Nicht nur das Aussehen betreffend. Sie ist ein starker Mensch. Sie erinnert mich ein an euch. Ihr besitzt diese unerschütterliche Art. Als gäbe es nichts, das euch aus dem Konzept brächte. Malessa, meine Mutter,

ist ähnlich gestrickt. Natürlich ist sie streng und zeigt einem seine Fehler auf. Etwas, das meine Schwester oft gemerkt hat, aber dahinter, da ist so viel Wärme. Ich bin glücklich, wenn ich bei ihr bin. Jetzt so weit von ihr entfernt zu sein fühlt sich ein seltsam an. Außerhalb ihrer Nähe zu sein. Man muss sich daran gewöhnen. Jedoch ist am Ende die Freude umso größer, wenn ich sie wieder in die Arme schließen kann. Versteht mich nicht falsch: Ich mag euch und euer Land ist interessant, aber das Herz sehnt stets nach der Heimat.“ Die junge Malantris nickte nur. Sie wusste genau, was Arysa damit sagen wollte. Sie kannte es ja. Familie war ein

Gut, das sich nicht eintauschen ließ. Das war unmöglich, denn egal was geschah, sie war etwas Beständiges, was da blieb. Freunde kamen und gingen, aber die Familie war immer da. Sie verließen einen niemals. „So wie ihr von ihr sprecht, scheint sie wirklich ein liebevolles Wesen zu sein. Vielleicht ergibt sich ja irgendwann die Möglichkeit, sie kennen zu lernen. Wer weiß? Womöglich komme ich euch besuchen, wenn ihr wieder zu Hause seid. Niat klingt nach einem freundlichen Land. Ich würde es gerne sehen. Bilder in Büchern können meistens nie zum Ausdruck bringen, wie es an einem Ort

ist.“ Den besten Eindruck bekam man immer noch, wenn man selbst vor Ort war. Leonora zeigte diesbezüglich reges Interesse. Sie hatte Versia nie verlassen, träumte davon andere Länder und Kulturen kennen zu lernen. „Helix Palasso, der Hofmaler stammt aus Katon“, erklärte Melas. Arysa nickte. „Ja. Katon liegt an der Küste. Egal wo man ist, hört man das Rauschen des Meeres und hat den salzigen Duft der See in der Nase. Ich meine, ich kann euch das wahrscheinlich nicht so gut erklären, wie es Velkan vermag. Was das Optische angeht, da bin ich nicht die beste

Ansprechpartnerin.“ Besorgnis wanderte in den Blick der 20-Jährigen. „Verzeiht. Ich wollte euch damit nicht verletzen.“ „Habt ihr nicht. Die Leute denken immer, sie würden mir wehtun, wenn sie davon sprechen, aber dem ist nicht so. Seitdem ich geboren wurde, war ich blind. Es gibt nichts, das ich vermissen würde, versteht ihr? Wie ich euch schon sagte: Ich sehe eben anders. Durch Gerüche, Geräusche und Berührungen. Das ist meine Art des Sehens und sie kann viel genauer sein, denn die Augen können uns leicht belügen, wenn wir nicht achtsam sind. Macht euch keine,

Vorwürfe, wo es überhaupt nicht nötig ist.“ Und damit lächelte sie. Es war dieses warme unnahbare Lächeln, bei dem sich im Herzen die Sonne ausbreitete. Vollkommen unbeschwert. Bei ihrer Familie oder ihren Bekannten hatte sie nie zuvor ein solches Lächeln gesehen. Melas wirkte davon beeindruckt. Die ganze Zeit hing er an Arysas Lippen und lauschte aufmerksam ihren Worten. „Ich kenne Niat. Es ist zwar nicht das größte Land, hat aber Dinge, die kein anderes Land besitzt. Shisaria, beinahe die größte Stadt in Termia. Ich glaube nur Ronom in Horas ist größer. Der Berg Eatos, unglaublich schön. Er erstreckt

sich von der südlichen Küste und zieht die Westgrenze entlang. Egal wo man ist, man hat immer einen Blick auf diese majestätischen Gipfel. Schon von Faron aus kann man ihn sehen. Der Valanatgipfel ist lange nicht so anmutig.“ Leonora nickte. Melas stammte aus dem Süden. Daher konnte er noch am ehesten diesbezüglich berichten. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie ihn nie deswegen gefragt. Andersherum wusste sie nicht, ob er wirklich geantwortet hätte. Sie wusste nur, dass er Ariennes Bruder war, die ebenfalls in dem Dorf aufgewachsen war, bevor sie nach Teliankas kam. Außerdem musste sie nicht mehr über Melas Vergangenheit

wissen und sie würde ihn garantiert nicht bedrängen, um mehr zu erfahren. Das hatte sie stets geschworen. Falls er etwas erzählen wollte, sollte er das von sich aus tun. Das war ihr wichtig. „Das habt ihr schön beschrieben Ser. Jedes Land ist auf seine Art und Weise anmutig und wertvoll. Nicht nur das eigene, auch wenn mancher gerne davon überzeugt wäre. Da bin ich mir sicher. Das sagte mein Bruder auch immer: Die Versianer würden niemals etwas Abschätzendes über das eigene Land sagen, genau so wie die Leute aus Niat oder den anderen Ländern. Heimat ist immer etwas Besonderes, egal wo man

ist.“ Die beiden nickten zustimmend über Arysas Worte. Es stimmte. Der persönliche Weg, mochte einen noch so weit fort von seinen Wurzeln führen: Am Ende war man immer mit seiner Heimat und seiner Familie verbunden. Das war etwas, an dessen Grundfesten man nicht rütteln konnte. „Das muss man ja auch nicht“, erklärte der Rothaarige und legte dabei die Hände in den Schoß. „Es ist heutzutage so, dass viele Leute ein queres Bild von derlei Dingen besitzen. Die ältere Generation denkt, dass es richtig ist, den jüngsten ihre Sichtweisen aufzuzwingen, auch wenn diese nicht die eigenen sind. Man

fragt meistens nicht, welche eigenen Wünsche jemand hat. In Familien des Hochadels ist das häufig zu sehen.“ „Das mag zutreffen. Bei Velkan ist es zum Beispiel so, dass seine distanzierte Art und Weise von unserem Vater gutgeheißen wird. Das sorgt natürlich dafür, dass er sich in dem was er tut bestätigt fühlt. Daher scheinen Orans Versuche auf ihn einzuwirken sinnlos. Selbst wenn er es kaum zugäbe. Er besitzt einen unerschütterlichen Stolz, an dem auch ich zu mancher Zeit scheitere. Diese Unnahbarkeit verkompliziert es, auf ihn einzugehen. Dessen ist er bewusst. Es gibt Augenblicke, in denen er seine Maske

ablegt. Selten, aber sie sind da.“ Leonora hatte sich noch keine Mühe gegeben den Zwillingsbruder der Prinzessin besser kennen zu lernen, was an eben jenen Begründungen lag. Auf Art und Weise war ihr der Prinz unheimlich. Es ließ sie erschaudern, wenn er sie mit diesem kühlen Blick ansah, als gäbe es im Innern nichts. Weder Wärme noch Liebe. Ähnlich dem Hauptmann Alliser Thrassk, wenngleich bei weitem nicht so abweisend. Sie reckte sich und gähnte. Die Blondine konnte nicht lange auf ein und derselben Stelle sitzen, ohne etwas zu tun. Schnell kam dadurch Unruhe in ihr auf. Kaum merklich rutschte sie auf dem Hintern

hin und her. „Niemand kann einen Menschen so beschreiben wie der eigene Verwandte“, erklärte Melas. Arysa nickte. „Durchaus. Genug davon. Ich fühle mich ein wenig müde. Verzeiht mir, wenn ich mich in meine Quartiere begebe. Es war schön euch besser kennen zu lernen und ich hoffe, dass wir diese Unterhaltung zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen.“ Die Prinzessin nickte. Melas half ihr auf die Beine. Leonora erhob sich schleppend und gähnte herzhaft. „Ein heißes Bad täte jetzt gut.“ Wieder setzten sie sich in Bewegung und schritten langsam in Richtung des

Adelsviertels. Etwa 15 Minuten später erreichten sie die silberne Feste. Leonora war froh wieder hier zu sein. Sie fühlte sich schwach und müde. Eine Pause war genau das Richtige, um die angespannten Glieder zur Ruhe kommen zu lassen. Vielleicht hatte sie ja die Möglichkeit, ein wenig traute Zweisamkeit mit Melas zu genießen, wenn sie sich von Arysa verabschiedet hatten. Eine gewisse Vorfreude darauf ließ sich nicht unterdrücken. Im Eingangsbereich der Feste hielt die Blinde inne und tat etwas, dass die 20-Jährige irritierte: Sie umarmte sie. „Lasst euch nicht immer von den

anderen unter Druck setzen. Ihr seid ein angenehmer Mensch. Ihr habt Charakter und Willensstärke. Behaltet das im Hinterkopf und ihr werdet sehen, dass es nicht mehr so schwierig erscheint wie sonst.“ Sie nickte und erwiderte zaghaft die Berührung der Adeligen. Diese Unbefangenheit überraschte sie immer aufs Neue. Es war erfrischend zu sehen, wie ungedrungen die Blinde alles tat und sagte. So jemandem begegnete man nur ein oder zweimal während seiner Lebzeit. „Danke. Findet ihr den Weg? Ich kann euch begleiten, wenn ihr möchtet.“ Die Blauhaarige schüttelte den Kopf und

lächelte. „Nein. Ihr habt heute schon genug für mich getan. Es war schön einfach unbeschwert über die Dinge reden zu können, die einen beschäftigen, ohne irgendwelche schneidenden Kommentare oder Geringschätzung zu erfahren. Einmal mehr bleibt mir nur zu sagen: Ich hoffe auf eine Wiederholung. Wir sehen uns sicher beim Abendessen. Passt auf euch auf Lady Leonora.“ Und damit schritt sie langsam von dannen. Einen Augenblick sahen die beiden ihr noch nach, ehe sich die Prinzessin an ihren Geliebten schmiegte und erleichtert seufzte. „Sie ist etwas

Besonderes.“ Der Rothaarige nickte. „Das ist sie in der Tat. Ein Wesen von solcher Sanftmut und Ehrlichkeit, wie es kaum jemanden in dieser Welt gibt. Vielleicht lässt die Zeit es zu, dass Du und Sie Freundinnen werden. Das täte euch beiden gut.“ Leonora nickte. Sie hatte keinen Zweifel daran. Allerdings würde bald der Abschied folgen. Arysa blieb nur einen Monat in der Stadt. Danach würde sie mit ihren Brüdern in den Süden zurückkehren. Ob die beiden einander wiedersahen, war fraglich. Das ließ sich nie eindeutig sagen. Man musste hoffen und

abwarten. Melas seufzte. Seine Züge verhärteten sich. Fragend sah sie ihn an und nahm ihn bei der Hand. „Was bedrückt dich?“ „Ich dachte nach Liebste. Der Besuch der niatischen Familie hat vieles aufgewirbelt. Die Leute sind noch nervöser als zuvor. Ich habe lange hin und her überlegt und denke, dass es besser ist wenn wir unsere Beziehung fürs erste einstellen.“ Entgeistert sah sie ihn an. „Was?“ Sie löste sich von ihm. Fassungslosigkeit zierte ihren Ausdruck. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch

sie wich einen Schritt zurück. Von dieser Aussage war sie mehr als nur über den Haufen geworfen. Es erschütterte sie. Wie konnte er so etwas auf einmal sagen? „Es wird bereits genug geredet und Arysa hat andere Mittel zur Verfügung um ihre Umgebung wahrzunehmen. Wenn wir einfach so weiter machen wie bisher, wird es sicher nicht lange dauern, bis sie dahinter kommt, dass wir mehr als einfach nur Schülerin und Lehrer sind. Es wäre nicht gut. Für dich wäre es nicht gut. Die Leute reden schon genug.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie kannst du so etwas nur sagen? Ich

dachte, das wäre in Ordnung. Ich dachte, das wäre unwichtig!“ Er seufzte, während sie spürte, wie ihre Augen brannten. Sie fühlte sich in diesem Augenblick vollkommen hilflos. Seine Aussage war so überraschend gekommen, dass sie sich kaum in der Lage war, richtig darauf zu reagieren. „Das haben wir. Ich sage ja nicht, dass wir es beenden. Ich denke einfach nur, dass es für den Moment passender wäre.“ Trotz wanderte in ihre Züge. „Für mich oder für dich?“ „Leonora das ist unfair!“ Verächtlich schnaubte sie. „Du fühlst dich ungerecht behandelt?

Was ist mit mir? Besteht für mich denn kein Anrecht darauf meinen Unmut diesbezüglich zum Ausdruck zu bringen?“ Trauer wechselte ab mit Wut. Sie ballte die Hand zur Faust. Von der eigenen Familie hatte sie nichts anderes erwartet, als dass sie Sie erniedrigten. Dass sie keinerlei Gelegenheit ausließen, Leonora zu zeigen, dass ihre Lebensweise etwas Unwillkommenes darstellte. Von allen, bis auf ihn. Jetzt zerbrach jene Zuflucht direkt vor den Augen der Prinzessin. „Ich kann verstehen, dass dich das erzürnt. Ich wollte, es gäbe eine leichtere Lösung, dies scheint im

Augenblick das Richtige.“ „Du wiederholst dich!“, blaffte sie ihn an. Jeglicher Wunsch nach gutem Benehmen schien erloschen zu sein. Sie zitterte am Körper. Der Zorn ließ sich kaum unterdrücken. Damit wandte sie sich ab. Nur eine weitere Sekunde in seiner Gegenwart hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Es war das Beste, wenn sie jetzt ging, bevor sie noch etwas sagte, das ihr leidtat. Melas setzte ihr nach und ergriff ihre Schulter. „Warte. Bitte. Ich will nicht mit dir streiten.“ „Dann höre auf das Einzige zu zerstören, das mir was bedeutet!“ „Leonora. Hör mir zu.

Ich-“ „NEIN! Du hörst Mir jetzt zu: Jeder einzelne in meinem Leben vermag nur mir aufzuzeigen, wie falsch ich mich in allem verhalte. Sie können mir nur zeigen, was Fehler sind. Ich ertrage es jeden Tag, weil es mich nicht stört was sie von mir denken. Weil es mir egal ist. Ich dachte immer: ›Was schert es dich? Sollen sie doch meinen was sie wollen, solange du mit deinen Entscheidungen zufrieden bist!‹ Und weißt du warum? Weil Du mich das gelehrt hast! Du hast mir diese Denkweise beigebracht. Und nun trittst du das mit Füßen, weil dir die Meinung dieser Leute wichtiger ist, als das, was du

willst.“ Es gab nicht mehr zu sagen als das. Sie wusste nicht, was sie noch hätte sagen können, um ihrer Wut mehr Bedeutung zu verleihen. Für den Augenblick war es genug. Erneut wandte sie sich von ihm ab. Einzelne Tränen liefen ihr über die zarten Wangen. Einmal mehr streckte Melas die Hand in die Richtung der Prinzessin aus. „Leonora.“ „Bitte. Lass mich einfach. Geh.“ Die Stimme klang brüchig. Es schien unmöglich die Flut aufzuhalten, die aus ihr herauszubrechen drohte. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Diese

Genugtuung stellte das Letzte dar, das er im Augenblick verdiente, doch jetzt gab es niemanden, der es vermochte, ihr den Kummer zu nehmen. Er lag auf dem Herzen. Würde verweilen. Sie musste lernen solche Dinge zu ertragen. Melas entfernte sich. Innerhalb von Sekunden war Leonora allein in der Eingangshalle. Unsicher darüber, wo sie jetzt hingehen sollte. Dann versagte jegliche Kraft in ihr. Sie sackte in die Knie. Schrie den Schmerz für diesen Moment hinaus. Das war alles, was sie ihrer Ansicht nach tun konnte, doch änderte es nichts. Er blieb allgegenwärtig. Zumindest auf seine Gesellschaft konnte sie sich immer verlassen.

Was wirklich zählt

Teliankas - die silberne Feste - 2. Ära – 1576. Dekade – 3. Monat – 19. Zyklus - 11. Stunde »Beruhigt euch einen Augenblick Mylady. Es gibt keinerlei Anlass, diesbezüglich aus der Haut zu fahren.« Carus Darmand lief schweratmend hinter Laneema her. Sie stapfte wütend im Thronsaal auf und ab. Sie hatte erwartet, ihre Pläne in die Tat umzusetzen, ohne dass Schwierigkeiten auftauchten. Jedoch hatte sie nicht mit den Adeligen der Stadt gerechnet. »Kein Grund? Der Wettbewerb ist in vier

Tagen! Ich erwarte, dass die renommiertesten Adeligen aus Teliankas mir die Ehre weisen, indem sie diesem Fest beiwohnen. Das ist nicht viel verlangt. Dennoch gibt es Leute, die es für unnötig halten mir den gebührenden Respekt zu zollen. Wissen sie denn nicht, wie wichtig ein solcher Anlass für mich ist?« Hilfesuchend kratzte Carus seinen Bart. Es schien unmöglich Sie zu besänftigen, wenn sie sich einmal hochgeschaukelt hatte. Die Prinzessin hatte es geschafft, die anderen Mitglieder des Beraterstabes für den Rest des Tages zu vergraulen. Sie kümmerte das allerdings wenig. Wichtig war nur das alles wie geplant

verlief. Im Augenblick war sie weit davon entfernt. »Nun Mylady. Ich denke einfach, dass manche in der Stadt keine Zerstreuung in einer solchen Art von Festen finden. Ihre persönlichen Vorlieben liegen woanders.« Sie schnaubte. „Es kümmert mich nicht, wo die persönlichen Vorlieben des Volkes liegen! Ich bin die Prinzessin! Die Einzige mit einem Anrecht auf die Thronfolge. Ich kann von meinem Volk erwarten, dass sie mir dieses eine Mal den Respekt zollen, den ich verdiene. Immerhin ist es Vater, der dafür sorgt, dass sie alle Speis, Trank, sowie ein Dach über dem

Kopf besitzen! Unter seiner Herrschaft hat so mancher einen hohen Lebensstandard erreicht. Als Dank spucken sie auf mich!“ Mit diesen Worten schleuderte sie einen Weinkelch vom Tisch, der geräuschvoll auf dem Fußboden landete. Der alte Mann wich erschrocken zurück. Grund auf ihn wütend zu sein gab es keinen. Im Augenblick brauchte sie ein Ventil, um dem eigenen Frust Luft zu verschaffen. Nicht einer der von ihr geplanten Schritte verlief wie beabsichtigt. Das Fest stellte nur einen Faktor dar. Hinzu kam, dass sie bei Oran nur bedingt vorwärtskam. Sie ließ den weiblichen Charme spielen,

versuchte mit geschickten Komplimenten und ihrem Körper zu punkten. Es hatte keinen Sinn, was für zusätzlichen Frust bei der 27-Jährigen sorgte, denn sie sah sich als einzige Hoffnung für das Königshaus. Sie wusste, dass ihre Geschwister die Wichtigkeit der Gesamtlage nicht verstanden. Sirous hatte sich einem Leben als Soldat verschrieben und Leonora war die Letzte, der der Fortbestand der Malantris-Linie anvertrauen werden konnte. Nur noch sie war übrig. „Mylady. Ich kann euren Zorn nachvollziehen, aber ihr solltet euch in Geduld üben. Ich hielt es von Anfang an

für keine gute Idee die Dinge zu überstürzen. Der Prinz ist erst drei Tage in der Stadt. Ihr habt genug Zeit um alles umsichtig zu planen. Ich verstehe euren Eifer nicht.“ Sie sah ihn verständnislos an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich verstehe es nicht. Wie schafft ihr es, so teilnahmslos zu sein? Ich versuche nur, Erwartungen zu erfüllen. Ich verlange Mitarbeit! Ist das zu viel verlangt? Ihr kennt keinerlei Vorstellung davon Darmand. Mir liegt nur daran den Weg zu beschreiten, den ich als passend erachte: Einen angemessenen Gemahl für mich zu finden. Stattdessen stehe ich vor einer Wand. Keiner von Euch ist

in der Lage eine Lösung zu suchen. Was ihr tut ist, mir ständig vorzuhalten, wie ich alles bewerkstelligen muss. Das Fest ist meine Idee. Es obliegt mir zu entscheiden, wie ich in dieser Angelegenheit verfahre.“ Der alte Mann nickte. Daraufhin setzte er sich in einen der drei Throne. Mit der Hand fuhr er das furchige Gesicht entlang. Laneema starrte durch den Raum. Sie war womöglich anstrengend, aber niemand dachte daran, was das alles für sie bedeutete. Das war ihre Gelegenheit um der Familie Ehre zu erweisen. Das ließ sie keinesfalls verstreichen. „Ich verstehe das, Mylady. Es ist

unangebracht, in dieser Situation euren Gefühlen die Kontrolle zu überlassen. Ihr müsst objektiv bleiben. Das zeugt von Stärke. Damit zeigt ihr den Menschen, dass ihr eine bodenständige Frau seid. Jemand zu dem sie aufblicken. Ihr solltet nicht nur an euch denken. Egoismus hat noch nie für eine lange Herrschaft gesorgt. Ein Volk sehnt nach einem Herrscher, der Interesse an ihnen hat. Er darf nicht nur auf sich konzentriert handeln!“ Sie ließ sich auf dem Thron in der Mitte nieder. Anschließend vergrub sie das Gesicht in der Handfläche. So schwierig hatte sie sich die Situation nicht vorgestellt. Es war unnachvollziehbar.

Das hier war eine einfache Angelegenheit. Dennoch besaß niemand genügend Grips um ohne zu zetern danach zu handeln. „Jeder hier denkt nur an sich Darmand. Habt ihr das noch nicht bemerkt? Mein Bruder sowie meine Schwester gleichermaßen. Ich bin die einzige, die versucht zum Wohle dieses Landes zu handeln. Eine Vereinigung mit Niat ist etwas, da noch nie zuvor jemandem gelungen ist. Ein Bund zwischen zwei Ländern der dafür sorgen könnte, dass die südlichen Grenzen aufgegeben werden. Stellt euch das vor: Ein Land. So stark, dass es niemand wagen würde, sich daran zu messen. Mein Vater

spricht vom Frieden, dabei tut er nichts um den richtigen Schritt zu machen. Er hätte schon vor Jahren ein solches Bündnis schließen können, aber nein. Er hat gewartet. Wofür? Er ist alt. Glaubt ihr, so jemanden will das Volk? Er verbringt seine Zeit damit, mit fremden Spezies zu sprechen und ein Familienporträt nach dem anderen anfertigen zu lassen. Er ist nur noch ein Schatten des Mannes, der er war.“ Sie war frustriert und genierte sich deshalb nicht die Wahrheit zu sagen. Es war lange her, dass ihr Vater wirklich etwas für das Land getan hatte. Seine Zeit war bald vorüber. Andere mussten die Zügel in die Hand nehmen und wer

sonst außer ihr sollte das tun? Ihre Mutter mochte charakterstark sein, aber was brachte es, ohne einen König zu herrschen? Sie war zu alt, als dass noch jemand sie heiratete. Vor allem warf das kein gutes Licht auf die Familie. Es gehörte frisches Blut an die Spitze. Darmand sah sie nachdenklich an. Etwas Seltsames lag im Ausdruck des alten Mannes. „Ich sehe viel Zorn in euch Mylady. Es tut nicht gut, sich mit solchen Gefühlen zu umgeben.“ Abwehrend hob die Prinzessin die Hand. »Hört auf damit mich zu belehren. Helft mir lieber dabei eine Lösung für das Debakel zu

finden.« In diesem Augenblick öffnete die Tür zum Thronsaal. Ihr Bruder wirkte wie immer entspannt. Lächelnd trat er auf sie zu, wobei er sich zur Begrüßung leicht vor Darmand verneigte. Er hatte auf die Rüstung verzichtet. Stattdessen trug er eine Tunika. Überraschend, für Laneema durchaus willkommen. Immerhin hatte er nicht gänzlich die Etikette vergessen. »Schwester. Du wirkst verdrossen. Hängt das damit zusammen, dass beinahe der gesamte Beraterstab abwesend ist? Dothras wirkte äußerst ungehalten, als ich ihm im Korridor begegnet bin. Man kann dich teilweise

bis zum Eingang hören.« Der Prinz nahm an einem der Tische auf der mittleren Ebene des Saals Platz und goss einen Kelch mit Wasser ein. Laneema musste zugeben, dass sie Unterstützung brauchte. Sie war unsicher, ob ihr Bruder dafür den angemessenen Mann darstellte, denn er hatte von derlei Dingen kaum Ahnung. Es änderte nicht wirklich etwas an dem Umstand, dass seine Gesellschaft im Moment weit mehr willkommen war, als die des alten Beraters. »Mylady ist erzürnt darüber, wie die Pläne bezüglich des Wettbewerbs vorankommen. Ich versuchte, sie zu

besänftigen.« Sirous grinste und nahm einen Zug aus dem Kelch. »Danke Carus. Geht jetzt. Erlaubt mir mit meiner Schwester unter vier Augen zu sprechen.« »Euer Gnaden. Solltet ihr Rat benötigen, wisst ihr, wo ihr mich findet.« Die Geschwister blieben alleine zurück. Laneema musterte den Blonden skeptisch. Dabei fuhr sie sich mit einer Hand durch das lockige Haar. »Es ist mir neu, dass du dir Gedanken über mein Wohlergehen machst. Solltest du um diese Zeit nicht auf dem Übungsplatz mit Ser Alliser sein?« Er

seufzte. »Hör auf damit. Ich bin dein Bruder. Keiner der Diener«, entgegnete er mit harter Stimme. Er mochte es nicht, wenn sie so mit ihm sprach. Allerdings schien jede Erinnerung an diesen Umstand seiner Schwester wenig zu bedeuten. „Das weiß ich. Wenn du wüsstest mit was für einem inkompetenten Haufen ich arbeiten muss, würdest du nicht anders reagieren. Es geht um das Fest. Ich verstehe nicht was ich falsch mache. Normalerweise müssten sich die Leute darüber freuen, wenn sie die Chance haben an solch einem Spektakel

teilzunehmen. Immerhin ist das eine Möglichkeit Einfluss zu gewinnen und das ist es doch, worauf die meisten abzielen.“ Sie fühlte sich missverstanden und hoffte deshalb, dass ihr Bruder zumindest ein wenig nachvollziehen konnte, wie sie sich momentan fühlte. Der lächelte nur. „Ich denke, aus meiner Schwester wird eine gute Königin. Pass nur auf, dass dir das nicht über den Kopf wächst. Es ist nur eine Veranstaltung. Du benimmst dich so, als würdest du Oran schon heiraten. Laneema. Du trittst doch sonst immer so souverän auf. Lass dich nicht verunsichern. Du wirst sehen: Alles wird

gut verlaufen. Du solltest nur ein wenig Vertrauen in dich fassen.“ „Bei dir klingt das so einfach. Du hast ja keine Schwierigkeiten damit, denn du hast einen anderen Weg gewählt. Du musst dir keine Gedanken um das Ansehen des Volkes machen. Ich sehr wohl. Die Verantwortung ruht auf mir. Nicht auf meinen Geschwistern. Ihr habt euch davon abgesetzt, als ihr euren eigenen Träumen nachjagtet.“ Er schüttelte den Kopf. „Schwester. Du darfst darin keine Bürde sehen. Ich kann gut verstehen, dass es für dich nicht einfach ist.Vor allem mit Leonora und mir als nächsten Anverwandten. Trotzdem bist du unser

Blut und ich sorge mich um dein Wohl. Du erwartest zu viel. Lass ein wenig Zeit verstreichen. Geh es ruhig an.“ „Du klingst wie Carus.“ „Mit dem Unterschied, dass ich einen frischeren Eindruck mache. Der Prinz ist nicht mal eine Woche hier. Gib dir Gelegenheit, ihn besser kennen zu lernen, bevor du etwas überstürzt. Ich möchte dich glücklich sehen verstehst du? Du sollst zufrieden sein mit den Entscheidungen, die du triffst. Tue nichts von dem du denkst dass du es tun musst. Tue diese Dinge, weil du sie tun willst. Das sollte im Vordergrund stehen.“ Das erste Mal am heutigen Tag verlangte

es ihr nach einem Lächeln. Sirous hatte diese Gabe sich in die Leute hinein zu versetzen. Selbst wenn er nicht den normalen Standards eines Adeligen entsprach, so vermochte es stets eine Situation richtig zu erfassen. Laneema erhob sich vom Thron und ließ sich neben ihrem Bruder am Tisch nieder. Er goss ihr ebenfalls etwas Wasser ein und hob seinen Kelch. „Auf meine Schwester. Mag sie noch so anstrengend sein. Ich habe überlegt ebenfalls an deinem Wettbewerb teilzunehmen. Vielleicht gewinne ich ja sogar.“ Sie lachte. „Bilde dir nicht zu viel ein Bruder. Wie

ich hörte, hat Prinz Velkan seine Teilnahme bestätigt. Er scheint mir ein energischer Konkurrent zu sein, auch wenn ich sonst nicht viel über ihn sagen kann. Geschweige denn davon zu reden, dass ich ihn nur bei den Mahlzeiten sehe.“ „Er ist kein Freund der Massen. Das hat herausgestellt. Ursprünglich dachte ich darüber nach, ob er jemand für Leonora wäre, aber die beiden würden einander nur behaken. Das Klima ist ohnehin angespannt genug.“ Seine Schwester nickte nur und nahm einen Schluck aus ihrem Kelch. Ihr Zorn schien für den Augenblick verraucht. Das war ein Anfang. Sie vermochte nicht

sich das zu erklären, aber ihr Bruder fand immer die passenden Worte, um sie aufzumuntern. Ebenfalls eine Eigenschaft, die sie an ihm schätzte. „Solltest du dir nicht ebenfalls Gedanken um eine Gattin machen? Immerhin bist du der ältere von uns beiden. Da frage ich mich wie du so ruhig bleiben kannst.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich finde schon jemanden, wenn die Zeit dafür reif ist. Du weißt, dass ich eben andere Ansichten habe.“ „Ja. Der stolze Soldat.“ Sirous grinste. „Das ist etwas, das ich gut kann. Ich weiß, warum ich das tue. So kann ich

die Menschen die mir etwas bedeuten am besten beschützen, anstatt nur in der Feste zu sitzen und mich in Dekadenz zu suhlen. Das war nie etwas für mich. Eher für dich. Du bist für solch ein Leben wie gemacht. Das ist der spezielle Aspekt an uns Dreien. Leonora, du, ich. Keiner von uns gleicht dem Anderen. Das ist das, was uns auszeichnet. Jeder von uns geht einen eigenen Weg. Das ist etwas, woran wir festhalten müssen. Es zeigt wer wir sind. Es bildet den Grundstein unserer Persönlichkeit. Behalte im Hinterkopf: Wir mögen verschieden sein und dennoch: Wir sind Geschwister. Eine Familie. Egal was passiert. Du hast es

nicht einfach mit uns. Das Weiß ich, aber auch Leonora und ich verlieren manchmal die Geduld mit dir, denn du kannst sehr anstrengend sein wenn du willst. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum Vater so alt aussieht. Dein Temperament verlangt einiges ab.“ Sie schüttelte grinsend den Kopf. „Und das muss ich mir von dir sagen lassen? Ihr seid ebenfalls nicht die vorbildlichsten Familienmitglieder. Aber das macht euch aus. Wahrscheinlich würde mir langweilig werden, wenn ich nichts mehr an euch auszusetzen hätte.“ „Das wollte ich hören. Versuche die Situation weniger kritisch zu sehen. Du

wirst für alles eine Lösung finden. Du bist stark. Ich muss es wissen. Immerhin kenne ich dich seit du ein kleines Baby warst. Schon damals hattest du diese eigensinnige Art an dir. Du wolltest immer die schönsten Kleider, die tollsten Puppen. Als dann Leonora auf die Welt kam, hast du sie gleich als Konkurrenz betrachtet.“ „Unsere Schwester hatte ebenfalls eine sehr eigensinnige Art an sich. Du hast Recht. Am Anfang habe ich sie überhaupt nicht gemocht und auch heute stößt sie manchmal negativ mit ihrem Verhalten auf, aber es ist genau wie du sagtest: Das ist ihre Art. Das, was sie auszeichnet. Dabei habe ich natürlich

aufgehört zu zählen, wie oft ich mir schon wegen ihr die Haare gerauft habe.“ Der Prinz lachte. „Ja. So ist sie. Es würde mich absolut nicht wundern, wenn sie ebenfalls an dem Wettbewerb teilnähme. Allerdings glaube ich nicht, dass es so angenehm wäre, wenn sie die Männer blamiert. Ihre Talente sind bemerkenswert. Sie kann eine Menge erreichen. Das Problem hierbei ist nur, dass Mutter ihr diesen Riegel vorschiebt. Für mich unverständlich. Du und ich, wir dürfen frei entscheiden, aber Leonora muss immer darauf achten, was sie tut. Das war schon immer so. Ich will niemanden in Schutz nehmen, aber von

uns Dreien hat sie es eindeutig am schwierigsten.“ Laneema seufzte. Sirous hatte Recht. Leonora hatte es schwer in dieser Familie. Sie war das schwarze Schaf. Ständig versuchte man sie zu formen und ihr neue Dogmen aufzuerlegen, von denen es ohnehin schon genug gab. Da war es kein Wunder, dass sie sich nicht mehr darum bemühte es ihren Eltern Recht zu machen. Sie selbst machte es ihr nicht einfach. Sie musste zugeben, dass sie oft eifersüchtig auf ihre Schwester war. Sie selbst musste immer darauf achten nach der Etikette zu leben. Stets darauf schauen, sich nicht zu brüskieren oder die Blöße zu geben.

Leonora war frei. Sie sah es nur nicht. Das konnte sie nicht. Dafür wurde sie von allen Seiten viel zu sehr bedrängt und eingemauert. „Das mag sein. Ich glaube dieses Hofleben ist nichts für sie. Sie lebt in einer völlig anderen Welt. Hat andere Vorstellungen als wir. Ihre Lebenswünsche unterscheiden sich von unseren. Sie will mehr, als das was vor ihr liegt. Ich glaube, sie möchte einen Sinn für sich selbst finden. Etwas von Bedeutung. Ich warte stets auf den Tag, an dem sie hinaus in die Welt zieht. Es würde zu ihr passen. Sie kann dort draußen einiges erreichen. Sie ist wie der Vogel, der irgendwann das Nest

verlässt. Ich muss zugeben, dass ich unfähig bin zu sagen, was ich täte, wenn sie fort wäre. Wahrscheinlich ließe mich der Gedanke nicht mehr los, was sie tut, wo sie ist, oder ob es ihr gut geht. Sie ist ein Mensch um den man sich Sorgen macht. Sie ist impulsiv, unvorsichtig und naiv. Ein richtiges Problemkind.“ Der ältere Bruder nickte. »Ist es dir aufgefallen? Sie scheint betrübt in den letzten Tagen. Man sieht es erst bei genauerer Betrachtung. Ich glaube, ihr liegt etwas auf dem Herzen. So sah ich sie noch nie, wenn ich ehrlich bin. Beim Essen rührt sie die Speisen nicht an. Sie schließt sich im

Zimmer ein. Versuche ich mit Leonora zu reden, weicht sie mir aus. Ich frage mich was sie beschäftigt.« Nachdenklich strich er mit dem Finger über den Rand seines Kelches. Laneema sah ihn fragend an. Sie war viel zu sehr mit den eigenen Belangen zugange, als dass sie darauf geachtet hätte. „Ich war nicht nett zu ihr, wenn ich ehrlich bin. Besonders in Gegenwart unserer Gäste. Ich kann mir gut vorstellen, dass das an ihr nagt.“ Sirous schüttelte den Kopf. „Nein. Du kennst sie lange genug, um zu wissen, dass so etwas sie unmöglich aus der Bahn wirft. Es wäre ihr gleichgültig. Ich vermute, dass es mit

der Gesamtsituation zusammenhängt. Die Gerüchte um die Beziehung mit Melas, die Anforderungen die ständig an sie gestellt werden. Irgendwann ist das auch für einen Menschen wie Leonora zu viel.“ Ein nachdenklicher Ausdruck wanderte in Laneemas Züge, während sie einen Schluck aus dem Wasserkelch nahm. „Ich weiß, dass wir darüber sprachen, aber fragst du dich nicht, ob etwas an der Geschichte dran ist? Es ist einfach die Art, wie sie ihn manchmal ansieht, wie sie sich in seiner Gegenwart verhält. Es ist einfach nicht zu übersehen, dass da etwas ist. Ich weiß nur nicht, was es

ist.« »Nun. Er ist ihr Lehrer. Sie verbringen viel Zeit miteinander. Es ist normal, dass daraus eine gute Freundschaft entsteht. Und wenn, wäre das so schlecht? Es sollte die Hauptsache sein, dass sie glücklich ist. Egal was wir darüber denken.“ Sie nickte. „Ich weiß. Es ist einfach nur so, dass wir nicht mit normalen Maßstäben zu vergleichen sind, Bruder. In unserer Welt wird stets darauf geachtet wie wir uns geben. Nur danach werden wir bemessen. Der Charakter spielt dabei keine Rolle. Die Leute können grausam sein, wenn es um so etwas geht. Sie

kümmert es nicht, wie die betroffene Person fühlt. Was sich in ihren Augen nicht geziemt muss automatisch falsch sein. Ich empfinde ebenfalls so, aber kann ich das bei Leonora? Sie ist meine Schwester. Ich zeige zwar immer, dass es mir missfällt wie sie lebt und sich gibt. Auf Dauer, bin ich mir jedoch nicht mehr so sicher, ob das wirklich die richtige Art und Weise ist sie zu behandeln.“ Sie tippte mit den Fingern auf dem Holz des Tisches herum. Der Blonde sah sie überrascht an. „Schwester. Du entwickelst ja doch noch so etwas wie ein Gewissen.“ „Sehr

witzig.“ Sie seufzte. „Ich hoffe, dass es ihr bald besser geht. Meinst du, dass sie mit uns spricht? Wir führen vielleicht kein gutes Verhältnis zueinander. Das bedeutet nicht, dass ich mich weniger um ihr Wohlergehen sorge. Ist es wirklich so schlimm?“ Sie wirkte besorgt, sowie auch Sirous. Der Hüne nickte und kratzte sich am Kinn. „Es sieht so aus, als hätte sie viel von ihrer Lebhaftigkeit verloren. Das passt nicht zu Leonora. Wie ich zuvor sagte: Ich habe es versucht. Mir scheint, dass ich der unpassende Ansprechpartner in diesem Fall bin. Ich würde kaum darum

bitten, ginge es um jemand anderen, aber das hier ist unsere Schwester. Womöglich spricht sie mit dir darüber. Ansonsten fiele mir nur das Mädchen aus Niat ein. Sie schien gut mit ihr zurechtzukommen.“ Laneema zuckte mit den Schultern. Der Gedanke missfiel ihr. Sie konnte ein solches Gespräch mit ihr nicht führen. Die 27-Jährige hatte in den vergangenen Jahren wenig Mühe gezeigt, um das geschwisterliche Verhältnis untereinander zu pflegen. Leonora würde mit ihr nicht über Gefühle sprechen. Da war die Prinzessin sicher. „Sein wir ehrlich zueinander. Ich war ihr nie eine gute Schwester. Was soll ich

ihr sagen? Ich bin dafür ungeeignet. Das weißt du. Sie hat keinen Grund, mir vertrauen Sirous.“ „Lassen wir sie nicht damit alleine. Vergiss für einen Augenblick alles andere. Sei ihr nur jemand, bei dem sie Trost suchen kann.“ Es war das Beste, dennoch war sie unsicher darüber. Wie sollte sie eine solche Unterhaltung führen? Was diese familiären Dinge anging, so war sie einfach ungeübt darin. So viel Nähe ließ Laneema selten zu. Sie sprach zwar beim Essen mit ihrer Familie, aber das war schon alles. Sie ließ nie zu, dass die Leute all zu tief blicken konnte. „Als wir kleiner waren, schien alles noch

leicht zu sein. Nicht wahr? Wir hatten nicht ständig Angst etwas falsch zu machen. Das Leben war unbeschwerter. Je älter man wird, desto mehr erwarten die Menschen von dir. Es wird kniffliger. Die Furcht wird größer und an manchen Tagen, da liegst du dann einfach nur da und fragst dich, ob es das ist, was du willst. Dieses komplizierte Dasein. Manchmal denke ich daran, wir wir als Kinder an den Ufern des Flusses spielten, ohne uns über irgendetwas Gedanken machen zu müssen. Erwachsen sein ist nicht so schön, wie man es sich früher vorgestellt hat.“ Sie fuhr sich mit einer Hand durch das

Haar. Ihr Bruder schenkte ihr neues Wasser nach. Es stimmte. Als sie noch kleiner war, wirkte alles so viel ungehemmter. Sie waren freier, als es heute der Fall war. Die Erwachsenen stellten nicht so große Anforderungen, und wenn man etwas falsch machte, wurde man einfach nur belächelt, ohne dass es weitreichende Konsequenzen gab. Heute musste man sich schon bei jedem Schritt vorsehen, dass man nicht zum Gespött der Leute wurde. „Es behauptete nie jemand, dass es einfacher wird. Wir schlagen uns gut. Laneema. Du bist eine temperamentvolle Frau. Du weißt, wie du die Dinge anpacken musst. Du lässt dich nicht

lange aus der Bahn werfen. Du findest stets den Weg zurück. Das ist eine bewundernswerte Eigenschaft.“ Sie lächelte. „Dafür schafft ihr zwei es immer wieder, mich zur Verzweiflung zu bringen.“ „Das nennt man einen Ausgleich liebste Schwester.“ Er erhob sich vom Tisch und leerte den Rest seines Kelches. „Denk an meine Worte Versuche zumindest mit ihr zu sprechen. Womöglich ergibt sich ja etwas beim Abendessen. Außerdem bin ich noch da, um dir unter die Arme zu greifen.“ Damit verabschiedete er sich und schritt

langsam zum Ausgang des Thronsaals. Laneema blieb am Tisch zurück. Sie lächelte warm. Der Zorn war verraucht. Das Gespräch mit Sirous hatte ihr gut getan. Er hatte Recht. Sie würde für alles eine Lösung finden. Sie war nicht die Art von Frau, die aufgab. Irgendwie kam sie immer ans Ziel. Manchmal dauerte es nur seine Zeit. Dieses Mal würde es ebenfalls so sein. Am Ende verlief alles genau so, wie sie es wünschte. Bis dahin war es zwar noch ein langer Weg, aber sie war zuversichtlich. Es gab genügend Gelegenheit um die Beziehung mit Oran zu vertiefen. Bedacht war doch das Richtige an dieser Stelle, auch wenn das

nicht zu ihren Stärken zählte. Sie musste es versuchen. Egal als wie schwierig es sich erweisen sollte. Sie war frohen Mutes. Die Zeit würde zeigen, wohin ihr Weg letztendlich verlief.

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Hörbuch

Über den Autor

Thommy
Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;)

Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern zu vergleichen, oder hatten einen besonderen Kern. Es war lediglich der Wunsch das zu Papier zu bringen, was mir im Kopf rumspukte. ^^

Eine meiner ersten Geschichten war eine Art Wild-West Adaption und wohl so inspirierend wie der morgendliche Toilettengang, aber das ist es nicht was mich bei so etwas tangiert. Ich bin keiner von den Leuten denen es darum geht, was andere über das denken was er schreibt. Ich will meine Inspirationen, meine Gedanken einfach nur mit den Leuten teilen. Mir ist es wichtig dass die Leute Spaß an dem haben was ich schreibe. Ich will meine Ideen und meine Fantasien mit ihnen teilen. Das ist mir wichtig ;)

Was mich dabei inspiriert? Das kann unterschiedlich sein. Ein guter Song, von Disturbed, den Foo Fighters oder anderen wie zum Beispiel Lifehouse oder Stone Sour.
Andererseits kann es auch nur ein einfacher Gedanke, oder eine Frage sein die mir gerade durch den Kopf geht. Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin auch nicht unbedingt derjenige der in seinen Geschichten auf Action achtet, oder dass der Held am Ende das Mädchen bekommt, sondern darauf eine Welt zu zeigen die vielleicht nicht immer perfekt ist und wie die Leute in ihr mit den dortigen Begebenheiten zurecht kommen.
Ich bin auch kein Freund von "Happy End" - Geschichten, wenn ich ehrlich bin, da sie manchmal nicht der Wahrheit entsprechen. Das Leben ist eben nicht immer eine Blumenwiese über die die Leute fröhlich hinwegtänzeln, sondern bietet seine Herausforderungen und Prüfungen an denen man wächst und reift. Das versuche ich auch in meinen Stories zu zeigen und zu verdeutlichen, auch wenn es vielleicht nicht immer ganz gelingt ^^

Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu sagen^^ Ich wünsche jenen Leuten die über meine Geschichten stolpern viel Spaß mit ihnen und hoffe dass sie vielleicht etwas von den Gedanken übermitteln können, die mich dazu bewogen haben sie zu schreiben.
In diesem Sinne:
Liebe Grüße,
Thommy =)

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