Alles drehte sich nur noch ums Ficken. Morgens, mittags und abends.
Wir aßen und tranken das Nötigste, versuchten Gespräche, die aber nach kurzer Zeit schon belanglos von der Wand tropften.
“Komm schon“, sagte Greta dann und wir trieben es wieder.
Die Tage vergingen wie die miserabelste Aufführung eines Laienstückes. Nur waren wir nicht kostümiert. Wir waren meistens nackt.
Wir verbrauchten unendlich viele Kondome und mein Schwanz war verdächtig gerötet durch das ständige Aufziehen der Gummis.
Aber schlimmer war aber das Entfernen.
Greta liebte es, das Gummi so lang zu ziehen, bis es mir vom Schwanz rutschte. Es zwickte nur leicht, aber ich war mir sicher, dass das nicht gut war.
Irgendwann hing mir die ganze Sache dermaßen zum Hals raus, dass ich ihr sagte, dass ich eine Pause bräuchte.
“Pause ist für Memmen, komm schon.”
Ich sehnte mich nach Spaziergängen, Kinobesuchen oder wenigstens einem gemütlichen Abend vor dem Fernseher. Ich schlug ihr gute Filme vor.
“Fernsehen ist für Weicheier, komm schon.”
Wenn wir es nicht gerade trieben, saß sie im Sessel und befriedigte sich.
Manchmal bis zu zehn Mal am Tag. Manchmal sah ich ihr ein bisschen zu. Das verschaffte mir wenigstens ein kleines erotisierendes Gefühl. Aber wenn sie sah, dass meine Lust stieg, durfte ich auch schon wieder antreten.
“Na, was haben wir denn da? Komm schon.”
Ich hatte keine Lust mehr in ihr zu sein, ich hatte keine Lust mehr ihre harten Nippel zwischen den Zähnen zu haben, ich hatte keine Lust mehr meinen Schwanz in ihren Körperöffnungen zu versenken.
Ich hatte Lust auf Leben. Einfaches stinknormales, biederes Leben. Ich
wollte frühstücken, wie andere Menschen. Einfach nur da sitzen, gemütlich das Brötchen belegen und Kaffee trinken, während die Sonne ins Zimmer scheint. Aber Greta wollte das nicht, Greta wollte nicht frühstücken. Und wenn wir es doch mal versuchten, saß sie mir grinsend gegenüber und hatte schon längst eine Hand unter dem Tisch.
“Ich mach mich nur ein bisschen warm. Komm schon.”
Irgendwann, ich glaube es war ein Samstagabend, kniete sie vor mir und versuchte mich mit all ihrer Kunst in Stimmung zu bringen. Ich zog sie hoch
zu mir und sah ihr tief in die Augen und sagte: “Ich habe keine Lust.”
Sie lächelte und setzte sich aufs Bett, zog einen ihrer Monsterdildos aus dem Nachttisch und besorgte sich es so, dass ich Angst hatte, sie zerreißt sich selber. Aber es ließ mich kalt. Absolut kalt. Ich zog mich an, setzte mich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Es lief ein alter Heinz Rühmann, Die Feuerzangenbowle. Überhaupt nicht meine Wellenlänge, aber ich merkte, wie es mir wohlig den Rücken herunter lief. Ich lachte und fühlte mich fantastisch. Fast embryonal wohlig.
Greta kam ins Wohnzimmer. “Komm
schon.”
Ich ignorierte sie, begeisterte mich weiter an diesem wunderbaren Film. Es knisterte aus dem Fernseher und in das Wohnzimmer verwandelte sich in einen kleinen biederen Wohnbereich. In den nächsten Tagen ging ich einkaufen, bummeln und ins Kino. Es war wunderbar.
Greta saß zu Hause und masturbierte. Ich brachte ihr zwischendurch neues Spielzeug mit. Sie freute sich jedes Mal wie ein kleines Kind und probierte alles sofort aus. Sie war entzückt über jede neue technische Raffinesse, begutachtete das Teil mit den Megaperlen und steckte alles nach wenigen Minuten in sich
hinein. Zwischendurch aß sie, ging auf die Toilette und schlief. Ansonsten beschäftigte sie sich mit sich selber.
Die Monate vergingen und ich normalisierte mich und mein Leben. Soziale Kontakte und gesellschaftliches Miteinander wurden wieder fester Bestandteil meines Alltages.
So kam es dann auch, wie es kommen musste.
Nach einem halben Jahr lernte ich eine nette Frau kennen. Wir verliebten uns und ein Jahr später entschlossen wir uns, zusammen zu ziehen. Ich ging nach Hause um es Greta zu mitzuteilen.
Sie lag in der Badewanne mit einem
unauffindbarem Duschkopf und nahm es während eines unbeschreiblichen multiplen Orgasmus zur Kenntnis.
Ich verließ die Wohnung, steckte mir draußen eine Zigarette an und wusste dass es Frühling war.