Kōbe, ein Schicksal
Im Gedenken an den 17. Januar 1995,
dem Tag des Süd-Hyōgo-Erdbebens
Ortszeit 5 Uhr 44
Schlafenszeit, die Ruhe trügt
Träge will der Tag erwachen
Luftdruckmesser nicht genügt
Ortszeit 5 Uhr 45
Niemand ahnt das Unheil gleich
Das schon naht aus einem Graben
Wuchtig übern großen Teich
Ortszeit 5 Uhr 46
Bebt die Erde knapp und kurz
Leichte Bauten, schwere Dächer
Fördern den Zusammensturz
Ortszeit 5 Uhr 47
Schreie dringen aus den Trümmern
Staub und Elend in Sekunden
Lassen Kobe in sich wimmern
Ortszeit 5 Uhr 48
Verwüstung? - ist noch schön gesagt
Wie viel Leben sind vergangen
In Sekunden, ungefragt
Ortszeit 5 Uhr 49
Tränen lindern nie die Not
Tragisch reißen Schicksalsfäden
Vielen Leben bringt's den Tod
Ortszeit 5 Uhr 49
Immer noch ertönt Geschrei
Mischt sich stickig mit Sirenen
Rettungskräfte buddeln frei…
Wochen später liegt das Drama
Offen dar, nur Sicherheit
Scheint zu wenig es zu geben
Kōbe stöhnt im Menschenleid
Warum konnte man nicht helfen?
Warum fehlte Warnappell?
Beben wird es immer geben
Forschung reagierte schnell
Denn: was nützt die Technik allen
Dient sie nicht als Rettungsboot
Wieso sie erst durch uns erkoren
Und dann fehlt, wenn Unheil droht?
Fragen, deren Antwort fehlt
Machen alles nur noch schlimmer
Doch der Geist scheint schon beseelt
Pfade kleiner Hoffnungsschimmer…