Hatte ich mich erschrocken, als sie mich ansprach. Erstens, weil ich völlig in Gedanken versunken war und zweitens, weil sie ziemlich gruslig aussah. Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich mich vor Ekel von ihr abwenden wollte. Aber gleich darauf schellte ich mich selbst. Die Frau konnte doch nichts für ihr Aussehen. Außerdem kommt es nicht auf die Fassade an,sondern auf das, was sich darunter verbirgt. Nachdem ich mich gesammelt hatte, konnte ich ihr zuhören. Was sie mir zu sagen hatte, gefiel mir und gefiel mir nicht. Noch nicht. Das sie mich süß fand,
brachte mich zum Lächeln und dazu, sie einzuladen. Da wir uns in einem Einkaufszentrum befanden, hatten wir eine überschaubare Anzahl von Möglichkeiten, uns irgendwo hinzusetzen und uns zu unterhalten. Als Gentleman überließ ich es ihr, auszusuchen wo wir uns setzen wollten. Wir setzten uns in ein Café. Die Bedienung war nicht besonders. Anstatt zu lächeln, hatte sie einen angewiderten Gesichtsausdruck. Auch die anderen Gäste starrten uns sch... an. Das nervte. Also lud ich sie zu mir ein. Da war niemand. Dort starrte uns keiner schief an. Kaffee hatte ich da. Die Packung kostete etwa so viel, wie in dem Café
zwei Tassen. War eigentlich keine schlechte Idee gewesen, die Unterhaltung bei mir fortzuführen. Es stellte sich heraus, das sie eine angenehme Gesprächspartnerin war. Ich hörte ihr gern zu. Ihre Stimme war ohrenschmeichelnd. Weder piepsig, noch sonst wie unangenehm. Sie passte nicht zu der Fassade, die ich zwischenzeitlich gar nicht mehr bewusst wahrnahm. Ich schaute ihr in ihre strahlenden Augen und war fasziniert von ihr. Empfand auch keinen Ekel mehr vor ihrem Antlitz. Die Stunden flogen dahin. Der Hunger kam. Kurz darauf stand sie in der Küche und zauberte uns ein geniales Menü. Die Frau war unglaublich. Was die aus dem
bisschen, was ich da hatte, kreiert hatte, war Wahnsinn. So viel Appetit, wie an dem Abend, hatte ich seit Jahren nicht mehr gehabt. Ich bereute absolut nicht, sie zu mir eingeladen zu haben. Es war sehr spät geworden. Keiner von uns beiden hatte jemals auf die Uhr geschaut. Um diese Zeit konnte ich sie nicht nach Hause schicken. Nicht in meiner Gegend. Da wimmelte es nur so von Chaoten. Nicht nur einmal wurde jemand erschossen. Und gerade jetzt, wo ich sie kennengelernt habe, wollte ich nicht, das ihr etwas zustößt oder gar die Welt verlässt. Also bereitete ich ihr ein Nachtlager. Mitten in der Nacht schreckte ich hoch.
Donner und Blitz. Aber das war nicht der Grund gewesen. Sie war es gewesen. Hatte sich einfach in mein Schlafzimmer geschlichen und war unter meine decke gekrochen. Zitternd lag sie hinter mir. Was nun? Ich legte sanft meinen Arm um ihren Körper und drückte sie zärtlich an mich. Ganz langsam beruhigte sie sich wieder. Sie gab mir einen Kuss und kuschelte sich an mich. Es war ein schönes Gefühl, ihren warmen Körper zu spüren und so eng aneinander liegend einzuschlafen. Der Morgen begann mit gemeinsamen frühstücken im Bett. Ich hatte gar nicht bemerkt, das sie aufgestanden war. Hatte ich so tief und fest geschlafen? Ihren
Guten-Morgen-Kuss auf meine Lippen, den bekam ich aber mit.
Etwa zwei Stunden später ging sie wieder und hinterließ eine Leere. Ich fragte mich, ob es Liebe war oder die Sehnsucht nach Gesellschaft, während ich ihr hinterhersah und auf ihren A...starrte, der einfach geil aussah. Werde ich sie jemals wieder sehen?
Ich war gerade dabei mich mit einer Dame zu unterhalten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde sie mit mir flirten. In solchen Dingen kenne ich mich nicht wirklich aus, deswegen war ich mir nicht sicher, ob sie mit mir flirtete, oder nicht. Mitten im Gespräch wurden wir aber unterbrochen: „Gerade mal einen Monat haben wir uns nicht gesehen und schon gräbst du eine andere an. Und ich dachte, ich könnte dir vertrauen.“ Diese Stimme. Unter tausenden würde ich sie wiedererkennen. „Muss ich erst mit anderen flirten, um
dich wiedersehen zu dürfen?“ Wir sprangen uns gegenseitig in die Arme und drückten uns so fest und lange, als hätten wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen. Welch eine Wiedersehensfreude. Die Dame, mit der ich eben noch geredet hatte, ging kopfschüttelnd davon. Um so besser. So konnte ich mich voll auf meinen kleinen Engel konzentrieren. „Irgendwie habe ich gerade Hunger bekommen. Wie findest du folgenden Vorschlag: Wir gehen jetzt gemeinsam einkaufen und du kochst für uns. Hinterher hätte ich gern erfahren, warum ich so lange auf dich warten durfte. Du wirst es mir wahrscheinlich
nicht glauben. Aber du hast mir gefehlt. Hab sehr oft an dich gedacht. Um ehrlich zu sein, jeden Tag.“ „Tut mir leid. Ich war im Prüfungsstress. Gestern hatte ich meine letzte Prüfung. Mündlich.“ Das hatte ich völlig vergessen. Sie hatte erwähnt, das Prüfungen bevorstanden. Jetzt, wo sie es sagte, fiel es mir wieder ein. In letzter Zeit war ich eh vergesslich gewesen. Verpasste Termine, vergaß einzukaufen,...Und auch nur, weil ich die ganze Zeit an sie gedacht habe. Die Frau war der Wahnsinn. Trotz ihres „entstellten“ Gesichts, hatte sie jede Menge Selbstbewusstsein. Im Gegensatz zu mir. Obwohl ich relativ
„normal“ aussah. Ich bin eben ein seltsam Mensch. Mein Arm lag um ihre Schulter und ihrer um meine Hüfte. So gingen wir in den Laden. Die Blicke der anderen waren uns egal. Wir scherten uns nicht darum, was und wie die anderen über uns dachten. Das Geflüster überhörten wir einfach. Sollten sie doch über uns reden. Wenn sie schon kein eigenes Leben hatten, sollten sie eben an unserem teilhaben. Es war wieder mal ein Gedicht gewesen. Wo hatte sie gelernt, so gut zu kochen. Es waren nur sehr wenige und äußerst einfache Zutaten gewesen. Aber sie hatte es geschafft, daraus ein Festmenü
zu kreieren. Diese Frau hatte echt was drauf. Sie bemerkte, wie ich auf ihr Hinterteil starrte und bewegte es sehr erotisch. Hin und her. Im Kreis schwingend. Auf und ab hüpfend. Sie wusste, wie man einen Mann einheizen konnte. „Ich gehöre nicht zu der Sorte Frau, die gleich mit jedem ins Bett steigt, der ihr schöne Augen macht. Aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen. Du bist anders. Das spüre ich. Habe ich in der Nacht schon gemerkt, als das Gewitter war. Du hättest die Situation ausnutzen können. Hast es aber nicht getan.“ „Ich möchte aber nicht, das du es hinterher bereust. Auch wenn ich enorm
Lust auf dich habe und deinen A...ausgepackt sehen möchte,...“ Weiter kam ich nicht. Sie packte mich und übersäte mich mit Küssen. Es war so herrlich. Ich konnte sogar Liebe spüren. Vielleicht kam es mir auch nur so vor. Aber egal. Mir gefiel, was sie mit mir tat. Ließ alles zu, was sie wollte. Genoss es einfach. Am folgenden Morgen wachte ich als erster auf. Diesmal war ich dran, das Frühstück zu machen und ans Bett zu bringen. Doch bevor ich Aufstand, betrachtete ich ihren nackten Leib. Ein Traumkörper. Makellos. Ihre Haut fühlte sich göttlich weich an. Ich hatte mich in sie verliebt. Dessen war ich mir sicher.
Was ich mich fragte, war, ob wir nun zusammen waren, oder nicht. Um das zu erfahren, hätte ich meinen kleinen Engel wecken müssen. Ich wollte aber, das sie ausschläft, denn es war Samstag.
Als ich eine alte Bekannte wiedertraf und mich ein wenig mit ihr unterhielt, hörte ich ein Räuspern, hinter mir. Das war ja klar. Schon das zweite Mal, das sie aufkreuzte, während ich mich mit einem weiblichen Wesen unterhielt. „Mein kleiner Engel. Wie ich mich freue, dich zu sehen. Geht es dir gut?“ „Wenn ich bei dir bin, immer.“ Automatisch lächelte mein ganzes Gesicht. Noch nie hatte jemand dies zu mir gesagt. Es musste Liebe sein. Da war ich mir sicher. Und am Abend würde ich sie fragen, ob wir ein Paar sind, oder nicht. Wie sehr wünschte ich mir, das wir
es wären. Das uns andere anstarrten, als wären wir Aliens, störte mich nicht. Ich bemerkte kaum noch, das wie angegafft wurden. „Wie es aussieht, bin ich hier überflüssig.Viel Spaß noch, ihr zwei.“, äußerte sich meine alte Bekannte schmunzelnd. „Oh, tut mir leid. Wir sehen uns nur so selten, deshalb...“ „Hey, du brauchst dich bei mir nicht zu entschuldigen. Ich verstehe euch doch. Mir würde es auch nicht anders ergehen. Aber schön, das ich deinen kleinen Engel kennenlernen durfte. Also – macht´s hübsch, ihr beiden. Wir sehen
uns.“ Wenn wir uns irgendwann wiedersehen, weiß ich ganz genau, das sie nicht über sie herziehen wird. Mit Diskriminierung kannte sie sich aus. Oft genug wurde sie wegen ihres Übergewichts gehänselt. Das sie nichts dafür konnte, interessierte keinem. Jahrelang hatte sie darunter gelitten. Doch nach einer erfolgreichen Therapie steht sie nun endlich drüber. Genießt das Leben. Hat sogar einen treuen und ehrlichen Partner gefunden, der sie ihres Charakters wegen liebte und öffentlich zu ihr stand. „Ich war gerade auf dem Weg zu dir. Wollte dich unbedingt sehen.“, gestand
sie. „Tja und ich wollte einen Kuss von dir. Einen richtigen. Nicht einen Flüchtigen auf die Wange.“ Wie schon mehrfach erwähnt, war es mir völlig egal, das uns andere anstarrten. Ich hatte mich ernsthaft in sie verliebt. Wollte mit ihr zusammen sein. Nicht nur, weil sie eine hervorragende Köchin und nun auch ausgebildete Medizinerin war. Mein kleiner Engel war etwas Besonderes. Ich war glücklich, wenn sie bei mir war. Spürte dann, das ich lebe. Durch sie hatte ich Freude am Leben. Dachte nicht mehr an all das Leid und den Schmerz in der Vergangenheit. Ich schaute nach vorn. Wollte mit ihr eine
Familie gründen. Mit Bengeln und Engeln. Die Frage war nur, fühlte sie genauso? Steigerte ich mich wieder in etwas hinein und werde hinterher enttäuscht? Hoffentlich nicht. „Heute Abend wieder Stressabbau, oder gemütlich vor der Glotze abhängen?“, fragte ich sie frei heraus. „Mh.“, überlegte sie, „Vielleicht beides kombinieren?“, schlug sie vor. „Wir könnten auch gemeinsam ausgehen. Erst in ein dunkles Kino und dann in ein helles Speiselokal. Natürlich geht der Abend auf mich. Ist ja klar.“ Sie sah mich an. Zuerst sagte sie nichts. Sah mich einfach nur an. Plötzlich und
unerwartet... „Ich liebe dich.“ Hatte ich das nur geträumt, oder kamen die drei Worte wirklich gerade eben aus ihrem Mund? Mein Schweigen irritierte sie. Ich sah, wie sie nervös wurde. Bestimmt glaubte sie, das sie eben einen großen Fehler gemacht hatte. „Wirklich?“, fragte ich überrascht und bereute es sofort, „Tut mir leid. Es ist nur so, es kam gerade so überraschend. Gerade fragte ich mich, ob wir ein Paar sind und...“ Weiter kam ich nicht. Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und gab mir einen leidenschaftlichen Kuss. Wenn sie mich
nicht wirklich liebte, war sie eine verdammt gute Schauspielerin.
„Wow. - Wollen wir so tun, als hätten wir Kino und Restaurant hinter uns gebracht und zum gemütlichen Teil des abends Übergehen? Ich trage dich auch bis zu mir.“
Das Leben könnte so schön sein, wenn es all die Idioten nicht gäbe. Sie war so ein liebes Mädel. Wir ließen uns nicht unterkriegen. Zeigten jedem und allen, das wir uns liebten. Überall. Mein kleiner Engel war mein ein und alles. Man geht ja mit der Zeit mit. Daher bin ich auch in Social Networks. Angebliche Freunde fragen mich darüber, wie ich nur so eine hässliche Fratze schön finden könne. Nicht meine Worte. Behaupten, das ich was besseres finden könne, als sie. Wer´s glaubt! Als ob ich nicht vor ihr schon nach Frauen
Ausschau hielt. Keine wollte mich haben. Ich sei zwar nett, aber nicht ihr Typ. Mein kleiner Engel liebte mich. Ich war ihr Typ. Natürlich ignorierte ich all diese dummen Kommentare. Löschte jene aus meiner Liste, die so einen Mist schrieben. Die konnten mich kreuzweise. Mit denen wollte ich nichts zu tun haben. Früher, als Teenager, war ich auch intolerant gewesen und hatte x Vorurteile. Aber in der Zwischenzeit habe ich mich geändert. Bin älter geworden. Reifer. Habe dazugelernt. Mein kleiner Engel hat sich selbst gelöscht. Ist nicht mehr im Internet vertreten. Zu viele haben sie abgrundtief
beleidigt. Dabei kannten sie sie nicht. Haben nur ihr Bild gesehen. Oder uns auf der Straße. Plötzlich hatte ich auch Anfragen von diversen Schönheiten. Auf einmal wollten sie mich persönlich kennenlernen. Sich mit mir verabreden. Früher hatten sie kein Interesse gehabt. Ignorierten mich. Auf mehreren Datingsites war ich vertreten. Hatte ich mich angemeldet und gehofft, das eine Frau Interesse an mir hat. Doch vergebens. Nun kamen sie in Scharen. Wollten, das ich mich von meinem kleinen Engel trenne. Ohne mich. Sie liebte mich, wie ich war. Spielte nicht mit meinen Gefühlen. War Medizinerin
und Köchin. Die sollte ich für eine intolerante Schlampe aus dem Internet aufgeben? Nie im Leben. Ich war viel zu glücklich mit ihr. Die vielen dummen Kommentare und die Beleidigungen brachten wir irgendwann zur Anzeige. Leider brachte es nichts. Die Menschen machten weiter. Deshalb löschte ich meinen Account auch. Fehlen tat es mir nicht. War selten online gekommen. Aber es stimmte mich dennoch depressiv. Mobbing schien ein beliebtes Hobby geworden zu sein. Mein kleiner Engel versuchte mich aufzuheitern. Sie bewegte ihren sexy Hintern vor mein Gesicht. Ließ ihn hüpfen und springen. Dann legte sie
einen Strip hin. Schnell vergaß ich die intoleranten Deppen. Ja, sie war heiß. Machte mich heiß. Wusste, wie sie mich auf andere Gedanken und zum Lächeln bringen konnte.
Sie ließ sich nicht unterkriegen. Ging weiter aufrecht. Ich lief neben ihr und hielt ihre Hand. Schaute zu ihr rauf. Mein kleiner Engel war nicht nur meine Freundin und Wegbegleiterin, sondern auch mein Vorbild.
Ganz egal, wie sehr ihr gegen uns hetzt, unsere Liebe zueinander ist stärker, als ihr alle zusammen.
So glücklich, wie mit ihr, war ich zuvor nie gewesen. Ich liebte sie von ganzen Herzen und wollte es ihr auch zeigen. Nur wusste ich nicht wie. Die altbekannten Dinge wollte ich nicht machen. Ich wollte etwas Neues. Sie sollte sehen, das ich mir Mühe gab, um sie zu beeindrucken und ihr zu zeigen, wie sehr ich sie liebte. Das mir das Geschwätz der anderen egal war. Plötzlich hatte ich ein Bild vor mir. Das gab es bestimmt noch nie. Oder vielleicht doch? In ähnlicher Form wird es bestimmt schon gegeben haben. Denn was war heutzutage wirklich noch neu?
Selbst die Witze gab es alle schon mal in ähnlicher Form. Ich machte mich an die Arbeit. Holz hatte ich noch genug. Bretter, Latten, Leisten. Alles war da. Leim hatte ich auch noch genug. Sobald es Nacht wurde und sie eingeschlafen war, wollte ich mit der Hauptarbeit anfangen. Doch dann fiel mir ein, das es so schnell nicht gehen würde, wenn ich alles bemalen wollte, damit es richtig auffiel und es unübersehbar wurde. Jeder sollte sehen, das ich mein Herz an ihr verloren hatte. Während sie im Krankenhaus arbeitete, sägte und schliff ich Leisten und Latten. Danach malte ich alles in leuchtenden rot an. Drei Wochen hatte ich dafür
gebraucht. Zwischendurch musste ich mich um mein Haushalt kümmern. Außerdem brachte ich ihr jeden Tag das Essen auf Arbeit. All da kostete Zeit. Und wenn sie bei mir war, wollte ich nur für sie da sein. Eines nachts war es endlich so weit. Sie übernachtete mit und bei mir. Eigentlich war sie fast jeden Tag bei mir. Nur selten zog es sie in ihre Wohnung. Wenn sie nicht bei mir war, telefonierten wir stundenlang. Wir hatten uns lange und ausgiebig geliebt. Ich war ausgepowert, aber glücklich. Daher brauchte ich eine ganze Weile, um hochzukommen. Leise schlich ich mich dann aus dem Zimmer und der
Wohnung. Ein paar Stunden später kam ich dann zurück. Der Morgen dämmerte schon leicht. Deswegen kochte ich schon Kaffee. Den brachte ich ihr ans Bett und weckte sie sanft. Verschlafen sah sie mich an. Ich lächelte. Gab ihr einen zärtlichen Kuss. Dann bat ich sie aufzustehen und mir zu folgen. „Bitte. Es ist wichtig.“, bettelte ich Endlich stand sie auf und ich führte sie ans Wohnzimmerfenster. Sie war wacklig auf den Beinen. Ich stützte sie. Und als wir dann am Fenster waren, öffnete ich jenes und zeigte hinaus auf die Straße. „Dies ist mein Werk. Die ganze Nacht
habe ich dafür gebraucht. Drei Wochen Vorbereitungszeit. Alles nur für dich.“ „Du bist verrückt. - Lass uns schnell ein Foto davon machen, bevor jemand dein Werk wegräumt.“ Die Mühe hatte sich gelohnt. Sie war freudig überrascht. Und das war nicht gespielt. Mein kleiner Engel übersäte mich mit Küssen. Drückte mich fest an sich. Küsste mich weiter. „Ich habe es übrigens festgeleimt. Wird ein bisschen dauern, bis sie das wieder abhaben.“, sagte ich zu ihr. Dann holte ich die Kamera und machte einen Schnappschuss von meinem Werk. Mitten auf der Straße stand in großen, rotbemalten
Buchstaben:
„Ich liebe dich, mein kleiner Engel“
Wir lagen gemeinsam in meinem Bett. Ich streichelte über ihr Gesicht und sah ihr dabei in die Augen. Sie hatte wahrlich schöne Augen. Leider sah man dies nur, wenn man sie genauer ansah. Und während ich ihr streichelte, fragte ich mich zum wiederholten Male, ob sie von Geburt an so vernarbt war, oder ob es später durch Etwas anderes kam. „Mein kleiner Engel. Darf ich dich etwas persönliches fragen? Du musst mir auch nicht antworten, wenn du nicht willst.“, fragte ich vorsichtig. „Was willst du denn wissen? Woher ich das hässliche, entstellte Gesicht
habe?“ Sie klang bissig. Am liebsten hätte ich mich jetzt in ein Schneckenhaus zurückgezogen. Stattdessen nickte ich leicht. „Tut mir leid. Es ist nur so, das ich...Natürlich hast du ein Recht darauf es zu erfahren. Wir sind schon eine ganze Weile fest zusammen. Zeigst mir jeden Tag, das du mich liebst und zu mir stehst. Hast deinen Freunden den Rücken zugedreht, weil sie mich abstoßend fanden... Vor ein paar Jahren hatte ich einen Freund, den ich sehr liebte. Der hatte aber ein dickes, fettes Problem. Eifersucht der extremsten Sorte. Es war
noch vor meinem Medizinstudium. Ich war achtzehn, mitten im Abitur und er zweiundzwanzig, arbeitslos und Spaß dabei. Sag nichts. Im Nachhinein greif ich mir selber an den Kopf, wie ich mich auf den Penner nur einlassen konnte. Naja, egal. Jedenfalls kam er nicht damit klar, das ich männliche Freunde hatte, mit denen ich mich ab und zu treffen wollte. Eines Nachts, als ich bei ihm schlief, schüttete er mir eine leicht entzündliche Flüssigkeit ins Gesicht. Ehe ich mitbekam, das er mich nicht mit Wasser übergossen hatte, brannte mein ganzes Gesicht. Niemand sollte mich mehr ansehen. Er wollte mich besitzen. Für
sich. Um die Geschichte nicht in die Länge zu ziehen: Er kam für ein paar Jahre in den Knast. Außerdem durfte er noch Sozialstunden leisten. Schmerzensgeld konnte er ja nicht zahlen. Ich durfte x Operationen über mich ergehen lassen und hatte dann zweimal wöchentlich einen Termin beim Seelenklempner. Es fiel mir schwer, das Abitur zu beenden. Hinterher verkroch ich mich. Wollte mit niemanden etwas zu tun haben. Keinen sehen. So verlor ich meine Freunde. Mit denen im Studium freundete ich mich erst gar nicht an. Das Trauma saß noch zu tief. Mein Selbstbewusstsein erlangte ich erst
kurz vor unserem Sehen wieder. Wenn ich daran denke, wie verzweifelt meine Therapeutin manchmal war. Und alles nur meinetwegen. Aber sie hatte es doch noch geschafft, das ich wieder Mut und Lust zum Leben bekam. Dich hatte ich wegen deinen traurigen Augen angesprochen. Ich dachte mir, bei dem haste am ehesten eine Chance. Das sich das dann so entwickelt, daran hätte ich damals nicht einmal im Traum gedacht.“ „Eine ergreifende Geschichte. Bis auf den Schluss. Ich dachte, du findest mich wirklich süß. Sonst hätte ich mich doch nie auf dich eingelassen.“, tat ich
beleidigt.
„Komm her, mein Süßer. Ich werde dir jetzt zeigen, wie süß du bist. Wie sehr ich dich liebe.“
Das zeigte sie mir wirklich.
Mein kleiner Engel und ich saßen in der Küche beim gemeinsamen Frühstück. Da fragte ich sie: „Glaubst du eigentlich an Liebe auf den ersten Blick?“ „Mh. - Wenn ich so darüber nachdenke – Nein. Du?“ „Naja. Als du das erste mal meine Wohnung verließt, hab ich dir hinterhergeschaut. Direkt auf deine Backen. Ich war sofort verliebt.“ „Du bist ein Idiot. Aber mein Idiot.“ Ich weiß nicht, wieso ich sie gefragt hatte, ob sie an Liebe auf den ersten Blick glaubte. Zu dem Zeitpunkt war ich in Gedanken gewesen. Dachte an
verschiedene Mädchen, die mir einst gefallen hatten. Da waren schon welche dabei gewesen, in die ich mich auf Anhieb verliebt hatte. Nur leider die nicht in mich. Irgendwie wollte die Damenwelt nur Freundschaft mit mir und nicht mehr. Ist zwar auch viel wert, aber nicht das selbe, wie mit jemanden zusammen sein. Zu wissen, da ist jemand, wenn man nach Hause kommt. „Wir sind doch schon eine Weile zusammen...“, fing ich an und wusste nicht weiter. „Was möchtest du mir damit sagen?“, fragte sie ein wenig misstrauisch. „Naja. Ich dachte, wenn du dir auch sicher sein solltest, das das mit uns
weiterhin so gut klappt - Also wenn du -“, stotterte ich. Sie sah mich verwirrt an. Kein Wunder. Bekam ich doch kaum ein Wort raus. Zweifel hatten sich auch drunter gemischt, obwohl ich mir ganz sicher war, das ich es wollte und es nicht bereuen würde. „Hol tief Luft und dann sprich dich aus. Du kannst mir alles sagen. Wir können über alles offen reden. Das ist eines der Dinge, die ich so sehr an dir liebe. Das wir über alles offen reden können.“ „Ziehst bei mir ein?“ Anders konnte ich nicht. Kurz und schmerzlos. Ich sollte sagen, was ich von ihr
wollte. „Das kommt völlig unerwartet. Lässt du mir ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken? Versteh mich bitte nicht falsch. So sehr ich dich auch liebe, möchte ich nicht, das wir überstürzt handeln. Du bist der Erste, nach dem Typen, der mir das hier angetan hat.“ Ihr vernarbtes Gesicht nahm ich schon gar nicht mehr wahr. Sah nur, was darunter war. Eine sehr liebe, verständnisvolle, treue und zuverlässige Frau, mit Knackpo. „Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich möchte dich zu nichts drängen.“ „Ich bin sehr oft bei dir. Wenn ich Feierabend habe, freue ich mich, zu dir
zu gehen und zu wissen, das du da bist und dich freust, mich zu sehen. Wenn ich in der Tür stehe, nimmst du mich in die Arme und tust fast, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen. Ich neige dazu, Ja zu sagen. Nicht nur, weil sie bei mir die Miete erhöhen wollen.“ „Ich liebe dich. - Ganz egal, wie sehr sie gegen uns wettern. - Du verstehst mich. Akzeptierst mich, wie ich bin. Ich möchte wirklich mit dir zusammen sein und zusammen ziehen. Den Rest meines Lebens verbringen. Mein Herz schlägt nur für dich.“ „Ich liebe dich doch auch. Aber ich will mir ganz sicher sein, das unsere Liebe hält. - Nur ein paar Tage. Mehr verlange
ich nicht. Ich möchte mir erst hundert prozentig sicher sein.“
Ich hatte mich wirklich intensiv in sie verliebt. Wollte nicht mehr ohne sie leben. Mit ihr fühlte ich mich glücklich. Wir konnten über alles reden. Ich konnte mir vorstellen, mit ihr den Rest meines Lebens zu verbringen.
„Wenn ich so neben dir liege, du dich an mich kuschelst, ich deinen Körper spüre, deinen Duft rieche, bin ich mehr als glücklich. Ich freue mich, am Leben zu sein. Diesen Moment mit dir genießen zu dürfen.“, schwärmte ich. „Mir geht es ganz genauso mit dir.“ „Hast du dir das nochmal überlegt, wegen bei mir einziehen? Ich würde mich sehr freuen. Zu wissen, da ist jemand, wenn ich nach Hause komme. Keine gähnende Leere vorfinden, sondern einen wunderschönen, lieben Menschen, mit dem ich für allezeit zusammen sein
will.“ „Von wem redest du?“, neckte sie mich,“Ich werde meine Wohnung behalten und dennoch bei dir einziehen. Verstehe mich nicht falsch. Obwohl ich mir sicher bin, das unsere Beziehung hält, möchte ich doch wissen, das ich noch einen Ort habe, wohin ich gehen kann, wenn wir uns mal nicht verstehen. Wenn ich mal alleine sein will und so.“ „Hauptsache, du ziehst bei mir ein. Ich mag nicht allein sein. Lange genug war ich es. - Du machst mein Leben lebenswert. Mag nicht mehr ohne dich sein. Deshalb möchte ich ja, das du bei mir einziehst.“ Ich weiß: Schmalz. Aber so dachte und
fühlte ich. Zu sehr hatte ich mich in sie verliebt und an sie gewöhnt. Mit ihr fühlte ich mich wohl und geborgen. Ohne sie fühlte ich mich ziemlich einsam. Allein. Ungeliebt. „Außerdem kann es sein, das du mal eine Feier hast und ich keine Lust dazu, weil ich Bereitschaft habe, oder so. Morgen früh gebe ich dir meinen Zweitschlüssel. Ich möchte, das du ihn erhältst. Dir vertraue ich. Außerdem habe ich Deinen. Es ist nur fair, dir gegenüber, wenn du meinen Schlüssel erhältst. Als Zeichen, das ich dir wirklich vertraue. Außerdem kann es passieren, das ich mal bei mir bin und plötzlich krank werde. Dann möchte ich,
das du mich wieder gesund machst.“
Wie war ich froh, das sie mich damals angesprochen und ich ihr keinen Korb gegeben hatte. Denn sie gab mir Wärme, Liebe und Geborgenheit. Schon lange übersah ich ihr vernarbtes Gesicht. Sah darunter. Das, was darunter lag. Eine liebe Frau, mit einem riesengroßen Herzen. Früher hatte ich auf den äußeren Schein geachtet. Wie dumm ich doch gewesen war.
Sie kuschelte sich noch mehr an mich und schlief dann schnell ein. Ich roch ihr Haar und freute mich, das wieder Leben in meine Wohnung kommen würde. Endlich hatte ich mein Glück gefunden.
Superlehrling Schaun wir mal, ob mir noch was schönes einfällt. |
Superlehrling Hast recht. Es ist mir was eingefallen. |
SimoneSchumann Was für ein schöner, verschriftlichter Blick über den Tellerrand. gefällt mir sehr. |