Poet
Nichts ist grausamer,
als die Nächte, in denen
du diese Worte suchst.
Diese Worte,
die dich abheben
von den Lyrikern
aus der Nachbarstadt.
Aber…
du findest sie nicht.
Sie sind unterwegs
in fremden Sätzen,
liegen bequem in stinkenden Mündern
in der Bar nebenan.
Sprudeln aus
Freudenmädchen,
aus Pfarren,
aus Müllmännern,
Gerichtsvollzieher,
Konditoreifachverkäuferinnen.
Aus deinem Vermieter,
deinem Bewährungshelfer.
Sie sprudeln
Aus sämtlicher Löchern
und lachen mich aus.
Das Bier ist mir ausgegangen,
meine Freundin liegt auf
irgendeinem Verleger,
der Strom wird nächste Woche abgestellt,
meine Wellensittiche unterhalten
sich
über Lyrik
und ich denke an Selbstmord
Einzig mein Hunger
hält mich davon ab.
Also raus auf die Strasse,
wo der Regen mich
in 30 Sekunden aussehen lässt,
wie ich nie aussehen wollte.
Eine Frau mit Regenschirm läuft an mir vorbei
und ignoriert mich.
Ich drehe mich um
und rufe ihr nach
„Ich bin Poet,
Süße“.
Die Erbärmlichkeit des Lebens
Tropft mir von der Nasenspitze,
während ein LKW die einzige große
Pfütze mit einem lauten Hupen durchquert.
Ich gehe wieder nach Hause,
ziehe mir die nassen Klamotten aus
und beschließe zu verhungern.
Mit all den fehlenden Worten
zwischen weißen Lippen.
Irgendwann wird man mich finden.
Oder auch nicht