Biografien & Erinnerungen
SCHWARZES SCHAF II - Kapitel 7 - Was wirklich geschah

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"SCHWARZES SCHAF II - Kapitel 7 - Was wirklich geschah"
Veröffentlicht am 07. Juni 2014, 26 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: rangizzz - Fotolia.com
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Über den Autor:

Bin von Natur aus sehr wissbegierig, sensibel ,nah am Wasser gebaut, oft albern, hilfsbereit und liebe Kinder, Tiere und die Natur. Es gibt kaum ein Thema, welches mich nicht interessiert; von daher lese ich gern und viel. Schreiben bereitet mir Freude und ist gleichzeitig ein Ventil für die Bekümmernisse meines bewegten Lebens. Freue mich auf viele neue Texte, die ich lesen darf und genauso auch über "Kritik" meiner Werke und hoffe auf einen ...
SCHWARZES SCHAF II - Kapitel 7 - Was wirklich geschah

SCHWARZES SCHAF II - Kapitel 7 - Was wirklich geschah

kapitel 7

Nachdem ich meine Handtasche und meinen Personalausweis zurückbekommen hatte, verließ ich das Gefängnis. Draußen vor dem Tor holte ich erst ein Mal tief Luft. Schwermütig begab ich mich auf den Weg in Richtung Bushaltestelle, um auf den Bus zu warten, der mich zurück bringen würde zum Bahnhof von M. Es sollte noch 15 Minuten dauern, bis der Bus kam. Ich schaute von der Bushaltestelle hinüber zum Gefängnis. Hinter der ersten nur halbhohen Mauer konnte ich

noch einige vergitterte Fenster erkennen und ich fragte mich, wo Martin nun war? Konnte er mich vielleicht von dort aus noch sehen? Ich geriet ins Träumen und stellte mir vor, wie es wäre, wenn er endlich wieder „frei“ war. Frei und bei mir. Der Bus kam pünktlich und auch die Rückfahrt nach Hause verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Zu Hause angekommen empfing mich mein Zimmer wie eine eiskalte Dusche – allein, immer noch allein war ich. Ich setzte heißes Wasser auf, um mir einen löslichen Kaffee aufzubrühen. Plötzlich liefen mir die Tränen und kam mir dann doch ziemlich albern und egoistisch vor.

Wie konnte ich so heulen, wo Martin dort eingesperrt war? Eingesperrt unter fremden Menschen. Nachdem der Kaffee fertig aufgebrüht war, setzte ich mich an den Schreibtisch vor dem großen Fenster und schrieb meinen allabendlichen Brief an Martin. Nur dieses eine Mal brachte ich den Brief nicht gleich zum Briefkasten. Im Kerzenschein legte ich mich direkt ins Bett und träumte bei leiser Radiomusik von Martin. Zwischen Träumerei und Halbschlaf fiel mir ein: Ich hatte Martin gar nicht gefragt, was

nun wirklich passiert ist, warum er zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Schalt mich selbst eine Närrin und verwarf meine Bedenken sofort wieder. Konnte ihn ja im nächsten Brief oder beim nächsten Besuch fragen. Ich labte mich in meiner Sehnsucht und meinen Träumen und schlief vollends ein. /Wir waren mit der ganzen Mannschaft im Club 66 in V. Das machten wir öfters. Plötzlich kamen noch die Jungs aus D. dazu. Zuerst war alles normal. Irgendwann machte sich einer der Jungs aus D. an Moni ran. Die Freundin vom Willi, die kennst Du auch. Willi regte sich darüber auf und es kam zum Streit

und Handgemenge. Dann war blitzschnell eine Massenkeilerei im Gange. Der Besitzer von dem Schuppen rief sofort die Polizei. In dem ganzen Durcheinander schubste ich reflexartig einen Bullen von mir weg, der dann hinschlug und sich einen Arm brach. Deswegen hat man mich verurteilt/, schrieb mir Martin als ich ihn in einem meiner Briefe gezielt fragte, warum er denn überhaupt einsitzt. Ich las es mit großem Bedauern und dachte mir aber noch nichts weiter dabei. Kannte ich Martin doch nur als sehr hilfsbereiten und freundlichen Menschen. So dachte ich eigentlich nur,

dass er halt großes Pech gehabt hat, indem, dass er seinem Freund und seinen anderen Kumpels doch nur beistehen wollte. Mir fiel noch nicht mal auf, dass Martin anfangs eine ganz andere Geschichte erzählt hatte (Einbruch und Schmiere stehen). Die weiteren regelmäßigen Besuche bei Martin im Gefängnis liefen immer gleich ab und wurden schon fast zur Routine. Dennoch fühlte ich mich nie wohl dabei, war traurig und aber auch erleichtert zugleich, wenn ich wieder draußen in der „Freiheit“ stand und mich auf dem Heimweg

machte. Die Monate bis zu Martins Entlassung aus dem Gefängnis, vergingen doch verhältnismäßig schnell im gleichmäßigen Trott des Alltags. Auch meine Schwester Simone besuchte mich weiterhin täglich zum Kaffeeplausch. So dann und wann gingen wir auch mal abends zum Essen aus. Nun ja, sicher, es gab da wohl einige junge Männer, die versuchten mit mir zu flirten, wenn wir in unserem Stammlokal saßen. Aber ich ließ ihnen einfach keine Chance. So nahten die Wochen heran, in denen Martin den gerichtlichen Bescheid

bekam, dass er frühzeitig entlassen wird. Vier Wochen vor dem errechneten Entlassungstag sahen Martin und ich uns das erste Mal wieder auf „freiem“ Boden. Er hatte einen Tag „Urlaub“ bekommen, um sich bei seinem (alten) Bewährungshelfer zu melden und nachzufragen, ob dieser ihm eine Arbeitsstelle vermitteln könne. Anschließend kam Martin direkt zu mir, um wenigstens noch einen Kaffee mit mir zu trinken. Der Bewährungshelfer hatte ihm eine Adresse gegeben, wo er die drauffolgende Woche bereits ein Vorstellungsgespräch hatte. Das hieß, dass Martin und ich uns auch die Woche darauf schon wieder sehen

würden. Nachdem wir uns eine Stunde lang nur im Arm hielten und der Kaffee ungetrunken blieb, begleitete ich Martin dann zum Bahnhof. Er musste um 20.00 Uhr wieder pünktlich im Gefängnis zurück sein. Wir sprachen auch auf dem Weg zum Bahnhof nicht viel. Denn alles was hätte gesagt werden müssen, schrieben wir uns immer noch täglich. Wohlweislich nahm Martin einen Zug früher, damit er auf jeden Fall pünktlich ankäme. In der darauf folgenden Woche lief beim Vorstellungsgespräch alles wie

erwünscht und Martin konnte direkt nach seiner Entlassung mit der Arbeit beginnen. Das stimmte mich natürlich sehr zuversichtlich, weil dies ja auch bedeutete, dass die vorzeitige Entlassung auf jeden Fall genehmigt werden würde. Der Arbeitsvertrag sollte dann nach seiner Entlassung gemacht werden. Martin und ich schmiedeten nun eifrig Pläne. Wir wollten dann in zwei Jahren heirateten, wenn Martins Werdegang wieder genug gefestigt war und die auferlegte Bewährungszeit ausgestanden. „Nein, das sehe ich nicht ein. Warum

soll ich das tun“, fragte ich erbost. Ich habe doch hier alles. Ich ziehe auf keinen Fall zu deinen Eltern! Was willst du denn da? Wo sie dich die ganze Zeit haben hängen lassen“. Unser erster Streit. Martins Ansinnen war mir total zu wider. Ich ließ mich nicht erweichen. „Komm, überleg es dir doch mal“, schmeichelte Martin und wollte mich in den Arm nehmen. „Nein, da brauch ich nicht zu überlegen. Ich ziehe nicht zu deinen Eltern und basta“, entgegnete ich immer noch wütend und enttäuscht und entzog mich aus seinen Armen. „Mensch warum denn nicht“, fragte

Martin. Ich gab keine Antwort mehr. Mir war das zu dumm. Martin schaute mich bettelnd an und fing an zu weinen. Aber auch davon ließ ich mich nicht erweichen. Ich ließ ihn allein auf dem Schlafsofa hocken und setzte mich an den Schreibtisch unter dem großen Fenster. Wir sprachen kein Wort mehr miteinander bis es schon wieder Zeit war. „Bringst du mich denn noch zum Bahnhof“, fragte Martin immer noch weinerlich. „Ja, kann ich machen“, entgegnete ich kurz angebunden. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht mit diesem Ansinnen von Martin. Eher hatte ich geglaubt, dass Martin erst mal

bei mir wohnen würde und wir vielleicht morgens zusammen nach B. zur Arbeit fahren würden. Total verstummt gingen wir zum Bahnhof. Auf dem Bahnsteig angekommen versuchte es Martin noch ein Mal und fragte aber dann, ob ich ihn denn nach der Entlassung aufnehmen würde und er sich auch anmelden könne. Aber ich war so erzürnt über den Streit, dass ich ihm keine klare Zusage gab. „Ach Mensch, nun sei doch nicht so stur, sag doch einfach was du denkst“, bettelte Martin. „Ist mir egal, aber auf keinen Fall will ich bei deinen Eltern mit dir wohnen. Dein Vater will dich doch eh

nicht mehr sehen“, gab ich immer noch gereizt zur Antwort. Schon kam der Zug. Martin musste einsteigen. „Bist du noch böse? Schreibst du mir wenigstens noch?“ fragte Martin sichtlich geknickt. Mehr als ein kurzes Nicken gestand ich ihm bei diesem Abschied nicht zu. Er streichelte mir noch ganz kurz über die Wange, bevor er in den Zug einstieg. Schon fuhr der Zug ab. Ich sah Martin durch die Waggontür an, aber dieses Mal winkte ich ihm nicht nach. Erst als der Zug schon längst außer Sicht war kamen mir die Tränen. Und ich stand

noch lange da, wie angewurzelt, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Ich konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, warum ich weinte. War es aus Wut oder eher Enttäuschung oder Angst? Angst, wovor? Martin zu verlieren? Total in Gedanken versunken begab ich mich dann nach einer Weile auf den Weg zurück in mein bescheidenes Zuhause. Ich muss schon länger auf dem Bahnsteig gestanden haben, denn es dämmerte bereits. „Hallo was machst du denn hier“, fragte mich plötzlich eine mir vertraute Stimme. Ich drehte mich um und

erkannte meine alte Freundin Marion. „Ich bin auf dem Weg nach Hause“, sagte ich und blieb stehen, bis Marion zu mir herankam. Sie hakte sich direkt bei mir unter. „Musst du denn schon nach Hause? Lass uns doch noch was anstellen. Ich wollte gerade mit dem Bus nach B.-L. in die Disco. Ist doch Freitag heute. Komm doch einfach mit“, sprudelte es wie gewohnt aus ihr heraus. „Na ja gut. Ich muss ja nicht unbedingt nach Hause“, entgegnete ich. Obwohl Marion und ich, uns lang nicht gesehen hatten, unterhielten wir uns ohne Entfremdung, so als wenn wir uns erst gestern noch gesehen hätten. Das

tat mir ausnahmsweise mal gut, Marions Mund stand ja niemals still. Die Bushaltestelle lag auf dem Weg und war nicht mehr weit entfernt. Der Bus kam auch binnen fünf Minuten schon. In der Disco angekommen, merkte man gleich, dass Marion wohl öfters dort war. Sie wurde mit großem „Hallo“ von allen Seiten begrüßt. Ich selbst kannte hier niemanden. Es waren alles Leute in unserem Alter anwesend. „Sag mal, was ist denn aus dem einen Typen geworden, den du damals bei der Kirmes abgeschleppt hast“, fragte ich Marion. Der Typ fiel mir wieder ein, weil an der Bar genauso ein „Macker“

saß. „Ach den hab ich abgeschossen“, flachste Marion nur. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch zwischen Bar und Tanzfläche. Marion und ich bestellten uns etwas zu trinken. Wobei ich mir ein Altbier genehmigte. Das Bier zeigte schnell seine Wirkung. Zum einen, weil ich keinen Alkohol gewohnt war und zum anderen, weil ich es sehr schnell ausgetrunken hatte. Direkt war auch schon das nächste Bier für mich bestellt. „Wie bist du denn heute drauf?“, wunderte Marion sich. „Ach ist doch alles Murks und auch

egal“, gab ich zurück und wippte mit dem rechten Bein zum Takt der Musik. „Na, wenn du meinst“ sagte Marion und schaute sich um. Es dauerte nicht lang und wir wurden richtig albern. Wir kicherten wie kleine Schulmädchen. „Hy Marion, na wie geht’s?“. Ich schaute auf und da stand ein super toller Kerl. Verlegen schaute ich Marion an und wollte zur Ablenkung gerade was sagen, da sprach der Typ mich an: “Tanzt du?“. „Ja, die tanzt gut“ erklang direkt Marions Stimme, ohne dass ich dazu kam, selbst etwas zu sagen. So landete ich, ehe ich es recht verstand, mit dem tollen Typen auf der

Tanzfläche. Irgendwann standen meine Schuhe am Rande der Tanzfläche. Ganz einfach weil ich mit Schuhen nicht wirklich tanzen mag, ist mir zu „steif“ in den Bewegungen dann. Ich war hin und weg von diesem Typen. Diese blauen Augen, die kleine Kerbe im Kinn und die dichten lockigen dunkelblonden Haare. Er war mindestens 1,85 Meter groß und hatte blendend weiße Zähne.

Angeheitert und wie befreit dachte ich nicht einen Augenblick an Martin. Wie in Trance sah ich nur noch diesen Typen an. Bei einigen langsamen Musiktiteln kamen wir uns sehr nahe. Erstaunt bemerkte ich, dass es mir noch

nicht mal unangenehm war. Es kam wie es kommen musste, wir verpassten den letzten Bus. „Ja und jetzt, schöner Mist“, sagte ich zu Marion, als wir draußen an der Haltestelle standen. Nach und nach leerte sich die Disco. „Fragen wir doch einfach Eddie, ob er uns fährt. Guck, der hat doch ein Auto“ und schon eilte Marion hin. „Aber der hat doch bestimmt was besseres vor“, rief ich noch hinterher. Marion ließ sich ganz ihrer Art entsprechend nicht beirren. Sie sprach mit dem Typen, der bereits im Wagen saß

und das Auto gestartet hatte. Marion winkte mir dann auch schon, dass ich kommen solle. „Sag mal wie heißt du eigentlich“, fragte Eddie mich nun, als ich hinten im Fond Platz genommen hatte. „Tanze die halbe Nacht mit dir und ich kann nicht mal erzählen, wer das süße Mädel war“. Ich sagte ihm wie ich heiße. Scheinbar kannte er Marion schon länger. Denn er fuhr ohne Umschweife direkt bis vor ihre Haustür. „So jetzt bist du dran. Wo darf ich dich absetzen“, fragte Eddie als Marion in der Haustür verschwunden war. „Ach

lass doch, ich kann den Rest auch laufen“, entgegnete ich. Irgendwie war mir nun gar nicht mehr wohl, so allein mit diesem eigentlich fremden Mann. Eddie öffnete die hintere Wagentüre und sagte: „Nun komm schon, setz dich nach vorne und ich fahr dich.“ Ich stieg aus und tat wie geheißen. Mir wurde leicht schwindelig. Der Alkohol zeigte nun seine volle Wirkung. Eddie startete das Auto und fuhr einfach los, ohne mich noch mal nach der Adresse zu fragen. „Wo fährst du hin? Ich wohne nicht weit von hier.“ Aber Eddie gab keine Antwort. Er fuhr einfach weiter. „He du Arsch. Halt an.

Ich will raus“, schrie ich ihn an. „Ja was, was, was. So eine süße Braut, wie du schreit mich an?“, erwiderte er zynisch. Zu spät. Ich wusste was mir blühte und spürte die Angst bereits bis zur Kehle. Ich saß wie erstarrt. Den Blick nur noch geradeaus gerichtet, die Hände total verkrampft ineinander verschlungen und atmete nur noch flach ein und aus. Das Herz klopfte viel zu laut.


 Fortsetzung in Kürze - Danke fürs Lesen -


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