kapitel 52
Jacy
Ich hatte mir schon oft vorgestellt wie Jonas diese Worte zu mir sagte, aber hatte es immer für einen Traum gehalten. Ich wusste ja was er empfand, aber er hatte es nie so offen gezeigt. Aber natürlich wäre es auch zu schön gewesen wenn wir einen Moment für uns gehabt hätten.
Stefan kam rein und schob sich zwischen uns.
„Okay, genug Gefühle für heute. Wir müssen uns auf einen Krieg vorbereiten, schon vergessen? Jacy sollte vorher noch einen Crashkurs bekommen, wie
man einen Vampir am besten tötet. Und Jonas?“ Jonas riss seinen Blick von mir los und sah Stefan an.
„Wenn du noch mal die Kontrolle verlierst dreh ich dir den Hals um. Wie alle wissen kann ich das sehr gut.“ Stefan lächelte, drehte sich zu mir um und drückte mir einen kleinen Beutel in die Hand. Dann ging er richtung Tür, blieb davor aber noch mal stehen.
„Du solltest noch mal mit Reox reden. Er dreht ein bisschen durch, seid er das mit dem Schild weiß. Und verdammt das Vieh ist RIESIG. Ich hatte ihn gar nicht so groß in Erinnerung.“
„Er ist gewachsen. Er war damals noch ein Kind.“ Damals? Was war den
damals?
„Was war den mit Reox?“ fragte ich die Jungs. Jonas setzte schon zu einer Antwort an, aber wie üblich ging Stefan dazwischen.
„Können wir die Geschichtsstunde auf später verschieben? Ich meine lasst euch ruhig Zeit, wenn ihr wollt, aber dann verpasst ihr den ganzen Spaß.“ Mit einem bösem Grinsen zog Stefan sein Schwert. Ich zog scharf Luft ein und Jonas runzelte die Stirn. Stefans Schwert sah aus als wäre es vom Teufel persönlich hergestellte worden. Die Klinge war tiefschwarz, der Griff von einem dunklem Lila, ebenso wie der Dampf der von der Klinge zu kommen
schien.
„Das ist ein Dämonenschwert. Es wurde, wie der Name schon sagt von einem Dämon geschmiedet. Mit dem Schwert brauch man keinen Pfahl um einen Vampir zu töten. Ein Stich von diesem Schwert reicht. Und da es mit meinem Blut geschmiedet kann es mir nichts anhaben. Ich kann mit einem Pfahl umgehen. Du nicht Jacy. Nimm es.“ Er hielt mir den Griff seines Schwertes hin. Ich sah es misstrauisch an. Ich konnte nicht mal damit umgehen. Eigentlich war ich mir nicht mal sicher ob ich einfach ein Leben nehmen konnte. Lunas, klar das würde ich können. Das von Leila vielleicht
auch, aber wenn sie starb bestand die Chance das ich auch starb. Aber was war mit dem Rest? Sie kämpften für den König und es stand außer Frage, das das was sie taten falsch war, aber sie kannten es nicht anders. Sie kämpften genauso für sich, wie wir für uns.
„Nein. Sie braucht kein Schwert. Sie wird sich damit noch die Finger abschneiden. Ich habe eine bessere Idee.“ meldete sich Maja von der Tür und rette mich vor dieser Entscheidung. Ich hoffte ihre Idee wäre, das ich hier wartete bis alles vorbei war. Aber auch dann würde ich mich schlecht fühlen, weil sie alle da draußen kämpften, damit ich dem König nicht in die Hände fiel,
und ich mich hier drin versteckte.
„Oh Jacy. Du wirst dich nicht verstecken. Keine Panik. Wenn meine Idee klappt wirst du sogar die meisten der Vampire töten.“ Ich runzelte die Stirn. Ganz bestimmt würde ich draufgehen, wenn ich keine Hilfe bekäme.
„Jacy wir alle stellen uns auf. Fast alle Vampire kämpfen mit Schwertern, aber die meisten können auch Bogenschießen. Und diese dämlichen Holzbogen an die du grade denkst, haben mit ihren etwa so viel gemein, wie ein Babykätzchen mit einem Löwe. Darum wirst du vorgehen und die Bogenschützen außer Gefecht setzten.“
kapitel 53
Jonas
Ich musst einfach nochmal nachfragen, ob ich richtig verstanden hatte. Ich fand es ja schon schlimm genug das Jacy überhaupt mitkämpfen sollte, aber dann auch noch an vorderster Front?
„Du willst da Jacy in vorderster Front kämpft? Da können wir ihr auch ein Schild um den Hals hängen, auf dem steht ``bitte töten´´.“ knurrte Stefan. Offenbar gefiel es ihm auch nicht besser, auch wenn ich nicht ganz verstand, warum es ihn überhaupt interessierte.
„Wird sie nicht. Habe ich vergessen zu
erwähnen, das sie dies in Begleitung ihres Reittieres machen wird.“ Na, das war noch schöner.
„Du willst das ich auf Reox reite? Spinnst du? Erstens, warum sollte er uns helfen wollen und zweiten käme ich nie rauf! Wenn er sich hinstellt ist er größer als ein verdammtes Hochhaus!“
Jacy hörte sich an, als würde Maja von ihr verlangen, sich selber ein Messer in den Rücken zu jagen. Maja seufzte.
„Roex würde alles tun was du sagst. Er ist dein Reittier. Er gehorcht seiner Herrin. Und, klar kommst du da drauf. Du bist eine Hexe, Jacy. Höhe ist kein Problem für uns, falls du dich an die Mauer erinnerst?“ Wir hätten auch
einfach durch die Mauer durch gehen können, ich verstand nicht warum Maja da unbedingt hoch gewollte hatte. Aber das war jetzt nicht das Thema.
„Du musst das nicht tun, Jacy.“ sagte ich und legt ihr eine Hand auf die Schulter. Wenn Maja sie zwingen wollte, würde ich der Hexe den Kopf abreißen. Majas Blick wanderte zu mir und sie hielt meinem Blick stand. Die zeit, in der sie sich meinem Willen beugte war schon längst vorbei.
„Nein, natürlich muss sie das nicht. Aber dann sinkt die Chance das wir lebend aus der Geschichte rauskommen. Jonas, du musst bedenken das wir nur ein paar Hundert hexen sind. Und hier
unterwegs ist eine ganze Vampirarmee. Grade du dürftest wissen, das die Überlebensrate, von Völker, die von ihr angegriffen werden, sehr gering ist.“ Ich presste die Lippen zusammen. Das war ein Schlag unter der Gürtellinie und das wusste Maja auch. Sie würde mir das ewig vorbehalten. Jeden einzelnen dieser Armee hatten Stefan und ich ausgebildet. Für Leute, die auch nur ein Jahr weniger Schwerterfahrung hatten als ich, waren ihre Fähigkeiten tödlich. Jacy runzelte die Stirn, fragte aber nicht weiter. Irgendwann würde sie aber wollen, das ich ihr von meinem ganzen Leben erzählte. Und dann würde sie mich wahrscheinlich meiden, wie die
Pest.
„Ich werde es machen.“ erhob Jacy das Wort. Ich sah sie an und ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Sie sollte nicht in einer Schlacht dabei sein. Sie war nicht dafür gemacht, nicht für diese Welt. Aber ich würde es ihr nicht ausreden können. Jacy drehte den Kopf und sah mich an. Zweifellos bemerkte sie mein Zögern. Sie versuchte zu lächeln, aber es sah aus als würde sie eine Grimasse ziehen. Sie hatte Angst. Angst um Maja, um Stefan, um mich und um sich selber. Aber sie würde trotzdem gehen. Sie würde selbst darauf bestehen mit zukommen wenn sie nicht mit Reox unterwegs war. Ich zweifelte
nicht daran, das wir gewinnen würden. Die Armee wusste nichts von Reox und sie würden auch nie damit rechnen, aber sie wussten das sie es mit mindestens drei Meisterhexen zu tun bekommen würden. So wurden Hexen genannt, die über fünfhundert Jahre alt waren. Sie hatten mit Sicherheit einige Überraschungen auf Lager. Und dieser Gedanke machte es auch nicht besser.