Kurzgeschichte
Der Garten, den es nicht gab

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"Der Garten, den es nicht gab"
Veröffentlicht am 02. Juni 2014, 22 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Garten, den es nicht gab

Der Garten, den es nicht gab

Als ich, der Erzähler, mir diese Geschichte überlegt hatte, da gab es noch keinen Satz auf diesem Papier, und Worte sprossen noch nicht aus meiner Feder; denn ich, der Erzähler, hatte noch nicht zu schreiben begonnen und keine Figuren waren da, die Geschichte zu bevölkern. Nur vage Vorstellungen kamen und nährten den fruchtbaren Boden der bloßen Idee. Da kam es mir in den Sinn, zwei Figuren zu erschaffen; einen Mann, dem ich weder Kleidung, noch einen Namen gab, sowie eine Frau, die gleichfalls keine Kleidung und keinen Namen erhielt. Daraufhin schuf ich einen Garten, in dem die schönsten Blumen gediehen und der klarste Fluss strömte, wo die absonderlichsten Tiere lebten, welche sich von den Früchten der Bäume, von Nüssen und Samen ernährten, und setzte den Mann und die Frau dort hin. Sofort schauten sie sich um; Wo sind wir? fragte die Frau, woraufhin der Mann zuerst nur schwieg, die Augen weit aufgerissen, sich

umblickend, den Mund halb geöffnet, so als hätte er noch nicht die Kontrolle über seine Kiefermuskulatur erlangt. In den Lüften flogen verschiedenste Vögel mit verschiedenstem Gefieder, einfarbige und bunte, weiße und schwarze, ein Kaleidoskop von Nachfahren der Theropoden, große und kleine Vögel, die alle mit unterschiedlichsten Stimmen sangen, mit unterschiedlichsten Absichten, doch alle waren sie wohlgesinnt und friedlich. Endlich fasste sich der Mann, schaute zur Frau hin und begann zu sprechen: Wer sind wir? Die Frau wusste dies nicht. Wie heißt Du? fragte sie, Wie heißt Du? sagte der Mann - dann blickten sie sich schweigend an. Sie standen inmitten von kniehohem Gras, das durchsäht war von Löwenzahn, Gänseblümchen und anderen Pflanzen, die zu anderen Zeiten, an anderen Orten, als Unkraut tituliert und systematisch bekämpft worden wären; um die Wiese herum standen Bäume aller Art, Büsche und

Gewächse unbestimmter Natur, die ich, der Erzähler, erst würde definieren müssen, wozu derzeit wahrlich kein Anlass bestand. Eure Fragen will ich euch nicht beantworten! rief ich der Frau und dem Mann zu. Beide fuhren überrascht zusammen und schauten sich um, fragenden Blickes, auf der Suche nach der Quelle dieser Stimme, die aus dem Nichts und doch von überall her zu kommen schien. Eure Fragen will ich euch nicht beantworten! wiederholte ich, Doch eines will ich euch wohl sagen - Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr essen, nur vom Baum der Erkenntnis von Wirklichkeit und Illusion dürft ihr nicht essen! Die Frau war die furchtlosere der beiden und so hatte sie sich nach anfänglicher Überraschung schnell wieder im Griff. Warum nicht? fragte sie forsch, Schlimmes würde geschehen! erwiderte ich; Was denn? Und wo steht denn dieser Baum? fragte sie, doch ich, der Erzähler, wollte mich nicht auf ein solches Gespräch einlassen - so zog

ich es vor, vorerst nicht mehr zu ihnen zu sprechen. Die Frau wartete einen Augenblick lang auf eine Antwort, die Stirn in Falten gelegt, dann begriff sie, dass keine kommen würde, wie lange sie auch wartete, dass sie und der Mann, von dem sie nicht wusste, wer er war, von nun an auf sich allein gestellt waren. Was sollen wir bloß tun? fragte sie den Mann - doch dieser rieb sich nur den Kopf, den Mund noch immer halb geöffnet, und starrte einfältig in die Landschaft. Mit dem Ellenbogen stieß sie ihm in die Seite; Hörst Du nicht? Da drehte er sich zu ihr hin und schaute ihr zum ersten mal bewusst ins Gesicht; er sah, dass sie schön war, obschon er keine Vergleichsmöglichkeiten hatte, weshalb er, hätte er denn zu ausholenderen Überlegungen geneigt, sich in Gedanken hätte glücklich schätzen können, dass ich ihm eine Frau zu seiner Seite

gestellt hatte, die ganz seinem Geschmack entsprach. Als er sie daraufhin in ihrer Gänze betrachtete, nackt wie sie war, überkam ihn eine Regung, von der er nicht wusste, was sie zu bedeuten hatte, weshalb er sich entschied, sie zu ignorieren. Doch, ich höre, sagte er schließlich, Aber ich weiß ja auch nicht, was wir tun sollen - Und überhaupt, gar nichts weiß ich! Fragen habe ich, sogar viele, doch Antworten habe ich wohl keine. Darauf wusste die Frau nichts zu erwidern - So nickte sie nur stumm. Sie ging ein paar Schritte über die Wiese, spürte das Gras unter ihren bloßen Füßen und an ihren Beinen, weich und kitzelnd, und schaute sich - das Gesicht neugierig, wie das eines Kindes vielleicht - die verschiedenen Pflanzen an, die sie zwar noch nie gesehen hatte, die ihr aber dennoch vertraut vorkamen. Bunt war es hier. Ein Strauch Tomaten ragte vor ihr auf, die Blätter bewegt von einem kaum spürbaren Wind, mit reifen Früchten,

die im Schein der Sonne so appetitlich leuchteten und zudem so einladend rochen, dass sie unwillkürlich von ihnen angezogen wurde. Sie pflückte eine Tomate, betrachtete sie, schnupperte daran, wog sie in ihrer Hand; die Frau prüfte die Frucht ganz so wie ein Eichhörnchen, dem man eine Nuss hingelegt hatte. Schau mal, rief sie dem Mann zu, Was für schöne Früchte hier wachsen! Zögernd lief der Man zu ihr hin. Als er ankam, betrachtete er mit gerunzelter Stirn die Frucht, die sie ihm vor sein Gesicht hielt. Und was, wenn sie giftig ist? sagte er, und die Frau lächtelte; Wie kann etwas, das so schmackhaft riecht, giftig sein? Nun, zum Glück hatte sie in diesem Falle recht und so blieb ihm, nachdem er selbst den Duft vernommen hatte, nichts anderes übrig, als nachzugeben. Und schon hatte die Frau unter argwöhnischen Blicken des Mannes von der

Frucht gekostet. Schmeckt es denn gut? fragte er; Koste doch selbst! - und das tat er auch. An den Gesichtern der beiden war abzulesen, dass es nicht nur gut schmeckte, sondern auch wohl tat, und so aßen sie vom Strauch bis sie, träge und müde geworden von ihren vollen Bäuchen, satt auf dem Boden zusammensanken. Dort blieben sie liegen, in einer Kuhle zwischen Halmen und Blumen, einem Bett aus Gras, und dösten in der warmen Nachmittagssonne. Die Vögel zwitscherten noch immer zwischen Himmelszelt und Erde, in Bäumen und auf Wiesen, ein sanfter Gesang, der die beiden Menschen langsam in den Schlaf wiegte. Als sie erwachten, war es bereits finster geworden und die meisten Vögel waren verstummt; nur vereinzelt hörte man den Ruf eines Uhus, der sich seinen Weg durch den dunklen Garten bahnte und von einem anderen Uhu, dem Laut nach ein Weibchen, erwidert

wurde. Mit dem Untergang der Sonne war auch die Wärme gewichen, und nachdem die Frau sich aufgerichtet hatte, verschränkte sie ihre Arme fröstelnd vor ihren Brüsten. Der Mann lag noch, gähnte und rieb sich die Augen. Am Horizont waren die Sterne zu sehen, ganz klar und leuchtend, und der Mann sah nach oben, nach wie vor liegend, sah die Gestirne, so fern, so fremd, gar fremder noch, als dieser Garten ihm erschien, ein winziger Ausschnitt nur vom Kosmos, der all dies hier - die Sterne, die Erde, Menschen, Tiere und Pflanzen - mit einschloss. Die Frau wandte sich ihm zu und betrachtete ihn stumm; sie sah, wie er dort lag, ganz starr, den Blick zum Himmel gerichtet, mit fast ausdruckslosem Gesicht - nur aus seinen Augen sprach ein Erstaunen, dessen Ursache ihr nicht klar wurde. Was ist? fragte sie, doch er sprach nicht. Das Schweigen akzeptierend legte sie sich nahe zu ihm hin, um sich an seinem Körper zu wärmen; nun schaute sie selbst in den Himmel und

da wurde sie der Ursache gewahr - und aus ihren Augen sprach das gleiche Erstaunen, das schon ihn zuvor befallen hatte. Still lagen sie beisammen, ihre Leiber aneinander schmiegend, und ließen ihre Gedanken schweifen. Wieder rief der Uhu und der andere Uhu antwortete ihm. An dieser Stelle geschahen womöglich Dinge, die ich, der Erzähler, Ihnen, dem Leser, besser ersparen wollte und so begnügte ich mich damit aufzuschreiben, dass nun bereits der Morgen graute. Glühend erklomm die Sonne bisher gänzlich unerwähnte Gebirge östlich des Gartens und ihr Licht durchwanderte Spektralfarben, tauchte die Szenerie in rötliche, dann in violette Schattierungen, um nach einiger Zeit bei jenem Blau anzukommen, das man gemeinhin von einem wolkenlosen Himmel erwartete. Die beiden Menschen wanderten schon seit einer Weile durch den Garten, schauten sich um und kosteten von verschiedenen Sträuchern und Bäumen; sie genossen Feigen, Datteln und

Granatäpfel - die Oliven jedoch waren ihnen zu bitter. Hier und da sahen sie Tiere durch das Buschwerk wuseln, Hasen, Mäuse, Füchse und andere Wesen, und sie wunderten sich, fragten sich, was das wohl für Geschöpfe seien. Sieh! rief die Frau, als vor ihnen ein Schimpanse erschien; Sieh nur, dieses Tier sieht uns ja ähnlich! Der Mann erblickte den Affen und der Affe erblickte den Mann. Nein, sagte der Mann, Gar so ähnlich ist er uns nicht - Ich gebe wohl zu, er ist uns ähnlicher, als die anderen Tiere, die wir zuvor sahen, doch unterscheiden wir uns trotzdem beträchtlich von ihm. Da begann der Affe zu ihm zu sprechen; Weißt Du denn nicht, dass wir verwandt sind? Jawohl, verwandt sind wir, zu den Trockennasenaffen gehören wir beide. Der Mann schüttelte den Kopf, die Frau jedoch lächelte. Siehst Du, auch er hat es bemerkt, sagte die Frau

zu ihm. Einer plötzlichen Eingebung folgend wandte sie sich an den Affen; Weißt Du denn, wo der Baum der Erkenntnis von Wirklichkeit und Illusion steht und weshalb wir nicht von ihm essen dürfen? Der Affe überlegte. Ja, sagte er dann, Ich hab ihn wohl gesehen; Er steht dort drüben, in der Mitte des Gartens - Warum ihr aber nicht davon essen dürft, das weiß ich nicht; Wer hat's euch denn verboten? Ich weiß nicht genau, sagte die Frau, Es war eine Stimme, die aus dem Nichts kam. Da lachte der Affe und verschwand in den Büschen. Sich wundernd sah die Frau den Mann an, der seinerseits mit unbeteiligter Miene umherblickte. Ein seltsames Geschöpf, dieses Tier, das uns so ähnlich ist, sagte die Frau und schüttelte den Kopf; Ob wir uns den Baum wohl anschauen wollen? Der Mann zuckte mit den Schultern; Warum

nicht? Was kann's denn schaden. Und so machten sie sich auf den Weg zur Mitte des Gartens, die sich - so hatte ich es mir erdacht - in Form einer großen Lichtung inmitten üppiger Vegetation darbot. Vorbei gingen sie an Feldern mit Pflanzen, deren Blätter handförmig zusammengesetzt waren, mit durchdringend riechenden Blüten, die wie Trauben angeordnet waren, an Bäumen, deren gelbe Früchte im Sonnenlicht leuchteten, an Blumen, Sträuchern und Stauden. Ein Hase kreuzte ihren Weg und die Frau fragte ihn, ob sie auf dem richtigen Weg seien, ob die Mitte des Gartens in der Richtung läge, in die sie zeigte, doch der Hase sagte nur, Was weiß ich schon, ich bin doch nur ein Hase - dann hoppelte er davon. Und doch, so als wären sie von einer unsichtbaren Hand geführt worden, fanden sie den Baum. Majestätisch ragte er empor; güldene Blätter wuchsen an Ästen, die bizarre Früchte trugen, deren Form und Beschaffenheit nicht in Worten wiederzugeben

waren. Die beiden Menschen standen mit offenen Mündern davor; zugleich geblendet von der gleißenden Sonne, als auch von der Schönheit des Baumes. Was für ein prächtiger Baum dies doch ist! sagte die Frau, und der Mann stimmte ihr zu. Ach, so sprecht doch nicht von diesem Baume! Kummer bereitete er mir, unsagbar schweren Kummer! ertönte es sogleich vom Fuße des Baumes. Die beiden Menschen schauten zu der Stelle, von wo die Stimme gekommen war, blinzelnd, die Hände über den Augen zu einem Schirm geformt, gegen die blendende Sonne ankämpfend. Dort, am Fuße des Baumes, lag ein Hund, zusammengekauert, sein Kopf auf den Vorderpfoten ruhend; auf seinem weißen Fell waren braune und schwarze Flecken, die Ohren - schlaff an den Seiten des Kopfes herabhängend - ganz in braun. Obwohl er nun nichts sagte, ging ein leises und stetes Wimmern von ihm aus, das er

wohl auch zuvor schon von sich gegeben hatte, doch hatten die beiden Menschen dies nicht wahrgenommen, so entzückt waren sie gewesen vom Anblick des Baumes. Nachdem die beiden Menschen sich dem Hund genähert hatten, sprach die Frau; Was ist denn mit diesem Baum? Er ist so wunderschön! Ach, sagte der Hund, den Kopf nun leicht angehoben, Schön ist er wohl, o ja, gar prunkvoll ist sein Antlitz! Doch böse ist er, denn Böses hat er mir beschert. Die Frau hob die Augenbrauen; Was hat er Dir denn angetan? Verdammt hat er mich wohl, verdammt zu ewig Pein und Qual! Unerträglich scheint mir nun mein Dasein - O Graus, o Graus. Da wollt ich mich an seinen Früchten laben, die so schmackhaft mir erschienen, doch ahnen konnt ich nicht, welch trostlos Schicksal mir dann blühte. Ach, weh mir armen Hündchen! Hm, sagte die Frau, Dann hast du also von der

verbotenen Frucht genascht, vor der uns gewarnt wurde. Der Hund jaulte. Gewarnt hat mich gar niemand, sagte er, O nein, gar niemand warnt ein armes Hündchen vor dem Übel dieser Welt! So muss ich fortan leben mit dieser ach so schweren Last, die meine Schultern niederdrückt, die an meiner Seele nagt und Stück für Stück mein Herz vergiftet, bis ich dann zugrunde geh an meinem Schmerze - Ach, weh mir, wie unerträglich ist mein Los! Was ist es denn, das dich so bedrückt? fragte die Frau. Ach, sprach der Hund, den Kopf wieder auf die Pfoten gelegt, Gar niemand wird mir glauben, was mir widerfuhr! Nachdem ich aß von diesem Baume, der mich so betört, ward mir alles klar; so klar und rein war die Erkenntnis, und von solch schrecklicher Natur, dass ich wollt, ich ward niemals geboren! Ach, schon das ist Schein und Trug, denn geboren ward ich nie. Ja, mein ganzes Sein ist Trug und Schein, bin ich doch

nicht wirklich - ein bloßer Schwindel ist mein Erscheinen hier vor euch, gar schämen müsst ich mich, dass ich so tu, als wär ich hier, wo es mich doch gar nicht gibt! Weshalb meinst Du, es gäbe Dich nicht? Ich sehe Dich doch klar vor mir! Du siehst mich wohl, doch was du siehst, ist bloßes Blendwerk! - Ach, was gäb ich drum, ein Hund zu sein aus Fleisch und Blut. So bin ich bloß ein Stein in einem Spiele - Ein verwaister Kieselstein des Schotterwegs, den es nie gab. O wie grausam ist das Spiel, das man spielt mit mir armen Hündchen! Als der Mann dieses Gespräch verfolgt hatte, wurde sein Verstand zum ersten mal lebhaft und jagte Gedanken durch bisher dunkle Tunnel in seinem Kopf; Tunnel, von denen er selbst nicht wusste, dass sie existierten, waren sie doch bisher weder benötigt, noch ausreichend illuminiert gewesen, sodass er nun darüber erschrak, welche Einsichten sich ihm offenbarten.

Sprach der Hund die Wahrheit, dachte er, so waren sie nur Figuren in einer Geschichte, ausgedachte Wesen, sozusagen Marionetten einer ihm unbekannten Macht, die einzig dazu dienten, eine für ihn nicht erfassbare Handlung voranzutreiben - bloßes Mittel zum Zweck. Der Mann konnte natürlich nicht wissen, wie recht er damit hatte, doch ahnte er wohl, dass er so falsch nicht lag, was mir, dem Erzähler, allmählich Unbehagen bereitete, würde doch eine solche Erkenntnis ihm potenziell ermöglichen ein Eigenleben zu entwickeln und so entgegen meinen ursprünglichen Intentionen zu handeln. Und doch ließ ich ihn - mangels plausiblen Alternativen - seinen Gedanken nachhängen. Wenn der Hund nicht lügt, sagte der Mann schließlich, Dann sind wir alle nur Illusionen! Und recht hat er, dass dies ein übles Spiel wäre. Aber sollen wir ihm denn glauben? fragte ihn die Frau. Das können wir nur wissen, indem wir selbst vom

Baum essen. Einen kurzen Moment lang zögerte die Frau; dann stimmte sie ihm zu. O nein! rief der Hund, Macht euch nicht unglücklich! Genießt den Zweifel, den ihr noch habt! Denn nur er ist es, der euch noch bewahrt vor diesem Übel, das euer Glück in zwei brechen wird! Doch die beiden Menschen hörten nicht mehr auf ihn; sie waren schon dabei, vom Baum zu essen. Süß und zugleich bitter schmeckten seine Früchte - denn just in dem Moment, als das Gekaute in ihren Mägen ankam, wussten sie, dass der Hund die Wahrheit gesprochen hatte. Und um wieviel schlimmer wirkte dieses Wissen im Verstand eines Menschen! Als der Hund sah, wie sie aßen, jaulte er und vergrub die Schnauze in seinen Pfoten. Die beiden Menschen indes fanden keine Geste, die ihren Empfindungen gerecht geworden wäre - so standen sie nur da. Nach einer Weile, die nicht in

etablierten Zeitbegriffen zu messen war, fassten sie sich wieder. So ist das also, sagte die Frau, Ja, so ist das, sagte der Mann. Wie können wir so weiterleben? fragte die Frau, Diese Erkenntnis hält doch kein Wesen aus! Nichts als bloße Vorstellungen eines armen Geistes sind wir! Wie sinnlos ist es doch, auf diese Art zu sein. Ach, ich hab's euch doch gesagt, sprach der Hund, Ihr wolltet ja nicht hör'n! Weshalb hast Du uns das angetan? fragte mich die Frau nun - doch ich, der Erzähler, antwortete ihr nicht; vielleicht aus Scham, vielleicht aus Bosheit. Als sie merkte, dass ich darauf nicht einging, so als ob ich nichts damit zu tun hatte, fasste sie einen Entschluss; Wenn das so ist, sagte sie, Dann will ich nicht mehr bei eurem Spiel mitspielen! Ja, streiken werde ich. Und streiken wird auch mein Mann. Der Mann nickte stumm. So setzen sich beide auf

den warmen Boden, die Beine unter sich gekreuzt, und harrten der Dinge, die da kommen mochten; und auch der Hund ruhte stumm und gespannt an seinem Platz. Doch nichts geschah. Nur die Vögel sangen weiter ihr Lied. An dieser Stelle wurde mir, dem Erzähler, klar, dass es keinen Zweck mehr hatte, die Geschichte fortzuführen - im Grunde führte sie niemals irgendwo hin, das erkannte ich nun -, und so und so fügte ich mich dieser Tatsache und zerriss das Manuskript.

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Superfant

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Mystic 
...und deshalb werde Ich, der Erzähler, diese Geschichte in ihre eigenen Hände geben...Damit Sie selbst beginnen, ihre eigene Geschichte zu leben und zu erfahren... +zwinker-lächel+

GLG
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Superfant Hey, danke fürs Kommentieren und Favorisieren.
Bin da wohl sadistischer drauf; schicke meine Figuren gerne in absurde Situationen.
Gruß
Vor langer Zeit - Antworten
Mystic 
Sadistisch? Nein, es ist nur eine andere Sicht der Dinge! Also vollkommen OK!
LG
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TaraMerveille Deine Geschichte ist sehr schön geschrieben und hat bunte Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Es hat mir echt Spaß gemacht, sie zu lesen. Das Ende war für mich überraschend - so viel ich weiß, geht die Geschichte eigentlich weiter ...
Vor langer Zeit - Antworten
Superfant Danke für deinen Kommentar
Bin mit dem Ende auch ein bißchen unzufrieden; dass es eben etwas abrupt kommt ... aber irgendwie war dieser Weg der einzige schlüssige Weg "raus", denke ich.
Gruß
Vor langer Zeit - Antworten
FeinGeist so so, Gott in Selbstzweifel - wer hätte das gedacht ... mal eine interessante Sichtweise.
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Superfant Hey, danke für deinen Kommentar
Tja, als Autor sind Selbstzweifel wohl normal. :E
Gruß
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