Geist
Sie steht auf dieser Klippe und sieht hinunter zum Wasser. Eine Welle nach der anderen bahnt sich ihren weg zu der steilen Felswand hin und zerschellt an ihr. Ob das Wasser wohl kalt ist? Sie spürt wie ihre Zehen über den Vorsprung stehen. Ihre nackten Zehen. Wo sind meine Schuhe? Das weiße Kleid weht im Wind und ihre Haare fallen ihr ins Gesicht. Ein Geist. Ja wie ein Geist sieht sie aus und so fühlt sie sich auch. Schwerelos, sie könnte einfach losschweben. Über das Meer und ans andere Ende der Welt. Wartet er dort auf mich? Ihre Gedanken kreisen. Ein Kuss. Seine Hand. Seine Augen. Die zärtliche
Berührung an ihrer Schulter. Das große Marmorkreuz. Ihr Blick ist starr auf den Horizont gerichtet. Es war nicht ihre Schuld. Es war auch nicht die des Fahrers. Ihre Augen werden glasig. Ich werde ihn wiedersehen. Schnell schließt sie ihre Augen. Wieder diese Bilder. Der Polizist. Die Ohnmacht. Der graue Nebel. Das große leere Bett. Ihr weißes Kleid. Wird er das Kleid erkennen das ich trage? Sie streicht sanft mit ihren Fingern über den weichen Stoff des Kleides. Ihr Hochzeitskleid. Wieder die Wellen. Sie zerschellen an der Felswand. Einen Schritt. Einen Schritt ist sie von ihrem Liebsten entfernt. Sie hebt ihr Bein und macht den Schritt ins nichts. Sie fällt. Er hält ihre Hand. Das Wasser ist
kalt, doch sie spürt es nicht. Er hält weiter ihre Hand.Ich liebe dich.