Ich gestehe, ich bin gläubig.
Ich glaube an Horoskope, na zumindest an die Tierkreiszeichen und die Eigenschaften, die jene verkörpern, die geboren wurden, wenn die Sonne eines dieser Himmelsgebilde durchschreitet. Oder war`s jemand anderes?
Ich jedenfalls falle unter die Fische und bin tatsächlich romantisch verklärt und bisweilen künstlerisch begabt.
Mein lieber Mann ist die geborene Jungfrau. Denen sagt man sowohl absolute Zuverlässigkeit, was ungemein positiv, als auch ein manchmal in Pedanterie ausartender Ordnungs- und Planungssinn nach, was hin und wieder ziemlich anstrengend ist.
Im folgenden möchte ich über ein gelungenes Beispiel berichten.
Wir hatten die Verpflichtung, einer Familienfeier in der Nähe von Anklam, einer kleinen Stadt fast an der Ostsee, beizuwohnen.
Dank exakter geistiger Vorarbeit meines Mannes sowie des dann von mir kunstvoll drapierten Geschenkes wurden die Anreise aus der Oberlausitz, Teilnahme an der Feier und Geschenkübergabe ein voller Erfolg. Auch die Übernachtung im Hotel mit ansprechendem Niveau hatte meine Jungfrau formvollendet organisiert.
Nach ausgiebigem morgendlichem
Frühstück erfolgte Teil 2 des Planes.
Hier wies die jungfräuliche Vorausschau jedoch gewisse Fehlstellen auf, die ich freilich nicht durchschauen konnte.
Unsere Tochter studierte in Bremen und Papa, der Liebe, hatte ihr selbstverständlich versprochen, sie in Rostock in den Zug zu setzen.
„Ist doch kein großer Umweg, nicht wahr Mami?“
„ Ach wo, nur mit der flachen Hand über meinen schwangeren Bauch, 8. Monat.“
„Musst du immer so sarkastisch sein, es ist doch unser Kind! Wir fahren dann von Rostock Richtung Berlin.“
Aha, gut, das zu erfahren. Frisch gefrühstückt stiegen wir ein.
Vorsorglich hätte meine Jungfrau unserem Mercedes Vaneo Diesel aber auch sein Frühstück zukommen lassen sollen. An der A 20 Anschlussstelle Jarmen Richtung Westen sind dererlei Nachschubmöglichkeiten für hungrige Transportmittel sehr begrenzt, was unserer vorsorglichen Jungfrau erst in dem Augenblick klar wurde, als unser geliebter Vani beschloss, seine Dienste aufzugeben. Dies tat er, zum Glück, direkt an der Einfahrt eines Parkplatzes vor Rostock. In zurückliegenden Zeiten wäre es kein so großes Problem gewesen, fast jeder hatte einen Kanister Treibstoff bei sich. Diese glücklichen Zeiten sind leider vorbei, die befragten
Parkplatzbesucher zuckten bedauernd die Schultern, schüttelten sich oder grinsten schadenfroh, je nach Befindlichkeit.
Meine Restfamilie fachsimpelte, wie nun am schnellsten dem Problem beizukommen sei, als doch ein begnadeter Transporterfahrer mit einem Kanister Diesel vor uns stand. Nein, solch ein Glück. Sofort waren Jungfrau und Wassermänner (diese gibt es bei uns gleich im Doppelpack, was der Kindergeburtstagfeiern wegen immer recht stressig war) wieder obenauf, starteten das holde Mobile und es sagte …. nichts. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass beim Dieselmotor, wenn erst einmal Luft hinein kam, diese
wieder entfernt werden muss und vor allem, wo dann zu drücken ist. Also doch zu guter Letzt und mit entsprechender Wartezeit der Anruf beim Pannendienst.
Nun sind die Rostocker ja nicht die schnellsten, und als wir entsprechend am Gemüt und allen anderen Stellen abgekühlt waren, traf ein lustig pfeifender junger Mann ein, der zumindest unser Studententöchterlein sogleich in beste Laune versetzte sowie neben sich in die Fahrerkabine. Wir anderen, naja, die Fahrt ließ zu wünschen übrig, und ich verfluchte mehr als einmal mein angetrautes
„Organisationstalent“, allerdings im Stillen. Schließlich standen mir ja noch 5 Stunden Heimfahrt bevor, und diese gedachte ich, wenigstens etwas entspannter zu erleben.
In der Werkstatt zeigte der Meister den Trick mit dem Pumpen. Es dauerte keine 5 Minuten, dass der Vani startklar war.
„Immerhin“, resümierte mein gelernter Polytechniker, der aus allem etwas Positives herausholen muss, „jetzt weiß ich fürs nächste Mal, wie es geht, nämlich gaaanz einfach.“ Mir sträubten sich unsichtbar die Nackenhaare.
In diesem Moment sprang quietschvergnügt und freudestrahlend unser Töchterlein aus der Fahrerkabine des Abschleppwagens und strahlte uns an: „Mami, Papi, mein Haustürschlüssel ist in der Tasche der grauen Jacke, …. und die graue Jacke hängt noch bei euch zu Hause.
Wir hätten gar nicht hier rumfahren brauchen, ich komme wieder mit zu euch.“
Sprachlos sahen wir uns an,. „Aber ich hab den jungen Chef bequatscht, er schreibt auf, dass das Auto einen Zündungsfehler hatte, ein Versagen werksseits. Da brauchen wir den
Abschleppwagen nicht zu bezahlen.“ Nun waren wir gleich noch mal sprachlos.
Ach, was soll`s, die paar hundert Kilometer Umweg und dazu die 5 Stunden, wichtig ist, jetzt geht es endlich wieder Richtung Heimat, und zwar allseits zufrieden.