Die Rosen wuchsen bei ihm wie Unkraut. Er hatte ein Händchen für diese Blumen, zudem verbrachte er viel Zeit in seinem Rosengarten. Dort pflegte und hegte er seine Lieblinge.
Sie fragte sich, warum ging ihr Traummann nicht gleich mit ihr um. Gerne wäre sie still und duftend, bei ihm im Garten verwurzelt gewesen. Dort würde sie jeden Tag warten, bis er mit der Gießkanne kommen und ihr Wasser geben würde. Dann würde sie ihre volle Blütenpracht zeigen. Er würde sie hübsch finden, vielleicht sogar näher kommen, um an ihr zu riechen. Im Sommer würde er neben
ihr im Liegestuhl liegen, von seinem Leben erzählen, während sie ihm Schatten spenden würde. Das wäre ihre Traum.
Doch als Mensch war sie für ihn nichts wert. Er hatte einmal mit ihr geschlafen, dass war sein einziges Ziel gewesen. Dabei hatte er ungewollt, ihren sonst so harten Kern geknackt. Sie war grundsätzlich zu Allen innerlich distanziert. Doch es war passiert. Er hatte die Sehnsucht nach Liebe in ihr entfacht. Um sie dann wie eine vertrocknete Rose auf den Kompost zu hauen.
Wieso bemerkte er nicht, was für eine
exotische Pflanze sie war. Sie wusste, er hatte sie nur benutzt. Trotzdem liebte sie ihn. Er war der Erste bei dem sie ihr wahres, verwundbares Gesicht gezeigt hatte. Zum ersten Mal konnte sie nicht aufhören, jemanden zu küssen und zu berühren. Sie hatte nicht eine Sekunde bei ihm, den Wunsch nach Hause zu gehen.
Er war ihre Heilung, er war ihr Glück. Warum erkannte er das nicht!
Tränen über kamen sie im Blumenladen, denn sie gerade betreten hatte. Sie kaufte sich ein Töpfchen Rosen. Es sollte sie immer
an den Mann erinnern, der sie dazu gebracht hatte, wieder zu fühlen.
Wenigstens solange bis er und die Blumen in Vergessenheit gerieten. Damit der Platz für neue, erwiderte Liebe in ihrem Leben frei sein würde.
