Du läufst....schon seit zwanzig Minu-
ten läufst du dir die Seele aus dem
Leib, obwohl du weißt das du gar keine
mehr hast.
Du hast sie damals verkauft für das
Spiel des Lebens. Ein Master of Desas-
ter, in der Wall Street, nur den Boni im
Hinterkopf, der mit 112.000 Dollar alles
rechtfertigte was du tatest. Deine ein-
gefahrenen Gewinne, wurden durch
Verluste anderer gemacht. Ein perfi-
des Spiel.
Das kapiertest du erst nach einigen Jah-
ren. Du warst der Beste in deiner Bran-
che, hattest alles an die Frau oder den
Mann gebracht. Derivate, Devisenge-
schäfte, Swaps, Immobilienzertifikate
usw.
Auch dann noch als du den Betrug er-
kanntest hast du diesen Dreck weiter-
verkauft. Es ging dir nur um deinen
Wohlstand, deinen Lebensstandard.
Ein Läufer warst du nie. Deine Stärke
war die Nacht, mit ihren bunten Lich-
tern, den wilden Partys in den ange-
sagten New Yorker Clubs, den Rausch
des Lebens suchend, mit Kokain und
anderen Drogen, den coolen Typen raus-
hängend, Runden zahlend um sich von
den Speichelleckern feiern zu lassen.
Du warst ein
Star.
Dein Porsche Boxster und dein lockerer
Umgang mit Geld, zog Frauen an wie das
Licht die Motten.
In diesem Moment bereust du es, nie
Sport gemacht zu haben.
Schwer atmend drehst du dich um und hinter dir türmen sich gleich einen Tsunami all die bertogenen Gesichter auf,bereit dich zu verschlingen. Du hörst
ihr schauerliches Geheul und beschleu-
nigst deine Schritte und weißt, lange
hältst du das nicht mehr durch. Dein
Anzug von Brioni "Colosseo" hindert
dich beim Laufen, die Krawatte schnürrt
dir die Kehle zu. Du reißt dir das Sakko
vom Körper und lockerst die
Krawatte.
Luft strömt wieder durch deine Lungen,
die höllisch brennen und deinen Leidens-
lauf hinauszögern. Du hörst dein Herz
überlaut pochen und wunderst dich, dass niemand es hört. Blutunterlaufene Augen starren dich an, Zombies mit Dollarscheinen in ihrern verwesenden Händen kommen auf dich zu. Sie greifen nach dir.
Wo ist die verdammte Polizei wenn man
sie braucht, schreist du mit krächzender
Stimme.
Deine Kraft ist aufgebraucht, du kannst
nicht mehr, strauchelst und fällst auf den kalten Asphalt. Dein Herz ver-
krampft sich, setzt immer wieder aus,
das Atmen fällt dir immer schwerer und während du einsam und allein im Sterben liegst, flehst du um Vergebung. Doch diese verhallt ungehört.
Ein letztes aufbäumen geht durch deinen
Körper und dein Herz hört auf zu schlagen.
In dem Moment reißt dich der Wecker aus dem Schlaf.
Schweißgebadet wachst du auf.
Was für ein verfickter Traum. Dein Lächeln kehrt zurück und du machst dich fertig für deine nächsten Deals.