Kurzgeschichte
Versprochen ist versprochen

Titel

Ah, eine neue Nachricht von meiner Ex. War mir klar, das sie irgendwann wieder angekrochen kommt. Soll ich sie ignorieren? Oft genug hatte sie mich ignoriert. Andererseits sollte man nie Gleiches mit Gleichem vergelten. Und so, wie sie schreibt, ist sie völlig am Ende. Ich bin wieder mal ihre letzte Rettung. Natürlich könnte ich sie einfach fallen lassen. Aber ich habe ein Gewissen und sie hat niemand anderen, außer mir. Ihr letzter Freund hat sie nur auf den Rücken gelegt und Versprechungen gemacht. Kommt mir ein wenig bekannt vor. Noch heute warte

ich, das sie irgendein Versprechen einlöst, welches sie mir in den letzten Jahren gab. Ich hatte versprochen, das ich immer für sie da bin. Das sie jederzeit zu mir kommen kann. Versprochen ist versprochen. Wird nicht gebrochen. Schließlich bin ich nicht sie. Sollte ich sofort antworten, oder sie zappeln lassen? Je mehr Zeit ich mir lasse, desto weniger Zeit bleibt, um ihr zu helfen. Um rechtzeitig fertig zu werden. Stress wollte ich vermeiden. Schade, das es zwischen uns auseinanderging. Einst hatten wir uns geliebt. Hatten Kinder gezeugt. Keine Unfälle. Beide wurden mit Liebe

gezeugt. Leider durften wir sie nicht behalten. Neid und Missgunst unseres Umfelds. Es war nicht nur eine Person, die dafür gesorgt hatte, das sie uns die Kinder nahmen. Nicht nur ein Unmensch, der Lügen über uns verbreitete. Klar hatten wir Fehler gemacht. Aber nicht mit Absicht. Außerdem hatten wir daraus gelernt. Ich muss zu ihr und ihr helfen. Allein schon der Kinder wegen. Vielleicht gibt es noch eine Chance für uns zwei. Nicht nur unsere Kinder würden sich darüber freuen, wenn wir beide wieder ein Paar wären. Auch ich und bestimmt auch sie. Ich sehe ja, wie schnell ihre Beziehungen halten. Ein paar mal

Bettchen und schon ist es wieder aus. Kurz danach steht ein Neuer vor der Tür. Diesen Kreislauf muss ich unterbrechen. Der Kinder wegen und vor allem für sie. Ich kann mir nicht vorstellen, das es ihr auf der Dauer gefällt. Und irgendwann hat sie alle durch. Steht als Schlampe da, die es mit jedem treibt. Das kann ich nicht zulassen. Ja, ich habe noch Gefühle für sie. Das muss ich mir eingestehen. Ob sie ausreichen, um sie für mich zurück zu gewinnen, weiß ich nicht. Vielleicht reicht es schon aus, das wir gemeinsam ihre Wohnung machen, um uns wieder näher zu kommen. Mit ihr arbeite ich

gerne zusammen. Wir verstehen uns ohne Worte. Pause wird nur selten gemacht. Meist gemeinsam und auch nur, um die nächsten Schritte zu besprechen. Es wird Zeit, das ich ihr eine Antwort gebe. Sie ist verzweifelt und weiß nicht weiter. Zugeben wird sie es nicht. Wäre nicht ihre Art. Aber ich lese es heraus. Mein kleiner Liebling ist den Tränen nah. Weiß weder ein noch aus. Ist enttäuscht, weil ihr was versprochen wurde und sie sich darauf verlassen hatte. Sie wird es eben nie lernen. Immer wieder auf die Falschen hören. Sich auf andere verlassen und dann enttäuscht werden. Es war so, ist so und

wird wahrscheinlich so bleiben. Ich kann sie nicht leiden sehen. Am besten schreibe ich ihr, das ich schon auf dem Weg zu ihr bin. Was zu tun ist, weiß ich ja. Seit Monaten schiebt sie es vor sich hin. Wollte nicht, das ich ihre Wohnung betrete und es für sie mache. Ihren Schlüssel hatte ich ja behalten, weil ich wusste, das dieser Tag kommen würde. Und weil ich nicht wollte, das einer ihrer Typen ihn bekommt. Ich traue keinem von den denen über den Weg. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, um neu von vorn anzufangen, ich würde sie wieder wählen. Ich würde nur nicht hier bleiben, sondern mit ihr

durchbrennen. Irgendwohin, wo uns keiner kennt und wo wir beide als Paar akzeptiert werden würden. „Wisch dir die Tränen aus deinem Gesicht. Ich bin gleich bei dir, mein Schatz. Versprochen ist versprochen.“