Fantasy & Horror
Twisted Minds

0
"Twisted Minds"
Veröffentlicht am 10. Juni 2014, 516 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;) Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern ...
Twisted Minds

Twisted Minds

Katherina - I

Ethan hasste es wenn seine Arbeitswoche mit einem Unwetter wie diesem begann. Dann wusste er meistens dass seine Woche turbulent verlaufen würde und besonders in seinem Beruf war ihm das eher weniger willkommen. Er seufzte und murmelte etwas in sein Kopfkissen. Das Grollen des Donners drang an sein Ohr und neben ihm die sanften Atemgeräusche seiner Frau Carrie die seelenruhig schlief. Sie hatte es gut. Sie musste erst in einer Stunde aufstehen um Sofia für den Kindergarten fertig zu machen. Er sah auf den

Wecker. Kurz vor 5. Noch immer hatte er sich nicht an dieses frühe Aufstehen gewöhnt. Der Job verlangte von ihm dass er als einer der ersten im Sanatorium erschien. Nicht wirklich etwas für jeden aber da musste man durch. Die Bezahlung war gut und das Personal einigermaßen erträglich, auch wenn vielleicht nicht jeder die Arbeit mit psychologischen Fällen bevorzugte. Da tickte jeder anders. Langsam setzte sich der 32-Jährige auf und rieb sich die Augen. Das Schlafzimmer lag komplett im Dunkeln. Er fingerte auf dem Nachttisch nach seiner Brille und setzte sie sich auf. Schon seit er klein war hatte er eine

Sehschwäche. Ohne dieses kleine Ding war er praktisch blind wie ein Maulwurf, aber sein Vater hatte ihm immer gesagt dass Brillen die Leute intelligenter wirken ließen und besonders bei den Frauen würde das gut ankommen. Nun gut. Sein Vater war sowieso immer etwas seltsam gewesen. Jetzt war er fast siebzig und lebte in einem Altenheim in der Stadt. Ethan besuchte ihn sooft wie er konnte aber manchmal fragte er sich ob sein Dad überhaupt merkte wer ihn da besuchte. Demenz war keine tolle Krankheit besonders wenn die Lieben vergaßen wer man eigentlich war. Er atmete tief durch und suchte den Weg ins

Badezimmer. Er sah in den Spiegel. Vom Aussehen her war er vielleicht nicht der Hingucker mit dieser Hakennase und den Segelohren die durch die Brille nur noch mehr hervorstachen, aber ihn kümmerte das nicht sonderlich. Vor allem da seine Frau diese Ohren liebte. Also ein Pluspunkt. Er musste darüber lächeln. Sie neckte ihn immer mit dem Spitznamen Dumbo. Das hatte sie schon früher in der Schule gerne gemacht. Mittlerweile ging das sogar schon soweit dass Sofia damit anfing. Ihr erstes Wort war bestimmt nicht Papa gewesen aber das wurde ja sowieso überbewertet. Sein Haar war rabenschwarz und hing

ihm halb übers Gesicht. Die Augen leuchteten in hellem blau. Carrie meinte immer er hätte diese Knopfaugen die man auch bei Teddybären findet. Sie zog öfters solche Vergleiche. Einmal hatte er ihr daher einen Elefanten mit großen Ohren und angenähten Knopfaugen geschenkt der jetzt in Sofias Bettchen lag. Überall watschelte die Kleine mit dem Stofftier hin und ließ es keine fünf Minuten aus den Augen. Das schlimmste war wenn sie ihn mit in die Badewanne nahm und ihn danach einfach nicht hergeben wollte damit man ihn trocknen konnte. Einmal hatte sie ihn tagelang behalten so dass er irgendwann zu Muffeln anfing. Besonders für Carries

Schwester Leah war das kein besonders erfreulicher Duft gewesen. Schließlich hatte er den Stoff-Dumbo einfach entführt als seine Tochter geschlafen hatte. Das ganze war so gut geplant gewesen dass sie dieses kleine Verbrechen nie bemerkt hatte und sie waren ihm alle dankbar. Er lächelte und zog sich fertig an. Seine Familie war schon etwas besonderes. Eigentlich das was er sich immer gewünscht hatte. Das war doch eigentlich immer so. Jeder wünschte sich doch insgeheim irgendwann seine Jugendliebe zu heiraten und mit ihr ein Kind in die Welt zu setzen. Ethan konnte sich glücklich schätzen. Andere hatten

fünf Kinder und mussten irgendwie die Miete zusammenstottern. Solche Probleme gab es bei ihm nicht. Er verdiente gut und sie konnten sich dementsprechend ein wohliges Haus am Stadtrand leisten. Natürlich war der Weg zur Arbeit etwas länger aber das störte ihn nicht. Er war zufrieden und das zählte für ihn. Er ging in die Küche und warf einen Blick auf die Wanduhr die leise vor sich hintickte. Heute musste er ein wenig früher da sein. Es gab einen neuen Mitarbeiter den er einweisen musste. Dabei fragte er sich natürlich ob das überhaupt Sinn hatte denn die meisten

blieben sowieso nicht lange. Okay, er wusste manchmal selbst nicht warum er das mit machte aber auf eine Art und Weise fand er die verschiedenen Facetten seiner Arbeit interessant. Es gab so viel zu lernen und zu entdecken. Jeder Tag war für ihn eine Bereicherung. Im Augenblick ging es ruhiger zu. Die Patienten waren um diese Jahreszeit ein angenehmer Umgang und da es in letzter Zeit wenig Neuzugänge gab hatte sich eine gewisse Routine aufgebaut. Das war immer wichtig. Zu viele Veränderungen beunruhigten einen labilen Verstand. Natürlich fragte er sich in diesem Augenblick wie sie mit dem neuen

zurecht kommen würden, oder eher wie er mit ihnen klar kam. Er musste grinsen. Dieser Frischling hatte sicher keine Vorstellung davon wie es in dem Sanatorium zuging. Er war frisch von der Universität gekommen und dachte wahrscheinlich es wäre ein leichter Job um ein paar Erfahrungen zu sammeln. Solche Vögel hatte er schon öfters kennen gelernt und meistens hatten sie nie länger als einen Tag durchgehalten. Sie hatten wie jedes Mal Wetten darauf abgeschlossen wie lange der Student wohl durchhalten würde. Beim Vorstellungsgespräch hatte dieser Dwight zumindest sehr euphorisch und voller Tatendrang geklungen. Das würde

ihm noch vergehen. So erging es ihnen allen irgendwann. Natürlich gab es auch bessere Tage, aber die nicht sonderlich oft. Besonders die Montage waren dafür berüchtigt dass irgendetwas passierte. Mit Gräuel erinnerte er sich noch an letzte Woche. Die Cafeteria war immer noch nicht wieder begehbar und der Gestank würde wahrscheinlich noch monatelang im Gebäude hängen. Der Laden müsste sowieso mal grundsaniert werden. Die Anstalt gab es seit 1870 und lag im Familienbesitz der Hammonds. Sein Chef Norman war ein netter alter Mann der schon beinahe 76 Jahre auf dem Buckel hatte. Er war sehr engagiert und

manchmal verbrachte er tagelang an seinem Arbeitsplatz. Manchmal glaubte Ethan dass das Sanatorium für ihn mehr ein zu Hause darstellte als alles andere. Gab es ja auch. Manchmal konnte ein Ort jemandem mehr Heimatgefühl geben als eine Familie die auf einen wartete. Soweit er wusste hatte der alte Mann aber niemanden mehr. Daher waren die Patienten die Menschen die ihm am nächsten waren. Er liebte sie alle gleichsam, auch wenn es manche gab die etwas komplizierter waren. Ethan selbst hatte natürlich auch Patienten die ihm lieber waren als Andere aber in seinem Job durfte man da nicht nach Sympathie spielen. Jeder war gleichsam

wichtig und natürlich sollte niemand das Gefühl bekommen dass er vernachlässigt wurde. Er beendete sein Frühstück, verabschiedete sich mit einem Kuss von seiner Frau und machte sich dann auf den Weg. Der Regen hatte nicht nachgelassen und würde sich wahrscheinlich auch den ganzen Tag über halten. Das konnte ja heiter werden. Eigentlich war heute ein Spaziergang auf dem Gelände angedacht aber das konnte man wohl vergessen. Eigentlich schade. Außenaktivitäten waren für die Patienten ein wichtiger Bestandteil ihrer Therapie. Hoffentlich

wurde es morgen wieder besser. Musste man abwarten. Die Fahrt dauerte über eine Stunde und der Verkehr war zäh wie Kaugummi. Dieser Teil seines Tagesablaufs war eher weniger beliebt als der Rest. Heute schien es wieder eine Ewigkeit zu dauern, bis er schließlich das Sanatorium erreichte. Willow Creek lag auf einem Hügel auf der anderen Seite der Stadt schön abseits vom Treiben. War wohl auch besser so. Man hatte diesen Ort mit Absicht ausgewählt um neugierige Augen fernzuhalten und einfach kam man auch nicht rein. Man musste durch drei Kontrollen fahren und sofern man

kein Mitarbeiter oder Verwandter der Patienten war kam man nicht mal durch die erste. Auch heute ließ Ethan die Prozedur über sich ergehen und erreichte schließlich das Hauptgebäude. Wahrscheinlich wartete dieser Dwight schon vor seinem Büro. Beim Vorstellungsgespräch schien er es gar nicht erwarten zu können anzufangen. Fragte sich nur wie lange das anhielt. Der Doktor durchschritt die große Eingangshalle die mit Pflanzen und einem Brunnen dekoriert war. Boden und Wände waren weiß gehalten. Für manchen mochte dieses Umfeld wohl beklemmend wirken aber er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Er winkte

der Informationsdame Gladis zur Begrüßung zu. Auch sie war schon im höheren Alter und trug wie er eine Brille. Auf beiden Ohren war sie taub so dass jede Konversation eher einseitig verlief. Das war in der Hinsicht allerdings wieder gut dass sie sich von nichts so einfach ablenken ließ und akribisch ihrer Arbeit nachging. Somit profitierte man hier davon. Mit seiner Aktentasche bewaffnet durchschritt er den Flur in den Westflügel der Anstalt wo die Büros lagen. Vor der Tür stand wie erwartet der Student Dwight. Er war afroamerikanischer Herkunft, trug eine

Hornbrille, ein gestreiftes Hemd und die dazu passende schwarze Hose. Oh man. Das konnte ja heiter werden. In der Hand hielt er einen ganzen Stapel unterlagen. Als er Ethan erblickte kam er sofort auf ihn zugetippelt. „Mr. Rain. Äh da sind sie ja. Ich kann es kaum erwarten für sie zu arbeiten.“ Der Arzt nickte und schloss die Tür auf. Der Junge war Anfang 20. Ein guter Fang wie Mr. Hammond gemeint hatte. Das würde sich allerdings im Laufe des Tages noch zeigen. Zuerst galt es ihn ein wenig einzuweisen. Ethan betrat das Büro was neben Bücherregalen und einem Schreibtisch über sonst nicht viel verfügte. Er hielt es

eher spartanisch. Aktenschränke standen in einer Ecke. Dort bewahrte er jede Information über seine Patienten auf. Jede Schublade war mit einem Schloss versehen und von den Lettern A bis D beschriftet. Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder und bot dem Studenten an sich zu setzen. Dwight hatte leuchtend grüne Augen und ebenfalls schwarzes Haar. Schmale Gesichtszüge und eine schlaksige Statur ließen ihn wie einen dieser Nerds wirken die man immer im Fernsehen sah. Wie er sich machen würde, sollte Ethan noch früh genug erfahren. „Also. Dwight Hickins. Bereit für den ersten

Tag?“ Er nickte lächelnd und legte seinen Aktenstapel auf den Tisch ab. „Ja Sir. Fangen wir direkt an? Ich kann es kaum erwarten die Patienten kennen zu lernen. Die Theorie vermittelt einem nur schwerlich wie diese Leute wirklich denken. Außerdem-“ „Hohoho immer langsam mit den jungen Pferden. Ersteinmal besprechen wir die Basics. Wie sie sicher wissen besteht Willow Creek seit-“ „Seit 1870. Gegründet wurde es damals von Richard Hammond und wird heute von seinem Ururgroßenkel Norman geleitet.“ Da hatte jemand seine Hausaufgaben

gemacht. Der Arzt nickte anerkennend und tippte sich nachdenklich an die Schläfe. Dann konnte er sich zumindest diese geschichtliche Einführung sparen. Dann ging es auch schneller. Für ihn durchaus willkommen. Wie es aussah schien der Tag doch nicht so übel zu werden wie er am Anfang gedacht hatte. Das war gut. „Okay. Dann können wir das ja auslassen. Die Anstalt ist in 4 Trakte von A bis D eingeteilt. Der A-Trakt wird für den Anfang ihr Bereich sein. Dort sind die einfachen Fälle untergebracht. Damit dürften sie fertig werden. Allerdings muss ich ihnen sagen dass es einige Dinge gab die ich

ihnen im Vorstellungsgespräch noch nicht sagen konnte, da ich mir nicht sicher war ob sie heute überhaupt erscheinen.“ Der Student nickte nur und wippte nervös mit seinen Beinen hin und her. Der war ja wirklich aufgeregt. Ein hibbeliger Kerl. Wahrscheinlich Single und allein lebend. So waren diese Erfolgstypen von der Universität doch immer. „Jedenfalls sollten sie wissen dass Außerhalb dieser Einrichtung absolute Schweigepflicht besteht. Sie dürfen niemandem etwas darüber erzählen, geschweige denn Patientengeschichten weitergeben. Sollten sie diese Regeln

beachten gibt es keine Schwierigkeiten.“ Er zwinkerte Dwight kurz zu und erhob sich dann von seinem Stuhl. Es war an der Zeit ihn mit den Patienten bekannt zu machen. Fragte sich nur noch ob sie ihn auch mögen würden. Das war auch ein wichtiger Aspekt. Es gab Leute die kamen gut an und Leute die die Patienten einfach nicht mochten. Das variierte je nach Persönlichkeit des Mitarbeiters und des betroffenen Patienten. Blieb abzuwarten wie sich Dwight bei ihnen schlagen würde. „Also gut Hickins. Kommen sie.“ Er führte ihn wieder hinaus in den Flur, über die Treppe in den ersten Stock der Anstalt bis zu einer Tür die mit dem

Buchstaben 'A' versehen war. „Also. Das hier ist der A-Trakt. Wie schon erwähnt sind hier die einfachen Fälle der Anstalt zu Hause. Die Patienten dürfen sich auf der Station frei bewegen und in Begleitung auch in den Garten. Dienstags und Freitags gibt es immer eine Gesprächsrunde in der wir mit den Patienten über alle möglichen Probleme reden. Übliche Routine. Frühstück, Mittag und Abendessen nehmen wir zusammen mit den Patienten ein, je nachdem in welchem Trakt wir zugeteilt werden. Jeden Monat kann das variieren. Da sie neu sind werde ich sie für diesen Monat in den A-Trakt begleiten und mit ihnen

zusammen arbeiten.“ Der Afroamerikaner verschlang jedes seiner Worte mit aufgeweckter Miene. Die beiden betraten den Korridor. Links und rechts befanden sich die Türen zu den Zimmern der Patienten. Am Ende des Ganges lag der Tagesraum wo sich die Patienten die meiste Zeit aufhielten. Da es allerdings noch früh war hielt sich außer ihnen niemand hier auf. Bis zum Frühstück war es ja auch noch etwas Zeit. Eine gute Gelegenheit Dwight mit dem ersten Patienten bekannt zu machen. Er führte den Studenten den Flur entlang bis zu der Tür die mit der Aufschrift A-05 beschriftet war. Bevor er sie öffnete

hielt Ethan allerdings inne und sah den Anderen über seine Brille hinweg an. „Denken sie daran. Was auch immer sie sehen müssen sie für sich behalten. Sie werden noch früh genug merken dass wir kein gewöhnliches Sanatorium sind. Willow Creek liegt nicht umsonst am Stadtrand.“ Dwight nickte und warf einen Blick auf die graue Tür die über und über mit Blumen in verschiedenen Farben bemalt war. Es gab kaum eine stelle die nicht von Blütenblättern verziert war. Rot, blau, gelb. Alle möglichen Farben waren hier zu finden. „Also. Dann lernen sie heute zuerst Katharina kennen. Sie ist seit drei Jahren

hier bei uns und dürfte für sie einen ziemlich interessanten Fall darstellen.“ Er klopfte an die Tür und betrat das Zimmer. Der Raum besaß ein abgetrenntes Badezimmer. Drinnen standen ein Bett und ein Schreibtisch, an dem ein junges Mädchen im Alter von 16 saß. Die Wände und der Boden waren über und über ebenfalls mit Malereien versehen. Blumen, Wolken und Tiere aller Art waren zu erkennen und auch jetzt war die Künstlerin damit beschäftigt ihren Schreibtisch mit einem rosa Schwein zu verzieren. Als die Beiden hereinkamen wandte sich die Blondine automatisch zu ihnen und strahlte sich lächelnd an. Sie hatte blaue

Augen und beinahe noch kindliche Züge an sich. „Ethan! Ethan ist wieder da. Und Ethan hat Besuch mit gebracht!“ Der Doktor nickte lächelnd während ihm die Patientin in die Arme sprang. Dwight bedachte sie eher musternd. Erst wenige Augenblicke später löste sie sich von ihm und wandte sich dann mit neugierigem Ausdruck dem Afroamerikaner zu. In den Händen hielt sie immer noch die Kreide und ihre Finger waren vom Malen rosa verfärbt. „Wer ist der braune Mann?“ Fragend legte sie einen Finger an die Lippen und betrachtete den 20-Jährigen mit neugierigen

Augen. „Das ist Dwight. Er wird mir ab heute helfen. Dwight, das ist Katharina.“ Das Mädchen lächelte über beide Ohren. Sie schien über diesen Neuzugang ziemlich erfreut zu sein. Das war zumindest ein positiver Start. Wenn Sie einigermaßen mit dem Neuling zurecht kam, dürfte der Rest kein Problem darstellen. Zumindest hoffte er das. Noch stand überhaupt nichts fest. Vor allem musste Dwight erst einmal lernen mit dieser Situation zurecht zu kommen, wobei er bis jetzt noch gar nichts gesehen hatte. Es war an der Zeit ihm zu zeigen wie es in Willow Creek vor sich

ging. Der Arzt beugte sich zu der 16-Jährigen herunter und legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. „Ist das dein neuer Freund Katha?“, fragte er und deutete auf das rosa Schwein dass die Blondine auf den Schreibtisch gemalt hatte. Sie nickte fröhlich und lächelte. Sie ließ das Kreidestück dass sie in der Hand hielt zwischen ihren Fingern hin und her wandern. Der Afroamerikaner sah sich das ganze stirnrunzelnd an. „Ich will nur anmerken dass wir in der Universität gelernt haben, dass es nicht ratsam ist die Patienten in ihrer Fantasie zu

bekräftigen.“ Er musste Lächeln. Mit einer Handbewegung schob er sich seine Brille wieder gerade. Dwight war wirklich ein Musterknabe wie er im Buche stand. Wahrscheinlich auch ein Regelfanatiker. Hier würde er jedoch lernen müssen anders zu denken als man es ihm auf der Uni beigebracht hatte. Ansonsten würde er hier nicht lange durchhalten. „Das ist Egon“, erklärte Katharina schließlich bezüglich ihres Schweins. Der Doktor nickte anerkennend und verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich war es ja gemein den Jungen nicht vorzuwarnen. Andererseits war es

aber immer wieder ein köstlicher Anblick zu sehen wie sich die Neulinge verhielten. „Zeigst du ihn uns?“ Darauf schien das Mädchen nur gewartet zu haben. Sie tapste wieder zum Schreibtisch zurück und hielt einen Moment inne, ehe sie ihre Handfläche auf die Malerei legte. Ein leichtes Glühen ging von ihr aus und schien direkt in den Schreibtisch zu wandern, ehe sich die Malerei aus dem Tisch schälte und grunzend zum Leben erwachte. Dem Afroamerikaner stand der Mund offen. Egon lief grunzend durch das Zimmer während die 16-Jährige ihm lachend hinterher lief.

Der Student war vollkommen von der Rolle. „Wie...was zum Teufel ist denn das?! Arbeiten sie hier mit einem Projektor?“ Ethan schüttelte nur grinsend den Kopf. „Tut mir leid sie enttäuschen zu müssen aber das ist alles echt. So wie wir beide hier stehen hat Katherina ihnen gerade demonstriert was sie kann.“ Das war zu viel für ihn. Er setzte sich auf das Bett der Patientin und starrte noch immer wie gebannt auf das Schwein dass jetzt hinaus in den Flur gescheucht wurde. Die Blondine folgte ihm lachend so dass nur noch die beiden Männer zurück blieben. Ethan trat zum Fenster und sah nach draußen. Der

Regen prasselte langsam gegen die Scheiben. „Wahnsinn“, wiederholte Dwight einfach immer wieder und faltete dabei die Hände ineinander als wolle er beten. Ethan konnte sich nur zu gut vorstellen was gerade in ihm vorging. Willow Creek war ein Ort der für diejenigen einen Platz bot die sonst nirgendwo hingehörten. Wesen aus der Dunkelheit oder jene wie Katherina deren Fähigkeiten gefährlich für die Allgemeinheit sein konnten. Das war nun mal seine Arbeit. Sie war nicht immer leicht, aber er konnte sich auch nicht vorstellen irgendetwas anderes zu

tun. Dwight hob langsam den Kopf und musterte den Arzt. Er schluckte. Das musste er natürlich erst einmal verdauen. War ja verständlich. An seinem ersten Tag hatte Ethan nicht anders reagiert. Das ganze war für ihn ebenfalls ein ziemlicher Schock gewesen. „Mit der Zeit werden sie sich daran gewöhnen.“ Nach der Begegnung mit der jungen Katharina waren die beiden erst einmal in den Aufenthaltsraum gegangen, wo sie sich in aller Ruhe unterhalten konnten bis die Patienten auf den Beinen waren. Ethan hatte Dwight ein Glas

Wasser geholt. Der Junge musste das was er eben gesehen hatte natürlich verarbeiten und das tat man am Besten wenn man ihm Zeit dafür ließ und langsam aber sicher auf alles vorbereitete. Er konnte nicht von ihm verlangen dass er direkt am ersten Tag mit einer Meisterleistung herausstach und mit allen Facetten dieses Ortes zurecht kam. Bei ihm war es so gewesen dass er zu Anfangs immer wieder diese Alpträume und einen unruhigen Schlaf hatte. Irgendwann legte sich das. „Willow Creek ist kein gewöhnliches Sanatorium Mr. Hickins“, unterbrach der Doktor schließlich die Stille und ließ

seinen Blick durch den Tagesraum schweifen. In der Mitte befand sich eine lange Tischgruppe an denen die Patienten ihre Mahlzeiten einnehmen konnten. Außerdem stand hier ein Bücherregal mit mehreren Exemplaren der verschiedensten Literatur sowie einigen Spielen zum Zeitvertreib. Für Ablenkung musste immer gesorgt sein. Es war wichtig dass die Bewohner des Traktes ihre Zeit kreativ nutzten. Vor allem förderten solche Aktivitäten das Zusammenleben in der Gruppe, was für die Therapie ebenfalls einen wichtigen Aspekt darstellte. „Da draußen in der Welt gibt es Wesen die sich vollkommen von den Menschen

unterscheiden. Manche von ihnen sind eine Gefahr für sich selbst und jene die in ihrer Umgebung leben. Solche spüren wir auf und bringen sie hierher, wo wir sie behandeln. Das ist unser Job. Katherina zum Beispiel hat die Fähigkeit, alles was sie malt zum Leben zu erwecken.“ Damals hatte er die 16-Jährige mehr als nur interessant gefunden. Sie war einer der sonderbareren Fälle im Sanatorium. Besonders da sie Kräfte hatte die sie auf verschiedenste Art und Weise nutzen konnte. Am Anfang war es natürlich immer so eine Sache. Man musste sehen in welche Kategorie der Patient zuzuordnen war und wieweit er

jemandem mit seinen Fähigkeiten Schaden zufügen konnte. Es gab solche und solche. Der Arzt tippte nachdenklich mit seinen Fingerspitzen auf dem Tisch herum während Dwight einen Schluck aus seinem Wasserglas nahm. „Machen sie sich keine Sorgen. Katharina ist vollkommen harmlos. Wir haben bereits gute Fortschritte mit ihr gemacht und sie entwickelt sich positiv. Vor drei Jahren hätten sie das Mädchen nicht wieder erkannt. Damals war sie noch eine D-Patientin.“ Das schien den Studenten ein wenig zu verwirren. Wie sollte solch ein nettes und lebhaftes Mädchen eine Bedrohung

für jemanden darstellen? Ethan konnte in seinen Augen sehen dass ihm hunderte Fragen diesbezüglich auf der Zunge lagen. Das war gut. Es war eine positive Eigenschaft wenn man für solche Dinge Interesse zeigte. Besonders hier in Willow Creek. Man verstand die Patienten einfach nicht, wenn man sich nicht auch die Zeit dafür nahm ihre Hintergründe zu verstehen. Das konnte nicht jeder. Manche waren einfach zu oberflächlich für diesen Beruf und besaßen nicht das nötige Feingefühl. Zu welcher Kategorie Hickins zählte musste der 32-Jährige noch herausfinden. Er konnte es ihm nicht verübeln wenn der Student wieder

seine Sachen packte und ging. Viele waren dem Druck hier einfach nicht gewachsen. „Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, erklärte der Afroamerikaner schließlich auf seine Ausführung und runzelte die Stirn. „Sie hat einen sehr netten Eindruck gemacht. Okay, ich war ziemlich baff und muss da wohl noch ne Weile dran kauen, aber das wird schon.“ Er wirkte zuversichtlich. Das war ja schon mal ein Anfang. Vielleicht war dieser Junge ja doch aus einem anderen Holz geschnitzt. Zwar saß der Schock noch ein wenig aber er schlug sich gut. Natürlich musste man erst sehen wie er

sich verhielt wenn er mit den anderen Fällen konfrontiert wurde. Von einer Begegnung konnte man sich nur schlecht ein Urteil bilden. Der Blick des Arztes wurde ein wenig ernster während er sich zu dem Neuling hinüberbeugte. „Ich muss sie warnen Dwight. Nicht jeder hier ist so einfach zu handhaben wie Katharina. Jetzt mag sie ein braves Mädchen sein dass nur Schweine und Blumen zum Leben erweckt, aber wie ich schon sagte war sie auch eine D-Patientin. Es gibt Fälle denen wir auf gewöhnlichem Weg leider nicht helfen können. Dafür gibt es hier in der Anstalt

einen bestimmten Raum den wir einfach nur 'Die Kammer' nennen. Dort werden Patienten hingebracht um ihr altes Gedächtnis zu löschen und es mit neuem zu füllen. So taten wir es auch damals bei Katherina.“ Der Afroamerikaner schien über diese Aussage ein wenig verwundert. „Aber sie ist doch ganz nett.“ Ethan lächelte bitter. „Sie ist jetzt auf dem geistigen Stand einer etwa fünfjährigen. Wir haben damals lange beraten wie wir ihr helfen können. Die Gedächtnislöschung ist nur der letzte Ausweg wenn wir keine andere Lösung mehr sehen. Wissen sie, das Mädchen kann mit ihrer Kraft nicht

nur Tiere oder harmlose Dinge erschaffen, sondern alles was sie malt.“ Er hielt einen Augenblick inne und sah aus dem Fenster. Draußen klarte es langsam aber sicher ein wenig auf. Der Morgen kündigte sich an und bald würden die ersten Patienten sich hier zum Frühstück einfinden. Noch war allerdings Zeit. Ethan mochte es nicht wenn man die Dinge einfach übers Knie brach. Langsam und bedächtig vorgehen war sein Motto. Sonst versäumte man meistens wichtige Details. Bei Dwights Energieüberschuss konnte er sich durchaus vorstellen dass dem Studenten manchmal das ein oder andere entging. Das musste er ihm also wahrscheinlich

noch beibringen. Fürs erste allerdings beschloss er seine Einführung über Katherina zu beenden. Er wusste alles was wichtig war. Das andere würde er noch früher oder später herausfinden. Sowieso war es wichtig dass er das alles erst einmal ein wenig sacken ließ. Zu viel Informationen auf einmal würden ihn sicherlich verunsichern und das war nicht der Sinn des ganzen. Schritt für Schritt war hier wichtig. Das würde der Student selbst noch herausfinden wenn er länger hier war und die verschiedenen Patienten kennen gelernt hatte. „Und wie lange machen sie das schon?“ „Bald sind es Acht Jahre und glauben sie

mir, selbst ich habe noch nicht alles gesehen.“ Auch heute gab es immer noch mehr Neuheiten die der Arzt kennen lernte. In dieser Welt lernte man nie aus. Besonders da es da draußen so viele verschiedene Arten von Wesen gab. Morgen könnte schon wieder jemand eingeliefert werden dessen Fähigkeiten er bis dahin nicht gekannt hatte. Das konnte man nie wissen. Wichtig war in diesem Job nur, dass man mit allem rechnete. Ansonsten überlebte man hier nicht lange. Es hatte auch schon Mitarbeiter gegeben die selbst wahnsinnig wurden bei dem was sich innerhalb der Mauern Willow Creeks

abspielte. Ob Dwight oder er irgendwann ebenfalls so endeten konnte man nie wissen. Nach dem Frühstück beschloss Ethan zusammen mit Dwight sich weiter Katherina zu widmen. Fürs erste würde es einfacher sein sich einen Patienten anzusehen und ihn und seine Hintergründe zu begreifen, bevor man sich mit dem Rest beschäftigte. Zwar konnte der Student es nicht abwarten auch die anderen kennen zu lernen, aber es war besser wenn er ihn vorerst zügelte. Zu viel auf einmal würde Hickins vielleicht überfordern und das war sicherlich nicht der Sinn dieses

ersten Arbeitstages. So schritten die beiden Männer den Flur entlang auf dem mittlerweile reges Treiben herrschte. Mit neugierigen Blicken wurde Dwight von den Patienten gemustert wobei er darauf achtete sich nicht zu weit von dem Arzt zu entfernen. Vor allem da er ja nicht wusste was für Wesen diese Leute waren, oder welche Fähigkeiten ihnen inne wohnten. „Wann werde ich denn die anderen Trakte zu sehen bekommen?“ Ethan musste lachen. Er schüttelte den Kopf. „Glauben sie mir: Später werden sie froh sein im A-Trakt arbeiten zu dürfen. Sie werden die anderen Bereiche noch

früh genug kennen lernen und zwar dann wenn ich denke dass sie dafür bereit sind. Zu Anfang wird dieser Trakt hier genügen müssen, aber keine Sorge: Hier passiert genug so dass ihnen so schnell bestimmt nicht langweilig wird.“ Und damit kündigte sich auch schon ein Schrei an, der direkt aus dem Zimmer von Katherina kam. Beide Männer eilten sofort herbei wobei Ethan sich die Situation näher in Augenschein nahm: Die Blondine stand neben ihrem Bett. In den Händen hielt sie wie üblich ihre Malkreide. Auf dem Boden lag ein Buch. Bei näherem Hinsehen fiel dem Arzt auf dass es sich hierbei um Grimms Märchen handelte. Das Mädchen las in

letzter Zeit öfter darin. Solche Geschichten schienen ihr zu gefallen und sorgten dafür dass sie ausgeglichener war. Gut für Therapiezwecke, aber was war eigentlich geschehen? Hatte sie etwas erschreckt? Erst war er sich nicht sicher, aber als er näher an sie heran schritt erkannte er was genau die Ursache für den Schrei gewesen war. Vor allem war es nicht Katherina gewesen die hier um Hilfe gerufen hatte. Neben dem Bett kauerte eine Gestalt. Der Arzt und Dwight mussten zweimal hinsehen um zu erkennen was hier eigentlich passiert war. Der 32-Jährige ließ seinen Blick langsam über die rote

Kleidung der jungen Dame fallen. Besonders auffällig war dabei der Korb die sie in der Hand hielt. Der Afroamerikaner betrachtete das Ganze mit offen stehendem Mund. „Ist das....ist das Rotkäppchen?!“ Und ob es das war. Katherina hatte tatsächlich die Märchenfigur zum Leben erweckt. Das war allerdings neu. Bis jetzt hatte sie sich nur auf Pflanzen und Tiere beschränkt. Dass sie soweit ging einen Menschen zu erschaffen, damit hatte der Arzt nicht gerechnet. Langsam schritt er auf die Braunhaarige zu die ihn mit ängstlichen Augen ansah. Sie schien mehr als verwirrt über diese Situation zu sein. Kein Wunder. Ihm

würde es wahrscheinlich auch nicht gefallen sich mit einem Mal an einem vollkommen fremden Ort zu befinden. Ethan ging in die Hocke und lächelte sanft während sich Dwight einfach nur im Hintergrund hielt und die Situation im Auge behielt. „Alles in Ordnung Kleines?“ Sie nickte nur und hob langsam den Kopf. Sie schien nicht gefährlich zu sein. Das war schon mal eine gute Nachricht. Okay, sie konnte ihm mit ihrem Korb eins überziehen aber das wäre nicht weiter schlimm. Gut dass Katherina dieses Märchen ausgewählt hatte und nicht irgendwas anderes. Jedoch sollte er schnell herausfinden

dass er sich um einiges zu früh gefreut hatte, denn das kleine Rotkäppchen hob jetzt den Finger und zeigte langsam unter das Bett, von wo man ein deutliches Knurren vernehmen konnte. Dann sah er ihn: Der zottelige schwarze Wolf kauerte unter dem Bett der Patientin und fletschte bedrohlich die Zähne. Sofort wicht Ethan ein paar Schritte zurück, wobei er Rotkäppchen an der Hand nahm und sie mit sich zog. Gerade rechtzeitig denn das Tier ging zum Angriff über. „Dwight! Nehmen sie Katherina und dann raus hier!“ Das musste er dem Studenten nicht zweimal sagen. Der Wolf setzte zum

Sprung an. Ethan riss einen Stuhl in die Höhe um das Tier abzuwehren, ehe er und die Anderen in Windeseile das Zimmer verließen und die Tür hinter sich schlossen. Draußen sank Dwight erst einmal schwer atmend in die Knie. Die Blondine schien mehr als verwirrt und wusste gar nicht mehr was los war. Rotkäppchen weinte und zog die Blicke der Anderen auf sich. Der Schwarzhaarige seufzte nur und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. „Katherina? Hast du...hast du den Wolf gemalt?“ Sie nickte ängstlich. In der Hand hielt sie noch immer ihre Malkreide. Klar dass

sie verunsichert war. Wahrscheinlich war sie sich gar nicht bewusst gewesen dass sie ein blutrünstiges Ungeheuer erschaffen hatte. Das war gar nicht gut denn damit änderte sich einiges. Wenn sie jetzt damit anfing solche Dinge zu malen würde man sie sicher bald in einen anderen Trakt verlegen um die übrigen Patienten nicht zu gefährden und dass war eigentlich nicht was er wollte. Besonders nicht nachdem sie eine solch positive Wandlung hinter sich gebracht hatte. Irgendwie musste er das später Hammond erklären. „J-ja....i-ich dachte er ist brav u-und dann wollte er Rotkäppchen fressen.“ Jetzt begann sie sogar zu weinen. Er

nahm sie in den Arm und drückte sie sanft an sich. Sie hatte überhaupt nicht begriffen dass sie etwas falsches getan hatte. Für sie war das ganze einfach nur ein Märchen gewesen und sie hatte geglaubt dass nichts weiter geschah wenn sie Rotkäppchen live mit allem was dazu gehörte in diese Welt holte. Dwight musste erst mal zu Atem kommen. Er hatte sich gegen die Tür gelehnt. Von drinnen konnte man immer noch den Wolf hören der wohl gerade dabei war das Zimmer zu verwüsten. Da drinnen konnte er keinen Schaden anrichten. Für den Moment waren sie also sicher. „Und wie werden wir den Kläffer wieder

los ohne dass er unser Rotkäppchen vernascht?“, wollte der Afroamerikaner schließlich wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie der mit der Situation umging war wirklich beachtlich. Nicht jeder schlug sich so wacker. Vor allem nicht wenn er gerade um ein Haar gefressen worden wäre. Ethan musste der Universität unbedingt später ein Dankschreiben schicken. Der Junge war echt beeindruckend. Jetzt galt es sich allerdings erst einmal um dieses Desaster zu kümmern. Er dachte nach und schloss die Augen. Es war schon lange her dass Katherinas Malereien das letzte Mal zur Gefahr geworden waren. Das letzte Mal bevor

sie in die Kammer gebracht worden war. Es war kein Zufall dass sie eine Figur aus einem Buch erschaffen hatte. Schon früher war das ihre bevorzugte Art und Weise gewesen Dinge zu erschaffen. Dass sie jetzt in dieses alte Muster zurück fiel bereitete ihm kräftige Bauchschmerzen. Es kam hin und wieder vor dass alte Verhaltensweisen ans Licht kamen, aber mit einem solchen Ausbruch hatte er einfach nicht gerechnet. Wahrscheinlich hatte sie sich nicht einmal etwas dabei gedacht, sondern nur das Buch gelesen, die Geschichte gut gefunden und sich dann gedacht dass es nicht schlimm wäre das ganze zum Leben zu erwecken. Dumm

allerdings dass das hier kein Märchen war in dem es ein Happy End gab. „Stimmt! Katherina kann ihren Figuren Befehle geben. Sie ist die Malerin. Solange sie die Kreide hat tut alles was sie damit erschaffen hat genau das was sie ihnen sagt.“ Das hatte er schon beinahe wieder vergessen. Das Mädchen musste den Wolf einfach nur beruhigen und dann konnten sie ihn zurückschicken ohne dass jemand weiter zu schaden kam. Anscheinend würde sich die Situation schneller wieder beruhigen als er zu Anfangs gedacht hatte. Dabei hatte er allerdings seine Rechnung ohne das Mädchen gemacht. Die war nämlich

schon wieder dabei zu malen und kritzelte in großer Form etwas an die Wand, ehe sie ihrer Kreation mit einer Berührung leben einhauchte. „NEIN!“ Zu spät. Langsam schälte sich Katherinas neue Schöpfung aus der Wand und nahm Gestalt an. Hierbei handelte es sich um einen alten Mann der ein Gewehr schulterte. Der Jäger. Ganz sicher. Der Alte sah sich prüfend um und als er Rotkäppchen erblickte nahm er das Mädchen bei der Hand. Dann fiel sein Blick auf Ethan und die Anderen, die er mit Misstrauen beäugte. Er zog sein Gewehr. Vor Schreck ließ die Blondine das Kreidestück fallen,

welches Geräuschvoll über den Boden davonrollte. Mit einem Sprung konnte der Arzt dem Schuss ausweichen, ehe er die 16-Jährige bei der Hand nahm und sich zusammen mit ihr und Dwight im Abstellraum des Trakts in Sicherheit brachte. Damit hatte er nicht gerechnet. „Katherina....warum hast du den Jäger gemalt?“ Das Mädchen sah ihn unschuldig an. „Der Jäger tötet den bösen Wolf!“ Gut okay das stimmte zwar, aber da gab es leider einige Aspekte die das Mädchen nicht bedacht hatte. Ethan musste erst mal zu Atem kommen. Der Jäger hatte ihn nur knapp verfehlt. Beim nächsten Mal hatte er sicher nicht so viel

Glück. Geschweige denn dass die anderen Patienten in Gefahr waren. Er musste schleunigst etwas unternehmen bevor jemand zu Schaden kam. Das würde Hammond sicher nicht gefallen wenn er davon erfuhr. Ethan seufzte. Er hasste Montage. Also hatte er doch kein Glück und die Woche fing mies wie immer an. Für den Tag hatte er zumindest keine positive Bilanz zu verzeichnen. Er war immerhin um ein Haar gefressen und anschließend fast erschossen worden. Nicht wirklich ein Arbeitstag von dem er später beim Abendbrot frohlockend erzählen würde. Jetzt galt es allerdings das Durcheinander zu bereinigen dass das

Mädchen angerichtet hatte. „Zu dumm dass ihre Kreationen ihren eigenen Kopf haben. Wir müssen den Jäger schleunigst unter Kontrolle bringen bevor er Schaden anrichtet.“ Katharina saß schluchzend in der Ecke. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet dass ihre Malereien etwas böses im Schilde führen könnten. Ethan seufzte und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Wie stellen wir das an?“, wollte Dwight wissen und tat sein bestes um das Mädchen zu beruhigen. „Die Kreide. Wir haben herausgefunden dass wenn man das Kreidestück zerstört mit dem eine Figur gezeichnet wurde,

diese automatisch verschwindet. Im Augenblick wohl die einzige Lösung. Normalerweise kann Katharina ihre Kreationen einfach wieder in normale Kreidezeichnungen zurück verwandeln indem sie ihnen den Befehl gibt, aber dafür muss sie die Kreide in der Hand haben und die sehe ich im Moment leider nicht. Sie muss sie verloren haben.“ Das war wirklich eine brisante Situation. Zwar hatte Katherina eigentlich nur gedacht sie würde helfen indem sie den Jäger erschafft, damit dieser den Wolf erledigt aber das hatte die Lage nur verschlimmert. Wichtig war jetzt dafür zu sorgen dass keine

ihrer Kreationen frei kam. Außerdem musste er die Kreide wiederfinden. Ethan warf einen Blick zu Dwight. Der Junge hatte sich seinen ersten Arbeitstag sicherlich nicht so vorgestellt...

Katherina - II

„Nein! Nicht kaputt machen!“ Das Mädchen protestierte vehement von dem Moment an in dem Ethan erwähnt hatte dass er die Kreide zerstören müsste damit der Jäger verschwand. Das Problem war nur dass von ihrer Kreation keine Spur war. Nachdem sie die Abstellkammer verlassen hatten mussten sich die beiden ein Bild von der Lage machen. Im Flur herrschte Chaos. Türen standen offen und einige wenige Patienten die nicht panikartig die Flucht ergriffen hatten, liefen verloren auf dem Flur hin und her. Wenige Sekunden später ertönte bereits der Alarm. Das

war überhaupt nicht gut. „Scheiße! Die Patienten verlassen die Trakte. Er muss sie entriegelt haben!“ Das war überhaupt nicht gut. Wenn alle Patienten frei waren würde das Chaos ausbrechen. Auf so etwas waren sie nicht vorbereitet.Wenn Hammond vorher noch nichts von der Sache wusste, so würde dies sicherlich jetzt der Fall sein. Darum musste er sich später kümmern. Erst einmal galt es dieses Unheil so gut wie möglich einzudämmen. „Dwight! Sehen sie irgendwo ein Stück Kreide?“ Der Afroamerikaner schüttelte den Kopf. Ethan suchte angestrengt aber es war keine Spur zu entdecken.

Wahrscheinlich hatte der Jäger es mitgenommen. Das dumme war nämlich dass Katherinas Kreationen genau wussten wie sie einzudämmen waren. Daher war es nur logisch dass er die Kreide mitgenommen hatte. Das würde nicht leicht werden. Dafür war allerdings jetzt keine Zeit. Er würde sich später um den Jäger und Rotkäppchen kümmern. Zuerst musste die Situation hier unter Kontrolle gebracht werden. Sein Blick glitt zu einer Schwester die versuchte die Patienten zu beruhigen. Sofort eilte der Arzt zu ihr. „Schwester. Bringen sie die Leute in den Tagesraum und lenken sie sich ein wenig

ab. Mr. Hickins und ich werden nachsehen wie es im Rest des Sanatoriums zugeht. Wenn die vom Wachpersonal auftauchen schicken sie die in den Kontrollraum. Die sollen die Trakte wieder abriegeln.“ Die junge Frau nickte. Jetzt war Schadensbegrenzung wichtig. Wenn er und Dwight sich beeilen konnte er zumindest verhindern dass die Insassen aus dem D-Trakt ins freie gelangten. Das wäre nicht gut. Dort gab es Wesen die schlimmer waren als Katherina wenn sie einmal richtig aufdrehten. Besser man verlor keine Zeit. So eilten die beiden Männer ins Treppenhaus von wo man aus die anderen Bereiche der Anstalt

erreichen konnte. Auch hier liefen Patienten hin und her. Ethan verlor den Überblick. Momentan konnte er nicht sagen wer wohin gehörte. Das Wachpersonal würde sich darum kümmern. Er und Dwight hatten eine wichtigere Aufgabe. Bevor er jedoch einen weiteren Schritt machen konnte zog ihn jemand an der Hand. „Mitkommen!“ Die Blondine sah ihn ernst an. Der Arzt seufzte. Dafür hatte er jetzt überhaupt keine Zeit. So schüttelte er den Kopf und fasste sie bei den Schultern. „Bleib hier Katharina. Es ist zu gefährlich. Warte auf mich und Dwight okay? Wir sind bald wieder zurück. Pass

auf dass der böse Wolf nicht aus dem Zimmer kommt. Machst du das für mich?“ Einen Augenblick schien die 16-Jährige angestrengt darüber nachzudenken, lehnte dann allerdings ab. „Helfen!“, verlangte sie. Der 32-Jährige runzelte die Stirn. Warum musste das Mädchen nur so unglaublich stur sein? War eben ein Überbleibsel ihrer früheren Persönlichkeit. Da ließ sich nichts machen. Er hatte keine Zeit mit ihr zu diskutieren also blieb ihm wohl nichts anderes übrig. „In Ordnung, aber bleib dicht bei Dwight und mir ja? Und wenn es gefährlich wird versteckst du

dich!“ Damit war es also beschlossen. Vielleicht konnte Katharina auch helfen indem sie ihre Fähigkeiten benutzte, solange sie das Chaos nicht noch mehr verschlimmerte. Der Arzt war immer noch nicht dahinter gekommen wie es zu so etwas kommen konnte. Sie musste sich wirklich nichts schlimmes dabei gedacht haben. Hoffentlich sah Hammond das auch so. Der würde wahrscheinlich rasen vor Wut. Das hieß, sofern er das hier überlebte. Ethan hatte keine Ahnung wie es dem Leiter des Sanatoriums gerade ging. Das würde er später in Erfahrung bringen. Wichtig war jetzt den D-Trakt zu

erreichen. Das Trio stieg die grauen Steinstufen hinab in Richtung der Eingangshalle. Dort Angekommen offenbarte sich das Ausmaß dieser Katastrophe: Aus allen Ecken und Winkeln strömten die Patienten aus dem Gebäude. Das war gar nicht gut. Der Arzt rannte zur Haupteingangstür und schloss sie. Dann griff er in seine Tasche und holte einen Bleistift hervor, den er Katherina gab. „Katharina? Du musst ein Schloss malen damit die Tür zu bleibt!“ Einen Moment lang hielt die 16-Jährige inne, ehe sie nickte und sich zur Tür begab. Mit ein paar flinken Handbewegungen kritzelte sie ein

Schloss in die Mitte des Eingangs, welches sogleich in ein echtes verwandelt wurde. Das war schon mal erledigt. So konnte er verhindern dass sie auf diesem Weg raus kamen. In der Eingangshalle tummelten sich noch einige Patienten die jetzt ein wenig verwirrt über diese Entwicklung schienen. Bedrohlich nährten sie sich dem Trio, doch Ethan blieb ruhig und wandte sich erneut an die Malerin. „Katherina. Mal ein paar Wachmänner. Du weißt schon. Die Aufpasser. Sag ihnen sie sollen die Patienten in die Trakte zurückbringen.“ Sie wirkte ein wenig verunsichert darüber, so als wüsste sie erst nicht was

sie von ihm wollte. Dann aber hockte sie sich auf den Boden und begann fröhlich los zu kritzeln. Das Ganze nahm schnell Form an und nacheinander schälten sich 5 Wachmänner in blauer Uniform und mit einem Knüppel bewaffnet aus dem Boden. Dieser Teil wäre schon mal erledigt. „Alle Patienten einfangen und zurückbringen!“, flötete die Blondine worauf die Geschöpfe genau das sagten was sie ihnen Befahl. Sie begannen damit die Anderen zusammen zu treiben so dass innerhalb eines kurzen Zeitraums die Eingangshalle wieder unter Kontrolle gebracht war, bevor die bemalten Wachmänner dazu übergingen

sie in den Trakt-Bereich zu bringen. Einer von ihnen wollte auch Katherina ergreifen aber diese schüttelte nur den Kopf. „Nicht mich. Ich helfe“, erklärte sie in kindischem Tonfall woraufhin sich der Wachmann wieder dem Rest der Truppe anschloss. Ethan nickte dem Mädchen anerkennend zu. Das hatte sie wirklich gut gemacht. Es war keine schlechte Idee gewesen sie mitzunehmen. Mit ihren Kräften würde es um einiges schneller gehen. Das musste er später auf jeden Fall auch Mr. Hammond erzählen. Wenn der Leiter der Anstalt erfuhr dass Katherina einen guten Beitrag dazu geleistet hatte dabei zu

helfen die Anstalt unter Kontrolle zu bringen würde er sicherlich Gnade vor Recht ergehen lassen. Er würde nicht zulassen dass sie zurück in den D-Trakt kam. Sie war ja eigentlich nicht gefährlich. In Zukunft musste man eben nur etwas mehr auf sie achten, damit sie nicht wieder irgendein Untier aus einem Märchen herbei rief. Vielleicht könnte er ihr ja eine Aufsichtsperson zuteilen. Das konnte ja auch schon etwas bringen. Das würde sie beschäftigen und für weniger Langeweile sorgen. Dann kam sie auch gar nicht erst auf die Idee sie mit einem Wolf oder einem gewalttätigem Jäger zu

bereichern. „Also gut. Hier hätten wir soweit alles unter Kontrolle gebracht. Das waren fast alles A-Patienten. Kann also sein dass der Rest zum Garten raus ist, oder wenn wir Glück haben noch im Gebäude, aber bei unserem Glück möchte ich ungern darauf wetten.“ Auf dem Gelände war der Teufel los. Noch immer dröhnte der Alarm durch die Korridore der Einrichtung. Personal lief aufgescheucht durch die Flure und versuchte sich ein Bild von der Lage zu machen. Ethan hielt sich nicht weiter mit ihnen auf sondern eilte zusammen mit den Anderen zur Treppe die in den B-Trakt führte. Das beste war die

Bereiche erst einmal abzuriegeln und dann systematisch vorzugehen. Je weniger Patienten frei herum liefen desto besser. Außerdem wurde so das Risiko vermindert dass noch mehr Patienten nach draußen gelangten. Im Treppenhaus angekommen hielt der Arzt die beiden anderen an. Er atmete schwer. Eine kurze Verschnaufpause würde ihnen allen gut tun. „Also Dwight. Als nächstes riegeln wir Bereich B ab. Dort bringen wir Fälle unter die sich ihrer Fähigkeiten zwar bewusst sind, aber mit ihnen keinen großen Schaden anrichten können. Aber passen sie auf. Manche Kräfte der Patienten aktivieren sich bei Berührung

sofort weshalb die meisten spezielle Handschuhe tragen um dies zu unterbinden. Ich weiß nicht ob das im Moment auch der Fall ist. Ich hab das Gefühl dass heute alles passieren kann also sein sie vorsichtig. Wir sehen hier nur nach ob jemand im Treppenhaus ist und gehen dann direkt weiter.“ Der Afroamerikaner nickte nur. Katherina war gerade damit beschäftigt etwas an die Wand zu kritzeln. Ehe der Arzt allerdings eingreifen konnte hatte sie ihre Malerei mit dem Bleistift schon fertig gestellt und zum Leben erweckt. Zum Glück handelte es sich dabei allerdings nur um eine Eiswaffel, die die Blondine fröhlich

abschleckte. „Eis!“ „Sehr schön Katherina. Gibst du mir meinen Stift zurück?“ Sie nickte. Er ließ den Bleistift wieder in die Brusttasche seines Kittels wandern. Im Moment brauchte er ihre Fähigkeiten nicht. Die B-Patienten waren ungefährlich da man ihre Kräfte unter Kontrolle gebracht hatte. Außerdem würde Katherina sie mit ihren Kräften wahrscheinlich nur verunsichern. Eine Panik war jetzt nicht das was er brauchte. Auf halbem Treppenansatz angekommen sah sich das Trio jetzt einem Mann mit

braunem Haar und Schnauzbart gegenüber der Patientenkleidung trug. Er wirkte hager und lächelte als er sie erblickte. „Doktor, Doktor. Alles ist ganz durcheinander. Ich kann meine Flöte nicht finden!“ Der 32-Jährige schob Katharina sofort hinter sich und fasste Dwight an der Schulter. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Waren die Patienten schon soweit gekommen? Dabei hatten sie noch nicht einmal den B-Trakt erreicht. Innerlich fluchte er. „Vorsicht. Der ist relativ ungefährlich, solange er nichts findet worauf er musizieren

kann.“ „Warum? Was kann er?“, wollte Dwight einfach nur wissen. Katherina lächelte dem neuen Gesicht fröhlich zu. Ansonsten war sie vollauf mit ihrem Eis beschäftigt und hatte kaum einen Blick für die Dinge um sich herum. „Das ist Anton Weißbach. 36 Jahre alt. Er hat früher mit seiner Musik Kinder entführt wissen sie. Seine Melodie sorgt dafür dass man vollkommen seinem Willen unterliegt. Wie beim Rattenfänger kann man sagen. Eigentlich ein Patient aus dem C-Trakt. Mist. Wenn er hier ist dann fürchte ich wird der Rest des Weges kein Spaziergang mehr. Außerdem weiß ich nicht wo der Jäger

ist. Wenn er es ins Sicherheitsbüro geschafft hat kann er nach Lust und Laune im Gebäude herum marschieren, wenn er nicht schon einen Weg aus dem Sanatorium gefunden hat. Gehen wir mal nicht vom schlimmsten aus. Wir nehmen Anton mit und bringen ihn zurück in den C-Trakt. Halten sie Katherina dicht bei uns. Ich weiß nicht was uns jetzt noch erwartet.“ Langsam schritten sie die Stufen hinauf wobei Ethan darauf achtete Anton und Katherina zwischen sich und Dwight zu halten damit keiner von ihnen auf die Idee kam wegzulaufen. Gut, die Blondine war im Augenblick sowieso keine Bedrohung und der andere war

ungefährlich solange er kein Musikinstrument in der Hand hielt. Das war gut. Wenn es weiter so lief dann hatten sie wahrscheinlich doch nicht solche Schwierigkeiten, wie er zu Anfangs gedacht hatte. Dann mussten sie sich wohl wirklich nur um den Jäger kümmern. Allerdings hatte er noch keine Idee wie er gegen ihn vorgehen sollte. Wenn er die Kreide hatte würde das ganze sicher nicht leicht werden. Wer wusste schon was er im Schilde führte und was nicht. Das Problem war hierbei dass man ihm so keinen Schaden zufügen konnte, außer eben wenn man die Kreide zerstörte mit der er gemalt worden war. Das war eben das

gefährliche an Katherinas Fähigkeit. Ihre Geschöpfe waren beinahe unzerstörbar und verfügten über unbegrenzte Ausdauer da sie eben keine richtigen Lebewesen waren wie er oder Dwight. Wahrscheinlich hatte der Jäger das Chaos verursacht um aus dem Sanatorium zu entkommen. Nicht auszudenken was geschah wenn er es nach draußen schaffte. Bis jetzt hatten sie es immer geschafft die Dinge hier drinnen vor der Außenwelt zu verbergen und das sollte auch so bleiben. Es würde Mr. Hammond sicher nicht gefallen wenn jemand von der wahren Natur Willow Creeks wusste. Jetzt war allerdings nicht der richtige Augenblick

um sich Gedanken darüber zu machen. Sie hatten die Tür zum B-Trakt erreicht der bis auf einige wenige komplett leer zu sein schien. Ethan fuhr sich durch die Haare. „Verdammt. Es sind doch mehr entkommen als ich dachte. Okay. Anton? Geh erst einmal hier in den Tagesraum. Ich bringe dich nachher auf dein Zimmer.“ „Aber meine Flöte Doktor. Ich kann sie nicht finden.“ „Ich komme später zu dir und dann suchen wir zusammen danach okay?“ Das schien den Mann zufrieden zu stellen und so schloss er die Tür zum Trakt hinter sich. Das wäre erledigt.

Eigentlich gehörte Weißbach ja nicht hierher aber im Augenblick war nur wichtig dass die Patienten keine Möglichkeit hatten nach draußen zu gelangen. Um die Sortierung konnte er sich später immer noch Gedanken machen. Er schloss die Tür zum Trakt ab. Damit hatte er zwei Bereiche gesichert. Fehlten nur noch der C und der D-Trakt. Einen Moment lang hielt er inne und lehnte sich gegen die Wand. Aus seiner Hosentasche holte er eine Schachtel Malboro hervor, von denen er sich eine ansteckte. Eigentlich war ja jetzt nicht der Zeitpunkt für eine Zigarettenpause aber das ganze war ziemlich stressig. Von den Folgen ganz

zu schweigen. Es waren eine Menge Patienten entkommen. Sie alle wieder zurück zu bringen würde einiges an Zeit kosten. „Also gut. Jetzt fehlen nur noch zwei Bereiche, aber seien sie vorsichtig Dwight. Nicht alle Patienten sind so harmlos wie Katherina oder Anton. Im C-Trakt befinden sich Patienten deren Kräfte auch mental wirken so wie bei unserem Musiker. Geben sie acht. Wir schließen den Trakt ab und gehen direkt weiter. Wenn wir alles abgeriegelt haben sehen wir uns im Garten um ob dort auch Patienten sind. Die müssen wir dann wieder ins Innere schaffen.“ Der Afroamerikaner nickte nur. Ethan

zog an seiner Zigarette und bahnte sich mit den beiden den Weg in den nächsten Korridor, wobei er direkt spürte dass die Temperatur hier deutlich abgefallen war. Das Licht flackerte und kleine Wölkchen bildeten sich vor seinem Mund. Katherina zitterte am ganzen Körper. Auf dem Boden war es glatt und rutschig. Teile der Wände waren vereist. An einer Stelle war die Wand zum Innenhof durchbrochen worden der unter ihnen lag. Das war gar nicht gut. Der Arzt schritt zum Loch und sah nach draußen. Der Innenhof war ebenfalls teilweise vereist und einige Patienten eingefroren. Dwight stand neben ihm und schüttelte Fassungslos den

Kopf. „Was kann so etwas anrichten Doktor?“ „Ein Patient aus dem D-Trakt. Der Jäger muss die Patienten dort freigelassen haben. Der hier ist wahrscheinlich schon über alle Berge.“ Das war überhaupt nicht gut. Wenn jetzt die D-Patienten frei herum liefen dann brach mit Sicherheit das Chaos aus, wobei die meisten von ihnen sicher direkt die Flucht ergriffen. Nicht alle von ihnen waren so wie Katherina. Ein paar hatte man einfach nur weggesperrt damit sie keinen Schaden mehr anrichten konnten. Der hier hatte ebenfalls dazu gehört. Es war klar dass er den Augenblick nutzen würde um zu

entkommen. Der Arzt seufzte nur und drückte seine Zigarette aus. Für die Eingefrorenen konnte er leider nichts mehr tun. Ein paar der Patienten hatte er über Jahre hinweg gekannt. Sie jetzt so zu sehen bereitete ihm Kummer. Für Trauer war jetzt allerdings keine Zeit. Er musste die übrigen Bereiche abriegeln. „Wenn Viktor entkommen ist, dann bekommen wir es wahrscheinlich noch mit schlimmerem zu tun. Ich bringe euch vom C-Trakt direkt ins Büro von Mr. Hammond. Für euch ist es zu gefährlich in den D-Trakt zu gehen.“ „Viktor?“ „Viktor Waslow. Ein Junge aus Russland

der die Fähigkeit hat die Temperatur in seiner Umgebung soweit zu senken dass er in der Lage ist alles was er berührt einzufrieren. Er war schon hier als ich anfing. Hammond hat immer gesagt dass er einer der gefährlichsten Patienten ist. Deshalb war er im D-Trakt und jetzt ist er frei. Darum kümmern wir uns später. Wir gehen weiter zum C-Trakt.“ Er legte Katherina seinen Kittel um da diese am ganzen Leib zitterte. Dann nahm er das Mädchen bei der Hand und zog sie weiter hinter sich her. Nach ein paar Minuten hatten sie letztendlich den dritten Trakt des Sanatoriums erreicht doch hatten sie das schlimmste noch vor sich. Den ganzen Weg über war der

Weg teilweise zugefroren. Man konnte genau sehen wo Viktor entlang gekommen war. Wieder und wieder kamen sie an Eingefrorenen vorbei. „Ich hab Angst!“, stammelte Katherina vor sich hin und klammerte sich an den Doktor. Der lächelte ihr sanft zu. „Keine Sorge. Dir kann nichts passieren. Bleib nur dicht bei uns ja?“ Langsam öffnete Ethan die Tür zum Korridor des C-Trakts. Auf den ersten Blick ließ sich nur erkennen dass die meisten hier ebenfalls reiß aus genommen hatten. So vermutete er zumindest. Vorsichtig schob er sich durch den Flur und hielt dabei die Anderen hinter sich. Es war besser auf

Nummer sicher zu gehen denn man konnte nie wissen was hier herum lief. Sein Herz hämmerte unaufhörlich in seiner Brust. Er hasste solche Tage. Besonders wenn er nicht wusste ob er am Abend seine Sofia und seine Carrie wiedersehen würde. Es konnte noch alles passieren. Sie erreichten den Tagesraum, wo sich eine ganze Menge C-Patienten in eine Ecke gekauert aufhielten. Das war gut. Ethan konnte sehen dass sie sich fürchteten. Beruhigend hob er die Hände. „Keine Angst. Bleibt hier okay? Das hier ist Dwight. Katherina kennt ihr ja. Wir sorgen dafür das alles wieder in Ordnung kommt. Bleibt einfach nur hier

und wartet auf mich. Ich komme später zu euch.“ Ein paar sahen ihn unsicher an. Andere nickten. Er zählte durch. Insgesamt waren es 10. Über die Hälfte der C-Patienten fehlte. Das waren wahrscheinlich diejenigen die nicht so fromm waren. Die abgezogen die Viktor vereist hatte. Offensichtlich waren sie deshalb hiergeblieben. Aus Angst sie könnte dasselbe Schicksal ereilen. Das konnte er nur zu gut nachvollziehen. Jedes Lebewesen hatte Angst, egal wie sonderbar es auch sein mochte. Da bildeten die Übernatürlichen keine Ausnahme. Er war erleichtert dass nicht noch mehr zu Schaden gekommen waren,

denn auch wenn manche von ihnen eine Gefahr darstellten, so waren sie immer noch lebendige Individuen. Es gab Leute die darüber mit ihm nicht einer Meinung waren aber das tangierte ihn nicht sonderlich. Ethan wollte immer das Beste für die Patienten. Dabei spielte es keine Rolle wie absonderlich sie waren. So verließ der Arzt den Tagesraum wieder. Dicht gefolgt von Dwight und Katherina, ehe er plötzlich inne hielt. Am Ende des Ganges kam jemand durch die Tür in den Trakt. Ein junge und ein Mädchen. Beide goldblondes Haar und eisblaue Augen. Außer aufgrund des Geschlechts waren sie kaum voneinander zu unterscheiden. Als sie

das Trio erblickten kicherten sie vergnügt. „Doktor? Möchten sie mit uns spielen?“, fragte das Mädchen mit flötender Stimme. Dwight sah sich das ganze nur Stirn runzelnd an. Katherina winkte ihnen sogar zu aber Ethan schob sie direkt in eines der Zimmer und schloss die Tür. „Scheiße...Die Zwillinge.“ Sofort machte er sich daran die Tür mit einem Besen zu verrammeln. Das war gar nicht gut. Ein D-Patient auf freiem Fuß war schon schlimm genug. Jetzt gab es schon drei davon und wahrscheinlich waren noch mehr auf dem Gelände

unterwegs. „Wer war das?“ „Die Zwillinge. Die eine kann Teile des Bewusstseins löschen, der andere neue hinzufügen. Sie können die Psyche von jemandem so gravierend verändern wie kein zweiter. Ein Teil ihrer Kraft speist die Kammer. Helfen sie mir mit dem Bett. Katherina mach das Fenster auf. Mal einen Schlüssel für das Schloss!“ Er warf ihr den Bleistift zu während er zusammen mit dem Afroamerikaner das Bett vor die Tür schob. Das sollte die Beiden zumindest eine Weile aufhalten. Allerdings gab es keine Möglichkeit den anderen Patienten zu helfen. Vielleicht ließen die Twins sie ja in Ruhe.

Zumindest hoffte er das. In der Zwischenzeit hatte die 16-Jährige das Fenster geöffnet und hüpfte fröhlich auf der Stelle auf und ab. „Rausgehen?“, fragte sie mit unschuldiger Stimme. Der Arzt nickte und schritt zusammen mit dem Afroamerikaner zum Fenster. „Ja Katherina. Rausgehen.“ Der Fenstersims draußen bot genug Platz so dass man von Außen hintereinander an der Fassade entlang kam. Allerdings war das vom zweiten Stockwerk aus eine ziemlich heikle Angelegenheit. Besonders da er Höhenangst wie sonst etwas hatte.

Innerlich versuchte der 32-Jährige sich zu beruhigen. Alles war okay, solange er nicht nach unten sah. Langsam aber sicher tastete er sich an der Wand entlang. Hinter sich konnte er Dwight und Katherina hören. „Huiii. Fliegen!“ „Nein Katherina. Nicht fliegen. Einfach dem braunen Mann hinterher.“ „Okay.“ „Finden sie das nicht ein wenig diskriminierend?“ „Sie können sich später am Empfang beschweren. Weiter jetzt. Von hier aus kommen wir direkt in Hammonds Büro und das beste ist dass hier draußen keine Patienten rumklettern. Passen sie

auf. Das Unwetter hat gute Arbeit geleistet. Hier ist es rutschig wie sonst was.“ Man musste wirklich aufpassen und sich Stück für Stück vorarbeiten, damit man nicht in die Tiefe stürzte. Zumindest konnte man ihm nicht vorhalten dass er sich nicht fit hielt, auch wenn er dem hier ein Besuch im Fitnessstudio vorzog. Brachte jetzt aber auch nichts sich weiter darüber zu beschweren. Sie hatten jetzt das Fenster zu Hammonds Büro erreicht, wo Ethan von Außen an die Scheibe klopfte. Ein fülliger Mann mit grauem Haar und Hornbrille hatte drinnen hinter der Tür gestanden und erschrak. Als er die drei erblickte

marschierte er sofort zu ihnen und ließ sie herein. „Rain, Hickins. Was ist passiert? Alle Patienten laufen Amok. Und was macht Katherina hier?“ „Ganz ruhig Sir. Ich erkläre ihnen später alles in Ruhe. Ich habe bereits alle Bereiche außer dem D-Trakt unter Kontrolle gebracht. Ein paar D-Patienten sind noch in den Gängen unterwegs und wahrscheinlich versuchen sie zu entkommen.“ Das schien dem alten Mann nicht sonderlich zu gefallen. Vorsichtig hob er Katherina ins Innere seines Büros bevor er sich den beiden Männern

zuwandte. „Wer?“ „Bis jetzt Viktor und die Zwillinge.“ „VIKTOR?!“ Viktor ist entkommen?! Verfluchte Scheiße!“ Ethan nickte nur und ließ sich an der Schreibtischkante nieder. Er musste zu Atem kommen. Die Kletterpartie war ziemlich anstrengend gewesen und auch Dwight atmete schwer. Schweiß rann ihnen von der Stirn. Katherina hatte sich erschöpft auf dem Stuhl des Anstaltsleiters niedergelassen und seufzte müde. Immerhin hatten sie es lebend bis hierher geschafft. Das war zumindest schon mal etwas. Jetzt mussten sie nur noch den letzten Trakt

unter Kontrolle bringen und den Jäger finden, wenn der nicht schon entkommen war, wobei der nicht eine solche Gefahr darstellte wie die Anderen denen sie bis jetzt begegnet waren. „Mr. Hammond. Wir lassen Katherina bei ihnen. Sie hat uns bis jetzt gut geholfen aber im D-Trakt ist es für sie zu gefährlich. Ich nehme Dwight mit und mache mir ein Bild von der ganzen Situation.“ Der alte Mann nickte nur und sah zu der 16-Jährigen die gerade dabei war mit Ethans Bleistift eine weitere Eiswaffel zu zeichnen, die sie Mr. Hammond reichte. „Eis!“, meinte sie lächelnd. Der alte

Mann nahm das etwas zögerlich an und nickte. „Öhm ja, danke. Ethan. Sein sie vorsichtig. Wenn Viktor draußen ist möchte ich mir gar nicht vorstellen wer es noch geschafft hat auszubrechen. Die Zwillinge...Herrgott. Wer ist dafür verantwortlich?“ Der Angesprochene seufzte. Es brachte wohl nichts um den heißen Brei herum zu reden. Besser man sagte ihm direkt die Wahrheit. „Katherina hat den Jäger aus Rotkäppchen gemalt. Der läuft in der Anstalt Amok. Sie trifft dabei keine Schuld. Sie hat es nicht absichtlich getan Sir. Dwight und ich versuchen ihn

zu finden und kalt zu stellen.“ Hammond nickte und leckte an der Eiswaffel. „Gut. Darüber machen wir uns später Gedanken. Sehen sie nur zu dass sie den D-Trakt abriegeln und passen sie auf sich auf. Wenn sie fertig sind kommen sie wieder her damit wir versuchen können dieses Chaos so gut wie möglich einzudämmen.“ Damit war alles wichtige gesagt. Ethan war froh dass sein Boss ihm keine Predigt hielt, aber dazu würde es später sicher noch kommen. Das nächste Ziel war der D-Trakt. Hier galt äußerste Vorsicht. Die Zwillinge waren erst der Anfang gewesen. Er hatte Angst denn er

wusste was ihn dort erwarten konnte. Langsam durchschritt er mit Dwight den Flur in Richtung Treppe die ins oberste Stockwerk der Anstalt führte. Dort hatten sie die gefährlichsten Fälle eingesperrt. Jetzt allerdings wusste er nicht wer von ihnen auf freiem Fuß war und wer nicht. Vielleicht würden sie dort auch auf den Jäger treffen. Das wusste niemand. Auf dem Weg dorthin war beinahe alles vereist. Viktor hatte eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Unterwegs fanden sie auch das eingefrorene Rotkäppchen. Dwight beugte sich langsam zu ihr herunter und schüttelte den Kopf. „Der muss sie eiskalt erwischt

haben.“ „Echt lustig. Weiter.“ Sie erreichten die Tür zum D-Trakt die sperrangelweit offen stand. Das war nicht gut. Er fasste Dwight an der Schulter. „Sie müssen nicht mitkommen wenn sie nicht wollen. Dieser Trakt ist gefährlich. Wir haben hier Patienten die einen schon mit der bloßen Berührung töten können. Ich verlange nicht von ihnen dass sie ihr Leben riskieren.“ Der Afroamerikaner schüttelte nur den Kopf. „Denken sie wirklich dass ich sie jetzt im Stich lasse? Was kann schon schlimmer sein als ein paar

Psycho-Zwillinge und ein Eiskünstler? Ich lass sie nicht allein!“ Ethan nickte. Damit hatte der Student seine Wahl getroffen. Gut. Jetzt galt es keine Zeit mehr zu verlieren und den Trakt abzuriegeln. Allerdings musste er erst begutachten wer alles entkommen war. Außerdem musste der Jäger gefunden werden. Er musste hier irgendwo sein. Langsam schritt der Doktor voran durch den Flur, welcher Großteils vereist und verwüstet war. Viele Türen standen offen und Patienten waren gar keine zu sehen. Das war nicht gut. Inmitten des Korridors stand der vereiste Jäger, dessen Gesicht vor Grauen verzerrt war. Auf dem Boden vor

ihm lag das Kreidestück. Er musste es wohl die ganze Zeit bei sich gehabt haben. Der Arzt hob es auf und zerbrach die Kreide. Darauf verschwand der Jäger und hinterließ nur noch eine eisige Hülle. Der Arzt seufzte und ließ sich an der Wand nieder. Eine Weile starrte er einfach nur an die gegenüberliegende Mauer und zündete sich eine Zigarette an. Das war gar nicht gut. „Der D-Trakt ist leer. Hier ist keiner mehr.“ Die schlimmsten Patienten hatten hier unter Verschluss gestanden und jetzt waren sie auf freiem Fuß. Das war nicht gut. Ihm hätte eigentlich klar sein

müssen dass sie die Chance zur Flucht ergreifen würden wenn sie sich ihnen bot. Wie sollte man das wieder gerade biegen? Dwight ließ sich neben ihm nieder und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir kriegen das wieder hin Sir. Keine Sorge.“ „Ich hoffe es. Scheiße. Der ganze D-Trakt. Das wird Hammond nicht gefallen. Die Zwillinge und Viktor sind nicht die einzigen die eine Gefahr darstellen. Hier waren die schlimmsten Wesen eingesperrt die man sich nur vorstellen kann und jetzt sind sie alle da draußen unterwegs. Und das alles nur weil Katherina etwas aus einem Buch gemalt

hat.“ „Schmetterlingseffekt. Eine kleine Tat kann schwerwiegende Folgen haben.“ Der Arzt nickte nur und erhob sich langsam wieder. Sie kehrten zurück in Hammonds Büro um dem Mann Bericht zu erstatten. Sie fanden ihn gerade dabei vor wie er gegenüber von Katherina auf dem Boden saß und mit dem Mädchen Kuck-Kuck spielte. Als der Leiter die beiden erblickte erhob er sich sofort. „Und? Wie schlimm ist es?“ „Der ganze D-Trakt ist leer.“ Norman Hammond sah aus als hätte man ihm eine mit einem Vorschlaghammer verpasst. Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder und begann mit seiner Hand auf

dem Holz des Tisches herum zu tippen. Ethan konnte ihm ansehen dass diese Information ein herber Schlag für ihn sein musste. Das konnte man ihm auch nicht verdenken. Es hatte Jahre gedauert die meisten der Patienten überhaupt hierher zu bringen und jetzt waren die meisten von ihnen wieder auf freiem Fuß. Es würde sicher nicht lange dauern bis sie die Umgebung ins Chaos stürzten. Das einzige was sie tun konnten war zu versuchen das ganze einzudämmen. Ethan runzelte die Stirn und ließ sich neben Katherina auf dem Boden nieder. Das Mädchen merkte offenbar dass ihn etwas bedrückte und schmiegte sich an

ihn. „Nicht traurig sein.“ Er zwang sich zu einem Lächeln und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Das war ein Alptraum. „Immerhin ist der Jäger keine Bedrohung mehr“, begann Dwight. Allerdings klang er dabei nicht so zuversichtlich wie es der Fall hätte sein sollen. Klar. Keiner von ihnen hatte jemals einer solchen Situation gegenüber gestanden. Hammond schien angestrengt nachzudenken. Es verging eine weitere Minute ehe er endlich das Wort ergriff. „Nun. Uns bleibt wohl keine andere Wahl. Ethan? Sie werden zusammen mit Dwight ein Team bilden. Ihre Aufgabe

wird es sein die entflohenen Patienten zu finden und in die Anstalt zurück zu bringen.“ Er machte eine Pause und seufzte. Sein Blick fiel auf Katherina. „Das Mädchen kann ihnen dabei helfen. Sie hat sich bereits als Hilfe erwiesen nicht wahr? Mit ihren Kräften wird es ihnen sicherlich leichter fallen.“ „Aber Sir. Ist das nicht viel zu gefährlich?“ Katherina schien zu merken dass es um sie ging. Freudig erhob sie sich und lächelte bis über beide Ohren. „Helfen?“ Hammond nickte ihr zu und stand auf. Dann fasste er Ethan bei der

Schulter. „Hören sie. Sie wissen genauso gut wie ich mit was für Kräften sie es zu tun haben. Das Mädchen hat eine gute Entwicklung gemacht. Ich weiß dass sie zwar hierfür verantwortlich ist, aber sie ist die einzige Hilfe die sie haben. Wir müssen diese Patienten zurückbringen. Manche von ihnen sind eine zu große Gefahr für die Welt da draußen. Das wissen sie ebenso gut wie ich. Viktor und die Zwillinge....die sind schon schlimm aber sie wissen was noch im D-Trakt eingesperrt war, also...Diskutieren sie nicht mit mir sondern bereiten sie sich darauf vor. Ich werde mit dem Personal die Anstalt

sichten und eine genaue Liste aufstellen mit denen die fehlen. Das Mädchen wird so lange bei ihnen unterkommen. Das wird ihr gut tun.“ Fassungslos starrte Ethan ihn an. „B-bei mir zu Hause?! Sir aber Carrie-“ „Keine Widerrede. Sehen sie es als Therapie für das Mädchen an. Und sie glauben ja wohl nicht dass ich Katherina bei ihrer Familie lasse. Nein. Ziehen sie in ein Motel oder so. Hickins, sie auch. Es ist das beste wenn sie eine Art Operationspunkt haben von dem aus sie die Entflohenen aufspüren können. Ich werde ihren Angehörigen schreiben und mir etwas ausdenken dass sie entschuldigt. Es tut mir leid aber dass ist

im Moment die einzige Lösung. Hoffen wir nur, dass nichts schlimmeres passiert.“ Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig. Hammond hatte Recht. Sie brauchten jemanden an ihrer Seite der ebenfalls besondere Fähigkeiten besaß und Katherina war da ihre beste Alternative. Das Mädchen war keine Bedrohung und konnte ihnen helfen. Allerdings wusste der 32-Jährige nicht wie die Sache ausgehen würde. Sie standen am Anfang einer schwierigen Aufgabe. Sie mussten all diese entkommenen Patienten finden und in die Anstalt zurückbringen. Es würde sicher nicht einfach werden, aber ihnen

blieb nichts anderes übrig. Da draußen waren jetzt Wesen unterwegs die die Welt ins Chaos stürzen konnten und das musste mit allen Mitteln verhindert werden. Komme was wolle....

Abra Kadabra - I

„Und wie lange genau wirst du weg sein?“ Ethan zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Kaffee. Die Familie saß am Frühstückstisch. Sofia war gerade damit beschäftigt den Tisch mit ihrem Marmeladenbrot zu beschmieren. Ihr Stofftier-Elefant Dumbo lag auf dem Tisch. Wie immer ließ sie ihn keine Sekunde aus den Augen. Auch er war mit Marmelade verschmiert. Es wurde also bald wieder Zeit für einen Waschgang. Am besten wenn die Kleine schlief und davon nichts mitbekam. Das Mädchen kicherte vergnügt und

schmierte Dumbo noch etwas Marmelade ins Gesicht, während Ethan seine Frau darüber unterrichtete was er als nächstes geplant hatte. Hammond hatte ihm und Dwight aufgetragen zusammen mit dem Mädchen Katherina die entflohenen Patienten der Anstalt Willow Creek zu finden und wieder dorthin zu bringen. Keine leichte Aufgabe, besonders da er keine Ahnung hatte wo sie mit der Suche beginnen sollten, aber er vermutete dass einige wenige sich noch in der Stadt aufhielten weshalb es besser war hier anzufangen. Allerdings stellte es sich als schwieriger heraus seine Frau darüber in Kenntnis zu setzen denn sie wusste nichts von der

wahren Natur seiner Arbeit. Sie darüber zu belügen viel ihm überhaupt nicht leicht, aber es war nun mal so dass Niemand sonst außer den Mitarbeitern erfahren durfte was in Willow Creek vor sich ging. Vor allem würde ein Außenstehender solche Dinge niemals begreifen. Wer würde denn schon glauben dass es zum Beispiel ein Mädchen gab das alles was sie malte zum Leben erwecken konnte? Nein. Es war besser wenn solche Dinge nur die Leute wussten die auch damit zu tun hatten. Also musste er weiterhin die Wahrheit verdrehen und seiner Frau sonst irgendwas erzählen. „Weißt du, wir haben doch gestern

diesen neuen bekommen. Einen Studenten frisch von der Universität und für alle Neuzugänge gibt es Kurse die sie absolvieren müssen. Ist Vorschrift und Mr. Hammond meinte dass ich mal meinen Wissensstand auffrischen könnte. Deshalb soll ich mitmachen. Ist sowas wie ne Tagung. An den Wochenenden bin ich zu Hause. Das ganze dürfte ein paar Wochen dauern. Tut mir wirklich leid Schatz.“ Sie hörte sich das ganze aufmerksam an während Sofia ebenfalls neugierig in seine Richtung starrte und an ihrem Brot knabberte. „Papa Urlaub?“ Ihr war das ganze sicherlich einfacher

zu erklären als seiner Frau, aber Carrie war was das anging schon immer sehr verständnisvoll gewesen. Schon früher war es vorgekommen dass er wegen eines Falls tagelang nicht zu Hause war. Man konnte also sagen dass sie sich daran gewöhnt hatte. Allerdings war er noch nie länger als zwei Tage weg gewesen. Die neuen Umstände waren allerdings zu dringlich als dass man sie aufschieben konnte. Wer wusste schon was Leute wie Viktor und die Zwillinge da draußen machten während er hier am Frühstückstisch saß? Darüber wollte er gar nicht so genau nachdenken. „Ist schon okay Ethan. Ich weiß ja dass du immer viel zu tun hast mit der Arbeit.

Wir zwei kommen schon klar, auch wenn ich noch nicht weiß wie ich Dumbo waschen soll.“ Sie beide blickten zu dem Stofftier das über und über mit Marmelade bekleckert war. Sofia lachte nur darüber und panschte fröhlich in ihrem Brot herum. Ethan seufzte. In Willow Creek war es zwar oft ziemlich seltsam aber manchmal konnte auch seine Tochter ihn gut auf Trab halten wenn sie wollte. Es schmerzte ihn sehr die beiden alleine zu lassen aber im Augenblick gab es wichtigere Dinge. Nicht auszudenken zu was diese Wesen alles fähig waren. Besser er kümmerte sich so schnell wie möglich

darum. „Warte bis sie schläft. Mach ich auch immer so.“ Mit diesen Worten klingelte das Handy des Doktors. Es war Dwight der anrief. Zuvor hatten die beiden ihre Nummern ausgetauscht um sich auf dem laufenden zu halten. Während er hier saß hatte sich der Afroamerikaner um das Motelzimmer gekümmert. „Ja?“ „Ich bin es. Ethan. Ich bin jetzt mit Katherina im Hitch-Motel an der Elm Road. Hammond hat bereits alles was wir brauchen herschicken lassen.“ „Eis!“, hörte er Katherina im Hintergrund rufen und musste darüber

Lächeln. Besser er machte sich auf den Weg damit der Student nicht noch den Verstand verlor denn auch die Blondine konnte manchmal ziemlich anstrengend sein. Hammond hatte darauf bestanden dass sie bei der ganzen Sache assistierte. Auf der einen Seite war das gar keine so schlechte Idee, denn jemanden mit einer Fähigkeit im Team zu haben war durchaus von Vorteil. Andererseits war das Mädchen geistig auf demselben Niveau wie seine Tochter Sofia und begriff manche Dinge nicht sonderlich schnell. Das konnte sich durchaus zum Nachteil entwickeln, wenn er daran dachte dass sie eigentlich für das ganze verantwortlich

war. „In Ordnung. Ich bin etwa in einer halben Stunde da.“ Damit legte er auf und steckte das Handy wieder in die Hosentasche und wandte sich Carrie zu. „Tut mir leid. Ich muss los.“ Sie nickte und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Sofia fuchtelte protestierend mit den Armen herum, denn auch sie verlangte nach einem Abschiedskuss. Der Arzt erhob sich lächelnd und gab seiner Tochter einen Schmatzer auf die Wange. „Alles klar. Passt auf euch auf. Ich lieb euch.“ Und damit machte er sich auch schon

auf den Weg. Der Verkehr war wie immer zum kotzen. Allerdings schien soweit in der Stadt alles ruhig zu sein. Konnte also sein dass es schwierig werden würde überhaupt einen Anhaltspunkt zu finden wenn sich die Patienten des Sanatoriums alle so bedeckt hielten. Nun gut. Darüber konnte er sich auch noch später den Kopf zerbrechen. Ersteinmal war es wichtig mit Dwight und Katherina zusammen zu stoßen, damit sie ihre Aufgabe erledigen konnten. Das ausgewählte Motel machte einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Nicht gerade die erste Wahl aber da konnte er wohl nicht knauserig sein. Er

seufzte und fuhr auf den Parkplatz. Gut besucht war es hier ebenfalls nicht. Okay, das machte es einfacher verdeckt zu agieren und es gab weniger Leute die Fragen stellten. Durchaus ein Vorteil. Seufzend betrachtete er das Schild des Hitch-Motels von denen zwei der leuchtenden Buchstaben bereits ausgefallen waren. Hier würde er also die nächste Zeit verbringen. Zumindest würde ihm nicht langweilig werden. Zu allererst zündete er sich jedoch eine Malboro an und hielt inne. Der Himmel war wieder mal wolkenverhangen. Wahrscheinlich würde es gegen Mittag wieder regnen. Nicht die besten Voraussetzungen aber was sollte man

machen? Das beste was ihm passieren konnte war sich zu erkälten. Zumindest besser als einem der Patienten zum Opfer zu fallen, denn das konnte unter Umständen auch passieren. Dabei dachte er vor allem an die erfrorenen die Viktor auf dem Gewissen hatte. Eine grausame Art zu sterben. Hoffentlich fanden sie ihn und die anderen aus dem D-Trakt schnell um das schlimmste zu verhindern. Okay, auch die übrigen waren wichtig aber die gefährlichsten von ihnen hatten natürlich Vorrang da diese die größten Schwierigkeiten verursachen konnten. Wenn er alleine daran dachte zu was der Russe und die Zwillinge in der Lage waren wollte er gar

nicht daran denken was ihn alles noch erwartete. Das würde sicher nicht leicht werden. Er seufzte und stieg aus dem Auto. An einer der Zimmertüren wartete bereits Dwight und winkte ihm zu. Schnurstracks eilte der 32-Jährige zu ihm und gemeinsam betraten sie das Zimmer. Es war groß und geräumig. Drei Betten und ein Tisch standen hier. Das erste was allerdings auffiel waren die vielen Kartons die in einer Ecke standen. Ethan marschierte schnurstracks darauf zu und stellte fest dass es sich dabei meistens um Patientenakten handelte. Schien so als hätte Hammond schon im

Überblick wer alles fehlte. Das mussten bestimmt über 80 Akten sein. Super. Sein Blick fiel auf Katherina die ihn freudestrahlend umarmte als sie ihn erblickte. „Ethan!“ „Hallo Katherina. Sag mal Dwight. Ist sonst noch was angekommen?“ Er nickte und deutete auf den Tisch wo ein weiteres Paket lag. Dieses beinhaltete ein Betäubungsgewehr und mehrere Pfeile mit Beruhigungsmittel. Ethan sah sich das ganze ein wenig verdutzt an. Dwight musste grinsen. „Damit können wir ein Nashorn ruhig stellen wenn wir wollen.“ „Scheint so als will Hammond kein

Risiko eingehen. Also gut. Ich denke wir sollten uns zuerst ein wenig in der Stadt umsehen. Kann sein dass ein paar von den Patienten noch hier sind. Das wichtigste ist dass wir immer zusammenbleiben. Immerhin sind Leute wie Viktor da draußen und ich weiß nicht auf wen wir sonst treffen werden. Aber das wichtigste ist- Katherina!“ Die 16-Jährige war gerade dabei mit einem Stift die Wände mit Blumen zu bekritzeln. Als er sie beim Namen nannte zuckte sie zusammen und sah ihn unschuldig an. Der Arzt fuhr sich mit der Hand durch die schwarzen Haare und streckte die andere aus. „Jetzt ist leider keine Zeit zum Malen

okay? Gibst du mir den Stift? Wir gehen spazieren.“ „Spazieren, spazieren!“, flötete sie fröhlich und reichte Ethan den Stift. Ob es wirklich eine so gute Idee war sie mitzunehmen? Immerhin mussten sie jetzt auch auf sie aufpassen und wenn es brenzlig wurde war dies schwierig. Nicht dass die ganze Sache nach hinten losging. Gut, daran sollte man lieber nicht denken. Es war unklug den Teufel an die Wand zu malen wenn man ihm nicht direkt gegenüber stand. Sie würde schon irgendwie hilfreich sein. Immerhin war es ja auch teilweise ihr zu verdanken dass nicht alle aus der Anstalt entkommen waren. Dazu hatte sie

durchaus einen positiven Teil beizutragen. Das Problem war nur dass sie überhaupt nicht verstand worum es hierbei ging und es war schwer ihr das ganze begreiflich zu machen. Sie war eben doch im Innern ein Kind auch wenn sie äußerlich aussah wie ein Teenager. Ethan hatte ihr als Teil des Auftrags auch neue Kleidung gekauft. Sie trug eine blaue Jeanshose und einen weißen Rollkragen Pullover. Die langen blonden Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden. Damit wirkte sie beinahe richtig normal, wenn man ihren mentalen Zustand außer Acht ließ. So ließ er sich auf dem Stuhl am Tisch nieder und wandte sich dem

Afroamerikaner zu. „Und, wie hat ihre Familie es aufgenommen dass sie eine Weile nicht zu Hause sind?“ Der Schwarzhaarige legte nur den Kopf schief und lächelte. „Ach, das ist nicht so wild. Ich hab nur noch meinen Vater. Meine Mum hat uns verlassen als ich noch ein Kind war und Freunde habe ich keine. Die Uni hat viel Zeit gefressen. Für sowas hatte ich einfach nicht die Zeit, also gibt es nicht so viele die ich einweihen musste. Ist wahrscheinlich auch besser so.“ Ethan nickte. Dieser Junge schien ziemlich bodenständig zu sein. Das war auch etwas positives. Er mochte Dwight

und kam gut mit ihm zurecht. Das würde die Zusammenarbeit der beiden um einiges erleichtern. Der Student war tatkräftig und das war wichtig für das was vor ihnen lag. Am Anfang hatte der Arzt damit gerechnet dass er aufhören würde nachdem was in der Anstalt geschehen war, aber der Afroamerikaner blieb. Er mochte die Arbeit und meinte dass er mit der Zeit damit zurecht kommen würde, dass sie eben nicht in normalen Gefilden arbeiteten. Es gab nicht viele die damit umgehen konnten. In diesem Beruf gab es viele die nach einiger Zeit das Handtuch warfen. Ethan konnte es diesen Leuten aber auch nicht verübeln. Manchmal dachte er auch

daran irgendwann damit aufzuhören und sich seinem Leben mit seiner Familie zu widmen. Vielleicht, wenn das hier alles vorüber war und die entflohenen Patienten sich wieder hinter Schloss und Riegel waren. Dwight würde einen formidablen Nachfolger abgeben. Da war er sich sicher. Wenn es soweit war würde der Neuling sicher gut mit all dem zurecht kommen. Noch allerdings war es nicht soweit, weshalb er sich nicht weiter großartig darum Gedanken machte. Jetzt galt es sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, weshalb er sich erhob und zur Tür marschierte. „Zeit sich auf den Weg zu machen. Vielleicht haben wir ja Glück. Ich nehme

das Gewehr. Passen sie auf Katherina auf und verlieren sie sie nicht aus den Augen. Denken sie immer dran: Geistig ist sie auf dem Stand eines Kleinkindes.“ Ethan war gespannt wie das ganze ausgehen würde. Auf der einen Seite mussten sie auf Katherina achten und auf der anderen nach Patienten Ausschau halten die sich in der Stadt befinden könnten. Keine leichte Aufgabe aber ihnen blieb nichts anderes übrig, auch wenn er die Blondine lieber im Sanatorium gelassen hätte, denn er wollte sie nicht unbedingt in Gefahr bringen und genau das konnte hier passieren. Für ihn und Dwight war es einerlei, denn das war nun mal ihr Job

und sie kannten die Risiken. Der Student vielleicht noch nicht so gut wie Ethan aber auch er war sich der der Gefahr bewusst die diese Arbeit mit ich brachte. Schließlich hatten sie das Motel verlassen und bewegten sich über den Gehweg in Richtung Stadtzentrum. Der vormittägliche Trubel hatte sich eingestellt und überall drängten sich Leute auf den Straßen oder in den Geschäften. Ethan ging nicht gerne einkaufen. Er mochte es in dichten Menschenmengen einfach nicht, aber das ging ja vielen so. Dennoch war die Stadt heute gut besucht, was es nicht

einfach machen würde potenzielle Ziele zu entdecken. Es konnte durchaus sein dass sie mit leeren Händen ins Motel zurückkehrten. Zur Sicherheit hatten sie trotzdem das Betäubungsgewehr mitgenommen, welches Dwight über die Schulter gelegt hatte. Katherina folgte ihnen pfeifend und sah sich dabei neugierig um. Für sie war das ein fremder Anblick denn immerhin wusste sie nichts mehr aus ihrem früheren Leben. Für ihr neues Ich war das alles fremd. Man konnte ihr deutlich ansehen wie neugierig sie war. Immer wieder blieb sie vor den Schaufenstern der Läden stehen, drückte die Hände gegen die Scheibe und starrte durch das

Glas ins Innere. Ein Laden mit Malerei-Zubehör hatte es ihr besonders angetan. Begeistert blickte sie auf die bemalten Staffeleien und die verschiedensten Arten von Pinseln und Stiften. „Haben?“ Ethan schüttelte nur den Kopf und zündete sich eine Zigarette an. „Jetzt nicht Katherina. Du weißt doch, wir müssen jemanden suchen. Er hat sich vor uns versteckt und wir müssen ihn jetzt finden. Danach können wir gerne im Laden etwas kaufen.“ Nachdenklich legte sie den Zeigefinger an die Lippen und starrte gedankenverloren durch die Gegend. „Verstecken

spielen?“ „Ja. Genau. Wir spielen verstecken.“ Das schien ihre Aufmerksamkeit nun endgültig wieder auf den Fall zu richten. Aufgeregt tippte sie mit dem Fuß auf dem Boden und lächelte dabei bis über beide Ohren. Sie war eben einfach zu begeistern. Man brauchte nicht viel um sie für sich zu gewinnen, auch wenn er es in diesem Fall ziemlich interessant fand wie sehr sie letztendlich von der Malerei fasziniert war. Er wusste zwar von ihrem Hobby aber dass es solche Facetten hatte , hätte er nicht vermutet. Wenn es die Zeit zuließ und sie das alles hinter sich gebracht hatten, würde er dieses Interesse deutlich mehr fordern

als zuvor, auch wenn immer noch Vorsicht geboten war. Solch ein Fiasko wie mit dem Jäger sollte sich nicht noch einmal wiederholen. Welche Folgen das haben konnte mussten sie ja nun am eigenen Leib miterleben. Der Arzt seufzte, als ihm eine kleine Menschentraube auffiel die sich mitten auf dem Gehweg versammelt hatten. Gebannt starrten sie auf einen Straßenzauberer der seine Tricks vorführte. Er war in einen schwarzen Anzug gekleidet und trug den dazu passenden Zylinder. Der Mann hatte schwarzes Haar und kastanienbraune Augen. Ein Kinnbart rundete das Gesicht ab. Als Ethan näher heran trat erkannte

er sofort, dass es sich hierbei um einen seiner Patienten handelte. Er zog Dwight und Katherina an der Schulter zurück. „Der Straßenzauberer. Das ist Erik Smith. Einer der entflohenen aus dem B-Trakt. Er ist erst ein Jahr in der Anstalt. Seid beide vorsichtig er kann Dinge in etwas anderes verwandeln sobald er sie nur berührt.“ Er hätte nicht gedacht dass sie so schnell auf einen Ausbrecher treffen würden. Das war gut für sie. Wenigstens etwas, wenn auch kein D-Patient aber das hier war immerhin besser als gar nichts. Fürs erste jedoch observierte das Trio ihr Ziel einfach nur.

Die Zuschauer klatschen in die Hände als er einen Hasen aus dem Hut zog. Dwight beobachtete das ganze mit Skepsis. „Das kann doch jeder.“ Der Zauberer war allerdings mit seiner kleinen Vorführung noch nicht fertig. Aus der Tasche holte er ein Tuch hervor, dass er jetzt über den Hasen legte. „Und nun, verehrtes Publikum. Lassen sie sich verzaubern!“ Er zog das Tuch herunter, aber der Hase war verschwunden. Statt seiner flogen jetzt fünf Tauben in die Luft und waren wenig später auf und davon. Beeindruckend johlte die Menge und auch

der Afroamerikaner staunte nicht schlechte. Ethan hielt sich weiterhin auf Abstand. Zu früh einzugreifen würde Erik nur verunsichern. Er könnte fliehen und entkommen. Das war nicht der Sinn der Sache. Der Arzt musste den richtigen Moment abwarten und dann zuschlagen. Katherina sah sich das ganze amüsiert an und klatschte in die Hände. Ihr schien das ganze sehr zu gefallen. Wenigstens einer von ihnen amüsierte sich hier prächtig. Das war ja auch schon etwas. Jedoch blieben sie nicht lange unbemerkt. Der Zauberer entdeckte Ethan, erkannte ihn und nahm sofort

Reißaus. „Scheiße! Ihm nach!“ Die drei setzten sich in Bewegung und nahmen die Verfolgung auf. Sie drängten sich durch die Menschentraube und jagten ihr Ziel den Bürgersteig entlang, bevor dieses schließlich stehen blieb und sich umwandte. Einige Meter trennten sie noch von ihm. Auch Ethan und die anderen hielten inne. Der Arzt brauchte einen Augenblick um sich zu sammeln, ehe er das Wort an den Zauberer richtete, der wohl nicht damit gerechnet hatte dass man ihn so bald entdecken würde. „Lasst mich in Ruhe. Ich habe niemandem etwas getan“, erklärte er und

verschränkte die Arme vor der Brust. Der 32-Jährige schüttelte nur den Kopf. Die Gruppe machte ein paar Schritte auf den Patienten zu. „Ich weiß, aber sie müssen mit uns kommen. Sie sind krank Erik und wir können ihnen helfen. Das wissen sie doch. Wir wollen nicht ihr bestes. Ich weiß auch dass sie keiner von den Bösen sind. Trotzdem sind ihre Begabungen nun mal etwas besonderes. Kommen sie. Ich bringe sie zurück nach Hause.“ Und damit streckte der Arzt die Hand aus. Erik musterte diese und schien einen Moment lang zu überlegen, ehe er den Kopf schüttelte und süffisant

lächelte. „Niemals.“ Dwight hob das Betäubungsgewehr um abzudrücken doch der Andere schnellte in Windeseile nach vorne und berührte die Waffe einfach mit seiner Hand. Jetzt verschoss sie keine Beruhigungspfeile mehr, sondern hatte sich in eine Scherzwaffe verwandelt, aus deren Mündung jetzt ein Fähnchen hing das mit der Aufschrift 'Peng' beschriftet war. Perplex sah der Afroamerikaner auf die Waffe, ehe er die Verfolgung aufnahm. Ethan und Katherina wollten gerade nachsetzen, doch das Mädchen stolperte und ging zu Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck

rieb sie sich das Knie. „Aua.“ Der Arzt half ihr auf die Beine, ehe er einen Schrei aus der Gasse neben sich hörte. Erik musste Dwight erwischt haben. Hoffentlich kam er nicht zu spät. Jetzt durften sie keine Zeit verlieren. Jede Sekunde zählte. Die beiden eilten in die Gasse, nur um zu sehen wie der Zauberer gerade über eine Mauer hinweg hüpfte und verschwand. Von dem Studenten war keine Spur. Wo war er hingegangen? „Hallo? Ist da jemand? Ethan? Katherina? Ich weiß nicht was er gemacht hat aber es ist auf einmal verdammt

dunkel.“ Die Stimme des Afroamerikaners kam vom Boden, wo eine viereckige Schachtel stand, an die eine Kurbel befestigt war. Ethan ahnte böses. Die Blondine tapste fröhlich vorwärts und drehte an dem Hebel. Die für solche Spielzeuge übliche Melodie erklang, ehe sich der Deckel öffnete und das Innere zum Vorschein kam. Es war Dwights Kopf der an einer Sprungfeder hing. Auf seinem Haupt trug er eine Narrenkappe. Katherina lachte nur vergnügt und stupste ihm gegen die Stirn. „Ethan was ist hier los? Ich fühle meinen- Ach du Scheiße!“ Dwights Kopf wackelte hin und her. Er

schien jetzt bemerkt zu haben dass etwas nicht stimmte. Der Zauberer hatte ihn in einen Springteufel verwandelt. Damit hatte wohl niemand von ihnen gerechnet. Erik war wirklich mit allen Wassern gewaschen. Er hätte wissen müssen dass sie ihn nicht so einfach einfangen konnten. Jetzt war er entkommen und Dwight ein Kinderspielzeug. Wie sollte er das nur Hammond erklären? Der Arzt seufzte. „Scheiße. Ich bin n bekacktes Spielzeug Ethan! Kann man das wieder rückgängig machen.“ „Das kann nur Erik und der ist wahrscheinlich schon weit weg. Wir haben zu früh auf uns aufmerksam

gemacht. Wahrscheinlich wird er die Stadt verlassen und sein Glück woanders versuchen.“ Diese Erklärung gefiel dem Springteufel überhaupt nicht. „Super. Das heißt ich bleib für immer so?“ Er wirkte absolut nicht erfreut über diese Wendung der Ereignisse und Ethan konnte es ihm absolut nicht verübeln. Für ihn musste das ganze ein ziemlicher Schock sein. Das schlimmere an der Sache war, dass sie den Zauberer finden mussten wenn er den Studenten zurückverwandeln wollte. Warum musste auch ausgerechnet ihm so etwas passieren. Nun gut. Er konnte von Glück

reden dass er und Katherina nicht auch in Spielzeug verwandelt wurden. Das war zumindest ein Vorteil. Das Mädchen hatte die Box mit Dwight inzwischen auf den Arm genommen und sah sich das ganze stirnrunzelnd an. „Brauner Mann ist ein Spielzeug. Ich passe auf.“ Die Situation war wirklich mehr als Banal. Erst wandte Erik diesen perfiden Trick an und jetzt war es die 16-Jährige Katherina die den armen Jungen in ihre Obhut nahm. Er musste sich wahrscheinlich ziemlich seltsam vorkommen, aber im Moment konnten sie leider nichts tun. Erst wenn Erik wieder in Gewahrsam war konnte die

Verwandlung wieder rückgängig gemacht werden. Bis dahin mussten sich seine Opfer in Geduld üben. Natürlich war Dwight nicht der erste dem ein solches Schicksal zu Teil wurde. Schon früher hatte es Leute gegeben die von dem Zauberer verwandelt worden waren, nachdem er mit ihnen seine Kunststücke durchgeführt hatte. Dies war mit einer der Gründe warum man ihn nach Willow Creek gebracht hatte. Hinzu kam natürlich seine leicht angeschlagene Psyche. Je länger er auf freiem Fuß war desto mehr Unfug konnte er anstellen. Besser sie fanden ihn so schnell wie möglich wieder. Ethan schritt langsam auf die Mauer zu,

über die Erik entkommen war. Als nächstes griff er in seine Tasche und holte ein Stück Kreide hervor. Das hatte er für alle Fälle mitgenommen damit Katherina ihre Kräfte nutzen konnte. „Kannst du eine Leiter malen?“ Sie nickte und machte sich sogleich an die Arbeit. Nach einigen Sekunden war es auch schon erledigt und die beiden kletterten hinüber. Sie fanden sich in einem Hinterhof wieder bei dem es nur eine Richtung gab in die der Patient hätte fliehen können. Die Blondine kam hinter dem Arzt in Sichtweite. Unter dem Arm hielt sie immer noch den Dwight-Springteufel dessen Kopf hin und

her wackelte. Der Arme konnte einem richtig leid tun. Ethan hatte es auch schon das ein oder andere Mal erwischt. Irgendwann gewöhnte man sich auch daran. „Wie wollen wir den Kerl eigentlich ruhigstellen? Das Gewehr ist ja jetzt ein schlechter Witz.“ „Ich habe noch normale Betäubungspfeile. Wird schon schief gehen. Außerdem haben wir ja noch Katherina die uns helfen kann.“ „Helfen!“, bestätigte die 16-Jährige gut gelaunt und folgte Ethan durch die nächste Gasse. Erik war anscheinend hier durchgekommen, denn Mülltonnen waren aus dem Weg geschoben oder

umgekippt worden. Der hatte es wirklich eilig gehabt. Es wäre ja auch zu einfach gewesen wenn er Widerstandslos mitgegangen wäre. Der Arzt seufzte und folgte weiter der Spur. Hinter der nächsten Ecke wartete auch schon der Zauberer, der gerade dabei war eine Verschnaufpause einzulegen. Als er Ethan erblickte grinste er vergnügt. „Sie lassen wirklich nicht locker oder Doc?“ „Nein. Verwandeln sie den Mann zurück Erik. Das hier muss nicht auf eine schlechte Weise enden. Das wissen sie doch. Ich weiß dass es ziemlich hart ist aber wir wollen ihnen nur

helfen.“ Er schnaubte verächtlich und lehnte gegen eine Backsteinwand. Pure Abneigung zeigte sich auf seinen Gesichtszügen. „Pah. Was wissen sie schon davon wie hart es ist Tag für Tag eingesperrt zu sein wie ein Gefangener? Sie wissen überhaupt nichts.“ Und damit schritt er langsam auf das Trio zu. Ethan wich zurück und schob Katherina hinter sich. Jetzt wurde es brenzlig. Anscheinend hatte der gute Zauberer es satt wegzulaufen. Keine gute Entwicklung. Jetzt musste er schnell handeln damit sie nicht so endeten wie Dwight. Er griff in seine

Tasche und holte einen Betäubungspfeil hervor, ehe er sich der Blondine zuwandte. „Katherina. Mal mir ein Blasrohr. Weißt du was das ist?“ Zuerst schien sie ein wenig verwirrt. Der Arzt legte die Faust vors Gesicht und pustete einmal hinein um ihr zu verdeutlichen was er eigentlich von ihr wollte. Dann verstand sie und machte sich an die Arbeit. Erik indes sah sich das ganze Stirnrunzelnd an. Dann begriff er und machte sich daran die Flucht zu ergreifen. Dieses Mal allerdings war Ethan schneller und schoss den Pfeil durch das Blasrohr ab. Es fand sein Ziel. Benommen taumelte

der Patient hin und her. „Das...Das werden sie...noch bereuen.“ Und damit sackte er bewusstlos zusammen. Kaum zu glauben aber sie hatten es wirklich geschafft. Der erste Patient war außer Gefecht gesetzt und konnte ins Sanatorium zurückgebracht werden. Das würde Hammond sicherlich sehr erfreuen. So schritt er langsam auf Erik zu, als er plötzlich auf jemanden aufmerksam wurde. Offenbar war seine Aktion nicht vollkommen unbemerkt geblieben denn von der Straße her kam jetzt eine junge Frau auf ihn zu. Sie wirkte Mitte der zwanziger und hatte rostbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie

trug einen langen Wintermantel und schien nicht darüber erfreut was Ethan mit Erik gemacht hatte. „Katherina. Versteck dich mit Dwight!“ Die 16-Jährige nickte und ging hinter der nächsten Ecke in Deckung. Ethan musterte die junge Frau vorsichtig während sie sich ihm weiter nährte. Eine Patientin war sie schon mal nicht. „Was zum Teufel ist denn hier los? Was haben sie mit dem Mann gemacht?“ Sie schien wirklich nicht bester Laune zu sein. Das letzte was er jetzt brauchte war irgendeine von diesen hilfsbereiten Bürgern die jenen halfen von denen sie dachten dass sie ihre Hilfe brauchten. Vor allem brachte sie sich in Gefahr,

auch wenn sie davon nichts wusste. Das Betäubungsmittel wirkte zwar eine ganze Weile aber sie sollte nicht bei ihm sein wenn der Zauberer aufwachte. Das würde nur zu viele Fragen aufwerfen. Besser er wurde sie schnell wieder los. Also hob er langsam die Arme um sie zu beruhigen. „Hören sie Miss. Alles ist in Ordnung. Ich bin Psychologe. Das ist einer meiner Patienten. Er ist ausgebüchst wissen sie.“ Die junge Frau hob skeptisch die Braue, ehe ihr Blick auf das Blasrohr fiel, das er immer noch in den Händen hielt. „Das ist aber eine komische Art um mit Patienten

umzugehen.“ Sie schien ihm wirklich nicht zu vertrauen. Okay, wer konnte es ihr verübeln? Was sollte man auch sonst denken wenn man jemanden in einer Gasse traf der ein Blasrohr bei sich trug? Misstrauen war da vollkommen normal. Blöd nur dass es nicht in seinen Zeitplan hinein passte. Was sollte er jetzt tun? Er konnte ihr ja schlecht die Wahrheit sagen. Außerdem wartete Katherina mit dem verhexten Dwight hinter der nächsten Ecke. Wenn sie den sah würde sie wahrscheinlich jeden von ihnen für verrückt erklären und die Polizei rufen. Das war das letzte was er brauchen konnte. Hier musste er

diplomatisch vorgehen. Er durfte nicht riskieren dass sie vom wahren Hintergrund seiner Anwesenheit erfuhr. „Naja, er ist eben ein wenig aggressiv wissen sie. Da musste ich zu anderen Mitteln greifen. Sie wissen ja wie das manchmal ist Ma'am. Aber kein Grund sich Sorgen zu machen. Ihm geht es gut.“ Tatsächlich konnte man Erik friedlich schnarchen hören. Der war wahrscheinlich gerade auf dem Trip seines Lebens und würde wahrscheinlich eine Weile brauchen bis er wieder aufwachte. War schon ein wenig rabiat ihn mit einem Betäubungspfeil außer Gefecht zu setzen,

aber ihr Job verlangte manchmal eben härtere Maßnahmen. Er war auch nicht immer ganz stolz darauf aber in Momenten wie diesen blieb ihm eben nichts anderes übrig. „Ich glaub ihnen kein Wort. Was soll eigentlich der Aufzug? Ist der Mann Straßenkünstler? Hat der sie abgezockt und jetzt wollten sie sich an ihm rächen? Ist das so?“ Ethan verdrehte die Augen. Das konnte jetzt doch wirklich nicht wahr sein dass sie sich eine solche Hypothese aus der Nase zog. Was ging sie das eigentlich an? Konnte ihr doch eigentlich egal sein was er mit diesem Kerl hier in der Gasse machte. Jedenfalls sah es nicht so

als als würde sie irgendwelche Anstalten machen zu verschwinden. Vielleicht sollte er Hammond anrufen damit er die Situation erklären konnte. Wenn sie von hoher Stelle aufgeklärt wurde, würde sie der Sache sicher Glauben schenken. Zumindest hoffte er das. So ließ er seine Hand langsam in seine Hosentasche wandern. Das nahm sie ebenfalls nicht gut auf. Mit einem Mal hatte sie eine Pistole gezogen und richtete sie auf ihn. „Hände nach oben. Lassen sie das Blasrohr fallen und holen sie ganz langsam ihre Waffe aus der Tasche.“ Perplex musterte er sie. „Waffe?! Wie

bitte?“ Super. Jetzt wurde er von der Lady auch noch mit einer Pistole bedroht. Das konnte ja heiter werden. Er machte einen Schritt auf die Dame zu und versuchte weiter ihr gut zuzureden. Etwas anderes blieb ihm ja wohl kaum üblich. „Hören sie Miss. Das ist alles wirklich ein riesengroßes Missverständnis. Wenn sie mich mein Telefon aus der Tasche holen lassen kann ich meinen Boss anrufen damit er ihnen die Situation erklärt.“ Sie schüttelte nur den Kopf. Mit einer schnellen Bewegung war sie schließlich bei ihm, drehte ihm den Arm auf den

Rücken und drückte ihn gegen die Mauer. Davon war er so überrascht dass er nichts dagegen tun konnte. Das nächste was er hörte war ein klickendes Geräusch bevor er spürte bis sie etwas um seine Handgelenke legte. Handschellen? Oh nein. „Agent Foster. FBI. Was für ein Zufall dass ich an meinem freien Tag hierher gekommen bin. Ansonsten hätten sie dem Mann noch wer weiß was angetan.“ Ethan schüttelte den Kopf. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. „Hören sie es ist nicht so. Ich-au!“ Sie drehte ihm den Arm um. Da blieb ihm wirklich das Wort im Halse stecken. Er hatte mit allem gerechnet. Er hatte

erwartet so wie Dwight verwandelt zu werden, oder dass Katherina vielleicht wieder etwas malte dass sie alle in Schwierigkeiten brachte. Verhaftet werden stand definitiv nicht auf seiner Liste der Dinge die heute schiefgehen konnten. Das würde Mr. Hammond nicht gefallen. Vor allem war es ärgerlich da er Erik eigentlich schon hatte. Der Straßenkünstler lag nur wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden, aber er wurde von Foster in Richtung Straße bugsiert. Über Handy war sie gerade dabei einen Rettungswagen für den Patienten zu bestellen. Gar nicht gut. „ich nehme sie mit aufs Revier. Sie haben das Recht ihre Aussage zu

verweigern. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sollten sie sich keinen leisten können wird ihnen einer gestellt.“ Er schluckte. Verfluchter Mist. Was sollte er denn jetzt machen? Und vor allem was wurde aus Dwight und Katherina? Die beiden konnte er doch nicht alleine lassen. Der eine wahr eine Spielzeugbox und die andere hatte den Verstand eines Kindes. Er musste dringend Hammond anrufen und ihn von der Situation in Kenntnis setzen, bevor etwas schlimmeres passierte. Noch immer konnte Ethan es nicht fassen. Um ein Haar hätte er den Patienten gehabt aber dann musste ja Miss Gesetz auftauchen und ihn in Gewahrsam

nehmen. War ja klar dass irgendwas schief ging. War ja immer so. Dumm nur dass er keine Ahnung hatte, wie er sich aus der Situation wieder befreien sollte...

Abra Kadabra - II

Langsam aber sicher wurde ihm unwohl. Die Blicke dieses bulligen Typen der ihm gegenüber im Käfig auf seiner Bank saß waren ihm nicht ganz geheuer. Es schien beinahe so als würde er etwas im Schilde führen. In diesem Moment war Ethan ganz froh dass mehrere Polizisten um den Käfig für die Untersuchungshaft patrouillierten. Diesen Kriminellen durfte man keine Chance geben irgendwelche krummen Dinger zu versuchen. Er seufzte. Jetzt war er schon zwei Stunden hier gefangen ohne dass man ihm irgendetwas mitgeteilt hatte. Diese Foster war echt ein

knallhartes Mädel. Sie hatte ihm nicht mal eine Minute zugehört als er versucht hatte die Situation zu erklären. Nein, ganz im Gegenteil: Jetzt war er als potenzieller Krimineller verhaftet während Erik Smith weiter da draußen sein Unwesen treiben konnte. Diese Tatsache machte ihn ziemlich wütend. Immerhin war er ein gutes Stück voran gekommen und das nur um jetzt mit leeren Händen dazusitzen. Er hatte total versagt. Dwight und Katherina waren da draußen auf sich allein gestellt. Hinzu kam noch dass Smith den Afroamerikaner in einen Springteufel verwandelt hatte so dass der Student nicht sonderlich viel ausrichten konnte.

Natürlich hoffte Ethan dass er es irgendwie schaffte mit Hammond Kontakt aufzunehmen um ihn hiervon zu unterrichten, auch wenn die Situation sicherlich kein gutes Licht auf ihn werfen würde. Immerhin hatte der Anstaltsleiter ihn mit dieser Aufgabe betraut weil er dem 32-Jährigen vertraute und das erste was ihm einfiel war sich vom FBI festnehmen zu lassen. Eine echt gute Bilanz. Hoffentlich erfuhr Carrie nichts davon. Was die wohl denken würde wenn sie erfuhr dass er im Gefängnis war? Vor allem – wie sollte er ihr das erklären? Immerhin hatte er ihr gesagt er sei auf einem Kurs. Man. Das war alles furchtbar

kompliziert. Im Augenblick wusste er nicht was er tun konnte. Auf seine Bitte telefonieren zu dürfen hatte man nicht reagiert sondern darauf beharrt dass er hier wartete. Langsam aber sicher spannte sich sein Geduldsfaden immer weiter. Er konnte nicht den ganzen Tag hier herum sitzen während da draußen ein Gefährlicher Patient sein Unwesen trieb. Da konnte sonst was passieren. Wenn er schon Dwight so geschadet hatte, wer wusste da was er noch alles tun würde? Das wollte er sich gar nicht ausmalen. Hoffentlich kam er vorher hieraus bevor etwas schlimmeres geschah. So wurde sein Warten schließlich nach fünf weiteren Minuten

endlich belohnt, als einer der Polizisten aufschloss und ihn hinaus winkte. Schnurstracks ging er auf den Beamten zu. „Sir. Kommen sie bitte mit. Ich nehme sie mit zur Befragung.“ Na toll. Das hieß also dass sie ihn noch länger hier festhielten. „Darf ich kurz telefonieren? Es ist sehr wichtig.“ Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf während sie durch den Korridor Richtung der Büros marschierten. „Tut mir Leid Sir. Das muss bis nach der Befragung warten. Agent Foster war diesbezüglich sehr deutlich.“ Ethan verzog das Gesicht zu einer

Grimasse. Das hätte er sich ja denken können. Diese Dame hatte bei ihm keinen besonders guten Eindruck hinterlassen. Immerhin war es teilweise ihre Schuld dass Erik entkommen konnte. Nun gut, sie hatte keine Ahnung was er wirklich tat oder warum es so wichtig war den Zauberer wieder hinter Schloss und Riegel zu bringen, aber trotzdem. Nur durch ihre Einmischung war der ganze Plan letztendlich gescheitert. Sie hatten den Patienten verloren und würden ihn wahrscheinlich nicht so schnell wiederfinden. Es brachte nichts sich jetzt darüber aufzuregen. Er musste wohl oder übel die Befragung über sich ergehen lassen.

Vielleicht konnte er die Situation ja aufklären und sie ließen ihn gehen. Ein Telefonat würde schon genügen, nur wen sollte er anrufen? Hammond, damit er ihn herausboxte oder Dwight? Zumindest wollte er wissen ob es den Beiden gut ging. Zuletzt waren sie mit ihm in der Gasse gewesen bevor Foster ihn verhaftet hatte. Vielleicht suchten sie auf eigene Faust weiter, oder kamen hierher. Wer wusste das schon? Im Augenblick allerdings musste er sich auf andere Dinge konzentrieren. Der Officer führte ihn in das Büro in dem die Agentin auf ihn wartete. Es war sehr spartanisch eingerichtet. Nur das wichtigste. Keinerlei Dekoration oder

sonstiges. Auf dem Tisch lagen das Bambusrohr und seine Brieftasche. Sein Ausweis und der übrige Inhalt waren fein säuberlich nebeneinander gelegt worden. Ethan ließ sich auf einem freien Stuhl vor dem Schreibtisch nieder während der Officer die beiden alleine im Zimmer zurückließ. Einen Moment lang starrte die junge Frau auf den Aktenschrank vor sich und schien zu überlegen, ehe sie sich zu ihm umdrehte. Sie war wirklich noch sehr jung. Bestimmt noch keine 30. Sie hatte ein hübsches Gesicht. Dwight hätte sie sicher gefallen. War eigentlich auch egal. Im Augenblick war der Arzt eher wütend auf

die Gesetzeshüterin. Dennoch bemühte er sich dies möglichst nicht zu zeigen, denn er wollte ihr nicht noch einen Grund geben ihn länger hier zu behalten als unbedingt nötig. Fragte sich nur ob sie ihn so einfach gehen lassen würde. So wie sie aussah war mit der nicht gut Kirschen essen. Stumm musterte sie ihn und tippte dabei mit den Fingernägeln auf dem Tisch herum. „Also. Ethan Rain. 32 Jahre alt. Verheiratet und eine Tochter. Das habe ich schon über sie herausgefunden. Ihr Arbeitsplatz ist das Willow Creek-Sanatorium. Ist das soweit korrekt?“ Er nickte nur. Was das anging hatte sie ihre Hausaufgaben gemacht. Das ersparte

ihm schon mal die Angelegenheit sie überzeugen zu müssen. Wenn sie wusste dass er nicht gelogen hatte würde sie ihn sicher bald gehen lassen. „Sie arbeiten wirklich in einer Irrenanstalt. Da haben sie also nicht gelogen. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben dass es bei ihnen zum Standartverfahren gehört ihre Patienten mit einem Betäubungs-Blasrohr durch die Gassen zu jagen. Da müssen sie mir schon etwas besseres bieten als das.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. War ja klar dass sie sich daran aufhängen würde. Wie erklärte er ihr das am besten? Verflucht. Naja, besser als hätte sie ihn mit dem

Betäubungsgewehr erwischt. Dann säße er wirklich in der Scheiße. So konnte sie ihn nur für einen Spinner halten wenn er es gut deichseln konnte. Fragte sich nur wie er jetzt aus dieser Sache herauskam. Nachdenklich sah der Schwarzhaarige durch den Raum während er nach der passenden Antwort suchte. „Unser Boss also Mr. Hammond hält nicht sonderlich viel von Waffengewalt. Deswegen benutzen wir Blasrohre. Da besteht keine Gefahr dass die Patienten verletzt werden. Das ist besser als immer mit einer Spritze rumzurennen wissen sie? Vor allem kann man damit aus der Distanz agieren und hat eine

höhere Erfolgsquote sollte es mal dazu kommen dass ein Patient türmt.“ Also, er fand das selbst sehr überzeugend. Allerdings sagte ihm das Stirnrunzeln der FBI-Agentin dass diese sich absolut unsicher über seine Worte war. Sie sah ihn eher an als wolle er sie für dumm verkaufen. Wäre ja auch zu einfach gewesen wenn sie ihm die Geschichte abgekauft hätte. „Und das soll ich ihnen glauben? Hören sie Mr. Rain. Ich mag es nicht wenn Leute versuchen mich zu verarschen. Merken sie sich das als allererste Regel. Sagen sie die Wahrheit und ich bin ihre beste Freundin. Verscheißern sie mich und ich werde ihr schlimmster Alptraum.

Kapiert?“ „Kapiert. Aber sie können auch meinen Chef Mr. Hammond anrufen wenn sie wollen. Der wird ihnen das bestätigen.“ Sie nickte nur. Das war zumindest schon mal ein Anfang. Norman würde die ganze Sache aufklären damit er sich wieder der Verfolgung von Smith widmen konnte. Vielleicht hatte er ja Glück und der Patient lag noch im Krankenhaus wo ihn Foster hatte hinbringen lassen. Wenn nicht dann würde er sicher bald die Stadt verlassen. Wenn das passierte waren die Chancen ihn aufzuspüren verschwindend gering. Daher durfte er keine Zeit

verschwenden. „In meinem Handy steht die Nummer“, erklärte er ihr nur, woraufhin sie das Telefon ergriff und sich daran machte den Leiter von Willow Creek anzurufen. Es dauerte einen Moment lang, dann hatte sie ihn auch schon in der Leitung. „Ja? Hallo Mr. Hammond. Hier spricht Agent Eileen Foster vom FBI. Ich habe hier einen Mr. Rain bei mir im Büro sitzen der behauptet für sie zu arbeiten. Das ist soweit korrekt oder?“ Sie wartete eine Antwort ab und nickte für sich selbst in den Raum hinein. „Ja genau. Ich habe ihn in einer Gasse gefunden mit einem Blasrohr bewaffnet. Er hat damit einen Mann betäubt von

dem er behauptet dass es sich dabei um einen entflohenen Patienten ihrer Anstalt handelt.“ Wieder herrschte eine Pause in der sie den Ausführungen Hammonds lauschte. Ethan konnte die Stimme des alten Mannes undeutlich hören da es im Raum ansonsten sehr still war. Fragte sich natürlich nur wie er auf die ganze Situation reagieren würde. „In Ordnung.“ Damit reichte sie dem Arzt den Hörer. Ethan erhob sich und nahm das Gespräch entgegen. Das hatte soweit ja geklappt. „Mr. Hammond?“ „Sie wurden verhaftet?! Was zum Teufel

ist passiert Ethan? Haben sie einen der Patienten gefunden?“ „Ja Sir. Ich war ihm gerade auf den Fersen als Agent Foster mich festgenommen hat. Es ist Erik Smith Sir. Sie hat ihn in ein Krankenhaus bringen lassen. Ich hoffe dass er noch dort ist.“ „Smith? Okay. Wo sind Dwight und Katherina.“ „Wahrscheinlich im Motel.“ „Okay. Geben sie mir wieder Foster. Ich werde meine Beziehungen spielen lassen. Sorgen sie nur dafür dass Smith so schnell wie möglich gefunden und in die Anstalt zurück gebracht wird. Und versuchen sie dabei nicht sich wieder

verhaften zu lassen. Verstanden?“ „Verstanden.“ Und damit reichte er der jungen Frau wieder den Hörer. Das war ja noch ganz gut gelaufen. Okay. Dass er eine Moralpredigt bekam hätte er sich ja denken können. Welcher Chef sah es schon gerne wenn einer seiner Angestellten in einen Konflikt mit dem Gesetz geriet? Wichtig war nur dass Hammond dafür sorgte dass Ethan wieder auf freien Fuß kam. Dann musste er sich schleunigst mit den anderen treffen und sich auf den Weg ins Krankenhaus machen damit sie Smith noch erwischen konnten. Das Betäubungsmittel wirkte zwar eine ganze

Weile, aber wer wusste schon was die Ärzte im Krankenhaus taten um dem entgegen zu wirken? Vielleicht kamen sie zu spät und er war schon gar nicht mehr dort. Zumindest hatte er bis jetzt nichts erlebt was ihn irgendwie glauben lies, dass er auch mal Glück haben konnte. Schließlich beendete Foster das Telefonat mit Hammond und reichte ihm wieder sein Telefon. „Ich habe mit ihrem Chef gesprochen. Es ist alles erledigt. Sie dürfen gehen. Ich kümmere mich um den Papierkram. Passen sie nur beim nächsten Mal auf wenn sie eine ihrer unkonventionellen Mittel zur Jagd auf Patienten benutzen.

Der nächste Agent ist vielleicht nicht so nachsichtig wie ich. Einen schönen Tag noch.“ Wieder im Motel angekommen fiel dem Schwarzhaarigen ein gewaltiger Stein vom Herzen. Er hätte nicht gedacht dass er so einfach wieder aus der ganzen Sache herauskommen würde. Nun galt es nach den Anderen zu sehen und sich dann ins Krankenhaus aufzumachen. Das war die einzige Spur die sie im Moment hatten. Entweder Erik war dort oder nicht. Sie mussten es zumindest versuchen. Wäre Foster nicht gewesen könnten sie ihn schon längst im Sanatorium abgeliefert haben. Die

Einmischung des Agents war mehr als ärgerlich. Sie hatte alles vermasselt. Ein Seufzer entkam seiner Kehle als er das Zimmer betrat. Die Dwight-Box stand auf dem Tisch und sah zusammen mit Katherina Fernsehen. Die 16-Jährige lag auf dem Boden. Neben ihr lag eine Pizzaschachtel. Beide sahen sich gerade einen Cartoon an, wobei das Mädchen bei fast jeder Stelle fröhlich lachte. Zumindest ging es ihnen gut. Das war die Hauptsache. Gut dass sie sich versteckt hatten als Foster aufgetaucht war. Die Sache mit dem Springteufel wäre schwer zu erklären gewesen. „Ethan! Da bist du ja endlich. Wir haben Hammond angerufen und der meinte er

würde sich darum kümmern. Wir sollten hier warten, wobei naja – ich hätte eh nicht viel ausrichten können.“ Er klang ziemlich verbittert. Offenkundig hatte er sich noch immer nicht mit seiner Situation anfreunden können. Es wurde Zeit dass sie dieses Debakel wieder rückgängig machten und er zu einem Menschen zurück verwandelt wurde. Als griesgrämiges Spielzeug gefiel er Ethan nicht sonderlich. Katherina sah vom Fernseher auf und kam direkt auf ihn zu als sie ihn sah. Wie immer nahm sie ihn in den Arm. „Pizza!“, teilte sie ihm frohlockend mit. Ihr ganzer Mund so wie ihre Hände

waren mit Tomatensauce verschmiert. Wenigstens einer der gute Laune hatte. Das war ja schon mal ein Anfang. Der Arzt ließ sich auf einem der Betten nieder und zündete sich eine Zigarette an. „Schön dass es euch gut geht. Man. Das war wirklich nicht geplant. Ich hatte eine lange Unterhaltung mit Eileen Foster. Sie hat dafür gesorgt dass Erik ins Krankenhaus kommt. Wenn wir uns beeilen erwischen wir ihn noch. Keine Sorge Dwight. Wir kriegen ihn und verwandeln dich zurück.“ „Das hoffe ich. Von dem ständigen hin und her gewippe wird mir schwindelig und Katherina als Babysitter ist nicht

wirklich verlässlich. Kaum hat sie herausgefunden wie der Fernseher funktionierte war ich quasi Luft. Wobei so schlecht ist das gar nicht denn vorher hat sie ständig 'Was ist in der Box?' mit mir gespielt und auf Dauer wird das ziemlich langweilig wenn die Antwort immer nur 'Der braune Mann' ist.“ „Wenigstens habt ihr euch amüsiert.“ Er nahm seine Wagenschlüssel vom Tisch und den Springteufel unter den Arm. Auch die Blondine erhob sich. „Mitkommen?“ „Ja, aber erst wäschst du dir die Hände du kleiner Dreckspatz.“ „Dreckspatz, Dreckspatz,

Dreckspatz!“ Aufgeregt hüpfte sie ins Badezimmer während er den Fernseher ausschaltete. Sie konnten mit dem Auto in 10 Minuten im Krankenhaus sein. Es bestand noch eine Chance den Zauberer zu erwischen bevor der sich in Luft auflöste. So einfach würde er die Geschichte nicht aufgeben. Außerdem musste er sich bei Hammond wieder gut stellen nachdem ihm solch ein Fehler unterlaufen war. Wenn sie den Auftrag abschlossen konnte er seine Weste wieder reinwaschen und zeigen dass sie nicht ganz so nutzlos waren wie sie sich bisher gefühlt hatten. Das jetzige Fazit sah nämlich nicht so gut aus. Einer

verhext der andere verhaftet. Im Bericht machte sich das sicher fabelhaft. Wenigstens hatte es Katherina nicht erwischt. Irgendwie hatte die Blondine es bis jetzt geschafft sich aus dem gröbsten Ärger herauszuhalten. Ethan fand es sowieso nicht gut sie in die ganze Geschichte mit hinein zu ziehen. Sie war eben nur ein kleines Kind, auch wenn sie weibliche Züge hatte. Sie verstand die Dinge die sie taten eigentlich gar nicht. War sich der Gefahr die auf sie wartete nicht bewusst. Das war wahrscheinlich auch ganz gut so. Es war gut wenn sich wenigstens einer von ihnen unbeschwert der ganzen Sache widmen

konnte. So machten sich die drei schließlich auf den Weg ins Krankenhaus. Es herrschte reger Betrieb. Auf den Gängen warteten Angehörige oder Kranke darauf dass man sich endlich um sie kümmerte. Das würde es nicht einfach machen Erik zu finden. Er konnte zwischen ihnen hindurch schlüpfen und sie würden es nicht einmal merken. Ethan sah sich um. Dwights Box hatte er verschlossen denn der Kopf eines Afroamerikaners auf einer Sprungfeder würde hier nur Panik auslösen. Es war besser sich bedeckt zu halten. „Wir sollten in die Notaufnahme. Es kann sein dass sie Erik dort hingebracht

haben.“ Das war zumindest eine Möglichkeit. Er warf einen Blick auf die Schilder die die verschiedenen Bereiche der Klinik markierten. Es war alles gut ausgeschildert so dass sie ihr Ziel schnell finden würden. Ethan folgte den Anweisungen genau, ehe plötzlich Dwights Stimme gedämpft aus der Box ertönte. „Sollten wir uns nicht einen Plan überlegen? Nicht dass wir alle drei als Springteufel enden. Ich glaub das würde Hammond nicht gefallen.“ Da hatte er allerdings Recht. Vollkommen unvorbereitet in die Sache zu gehen würde wahrscheinlich genau so

ein Ergebnis bringen wie das letzte Mal. Wenn sie schon die Möglichkeit hatten den Patienten zu ergreifen dann sollten sie es auch richtig anstellen. Er seufzte. Was diese Art von Job anging so musste er tatsächlich noch einiges lernen. Entflohene Patienten zu jagen gehörte eben nicht zu seinem täglichen Werk. Das nächste Mal würden sie sich besser vorbereiten um nicht wieder wie Anfänger dar zu stehen, wobei sie ja genau das waren. Jetzt allerdings galt es erst einmal Erik zu stellen. Nachdem sie alles besprochen hatten ging Ethan alleine in Richtung der Notaufnahme. Katherina bereiteten inzwischen den Rest ihres Plans vor.

Hoffentlich lief alles wie geplant. Ansonsten würden sie wahrscheinlich ziemlich dumm aus der Wäsche schauen. „Wie geht es ihnen jetzt Mister?“, hörte er eine weibliche Stimme sagen. Wahrscheinlich eine der Schwestern. Hinter der Wand ging er in Deckung. Erik stand neben einem Bett und knöpfte sich gerade sein Jackett zu, ehe er sich den Zylinder wieder auf den Kopf setzte. „Bestens danke. Sie haben mir sehr geholfen“, erklärte er und zauberte einen Strauß Rosen hinter seinem Rücken hervor. Die Krankenschwester errötete kichernd, wobei Ethan nur die Augen verdrehte. Dieser alte Schleimer.

Was das anging war er wie jeder andere Kerl. Sobald eine hübsche Frau auftauchte machten sie sich alle zum Deppen. Das hatte nun mal was mit der Evolution zu tun. Okay, er hatte sich damals bei Carrie nicht anders angestellt aber zumindest war er nicht mit diesem langweiligen Rosen-Trick um die Ecke gekommen. Bei ihm war zumindest noch eine Schachtel Pralinen dabei gewesen. Langsam kam er hinter der Wand hervor. In seiner Hand versteckte er einen Betäubungspfeil. Er musste nur nahe genug an ihn herankommen und alles war erledigt. Ethan war nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt ehe er sich plötzlich umwandte und mit

seinem Finger gegen den Pfeil tippte. „Überraschung!“ Ethan hielt nun nur noch eine einfache Walnuss in seinen Händen. Nicht wirklich Teil seines Plans aber so hatte er immerhin jetzt die Aufmerksamkeit seines Ziels. Blieb nur abzuwarten ob der Rest auch glatt verlaufen würde. Er musste vorsichtig sein. Auf sicherer Distanz konnte der Andere ihm keinen Schaden zufügen. Seine Kraft funktionierte nur bei direkter Berührung. Das war ein Vorteil wenn man sich nicht dumm anstellte. „Danke für das nette Schlafmittel. Ich hab schon ewig nicht mehr so schön

geträumt Doktor.“ Ethan verzog angesäuert das Gesicht und nickte nur. Die Krankenschwester sah sich das ganze eher verwundert an. In den Händen hielt sie noch immer ihren Strauß Rosen. „Das muss nicht hässlich enden Erik. Kommen sie mit mir mit.“ Der andere grinste nur und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er mit dem Zeigefinger verneinte. „Da bin ich ganz anderer Meinung Doktor. Warum bieten wir den Leuten hier nicht eine tolle Show?“ Er griff in seine Hosentasche aus der er er eine kleine Pappschachtel hervorholte. Dem Arzt schwante dabei

nicht gutes. Besser man ließ ihn gar nicht erst zum Zug kommen. Einfacher gesagt als getan denn ehe er sich versah hatte der Zauberer mehrere Messer in seinen Händen. Das erste warf er nach Ethan, der sich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Die Klinge landete hinter ihm in der Wand. Die Krankenschwester ergriff panisch die Flucht. Auch andere auf der Station nahmen Abstand von der Situation. Das war gar nicht gut. Eigentlich hatte er eine Panik vermeiden wollen. Das zweite Messer kam angeflogen und hätte ihn beinahe zwischen die Beine getroffen. „Hey gar nicht schlecht Doc. Wieso arbeiten wir nicht zusammen? Sie

könnten mein Assistent sein wobei ich ja eher weibliche Mitarbeiter bevorzuge.“ „Sehr witzig.“ Und damit lief er los. Smith folgte ihm natürlich auf dem Fuße und warf weitere Messer nach ihm. Andere die ihre Wege kreuzten ergriffen schlagartig die Flucht als sie den Messerwerfer erblickten. Hoffentlich kam hierbei niemand zu Schaden. Das war das letzte was er brauchen konnte. Inzwischen hatte er das Treppenhaus in den ersten Stock fast erreicht. Wieder duckte er sich unter einem Messer hinweg, ehe er etwas an seinen Beinen spürte. Es war ein Seil dass sich langsam aber sicher um seinen Körper

schlang. „Meine Interpretation eines Entfesslungstricks Doktor.“ Er fiel zu Boden. Einige Meter vor ihm lag die Tür zu den Treppen. Wenn er die erreichen konnte würden Dwight und Katherina mit ihrem Teil des Plans beginnen. Das dumme war nur dass sich das Seil immer enger um seine Beine schlang und jetzt auch damit begann seine Arme zu fesseln. Er konnte deutlich spüren wie es sich langsam aber sicher in seine Haut schnitt. Er verzog das Gesicht und verlor seine Brille. Erik lachte nur und jonglierte eines seiner Messer zwischen den Fingern hin und her. Ethan musste sich

etwas einfallen lassen, bevor die ganze Sache hier nach hinten losging. „Na Doktor? Beeindruckt? Nicht mal Houdini könnte es mit meiner Magie aufnehmen. Stimmen sie mir da nicht zu?“ Dieser selbstverliebte Schnösel. Der hatte wirklich kein Problem damit sich selbst zu beweihräuchern. Dumm nur dass er im Moment im Vorteil war. Hoffentlich waren die anderen bald fertig. Sonst würde es ganz schön eng werden und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das Seil hatte sich inzwischen auch um seine Arme geschnürt. Der Zauberer beugte sich zu ihm hinunter. Ethan hatte für ihn nichts als Verachtung

übrig. „Gegen Houdini sind sie nur ein schlechter Amateur?“ „Ach wirklich? Glauben sie es ruhig. Ich werde einer von den ganz großen. Menschenmassen werden sich darum schlagen meine Aufführungen zu besuchen. Nur zu Schade dass sie dann nicht mehr dabei sein werden um das zu-“ Musik ertönte plötzlich aus dem Treppenhaus. Perplex starrte der Magier auf die Tür. Es war das Stück 'Entry of the Gladiators' das nun von dort in den Flur drang. Sah so aus als hätten die beiden es doch geschafft. Erik schritt langsam auf die Tür zu, wobei er seine

Aufmerksamkeit nicht mehr Ethan schenkte und somit dem Seil keine Kraft mehr zukommen ließ, damit es sich um ihn schlingen konnte. Mit ein paar Griffen hatte sich der Arzt befreit und kam wackelig auf die Beine. Sein ganzer Körper schmerzte. Das würde einige Zeit brauchen bis es verheilt war, aber im Augenblick gab es wichtigeres zu tun. Er schritt hinter Smith durch die Tür. Am Boden des Treppenhauses befand sich eine Bühne mit Podium. Ein Grammophon spielte die bekannte Zirkus Melodie während Dwight der Springteufel auf dem Podest stand. „Herein spaziert meine Herren. Treten sie näher und bewundern sie die

Zaubertricks des einzigartigen magischen Dwights. Nur heute Ladys und Gentleman. Treten sie näher.“ Sein Kopf wippte immer noch hin und her und ehrlich gesagt machte er mit dieser Narrenkappe einen ziemlich dämlichen Eindruck. Die Hauptsache war allerdings dass es funktionierte. Auf dem Podest lagen drei Karten. Bube Dame und König. Erik wirkte zwar ein wenig verwirrt darüber aber schien dennoch Interesse an der ganzen Sache zu zeigen. „Was soll das denn für ein Trick sein?“ „Ah. Sie Sir. Treten sie näher und wählen sie eine Karte.“ Smith wirkte zwar skeptisch aber tat

genau das was der Springteufel ihm auftrug. Er wählte die Dame und zeigte sie dem Afroamerikaner. „Sehr schön. Ethan du assistierst mir hierbei.“ „Natürlich.“ Er stieg auf die Bühne und nahm die drei Karten, welche er jetzt hinter seinem Rücken in die rechte Hosentasche gleiten lies bevor er aus der linken drei andere hervorholte die er jetzt verdeckt dem Magier präsentierte. Dwight lachte gekünstelt. „Also gut. Und jetzt wählen sie bitte ihre Karte aus. Glauben sie dass sie das können?“ „Aber sicher.

Pff...Anfänger.“ Er drehte die erste Karte um die allerdings nur ein Fragezeichen zeigte. Darüber schien er einigermaßen verblüfft. Dwight kicherte nur. „Schade schade. Leider nicht die richtige Karte Sir. Sie haben noch einen Versuch. Strengen sie sich an.“ Erik zog die nächste Karte die sich allerdings wieder als Fragezeichen herausstellte. Langsam machte ihn das wütend. Finster sah er den Springteufel an. „Wollt ihr mich verscheißern?!“ „Aber nein Sir. Weil sie so nett sind haben sie noch einen Versuch. Nur zu tun sie sich keinen Zwang an. Aber wenn

sie wieder die falsche Karte ziehen wars das. Dann haben sie noch eine Chance. Quasi eine Bonusrunde. Sind sie bereit?“ Er nickte nur und drehte die letzte Karte um, die sich natürlich als ein Fragezeichen herausstellte. Die beiden hatten sich echt was einfallen lassen. Jetzt musste er nur noch den richtigen Moment abwarten damit der Plan auch funktionierte. Innerlich sprach er so viele Gebete wie er nur konnte. „Also gut. Dreimal falsch. Was ist die Bonusrunde?“ Dwight lächelte jetzt. „Ein einfaches Quiz. Ich stelle ihnen eine Frage Sir und wenn sie richtig antworten dann haben sie

gewonnen.“ Der Arzt schluckte. Jetzt kam es auf Katherina an. Die Blonde war nirgends zu entdecken. Hoffentlich hatte sie ihren Teil des Plans auch verstanden. Von ihr hing es ab ob sie Erik fingen oder nicht. Eigentlich ja keine gute Idee das Schicksal dieser Mission und ihr Leben in die Hände des Mädchens zu legen aber es blieb ihnen auch nichts anderes übrig. „Also gut. Stell deine Frage du Clown!“ „Okay und hier kommt die Frage: Was ist in der Box?!“ Einen Moment lang schien Erik ziemlich verwirrt. „Was ist in der Box?“, konnte er noch fragen,

als sich plötzlich ein Schatten über sein Haupt senkte. Zu spät bemerkte er dies und da knallte auch schon mit voller Wucht eine Kiste auf seinen Kopf. Er taumelte noch einen Augenblick, ehe er das Bewusstsein verlor. Ethan blickte nach oben, wo Katherina am Geländer stand und fröhlich in die Hände klatschte. „Was ist in der Box? Was ist in der Box?“ Wenig später kündigten sich auch schon die Ordnungshüter an. Ethan saß zusammen mit Dwight und Katherina in der Eingangshalle während die Polizei das Krankenhauspersonal wegen dem

Vorfall befragte. Sie hatten Erik gefesselt und verschnürt. Wenn der aufwachte war er schon längst wieder in Willow Creek. Sie hatten den Auftrag erfüllt. Nun gut, es gab noch eine Kleinigkeit zu erledigen. „Und wenn wir da sind verwandelt der mich zurück? Ich meine das mit dem Springteufel war ja ganz lustig aber ich hätte gerne wieder meine Arme und Beine zurück, damit ich sie erwürgen kann. Hätten sie mich nicht vorwarnen können? So etwas wie: Hey Dwight in diesem Job kann es durchaus passieren dass man sie in ein Spielzeug verwandelt aber machen sie sich nichts

draus.“ Der 32-Jährige lächelte nur und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Das gehört nun mal dazu. Beschweren sie sich nicht. Es hätte schlimmer sein können. Sein sie froh dass sie nicht mit Messern beworfen oder fast zu Tode gewürgt wurden.“ Er warf einen Blick auf seine Arme. Das würde ein paar ordentliche Narben geben. Wie sollte er das Carrie erklären? Naja, daran würde er denken wenn es soweit war. Im Augenblick zählte nur dass sie den Auftrag erfüllt hatten. Hammond wusste Bescheid und schickte ein paar Leute her die den Magier mitnahmen. Am Ende war alles noch mal

gut gegangen. Er sah zu Katherina und klopfte ihr auf die Schulter. „Das hast du gut gemacht. Du hast den Bösewicht geschnappt.“ Aufgeregt wippte die 16-Jährige auf ihrem Platz hin und her. „Katherina geholfen!“ „Genau und auf dem Rückweg kaufen wir dir wie versprochen ein paar Malsachen.“ Immerhin hatte er ihr das ja versprochen und es war ja nicht verkehrt wenn er sie für gut verrichtete Arbeit belohnte. Ohne sie hätten die beiden es mit Sicherheit nicht geschafft. Jedoch schüttelte die Blondine einfach nur den

Kopf. „Nicht Malen!“ Das verwirrte Ethan ein wenig. „Aber ich dachte du magst Malerei.“ Sie erhob sich langsam und hüpfte aufgeregt auf und ab, ehe sie ihm seinen Stift aus der Hemdtasche zog und ihn schwang wie einen Zauberstab. „Katherina ist jetzt eine Magierin! Abrakadabra!“ Die beiden Männer lachten nur. Am Ende war also doch noch mal alles gut gegangen. Sie hatten den ersten Patienten gefasst und ihm würden noch weitere folgen. Ethan würde nicht aufgeben bis auch der letzte wieder sicher nach Willow Creek gebracht

wurde. Allerdings verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck wenn er daran dachte. Da draußen gab es noch schlimmere Individuen als Erik Smith. Der war im Vergleich dazu noch eine leichte Partie gewesen. Mit dem Rest würden sie es sicherlich nicht so leicht haben. Da waren die Zwillinge mit ihren einzigartigen Kräften und außerdem auch noch Leute wie Viktor Waslow. Verglichen mit denen war das hier nur die Aufwärmrunde. Er seufzte. Er war unsicher darüber ob sie es schaffen würden, aber wenn sie zusammen arbeiteten hatten sie zumindest eine Chance und das war ja auch schon etwas sehr wertvolles. So dachte er

darüber nach als sich plötzlich ein Schatten über ihm aufbaute. Er hob den Kopf und blickte direkt in die braunen Augen Eileen Fosters. „Doktor. Wie ich sehe haben sie ihren Patienten gefunden. Können sie mir sagen was hier genau passiert ist? Das Personal hat mir was von Messern und einem Zauberer erzählt. Sie haben doch sicher was damit zu tun oder?“ Ethan setzte ein gespielt verwirrtes Gesicht auf. War ja eigentlich klar dass er die Agentin nicht zum letzten Mal gesehen hatte, aber so einfach würde er es ihr sicherlich nicht machen. „Ich bitte sie. So etwas wie Zauberei gibt es

nicht.“ Katherina schwang wieder ihren Bleistift hin und her. „Abrakadabra.“ Foster schüttelte darüber nur den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah wirklich wütend aus. Immerhin ein kleiner Trost für ihn. Er konnte sie von Anfang an nicht leiden und beinahe hätte sie alles zunichte gemacht. „Sehr komisch Rain. Ich behalte sie im Auge. Sobald ich auch nur etwas seltsames höre und sie dabei erwische wandern sie mit ihrem Hintern hinter Gittern!“ „Aber aber. Ich fürchte sie können doch

nicht einfach meine Mitarbeiter verhaften.“ Das war Norman Hammond. Mit ihm waren einige Männer gekommen die sich jetzt um Erik kümmerten. Sie trugen den Magier aus der Halle und nahmen auch die Dwight-Box mit. Besser er stand hier nicht all zu lange herum. Sonst würde Foster nur noch mehr Fragen stellen. Die Agentin warf Hammond einen fragenden Blick zu. „Und wer sind sie?“ Der alte Mann lächelte nur und hielt ihr zur Begrüßung die Hand hin. „Norman Hammond. Wir haben bereits telefoniert. Sie sind Eileen Foster. Entschuldigen sie die

Unannehmlichkeiten aber in unserem Job kann man nun mal nie wissen was auf einen zukommt.“ In diesem Moment hielt ihm Katherina eine Eiswaffel unter die Nase. „EIS!“ Sie lächelte über beide Ohren. Nickend nahm der alte Mann die Waffel und schleckte sie ab. Foster sah ihn perplex an. „Was zum...Wo kommt das Eis her?“ „Ich weiß nicht was sie meinen. Auf wiedersehen Agent. Katherina, Ethan?“ Die Angesprochenen erhoben sich und ließen Foster allein in der Eingangshalle stehen. Ethan schnappte sich seinen Bleistift und ließ ihn wieder in die

Tasche wandern. Zusammen liefen sie auf den Parkplatz des Krankenhauses zu. Hammond legte ihm väterlich eine Hand auf die Schulter. „Das haben sie wirklich gut gemacht. Smith wird nach Willow Creek zurück gebracht und Hickins wieder in einen Menschen verwandelt. Gute Arbeit. Weiter so.“ Der Doktor nickte nur darauf. „Ohne Katherina hätten wir das nicht geschafft.“ Die Blondine nickte und lächelte fröhlich. Hammond musterte sie aufmerksam und lächelte dann ebenfalls während er an seinem Eis leckte. „Nun ja. Dann denke ich wird einer

weiteren Zusammenarbeit nichts im Wege stehen. Nun denn. Die Arbeit ruft. Wir sehen uns Ethan. Nur versuchen sie das nächste mal nicht all zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“ „Ich werde es versuchen Sir.“ Das war natürlich leichter gesagt als getan denn man konnte nie wissen was als nächstes passierte. Wer wusste schon auf welchen Patienten sie als nächstes trafen? Ethan seufzte. Im Augenblick war er nur froh den Tag einigermaßen heil überstanden zu haben. Vielleicht hatte er das nächste mal nicht so viel Glück. Sicher war nur dass er gerade erst am Anfang seiner Aufgabe stand und was die noch für ihn

bereithalten würde, würde die Zukunft zeigen...

Nessun Dorma

"Essen ist da!“ Ethan öffnete die Tür zum Motelzimmer. In seiner Hand hielt er eine Tüte die nach Essen duftete. Katherina saß wie immer vor dem Fernseher während Dwight damit beschäftigt war die Patientenakten der Anstalt durchzusehen. Seit der Ergreifung von Erik Smith war eine Woche vergangen ohne dass sie auf Hinweise zu einem weiteren Patienten gestoßen waren. Dieses herumsitzen und darauf zu warten dass irgendetwas passierte gefiel dem 32-Jährigen überhaupt nicht. Wer wusste schon was solche Leute wie

Viktor im Sinn hatten jetzt wo sie wieder auf freiem Fuß waren? Besser sie fanden bald einen Anhaltspunkt. Hammond lag ihnen schon in den Kniekehlen. „Uii. Schon wieder chinesisch!“, stellte der Afroamerikaner fest nachdem er einen Blick in die Tüte geworfen hatte. Bei der Nachricht dass es was zu beißen gab war Katherina aufgesprungen und hüpfte fröhlich herbei. „Essen!“ „Genau. Einmal das Kindermenü für Katha.“ Er reichte ihr die Box die sie öffnete, bevor sie darin herumkramte. Dabei war das Essen eher zweitrangig. Ihr ging es

um die kleinen Sammelfiguren die in jedem Menü mitgegeben wurden. Hierbei handelte es sich um verschiedene Ausführungen von Pandabären mit chinesischen Strohhüten auf dem Kopf. Mittlerweile hatte sie schon fünf Stück davon und sammelte eifrig weiter. „Panda!“, flötete sie fröhlich ehe sie sich mit ihrer Box wieder vor den Fernseher verkrümelte. Ethan ließ sich am Tisch nieder. Er hatte auch eine Zeitung mitgebracht die er auf den Tisch legte. Vielleicht hatten sie ja heute Glück. Diese notorische Langeweile war auf Dauer ziemlich nervig. „Man, da wünscht man sich fast wieder ein Springteufel zu sein“, erklärte der

Student und schaufelte sich ein paar Nudeln in den Mund. Letztendlich konnte er nach der Sache mit Smith wieder zurückverwandelt werden. Soweit ohne bleibende Schäden. Manchmal wippte er nur noch mit dem Kopf hin und her. Eine kleine Nachwirkung die sich allerdings mit der Zeit verflüchtigen würde. Ethans Verletzungen waren da etwas schwieriger. Bis jetzt waren sie nur teilweise verheilt. Vor Carrie hatte er sie natürlich nicht verstecken können. Sie hatte sich unglaubliche Sorgen um ihn gemacht, als er am Wochenende nach Hause gekommen war. Er hatte ihr dann erzählt es hätte ein Turnier im Tauziehen

mit den Patienten gegeben. Schon wieder eine Notlüge. Es gefiel ihm überhaupt nicht seine Frau immer wieder zu beschwindeln, aber im Moment blieb ihm nichts weiter übrig. Es war besser wenn sie davon so wenig wie nötig wusste. Er wollte seine Familie nicht unnötig in all das hinein ziehen. „Sag das mal lieber nicht zu laut. Wer weiß schon was als nächstes passiert. Hast du dir die Akten angesehen?“ Sein Gegenüber nickte nur. „Hab ich. Man ein paar von denen sind ja echt abnormal. Hier dieser eine da. Der kann Tote kontrollieren. Schon

übel.“ „Ja aber fasse die Akten bitte nicht mit den Fettfingern an. Hammond wird sauer wenn die dreckig werden.“ Der Afroamerikaner nickte erneut und legte die Akte wieder auf den Tisch zurück. Solche Fälle wie der des Michael Lambert der die Toten kontrollieren konnte war nicht sonderlich gefährlich, da sie nur wie Marionetten befehligt wurden. Also nichts mit Zombies oder dergleichen. Schlimmer waren da eben solche wie Viktor Waslow. Der Russe war einer der gefährlichsten Insassen des Sanatoriums gewesen. Ihn aufzuspüren stellte eine der Hauptaufgaben dar. Bis jetzt

allerdings war er untergetaucht. Er wäre auch ganz schön blöd auf sich aufmerksam zu machen. Nein. Ethan würde abwarten müssen bis der D-Patient entschließen würde sich zu zeigen. Bis dahin sollten sie jeden einpacken und nach Hause bringen der ihnen über den Weg lief. So hatte sich zumindest Hammond ausgedrückt. Leichter gesagt als getan. Über 80 Patienten galten als entflohen. Da hätte man eigentlich denken können dass sie leicht zu finden sein. Genau das Gegenteil war der Fall: Jetzt da sie frei waren würden sie natürlich alles tun um zu vermeiden dass sie nach Willow Creek zurückkamen. Keine einfache

Geschichte also. Für den Moment hatte er es aber auch nicht eilig. So nahm der 32-Jährige einen Happen von seinem Essen während er durch die Zeitung blätterte. Im Zeitalter des Internets vielleicht eine steinzeitliche Methode zu recherchieren aber er eben kein Freund von Technik. Computer mied er besonders. Diese Dinger hatten einfach etwas gegen ihn. Er kam damit nicht zurecht. Zwar nannte ihn Carrie deswegen öfters einen Dinosaurier, aber das störte ihn herzlich wenig. „Die Zeitung ist auch nicht mehr das was sie mal war. Wer interessiert sich schon für die Oper?“, warf Dwight ein als er seinen Blick über die Zeitung

schweifen ließ. Ethan allerdings war mehr an dem fülligen Sänger interessiert den man auf der Titelseite abgebildet hatte. Er war rundlich, hatte braunes Haar welches am vorderen Bereich schon ausfiel und trug eine Hornbrille. Das war einer der entflohenen Patienten. Unfassbar aber dieser Kerl hatte sich tatsächlich für die Zeitung ablichten lassen. Langsam las der Arzt den Artikel, deren Überschrift 'Unentdeckter Opernsänger startet durch' lautete. „Immer wieder aufs neue begeistert der neu entdeckte Opernsänger Ryan Xavier mit seiner melodischen Stimme das Publikum. Angefangen hatte er bei einer

Probe vor einer Woche und ist jetzt das Stadtgespräch von Detroit. Sämtliche Vorstellungen sind ausverkauft oder ausgebucht. Dieser Mann schafft es tatsächlich die Zuschauer dauerhaft in seinen Bann zu ziehen. Dies ist wohl eine Art Revival der klassischen Oper. Niemand hat diesem Genre noch wirklich Aufmerksamkeit geschenkt, doch scheint Xavier dem ganzen einen frischen Wind zu bringen. Wir werden seine Karriere weiter aufmerksam verfolgen.“ Das war der erste Anhaltspunkt seit einer Woche und es schien beinahe so als hätte man ihnen das hier direkt in die Hände gespielt. Kaum zu fassen.

Wahrscheinlich hatte der Patient keine Ahnung davon dass man ihn suchte. Zwar hatte er das vielleicht vermutet und deshalb seinen Namen geändert aber wäre er vorsichtiger gewesen, hätte er wohl niemals ein solches Aufsehen erregt. Glück für sie. Pech für ihn. „Ist das einer für uns?“, fragte der Student. Ethan nickte. „Ja nur heißt er nicht Ryan Xavier, sondern Karl Collins.42 Jahre alt und ein Patient der Kategorie A. Wir haben Glück.“ „Wieso?“ „Er ist ein Idiot“, argumentierte der Arzt einfach nur und stand vom Tisch auf. Besser sie verloren keine Zeit mehr.

Sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite und konnten sich ihn einfach schnappen. Er war bei weitem nicht so gefährlich wie Erik, was diese Aufgabe um einiges erleichtern würde. Ethan rechnete nicht mit großen Schwierigkeiten. „Also gut. Katha zieh dich an. Wir machen einen kleinen Ausflug!“ „Rausgehen!“ So setzte sich das Trio auch schon in Bewegung. Von hier aus würden sie mit dem Auto bis nach Detroit eine Stunde brauchen. Besser man trödelte also nicht zu lange herum. In der Zeitung stand dass Karl heute einen Auftritt hatte. Beste Möglichkeit also ihn zu

erwischen. Sie konnten ihn sich ganz in Ruhe nach seiner Vorstellung zur Brust nehmen. Hammond würde sicher erfreut sein zu wissen dass sie einen weiteren Patienten von Willow Creek zurückbrachten. Blieb natürlich nur die Frage offen, ob sie auch weiterhin eine Glückssträhne hatten und es sich hierbei nicht nur um einen dummen Zufall handelte. Welchen Grund es auch gab – Ethan war mehr als nur dankbar dafür. Natürlich wusste er, dass es bei dem Rest nicht so einfach sein würde, aber das hier war immerhin ein Anfangspunkt. Vielleicht hatte Collins ja Kontakt mit anderen aus der Anstalt knüpfen können. Bei solchen Fällen zog

man eher das vertraute Umfeld vor. Das traf zwar nicht auf jeden zu aber bei einem Großteil spielte Vertrautheit eine große Rolle. Das würde er später noch erfahren. Jetzt galt es sich auf den Auftrag zu konzentrieren. „Und was genau hat dieser Collins für Kräfte? Ich hab die Akte jetzt leider nicht so genau im Kopf.“ „Er ist Patient aus dem A-Trakt. Eigentlich ganz ungefährlich. Das besondere an ihm ist sein Gesang. Dadurch kann er andere in seinen Bann ziehen. Die Opfer sind wie hypnotisiert und fühlen sich zu ihm hingezogen. Deshalb ist er als Opernsänger auch so

erfolgreiche. Nacheinander werden die Leute von ihm umgarnt und wollen natürlich dieses Glücksgefühl dass sein Gesang in ihnen auslöst auch aufrecht erhalten. Deswegen gibt es so viele Fans.“ Der Afroamerikaner nickte nur und warf einen Blick aus dem Fenster. Im Radio lief gerade 'Is this the way to Amarillo'. Katherina war fleißig damit beschäftigt den Song mitzusingen. Wieder regnete es, wie schon so oft in letzter Zeit. Inzwischen hatten sie ein gutes Stück ihrer Route zurückgelegt. In der Ferne konnte man bereits die Skyline von Detroit erblicken. „Klingt ja eher gruselig. Naja. Immer

noch besser als ein Verrückter Magier der einen bei Berührung verzaubern kann. Hätte kaum gedacht dass es in diesem Job auch einfache Sachen gibt.“ Er grinste vergnügt. Ethan schüttelte allerdings den Kopf und fuhr auf die Ausfahrt in Richtung der Stadt. „Sein sie nicht zu selbstsicher. Wir wissen nicht wie er auf uns reagieren wird. Wahrscheinlich wird er wie Smith versuchen zu fliehen. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Deshalb hab ich die hier besorgt.“ Er holte aus seiner Tasche ein paar Ohrenstöpsel hervor, die er im Auto herumreichte. Die Blondine sah sich die Dinger ein wenig perplex an, ehe sie

beobachtete wie Dwight sie sich ins Ohr steckte. „Spielen?“ „Ja Katherina. Wir spielen was. Steck dir die in deine Ohren.“ „Spielen!“ Sie hatten die Stadt erreicht. Ethan war schon lange nicht mehr in der Großstadt gewesen. Allerdings hatte sich nicht viel verändert. Die Stadt wirkte immer noch so runtergekommen wie beim letzten Mal als er hier war. Genau wie sich die Leute weiter auf den Bürgersteigen und in den Geschäften drängten. Das typische Bild einer Großstadt. Eines hatten die Städte allerdings gemeinsam: Der Verkehr war wie immer zum kotzen.

Man kam kaum voran. Bis zu dem Opernhaus in dem Collins auftrat war es zwar nicht weit, aber er wollte das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen. Heute Abend wollte er mit Sofia und Carrie essen gehen. Er vermisste es Zeit mit seiner Familie zu verbringen und hatte deshalb entschieden dass es heute an der Zeit war ein wenig davon nachzuholen. Seit dem Vorfall im Sanatorium sah er die beiden viel zu selten für seinen Geschmack. Gut, der Job war zwar auch wichtig aber er wollte deshalb seine Angehörigen nicht komplett vernachlässigen. Je eher er hier also fertig war, desto früher würde er die

beiden wiedersehen. So bog er in die Straße ein in der sich die Oper befand. Vorne war nicht einmal mehr ein Parkplatz zu finden. Die Besucher der Vorstellung hatten keinen Winkel ausgelassen. Außerdem drängelten sie sich wie die Verrückten ins Innere des Gebäudes. Kaum zu fassen. Collins wusste wirklich seine Fähigkeit zu seinen Gunsten einzusetzen. Besser man machte seinem Treiben schnell ein Ende damit das ganze nicht auf irgendeine Weise ausartete. Schließlich fand Ethan einen Parkplatz zwei Seitenstraßen weiter, so dass sich das Trio jetzt zu Fuß auf den Weg

mache. Dwight trug das Betäubungsgewehr. Für alle Fälle hatten sie es mitgenommen, denn man konnte ja nie wissen ob Karl nicht doch Widerstand leistete. Für diesen Fall war es besser vorbereitet zu sein. „Also gut. Noch einmal ganz langsam. Wir warten bis nach der Vorstellung und suchen ihn dann in seiner Garderobe. Denkt an die Ohrenstöpsel, damit wir nicht in seinen Bann fallen wenn er anfängt zu singen. Ich weiß nicht wie hoch der Personenschutz für ihn ist oder ob er überhaupt welchen hat. Deshalb sollten wir zumindest etwas vorsichtig sein. Gut wäre es natürlich wenn wir ihn allein erwischen. Das

erspart uns unnötigen Ärger.“ Damit betraten sie das Innere des Gebäude. Die Türen zur Halle waren verschlossen und Wachleute an den Türen postiert. Von drinnen konnte man hören dass Collins bereits mit seiner Vorstellung begonnen hatte. Der Jubel und Applaus des Publikums war bis hierhin zu hören. Es war kaum losgegangen und sie fraßen ihm schon aus der Hand. Nicht übel. Ethan bog in den linken Gang der laut eines Schildes zur Garderobe der Darsteller führte. Dwight und Katharina folgten ihm vorsichtig, wobei die Blondine erst stehen blieb um dem Gesang zu

lauschen. „Komm Katherina. Wir haben keine Zeit. Wir wollten ein Spiel spielen. Weißt du noch?“ Sie klatschte begeistert in die Hände und hüpfte auf und ab. „Spielen, Spielen, Spielen!“ Der richtige Raum war schnell gefunden und zum Glück gab es hier keine Wachleute. So begaben sich die beiden Ärzte und die Blondine in die Kabine des Sängers. Das Zimmer war rot gehalten. Die Bezüge, die Tapeten und sogar der Fußboden leuchteten in Scharlachrot vor sich hin. Beinahe schon Augenkrebsverdächtig. Der 32-Jährige seufzte und ließ sich auf dem Stuhl

nieder der vor dem Spiegel stand. Jetzt hieß es abzuwarten bis die Vorstellung vorüber war. Sie konnten hier in aller Ruhe auf Collins Rückkehr warten und ihm auflauern. Ein leichtes Unterfangen. „Was meinst du? Kriegen wir ihn?“ Der Schwarzhaarige nickte und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe er die Beine übereinander legte. Katherina machte sich an der Garderobe des Mannes zu schaffen und bestaunte die verschiedenen Kostüme. „Er ist kein Erik Smith. Schon in der Anstalt war er eher einer von der simplen Sorte. Völlig ungefährlich. Ich hab mich oft genug mit ihm unterhalten. Er hat ein sehr sanftes Wesen und stellt

eigentlich keine Gefahr dar. Wir dürften das hier relativ schnell hinter uns gebracht haben. Dann können wir uns wieder den anderen Patienten widmen.“ Er tippte mit den Fingern auf dem Tisch herum und warf einen Blick auf die Uhr. Je nachdem wie lange die Vorstellung dauerte würden sie eine Weile hier sein. Katherina schlug die Zeit für sich selbst tot in dem sie die Sachen von Collins durchwühlte. Immerhin einer dem das ganze Spaß machte. Die 16-Jährige fand eine Brille und setzte sich diese auf die Nase. „Uiii.“ „Katherina leg das wieder hin. Mach hier bitte nichts

kaputt.“ Sie nickte und tat wie ihr gehießen wurde. Besser sie erregten kein Aufsehen. Die Sache sollte nicht vorbei sein bevor sie überhaupt angefangen hatte. Das wäre ganz schön blöd und Hammond wäre sicherlich nicht erfreut darüber wenn er erfuhr, dass sie diese Geschichte in den Sand gesetzt hatten. Bei Smith war er schon am Rande eines Wutanfalls gewesen als sie ihn um ein Haar hatten entkommen lassen. Noch einmal sollte das nicht passieren. Ethan war zuversichtlich. Collins war mit Erik nicht zu vergleichen. Vielleicht würde er etwas Widerstand leisten, aber auf nennenswerte Probleme dürfte man

hierbei nicht treffen. „Was war das eigentlich mit dieser Foster? Die schien ja ganz schön verärgert zu sein nach der Geschichte die da im Krankenhaus passiert ist.“ Der 32-Jährige verdrehte genervt die Augen. Eigentlich wollte er jetzt nicht über die FBI-Agentin reden. Er hoffte inständig dass sich ihre Wege nie wieder kreuzen würden. Sie war ein Hindernis und regelte die Dinge auf eine Art und Weise die nicht Konform mit seinen Methoden war. „Genau. Sie war ziemlich neugierig. Am Ende hat Hammond alles geregelt. Es ist nicht gut wenn sich die Ordnungshüter in unsere Sachen einmischen. Das ist

eigentlich mit die oberste Regel. Am besten man vermeidet Konflikte mit dem Gesetz wenn es möglich ist. Die Leute hier draußen wissen nichts von den besonderen Kräften unserer Patienten und das ist auch gut so. Die Wahrheit würde nur Angst streuen und wahrscheinlich eine Panik unter der Bevölkerung auslösen. Besser das ganze bleibt unter uns.“ Stimmte ja auch. Leute die keine Ahnung von dem hatten was sie taten sollten sich da auch nicht einmischen. Sie als Dreier-Team genügten vollkommen um sich der Sache anzunehmen. Zwar waren sie vielleicht nicht so gut organisiert wie das FBI oder

andere Behörden, aber jeder fing mal klein an. Dies war ihr zweiter Auftrag. Sie mussten erst Schritt für Schritt lernen sich in diese Sache einzufügen und mit ihr umzugehen. Da konnte man nicht erwarten dass sie von jetzt auf gleich die Profis schlechthin waren. Draußen wurde es schließlich etwas lauter. Anscheinend war die Vorstellung vorbei. Jetzt galt es vorsichtig zu sein. „Katherina versteck dich!“ Die Blondine tat was er sagte und ging hinter dem Kleiderständer in Deckung. Ethan und Dwight schoben sich hinter die Tür und warteten ab. Nach ein paar Minuten öffnete sich das Zimmer und jemand kam fröhlich singend hinein. Es

war Collins, der sich erst mal sein Jackett auszog und zum Spiegel schritt. Er wirkte ziemlich erledigt. Langsam ließ sich der pummelige Mann in seinen Stuhl sinken und streckte die Beine von sich. Das war der beste Augenblick um zuzuschlagen. Ethan schloss die Tür und kam zusammen mit dem Afroamerikaner aus dem Versteck. Als Collins sie sah erschrak er. „Scheiße! Doktor! Sie haben mich vielleicht erschreckt. Das ist echt nicht witzig. Haben sie denn noch nie etwas von anklopfen gehört?“ Er hielt sich die Brust. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sein Blick fiel auf

Dwight. „Wer ist das? Ist der neu?“ Rain nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, aber wir sind nicht hier um zu plaudern. Sie hatten ihren Spaß Karl. Kommen sie mit. Wir bringen sie nach Willow Creek zurück!“ Der Dicke lächelte nur. „Das bezweifle ich.“ Und damit begann er auch schon zu singen. Es war das Lied Nessun Dorma. Der Gesang erfüllte den gesamten Raum, zeigte allerdings aufgrund der Ohrenstöpsel überhaupt keine Wirkung. Als der Dicke das bemerkte sah er die beiden ein wenig verwirrt

an. „Wie zum Teufel haben sie das denn gemacht?“ Ethan grinste süffisant, während jetzt auch Katherina aus ihrem Versteck kam und zu dem Gesang applaudierte. „Betriebsgeheimnis. Katherina kennen sie ja noch. Das hier ist Dwight. Wir bringen sie sicher ins Sanatorium zurück. Besser sie kommen einfach mit uns. Sie sind doch ein netter Kerl. Sie machen keinen Ärger.“ Der Sänger schien eine Weile darüber nachzudenken. Ethan hoffte dass er zu ihm durchdringen konnte. Karl war nicht böse oder so. Er war eine friedfertige Seele und deshalb vielleicht

mehr zur Kooperation bereit als Andere. Schließlich nickte er und stand von seinem Stuhl auf. Mit flinken Fingern knöpfte er sich sein Jackett wieder zu. „In Ordnung. Ich komme mit.Kein Grund also ihre Waffe zu benutzen. Ich wollte ja eigentlich gar nicht fliehen, aber irgendwie hab ich es ein wenig vermisst dass die Leute mir zujubeln wenn ich singe. Das war alles was ich wollte. Dieses Gefühl noch einmal erleben da oben zu stehen während alle einem zujubeln. Man fühlt sich direkt ein kleines bisschen wertvoller“, sinnierte er in melancholischem Tonfall. Ethan nickte und öffnete die Tür nach draußen. Das konnte er gut verstehen.

Als Patient hatte man es sicher auch nicht leicht wenn man immer nur ein und dieselben vier Wände sah. Da verlangte es einem eben auch nach Freiheit. Karl war da keine Ausnahme. Der Doktor konnte es ihm nicht wirklich verübeln. Außerdem war er freundlich und ging freiwillig mit. Vielleicht konnte er mit Hammond eine Abmachung treffen die dafür sorgte dass er zumindest in Begleitung seine Auftritte wahrnehmen konnte. Dann aber eher in kleinem Kreis mit weniger Zuschauern. Sie verließen die Garderobe und bewegten sich in Richtung der Eingangshalle vorwärts, wo sich hunderte von Zuschauern nach draußen

drängten. Es war kaum vorwärts zu kommen. Als die Fans ihr Idol erblickten kreischten einige vor Freude auf und versuchten zu ihm zu kommen. Ethan tat sein Bestes um sich und die Anderen auf Abstand zu halten, aber das war leichter gesagt als getan. „Bitte, Mr. Collins. Ein Autogramm für meine Tochter!“ „Oh, Mr. Collins. Darf ich ein Foto von ihnen machen?“ „Großartige Vorstellung Mr. Collins. Sie sind ein Gott!“ Der Angesprochene grinste breit über beide Ohren und nickte seinen Fans zu, unterschrieb Autogrammkarten und ließ sich von ihnen ablichten. Er schien es

wirklich sehr zu genießen im Rampenlicht zu stehen. Die viele Fotografiererei ließ Ethan schwummrig werden. Einen Augenblick lang hob er die Hand vors Gesicht. Da wurde er zurück geschubst. „Ethan! Er haut ab!“ Das hätte er sich ja denken können. Tatsächlich versuchte Karl sich jetzt seinen Weg von ihnen weg nach draußen zu bahnen. Er hatte gelogen. War ja eigentlich klar gewesen. Wie er seine Gutgläubigkeit doch hasste. Noch mal würde er sicher auf einen solchen Trick nicht hereinfallen. Schnell nahmen er und die anderen beiden die Verfolgung auf. Allerdings war es schwierig durch

die vielen Menschen hindurch zukommen. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie wieder frische Außenluft schnappten. Diese ganzen Fans waren wirklich nervig. Genau darauf musste Karl gewartet haben damit er die Gunst des Augenblicks zur Flucht nutzen konnte. „Da läuft er!“, erklärte Dwight und deutete die Straße hinab. Tatsächlich lief dort ein schwer atmender Collins und sah sich nach hinten um. Als er die drei erblickte legte er natürlich noch einen Zahn zu. Ethan und seine Begleiter waren ihm Dicht auf den Fersen. Sie würden ihn sicher nicht so einfach entkommen lassen. Es ging um die

nächste Ecke, wo sich ihnen ein mehr als lächerliches Bild bot: Karl versuchte tatsächlich aus dem Stand eine Mauer hochzuspringen, die ihm den weiteren Weg versperrte. Er saß in der Falle. Der Afroamerikaner legte einfach nur den Kopf schief. „Sie hatten Recht: Er ist wirklich ein Idiot!“ Und damit schoss er seinen Betäubungspfeil ab, der den Sänger direkt in den Hintern traf. Einen Moment lang hielt Karl inne und drehte sich zu ihnen um. Dann begann er zu taumeln und verlor das Bewusstsein. Sie hatten es geschafft. Ihr nächster Patient war

eingefangen. Eine halbe Stunde später trafen bereits Hammond und seine Leute am Ort des Geschehens ein. Sie hatten einfach nur auf ihn warten müssen, ohne dass irgendetwas nennenswertes passiert war. Der alte Mann schritt langsam in die Gasse und warf einen Blick auf die Situation die sich ihm bot. Katherina eilte freudestrahlend auf ihn zu und umarmte ihn. Er lächelte, ehe er sich Dwight und Ethan zuwandte. „Gute Arbeit. Collins wird nach Willow Creek zurückgebracht. Das haben sie wirklich gut gemacht, aber seien sie vorsichtig. Nicht alle Entflohenen sind

so dämlich wie er es war. Wie haben sie ihn überhaupt gefunden?“ Der 32-Jährige lächelte nur, während Katherina ihn wieder einmal um seinen Bleistift erleichterte, um eine Eiswaffel für den alten Mann zu malen. Dieser nahm dankend an und leckte genüsslich an der Kaltspeise. „Durch die Zeitung. Das ganze hat richtige Schlagzeilen gemacht. War aber eher ein Zufall dass wir darauf gestoßen sind. Naja und dann sind wir eben direkt hergefahren um uns darum zu kümmern. War ganz einfach.“ Hammond nickte. „Gut. Die Wirkung seines Gesangs wird zwar noch eine Weile Einfluss auf die

Leute ausüben aber irgendwann wird sich das ganze verflüchtigen und der Normalzustand einkehren.“ Das war auch gut so. Nicht auszudenken was passieren würde, erführe seine Fangemeinde davon dass Karl keine Auftritte mehr gab. Gab ja immer ein paar Spinner die sich das Leben nahmen wenn ihre Lieblingsband sich auflöste. In ein paar Wochen würden ihn alle vergessen haben und keiner ihm eine Träne nachweinen. Das ganze brachte also keine bleibenden Schäden mit sich. Das war sehr gut. Allerdings gab es da noch eine Sache die er mit Hammond besprechen musste. So nahm er seinen Chef bei der

Schulter. „Sir...ich weiß dass es eigentlich verboten ist, aber kann man für Karl nicht eine Ausnahmereglung aufstellen die ihm erlaubt in Begleitung kleinere Auftritte durchzuführen? Alle paar Monate einer. Dann besteht auch kein Risiko dass jemand seinem Gesang verfällt. Ich meine, gut er wollte zwar flüchten aber ist ungefährlich. Sehen sie zum Beispiel mal Katherina. Die gedeiht prächtig seitdem sie mit uns unterwegs ist und Kontakt mit der Außenwelt hat. Vielleicht ist das ja auch bei Collins der Fall.“ Hammond legte nachdenklich einen Finger an die Stirn während er über

Ethans Vorschlag nachdachte. Zumindest hatte der Arzt ein paar gute Punkte die dafür sprachen. Wenn man sich zum Beispiel Katherinas Wandlung ansah, dann konnte man mit Fug und Recht behaupten dass es manchen Patienten durchaus gut tun konnte, wenn sie sich ab und zu außerhalb der Anstalt aufhielten. Natürlich war es bei Karl etwas vollkommen anderes als bei der 16-Jährigen denn im Gegensatz zu ihr war er geistig einigermaßen auf der Höhe und wusste was er tat. Ethan glaubte allerdings nicht dass dieser Mann jemandem ein Leid antun könnte. Er war kein Viktor Waslow oder ein Erik

Smith. Er hatte nicht diese Dunkelheit in seinem Herzen und wer wusste schon was danach passierte? Mit seinem Gesang konnte er vielen Menschen eine Freude machen und das war ja auch schon etwas wert. Fragte sich nur ob sein Chef diese Meinung auch teilte. Erleichterung kam in Ethan auf, als der alte Mann nickte und lächelte. „Vielleicht haben sie Recht Mr. Rain. Ich werde mir diesbezüglich etwas überlegen. Katherinas Fortschritte lassen sich wirklich nicht leugnen. Vielleicht haben wir bei Collins ähnliche Erfolge. Wer weiß das schon? Ich kümmere mich darum. Für sie ist wichtig dass sie am Ball bleiben. Zwei

Patienten in zwei Wochen ist gut für den Anfang. Machen sie weiter so und wir werden mit unserer Aufgabe sicher Erfolg haben. Das wäre dann alles für heute. Suchen sie einfach weiter nach Anhaltspunkten und gehen sie den seltsamen Kleinigkeiten auf den Grund. Dann dürften sie relativ schnell den nächsten Patienten ausfindig machen. Ich wünsche noch eine schönen Tag.“ Und damit schritt er bereits von dannen. Nach einigen Sekunden wandte er sich allerdings noch einmal zu dem 32-Jährigen um und sah ihn mit ernstem Ausdruck an. „Da wäre noch etwas. Diese Eileen Foster hat versucht Informationen über

sie und Willow Creek einzuholen. Sein sie vorsichtig. Die Frau ist wirklich eisern wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.“ Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Wenn das FBI von der ganzen Sache zu viel mitbekam würden sicher bald unangenehme Fragen gestellt werden. Das war nicht wirklich der Sinn des ganzen. Besser man behandelte die Sache vorsichtig. Nicht dass sie mit einem der Patienten konfrontiert wurden. Das konnte schlimm ausgehen, wenn er an Kräfte wie die von Viktor dachte. Er wollte nicht das Leben unschuldiger aufs Spiel setzen. Das war das letzte was er im Sinn hatte. So

seufzte er und wandte sich wieder den beiden anderen zu. „Also ihr habt Hammond gehört. Das wars für heute. Das habt ihr alle gut gemacht. Collins kommt zurück nach Willow Creek und wir können uns dann dem nächsten Fall widmen. Für heute machen wir Schluss. Wir sehen uns dann morgen im Motel. Und Dwight, wenn du was in den Nachrichten oder in der Zeitung siehst das in unseren Bereich fällt dann ruf mich sofort an.“ Der Afroamerikaner nickte nur. Katherina stand neben ihm und sah zwischen den beiden Männern fragend hin und her. „Jetzt nach Hause?“, fragte sie in dem

für sich üblich unschuldigem Tonfall. Der Schwarzhaarige nickte nur und verschränkte die Arme vor der Brust. „Genau Katha. Nach Hause.“ Der Wagen mit Hammond und Collins fuhr davon. Jetzt war es auch für sie Zeit zu gehen. So schritt das Trio langsam durch die Gasse in Richtung Straße. Ethan war müde und wollte eigentlich nur noch nach Hause. Seine Familie wartete auf ihn und das würde er sich um keinen Preis entgehen lassen. Bevor er allerdings weiter darüber nachdenken konnte, sah er etwas auf der anderen Seite der Straße. Erst hatte er das Paar gar nicht bemerkt, dass dort Hand in Hand stand und sich

offensichtlich die Situation betrachtet hatte. Ehe er jedoch weiter gehen konnte, versperrte vorbeifahrender Bus die Sicht und die beiden waren verschwunden. Stutzig blickte er auf den leeren Fleck an dem er zuvor noch die beiden gesehen hatte. „Alles okay Ethan?“ Die Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Er nickte einfach nur. „Ja klar. Lass uns fahren.“ Er schüttelte innerlich den Kopf. Für heute hatte er wirklich genug davon. Für ihn zählte jetzt nur noch das Heim und seine Familie. Alles andere würde er morgen in Angriff nehmen. Er war froh wenn er mal einen Abend Ruhe hatte und

sich nicht ständig Gedanken über den nächsten Fall machen musste. Das konnte auch mal eine Nacht warten. Für heute Abend würde er seinen Job an den Nagel hängen. Einfach mal entspannen. Das brauchte er jetzt...

Der Marionettenspieler

„Also, noch einmal ganz in Ruhe. Sie haben die Zwillinge gestern vor dem Opernhaus gesehen?“, fragte Hammond mit aufgeregter Stimme am Telefon. Ethan saß im Motelzimmer und rauchte eine Zigarette, während er mit dem Anstaltsleiter telefonierte. Dwight und Katherina waren gerade unterwegs um etwas zum Mittagsessen zu besorgen. Diese Chance hatte der 32-Jährige genutzt um Norman anzurufen und ihm die Situation zu schildern. „Ja. Es war kurz nachdem sie Karl abtransportiert haben. Zwar war es nur für ein paar Sekunden aber ich bin mir

sicher dass sie es waren. Ich weiß nicht genau was sie da wollten aber ich glaube sie waren wegen ihm da.“ „Sind sie sicher? Warum sollten die Zwillinge jemanden wie Collins aufsuchen?“ Er zuckte für sich selbst mit den Schultern. Das war natürlich eine gute Frage, aber dies würde seine Theorie unterstützen dass die Patienten einander aufsuchen könnten. Vielleicht waren die Beiden deswegen in Detroit gewesen. Etwas anderes konnte er sich schwer vorstellen. Nur zu dumm dass er unvorbereitet war. Für D-Patienten waren sie noch nicht soweit. Sie wären auf der ganzen Linie gescheitert.

Allerdings verlief sich so die Spur im Sand. Das war das ärgerliche an der ganzen Geschichte. „Nun ich denke einfach dass die Patienten etwas vertrautes suchen. Zumindest manche von ihnen. Wie dem auch sei. Sie sind weg. Wahrscheinlich haben sie die Stadt noch am selben Tag verlassen. Das dumme ist nur dass sie jetzt wissen was wir tun. Sie werden vorbereitet sein wenn wir sie irgendwann finden.“ „Natürlich, aber das ist im Augenblick nicht weiter schlimm. Ich möchte dass sie zusammen mit den Anderen etwas untersuchen. In der Kleinstadt Tilbury haben in der vergangenen Woche

mehrere Leute Selbstmord begangen. Alle aus derselben Ecke. Vielleicht hat einer der Patienten etwas damit zu tun. Gehen sie mit Hickins und Katherina dorthin und überprüfen sie das. Und sein sie vorsichtig. Wer auch immer dahinter steckt ist gefährlich. Gehen sie kein unnötiges Risiko ein.“ Damit war das Telefonat beendet. Ethan steckte sein Handy wieder in die Tasche und zog an seiner Zigarette. Die Sache in Tilbury klang heikel. Wenn wirklich ein Patient an der Sache beteiligt war mussten sie Vorsicht walten lassen. Man konnte nie wissen über was für Fähigkeiten dieses Individuum genau verfügte. Vielleicht war es etwas

emphatisches. Wer wusste das schon? Sicher war allerdings dass schnell etwas unternommen werden musste bevor noch mehr Menschen starben. Er seufzte und tippte nachdenklich mit den Fingern auf dem Tisch herum. Vielleicht würde es ihm ja helfen wenn er einen Blick auf die Akten warf. Da konnte er zumindest das ganze ein wenig eingrenzen. So machte sich der 32-Jährige an die Arbeit um die Kartons im Zimmer zu durchforsten. Nach etwa Zehn Minuten öffnete sich die Tür und Dwight kam zusammen mit Katherina herein. In der Hand hielt er drei Pizzaschachteln. „Da sind wir schon wieder. Gibt es

irgendwas neues?“ Er stellte die Schachteln auf dem Tisch ab, während die Blondine sich gleich daran machte ihre zu öffnen. Lächelnd roch sie an ihrer Salamipizza und klatschte frohlockend in die Hände. „Pizza!“ Ethan sah von einem Karton auf und nickte nur, während er nebenbei eine der Akten überprüfte. „Wir essen schnell was und dann müssen wir uns auf den Weg machen. Ich habe mit Hammond telefoniert. Anscheinend gibt es eine mysteriöse Selbstmordserie in Tilbury und er denkt dass einer der Patienten etwas damit zu tun haben könnte. Ich sehe gerade die in

Frage kommenden Leute durch, hab aber bis jetzt noch nichts gefunden.“ Der Afroamerikaner wirkte über die Aussage nicht sonderlich erfreut. Seufzend ließ er sich auf einem freien Stuhl nieder und öffnete seinen Pizzakarton. „Klingt nach Spaß. Und ich hatte schon befürchtet es würde gefährlich werden. Wer kann sowas verursachen?“ Der 32-Jährige zuckte kurz mit den Schultern und griff nach der nächsten Akte. Die von Waslow. Allerdings brachte sie ihm im Moment nicht sonderlich viel. Der Russe war zu so etwas nicht fähig. Wenn dann hätten die Opfer vereist sein müssen und dies war

nicht der Fall. Hier hatte jemand anders seine Finger im Spiel. „Ein Empath wahrscheinlich. Es gibt Leute die können jemandem Befehle suggerieren und direkt ins Gehirn pflanzen ohne dass das Opfer überhaupt merkt dass es fremde Gedanken sind. Er handelt danach als ob es seine eigenen wären.“ „Toll. Klasse. Dann kommt mir also in den Sinn dass ich mich umbringe und es kommt mir völlig normal vor?“ Der Arzt nickte und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. Zugegeben: Das waren nicht die besten Nachrichten des Tages, aber es hatte ja auch niemals jemand behauptet dass die

Angelegenheit einfach werden würde. Noch wussten sie zwar nicht mit wem sie es zu tun bekamen, aber er konnte jetzt schon sagen dass diese Aufgabe nicht leicht werden würde. Kurz dachte er sogar darüber nach Katherina hier zu lassen. Er wollte das Mädchen nicht unnötig in Gefahr bringen. Allerdings konnte er in diesem Fall nicht auf ihre Kräfte verzichten. Wenn es brenzlig wurde, war sie wahrscheinlich als einzige in der Lage ihnen zu helfen. So musste sie wohl oder übel mitkommen müssen. Es war also äußerste Wachsamkeit geboten. „Keine Sorge. Wir lassen es nicht dazu kommen. Wir bleiben auf Distanz und

betäuben Ihn oder Sie einfach wenn wir ihn finden. Bis dahin müssen wir uns rumfragen und über die Opfer informieren. Herausfinden ob jemand einen Groll gegen sie hegte. Vielleicht nimmt sich der Patient ehemalige Feinde vor. Kann alles möglich sein. Jeder noch so kleine Hinweis muss überprüft werden.“ Eigentlich lag ihm solche Detektivarbeit ja nicht, aber in diesem Fall musste er Wohl oder übel darauf zurückgreifen wenn er vorwärts kommen wollte. Auch wenn ihm der Gedanke nicht gefiel sein Leben aufs Spiel zu setzen. Es gehörte aber nun mal zu seinem Job dazu. Diese Leute waren eine Gefahr für die

Allgemeinheit und irgendjemand musste sie aus dem Verkehr ziehen. Da musste er halt in den sauren Apfel beißen. Nicht die beste Wahl aber besser als tatenlos herum zu sitzen und nichts zu tun. Schließlich gab er die Suche auf ohne einen Hinweis gefunden zu haben. Es war besser wenn sie sich so schnell wie möglich auf den Weg machten und sich der Sache annahmen. Also ging es mit dem Auto nach Tilbury. Der Begriff Kleinstadt traf dieses Kaff nicht ganz richtig. War ja ruhiger als in einem Bauerndorf. Zwar gab es hier etliche Anwohner aber im Gegensatz zu Detroit war das hier eine Geisterstadt. Auf einer Seite war das aber auch ganz gut, denn

das würde die Suche beschleunigen. Es gab weniger potenzielle Verdächtige. Ethan griff in eine Tüte und holte eine Zeitung hervor. „Hier steht alles über die Selbstmorde drin. Dadurch finden wir die Angehörigen der Opfer und können Stück für Stück einen Radius bestimmen in dem der Patient sich vielleicht aufhält.“ Dwight nickte nur und sah aus dem Fenster. Katherina spielte mit einem Jojo, dessen wirklichen Sinn sie allerdings nicht verstand, sondern es die ganze Zeit nur wie ein Pendel hin und her schwingen ließ. Ethan seufzte und steuerte schließlich

den erstbesten Parkplatz in der Stadt an. Sie stiegen aus dem Auto und er zündete sich eine Malboro an. „Ich würde sagen wir teilen uns auf. Du klapperst die Angehörigen ab und ich frag die Einwohner ob sie irgendwas wissen könnten. Nimm Katherina mit für den Fall dass ihr auf etwas stoßt.“ Das Mädchen hüpfte fröhlich auf und ab. „Spielen!“ Der Afroamerikaner nickte und machte sich mit der 16-Jährigen auf den Weg. Der 32-Jährige war jetzt auf sich allein gestellt. Das bereitete ihm allerdings keine Probleme, denn so konnte er sich ganz in Ruhe auf seinen Auftrag konzentrieren. Im Stadtpark hatte er

wahrscheinlich Glück. Dort hielten sich immer die meisten Leute auf. Vielleicht fand er dort seinen ersten Anhaltspunkt. So ging er den Bürgersteig entlang und dachte nach. Die Leute denen er begegnete wirkten alle ein wenig angespannt. War ja auch kein Wunder. Wahrscheinlich machten sie sich alle Sorgen wegen der ganzen Geschichte. In ihren Augen musste das aber auch eine komische Angelegenheit sein, da sie ja keinerlei Hintergrundinformationen besaßen. Das war eben das Problem bei solchen Dingen. Man konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen und musste sie in ihrem eigenen Glauben belassen, so banal der auch sein

mochte. So schritt er weiter in Richtung des Parks voran, als er beim vorbeilaufen an einem Auto im Seitenspiegel jemanden sehen konnte, der ihm in einiger Entfernung folgte. War das etwa schon der Patient? Hatte er ihn zuerst gefunden und wollte jetzt sein Leben, damit er nicht weiter nach ihm suchen konnte? Ethan ließ sich nichts anmerken, sondern ging einfach weiter. Erst einmal sehen was dieser Verfolger wirklich wollte. Nach ein paar Minuten schien es allerdings so als wäre der Fremde nur an einer Observation interessiert. Der 32-Jährige machte am Parkeingang halt, nur um zu sehen wie

gerade jemand hinter ein Auto hüpfte. Zu spät Er hatte sie erkannt. „Sie können rauskommen Foster. Ich weiß dass sie da sind.“ Ein paar Augenblicke lang passierte nichts. Dann kam die Braunhaarige hinter dem Wagen hervor auf ihn zugelaufen. Eileen Foster. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Das letzte was er jetzt brauchte war das FBI das sich in seine Angelegenheiten einmischte. Der Schwarzhaarige verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die junge Frau abschätzend. Er machte keinen Hehl daraus dass er sie nicht wirklich leiden konnte, aber da das bei beiden auf Gegenseitigkeit beruhte, machte das

nichts. „Sie verfolgen mich also jetzt schon? Haben sie keinen Fall an dem sie arbeiten müssen? Ich arbeite hier.“ „Netter Versuch Rain. Glauben sie nicht sie könnten mich für dumm verkaufen. Ich hab sie im Auge. Sie waren in Detroit in diesem Opernhaus und kurz darauf verschwindet der neue aufstreben Opernstern spurlos. Schon seltsam. Auch einer ihrer ominösen Patienten? Sammeln sie Zauberer und Sänger für irgendeine Freak Show oder was stimmt nicht mit ihnen?“ Und wieder ging sie ihm gehörig auf die Nerven. Dass sie ihre Nase auch nicht aus seinen Angelegenheiten heraushalten

konnte. Nicht nur dass er sich um diesen Fall kümmern musste – nein jetzt klebte ihm auch noch Foster am Arsch. Schlimmer konnte es wirklich nicht kommen. Irgendwie musste er sie wieder loswerden und zwar schnell. Es war nicht gut wenn sie ihre Finger im Spiel hatte. Am Ende würde sie nur dafür Sorgen dass das ganze ein Misserfolg wurde. „Natürlich. Wollen sie eine Einladung? Ich hab noch welche im Auto.“ „Lecken sie mich! Ich weiß zwar nicht was sie hier machen, aber wenn es was mit dieser Selbstmordserie zu tun hat dann haben sie mich am Hals. Wenn einer ihrer Patienten dafür

verantwortlich ist, handelt es sich um Mord und dann ist die Sache meine Angelegenheit. Kapische?“ Sie war wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Das musste er ihr lassen. Allerdings war ihre Einmischung etwas das er nicht dulden konnte. Wenn sie hier jedoch an dem Fall arbeitete, dann musste er sie gewähren lassen. Das hier aber dass er schneller sein musste als sie. Sie durfte den Patienten auf keinen Fall vor ihm in die Finger bekommen. Geriet er einmal in die Hände des FBI, war er für immer verloren. Das würde Hammond sicher nicht gefallen. „Ganz wie sie wollen. Nur stehen sie mir dabei nicht im

Weg.“ Und damit betrat er den Stadtpark. Eileen wich ihm natürlich nicht mehr von der Seite. Warum musste sie auch ausgerechnet hier sein? Was ging es sie eigentlich an was er machte? Nur weil sie ihn wegen etwas verdächtige? Das konnte doch kein wirklicher Grund sein. Gut, sich zu beschweren brachte jetzt auch nichts mehr. Er musste damit Leben dass sie ihm wie eine kleine Hummel hinterher flog. Zumindest konnte es jetzt nicht mehr schlimmer kommen. Hauptsache war dass sie ihm nicht dazwischen funkte wenn es ernst wurde. Dann konnte sie von ihm aus

alles machen solange sie ihn nur seine Arbeit machen ließ. So steuerte er den ersten Passanten an um ihn zu befragen. „Entschuldigen sie die Störung Sir. Ich bin Reporter. Mein Name ist Ethan. Das hier ist meine Assistentin Eileen. Hätten sie wohl einen Augenblick Zeit? Es geht um die Serie von Selbstmorden. Wir schreiben einen Nachruf für die Opfer.“ Er konnte ihren finsteren Blick förmlich im Nacken spüren, aber das war ihm mehr als egal. Wenn sie mit ihm arbeitete, musste sie nach seinen Regeln spielen. Der Angesprochene lauschte ihm aufmerksam und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Man konnte

ihm ansehen dass es ihm schwer fiel mit diesem Thema umzugehen. Wer konnte es ihm verdenken? Solch eine Geschichte war nun mal furchtbar und hinterließ ihre Spuren. Man konnte von den Stadtbewohnern nicht erwarten dass sie einfach so taten als wäre nichts geschehen. „Tut mir leid. Das Ganze ist ne ziemlich traurige Sache wissen sie? Wir alle sind hier wie ne kleine Familie. Die Leute hier wachsen zusammen auf, gehen zusammen zur Schule und sind Trauzeugen auf der Hochzeit des jeweils anderen und da geht einem das ja besonders nah.“ Der 32-Jährige lauschte dem alten Mann

aufmerksam. Seine Hände zitterten von der Arthritis während er Sprach und leichte Tränen bildeten sich in seinen Augenwinkeln. Das Schlimmste waren natürlich Angehörige und Freunde der Opfer. Sie litten am meisten darunter. Er hätte gern ein paar tröstende Worte gesagt, aber im Augenblick gab es wohl nichts was er sagen konnte um es besser zu machen. Was er jedoch tun konnte war dieses Ungeheuer zu finden dass für den Kummer dieser Leute verantwortlich war. Foster stand neben ihm und legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. „Ihr Verlust tut mir sehr leid. Es ist nicht einfach Menschen die man liebt so

zu verlieren, aber suchen sie bei sich keine Schuld. Spenden sie einander Trost. So können sie diese schweren Zeiten irgendwann überwinden.“ Ethan staunte nicht schlecht über diese Worte. Der alte Mann nickte nur und vergrub das Gesicht in den Händen. Hier würde er keine Informationen kriegen. Es war besser wenn man diese Wunde nicht noch weiter aufriss. So schritt er weiter, wobei die FBI-Agentin ihm natürlich dicht auf den Fersen blieb. Er zündete sich eine Zigarette an und lächelte süffisant. Eine leichte Brise wehte ihm durchs Haar. „Ich wusste gar nicht dass sie Gefühle

haben.“ Wütend feixte sie ihn an. „Halten sie den Mund Rain. Sie haben keine Ahnung. Diese Leute hier trauern und ihnen fällt nichts besseres ein als noch weiter darin herum zu stochern. Ich weiß wann man sich zurücknehmen und den Leuten ihre Zeit lassen muss, denn ich hab Gefühle, aber ich bin mir nicht sicher ob Sie welche haben.“ Er zog an seiner Zigarette und musterte die junge Frau. Ihre kastanienbraunen Augen starrten ihm wütend entgegen. Super. Jetzt hatte er sich auch noch Eileens Zorn zugezogen. Lief ja wunderbar. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und schob sich die

Brille zurecht. „Hören sie Foster. Ich mache hier meine Arbeit. Das ist meine Art und Weise den Leuten zu helfen. Wenn ihnen das nicht passt dann können sie sich gerne wieder hinter ihren Schreibtisch verziehen. Da hätte ich nichts gegen.“ Sie streckte ihm darauf nur den Mittelfinger entgegen. Er schnaubte verächtlich. Dieser Frau konnte er wirklich nur Asympathie entgegen bringen. Gut, auf der einen Seite hatte sie natürlich Recht was diese Menschen betraf. Andererseits gab es soweit nichts was sie tun konnten. Er hatte keine Zeit für sowas. Je mehr er sich hier die Beine in den Bauch stand, desto

größer war das Risiko dass der Verantwortliche für all das genügend Raum für einen nächsten Schlag hatte und den wollte der Arzt ihm nicht geben. So ließ er sich auf einer Parkbank nieder und legte die Beine übereinander. Ein Schwall blauen Dunst schwebte durch die Luft als er ausatmete. Eileen sah ihn nur stirnrunzelnd an. „Was? Hab ich jetzt ihren Stolz verletzt?“, wollte er wissen. Eigentlich war es ihm ziemlich egal was die Braunhaarige von ihm dachte. Je eher er sie loswurde desto besser. So konnte er nicht in Ruhe arbeiten. Das Risiko war zu groß dass sie von der wahren Natur

seines Berufs erfuhr und er konnte nicht wirklich jemanden brauchen der unangenehme Fragen stellte, denn das schien genau ihre Art zu sein. Er hoffte nur dass Dwight in der Zwischenzeit mehr Erfolg hatte als er. Zumindest darauf konnte er sich verlassen. Vielleicht würde der Afroamerikaner ja ein paar Anhaltspunkte finden. „Haben sie keine Familie Rain? Sie haben doch sicher auch Leute die ihnen wichtig sind. Da können sie sich doch ein wenig in diese Menschen hineinversetzen oder? Was wenn jemand von ihrer Seite ein Opfer wäre? Besäßen sie dann auch noch diese Schlagfertigkeit und ihre

Distanz?“ Er nickte und drückte seine Zigarette auf dem Boden aus. „Natürlich, aber von solchen Dingen darf ich mich in meinem Job nicht beeinflussen lassen. Wie nennen sie das? Professionalität? Wie ich schon sagte. Ich helfe diesen Leuten auf meine Art und Weise. Das könnte ich natürlich besser wenn sie mich endlich in Ruhe meine Arbeit machen ließen.“ Der 32-Jährige verschränkte die Arme vor der Brust. Inzwischen hatte sich der Himmel etwas zugezogen. Wahrscheinlich würde es wieder regnen. Nicht wirklich gute Voraussetzungen für Erfolg. So erhob er sich langsam von

seinem Platz und schritt in Richtung Ausgang des Parks. Hier würde er nichts finden solange Foster ihm an den Fersen klebte. Wie hatte sie sich das eigentlich vorgestellt? Wollte sie ihn jetzt Tag für Tag beschatten bis sie irgendwann einen Grund fand um ihn hinter Gitter zu bringen? Nicht gerade tolle Aussichten. Sie stellte eine Behinderung dar um die er sich schleunigst kümmern musste. So schritt er hinüber zum Parkplatz wo sein Auto stand. Die Anderen waren noch nicht wieder zurück. Ethan schritt zum Kofferraum und öffnete diesen. Neben dem Betäubungsgewehr lagen Pappschachteln

von Fastfood und anderem Müll hier herum. „Sie sind ja vielleicht ne alte Schlampe!“, merkte Foster an und warf einen Blick ins Wageninnere. Als ihr Blick auf das Gewehr fiel neigte sie den Kopf zur Seite. „Haben sie eine Erlaubnis für das Ding? Was ist das eigentlich? Ich dachte sie sind Psychiater. Jagen sie freiberuflich Nashörner oder ist das jetzt die neuste Methode ihre Patienten einzufangen weil sich ein Blasrohr doch nicht so gut rentiert?“ Er schüttelte nur den Kopf. Diese Frau hatte es wirklich raus ihm auf die Nerven zu gehen. Besser Dwight und

Katherina kamen bald zurück. Sicher würde sie sich dann aus dem Staub machen. Andererseits glaubte er nicht wirklich daran dass sie sich von einem Studenten und einer Jugendlichen einschüchtern ließ. Vor allem konnte man nie wissen wann Katherina wieder auf die Idee kam ihm eine Eiswaffel zu malen. Nein. Besser Eileen verschwand. „Jetzt sagen sie mal ehrlich Rain. Was tun sie hier genau? Fällt mir schwer zu glauben dass sie einfach nur Psychiater in einer Anstalt sind. Warum sollten sie sich für einen Straßenkünstler, einen Opernsänger und eine Serie von Selbstmorden interessieren? Und das ist noch nicht alles. Ich hab sie und ihre

Leute überprüft. Sie und dieser Hickins sind ja sauber, aber das Mädchen dass sie da bei sich haben? Diese Katherina. Die existiert gar nicht. Genau so wenig wie dieser Erik Smith oder Karl Collins. Und wissen sie was das komischste war? Nachdem ich ein paar Background-checks gemacht habe wurde ich drei Tage von jemandem observiert.“ Sie hatte wirklich ihre Hausaufgaben gemacht. In Willow Creek war es so, dass jeder Patient aus dem Raster genommen wurde. Keine Einträge in irgendwelchen Registraturen oder sonstiges. Sie verschwanden einfach von der Bildfläche, da sich die Anstalt ihrer annahm und niemand unnötige

Fragen stellte. Blöd wenn jemand wie Foster im Spiel war. Was wusste diese Frau eigentlich nicht schon über ihn und die anderen? Ethan musste auf jeden Fall mit Hammond darüber sprechen. Wie es aussah hatte der Anstaltsleiter sie allerdings schon überprüfen lassen. Diese Observation von der sie sprach war kein Zufall gewesen. Norman wollte wissen wer da in seinem Vorgarten herum stampfte. Fragte sich nur warum er nichts unternahm. Sah er Foster nicht als Bedrohung an? Nun, wenn er keine Sorge hatte was die Frau betraf, musste man sich wohl nicht weiter darüber kümmern. Hammond wusste was er tat. Im Moment allerdings war sie

nur im Weg. Ihre Fragerei ging ihm auf den Keks. So konnte doch kein Mensch arbeiten. „Himmel Arsch und Zwirn! Foster. Merken sie überhaupt dass sie mich bei meiner Arbeit behindern? Wenn sie nichts besseres zu tun haben ist das ihre Sache, aber lassen sie mich verdammt noch mal in Ruhe meinen Job machen. Wenn ich hier fertig bin können sie mir gerne so lange auf den Geist gehen wie sie wollen.“ Er schlug die Klappe des Kofferraums wieder zu und schritt zu einem Getränkeautomaten der am Rande des Parkplatzes stand. Ein Kaffee würde ihn sicher auf andere Gedanken bringen. Die

Ordnungshüterin blieb am Auto stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Predigt schien Wirkung gezeigt zu haben denn ausnahmsweise hielt sie mal für zwei Minuten die Klappe. Musik in seinen Ohren. So ließ er sich auf der Bank neben dem Automaten nieder und nahm einen Schluck aus dem Kaffeebecher, bevor er sein Handy hervorholte. Höchste Zeit Dwight anzurufen. „Ja? Ethan? Hast du was herausgefunden?“ Der 32-Jährige seufzte nur. Irgendwie fühlte er sich im Moment ziemlich nutzlos. Er hatte gar nichts erreicht,

außer vielleicht ein paar mehr graue Haare zu bekommen. „Ne. Agent Foster ist hier. Die hält mich die ganze Zeit auf Trab. Ich hoffe ihr hattet mehr Glück.“ „Foster? Naja also ich war mit Katherina bei drei Angehörigen und alle sagten dasselbe. Die Opfer sind nicht irgendwie negativ aufgefallen oder haben sich seltsam verhalten bevor sie sich umbrachten. Allerdings ist mir was aufgefallen. In jedem Haus in dem ich war, lag in dem Zimmern der Verstorbenen so ne komische Holzmarionette.“ Er spie seinen Kaffee aus und hustete. Er brauchte ein paar Sekunden um sich

wieder zu fassen. „Was haben sie gesagt? Sie haben Marionetten gefunden?“ „Puppen!“, flötete Katherina im Hintergrund. „Ja. Alle haben mir gesagt dass sie die Dinger in einem Laden in der Stadt gekauft haben. Wieso, hast du ne Idee?“ „Ich bin mir noch nicht sicher. Wir treffen uns am Auto.“ Damit erhob er sich und eilte schnurstracks zum Kofferraum zurück. Er hatte ein paar der Akten aus dem Motel mitgenommen. Der Doktor öffnete die Klappe und warf einen Blick auf die Unterlagen. Foster sah ihm dabei über die

Schulter. „Was gefunden?“ Die hatte er beinahe vergessen. „Foster ich arbeite. Halten sie sich da raus. Das ist nicht ihr Bereich.“ Er konnte sie dabei nicht gebrauchen. Am Ende würde sie nur unnötig in Gefahr geraten. Das musste nicht sein. Besser sie sah zu dass sie sich aus der Stadt verzog. Am besten dahin wo sie ihn nicht weiter belästigen konnte. Vielleicht konnte er Hammond fragen ob er da irgendwelche Beziehungen spielen ließ. „Wer ist Philipp Binns?“ „Einer unserer Patienten. Herrgott sie sind ja immer noch

da!“ Er nahm die Akte aus dem Kofferraum und ließ seinen Blick darüber schweifen. Philipp Binns war einer der entflohenen Häftlinge aus dem C-Trakt. Wenn er dahinter steckte, dann würde alles was passiert war auch einen Sinn ergeben. Allerdings bedeutete das auch dass die Sache gefährlich wurde. Besser er kümmerte sich alleine darum. Dwight war noch nicht lange genug dabei um zu wissen wie man mit solchen Fällen umging. Kurz sah er zu der Agentin. Schien ja so als würde sie sich doch noch nützlich machen können. „Ich fahre. Warten sie bitte hier auf Dwight und Katherina. Sagen sie ihnen

sie sollen Hammond verständigen und ihm sagen dass Binns wahrscheinlich in Tilbury ist.“ Damit ließ er sie einfach stehen und startete den Wagen. Wichtig war es jetzt so schnell wie möglich zu handeln. Binns hatte eine der abstrakteren Fähigkeiten in der Anstalt. Er konnte den Willen anderer manipulieren. Die Opfer hatten meist keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren. In Willow Creek hatte man den Mann immer mit äußerster Vorsicht behandelt. Ihn zu fassen würde nicht leicht werden. Ethan musste vorsichtig sein. Er durfte dem Patienten keine Chance geben seine Kräfte einzusetzen. Am besten war es

wenn er ihn sofort betäubte, denn dann musste Hammond ihn nur noch einsammeln und die Sache war erledigt. Der 32-Jährige hatte auch schon eine gute Idee wo er suchen musste. Auf der Hinfahrt in die Stadt war ihm dieser Puppenladen aufgefallen. Nur eine Vermutung aber wenn Binns irgendwo zu finden war dann dort. Es dauerte auch nicht lange bis er den Laden fand. Malkins Marionetten hieß es auf einem Schild. Der Besitzer des Ladens. Wahrscheinlich hatte Binns sich längst um ihn gekümmert und seinen Platz einfach eingenommen. Ethan stoppte den Wagen und tippte nachdenklich mit den Fingern auf dem

Lenkrad herum. Jetzt hieß es tief durch atmen, keine Fehler machen und vor allem sich nicht umbringen zu lassen. Leichter gesagt als getan. Er stieg aus dem Wagen und holte das Betäubungsgewehr aus dem Kofferraum. Besser war es wenn er gar nicht erst lange fackelte. Vorsichtig öffnete er die Eingangstür und betrat den Laden. Überall hingen diese Marionetten herum. Es war dunkel und roch nach Mottenkugeln. Eine Türklingel kündigte ihn an. Daran hätte er denken müssen. Von hinten waren Schritte zu hören. Der 32-Jährige hob das Gewehr. Binns war Mitte 30, hatte hagere Gesichtszüge und einen

Schnauzbart. Dazu trug er eine Brille. Das schwarze Haar hing schulterlang herab. Als er den Doktor erblickte lächelte er vergnügt. „Ah. Doktor Rain. Sieh an welch edler Kunde mir da zur Tür herein geweht wird.“ Der 32-Jährige verzog nur das Gesicht. Die Waffe hatte er weiterhin auf den Marionettenmacher gerichtet. Besser man ließ ihn nicht aus den Augen. Allerdings machte Binns keine Anstalten zu fliehen, so wie die bisherigen Patienten. Bei seinen Kräften musste er das auch nicht. Dieser Mann war mehr als nur gefährlich. „Sehr witzig Binns. Was haben sie mit

Malkins gemacht? Ist er auch tot, so wie ihre anderen Opfer?“ Der Angesprochene lachte nur. Er war gerade dabei etwas zu schnitzen. Offenbar ein Stück für eine Marionette. Er arbeitete wirklich hier. Früher hatte er einen Laden besessen, ehe er nach Willow Creek gekommen war. Schon damals hatte er Leute so manipuliert dass sie sich selbst umbrachten. Eigentlich hätte er direkt darauf kommen müssen. Den Ausschlag für den endgültigen Gedankenblitz hatte allerdings Dwight gegeben als er ihm von den Marionetten erzählte. Binns war nämlich auch dazu in der Lage einen Befehl auf andere Objekte zu übertragen.

In diesem Fall auf seine Puppen. Eine perfide Art jemanden umzubringen. „Opfer? Aber nicht doch Doktor. Sie missverstehen mich. Sie sind alle Teil eines Projekts an dem ich arbeite. Sie dürfen sich glücklich schätzen dazu zu gehören. Natürlich liege ich schon lange nicht mehr im Zeitplan da ihre Leute mich damals in die Anstalt brachten aber diesmal wird mich keiner aufhalten. Auch sie nicht. Ich habe schon zu viel Zeit verschwendet. Sie haben mir mein Leben gestohlen als sie mich einsperrten wie ein Tier.“ Der konnte doch nicht wirklich von dem überzeugt sein was er da faselte. Dieser Mann war komplett verrückt. Er war

wirklich von sich und dem was er tat überzeugt. Besser man zog ihn so schnell wie möglich aus dem Verkehr. Rain tat einen Schritt auf den Tresen zu. „Das können sie nicht ernst meinen Philipp. Sie sind krank. Sie brauchen Hilfe. Wir haben sie nicht eingesperrt. Wir wollten nur das beste für sie. Verstehen sie das nicht? Sie wollen doch nicht allen ernstes sagen dass sie Spaß daran haben diesen Leuten solche Dinge anzutun.“ Der andere sah ihn stirnrunzelnd an. „Doch, natürlich. Es ist mir klar dass jemand wie sie meine Arbeit nicht versteht. Genau so wenig wie sie unseres gleichen generell nicht verstehen

können. Sie jagen uns und dann sperren sie uns ein. Sie werfen den Schlüssel weg und lassen uns in Zellen verrotten. Glauben sie solche Dinge verdient jemand? Jahre lang hinter verschlossener Tür zu sitzen, wissend dass er diesen Ort nie wieder lebend verlassen wird und das nur weil er eine Gabe hat? Sie sind nur ein einfacher Mensch. Sie können das nicht verstehen.“ Sicher hatte sich in all den Jahren seiner Gefangenschaft viel Frust angesammelt. Das konnte Ethan deutlich spüren. Schon die Art wie sein Gegenüber ihn ansah. Voller Hass und Abscheu. Der Arzt seufzte. So hatte er

die Sache nie wirklich gesehen. Sie taten was sie taten um die Außenwelt zu beschützen, aber wer half eigentlich diesen Individuen? Sie taten zwar ihr bestes um ihnen zu helfen, aber Binns hatte Recht. Letztendlich wurden sie einfach nur weggesperrt. „Die Leute die sie umgebracht haben, haben ihnen das nicht angetan Philipp und das wissen sie genau. Sie können nichts dafür was ihnen widerfahren ist. Sie haben keine Schuld daran. Was sie tun ist falsch. Sie bringen damit Kummer und Leid über die Menschen. Wenn sie wollen dass sie jemand akzeptiert, dann sollten sie denjenigen nicht in Angst und Schrecken versetzen.

Das ist nicht der richtige Weg und das wissen sie genau.“ Er sah den anderen ernst an. Der Patient schien einen Augenblick über diese Worte nachzudenken, während er weiterhin seine Marionette schnitzte. Vielleicht konnte man das hier ohne Gewalt beenden. Irgendwie musste er zu Binns durchdringen und ihn davon überzeugen mit ihm zurück zu kehren. Zumindest gab es da einen kleinen Hoffnungsschimmer denn er hätte Ethan auch einfach töten können, aber das hatte er bis jetzt nicht getan. Das war ein gutes Zeichen. Darauf konnte man aufbauen. „Für sie gibt es doch nur Schwarz und

Weiß auf der Welt Doktor. Sie haben keine Ahnung was alles auf dieser Erde geschieht. Sie verschließen ihre Augen davor. Die Dinge die sie nicht verstehen, die fürchten sie. Solche wie mich. Wir sind zwar anders aber das heißt nicht automatisch dass wir schlecht sind. Sie nehmen sich nur nicht die Zeit uns zu verstehen. Sie stecken uns in irgendwelche Schubladen und glauben sie würden wissen wie sie mit uns umgehen können, aber das tun sie nicht! Sie sind die Ungeheuer. Nicht wir!“ Er klang ziemlich wütend. Keine gute Wende in dieser Unterhaltung. Ethan musste sich jetzt entscheiden. Binns

ruhig stellen und das schlimmste verhindern, oder versuchen mit ihm zu verhandeln? Da war er sich unsicher. Was würde Hammond in solch einer Situation tun? Er zögerte. Seine Finger zitterten nervös am Abzug des Gewehrs. Was sollte er tun? Ihn jetzt einfach zu betäuben würde nur bestätigen was er gerade gesagt hatte und er wollte dem Patienten nicht noch einen Grund mehr geben ihn zu hassen. „Wir können gemeinsam eine Lösung finden Philipp. Es muss niemand mehr sterben. Kommen sie mit mir. Ich will ihnen nur helfen und ihnen nicht schaden. Mr. Hammond wird sicher einen Weg finden ihnen zu

helfen.“ Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. Er schien nicht wirklich überzeugt davon zu sein. „Tut mir leid Doktor. Sie hätten mich einfach in Ruhe lassen sollen.“ Das war nicht gut. Es blieb ihm wohl nichts anderes mehr übrig. Als er jedoch abdrücken wollte, konnte er sich nicht mehr bewegen. Der Marionettenspieler lächelte nur. „Glauben sie wirklich ich würde ihnen ihren Willen lassen? Ich hatte sie schon unter Kontrolle als sie meinen Laden betreten haben. Ihr kleines Spielzeug wird ihnen nichts mehr nützen. Ich sende Hammond ihre Leiche als

Nachricht.“ Und damit fühlte der 32-Jährige wie sich langsam seine Glieder bewegten ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Er drehte das Gewehr und hielt sich den Lauf an den Hals. Eine Dosis auf diese Distanz würde ihn töten. Das war sicher. Er würde hier sterben. Seine Frau und Tochter würde er nicht mehr wieder sehen. Ethan hatte sich verkalkuliert. Er konnte fühlen wie sich sein Finger um den Abzug schloss. Ein Knall ertönte. Mit einem Mal hatte er wieder die Kontrolle über sich selbst. Er sah auf Binns, der in die Knie sank. Hinter ihm stand Foster mit erhobener Waffe. Perplex sah er die junge Frau an.

Sie wirkte sichtlich verunsichert über das was sich hier gerade zugetragen hatte. Einen Augenblick lang blickte sie auf den Toten, ehe die Türklingel ertönte. Dwight und Katherina kamen in den Laden. Hammond war ebenfalls mit seinen Leuten da. Der Student hatte ihn also verständigt. Sehr gut. „Ethan alles okay? Ist das Foster?“ Der 32-Jährige nickte nur und lehnte sich gegen die nächste Wand. Noch immer saß ihm der Schock in den Knochen. Er wäre beinahe gestorben. Wäre Eileen nicht gewesen hätte das hier schlimm enden können. Die FBI-Agentin hielt noch immer ihre Waffe umklammert und sah sich die

Anwesenden an. Norman hob beruhigend die Hände. „Alles in Ordnung Miss? Sie haben Mr. Rain gerade das Leben gerettet. Ich wusste gar nicht dass sie mit ihm zusammen arbeiten.“ „Äh also eigentlich Sir, war dass eher so dass sie mir gefolgt ist. Ich dachte sie hätten da etwas gegen unternommen.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte nur matt. „Nun ich dachte dass sie vielleicht von Nutzen sein könnte, auch wenn ich mir für das ganze einen anderen Ausgang gewünscht hätte. Hätte Foster allerdings nicht so gehandelt wie sie es tat, wären

sie jetzt tot. Sie verdanken ihr ihr Leben Ethan. Natürlich ist es bedauerlich dass Binns nicht in die Anstalt zurück gebracht werden konnte. Manchmal ist es wohl nötig solche Dinge zu tun.“ Er seufzte, während seine Leute sich daran machten die Leichte fort zu schaffen. Der Braunhaarige zündete sich eine Zigarette an. Den Patienten zu töten war eine harte Art und Weise gewesen diese Sache zu beenden, aber wer wusste schon was sonst geschehen wäre. Der Mann war ein Monster, wenn er auch dazu gemacht worden war. Noch immer hallten seine Worte in Ethans Hinterkopf wieder. Er hätte sich für die Situation eine andere Lösung

gewünscht. „Und nun Sir?“ „Sie machen weiter wie bisher. Suchen und einpacken, wenn möglich ohne Todesfall. Miss Foster? Sie haben sich als nützlich erwiesen. Ich werde mich mit ihrem Vorgesetzten in Verbindung setzen. Sie wissen schon zu viel über unsere Arbeit. Mir bleibt keine Andere Möglichkeit.“ Perplex sah sie ihn an. „Was soll das heißen? Sperren sie mich jetzt ein und werfen den Schlüssel weg?“ Hammond lachte. „Aber nicht doch. Sie werden für uns arbeiten.“ Ethan dachte gerade er hätte nicht

richtig gehört. Hatte Norman gerade gesagt Foster würde mit ihnen zusammen arbeiten? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. „Sir. Ich bitte sie. Ist das wirklich nötig?“ Der alte Mann nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist es. Sie werden Eileen einweisen und ihr alles nötige beibringen. Sie ist eine gute Verstärkung für das Team.“ Katherina lächelte vergnügt und schüttelte zur Begrüßung die Hand der Agentin. „Freunde!“ Na das konnte ja heiter werden...

Schatten der Vergangenheit

Also noch mal zum mitschreiben: Sie arbeiten in einer Anstalt in der Menschen mit besonderen Fähigkeiten untergebracht sind und betreuen sie. Bei einem Unfall ist ein Großteil von denen entkommen und jetzt da draußen. Und unsere Aufgabe ist es die aufzuspüren und zurück zu bringen. Und wenn wir nichts zu tun haben warten wir bis irgendwas passiert und sitzen in diesem schäbigen Motelzimmer?“ „Das trifft es so ziemlich ja.“ Ethan saß auf seinem Stuhl gegenüber von Agent Eileen Foster. Nach der Geschichte mit Binns hatte Mr.

Hammond darauf bestanden dass sie dem Team beitrat. Ob das ganze wirklich so eine gute Idee war würde sich später noch zeigen. Der 32-Jährige hatte mit der jungen Frau noch so seine Probleme. Er kam einfach nicht mit ihr zurecht. Die Art und Weise wie sie sich ständig in alles einmischte und kritisierte wo sie nur konnte nervte ihn nicht nur, sie kostete ihn einiges an Geduld. Dwight und Katherina schienen mit dem Neuzugang keine großartigen Schwierigkeiten zu haben. Der Afroamerikaner sprach kaum mit ihm, aber schien ansonsten mit ihr zurecht zu kommen. Katherina mochte Eileen. Sie verbrachte jede freie Minute mit der

Agentin wenn sie konnte. Sie kamen gut miteinander aus und der 16-Jährigen schien es gut zu tun eine Frau im Team zu wissen. Mädels mussten eben auch mal unter sich sein, auch wenn Foster noch nicht sonderlich viel mit ihr anfangen konnte. Im Augenblick saß Kat auf ihrem üblichen Platz vor dem Fernseher und schaute sich Cartoons an. Dwight säuberte das Betäubungsgewehr. Der letzte Fall lag ein paar Tage zurück und mal nicht in Lebensgefahr zu schweben tat ihnen ganz gut. Besonders Ethan. Nach der Begegnung mit dem Marionettenspieler hatten seine Nerven blank gelegen. Der Patient wollte ihn

umbringen und wäre auch beinahe damit durchgekommen, hätte Foster ihn nicht vorher erschossen. Die Tatsache bei ihr in der Schuld zu stehen machte seine Situation nicht wirklich besser. „Und dieser Philipp Binns zum Beispiel war einer aus der C-Kategorie. Das habe ich soweit verstanden. Katherina ist in der Kategorie A oder?“ Er nickte und sah beiläufig über ein paar Akten. „Genau. Eigentlich ist sie der Stufe D zuzuordnen, aber wir haben lange mit ihr gearbeitet und wie sie sehen gedeiht sie prächtig.Sein sie unbesorgt. Sie tut keiner Fliege was zur Leide und sie hilft uns wenn es nötig

ist.“ „Katherina hilft!“, bestätigte das Mädchen lautstark, ohne sich dabei vom Fernseher umzudrehen. Mit den Beinen wippte sie auf und ab. Ihr schien ein wenig langweilig zu sein. Sie musste sich eben noch daran gewöhnen dass es Tage gab an denen man nichts zu tun hatte. Sie tat sich schwer darin ruhig zu sitzen und einfach mal nichts zu machen. Das lag ihr einfach nicht. Ethan war da ähnlich gestrickt, wobei es eher die Ungewissheit war die ihn plagte. Da draußen waren gefährliche Leute unterwegs und wer wusste schon was die im Schilde führten? Auch ging ihm das Gespräch mit Binns nicht so

leicht aus dem Kopf. War es wirklich so? Sperrten sie diese Leute weg weil sie nicht mit dem Umstand zurecht kamen dass sie etwas besonderes waren? Das ließ ihm einfach keine Ruhe. Vielleicht sollte er sich mal in Ruhe darüber mit Hammond unterhalten, wenn es die Zeit zuließ. „Und sie kann Dinge die sie malt zum Leben erwecken?“ „Genau. Alles was sie malt wird real wenn sie es will. Was das anbelangt gibt es viele verschiedene Fähigkeiten. Jeder Patient ist anders. Der Straßenkünstler Erik Smith zum Beispiel konnte alles was er anfasste in etwas anderes verwandeln. Der Opernsänger war so

etwas wie eine Sirene. Naja und Binns...er konnte die Leute nach belieben Steuern und mit ihn tun was er wollte.“ Die junge Frau schüttelte sich bei diesem Satz. Ihr schien bei dem Gedanken daran wirklich nicht ganz wohl zu sein. Er konnte es ihr auch nicht verübeln. Sie musste das eben erst einmal alles verarbeiten. Sie war auf diesem Gebiet eine Anfängerin. Nicht jeder kam direkt so gut damit zurecht. Vor allem wusste sie nicht einmal was da draußen noch für Patienten herumliefen. Von Viktor zum Beispiel hatte er ihr noch nichts erzählt. Es war besser wenn sie am Anfang so wenig wie

möglich wusste. Man konnte nicht wissen wie lange sie das überhaupt durchhielt und wenn sie sich dazu entschloss das Handtuch zu werfen, war es besser sie wusste nicht all zu viel. Außerdem war es gut wenn sie nicht alles wusste. Ethan mochte es nicht wenn Unschuldige in die Geschichte mit reingezogen wurden. Er konnte Foster zwar nicht leiden, aber dennoch zweifelte er an Hammonds Entscheidung. Immerhin war sie eine junge Frau am Anfang ihrer Karriere. Jetzt arbeitete sie in einem Job bei dem sie jeden Tag draufgehen könnte. Damit musste man lernen umzugehen. Es zu wissen und dem Tod dann aber auch von

Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen waren zwei Paar Schuhe. Er hatte ja selbst noch an den Geschehnissen des letzten Falls zu kauen. Fragte sich wie jemand wie Foster damit umging. Seiner Frau hatte er davon nichts erzählt. Wie denn auch? Es war besser wenn sie sich nicht unnötig sorgte. Trotzdem fürchtete er dass er vielleicht eines Tages nicht so viel Glück hatte. Er würde seine Frau und seine Tochter zurück lassen und die zwei würden wahrscheinlich die wahren Umstände nie erfahren. Er seufzte während er darüber nachdachte. Vielleicht war es wirklich besser aufzuhören wenn sie die ganze Sache

hinter sich gebracht hatten. Er hatte genug davon Carrie ständig wegen seiner Arbeit anlügen zu müssen und im Moment sah er die beiden so selten dass er sich fast schon fremd vorkam, wenn er am Wochenende nach Hause ging. War es bei Dwight ebenso? Soweit er wusste hatte der Afroamerikaner nur seinen Vater. Der Job ließ einem nicht viel Zeit für andere private Kontakte. Er hatte nie nachgefragt wie der Student damit zurechtkam. Zumindest machte er nicht den Eindruck als würde es ihn stören. Bei Foster bezweifelte er dass die überhaupt jemanden hatte der zu Hause auf sie wartete. Sie schien mehr der Karrieretyp zu sein. Nur am arbeiten

und keine Zeit für Freunde und Familie. Ein wenig erinnerte ihn das an sich selbst, wobei er sich hüten würde zwischen sich und der Agentin irgendwelche Vergleiche zu ziehen. „Für heute sollten wir Schluss machen“, erklärte Ethan schließlich nach einer Weile und erhob sich vom Stuhl. Das lange Sitzen hatte ihn träge werden lassen. Er streckte seine Glieder aus und gähnte herzhaft. Heute würden sie sowieso nichts mehr finden. Was das anging mussten sie dringend etwas an ihrer Organisation tun. Auf Dauer kostete es einfach zu viel Zeit immer nur abzuwarten bis irgendwas passierte.

Vielleicht konnte er mit Hammond darüber reden eine effektivere Methode zu finden. Immerhin hatten sie jetzt auch Foster auf ihrer Seite. Die konnte sicherlich auch etwas dazu beitragen. Für den Rest des Tages würde er es jedoch dabei belassen. Er war müde und brauchte dringend etwas Schlaf. Er sehnte sich nach zu Hause. In dem Motel fand er nie wirklich den erholsamen Schlaf den er gewohnt war. So zündete der Schwarzhaarige sich eine Zigarette an und schritt nach draußen. Der Nachmittag war einigermaßen warm und es hatte nicht geregnet. Wenigstens war das Wetter auf seiner Seite. Stumm sah er sich auf

dem Innenhof des Motels um. Hier und da waren ein paar Leute zu sehen, aber sonst wirkte alles ruhig und idyllisch. Beinahe schon etwas trügerisch. Er wusste dass da draußen irgendwo die Patienten waren und ihr Unwesen trieben. Nicht alle waren so gefährlich wie Binns oder Waslow, aber dennoch gab es welche von ihnen die einfach nicht mit der Außenwelt zurecht kamen. Katherina machte sich für ihre Verhältnisse ganz gut, aber nicht jeder war so gestrickt wie die Blondine. Wenn man lange Zeit in einer Anstalt verbracht hatte wirkte die Rückkehr nach draußen für manche einfach zu viel. Nicht alle konnten damit

umgehen. Ethan schritt den Gehweg vor dem Motel entlang und ließ sich auf einer Bank nieder. Lange blieb er allerdings nicht alleine. Aus den Augenwinkeln konnte er eine Bewegung wahrnehmen. Zuerst dachte er einer der Anderen wäre ihnen gefolgt, doch als er den Kopf hob traute er seinen Augen erst nicht: Es war eine junge Frau. Hübsch anzusehen mit schlanker Figur. Das braune Haar hing in Zöpfen beinahe bis zur Hüfte hinab. Im Haar trug sie eine rote Rosenknospe. Ihre Augen leuchteten wie Bernstein. Die Haut wirkte ziemlich blass, beinahe kränklich. Sie trug fingerlose braune

Handschuhe, eine weiße Jacke die innen mit Plüsch gefüttert war und dazu eine schwarze Jeanshose die eng anlag. Abgerundet wurde das Outfit von mattschwarzen Stiefeln in Lederoptik. Ihre Augen hatten dicke Ränder und auch sonst wirkte sie ein wenig kränklich. Sofort war Ethan aufgestanden. „Holly! Mein Gott Holly. Geht es dir gut? Was machst du hier draußen?“ Kaum zu glauben, aber tatsächlich war einer seiner Patienten zu ihm gekommen. Holly Nicholson. 24 Jahre alt. Aufgewachsen in New York. Sie kam vor 3 Jahren nach Willow Creek. Freiwillig. Sie war eine C-Patientin und

eigentlich eine ruhige und freundliche Person. Es hatte ihn ein wenig stutzig gemacht dass sie gegangen war. Sie jetzt zu sehen war ungewohnt. Vor allem in diesem Zustand. Er manövrierte die junge Frau in Richtung des Motels. „Ich habe sie gesucht Doktor. Ich brauche ihre Hilfe!“ „Shht. Ganz ruhig. Wir wärmen dich erst mal auf und dann sehen wir weiter.“ Innerhalb weniger Sekunden war er bereits wieder im Zimmer angekommen. Foster und die Anderen sahen ihn ein wenig perplex an als er mit der New Yorkerin ankam. Er setzte sie auf einen Stuhl und legte seine Hand auf ihre Stirn. Fieber hatte sie nicht. Dennoch

musste sie tagelang da draußen gewesen sein so wie sie aussah. Ohne ein Dach über den Kopf. Er griff nach einer Wasserflasche und reichte sie der jungen Frau. Sie trank in schnellen Zügen. Dwight und die anderen sahen sich den Neuankömmling musternd an. „Wer ist das?“ „Das ist Holly Nicholson. Sie ist eine der Patienten vom C-Trakt.“ Als Katherina die junge Frau erblickte sprang sie freudig auf und umarmte sie. „Holly!“ In ihrer Zeit in der Anstalt waren die beiden so etwas wie gute Freunde gewesen. Sicher war es schön für die 16-Jährige die andere jetzt

wiederzusehen. Auch für Ethan war das ein guter Moment. Sie war freiwillig zu ihm gekommen. Das war gut und zeigte natürlich auch dass nicht alle Patienten so waren wie Binns oder Smith. Sie war eher von der ruhigen Sorte und auch jetzt sagte sie kaum etwas. Sie musste erst mal zu Ruhe kommen. Sicher hatte sie einiges durchgemacht. Der Arzt kniete jetzt neben ihr und hielt ihre Hand. Es war besser sie jetzt nicht allein zu lassen. „Was ist passiert Holly? Warum bist du weggelaufen? Das passt doch gar nicht zu dir.“ Sie stellte die Wasserflasche auf dem Tisch ab und musterte ihn mit ihren

Augen. „Ich weiß, aber ich musste einfach raus. Meine Schwester. Sie liegt doch im Krankenhaus und ich musste einfach nach ihr sehen. Ich wollte nach New York, aber dann habe ich Albert getroffen. Er ist auch raus und wollte dass ich mit ihm komme. Er hat gesagt dass wir zusammen halten müssen. Ich hab natürlich nein gesagt und dann hat er mich verfolgt. Ich konnte ihn abhängen. Und dann habe ich nach ihnen gesucht. Ich hab rausgekriegt dass sie ein paar von uns wieder nach Willow Creek gebracht haben. Dann habe ich Katherina in der Stadt gesehen und bin ihr gefolgt. Natürlich hab ich gewartet

um zu sehen dass Albert mich nicht verfolgt hat, bevor ich zu ihnen kam.“ Sie sprach mit zittriger Stimme. Sie musste wirklich einiges hinter sich gebracht haben. Ethan hätte sich denken können dass sie nicht aus Eigennutz aus der Anstalt geflohen war. Sie wollte nach ihrer kranken Schwester sehen. Das war alles. Die Sache mit Albert war allerdings etwas das ihn alarmierte. „Du hast Albert getroffen? Hat er dir wehgetan?“ Sie schüttelte den Kopf. Die junge Frau wirkte ziemlich durcheinander. „Nein nein...ich...ich bin so müde Doktor...Darf ich mich ausruhen?“ Er nickte und half ihr auf die Beine.

Dann half er ihr dabei ihre Jacke und Stiefel auszuziehen, bevor er sie aufs Bett manövrierte. Sie deckte sich zu und schmiegte sich ins Kissen. Sie brauchte wirklich Ruhe. Für den Moment sollte sie schlafen und wieder zu Kräften kommen. Alles andere konnte er später noch besprechen. Dennoch war die Sache mit Albert etwas dass er nicht einfach ignorieren konnte. Er schritt zu den Kartons mit den Akten und suchte. Nach einigen Sekunden hatte er sie auch schon gefunden und warf einen Blick darauf. Foster sah ihm über die Schulter. „Wer ist das?“ „Albert Wilkins. Er ist einer der Patienten aus dem D-Trakt. Er ist

äußerst gefährlich. Er kann Elektrizität manipulieren. Wahrscheinlich hat er versucht Holly für seine Zwecke zu gewinnen. Als sie ablehnte wurde er wütend und hat sie verfolgt. Wenn er in der Stadt ist dann müssen wir ihn finden und dafür sorgen dass er keinen Schaden mehr anrichten kann. Dieser Mann ist gefährlich Eileen. Den können sie nicht mit Binns oder den Anderen vergleichen. Er ist psychisch instabil. Wir haben ihn eigentlich nur unter Verschluss gehalten da wir ihm nicht helfen konnten. Wir müssen hoffen dass er noch keine anderen Patienten außer Holly gefunden hat. Es wäre nicht gut wenn er sich mit anderen zusammen tut.

Ich muss nach Willow Creek fahren und mit Hammond reden. Sie bleiben zusammen mit den Anderen hier bei Holly und passen auf sie auf.“ Er griff nach seinem Mantel und zog ihn sich über. Besser er fuhr sofort los. Je eher sie sich um Wilkins kümmerten desto besser. Jemand wie er sollte nicht zu lange da draußen bleiben. Jedoch brauchte er mehr als nur Dwight und Foster. Immerhin handelte es sich hierbei um einen D-Patienten. Das war keine leichte Aufgabe. Er brauchte Hammonds Rat. Eine halbe Stunde später war er auch schon in der Anstalt angekommen. Nach

dem Ausbruch war man noch damit beschäftigt die Schäden zu reparieren, aber alles wirkte unter Kontrolle. Er schritt durch die Eingangshalle und steuerte direkt den Flur zu den Büros an. Besser er verlor keine Zeit und ging sofort zu Hammond. Ohne Umschweife klopfte er an der Tür zum Büro des Anstaltsleiters und trat ein. Norman saß an seinem Tisch und brütete über einigen Akten. Der alte Mann blickte auf und wirkte ein wenig verwundert den Schwarzhaarigen hier zu sehen. „Ethan? Was ist los? Ich dachte sie wären mit den anderen im Motel.“ Der Doktor nickte und ließ sich auf

einem Stuhl nieder. „Sir. Holly Nicholson ist bei uns aufgetaucht.“ Der Anstaltsleiter nickte und kratzte sich am Kinnbart. „Nicholson? Wo ist sie jetzt?“ „Bei den Anderen. Sie war total entkräftet. Sie wollte nach New York zu ihrer Schwester, aber dabei ist sie auf Albert Wilkins gestoßen. Er ist in der Stadt Sir. Deswegen bin ich zu ihnen gekommen. Das ist zu groß als dass Dwight und ich das stemmen könnten. Wir können diesen Mann nicht einfach wie Binns oder die Anderen einfangen. Das wird er nicht zulassen.“ „Wilkins? Was wollte er von

Nicholson?!“ „Er wollte dass sie mit ihm kommt. Wahrscheinlich damit sie zusammen umherstreifen. Sie hat abgelehnt und ist vor ihm geflohen. Ich habe sie fürs erste im Motel gelassen. Foster und die Anderen passen auf sie auf.“ Das hier duldete alles keinen Aufschub. Sie mussten schnell handeln und gegen Wilkins vorgehen. Er war zwar nicht vergleichbar mit Viktor Waslow, aber dennoch auf seine Art und Weise sehr gefährlich. Wer wusste schon was dieser Mann für einen Plan verfolgte? Besser man ließ es gar nicht erst dazu kommen dass er die Möglichkeit hatte ihn

umzusetzen. „Gut. Warten sie einen Moment. Ich werde mitkommen. Wir nehmen ein paar Leute mit. Gut dass sie direkt zu mir gekommen sind. Bei Wilkins ist es besser mit äußerster Vorsicht vorzugehen.“ Der Anstaltsleiter griff zu seinem Telefon und machte sich daran ein paar Leute zusammen zu trommeln. Ethan wartete und rauchte währenddessen eine Zigarette. Er war froh Hammond hierbei auf seiner Seite zu wissen. Er hätte ihn nicht um Hilfe gebeten, wüsste er sonst keinen Ausweg. Hierbei brauchte er die Erfahrung seines Chefs. Der wusste besser wie man mit solchen Patienten

wie Albert umging und konnte eine bessere Strategie entwickeln um sich darum zu kümmern. Wenn alles erledigt war würde die Stadt wieder um einiges sicherer sein. Dann konnte man sich auch in aller Ruhe um Holly kümmern. Vielleicht konnte man ihrem Wunsch nachkommen. Ihre Schwester war seit Jahren schwer krank und der einzige Mensch den sie noch an Familie hatte. Warum sollte man ihr also diesen Wunsch abschlagen? Hammond würde sicherlich auch nichts dagegen haben. Die Frau war nicht gefährlich, sondern besaß eine sanftmütige Seele. Sie war nach Willow Creek gekommen weil sie mit ihren Kräften nicht umgehen konnte.

Das war einfach zu viel für sie. Schon seit sie klein war hatte Nicholson die Gabe Pflanzen zu kontrollieren und ihrem Willen zu unterwerfen. Das ging soweit dass sie sogar deren Lebenskraft absorbieren konnte. Deshalb sah sie auch noch so jung aus für ihr Alter. Dennoch hatte sie Angst vor dem zu was sie fähig war und deshalb um Hilfe ersucht. Mittlerweile konnte sie ganz gut damit umgehen, aber in so einer Situation wie mit Wilkins war es gut von ihr, dass sie zu ihm gekommen war. Vorsicht war geboten. Die ganze Sache war äußerst sensibel zu behandeln. Ein falscher Schritt konnte Chaos auslösen. Solche Leute wie Albert fackelten nicht

lange. Wenn er sich bedroht fühlte, würde er sich verteidigen. Dabei war es ihm egal ob jemand zu Schaden kam oder nicht. Das musste Ethan bedenken. Der Mann war ganz und gar wahnsinnig. Anders konnte man es nicht beschreiben. Das hier war anders als jeder Fall den sie bis jetzt bearbeitet hatten. Nicht nur vom Standpunkt der Gefahr. Sie waren eigentlich noch nicht soweit. Deshalb hatte er auch Hammond mit eingespannt. Man durfte einen D-Patienten niemals unterschätzen. Vor allem wenn er daran dachte dass er schon beim letzten mal von Philipp Binns beinahe ermordet worden wäre. Dieses Mal würde er ein solches Risiko

nicht eingehen. Hier musste alles von Anfang an gut durchdacht sein. So wartete er ab bis Norman sein Telefonat beendet hatte. Der alte Mann erhob sich und zog nun ebenfalls seinen Mantel an. „Wir werden ins Motel fahren. Nicholson weiß sicherlich ein paar Informationen über Wilkins Aufenthaltsort. Wo er zuletzt gewesen ist. Da müssen wir ansetzen. Außerdem müssen wir vorsichtig sein. Es ist besser wenn Foster und Katherina im Motel bleiben. Sie würden dabei nur im Weg stehen. Ich will nicht dass sie in Gefahr geraten. Wir werden uns selbst darum kümmern. Allerdings muss ich sagen, dass wir hierbei kein Risiko

eingehen dürfen. Wenn wir Wilkins töten müssen, dann tun wir es. Besser so als wenn Unschuldige dabei sterben. So eine Geschichte wie mit Binns darf sich einfach nicht wiederholen. Da stimmen sie mir doch sicher zu oder Ethan?“ Er nickte nur. Hammond hatte Recht, auch wenn es eine rabiate Methode war. Sie mussten eben auch um das Wohl der anderen bedacht sein und wenn es nun mal keine andere Möglichkeit als diese gab dann war es eben so. Dieser Job zwang einen eben manchmal zu Handlungen die man eigentlich ethisch nicht mit sich vereinbaren konnte. Dennoch hatten sie in diesem Fall nicht wirklich eine andere Wahl. Vor allem

wollte der 32-Jährige kein Blut von Unschuldigen an den Händen kleben haben. Wilkins war ein Monster. Das ließ sich nicht abstreiten. Wenn er schon versucht hatte mit Holly Kontakt aufzunehmen würde er sicher auch nach anderen Patienten suchen. Nicht auszudenken was geschehen würde, wenn er auf Viktor oder die Zwillinge traf. Das durfte unter keinen Umständen geschehen. Zusammen würde sie niemand wirklich aufhalten können. Deshalb war es so wichtig Albert zu stellen bevor er dazu Gelegenheit hatte. So machten sich die beiden Männer wieder auf den Weg. Hammond hatte ein Team von 15 Mann aufgestellt die sie

dabei unterstützen sollten. Das war gut. Je mehr desto besser. Das wirkte sich positiv auf ihre Erfolgschancen aus. Diese Männer waren alles erfahrene Leute. Mit ihnen standen die Chancen besser Wilkins zu fassen. So erreichten sie schließlich wieder das Motel. Ethan stieg aus dem Auto aus und sah sich um. Etwas stimmte nicht. Die Tür zum Zimmer stand offen. Ein Fenster war eingeschlagen. Kein gutes Zeichen. Sofort eilte er ins Innere des Zimmers. Foster saß in einer Ecke. In der Hand hielt sie ihre Waffe. Alle Kugeln waren verschossen. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie hatte panische Angst. Das konnte man ihr ansehen.

Dwight lag zwischen den Betten und hielt sich die Brust. Hammond kam hinein und warf einen Blick auf das ganze. Es hatte einen Kampf gegeben. Die Glühbirnen waren alle zersprungen. Man konnte förmlich spüren dass die Luft statisch aufgeladen war. Kein Zweifel. Wilkins war hier gewesen. Er musste Holly weiterhin gefolgt sein. Von der jungen Frau war keine Spur zu finden. Katherina war ebenfalls verschwunden. „Wo sind die Mädchen?“, fragte Ethan langsam und half dem Afroamerikaner auf die Beine. Hammond und seine Leute kümmerten sich derweil um Foster. „Wilkins ist gekommen...Er hat die

beiden mitgenommen. Wir haben versucht ihn aufzuhalten, aber wir hatten keine Chance. Wir waren machtlos gegen ihn. Er hat uns überwältigt und Katherina und Holly mitgenommen. Mein Handy hat er sich ebenfalls gekrallt.“ Ethan half Dwight sich aufs Bett zu setzen. Der Student wirkte ziemlich angeschlagen. Eileen sagte noch immer kein Wort. Die ganze Sache musste sie ziemlich mitgenommen haben. Kein Wunder. Wilkins spielte in einer ganz anderen Liga als ihre bisherigen Fälle. Er war hier einfach hereinspaziert und hatte ohne weitere Probleme die Mädchen mitgenommen. Aber warum?

Was wollte er von Holly und Katherina? Dachte er er könnte sie auf seine Seite ziehen? Das war zumindest eine Möglichkeit. Ethan hoffte nur dass es den beiden gut ging. Er ließ sich auf der Bettkante nieder und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Wenig später klingelte das Handy. Dwights Nummer. Er nahm ab. Am anderen Ende hörte man erst nichts. Dann drang eine kühle Stimme an sein Ohr. „Hallo Ethan. Wie geht es dem Neuling und ihrer Freundin? Ich hoffe ich war nicht all zu hart zu den beiden.“ Er klang ziemlich selbstsicher. Der 32-Jährige ballte die Hand zur

Faust. „Wo sind die Mädchen Albert?“ Die anderen Anwesen horchten auf. Hammond deutete ihm an das Gespräch auf laut zu stellen, was der Arzt auch tat, damit alle mithören konnten. „Denen geht es gut. Machen sie sich keine Sorgen. Ich musste zwar ein wenig Überzeugungsarbeit leisten aber die beiden sind in besten Händen. Sie sind bei mir wo sie hingehören. Sie sind nicht wie sie. Sie verstehen ihre wahre Natur nicht. Sie sind nur Menschen. Ich allerdings kann die beiden verstehen und ihnen helfen die Wahrheit zu erkennen. Ihr seid nur darauf bedacht uns an der kurzen Leine zu halten. Jemand musste

etwas dagegen unternehmen. Das verstehen sie doch sicher. Ihnen wird kein Haar gekrümmt. Das versichere ich ihnen.“ Zumindest darauf konnte man sich verlassen. Er würde Katherina und Holly nichts antun. Sie waren seine Geiseln und er maß ihnen mehr bei als normalen Menschen. Sie waren sein Pfand. Soweit konnte er denken dass es gut war sie nicht zu töten. Solange sie also einen Wert für ihn hatten würde es den Mädchen gutgehen. Fragte sich nur wie lange das der Fall war. „Lassen sie die Beiden gehen. Sie haben nichts damit zu tun. Wenn sie Rache wollen, dann können sie mich haben

Albert. Nehmen sie mich und lassen sie die Mädchen frei.“ Der Mann am anderen Ende der Leitung lachte. Er schien ziemlich amüsiert über diesen Vorschlag zu sein. „Denken sie wirklich ich interessiere mich für sie? Oder für Rache? Ich hatte sie für klüger gehalten Ethan. Was habe ich davon wenn ich sie töte? Natürlich, es würde mir Vergnügen bereiten. Gar keine Frage. Ich könnte sie und ihre Leute ganz einfach aus dem Weg räumen, aber was hätte ich davon? Das wäre zu leicht. Das hat keinen Nervenkitzel. Sie sind nicht so wichtig wie sie glauben. Sie sind nur ein kleiner Fisch. Ein Zahnrad im Getriebe. Für

mich absolut unwichtig. Ich finde wir gestalten das ganze ein wenig interessanter. Was halten sie von einem kleinen Spiel? Wenn sie gewinnen, dann lasse ich die beiden gehen.“ Ethan starrte fassungslos ins Leere. Dieser Irre machte tatsächlich daraus ein krankes Spiel. Was erhoffte sich nur davon? Ihm blieb wohl nichts anderes übrig als zuzustimmen. Andernfalls würde er Holly und Katherina nicht retten können, wobei sich natürlich auch die Frage stellte ob sich Wilkins daran hielt. „Okay. Ich spiele.“ „Nein. Sie nicht. Wie ich schon sagte: Sie interessieren mich nicht. Vor allem

sind sie keine Herausforderung. Ich will mit Norman spielen. Er ist doch sicher auch bei ihnen.“ Hammond hob den Kopf. Ethan zuckte mit den Schultern. Was hatte Albert vor? Der Anstaltsleiter ließ sich neben dem 32-Jährigen auf dem Bett. „Ich bin hier Albert. Was wollen sie spielen?“ Es blieb ihnen nichts anders übrig als sich darauf einzulassen. Die Mädchen waren in Gefahr und ihre Leben standen auf dem Spiel. Wenn es eine Möglichkeit gab die Beiden zu retten dann mussten sie nach Alberts Regeln spielen. So perfide diese auch sein mochten. Im Augenblick waren sie einfach machtlos

und konnten sonst nichts tun. „Gut. Wir spielen. Ein Rätsel. Ich stelle ihnen drei Fragen. Die Antworten ergeben richtig zusammen gesetzt eine Adresse. Dort werden sie mich finden. Wenn sie falsch antworten, werde ich jedes mal eines der Mädchen töten.“ Ethan konnte spüren wie ihm das Herz in der Brust schneller schlug. Das konnte doch nicht sein ernst sein? Er spielte einfach so mit dem Leben der Mädchen? Was hatte er davon? Diente das alles wirklich nur seiner perversen Befriedigung? Würde Wilkins wirklich soweit gehen? Er war ein Monster. Daran bestand nun kein Zweifel mehr. Er hatte sie alle in

der Hand. Sie waren momentan vollkommen machtlos gegen den D-Patienten. Er hatte abgewartet und die Gunst des Augenblicks genutzt. Wahrscheinlich war er Holly die ganze Zeit über gefolgt. Unfassbar. Ethan hatte sich noch nie so machtlos wie in diesem Moment gefühlt. Er wusste nicht was er tun sollte. Jetzt lag es an Norman. Er musste die Fragen nur richtig beantworten. „Also gut. Ich werde ihr Spiel spielen Wilkins!“, sagte der alte Mann. „Sehr gut. Die erste Frage: Ich stehe vor einem Regal. Darin stehen nebeneinander mehrere Uhren. Zwei davon sind aus purem Gold. Die erste

goldene Uhr ist die sechste von links. Die andere ist die achte von rechts. Zwischen den beiden Uhren stehen genau drei andere. Wie viele Uhren sind im Regal? Sie haben eine Minute!“ Ethan begann zu überlegen. Eine Knobelaufgabe. Sehr schön. Hammond schloss die Augen und dachte nach. Seine Männer überlegten ebenfalls. Der Anfang war simpel. Die erste Uhr war die sechste von links. Das hieß sechs gab es auf jeden Fall. Das ganze war mit räumlichen Vorstellungsvermögen verbunden. „Tick tack Tick tack...“, kam es aus dem Hörer das Handys. Nicht hilfreich. Sie hatten noch 30 Sekunden um die

Aufgabe zu lösen. Norman sagte die ganze Zeit nichts, sondern hatte immer noch die Augen geschlossen. Es war als würde er angestrengt über die Lösung nachdenken. Foster saß am Tisch und kritzelte irgendetwas auf ein Blatt Papier. Wahrscheinlich ihre Art und Weise das Rätsel zu lösen. Schließlich endete sie und hob neun Finger in die Luft. „Neun“, kam es von Hammond. Es herrschte einen Augenblick lang stille. Sie alle fieberten mit. Hatten sie die richtige Antwort gegeben? Wilkins sagte eine Weile lang nichts. Dann konnte man hören wie er in die Hände

klatschte. „Sehr gut Norman. Das war aber auch viel zu leicht nicht wahr? Erinnern sie sich noch daran, wie sie mir damals solche Rätsel stellten? Sie wollten wissen wie klug ich bin. Wann war das? Vor 10 Jahren. Damals hatten sie noch mehr Haare und waren auch noch nicht so fett wie jetzt. Sie kamen immer zu mir und haben mir jeden Tag eine neue Frage gestellt. Diese hier war die allererste die sie mir stellten. Ich habe sie sofort gelöst. Wissen sie noch?“ Was war das denn jetzt? Offensichtlich gab es zwischen den beiden doch eine engere Vergangenheit als Ethan angenommen hatte. Das klang danach als

ob Albert mit dem Anstaltsleiter eine Rechnung zu begleichen hatte. Hatte er deshalb all das auf sich genommen? Lag dahinter doch nur der einfache Gedanke an Rache? War es wirklich so simpel? Wichtig war nur dass sie mit der Lösung auch die erste Zahl der Adresse hatten. Eine 9. Nicht wirklich viel aber immerhin schon etwas. Außerdem war niemand zu Schaden gekommen. Natürlich stellte sich auch die Frage ob Wilkins die Mädchen wirklich töten würde, sollte Hammond eine falsche Antwort geben. „Ja ich erinnere mich Albert. Sie waren immer ziemlich schnell mit den richtigen Antworten zu stelle. Das war sehr

beeindruckend. Sie sind intelligent. Warum also entführen sie diese beiden Mädchen? Wenn sie an mir interessiert sind, dann nehmen sie mich an ihrer Stelle. Es ist nicht nötig unschuldige da mit hinein zu ziehen.“ Wieder dieses kalte Lachen vom Anderen Ende des Handys. „Das wäre doch viel zu leicht. Was hätte ich davon? Es geht hierbei nicht einfach nur darum sie zu vernichten. Sie sollen am eigenen Leib erfahren wie es ist, nicht zu wissen was als nächstes geschieht. Sie sollen sich winden, zittern und vor Angst erbeben während sie sich fragen was ich als nächstes tun werde. Dann, wenn sie am Ende sind,

werde ich ihnen alles nehmen. Doch bis dahin, sollen sie einfach nur abwarten. Ich werde sie in 3 Stunden wieder anrufen. Dann stelle ich ihnen die zweite Frage. Bis dahin habe ich eine kleine Aufgabe für sie: In genau 3 Stunden werde ich eines der drei Kraftwerke in dieser Stadt überladen. An einem von ihnen habe ich eine besondere Konstruktion angebracht. Wenn sie diese entfernen, verhindern sie die Überladung des Kraftwerks. Wenn nicht...dann dürfen sie in Zukunft einige Menschen betrauern. Wiederhören.“ Und damit war es vorbei. Stille machte sich im Raum breit. Niemand der Anwesenden sagte etwas. Noch immer

war es kaum z u fassen was hier gerade geschah. Albert spielte mit ihnen und hatte sie genau da wo er sie haben wollte. Nicht nur dass er Holly und Katherina in seiner Gewalt hatte. Nein. Er würde auch unschuldige damit hinein ziehen. Ethan glaubte nicht dass das mit dem Kraftwerk nur ein Bluff war. Wilkins wirkte nicht wie der Typ der Scherze machte. Sie mussten handeln. Allerdings wusste er nicht mal wo sie ansetzen sollten. Die Situation war für alle ein Schock. Dieser Mann manipulierte sie genau nach seinen Wünschen und es gab nichts was sie dagegen tun konnten. Sie mussten nach seinen Regeln spielen, auch wenn ihnen

das nicht gefiel. „Ich werde die Kollegen vom FBI informieren dass sie Einheiten zu den Kraftwerken schicken. Außerdem sollten wir versuchen das Handy ihres Kollegen zu orten. Vielleicht haben wir ja Glück.“ Hammond schüttelte nur den Kopf „Ich fürchte nicht. Wir haben jeden unserer Mitarbeiter so abgeschirmt dass es nicht so leicht ist ihn zu finden. Das Risiko wäre zu groß dass etwas über Willow Creek nach draußen gelangt. Da werden sie kein Glück haben. Allerdings haben sie Recht. Wir sollten Einheiten zu allen Kraftwerken schicken und diese Konstruktion abschalten. Es dürfen keine Unschuldigen sterben. Foster sie

regeln das. Wir werden jeweils ein Kraftwerk untersuchen. Hickins, sie gehen mit Eileen. Meine Männer untersuchen das zweite Kraftwerk. Ethan und ich werden uns das dritte ansehen.“ Und damit war alles gesagt. Sie mussten schnell handeln. Wer wusste schon was Wilkins noch alles im Schilde führte. Man konnte nie wissen zu was dieser Mann alles fähig war. Nicht nur dass er sie mit seinem perfiden Rätsel auf Trab hielt, er hatte auch eine Menge unschuldiger mit seiner Kraftwerk-Drohung als Geisel genommen ohne dass diese Leute überhaupt etwas von der Gefahr wussten. Dieser Mann war

bis jetzt die größte Bedrohung. Er hatte sie herausgefordert und alles genau so arrangiert dass er im Vorteil war. Alles stand auf Messers Schneide. Am Ende konnte Ethan nicht sagen wie diese Sache hier ausging. Wichtig war nur die Überladung des Kraftwerks zu verhindern und die beiden Mädchen zu retten. Alles andere spielte im Augenblick keine Rolle. Er zitterte. Er hatte Angst. Sie alle waren in Gefahr. Das wusste alle. Dennoch durften sie nicht zögern. Dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel. Sie hatten eine Verantwortung der sie sich nicht einfach entziehen konnten. Ob sie es wollten oder nicht: Sie waren mitten drin und es

gab nur eine Lösung: Sie mussten Wilkins Spiel spielen, seinen Plan vereiteln und die Mädchen retten. Nicht mehr und nicht weniger, doch warum hatte er dann solche Zweifel? Hier stimmte einiges nicht. Alleine die Sache mit Hammond. Albert hegte anscheinend großen Groll gegen ihn. Was hatte Norman getan, dass der andere sich auf diese Weise an ihm rächen wollte? Das musste man noch herausfinden. Hier gab es einige Dinge die nicht stimmten. Dennoch galt es zu Handeln. Er würde später nach den Antworten auf diese Fragen suchen. So verließ er mit Hammond das Motel. Seine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt. Die

Zeit drängte....

Schatten der Vergangenheit - II

10 Jahre Früher - Herbst 1995 „Nein Gladis. Das ist alles. Notieren sie alles für den Termin morgen“, erklärte Norman der Informationsdame während er sich am Kopf kratzte. Der heutige Tag war eigentlich ganz angenehm gewesen. Die Patienten waren zwar etwas unruhig wegen der ständigen Unwetter, aber ansonsten war alles ruhig. Es war mittlerweile Nachmittag und er hatte gerade seinen Rundgang beendet. „Sir. Doktor Harkin hat nach ihnen geschickt. Es geht um den nächsten

Gesprächstermin mit Viktor Waslow. Er würde ihn gerne auf 14 Uhr morgen verschieben.“ Er nickte nur und warf einen Blick auf die Unterlagen. In letzter Zeit ging es Waslow nicht so gut. Der 18-Jährige war einer seiner schwereren Fälle. Die drei Jahre die er jetzt schon hier war gab es immer wieder neue Überraschungen. Nicht nur die Kräfte des Jungen waren gefährlich, sondern auch die Ansichten die er vertrat. Ein unheimlicher Kerl. Bei dem Gedanken daran musste der Doktor sich schütteln. „In Ordnung. Ich werde mich später damit befassen. Ich muss mich jetzt um die Neuaufnahme kümmern. Ist er schon

da?“ „Ja. Sie kamen vor Zehn Minuten. Ich habe sie solange ins Gesprächszimmer geschickt.“ „Gut. Das wäre dann alles Gladis.“ Damit verließ er die Eingangshalle und schritt den Flur entlang. Heute bekam Willow Creek Neuzuwachs. Ein junger Mann Namens Albert Wilkins. Er hatte selbst angerufen und einen Termin vereinbart, da er von normalen Therapeuten keine Hilfe mehr bekam. Hatte ihm erklärt er könnte 'Dinge' tun die sonst keiner konnte. Was genau das war musste Norman noch in Erfahrung bringen. Dann konnte er entscheiden ob das Sanatorium ein Platz für Albert war.

So klopfte er an die Tür zum Sprechzimmer und trat ein. Der Raum besaß einen Tisch mit drei Stühlen. Auf dem Tisch stand eine Lampe. In einer Ecke stand eine kleine Anrichte auf der eine Kaffeemaschine und ein Wasserkocher standen. Am Tisch saß ein junges Paar. Ein junger Mann mit kurzen Haar und blauen Augen. Er trug einen Wintermantel und schwarze Handschuhe. Ein Dreitagebart zierte seine Gesichtszüge. Die Frau war jung und wunderschön. Schwarze Haare die bis zur Hüfte hingen. Ein hübsches Ding. Beide lächelten als der Doktor den Raum

betrat. „Guten Tag. Mein Name ist Norman Hammond. Wir hatten telefoniert. Sie müssen Albert sein.“ Der Angesprochene erhob sich und nickte. Dann schüttelte er dem alten Mann zur Begrüßung die Hand. „Ja das stimmt. Das ist meine Freundin Eva. Sie ist mitgekommen. Sie ist die einzige die sonst noch von meinen...Talenten weiß. Ich war schon überall und habe nach Hilfe gesucht, aber bis jetzt hat man mich immer abgewiesen.“ Er klang ein wenig verzweifelt. Wahrscheinlich hatte er jeden Psychiater im Umkreis abgeklappert. Das Problem

war nur dass diese mit solchen Dingen eben keine Erfahrung hatten. Es gab Facetten auf dieser Welt mit denen nicht jeder zurecht kam. Das war nun mal so. Dafür gab es Anstalten wie Willow Creek in der man sich um solche Leute kümmerte und versuchte ihnen zu helfen so gut es ging. Sicher würde Norman auch für Alberts Problem eine Lösung finden. „Nun, es freut mich dass sie ihr Wohlergehen in unsere Hände legen. Ich bin mir sicher dass wir ihnen helfen können. Wir in Willow Creek sind damit vertraut mit Menschen wie ihnen umzugehen und ihnen dabei zu helfen mit ihren 'Kräften' zu leben. Dürfte ich

erfahren, was sie können?“ Albert wirkte ein wenig unsicher. Hammond sah ihn durch seine Hornbrille an. Anscheinend schämte er sich. Das war vollkommen normal. Wenn man anders war, dann distanzierte man sich natürlich weil man dachte dass man seltsam war. Er schämte sich anders zu sein. Diese Furcht musste Norman ihm nehmen. Seine Freundin Eva legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte. „Ist schon in Ordnung Schatz. Ich bin mir sicher dass du dem Arzt vertrauen kannst. Er kann dir vielleicht wirklich helfen.“ Der junge Mann zögerte, doch als diese junge Frau ihm Mut zusprach, schien ihn

das ein wenig von seiner Unsicherheit zu nehmen. Sie musste wirklich wichtig für ihn sein. Dass sie überhaupt zu einer Beziehung gekommen waren, war erstaunlich. Wenn Albert wirklich eine Fähigkeit besaß. Solche Fälle gab es, aber nicht oft. Meistens war es so dass die Partner durch die Kräfte der Betroffenen irgendwann zu Schaden kamen oder sich aus Angst von ihnen distanzierten. Hier schien es allerdings so dass die Freundin ihn unterstützte. Das war gut. Solchen Halt konnte er gebrauchen. Nun galt es allerdings erst mal festzustellen welche Art von Gabe er besaß. So ließ sich Norman auf dem freien Stuhl gegenüber der beiden

nieder. „Nun Albert. Ihre Freundin hat Recht. Ich bin hier um ihnen zu helfen, aber dafür müssen sie mir vertrauen. Hier sind sie unter Menschen die ebenfalls verschiedene Fähigkeiten besitzen. Sie müssen sich nicht fürchten.“ Wilkins nickte. Er schloss die Augen und begann sich zu konzentrieren. Erst geschah nichts. Dann begann das Licht im Raum zu flackern. Als nächstes begannen die Elektrogeräte verrückt zu spielen. Der Wasserkocher schien sich von alleine zu betätigen. Ebenso wie die Kaffeemaschine. Hammond überlegte während er fasziniert das Schauspiel um sich herum betrachtete. Dieser Mann war

wohl fähig irgendwie die Elektrizität um sich herum zu manipulieren. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Schließlich stoppte der junge Mann sein Schauspiel und die Elektronik im Raum kam wieder zur Ruhe. Einen Moment lang hielt Norman inne. „Danke Albert. Das ist wirklich beeindruckend. Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden werden damit sie lernen mit ihren Kräften umzugehen.“ Unsicher sah sein Gegenüber ihn an. „Sind sie sicher?“ Er nickte. „Natürlich. Sie haben eine besondere Gabe. Wir von Willow Creek werden unser bestes tun um ihnen im Umgang

damit zu helfen.“ Jetzt lächelte er. Das schien ihn beruhigt zu haben. Sicher, es würde einiges an Zeit kosten um zu sehen in welchem Spektrum seine Fähigkeit funktionierte, aber sicher würde Hammond eine Möglichkeit finden damit er mit ihr leben konnte. Er würde dabei natürlich auch Eva nicht auslassen. Albert brauchte diese junge Frau in seinem Leben. Sie war ein wichtiger Halt für ihn. Das war deutlich. „Danke Doktor. Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken kann.“ „Das müssen sie nicht Albert. Willkommen in Willow

Creek.“ Gegenwart – Herbst 2005 Der Regen prasselte unentwegt gegen die Fenster des Wagens. Inzwischen waren Hammond und Ethan auf dem Weg zum Westhills Kraftwerk, während sich die anderen um die übrigen kümmerten. Eines dieser drei war das Ziel von Wilkins und sie hatten keine Ahnung welches davon. Es ähnelte ein wenig der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Zeit spielte gegen sie. Es waren noch beinahe 2 Stunden bis die Überladung stattfinden würde. Allerdings war nicht sicher was Albert

damit bezweckte wenn er ihnen verriet wie sie das ganze aufhalten konnten. Das war merkwürdig. Vor allem aber schien es dieser Mann auf Norman abgesehen zu haben. Alle anderen waren ihm überhaupt nicht wichtig. Dies war eine Herausforderung an ihn. Es stellte sich nur die Frage nach dem Warum. „Was ist zwischen ihnen und Albert vorgefallen? War er schon immer so?“ Der Anstaltsleiter schüttelte den Kopf und seufzte. Die ganze Situation schien ihn wirklich sehr zu beschäftigen. Das konnte man ihm ansehen. Es war als hätte man einen alten Geist der Vergangenheit wieder wachgerüttelt. Ethan konnte das verstehen. Jeder hatte

irgendwelche Dinge in seiner Vergangenheit erlebt über die er nicht gerne sprach. Jedoch war es in diesem Fall wichtig so viel wie möglich über Wilkins zu erfahren, um ihn besser zu verstehen. Auch wenn es Hammond vielleicht nicht leicht fiel darüber zu sprechen. Es musste sein. Vielleicht konnte man irgendwie in der Vergangenheit etwas finden was ihnen helfen konnte gegen ihn vorzugehen. „Ganz und gar nicht. Wissen sie Ethan. Albert kam damals im Herbst 1995 zu uns nach Willow Creek. Er war ein ängstlicher junger Mann der sich vor seinen Kräften fürchtete. Seine Freundin Eva hat ihn damals unterstützt und

bekräftigt. Seine Fähigkeit war etwas besonderes. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen wissen sie? Diese Manipulation war etwas neues von dem wir selbst kaum eine Ahnung hatten. Es war damals noch nicht einzuschätzen wie gefährlich diese Fähigkeit war. Es mussten viele Tests gemacht werden. Ich habe viel Zeit darin investiert Albert zu helfen und naja wir wurden Freunde. Er war mir wie ein Sohn. Ihm konnte ich vieles über diese Welt beibringen. Über die Vielschichtigkeit von Fähigkeiten, ihren Ursprung und ihre Wirkung. Die Zusammenarbeit mit Wilkins hat auch dazu geführt dass er und ich ein Team bildeten. Auch damals

gab es schon jene die ihre Fähigkeiten da draußen nutzten um anderen zu schaden. Albert und ich suchten sie und brachten sie in die Anstalt. Ähnlich wie das heute bei ihnen mit Katherina ist, nur mit dem Unterschied dass Wilkins bei voller geistiger Gesundheit war. Überaus intelligent. Er war ein Genie. Er verstand seine Fähigkeit manchmal besser als ich es tat.“ Kaum zu glauben dass Hammond von dem Mann sprach der sie jetzt mit seinen perversen Spielchen traktierte. Das hatte Ethan nicht gewusst. Albert und Norman waren Freunde. Das erschwerte die Sache natürlich. Er konnte sich gar nicht vorstellen wie das

sein musste ihn jetzt zu jagen. Davon abgesehen dass niemand wusste wie die Geschichte ausgehen würde. Würde der Anstaltsleiter seinen alten Freund im Notfall töten können? Ein grausamer Gedanke. Der 32-Jährige überlegte wie er in einer ähnlichen Situation reagieren würde. Wenn zum Beispiel Katherina außer Kontrolle geriet. Daran wollte er gar nicht denken. Das ganze war schon schwierig genug für sie alle. Es stand so viel auf dem Spiel. „Was ist passiert Norman? Warum hasst Albert sie so?“ Hammond seufzte und schüttelte den Kopf. Er setzte die Brille ab und wischte sich eine Träne aus dem

Augenwinkel. „Ich...ich werde ihnen das erzählen wenn wir die Situation hier überstanden haben. Jetzt ist es wichtig dass wir schnell zum Kraftwerk kommen um das schlimmste zu verhindern.“ Das ganze ging ihm nah. So hatte er seinen Vorgesetzten noch nie zuvor gesehen. Natürlich hätte der 32-Jährige zu gerne gewusst was zwischen den beiden Männern vorgefallen war. Wieso sich Wilkins so verändert hatte. Er schien ganz das Gegenteil von dem Mann zu sein von dem Hammond hier sprach. Ethan konnte sich nur vorstellen dass seine Kräfte irgendwann zu groß geworden und außer Kontrolle geraten

waren. Eine andere Erklärung gab es nicht. Im Augenblick war das auch nicht so wichtig. Norman hatte ihm versprochen ihm später mehr darüber zu erzählen. Jetzt galt es sich erst einmal um die Situation am Kraftwerk zu kümmern. Sie hatten es fast erreicht. Vom weiten konnte man schon sehen wie die Elektrizität zwischen den Spulen pulsierte. Kaum vorzustellen was passierte wenn das Kraftwerk außer Kontrolle geriet. Zum Glück war nicht viel los. Auf dem Gelände herrschte ein wenig Unruhe. Ein paar der Arbeiter standen vor dem Kraftwerk. Die beiden Ärzte stiegen aus dem Wagen. Zielsicher schritten sie auf die Männer zu.

Hammond war der erste der das Wort ergriff. „Guten Tag die Herren. Mein Name ist Hammond und das ist mein Kollege Mr. Rain. Wir sind von der Aufsichtsbehörde. Gibt es ein Problem?“ Einer der Anwesenden nickte nur und paffte an einer Zigarette. Er machte nicht gerade den gepflegtesten Eindruck, aber das war im Augenblick eher Nebensache. „Ja. Jetzt wo sie es sagen. Die Spannung spielt seit ein paar Stunden total verrückt. Wir haben versucht der Sache auf den Grund zu gehen. Im Transformatorraum haben sind wir dann auf etwas gestoßen. Irgendjemand hat da

herumgespielt und eine Art Gerät installiert. Ich hab den Jungs gesagt sie sollen die Finger davon lassen. Sowas ist noch nie vorgekommen. Wir können das Kraftwerk auch nicht runterfahren. Irgendwas stimmt nicht.“ Treffer. Es war davon auszugehen dass Albert dieses Kraftwerk als sein Ziel ausgewählt hatte. Sie hatten noch etwas über eine Stunde Zeit um die Konstruktion zu aktivieren damit die Überladung verhindert wurde. Es war noch Zeit übrig. Er griff zu seinem Handy und wählte Fosters Nummer. Besser er informierte sie direkt so dass sie sich nicht die Sorge machen mussten weiter nach dem richtigen Kraftwerk zu

suchen. Es meldete sich allerdings nur die Mailbox. „Eileen. Hier ist Ethan. Hammond und ich sind am Westhills Kraftwerk. Scheint als wären wir am richtigen Ort. Kommt hierher wenn du das abhörst. Wir versuchen derweil die Überladung zu verhindern.“ Von den Spulen draußen sprühten Funken. Das würde nicht mehr lange dauern. Auch in der Ferne konnte man sehen wie immer wieder der Strom ausfiel und wieder hoch fuhr. Die Sache begann aus dem Ruder zu laufen. Sie durften keine Zeit mehr verlieren. Die Arbeiter führten die beiden ins Innere. Hier herrschte reges Treiben. Das

Personal lief aufgeregt durch die Gänge. Ein paar Unterhielten sich über die Probleme mit der Spannung. Nervosität lag in der Luft. Kein Wunder. Diese Leute konnten froh sein dass sie nicht wirklich wussten was los war. Das würde wahrscheinlich eine Panik auslösen und die konnten sie im Augenblick nicht gebrauchen. Besser man behandelte das ganze in Ruhe und diskret. Der Transformator befand sich im hinteren Innenhof. Ein riesiges Gerät. Immer wieder sprühten die Funken. Kleine Blitze zuckten an den Kabeln entlang. Nicht wirklich ein angenehmer

Ort. „Hier ist es Sir.“ „Gut. Gehen sie. Schicken sie die Leute weg. Wir kümmern uns darum.“ Gesagt getan. Es war besser wenn die Unbeteiligten den Schauplatz verließen damit keiner von ihnen zu Schaden kam und sie in Ruhe ihre Arbeit tun konnten. Die Konstruktion war schnell gefunden. Allerdings hatte Ethan keine Ahnung von solchen Sachen. Es war eine Art Tafel mit mehreren leuchtenden Punkten in vier verschiedenen Farben. Die Punkte waren immer von A-D markiert. Vier Ecken waren ebenfalls farblich unterteilt. Der 32-Jährige kniete sich davor nieder und

stutzte. „Haben sie eine Ahnung was das ist?“ Der alte Mann setzte die Brille ab und lehnte sich ein wenig nach vorne. Die Punkte auf der Tafel waren an verschiedenen Punkten aufgestellt. Das ganze wirkte beinahe wie eine Art Spielbrett. Der Anstaltsleiter drückte auf einen der Punkte der mit einem A beschriftet war. Jetzt leuchteten auf einmal alle A-Punkte. Hammond drückte auf ein Feld neben dem Punkt. Er bewegte sich nach rechts. Gleichzeitig bewegten sich alle anderen A-Punkte in die entgegengesetzte Richtung. „Das ist ein Rätsel.“ Großartig. Ethan sah auf die Uhr. Sie

hatten nicht mal mehr ganz eine Stunde und jetzt setzte Wilkins ihnen ein weiteres Spiel vor. „Die Farbigen A-D Figuren müssen in die jeweils farblich passenden Ecken gebracht werden. Jedes mal wenn wir einen Punkt bewegen, dann bewegen sich auch die anderen des gleichen Buchstabens in die entgegengesetzte Richtung.“ Er bewegte zwei weitere Punkte um zu überprüfen ob seine Theorie stimmte und tatsächlich lief alles so ab wie der Anstaltsleiter es erklärt hatte. Ethan war überhaupt kein Fan von solchen Sachen. Seine Frau Carrie war eher eine Rätselfreundin. Ihn hatte das nie

sonderlich interessiert. „Kennen sie sich damit aus?“ „Es wird etwas dauern aber ich denke ich kann das Rätsel lösen. Geben sie mir etwas Zeit.“ Er nickte und setzte sich in den Schneidersitz auf den Boden. Es war besser Hammond nicht zu stören und ihn in Ruhe arbeiten zu lassen. Für ihn bedeutete das jetzt abzuwarten. Nicht gerade seine Stärke. Wer wusste schon was Albert in der Zwischenzeit plante, oder was er den Mädchen antat? Er hatte Holly und Katherina immer noch in seiner Gewalt. Ethan hoffte natürlich dass es ihnen gut ging und er sich an sein Wort hielt ihnen kein Leid

zuzufügen. Natürlich aber auch nur solange wie sie seine Fragen beantworteten. Erneut warf der 32-Jährige einen Blick auf die Uhr. In 40 Minuten würde Wilkins sie wieder anrufen und seine nächste Aufgabe stellen. Dann hätten sie die nächsten Zahlen für die Adresse. Er hoffte dass alles glatt gehen würde. Sie durften einfach nicht scheitern. Das war keine Option. Jemand der so gefährlich war wie Albert musste einfach aufgehalten werden. Das Glück musste hierbei auf ihrer Seite stehen und ihnen erlauben dieses Böse zu bezwingen, bevor es größeren Schaden anrichten

könnte. 8 Jahre früher – Sommer 1997 „Bist du dir wirklich sicher Albert?“ Hammond wirkte besorgt. Eva schien ebenfalls nicht sonderlich begeistert. Sie standen in einer der leeren Hallen der Anstalt. Überall war elektrisches Gerät und Spulen aufgestellt worden. Wilkins stand an einem Computer und gab dort ein paar Daten ein. Sein Haar war mittlerweile etwas länger. Außerdem ließ er sich einen Kinnbart stehen. Heute trug er ein einfaches Schwarzes Shirt und eine schwarze Jeans. Seine Frau war in der gleichen

Farbe gekleidet. Hammond trug den für sich üblichen Arztkittel. „Keine Sorge Norman. Ich habe die elektromagnetischen Impulse unter Kontrolle. Die Tesla-Spulen werden die Elektrizität in eine sichere Bahn lenken. Hier kann absolut nichts passieren. Mach dir keine Sorgen.“ Er zwinkerte ihm zu und zündete sich eine Zigarette an. Er wirkte wirklich zuversichtlich. Das ganze war auf der Frage entstanden wie weit seine Kräfte reichten. In den letzten zwei Jahren hatte er eine große Gabe im Umgang damit bewiesen. Das ganze hatte ihn sehr viel selbstbewusster gemacht. Er war jetzt gar nicht mehr dieser nervöse

junge Mann den er kennen gelernt hatte. Er war außerdem ein guter Freund. Norman machte sich einfach nur Sorgen. Sein Ehrgeiz hatte in letzter Zeit kaum Grenzen gekannt. War er sich der Risiken die ein solches Experiment haben konnte wirklich bewusst? Hatte er wirklich alles richtig berechnet? Der Anstaltsleiter warf einen Blick auf den Monitor und überprüfte die Daten. Albert legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Keine Angst. Es wird klappen. Das weiß ich. Und dann wissen wir endlich wie viel Energie ich speichern und weiterleiten kann. Das wird

funktionieren.“ Eva wirkte unentschlossen. Sorge spiegelte sich in ihren Gesichtszügen wieder. Sie nahm ihren Mann beim Arm. „Schatz. Ich weiß dass dir das viel bedeutet, aber ist das wirklich gut? Was wenn etwas schief geht? Ich will dich nicht verlieren.“ Er streichelte ihr über die Wange und küsste sie sanft. „Mach dir keine sorgen Eve. Es wird funktionieren.“ Damit griff er nach einer Art Helm an dem mehrere Elektroden angebracht waren. Außerdem noch Handschuhe die genau so bestückt waren. Beides zog er an und marschierte in die Mitte der

Halle, wo mehrere Kabel auf dem Boden lagen. Die Enden waren mit Klemmen versehen. Albert begann jetzt damit nacheinander die Kabel an die Punkte auf den Handschuhen anzubringen. Hammond brachte alles am Kopf in richtige Position. Noch immer hatte er Zweifel. Tagelang hatte er schon versucht seinem Freund das hier auszureden. Ohne Erfolg. Er ließ sich einfach nicht überzeugen. Albert hatte die Idee dass wenn er Energie über längerem Zeitraum speichern und aufrecht erhalten konnte, es sicher dafür auch einen Nutzen im Bezug auf den Rest der Welt gab. Er wollte die Zivilisation verbessern. Ein edler Traum,

nur die Risiken...Hammond war sich einfach nicht sicher. Immerhin sprach Wilkins davon mehrere 1000 Volt durch seinen Körper zu jagen. Hier gab es berechtigte Zweifel. Väterlich legte er dem Blonden eine Hand auf die Schulter. „Albert. Ich weiß wie viel dir das bedeutet...aber bist du dir wirklich sicher dass du das tun willst? Was wenn etwas schief geht? Wenn dir etwas passiert? Ich könnte mir das nie verzeihen. Und denk an Eva. Du wirst bald Vater. Du hast eine Familie Albert. Was wenn dir etwas passiert?“ Der andere schüttelte nur lächelnd den Kopf. Es stimmte. Eva war schwanger und in ein paar Monaten würde sie einen

gesunden Sohn zur Welt bringen. Natürlich stellte sich hierbei auch die Frage ob Wilkins seine Fähigkeiten weiter vererben würde. Alles Dinge die man später noch herausfinden musste. Allerdings wollte er momentan nur dafür sorgen dass sich sein Freund nicht wegen irgendeiner Idee umbrachte und seine Frau zur Witwe machte. Der Blonde legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Doktor. Ich weiß was ich tue. Haben sie keine Angst. Mir wird nichts geschehen. Wenn das hier vorbei ist, dann sind wir auf dem besten Weg die Welt etwas besser zu machen. Das war auch ihr Traum. Wir können gemeinsam

viel erreichen. Das weiß ich. Der heutige Tag wird viel verändern. Glauben sie mir.“ Diese Zuversicht. Der Enthusiasmus mit dem er Sprach. Er war vollkommen davon überzeugt. Es hatte keinen Zweck dagegen anzugehen. Albert würde sich nicht überzeugen lassen seine Meinung zu ändern. Er würde das Experiment trotzdem durchführen. Egal was Norman dagegen zu sagen hatte. So nickte der alte Mann nur und trat zum Kontrollpult. Eva stand neben ihm. Seine Hände zitterten. Wilkins zwinkerte ihm zu und nickte. „Okay. Fangen sie mit 500 Volt an.“ Damit schob der Arzt einen Regler nach

oben. Die Spulen begannen zu leuchten. Blitze stoben zwischen ihnen hin und her. Die Elektrizität wanderte durch die Kabel direkt in Alberts Körper. Er stand einfach nur da, schien beinahe erschlagen davon. „Doktor...Das ist unglaublich...Dieses Gefühl...“ „Ist alles in Ordnung Albert?“ „Aber ja. Ich fühle mich gut. Keine Sorge. Gehen sie jetzt auf 2000!“ Er zögerte. War das wirklich gut? Sie hatten noch nie eine so hohe Ladung ausprobiert. Das ganze Experiment war schon heikel genug. Er wollte kein Risiko eingehen. Dennoch schob er den Regler weiter nach oben. Albert begann

ein wenig zu zittern, wirkte aber sonst in Ordnung. Es schien ihm gut zu gehen. Eva betrachtete das ganze unsicher und nahm den Doktor bei der Hand. Sie machte sich Sorgen. „Keine Angst. Er weiß was er tut.“ Er klang nicht wirklich selbst von sich überzeugt. Hoffentlich wusste Albert das wirklich. „Weiter auf 5000...“, befahl er nur. Norman tat es. Langsam aber sicher schienen sich erste Wirkungen bei dem Blonden zu zeigen. Er begann zu schwitzen. Er verzog das Gesicht. Da stimmte etwas nicht. „Albert ist alles in Ordnung?“ Er nickte einfach nur und kniff die

Augen zusammen. „Ja....weiter...8000...“ „Bist du sicher?“ „Tun Sie's!“ Wilkins sprach mit einer Stimme die keinen Widerspruch duldete. Hammond zögerte. Er wollte ihn nicht verletzen. Ganz langsam schob er den Regler weiter nach oben. Das erste mal ging Albert in die Knie. Funken Stoben aus den Kabeln und Spulen. Seine Nase und die Ohren begannen zu bluten. Eva war verzweifelt. „Norman bitte. Helfen sie ihm!“ „Nein! Ich kann noch. Weiter! Auf 10.000!“ Das war Wahnsinn. Der Doktor

schüttelte den Kopf und tat einen Schritt auf seinen Freund zu. „Bitte Albert. Hör auf! Das kann sie töten! Ich bitte dich!“ Der andere zwang sich wieder in den Stand. Man konnte ihm die Anstrengung deutlich ansehen. Dennoch wirkte er entschlossener denn je. Auch unter Schmerzen verfolgte er weiter sein Ziel. „Nein...Norman...du hast gesagt du hilfst mir...also tu es auch verdammt!“ Funken stoben jetzt aus seinen Händen. Er war angespannt. Der Anstaltsleiter betrachtete das ganze nachdenklich. Konnte er das wirklich tun? Was wenn ihm etwas passierte? Eva würde ihn das Kind großziehen müssen. Konnte man

das verantworten? Hatte Albert wirklich alles unter Kontrolle? Wusste er was sein Körper wirklich aushielt? War er nicht vielleicht schon über die Grenze gegangen? Der Patient lächelte jetzt zuversichtlich. „Mir geht es gut. 10.000 Volt.“ Langsam schritt Hammond wieder zum Kontrollpult. Er zögerte und tauschte mit Eva nervöse Blicke aus. Ihr Freund ließ sich nicht davon abbringen. Langsam bewegte er seine Hand zum Regler und schob ihn bis zum Anschlag. Dies war die höchste Stufe die möglich war. Albert schrie und sank zu Boden. Funken stoben jetzt sogar aus dem Pult. Der ganze Körper des Blonden schien

unter Strom zu stehen. Er schrie vor Schmerz. Norman bewegte den Regler zurück. Von überall stoben Funken in alle Richtungen. Blitze zuckten durch den Raum. Aus Alberts Körper hinaus. Mehrere auch in ihre Richtung. Dann wurde es dunkel im Raum. Hammond war in die Knie gegangen. Wilkins kauerte auf dem Boden. Blitze züngelten über seinen Körper. Seine Augen glühten förmlich. Schnell war der Anstaltsleiter bei ihm. „Albert? Alles in Ordnung?“ Er wollte ihm auf die Beine helfen, aber sein Freund schob sich von ihm weg. „Nein...nicht anfassen...ich hab...ich habs...Der Strom ist in

mir...“ Er hatte starke Schmerzen und Probleme zu sprechen. Das ganze war zu weit gegangen. Der Blonde kam langsam auf die Beine und sah sich im Raum um. Dann erblickte er etwas dass ihm den Schock ins Gesicht trieb: Eva lag neben dem Pult auf dem Boden. Sie rührte sich nicht. Ihre Augen lagen offen und starrten in seine Richtung. Sofort waren Hammond und Albert bei ihr. Der alte Mann fühlte den Puls der jungen Frau....und schüttelte den Kopf. Tränen liefen ihm übers Gesicht. „Albert...oh mein Gott...sie....sie ist

tot...“ „Nein...Nein!“ Er beugte sich über seine Freundin und legte seine Hände auf ihre Brust. „Ich kann sie retten!“ Und damit schickte er langsam Stromstöße durch ihren Körper. Eva zuckte immer wieder auf. Am langsam waren es nur leichte Stöße, aber je aussichtsloser es schien desto mehr Strom jagte Wilkins durch ihren Körper, ehe er zu weinen begann und über ihr zusammen brach... Gegenwart – Herbst 2005 „Ich

habs.“ Gerade rechtzeitig hatte Hammond es geschafft das Rätsel zu lösen. Die Konstruktion aktivierte sich. Die Elektrizität schien sich langsam wieder zu beruhigen. Tatsächlich. Sie hatten verhindert das Albert das Kraftwerk überladen konnte. Sie hatten die Situation gelöst und vielen Menschen das Leben gerettet. Gerade noch rechtzeitig bevor die Zeit abgelaufen war. In diesem Augenblick trafen auch Dwight und die anderen beiden ein. „Habt ihrs?“ Ethan nickte zufrieden und zündete sich eine Zigarette an. Erleichterung kam in ihm auf. Sie hatten es wirklich

geschafft. Das Kraftwerk war jetzt sicher. Hammond wischte sich den Schweiß von der Stirn und seufzte erleichtert. Der Anstaltsleiter hatte es wirklich hinbekommen und sie alle gerettet. Die Freude blieb allerdings nur von kurzer Dauer, denn sogleich klingelte Ethans Handy. Wilkins rief an. Er zögerte einen Augenblick lang. Das nächste Rätsel wartete auf sie. Wieder war es soweit dass das Leben eines der Mädchen auf dem Spiel stand. Der 32-Jährige nahm den Anruf an und schaltete den Lautsprecher ein. „Ich nehme an Norman hat mein kleines Rätsel gelöst. Ich habe es nicht anders erwartet. Gut gemacht. Sie sind wirklich

beeindruckend.“ Hammond schüttelte nur den Kopf. „Albert. Hören sie auf. Noch ist es nicht zu spät.“ Der andere lachte nur. „Oh doch das ist es. Für mich ist es seit Jahren zu spät. Sie haben mir alles genommen was ich liebte. Jetzt werde ich ihnen alles nehmen was ihnen lieb und teuer ist Doktor. Danach werden sie mich auf Knien anwinseln ihrer lächerlichen Existenz ein Ende zu bereiten. Es dauert nicht mehr lange. Dann werde ich das tun das ich vor 10 Jahren hätte tun sollen Norman. Das Spiel ist noch nicht vorbei! Am Ende werden sie alles verlieren!“

Schatten der Vergangenheit - III

8 Jahre früher – Sommer 1997 Er hasste Friedhöfe. Obwohl es Mitte Juli war, hatte das Wetter die Angewohnheit bei solchen Anlässen komplett aus dem Rahmen zu fallen. Der Himmel ergoss sich in Strömen über ihnen, während Norman zusammen mit Albert und vier anderen Männern den dunklen Eichensarg den Hügel hinauf schleppte. Hinter ihnen folgte die Trauergemeinde. Der Weg war Steil und nicht nur sein Körper schien zu schmerzen. Auch innerlich litt er. Ebenso wie sein guter Freund. Nach dem

Experiment änderte sich alles. Die Trauer war erdrückend für sie beide. Man hätte das ganze verhindern können, wenn man es gar nicht hätte dazu kommen lassen. Innerlich verfluchte er sich selbst dafür, dass es ihm nicht gelungen war seinen Freund davon zu überzeugen das ganze sein zu lassen. Am Ende hatten Eva und ihr ungeborener Sohn dafür bezahlt. Albert hatte seine Familie verloren. Wie er mit dem Verlust umgehen würde war jetzt noch nicht abzuschätzen. Wichtig war nur dass man ihn dabei unterstützte und ihm Halt gab. In solch einer Zeit sollte niemand allein gelassen werden. Besonders nicht Albert. Norman wusste

nicht wie ein Mensch wie er mit diesem Verlust umgehen würde. Er hatte immer so enthusiastisch und selbstbewusst gewirkt. Jetzt allerdings war davon nichts mehr zu sehen. Seit dem Unfall hatte er nicht mehr wirklich geschlafen und sich zurück gezogen. Es war überhaupt ein Wunder ihn heute hier anzutreffen. Er sagte jedoch nicht viel. Meistens schwieg er und schien über etwas nachzudenken. Das schlimmste jedoch waren diese Augen mit denen er die meiste Zeit gemustert wurde. Hammond hatte seinen Freund noch nie mit einem solchen Ausdruck gesehen. Er bereitete ihm Unbehagen. Da war dieses seltsame

Gefühl dass er nicht loswerden wollte. Seit dem Tag im Labor war etwas mit Albert geschehen. Er konnte nur noch nicht genau sagen was das war. Die Zeit würde es zeigen. Natürlich hoffte er aber, dass sich der Mann wieder fangen würde. Dass er irgendwann wieder Kraft schöpfen konnte. Manche erholten sich davon niemals, aber er schätzte Wilkins nicht als solchen Menschen ein. Er war stark. Wenn es jemand schaffte, dann war er es. Es würde nur etwas dauern, bis die Wunden heilten. „Sie hat den Regen immer gemocht“, erklärte der Blonde ihm schließlich als sie Zeremonie vorüber war. Es war ruhig und leer auf dem Friedhof. Die

Trauergemeinde hatte sich zurück gezogen. Nur sie waren geblieben. Beide trugen einen schwarzen Mantel und einen Regenschirm. Norman hatte für diesen Tag außerdem eine Melone als Kopfbedeckung ausgewählt. Er tat sich bei solchen Anlässen immer schwer, die richtige Kleidung auszuwählen. Stumm bedachte er seinen Freund während beide vor dem Grab der verstorbenen standen. „Sie mochte es einfach draußen zu sitzen. Das Gefühl der Tropfen auf ihrer Haut. Wie sie glänzten. Ihr nasses Haar. Ein traumhafter Anblick.Meistens hat sie sich deswegen immer eine Erkältung

eingefangen.“ Er klang seltsam gefasst, starrte dabei auf die Inschrift des Grabsteins. In der einen Hand hielt er eine weiße Orchidee. Ihre Lieblingsblume. Langsam legte er sie vor das graue Marmor und hielt einen Moment lang inne. Hammond fasste ihn bei der Schulter. „Ich wünschte, man hätte es verhindern können Albert. Einen Menschen wie Eva zu verlieren ist nicht einfach. Du sollst nur wissen, dass du nicht alleine damit bist. Wir sind Freunde. Daran sollst du dich immer erinnern. Sie war auch meine Freundin und ein wundervoller Mensch. Ihr Verlust kann niemals wieder gut gemacht

werden.“ Der Andere erhob sich nur und nickte. Inzwischen war das Haar vom Regen ganz nass geworden. Trotz des Regenschirms, den er nicht mal richtig fest hielt. Es war als sei er hier und wieder überhaupt nicht anwesend. Mit den Gedanken ganz woanders beschäftigt. Als würde er alles im Kopf noch einmal durchgehen was geschehen war. Das tat er schon die ganze Zeit. Bei Norman war es nicht anders. Diese Frage beschäftigte ihn die ganze Zeit, obwohl er die Antwort bereits wusste: Sie hätten diese beiden Leben retten können. Sie waren ein unnötiges Opfer. Er war sich nicht einmal sicher wofür

sie gestorben waren. Dieses Experiment hatte so viel zerstört dass man nicht wieder richten konnte. Nichts würde mehr so sein wie früher. „Es ist meine Schuld Albert. Ich hätte dich mehr davon abhalten müssen. Ich hätte das Experiment nicht gutheißen dürfen.“ „Nein Norman. Ich wollte es. Ich war blind und habe den Preis dafür gezahlt. Du warst immer ein guter Freund für mich und Eva. Hast immer das Beste für uns gewollt. Dir könnte ich niemals die Schuld daran geben. Nicht nach allem was du für uns getan hast. Ohne dich wären wir heute nicht hier. Du hast mir geholfen und mir einen Weg gezeigt. Das

ist nun mal das was ich daraus gemacht habe.“ Trauer und Bitterkeit schwangen in seiner Stimme mit. Der alte Mann wusste nichts mehr darauf zu sagen, so dass sie einfach nur dort standen und schwiegen, während der Himmel über ihnen unaufhörlich weinte... Gegenwart – Herbst 2005 „Das zweite Rätsel Norman. Sind sie bereit? Stellen sie sich folgendes vor: Sie sind auf einer Hochzeit. 14 Gäste und nach einer kleinen Rede wird angestoßen. Wie oft, wenn jeder mit jedem einmal anstößt? Antworten sie

richtig haben sie wieder eine Zahl der Adresse. Wenn nicht, stirbt eines der Mädchen. Sie haben eine Minute!“ Es war still geworden. Noch immer saß Ethan auf dem Boden und rauchte eine Zigarette. Sie hatten zwar das Kraftwerk gerettet aber jetzt gab es das nächste Rätsel zu lösen. Hammond schien angestrengt darüber nachzudenken. Dwight und Foster ebenfalls. Das war wirklich nicht so einfach. Natürlich machte es die Tatsache schwieriger, dass wieder ein Leben auf dem Spiel stand. Wilkins spielte keine Spielchen. Er würde Holly oder Katherina töten, wenn sie falsch antworteten. Das war sicher. Er war

nervös, so wie alle anderen die angestrengt versuchten die gestellte Aufgabe zu lösen. Hammond hatte wieder nachdenklich die Augen geschlossen und überlegte. Diese innere Ruhe die er an den Tag legte war gespenstig. Immerhin handelte es sich bei ihrem gemeinsamen Feind um niemand anderen als den alten Freund des Anstaltsleiters. Ethan konnte noch immer nicht verstehen wie er es schaffte so gefasst zu sein. So gelassen. Verbarg er es einfach nur gut genug vor ihnen? Da war er sich nicht sicher. Der alte Mann öffnete die Augen. „91“, antwortete er knapp und

entschlossen. „Sehr gut Norman. Ich wusste dass du mich nicht enttäuschst. Zwei gelöst fehlt noch eins. Ich werde sie in einer halben Stunde wieder anrufen. Dann stelle ich ihnen die letzte Frage.“ Damit legte er auf. Kurz tauschten sie einander Blicke aus bevor sich der 32-Jährige erhob. Es gab keine Zeit zu verlieren. Die letzte Aufgabe stand ihnen kurz bevor. Eine halbe Stunde noch, dann würde sich alles entscheiden. Der letzte Teil der Adresse. Es war noch nicht zu spät. Es gab eine Chance Katherina und Holly zu retten. Sie würden Albert aufhalten. Es musste einfach so sein. Bis dahin hieß es

allerdings zu warten. Fürs erste sollten sie wohl zum Motel zurückkehren. Von dort aus hatten sie einen besseren Bezugspunkt zu allen möglichen Orten. „Hier können wir nichts mehr tun Sir. Lassen sie uns zurück ins Motel fahren. Ich muss mit ihnen reden. Fahren sie mit mir?“ Der Anstaltsleiter nickte nur und folgte ihm langsam. Die beiden setzten sich ins Fahrzeug und fuhren los. Mittlerweile hatte sich die Dunkelheit über die Stadt gelegt. Sie waren kurz davor diesen Fall abzuschließen. Einen Fehler durften sie sich jetzt nicht erlauben. Der Schwarzhaarige seufzte und sah aus dem Fenster. Es war an der Zeit dass

man einige Ungereimtheiten aufklärte. „Was war da damals zwischen ihnen und Albert? Warum hegt er solch einen Groll gegen Sie?“ Der alte Mann dachte nach. Es ging hierbei um ihn. Ethan musste endlich erfahren was da passiert war. Das war er ihm einfach schuldig. Er musste die Wahrheit wissen. „Albert war immer voller Tatendrang. Er dachte er könnte mit seiner Kraft den Menschen helfen. Er hat viel Zeit damit verbracht zu analysieren und zu lernen in wie weit seine Fähigkeiten funktionieren. Er wollte ein Experiment durchführen. Albert war neben der Manipulation von Elektrizität auch in der

Lage diese zu speichern und daher wollte er herausfinden wie viel und in wieweit dies vielleicht nutzen könnte. Ich habe zuvor versucht ihn davon abzubringen. Es war einfach viel zu gefährlich, aber er hörte nicht auf mich. Wir haben alles aufgebaut. Er hat die Berechnungen durchgeführt. Alles stimmte, jedoch war die Energie zu groß. Er konnte sie nicht kontrollieren. Es gab einen Unfall. Bei dem starben seine Frau Eva und sein ungeborener Sohn. Danach war Albert nicht mehr derselbe. Er gab mir die Schuld an allem und veränderte sich grundlegend. Er wurde kalt...aggressiv. Irgendwann sah ich keine andere Möglichkeit mehr als

ihn in den D-Trakt zu sperren.“ Er stoppte. Das musste hart für ihn gewesen sein. Immerhin waren die beiden gute Freunde. Wilkins hatte seine Frau und seinen Sohn verloren und am Ende Hammond für alles verantwortlich gemacht. Kein Wunder dass er durchgedreht war. Ethan konnte sich einen solchen Verlust kaum vorstellen. Er fragte sich wie er reagieren würde, sollte Carrie oder Sofia etwas passieren. Das konnte er nicht ertragen. Sie waren seine Familie. Sein Halt und das was ihm in schweren Zeiten Kraft und Stärke gab. Albert hatte seine damals verloren. Dieser Mann hatte nichts mehr und daher kümmerte es ihn auch nicht was er

hierbei aufs Spiel setzte. Nachdenklich tippte der Schwarzhaarige mit den Fingern auf dem Lenkrad herum. „Sie haben keine Schuld Sir. Sie haben versucht ihm zu helfen. Albert hat seinen Weg selbst gewählt. Vielleicht ist es jedoch noch nicht zu spät. Sie waren Freunde. Wenn jemand ihn davon überzeugen kann diesen Wahnsinn zu beenden, dann sind sie das. Das weiß ich. Vielleicht ist nicht alles von dem alten Wilkins zerstört. Vielleicht existiert ihr Freund noch. Sie müssen ihn nur erreichen.“ Der Anstaltsleiter schüttelte wehmütig den Kopf. Er wirkte nicht sonderlich

zuversichtlich. „Ich weiß nicht ob ich das schaffe Ethan. Es ist zu viel geschehen. Das ist Jahre her. Wir beide haben uns sehr verändert seit damals. Albert ist nicht mehr der Mann der er war. Er ist eine Gefahr für sich selbst und für Andere. Sie haben gesehen wie rücksichtslos er ist. Ich befürchte ich kann ihn nicht mehr erreichen.“ „Sie müssen es versuchen Norman. Sie sind ein guter Mensch. Wenn jemand Wilkins überzeugen kann, dann sind sie es. Denken sie an Holly und Katherina. Ihre Leben hängen davon ab. Sie können die beiden retten. Das weiß ich. Ich werde sie unterstützen so gut ich

kann.“ Das würde er. Diese Sache war für Hammond sicher nicht einfach. Albert war einmal sein Freund gewesen. Jetzt gegen ihn zu spielen war sicher schwierig. Ethan würde seinem Chef helfen wo er nur konnte und an seiner Seite bleiben, damit sie gemeinsam diesen Alptraum überstanden. So erreichten sie schließlich das Motel. Gerade rechtzeitig denn wieder klingelte das Handy. Der 32-Jährige zitterte, während er das Gespräch auf laut stellte. „Also Norman. Gut gemacht. Du und deine Leute ihr habt euch gut geschlagen. Ihr habt das Kraftwerk abgeschaltet, meine kleinen Rätsel gelöst

und steht so kurz vor dem Sieg. Fühlt sich das nicht gut an?“ Langsam aber sicher hatte Ethan genug von diesem Kerl. Er genoss seine Position. Ließ sie zappeln und im Ungewissen. Es war an der Zeit dass sie dieses perfide Spiel ein für alle mal beendeten und ihn zur Rechenschaft zogen. Sie mussten diese letzte Frage richtig beantworten. „Albert. Es ist genug. Wir haben bis jetzt getan was du wolltest. Wir spielen dein Spiel. Lass es uns hinter uns bringen, damit wir die Sache beenden können.“ Hammond wirkte müde. Er hatte genug von all dem. Das konnte man ihm

deutlich ansehen. Das ganze kostete ihn Kraft, auch wenn er es nicht zeigte. Zumindest nicht vor den anderen. Verständlich denn er wollte sicher nicht dass sie ihren Willen verloren. Er musste für sie alle stark sein. Damit sie Selbstbewusstsein schöpften und weitermachten. „Gut gut. Die letzte Frage: Ein Mann geht über die Straße. Er sieht ein rotes Haus und weiß sofort dass er pleite ist. Warum?“ Stille herrschte im Wagen. Ethan hatte keine Ahnung was des Rätsels Lösung war. Norman war hierbei auf sich allein gestellt. „30 Sekunden“, kam es nur von Wilkins.

Die Anspannung der beiden Männer war deutlich spürbar. Alles oder nichts hieß es jetzt. Sie waren so kurz davor es zu schaffen. Sie konnten dieses Spiel gewinnen. „Er spielt Monopoly. Die Straße ist die Schlossallee.“ „Genau Norman. Fast geschafft. Die Adresse ist 991 Castle Street. Ich würde es bevorzugen wenn du allein kommst. Ethan kannst du mitnehmen. Damit du nicht ganz alleine dar stehst. Wir sehen uns dann.“ Er legte auf. Ethan trat sofort aufs Gas. Die Adresse war nicht weit weg. Es war ein altes Lagerhaus am Ende der Stadt. Innerhalb einer viertel Stunde hatten sie

ihr Ziel erreicht. Das Gebäude war alt und wirkte herunter gekommen. Vorne stand ein Auto. Wahrscheinlich Wilkins Wagen. Durch ein Loch im Zaun kamen beide Männer durch. Drinnen war deutlich Aktivität zu erkennen. Lichter flackerten und tänzelten. Was war das hier? Was hatte Albert vor? Ethan schritt in Richtung der Tür, doch sein Chef hielt ihn am Arm zurück. „Sein sie vorsichtig. Ich weiß nicht was uns hier erwartet. Albert ist unberechenbar. Das wissen sie genauso wie ich. Ich kann ihnen nicht sagen wie das ganze hier endet. Sein sie bereit.“ Der 32-Jährige nickte. Zusammen schritten sie durch eine Tür ins Innere

der Halle. Hier standen unglaublich viele elektronische Gerätschaften. Tesla-Spulen. Computer. Wilkins befand sich an einem Kontrollpult. Die Mädchen waren weiter oben im höheren Stockwerk der Halle gefesselt. Jeweils eine an einer Spule. Was war das hier nur? Norman schien das ganze zu kennen. Er sah sich im Raum genau um, ehe sein Blick den Blonden traf. Sein Gesicht wirkte alt und eingefallen. Das Haar hing bis zu den Schultern herab. Den Bart hatte er abrasiert. Seine blauen Augen leuchteten ihnen kalt entgegen. Er trug einen langen Schwarzen Mantel. Ein Lächeln huschte über seine Lippen

als er die beiden Männer erblickte. „Norman. Das alter steht dir wirklich. Und das ist sicherlich Ethan. Willkommen.“ Der 32-Jährige machte einen Schritt nach vorne, aber Wilkins legte die Hand an eine Spule hinter sich und streckte den Arm aus. Blitze stoben aus seinen Fingerspitzen hervor und trafen vor dem Arzt auf den Boden. „Ah ah ah. Nicht so voreilig. Wir spielen hier ein Spiel wissen sie noch? Ich dachte mir ich versüße ihnen das ganze ein bisschen. Ein Rätsel noch. Wenn sie richtig liegen bekommen sie das Mädchen. Wenn sie falsch liegen stirbt sie. Entweder sie beantworten richtig

und retten sie, oder sie beantworten falsch und sie stirbt. Ihre Entscheidung Norman!“ Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Jetzt wo sie hier waren wollte er immer noch seine Spielchen spielen? Ethan sah nach oben. Über eine Treppe könnte er die Mädchen erreichen. Allerdings würde Albert das wohl kaum so einfach zulassen. Nein. Wahrscheinlich würde er ihn töten ehe er überhaupt zwei Schritte gemacht hatte. Was hatte Albert vor? War das eine Falle oder war er nur auf Hammond fixiert. Wichtig war es nur die beiden Mädchen zu retten. Holly war bewusstlos. Katherina weinte und schien nicht mehr

zu wissen was überhaupt los war. Ethan konnte sich gar nicht ausmalen durch was für eine Hölle sie gegangen sein mussten. Wichtig war jetzt nur diesen Wahnsinn zu beenden und ihr Leben zu retten. Der 32-Jährige sah sich im Raum um. Außer dem Weg durch den sie gekommen waren, gab es nur noch einen Ausgang. Hier gab es nichts das man als Waffe benutzen konnte. Er hätte das Betäubungsgewehr mitnehmen sollen, aber in der Aufregung hatte er es einfach vergessen. Hammond schritt jetzt langsam auf seinen Freund zu und hob beschwichtigend die

Hände. „Albert. Hör mir zu. Das muss nicht auf diese Weise enden. Ich weiß, dass du leidest. Wegen Eva. Das verstehe ich, aber es ist noch nicht zu spät. Noch ist niemand gestorben. Noch können wir das friedlich lösen. Es muss niemand zu Schaden kommen.“ Der langhaarige lachte und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Hasserfüllt schaute er den Anstaltsleiter an. „Spar dir deine Worte Norman. Schmier anderen Leuten Honig ums Maul. Du hast mich belogen. Du hast mir deine Hilfe versprochen und ich habe dir vertraut. Am Ende hast du mich einfach

weggesperrt und mich allein gelassen. Es geht hier nicht um Eva. Du hast mir mein Leben gestohlen. All die Jahre in der ich in meiner Zelle saß. Allein mit meiner Trauer. Du hast keine Ahnung wie das war.“ Seine Stimme klang voller Bitterkeit und Leid. Er sah Hammond beinahe Vorwurfsvoll an. Holly wimmerte hinter ihm. Der Anstaltsleiter legte die Stirn in Falten. Das hier war sicher keine einfache Situation. Sein Freund war zu seinem Widersacher geworden und es schien keine Möglichkeit zu geben ihn von diesem Pfad abzubringen. Alles was man sagte stieß auf taube Ohren. „Ich habe keinen Ausweg gewusst. Es

tut mir leid Albert. Ich musste die anderen schützen. Du warst außer Kontrolle geraten.“ „Ach wirklich? Es tut dir also leid. Das ist mir gleichgültig. Selbst wenn du auf Knien winselst. Ich will dass du leidest.“ Er schritt zum Kontrollpult und betätigte einen Schalter. Blitze zuckten zwischen den Spulen hin und her. Die Elektrizität lud die Luft um sie herum auf. Das konnte man spüren. Der Blonde sah zu Hammond und lächelte. Sein Ausdruck wirkte beinahe sentimental. „Erinnerst du dich noch daran? Es ist alles genau wie damals vor 8 Jahren. Dieselben Teile. Dasselbe Experiment. Nur die Situation ist ein wenig anders

möchte ich meinen. Ich habe die Pläne überarbeitet. Es gab tatsächlich ein paar Kleinigkeiten die ich bereinigen musste. Ein Kunstfehler. Dieses Mal allerdings wird alles funktionieren wie ich es für richtig halte.“ In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zur Halle. Dwight und Foster kamen zusammen mit Hammonds Männern hinein. Perplex starrten die Anwesenden sie an. Besonders Albert schien davon überrascht zu sein. Wütend sah er zu seinem alten Freund. „Ich hatte doch gesagt: Niemand außer euch beiden.“ Foster lächelte nur und richtete ihre Waffe auf

ihn. „Wir haben uns selbst eingeladen. Tut mir leid Ethan. Ich hab dein Handysignal geortet.“ In diesem einen Moment war er mal dankbar dafür dass sie so eine Stalkerin war. Jetzt hatten sie eine Chance. Wilkins stand alleine und sie waren genug um ihn festzusetzen. Er konnte nicht fliehen. Das Spiel war vorbei. Dennoch wirkte er selbstsicher. Der Patient schritt zu einer der Spulen und legte die Hand darauf. Und dann geschah alles schnell. Wilkins entlud die Spulen. Die Männer starben vor ihren Augen. Es gab nichts was sie tun konnten. Sie

waren geradewegs in ihr Verderben gelaufen. Albert hatte schnell gehandelt und sich diese Gefahr vom Hals geschafft. Ethan hoffte nur dass es Dwight und Foster gutging. Langsam lichtete sich der Rauch der durch die Entladung entstanden war und die beiden kamen wieder in Sicht. Sie waren augenscheinlich nur leicht verletzt. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Norman starrte fassungslos auf das Schauspiel. Das war zu viel für Ethan. „Sie Monster!“ Wieder machte er einen Schritt auf den Blonden zu, als dieser ihm eine Ladung Blitze entgegenschickte, die ihn von den Füßen holte. Er wurde nach hinten

geschleudert und kam auf dem Boden auf. Alles tat ihm weh. Wilkins hatte ihn voll erwischt. Der 32-Jährige hustete. Hammond war bei ihm und half ihm wieder auf die Beine zu kommen. Albert sah die beiden gleichgültig an. „Ich hatte es ihnen gesagt. Nichts kann das vergangene wieder ändern. Jetzt ist nur noch eines wichtig: Du musst büßen. Ganz langsam. Leiden wie ich gelitten habe. Und dann wenn du am Ende bist werde ich dir einen langsamen und schmerzvollen Tod bescheren. Die Mädchen kannst du retten Norman, aber du wirst dieses Kraftwerk nicht lebend verlassen.“ Er machte keine Witze. Er würde

Hammond töten. Irgendetwas musste Ethan doch tun können. Er konnte doch nicht einfach tatenlos mit ansehen wie der Kerl seinen Chef umbrachte. Norman nickte einfach nur und erhob sich. Er wirkte selbstsicher und entschlossen. „Gut Albert. Dann spielen wir. Stell mir deine Frage.“ Der Blonde nickte nur. „Also gut Norman. Läufer, Brücke, Turm. Welches dieser drei passt nicht zu den beiden anderen?“ Die letzte Frage war gestellt. Allerdings stimmte hierbei etwas nicht. Zuvor hatte Albert immer knifflige Aufgaben gestellt, warum stellte er jetzt ein so

simpel wirkendes Rätsel. Das war es zumindest auf den ersten Blick. Hammond überlegte. Dieses mal schien es wirklich schwierig zu sein. Wilkins zog an seiner Zigarette und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „30 Sekunden Norman!“ Die Uhr tickte. Der 32-Jährige hatte absolut keine Ahnung wie die Antwort lautete. Es könnte alles sein. Selbst Hammond schien keine Lösung für diese Frage zu haben. Dwight und Foster tauschten nervöse Blicke aus. Keiner von ihnen konnte etwas tun. Konnte es das wirklich gewesen sein. Noch 20 Sekunden und die Uhr tickte unerbittlich weiter. Er wurde unruhig und sah zu

Holly und Katherina. Ihm musste etwas einfallen. Hier konnten sie nicht gewinnen. Gerade wollte er einen Schritt nach vorne machen, als Hammond seine Antwort gab. „Alle drei sind möglich. Es gibt keine einzige richtige Lösung. Brücke und Läufer sind Teppiche. Läufer und Turm sind Schachfiguren. Turm und Brücke sind Bauwerke.“ Fassungslos starrte Ethan den Anstaltsleiter an. Er hatte es gelöst. Er hatte es geschafft! Die Mädchen waren sicher. Wilkins klatschte in die Hände und lächelte süffisant. Einen Augenblick lang schloss er die Augen und drückte dann seine Zigarette auf dem Boden

aus. „Gut gut...Du hast das Rätsel gelöst. Allerdings gibt es da eine kleine Sache...Ich sagte du bekommst Das Mädchen...Zwei ist eins zu viel!“ Und damit jagte er Holly Strom durch den Körper. Das Mädchen zuckte. Funken und Blitze stoben aus der Spule. Katherina schrie und wimmerte vor Angst. Jemand schrie. Ethan brauchte einen Moment um zu begreifen dass er es war. Ehe er sich versah war er auf Wilkins gestürzt und verpasste ihm einen Hieb mit der Faust die den Blonden ins Gesicht traf. Allerdings brachte der Patient den 32-Jährigen mit einem Stromstoß wieder auf Distanz.

Dwight war bereits oben bei Holly, doch war es zu spät. Sie war tot. Albert hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken getötet. Er hatte von Anfang an falsch gespielt. Mit einer Handbewegung wischte er sich Blut aus dem Mundwinkel. „Sie haben eine gute linke Ethan. Das muss ich ihnen lassen. Vielleicht spiele ich das nächste mal mit ihnen. Norman. Es war nett. Eigentlich hatte ich vor dich hier und jetzt zu töten, aber ich denke mir dich noch eine Weile zappeln zu lassen macht es interessanter. Findest du nicht auch? Also, wir sehen uns!“ Und damit schritt er davon. Ethan

kauerte noch immer vor Schmerzen auf dem Boden. Hammond saß lethargisch da. Rain kam nur langsam wieder auf die Beine. „Wilkins darf nicht entkommen!“ Die FBI-Agentin zog ihre Waffe und setzte ihm direkt nach. Der Blick des 32-Jährigen fiel auf Holly. Mittlerweile hatte Dwight sie losgebunden und auf den Boden gelegt. Die Augen waren geschlossen. Die Rosenknospe in ihrem Haar war verdorrt. Ein endgültiges Zeichen ihres Todes, denn zu Lebzeiten hatte sie immer ein wenig Kraft in die Rose gesandt damit diese weiter blühte. Das Mädchen jetzt so zu sehen versetzte ihm einen herben Schlag. Katherina

wurde ebenfalls befreit und saß vollkommen verstört in einer Ecke. Das alles hatte Wilkins angerichtet. Viele Leute waren heute wegen dieses Irren gestorben und am Ende hatten sie nichts tun können um ihn aufzuhalten. Eileen kam zurück und schüttelte nur den Kopf. „Er ist weg. Tut mir leid.“ Ethan schlug wütend mit der Faust gegen einen der Schränke. Ihr Gegner hatte alles viel zu gut kalkuliert. Sie hatten ihn unterschätzt. Vor allem war nicht damit zu rechnen dass er Holly und die Anderen tötete. Eine Fehleinschätzung. Bei solchen Menschen durfte man eben nicht auf Fairness setzen. Vor allem da er jetzt weiterhin

auf freiem Fuß war. An eine Verfolgung war jetzt nicht zu denken. Sie alle waren verletzt und angeschlagen. Hammond lehnte gegen die Wand und starrte angestrengt in die Leere. Schuld stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er machte sich für all das hier verantwortlich. Das konnte man ihm deutlich ansehen. Natürlich fragte sich der Schwarzhaarige ob Holly wirklich hatte sterben müssen. Ob es nicht einen Weggegeben hätte sie zu retten, aber im Moment rotierte es so sehr in seinem Kopf, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. „Er hat die ganze Zeit nur mit uns gespielt. Er hatte nie vor beide Mädchen

gehen zu lassen. Er wollte uns in Sicherheit wiegen, nur um uns dann den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Wir waren einfach nicht darauf vorbereitet. Er hat uns geschlagen“, erklärte er langsam und klang dabei mehr als nur niedergeschlagen. Wilkins war weiterhin auf freiem Fuß um Schaden anzurichten. Das heute hatte ihnen eines gezeigt: Sie durften diesen Mann nie wieder unterschätzen, egal in welcher Lage sie sich auch befanden. Das hatte sich heute heraus kristallisiert. Am nächsten Morgen beschloss Ethan in die Anstalt zu fahren. Es gab noch einiges an Bürokram zu erledigen.

Außerdem fühlte er sich gerade nicht danach einen Patienten zu jagen. Holly war erst gestern gestorben und würde nächste Woche beerdigt werden. Dwight und die anderen nahmen den Tag frei. Sie alle mussten diese Dinge erst einmal verarbeiten. Auch Katherina war psychisch ziemlich angeschlagen. Sie würde sie erst einmal nicht mehr auf Aufträge begleiten können bis sie sich einigermaßen davon erholt hatte. Und Hammond. Hammond hatte noch gestern seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er gab sich selbst die Schuld für alles was geschehen war. Mit seinem Rücktritt hatte Ethan wirklich nicht gerechnet. Er hatte sogar versucht es dem alten Mann

auszureden. Ohne Erfolg. Norman blieb bei seiner Entscheidung. Am Morgen hatte er seine Sachen gepackt und Willow Creek verlassen. Es würde Zeit brauchen, bis sie einen guten Ersatz fanden. Kaum vorstellbar dass das wirklich passierte. Die Sache mit Albert musste einiges bei ihm wachgerüttelt haben. Ethan seufzte und betrat sein Büro, wo er sich auf seinem Stuhl niederließ und die Beine übereinander legte. Er dachte daran wie einfach alles vor dem Zwischenfall war. Keine gefährlichen Patienten die man einfangen und zurückbringen musste. Nur der Alltag. Gut, schon vorher hatten sie gefährliche Individuen verfolgt

und hergebracht, aber dieses mal war es anders. Sie kannten die Gefahr, wussten welche Fähigkeiten die Geflohenen hatten. Das machte alles so schwierig wenn man wusste dass Leute wie Wilkins oder Waslow da draußen waren. Bei diesem Fall hatten sie einfach nur unverschämtes Glück. Sie hätten alle sterben können und selbst von den Nachwirkungen würden sie sich eine Weile lang nicht erholen. Er seufzte. Jetzt wo Hammond in den Ruhestand ging dachte er natürlich selbst wieder über seine Entscheidung nach das alles hinter sich zu lassen. Jemand wie Norman, der diesem Job sein halbes Leben gewidmet hatte so am

Boden zu sehen traf ihn hart. Er fragte sich, ob er irgendwann vielleicht genauso enden würde. Das konnte man nie wissen. Irgendwann ging es eben einfach nicht mehr. Früher oder später kam jeder an den Punkt an dem es besser war aufzuhören und das Handtuch zu werfen. Besser so als dass man die Anstalt in einem Leichensack verließ. Nicht wirklich ein Schicksal das Ethan bevorzugte. Wenn er an die letzten Wochen dachte, hatte es immer wieder gefährliche Situationen für sie gegeben. Es gab kaum einen Tag an dem sie nicht ihr Leben riskierten. Die Ernsthaftigkeit des ganzen war jedoch erst so greifbar nahe gewesen nach dem

Albert Hammonds Männer und Holly getötet hatte. Noch immer schien das alles so unwirklich. Der 32-Jährige erhob sich vom Tisch und verließ den Raum. Im Augenblick konnte er einfach keinen richtigen Gedanken fassen. Es gab zu vieles das ihn beschäftigte. So steuerte er das Büro des Anstaltsleiters an, wo dieser gerade damit beschäftigt war seine Sachen zusammen zu packen. Der Schwarzhaarige lehnte im Türrahmen und beobachtete den alten Mann dabei. „Und sie sind sich sicher über ihre Entscheidung Sir?“ Er nickte nur und räumte ein Diplom in die

Kiste. „Ja Ethan, ich fürchte es ist tatsächlich soweit. Ich mache das hier schon zu lange. Dieser letzte Job hat mir gezeigt dass ich nicht mehr der Mann bin der ich einst war. Meine Zeit ist vorbei. Die Sache mit Albert ist zwar noch nicht ausgestanden aber dies ist die richtige Lösung. Holly starb meinetwegen. Wilkins hegte diesen Groll gegen mich viele Jahre. Er tötete all diese Menschen nur um mir zu schaden. Nicht auszudenken was geschehen wäre, hätten wir das schlimmste nicht verhindert. Auch wenn er uns heute entwischt ist, so haben sie trotzdem gute Arbeit geleistet Ethan. Sie leben

noch und das ist wichtig.“ Er klang immer noch so melancholisch. Das ganze hatte tief in seinem Innern etwas losgerissen. Ein Loch war zurückgeblieben. Hammond hatte sich verändert. Schien es beinahe nicht mehr hier auszuhalten. Wer konnte es ihm auch verdenken? Ethan gönnte ihm seinen Ruhestand. Dieser alte Mann hatte genug durchgemacht. Er hatte es sich einfach verdient, wenn er sich auch gewünscht hätte dass die Umstände andere wären. „Heute mag Albert entwischt sein, aber ich verspreche ihnen, ich werde ihn eines Tages finden. Dann werden wir alles wieder gut machen. Damit so etwas

wie mit Holly nicht noch einmal passiert.“ Der alte Mann nickte einfach nur und kratzte sich nachdenklich an seinem Kinnbart. Er schien nicht wirklich zu wissen, was er darauf sagen sollte. Generell wirkte er müde und angeschlagen. Ihm fehlte seine übliche Souveränität mit der er immer auftrat. Dieser Mann war besiegt und am Boden. Das konnte man deutlich sehen. Ein trauriger Anblick. Ethan wünschte er könnte mehr für Hammond tun. Ihm ein wenig von dieser Last nehmen, aber das waren Dämonen die er selbst zu bekämpfen hatte. Irgendwann würde er darüber hinweg kommen. Das war

sicher. Leute wie Norman rappelten sich irgendwann wieder auf. „Danke Ethan. Sein sie vorsichtig. Nicht nur wegen Albert. Achten sie gut auf sich und die anderen. Auch auf Katherina. Helfen sie dem Mädchen. Ich will nicht dass sich so etwas wie mit Wilkins noch einmal wiederholt. Es wurde schon genug Leid gesät. Niemand soll so etwas wieder durchmachen müssen. Sollte sich Albert bei ihnen melden, dann rufen sie mich an. Ich mag zwar meinen Job aufgegeben haben, aber ich weiß dass ich aufräumen muss was ich angerichtet habe. Irgendwann werde ich das ganze zu Ende bringen und die Fehler die ich

beging wieder gutmachen. Irgendwann können wir sicher alle nach vorne schauen und diese grausamen Dinge einfach vergessen.“ Er sah aus dem Fenster und verschränkte die Arme hinter der Brust. Was ihm widerfuhr, hätte jedem von ihnen passieren können. Ethan stellte sich im Augenblick die Frage wie er damit umgegangen wäre. Das konnte er sich gar nicht vorstellen. Einen Freund bekämpfen zu müssen. Nicht mal Ansatzweise konnte er sich in diese Lage versetzen. Liebend gern hätte er Norman irgendwie Kraft gegeben. Ihn wieder aufgebaut, aber dazu fehlten ihm die Worte. Er konnte seinem Chef nicht

helfen. Schon lange hatte er sich nicht mehr so hilflos wie in diesem Augenblick gefühlt. Es war als hätte sie jemand in eine Sackgasse gedrängt aus der es kein Zurück mehr gab. Es gab kein vor oder zurück. Er wusste nicht was sie jetzt tun sollten. Was er jetzt tun sollte. Der 32-Jährige ging auf Hammond zu, hielt dann aber inne. Was sollte er denn auch tun? Ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter legen und sagen 'Das kommt alles wieder in Ordnung?' Das tat es nicht. Egal was er sagte oder tat. Hierfür gab es keine Lösung. Keine Antwort. Es geschah einfach, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte.

Albert hatte gewonnen. Er hatte Hammonds Willen gebrochen. Das war es was dem alten Mann fehlte. Er hatte den Glauben an sich selbst und seine Fähigkeiten verloren. Er fühlte sich dem ganzen nicht mehr gewachsen. Das war das Ende seiner Laufbahn. Für ihn endete es hier. „Ich wünsche ihnen alles gute.“ Und damit verließ er das Büro. Langsam schritt er den Gang entlang und hatte die Hände in die Hosentaschen gleiten lassen. Er wusste nichts mit sich anzufangen. Sollte er nach Hause gehen? Was konnte er seiner Frau sagen? Nein. Dazu hatte er jetzt einfach nicht die Verfassung. Er wusste ja nicht einmal

wie er jetzt weitermachen sollte. Sein Mentor und Freund hatte etwas furchtbares erlebt. Sie alle hatten eine Menge durchgemacht. Menschen waren tot, andere verletzt. Er war wütend. Wütend auf sich selbst dass er nicht anders gehandelt hatte. Wütend auf Albert, weil dieser zu solchen Mitteln griff. Er schlug gegen die nächste Wand. Schmerz durchzuckte seine Hand, ehe er sich an ihr hinunter sinken ließ. Minutenlang saß er einfach nur da und starte auf den marmorierten Fußboden vor sich. Was würde jetzt geschehen? Nichts würde mehr so sein wie zuvor. Sie alle hatten das Grauen ihres Berufs mit eigenen Augen gesehen.

Welche Ausmaße das ganze annehmen konnte. In wie weit es die Menschen um sie herum verändern und beeinflussen konnte. Das war nicht einfach wegzustecken oder zu verarbeiten. Wie ging man damit um? Gab es überhaupt ein Rezept dafür, oder war es einfach so dass man irgendwann wie Hammond oder Wilkins endete? Von Rache zerfressen oder gebrochen? Das wollte er nicht wahrhaben. Wenn es nur auf solche Weise endete, was brachte das ganze dann überhaupt noch? Wofür lohnte es sich dann weiter zu machen? Früher schien alles so simpel zu sein. Jetzt stand er einfach nur noch vor einem Abgrund dessen Boden er nicht

sehen konnte, egal wie sehr er sich auch anstrengte. Das Handy klingelte. Es war Carrie die Anrief. Er drückte sie weg. Er konnte jetzt nicht mit ihr sprechen. Er wollte einfach nur allein sein. Niemanden hören, niemanden sehen. Sie würde es verstehen. Er würde es ihr erklären wenn die Zeit es zuließ. Jetzt nicht. Jetzt brauchte er einfach ein wenig Ruhe für sich selbst um seine Gedanken zu ordnen. So verblieb er einige Minuten, bis sein Handy erneut klingelte. Jedoch war es dieses Mal nicht seine Frau die anrief. Es war Wilkins. Einen Moment lang starrte der 32-Jährige auf das Display, ehe er

abnahm. „Hallo Ethan. Gut. Sie sind der Mann mit dem ich sprechen wollte. Wie geht es Norman? Mir scheint er ist nicht in der besten Verfassung.“ In diesem Moment baute sich eine unheimliche Wut in seiner Magengegend auf. Dieser Mann war für das alles verantwortlich. Seine Dreistigkeit kannte keinerlei Grenzen. Jetzt rief er ihn sogar noch an und riss seine Scherze darüber. Wie viel Finsternis konnte ein Mensch in seinem Herzen tragen, um einen solchen Weg zu beschreiten? Darauf hatte er keine Antwort. „Sind sie zufrieden? Sie haben

gewonnen. Holly ist tot. Hammond hat aufgegeben. Sie haben erreicht was sie wollten. Was wollen sie noch? Uns erniedrigen und uns zeigen dass sie gesiegt haben? Bitte schön. Sie haben es geschafft. Sie sind der Sieger.“ Seine Stimme lag voller Abscheu. Etwas anderes konnte er diesem Mann einfach nicht entgegen bringen. Egal was ihm widerfahren war. Nichts rechtfertigte seine Taten. Albert war das pure Böse. Gemischt mit Wahnsinn und Kaltblütigkeit. Für solch ein Verhalten gab es einfach keine Entschuldigung. Egal wie man es drehte und wendete. Er konnte hören wie der Blonde am anderen Ende der Leitung

seufzte. „Sieg oder Niederlage sind irrelevant. Sie müssten das sehr gut wissen. Sie sind einer von Normans Lieblingen. Sie haben unter ihm gelernt. Sind seinen Vorschriften und Lehren gefolgt. Er hat einen Teil von sich in ihnen hinterlassen. Sie sind sein Vermächtnis. Ob sie es wollen oder nicht. Sie haben nicht aufgegeben, auch als es eigentlich vorbei war. Das war entweder mutig, oder einfach nur töricht. Darüber bin ich mir noch nicht ganz sicher.“ „Wollen sie mich jetzt auch noch verspotten? Ich sage ihnen. Wiegen sie sich ruhig in Sicherheit solange sie wollen, aber ich verspreche ihnen eines:

Eines Tages, da werde ich sie finden. Irgendwo. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht in ein paar Jahren, aber irgendwann finde ich sie und dann werde ich nicht von irgendwelchen Prinzipien oder Gefühlen aus der Vergangenheit gestoppt. Irgendwann werden sie das bekommen was sie verdienen. Sein sie sich dessen sicher.“ Albert lachte am anderen Ende der Leitung. Offensichtlich schien ihn diese Unterhaltung sehr zu amüsieren. Wahrscheinlich hatte er auch nur deswegen angerufen. Um sich über ihn lustig zu machen. Etwas anderes konnte er sich nur schwerlich vorstellen. Am liebsten hätte er ihm dieses Lachen aus

dem Gesicht geprügelt. In diesem Moment konnte er seine Wut nur schwer zurückhalten. Am anderen Ende wurde es wieder ein wenig ruhiger. Das klicken eines Feuerzeugs war zu hören. „Wissen sie. Sie und ich sind gar nicht so verschieden Ethan. Wir haben beide Prinzipien. Ein Ziel das wir verfolgen und wir beide haben große Opfer gebracht. Wir sind wie Brüder im Geiste, sie und ich. Wir beide lernten von Hammond. Reiften unter seiner Anleitung heran. Wir sind Schüler desselben Lehrers. Wenn auch unsere Herkunft verschieden ist. Im Innern sind wir aber beide

gleich.“ Ethan schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht wie sie und das wissen sie genau. Sie sind ein Mörder und Verrückter.“ „Ich bin das was diese Welt aus mir gemacht hat Ethan. Das sind sie auch. Wir werden durch unsere Umgebung und den Ereignissen die um uns herum passieren geformt. Wir können uns gar nicht dagegen wehren. Das werden auch sie irgendwann noch begreifen. Irgendwann wird der Augenblick kommen, da wird sie eine Situation zu etwas zwingen, das sie nicht tun wollen. Wenn es soweit ist werden sie sich an meine Worte erinnern. Sie

behaupten zwar immer dass sie nur dem guten und dem höheren Ziel dienen, aber in Wahrheit folgen sie einfach nur ihrem Instinkt. Ihren eigenen Wertvorstellungen. Auch Hammond hat das getan. Da sind sie wie er oder ich. Wir sind alles Männer die nach eigenen Vorstellungen handeln, ohne vorgegebenen Dogmen zu folgen. Jeder geht dabei in eine andere Richtung. Norman in seine, sie in ihre und ich in meine. Was am Ende dabei herauskommt kann niemand von uns wissen. Vielleicht finden sie mich irgendwann. Wer weiß das schon? Vielleicht töte ich Norman irgendwann, oder er mich? Das kann niemand wissen. Bis dahin wird sicher

noch eine Menge geschehen. Achten sie auf sich. Und auch auf Norman. Wiederhören.“ Und damit beendete er das Gespräch. Ethan starrte einfach nur noch auf die Wand gegenüber. Er wusste nicht mehr, was er noch sagen oder denken sollte...

0

Hörbuch

Über den Autor

Thommy
Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;)

Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern zu vergleichen, oder hatten einen besonderen Kern. Es war lediglich der Wunsch das zu Papier zu bringen, was mir im Kopf rumspukte. ^^

Eine meiner ersten Geschichten war eine Art Wild-West Adaption und wohl so inspirierend wie der morgendliche Toilettengang, aber das ist es nicht was mich bei so etwas tangiert. Ich bin keiner von den Leuten denen es darum geht, was andere über das denken was er schreibt. Ich will meine Inspirationen, meine Gedanken einfach nur mit den Leuten teilen. Mir ist es wichtig dass die Leute Spaß an dem haben was ich schreibe. Ich will meine Ideen und meine Fantasien mit ihnen teilen. Das ist mir wichtig ;)

Was mich dabei inspiriert? Das kann unterschiedlich sein. Ein guter Song, von Disturbed, den Foo Fighters oder anderen wie zum Beispiel Lifehouse oder Stone Sour.
Andererseits kann es auch nur ein einfacher Gedanke, oder eine Frage sein die mir gerade durch den Kopf geht. Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin auch nicht unbedingt derjenige der in seinen Geschichten auf Action achtet, oder dass der Held am Ende das Mädchen bekommt, sondern darauf eine Welt zu zeigen die vielleicht nicht immer perfekt ist und wie die Leute in ihr mit den dortigen Begebenheiten zurecht kommen.
Ich bin auch kein Freund von "Happy End" - Geschichten, wenn ich ehrlich bin, da sie manchmal nicht der Wahrheit entsprechen. Das Leben ist eben nicht immer eine Blumenwiese über die die Leute fröhlich hinwegtänzeln, sondern bietet seine Herausforderungen und Prüfungen an denen man wächst und reift. Das versuche ich auch in meinen Stories zu zeigen und zu verdeutlichen, auch wenn es vielleicht nicht immer ganz gelingt ^^

Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu sagen^^ Ich wünsche jenen Leuten die über meine Geschichten stolpern viel Spaß mit ihnen und hoffe dass sie vielleicht etwas von den Gedanken übermitteln können, die mich dazu bewogen haben sie zu schreiben.
In diesem Sinne:
Liebe Grüße,
Thommy =)

Leser-Statistik
46

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Bammy Buah! Ich bin gerade über deine Geschichte gestolpert und hatte erst gar keine Lust weiter zu lesen, bei all den Seiten, aber es hat mich einfach gefesselt! O.O

So toll!
Vor langer Zeit - Antworten
TaraMerveille Hallochen, ich habe heute begonnen, deine Story zu lesen und finde sie echt gut. Gute Idee, guter Schreibstil. Ich werde ganz sicher weiter lesen.
Vor langer Zeit - Antworten
Thommy Danke :) Das freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt :) Viel Spaß beim weiteren lesen :)
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Coole Idee, hab jetzt das erste Kapitel durch und, das ist mal ein interessantes Konzept, mit den Zeichnungen die lebendig werden und allem.
Bin gespannt wies weitergeht
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Thommy Huhu^^
Danke. Es freut mich sehr dass es dir gefällt. Das ganze ist zwar nicht perfekt und hat hier und da noch seine Macken, aber ich bin froh dass es Anklang findet :)
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Wir sind hier alle Hobbyautoren. Hier hat keiner keine Mängel, das wichtigste ist erstmal die Idee und die ist hier sehr vielversprechend.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
6
0
Senden

113791
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung