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Die Seidenstraße - Eine etwas anderer Reisebericht

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"Die Seidenstraße - Eine etwas anderer Reisebericht"
Veröffentlicht am 27. Mai 2014, 246 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Jetzt habe ich ein wenig mehr Zeit und gehe neben der Fotographie und Herstellung von Skulpturen meinem neuen Hobby, dem Schreiben nach. Neben ein paar Kurzgeschichten, die ich noch in der Pipeline habe, arbeite ich an einem Familienroman mit dem Titel " Die Puppe". Ein Hund und zwei kleine Enkelkinder lassen jedoch wenig Zeit für meine Hobbys. Meine Fotos und Reiseberichte aus aller Welt sind unter www.tucanos.de zu sehen und zu ...
Die Seidenstraße - Eine etwas anderer Reisebericht

Die Seidenstraße - Eine etwas anderer Reisebericht

die seidenstrasse

 

                     Kapitel 1


Stadt ohne Vögel  

Shanghai


Das ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn sich  alte Erinnerungen kaskadenförmig vor den eigenen Augen auftun.

Hier, an dieser Stelle am Bund in Shanghai durfte ich schon am 12.4.1982 die Shanghaier Hafenluft schnuppern und ich weiß noch,  welche  heimatlichen

Gefühle  nach  einer Woche Peking aufkamen: Landungsbrücken, Seeluft, Hafengeruch, Schiffssirenen und Möwengeschrei. So wie in meinem Hamburg. Der Blick damals zum Pudong:  nichts, außer ein paar Lehmhütten und Bretterbuden auf der gegenüber liegenden Seite des Huang Pu Flusses.

Ich weiß noch , wie uns  damals junge Chinesen auf der Strasse bestürmten, um mit einigen englischen Brocken Kontakt zu suchen, ein anderer zitierte  deutsche Dichter, Philosophen wie Kant und Hegel und summte uns Melodien von Beethoven und Mozart vor.

Und heute nach 27 Jahren: auch Seeluft, Hafengeruch, Schiffssirenen aber keine

Möwen, dafür eine einzige gigantische Baustelle, die den Blick auf den Fluss versperrt, endlose Autoschlangen, Gehupe und Massen an geschäftigen westlich-salopp gekleideten Chinesen mit Laptop-Taschen und Earphones, die eilig und zielgerichtet an den staunenden Touristen vorbeistreben. Und auf der anderen Seite Flusses: eine überwältigende, atemberaubende Kulisse von Skyscrapern, die täglich in nicht vorstellbarer Geschwindigkeit  wächst. Wer gestern in Shanghai war, wird morgen wieder neues entdecken.

Ich blättere noch mal in meinem Tagebuch vom April 82. Nach einer Woche Peking waren wir damals in

Shanghai gelandet. Und schon damals, anders als in Peking mit Menschenmassen in dunkelblauer Einheitskleidung, präsentierte sich Shanghai  fröhlich, bunt gekleidet und  unkonventionell. Damals notiert: Reichhaltige Auslagen in den Geschäften der Hauptstraßen und Fahrradmassen, aber kaum Autos. Und heute: kaum Fahrräder, und Autolawinen schieben sich mit Ohren betäubendem Hupkonzert durch die Straßen. Hier ist nicht nur eine gigantische Wolkenkratzer-Kulisse auf den Pudong entstanden, hier arbeitet offenbar eine ganze Stadt nur für ein Ziel, die Weltausstellung 2010. Shanghai, eine einzige Baustelle, ein

ganzes Volk , das zu vibrieren scheint, vor Ehrgeiz, vor Stolz und Energie und Intelligenz. Aus der Ehrfurcht in den 80-zigern vor der Kultur und dem Fleiß der Deutschen wurde ein höfliches Belächeln.

Was nützt, wird benutzt, z.B. die Architekturbüros aus den USA und Europa, in einem dieser Büros arbeitet auch mein Sohn als Architekt. Allein 800 Milliarden Dollar Währungsreserven durch Exportüberschuss  mit den USA. Und es gibt noch einen kleinen, aber sehr feinen Unterschied zu anderen Ländern der Welt, über die plötzlich der Reichtum gekommen ist, die Chinesen haben sich ihren Reichtum im

Wesentlichen erarbeitet, in anderen Ländern sprudeln die Dollars aus dem Erdreich, meist zu Gunsten der herrschenden Klassen.

Zurück zum Bund in das Restaurant  „M am Bund“, wo wir inzwischen eingetroffen sind, um von dort aus einen Überblick über den Bund , den Fluss und den Pudong zu bekommen. Ein exellentes chinesisches Mahl, aber es geht mir nicht aus dem Kopf: wo sind die Möwen, wie so gibt es hier weder Insekten noch Vögel. Vögel gibt es nicht, weil es keine Insekten gibt, aber warum gibt es keine Insekten?  Da fällt mir irgendwie  Kopenhagen ein. Mein Sohn sagt, keine fliegenden Insekten, aber Kakerlaken

gibt es reichlich. Und Vögel gibt es auch reichlich, in den Käfigen auf den Märkten.

Wir waren nur drei Tage in Shanghai, die Stadt vibriert, die Menschen vibrieren. Die Chinesen sind stolz und das zu Recht. Vor 40 Jahren sind hier noch 40 Millionen Menschen verhungert. Natürlich gibt es hier noch Armut, jedenfalls nach unseren Vorstellungen, aber es wird nicht mehr verhungert. Und wer europäische oder gar deutsche Vorstellungen auf China anwendet, der liegt ohnehin  völlig daneben.

                   Kapitel 2


Terrakotta-Soldaten und Maultaschen

Xian und Umgebung


Was wäre ein China-Besuch ohne die Terrakotta-Armee in der alten Kaiserstadt Xian. Nach der zufälligen Endeckung der Grabanlagen aus der Qin

-Dynastie  im Jahre 1974  durch Bauern des Dorfes Xi Yang wurde nach den ersten Ausgrabungen die Anlage erst 1979 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und auch in den westlichen Medien als die Sensation verkauft. So war es  schon 1982 war es mein erklärtes Ziel, unbedingt  die  alte Kaiserstadt zu besuchen, ohne auch nur  im Geringsten

an die  Seidenstraße zu denken. Das war damals touristisch eigentlich  gar nicht möglich. Leider waren Unterbringungsmöglichkeiten in Xian damals offenbar nach Meinung der chinesischen Gesellschaft für die Freundschaft mit dem Ausland, die uns zu dem China-Besuch eingeladen hatte, nicht ausreichend. So hat man  uns dann alternativ nach Hainan verfrachtet hat, was auch nicht ganz ohne war, denn wir waren damals die erste europäische Gruppe, die diese völlig ursprüngliche  wunderschöne Insel nach dem 2. Weltkrieg  betreten durfte. Heute befinden sich dort, wie jeder weiß gigantische Touristenzentren mit

5-Sterne-Hotels ohne Ende.  

Jetzt schweben wir von Shanghai  mit unserem Flugzeug  auf dem supermodernen Flugplatz voller Erwartungen in Xian ein und tauchen erst mal  durch  eine schon von Weiten sichtbare dichte Dunstglocke, die über Xian schwebt. Wieder eine Stadt ohne Vögel?

Xian war unter der Qindynastie die erste Hauptstadt des Kaiserreichs China und im Verlauf von 1120 Jahren immer wieder Hauptstadt eines Kaiserhauses, meist unter dem Namen Chang´gan( Langer Frieden). Ohne intensiver auf die höchst komplexen geschichtlichen Einzelheiten  eingehen zu wollen, die mit

der Stadt Xian zusammen hängen, sollte man jedoch folgendes wissen:

Der gute Mann,  um den es geht, heißt  Qin Shihuang und lebte von 259 v. Chr. Bis 210 v. Chr, also man gerade 50 Jahre. In dieser Zeit hat er mit für heute unvorstellbaren grausamen Methoden die damaligen Feudalstaaten unterworfen und erstmals einen einheitlichen  Staat von nie bekannter Größe geschaffen und zeit seines Lebens auch  durch ein beispielloses Verwaltungsnetz beherrscht. Dass er sich zum Gott gleichen Herrscher Chinas selbst ernannte, ergibt sich schon fast von selbst. Das er die Landeswährung vereinheitlichte , das Lehenswesen

abschaffte, Maße und Gewichte, sowie die Breite der Straßen und Spurweite der Wagen  und die chinesische Schrift vereinheitlichte, wollen wir ihm hoch anrechnen, dass er allerdings  damals alle konfuzianischen Geschichtsbücher mit samt ihren 460 Gelehrten vernichten, bzw. hinrichten und die restlichen  700 Gelehrten lebendig begraben ließ, würde heute bei aller Bewunderung für seine Verdienste bei der Menschenrechtskommission der UNO nicht so gut ankommen. Wahrscheinlich stimmt der Satz: andere Zeiten andere Sitten nicht unbedingt, und ich werde das Gefühl nicht los, dass man zur erfolgreichen Machtausübung ohne

Grausamkeiten nicht auskommt.

Nachdem unser gottesgleicher Krieger viel zu früh schon mit 50 Jahren gestorben war, und auch das hat sich in der Geschichte bis heute tausend mal wiederholt, kam sein „politisch schwacher“ vielleicht aber auch nicht so grausamer Sohn an die Macht, und alles ging den Bach runter.

Der Bau der Grabanlagen oder besser gesagt des Mausoleums  unseres Herrschers Qin Shihuang  begann bereits im Jahr 247 v. Chr,, also im zarten Alter von 13 Jahren, ein Alter, in dem heute die Jungs mit  ihrer beginnenden Pubertät ihre Eltern anfangen zu nerven und endet nach 39 Jahren 221 vor Chr.

Die Zahl der Bauarbeiter zu besten Zeiten betrug 720 000, allesamt Sträflinge und Zwangsarbeiter. Aber wie das ist mit solchen hohen Herren: kaum  war der Mann verblichen, hat sich der unterdrückte Adel und das geschundene Volk über die Anlagen her gemacht und alles zertrümmert und verbrannt. Dann ist das ganze mit Lehmstaub zugeweht und es ist Gras drüber gewachsen, bis zu dem Tag am  29.März 1974, als ein jungen Bauer aus dem Nachbardorf beim Ausschachten eines neuen Brunnens, Gegenstände zu Tage förderte, die die Weltsensation auslösten. Dieser junge Mann, jetzt schon ein älterer Herr, darf im Museum-Shop heute die Bücher in

allen Sprachen signieren.

Heute ist Xian, wie man unschwer an der  dichten Dunstglocke über der Stadt erkennen kann, eine Millionenmetropole mit 8,3 Millionen Einwohnern und reichlich  Industrie, und Vögel gibt es hier auch nur in Käfigen auf den Märkten.

Unser erster Weg führt uns jedoch nicht zu den Terrakotta-Kriegern, sondern zur Großen Moschee der Hui-Chinesen.

Anders als die meisten Moscheen im Nahen Osten oder anderen arabischen Ländern ist die Moschee von Xi'an in ihrem Bau- und Architekturstil vollkommen chinesisch geprägt und ist bedingt durch die hohe air pollution

 reichlich und diffus mit Staub belegt. Für mich als Fotograf ungünstig, weil dann Photoshop herhalten muss. Vielleicht ist es auch die Mentalität  der Weißkappen-Huis, die keinen ausreichenden Putzfimmel haben.

Die Hui-Chinesen haben verschiedene Ursprünge. Einige an der Südostküste stammen von arabischen Händlern ab, die seit dem 9. Jahrhundert in China siedelten und sich mit der Zeit an die einheimische Bevölkerung anpassten, sich mit ihr vermischten und letzten Endes nur die andere Religion beibehielten. Für die den nordchinesischen Dialekt sprechenden Hui von Yunnan und in Nordchina gibt es

eine andere Erklärung der Abstammung: Ihre Vorfahren waren mongolische, turkische und andere zentralasiatische Siedler, welche während der Yuan-Dynastie die Elite bildeten. Dokumente belegen, dass ein Großteil der nomadischen oder militärischen Gruppen eigentlich nestorianische Christen waren und während des Sinisierungsdrucks der Ming- und Qing-Dynastien zum Islam übertraten.

Während unseres Rundgangs durch die Moschee begegnen wir nur sehr freundlichen Weißkappen-Huis, die die wenigen Touristen mit Gleichmut zur Kenntnis nehmen und sich bei ihren

Feierlichkeiten, die gerade anstanden, nicht gestört fühlen. Wer schon andere Moscheen  z.B. im Oman oder bei Abu Dabi  gesehen hat, haut das hier nicht um.

Besser gefällt uns da schon unser nächstes Ziel der Stelenwald.

Der Stelenwald von Xian, bzw. das Xian Beilin Museum, ist ein Museum für Stelen und Steinskulpturen in der Stadt Xian, Die Bezeichnung "Stelenwald" rührt daher, dass hier die Stelen in einer großen Menge wie Bäume im Wald standen.

Im Museum sind heute insgesamt über 3000 Stelen (von der Han-Zeit bis zum

Anfang dieses Jahrhunderts) aufbewahrt. Es ist das größte Museum für Stelen in China. Davon sind über 1000 Steine in sieben Hallen, sechs Galerien und einem Pavillon ausgestellt. Die meisten Stelen aus der Sammlung stammen aus der Zeit der Tang-Dynastie. Abreibungen von den Stelen sind käuflich zu erwerben. Das Museum ist sowohl eine Schatzkammer der chinesischen Kalligraphie, als auch für viele wichtige klassische Werke und Dokumente.

Wegen des Touristenmangels (Wirtschaftskrise) ist die Verkäuferin im Museums-Shop  vorübergehend eingeschlafen, und Abreibungen von den Stelen als Deko fürs Wohnzimmer zu

Hause sind offenbar bei den Touris auch nicht mehr so gefragt.

Besonders beeindruckt hat uns als Mitglieder des jüdisch - christlichen Abendlandes  natürlich die sogenannte nestorianische Stele, die  „Stele zur Verbreitung der Religion des Lichts aus Daqin in China“, eine 781 n. Chr. zur Zeit der Tang-Dynastie errichtete Stele. Sie trägt eine im Namen der Assyrischen Kirche des Ostens, der nestorianischen Kirche, verfasste Inschrift, die der Ankunft der ersten Missionare in China etwa anderthalb Jahrhunderte zuvor gedenkt.

Der Text der fast drei Meter hohen und knapp einen Meter breiten

Kalksteinplatte dokumentiert die Verbreitung christlicher Gemeinschaften in verschiedenen Orten Nordchinas und zeigt, dass die Kirche im Jahr 635 anfänglich die Anerkennung durch den Tang-Kaiser Taizong erhalten hatte.

Erst am nächsten  Tag ist Abmarsch zu unserer Terrakotta-Armee.

Wir kommen aus dem Staunen über diese riesige Anlage, die aus mehreren Hallen besteht  nicht heraus, und als Fotograf kommt man hier in der Morgensonne, die durch das Hallendach die Armee beleuchtet, voll auf seine Kosten. Hier geht endlich ein seit Jugend gehegter Wunschtraum in Erfüllung und  es bleiben keine Wünsche offen, außer dass

ich, anders als Bill Clinton mit seiner Familie 1998, nicht zwischen den Soldaten herumspazieren durfte. Auch der Hinweis, ich würde doch hier für eine große deutsche Tageszeitung Aufnahmen machen wollen, lässt keine Ausnahmegenehmigung zu, so dass ich,  wie alle anderen Touristen auch, meine Standardaufnahmen machen muss. Ich hoffe, dem geneigten Betrachter gefallen sie trotzdem.

Bei den wenigen Touristen in diesem Jahr können wir im Museums-Shop  2 Terrakotta Bronzefiguren herunterhandeln, die jetzt als Andenken bei uns  sehr dekorativ im Wohnzimmer

stehen, aber das Gewicht unserer Koffer erheblich hat in die Höhe schnellen lassen.

In meinem nächsten Leben schau ich mir mal den Rest der Ausgrabungen an, denn bisher ist angeblich nur ein Bruchteil freigelegt worden.  Quecksilberflüsse mit darauf fahrenden  Schiffen sollen noch verborgen sein. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und die Chinesen denken in längeren Zeitperioden als wir hektische Europäer.

Jetzt schnell noch zurück in die Stadt zur Großen Wildgans-Pagode.

Die Große Wildganspagode war ursprünglich ein Tempel aus der Sui-Dynastie, welcher im Jahre 647 von

Kaiser Gaozong (Tang-Dynastie) zu Ehren seiner Mutter ausgebaut wurde. In diesem Tempel lebte der Mönch Xuanzang  Er war 17 Jahre durch Indien gereist und hatte dort den Buddhismus kennengelernt. Die buddhistischen Schriften, welche er von dieser Reise mitgebracht hatte, übersetzte er in diesem Tempel.

Die Große Wildganspagode besteht aus sieben Stockwerken. Im Inneren befindet sich eine Holztreppe, auf welcher man in die sieben Stockwerke gelangen kann und (bei klarer Luft) eine gute Aussicht genießt.

Der Name Wildganspagode geht auf eine indische Legende zurück: „Einst gab es

ein Kloster des Hinayana-Buddhismus, in welchem Mönche auch Fleisch essen durften. Eines Tages gingen die Fleischvorräte zu Ende und einer der Mönche rief; ‚Wir haben kein Fleisch mehr, und Buddha sollte das wissen. In diesem Moment fiel eine Gans aus einer Schar Wildgänse, die gerade über das Kloster flogen, tot vom Himmel. Die erschrockenen Mönche im Glauben, Buddha selbst habe sich geopfert errichteten der Gans eine Pagode“.

Wir opfern uns auch auf und besteigen mit kompletter Fotoausrüstung und  heißen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit die sieben Stockwerke, um von oben die Stadt Xian  mit ihrer

unübersehbaren Dunstglocke zu bewundern. Ziemlich geschafft, aber noch nicht tot kommen wir wieder unten an.

Abends gehts dann noch zur Stadtmauer. Bei all dem, was in China den Mongolen, den islamischen horden  und der Kulturrevolution zum Opfer gefallen ist, kann man nur froh sein, dass das hier einigermaßen erhalten geblieben und renoviert worden ist.

Die Stadtmauer von Xian wurde zwischen 1374 und 1378 erbaut und in den 1980er Jahren renoviert. Sie ist die größte weitgehend erhaltene Stadtmauer in China. Mit einer Gesamtlänge von insgesamt 13,6 km umschließt sie die

Innenstadt von Xian. Vom Aufbau her ist sie ein ummauerter Erdwall. Ihre Höhe beträgt 12 m und Breite 18 m. Vier Tore (Nordtor, Westtor, Südtor und Osttor) gewährten früher einen durch Zugbrücken geschützten Zugang zu der Stadt. Diese Zugbrücken wurden morgens durch ein Signal des Glockenturms heruntergelassen und am Abend durch ein Signal des Trommelturms wieder hochgezogen. Weil die Zeit drängt, lassen wir uns mit einer Art Golf-Cart  auf der Stadtmauer um die Innenstadt fahren, da es schon dunkel wird, ich noch ein paar Fotos bei Tageslicht brauche und die Maultaschen auf uns warten.

Maultaschen gibt es nicht nur im Schwabenländle, sondern sind  auch in China sehr populär. Besonders in der Kaiserprovinz Xian werden sie häufig gereicht und sind dort besonders lecker.

Angeblich ist Xian die Wiege der Xiao-se, der gefüllten Teigtaschen. Und wenn man in Xian gepflegt Xiao-se essen geht, dann reserviert man eine Chambre Separée. Das haben wir dann auch gemacht. Das Bedienungspersonal war reichhaltiger vorhanden als die Gäste, um ehrlich zu sein, ich glaube wir waren fast die einzigen Gäste in diesem Nobellokal, und dann kommt ein so unglaublicher Variantenreichtum an Teigtaschen (Maultaschen, wie die

deutsch sprechenden Chinesen sie naiv nennen), also wirklich, das ist unglaublich. Mir fehlen die Worte zur Beschreibung; denn nicht nur die Füllungen sind völlig unterschiedlich, auch die Formen sind äußerst phantasievoll: kleine Vögelchen, passend zur Hühnerfleischfüllung, kleine Fische, passend zur Füllung aus Fisch oder Meeresfrüchten, Obst, Blumen, Nüsse alles aus Teig.

Und die allerkleinsten, kaum erbsengroß, kommen in die Suppe, den Feuertopf, der traditionsgemäß zum Schluss auf den Tisch kommt.

Am nächsten Tag muss es schon weiter gehen nach Dunhuang und zwar noch mal

mit dem Flugzeug, sonst schaffen wir unsere ganze Strecke bis nach Ashgarbat nicht.

Auf dem Weg zum Flugplatz geht es aber vorher noch zur Gruft bei Hanyangling. Neben dem Fund der weltbekannten Terrakotta Armee gibt es in der Nähe Xi'ans auch noch die Gruft Hanyangling, die als orientalische Venus gilt, aber noch nicht so bekannt ist, weil die Ausgrabungen erst 3 Jahre alt sind.  Es wurden 40.000 Begräbnisgegenstände gefunden, u. a. Kavalleristen, Infanteristen, bemalte nackte Porzellanfiguren, Gebrauchsgegenstände, Streitwagen, Waffen und eine große Anzahl von Porzellantieren. Es ist das

größte gut erhaltene Grabmal eines Han Kaisers im Westen Chinas. Hanyangling befindet sich ca. 20 km nördlich des Xi'an International Airport.

Es ist die gemeinsame Gruft des Kaisers Liu Qi (Janhingdi, 188 - 141 v. u. Z.) und seiner Kaiserin (gest. 126 v. u. Z.). Der Kaiser bestieg 157 den Thron und herrschte für 16 Jahre. Liu Qi begründete eine florierende Periode der Han Dynastie (206 v. u. Z. - 26 u. Z.). Er förderte insbesondere Wirtschaft und Kultur.

Das Mausoleum wurde von Häftlingen zwischen 153 und 146 v. u. Z. gebaut. Weil es in der Gegend von Yi Yang errichtet wurde, bekam es den Namen

Yang Ling. Der moderne Name lautet Han Yang Ling.

Die Anlage hat uns besonders gut gefallen, die Figuren sind zwar nicht lebensgroß, aber mit allem versehen, was so ein Mann und eine Frau mehr oder weniger intensiv brauchen. Auch an das leibliche Wohl der Verblichenen  wurde ausreichend gedacht. Große Herden von Rindern, Schweinen, Schafen hat man in mühseliger Kleinarbeit ausgegraben in höchst geschmackvoller Art präsentiert. Dazu gab es noch eine Holographie-Show mit lebenden Figuren über die damaligen Verhältnisse am Kaiserhof. Höchst beeindruckend und unbedingt sehenswert.

                  Kapitel 3


Im Land der Uiguren


Über diesen Teil unserer Reise durch die nordwestlische Provinz China  Xingiang( ferner Westen) fällt mir schwer. Wie soll ich über etwas berichten ,was man nicht richtig fassen kann, weil man kaum sieht und nur ahnen kann.Ich meine,  die Spannungen zwischen den Han-Chinesen  und den Uiguren.

Eigentlich hat man  uns gewarnt, die Route am Nordrand der  Takla - Makan Wüste (Wüste ohne Wiederkehr) zu

fahren  und hat uns seitens der Reiseagentur  eine Alternativ-Reise nach Tibet angeboten. Wollten wir aber nicht, wir wollten die Seidenstrasse abfahren und hat man uns in letzter Minute  zähneknirschend auf die alte Route gelassen.

„Han-Chinesen machen Jagd auf  Uiguren“,  „Exil-Uiguren berichten von 800 Toten in Xinjiang“, „chinesische Bulldozer auf der Seidenstrasse“, „Exil-Uigurin Kadeer wirf China Rassismus vor“, das waren einige Schlagzeilen, die uns  kurz vor Antritt unserer Reise zunächst verschreckt haben. Auf einen  gemeinsamen Meeting  kurz vor der Reise haben wir jedoch mehrheitlich für

die Einhaltung unserer Reiseroute gestimmt und waren natürlich gespannt, was wir  von den Unruhen  in Chinas wilden Westen  verspüren würden. Die Chinesen würden uns schon nichts tun, und die Uiguren erst recht nicht.

Um die Vorgänge zu verstehen, die sich dort  bezeichnender Weise vor den olympischen Spielen abgespielt haben, muss man  auf die wechselvolle  Geschichte dieser Region zwischen Selbstbehauptung und Fremdherrschaft der dort Einheimischen  eingehen.

In China gibt es mehr als 50 offiziell anerkannte Minderheiten, die etwa 8 % der  Gesamtbevölkerung   in China ausmachen. Aber nur 2 dieser über 50

Minderheiten  bereiten der Zentralregierung der Chinesen in Peking Kopfzerbrechen. Dabei sind beiden Minderheiten zahlenmäßig noch nicht einmal die Größten.  Es die ca.  5 Millionen Tibeter und ca.  8,5 Millionen Uiguren. Alle anderen Minderheiten haben sich weitgehend assimiliert.

Das ist umso verwunderlicher, da die  die Uiguren und auch Tibeter  über eigene  autonome Gebiete verfügen mit besonderen sozialen, kulturellen wirtschaftlichen und auch politischen Rechten  ausgestattet sind. Geht es allerdings um  politische Autotomie  oder gar Unabhängigkeit, verstehen die Herren in Peking keinen Spaß, und zwar

überhaupt keinen.

Nun muss man ehrlicherweise sagen, dass  der wilde Westen China bisher geprägt war von extrem dünner Besiedlung und vergleichsweise bitterer Armut und die militärischen Auseinandersetzungen  in den Jahrhunderten zwischen  Hunnen, Mongolen und turkstämmigen Völkern, darunter auch die Uiguren  letztlich im 18. Jahrhundert  zugunsten der Chinesen ausgegangen ist, denn  mit dem Aufblühen der Seidenstrasse, gewann auch diese Region zunehmend an militärstrategischer Bedeutung.

Zwar gab es auch im 19. und 20 Jahrhundert noch einige Scharmützel in

dieser Region aber spätestens  nach dem Sieg Maos im Bürgerkrieg  herrschte dort Ruhe und Mao begann mit einer rigorosen militärischen Pazifizierungspolitik und  eines massiven  Menschentransfers von Ost nach West im Sinne einer Sinisierung, sodass der Han-Chinesenanteil  von 4 % auf heute 45 %  angestiegen ist.

Im Rahmen des Zusammenbruchs der UdSSR mit Verselbstständigung  von Kirgisien, Kasachstan Usbekistan, Turkmenistan und anderen Staaten in dieser Region, gab es auch Anfang der 1990iger Jahre Stimmen unter den Uiguren, die nach Unabhängigkeit riefen.

Es bildeten sich auch  Befreiungsbewegungen, die als terroristische Bewegungen gebrandmarkt wurden, zunächst aber eher bedeutungslos waren, weil sie auch in der Bevölkerung kaum Rückhalt fanden.

Das große Erwachen kam dann allerdings  mit der Entdeckung gigantischer, nahezu unerschöpflicher  Bodenschätze in der  Provinz in Form von Öl und Erdgas. Da kamen die geplanten olympischen Spiele in China gerade recht, um seine Anliegen etwas drastischer der Weltöffentlichkeit  darzulegen.

Es ist wohl übertrüben zu behaupten, die Chinesen und Uiguren hätten sich besonders gemocht, das war schon durch

die unterschiedlichen kulturellen und sozialen  Hintergründe kaum möglich, aber angesichts der riesigen Öl- und Gasvorkommen wurden die Stimmen einiger Uiguren lauter, die den Chinesen vorwarfen, dass man ihnen, den Uiguren den Reichtum  stehlen würde, man selbst nicht partizipieren würde und die Reichtümer Richtung Osten fließen würden.

Das ganze wurde vor den olympischen Spielen  in einer großen, weltweit angelegten  PR-Aktion , gesteuert von  der millionenschweren  Exil-Uigurin Frau Rebiya Kadeer und natürlich freudig von unseren Medien  angenommen, unter die Menschen

gebracht.  Und je weiter die sich zuständig fühlenden Journalisten, die sich besonders gerne für Menschenrechtsfragen befassen, vom Ort des Geschehens entfernt waren und wahrscheinlich noch nie da gewesen sind, desto drastischer fielen die antichinesischen Kommentare aus.

Vor diesem Hintergrund sind wir nun in die Provinz  eingereist, voller Erwartungen über den kulturellen Teil, aber auch voller Erwartung, was wir so mit den uigurischen Menschen erleben würden.

Von Xian nach Dunhuang  verzichtet üblicherweise man  schon wegen der langen Wüstenstrecke auf das Auto und

fliegt mit einer chinesischen Fluggesellschaft. Man überfliegt endlose Sand- und Steinwüsten, unterbrochen von kleinen Siedlungsoasen.

Unsere  erste Station am Nordrand der Takla - Makan Wüste war Dunhuang.       

 Dunhuang   ist eine vergleichsweise kleine, aber kulturell bedeutende Stadt und für jeden Seidenstrassen-Fahrer ein unbedingte Muss,  verlief hier doch die Hauptverkehrsachse der alten Seidenstrasse. Die chinesischen Karawanen aus dem Westen, stießen hier nach monatelangen Entbehrungen  endlich wieder  auf einen heimatlich anmutenden Ort im Kerngebiet Chinas.

Mit Einführung des Buddhismus entlang der Seidenstrasse nach Osten  begann man  im Jahre 366  mit dem Bau der buddhistischen Mogao-Grotten, die 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt  wurden. Diese Grotten waren natürlich, wie für alle Touristen aus aller Welt, die sich dies Jahr allerdings aus politischen und  wirtschaftlichen Gründen sehr rar machten, Ziel Nummer eins.

Mit der retrospektiven Beurteilung von „Aktivitäten“ von  „Berufenen“ soll man zurückhaltend sein, da diese wahrscheinlich im guten Glauben gehandelt haben, das richtige zu tun.

Den Chinesen muss man aber eines lassen, nachtragend sind sie wohl aus strategischen Gründen eher  nicht. Ich rede über die Mogao-Grotten. Da gibt es ein fotografisches Meisterwerk in allen gängigen Sprachen über die Grotten und deren Inhalte, auch auf Deutsch, das man dort, und in vielen anderen Buchläden, kaufen.  Das sollte man auch tun, denn das Fotografieren in den Grotten ist strengstens untersagt und alles was nach Fotoapparat aussieht, muss abgegeben werden.

Das haben einige Abenteurer  und selbst ernannte Forscher im letzten Viertel des 19. Jahrhundert   bis 1925  ganz anders gesehen. Mit Sägen, Äxten und Meißeln

 wurden tonnenweise  Skulpturen und Wandbemalungen abgesägt und abgeschlagen und mit  Kamelen und Eseln entlang der Seidenstrasse  und letztlich auf Schiffen nach Europa und in die USA verbracht. Große Teile wurden unwiederbringlich zerstört, das meiste steht heute unverfroren in den Museen der Hauptstädte Europas und in den USA oder ist in Privatbesitz. Hier seien mal die Namen Aurel Stein, Albert Grünwald, von Le Coq aber auch Sven Hedin erwähnt. Die Herren haben sich zu ihren Lebzeiten als  Helden feiern lassen, dabei  war es nichts anderes als schnöder Diebstahl  und leider auch  Zerstörungswut durch unfachmännisches

Vorgehen.

Was ich sagen will:  Das kann man zwar überall nachlesen, aber nicht in den wunderschönen Fotoband von einem gewissen Herrn Zhang Weiwen und es gibt auch keine offiziellen Rückforderungsansprüche der Chinesen, was mich wundert.  Das gleiche gilt übrigens für alle  Grotten, die wir auf unserem Weg durch  die Nordwestprovinz  sehen werden. Mehr möchte ich zu diesen „Taten“ unserer selbsternannten Wissenschaftler nicht sagen, aber die Zusammenhänge sollte jeder wissen.

Die Mogao-Grotten sind eingebettet in eine kleine Oase am Steilufer des

Dang-Flusses und besteht aus 492 Grotten, deren Bau sich  von  Jahre 366  über  zehn Dynastien bis zur Tang- Dynastie hinzog und dann vergessen wurde und im Laufe der Jahrhunderte bis zur zufälligen Wiederentdeckung von Wüstensand begraben wurde. Sie  enthalten über  2000 Skulpturen und 450 000 m²  bemalte Wandflächen. Tief beeindruckt, aber leider ohne Fotos verlassen wir das  imposante Gelände, durch das uns eine deutschsprachige Wissenschaftlerin geführt hat. Dafür bleibt uns der käuflich erworbene Fotoband und die Erinnerungen an dieses gewaltige Kulturdenkmal.

Ein weiteres Traumziel im Umkreis von

Dunhuang sind die  „klingenden Sanddünen“ und der Mondsichel-See.

Wir haben den  Teilnehmern der früheren Karawanen  nachgeeifert  und uns ganz früh auf die Socken gemacht, um einmal dem größten Touristenrummel zu entgehen und  die geliebte Morgensonne zum Fotografieren zu nutzen. Das ist nur teilweise gelungen, denn zum einen war die Sonne am frühen Morgen, und das mitten in der Wüste, durch dicke Wolken verhangen und reichlich Touristen waren auch schon da und zwar chinesische Touristen, die sich dieses Naturwunder  zum Rummelplatz ausgebaut haben. Das angeblichen Singen der bis zu 300 m hohen Sanddünen wurde überdröhnt von

vierrädrigen Motorrädern, die man sich  mieten kann und die Dünen rauf und runterrasen kann und von Motorseglern, deren Passagiere sich das ganze mal von oben ansehen wollen.

Wir haben uns wie einige hundert andere Touris auf ein Kamel geschwungen und sind in einer riesenlangen Schlange von mehr als hundert Kamelen die Sanddünen hinaufgetrabt, um den Atem beraubenden Blick über die unendliche goldgelbe Wüste zu genießen. Zum Schutze vor dem Einsinken in den  feinen Sand  werden die Beine der Touristen in  knallrote Säcke gesteckt, was der Karawane  einen fast karnevalartigen Charakter verleiht.  Die letzten Meter

muss man tatsächlich zu Fuß zurücklegen, um dann, natürlich gegen Gebühr, auf einem Holzschlitten die Düne hinunter zu sausen.

Danach zog die Karawane weiter zum Mondsichelsee, ein herrlicher Blick auf einen sichelförmigen See mitten in einer Mulde zwischen den Dünen mit einer Pagode, in der man sich einen Tee genehmigen kann. Ein wunderschöner Blick auf ein einmaliges Naturschauspiel , das sich trotz der riesigen Wanderdünen über Jahrhunderte gehalten hat.

Das Geheimnis dieser Oase soll eine unterirdische Wasserader sein, die diesen See mit Wasser speist. Das Prinzip dieser

artesischen Quelle bezieht sich auf den artesischen (gespannten) Zustand von Grundwasser, das infolge Überdrucks eigenständig oberflächennah ausfließt bzw. über das Gelände sprudelt. Zu einer solchen Erscheinung kommt es, wenn ein Grundwasserleiter (Aquifer) in einem muldenförmig angeordneten geologischen Schichtenverband zwischen zwei undurchlässigen Schichten (Aquifugen) zu liegen kommt und die Stelle des Grundwasseraustritts tiefer als der Grundwasserspiegel im Grundwasserleiter liegt.  - Alles verstanden ??

Ich glaube eher an das Gerücht, dass die cleveren Chinesen hier ein bisschen  mit

 einer zusätzlichen Wasserleitung aushelfen, schließlich muss die Küche in der Pagode auch mit Wasser versorgt werden und die Touristen dürfen auch nicht wegbleiben. Am Rande sei erwähnt, dass die wunderschöne Pagode neben dem See ganz neu ist, denn die alte Pagode wurde während der Kulturrevolution komplett zerstört.

Die Sonne ist noch durchgekommen, und habe die Fotos gemacht, von denen ich geträumt habe.

Die Stadt Dunhuang selbst gibt bis auf  den Markt mit den Garküchen der  Uiguren nicht so viel her, so dass wir uns entschlossen haben, am nächsten Tag noch einen  Ausflug nach Jiayuguan zur

großen Mauer und dem Jadetorpass zu machen. Immerhin 120 km  Richtung Nordwest. Der Ausflug hat sich bei strahlend schönem Wetter  gelohnt.

Hier stellt sich die große Chinesische Mauer nicht so dar, wie wir es von der chinesischen Mauer nördlich von Peking kennen, es finden sich  Reste von strukturierten  Lehmwällen, die in bestimmtem Abständen durch  sog. Alarmfeuertürme  ergänzt sind, die z.T. auch noch erhalten sind.

Diese Alarmfeuertürme dienten zur Übermittlung militärischer Nachrichten. Weil sie bei Tage die Meldungen durch Rauch ("sui") und nachts durch Feuer ("feng") signalisierten, wurden sie auch

"fengsui" genannt. Die runden oder eckigen Alarm­feuertürme waren manchmal von kleinen, pavillonförmigen Aufbauten gekrönt, und so nannte man sie auch "Tingsui" (Rauch beim Pavillon).

Schon im 8. Jahrhundert v. Chr. während der Westlichen Zhou-Zeit wurden Alarmfeuertürme gebaut. Vom Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr., also während der Qin- und der Han-Dynastie, wurden die Alarmfeuertürme und das System der Nachrich­tenübermittlung weiter entwickelt. Und während der Tang-Dynastie, als die Bauarbeiten an der Großen Mauer zwar nur in geringem

Umfang weitergeführt wurden, legte man den­noch großen Wert auf den Ausbau der Alarmfeuertürme. Hinsichtlich der Baukonstruktion, der Benutzung und der Verwaltung wurden viele neue Bestimmungen ausgearbeitet. Die Ming-Dynastie war dann die letzte Dynastie, die die Bauarbeiten an der Großen Mauer fortführte, und dabei wurden Alarmfeuertürme von bester Qualität gebaut. Die meisten der heute noch gut erhaltenen Alarmfeuertürme stammen aus dieser Zeit.

Für uns ein wunderschöner Ausflug  am frühen Morgen und fast ohne Touristen mit viel Sonne  und entsprechend

schönen Bildern.

Am Abend  gehts dann nach Norden durch die Wüste Richtung Honguyan mit einem traumhaften Sonnenuntergang  zum  Zug Richtung  Turfan. Für Leute mit Bandscheibenproblemen ist diese Strecke  nicht zu empfehlen, denn die Strasse wird zu Recht „masaage road“ genannt. Ich hätte gerne auf diese Art von Massage verzichtet und  denke, dass im nächsten Hotel in Turfan nach all den anstrengenden Tagen vielleicht eine richtige Massage angeboten wird.

Ohne chinesischen Guide, der hier auch mal erwähnt werden soll, wären wir  gar nicht in unseren Zug, und schon gar nicht in unser Abteil gekommen, denn die

Formalitäten sind exzessiv und das mitten in einem Land. Das riecht nach Sonderkontrollen im Uigurenland.

Unser 1. Klasse-Abteil  ist dadurch komfortabel, weil wir zu zweit in einem  Vierer-Abteil untergebracht sind. Genug Platz zum Ausbreiten, nur mit dem Hockklo im Waggon haben wir so unsere Probleme. Die Waggons der 2. und 3. Klasse  sind mehr als voll besetzt, die Leute sind z.T. seit Tagen unterwegs, weil der Zug ganz China durchquert und  die Reisenden  liegen  in der 3. Klasse wie Ölsardinien übereinander. Wie die in den Schlaf kommen wollen, ist mir schleierhaft. Wir hauen uns jedenfalls jeder eine Schlaftablette rein und

schlafen durch bis 6.00 morgens und werden sehr freundlich von einer chinesischen Schaffnerin geweckt. Da in ganz China eine zentrale Zeit vorgegeben wird, kommen wir  tageslichttechnisch gesehen mitten in der Nacht an und die Leute sind  um 7.45  Uhr schon ordentlich unterwegs.

 

                  Kapitel 4


Feuerberge und Rosinen

Beißt man in einen Dresdner

Christstollen, kann es  sein, dass die so gut schmeckenden Rosinen, daher kommen, wo wir gerade sind, aus Turfan. Hier wohnen 250000  Menschen, vorwiegend Uiguren, die sich vorwiegend damit beschäftigen Rosinen aus getrockneten Weintrauben herzustellen.

Die Stadt Turfan befindet sich am Nordrand der Turfan-Senke, die an ihrer tiefsten Stelle an den Ufern des Aydingkol-Sees 154,50 m unter NN liegt. Damit ist sie, nach dem Toten Meer, die zweittiefste Senke der Erde.

Da fragt man sich zunächst, wie ist es möglich, dass  in dieser trostlosen Wüste  eine solche Stadt entstehen konnte, und

woher haben die  Wasser, damit die Weintrauben wachsen können, wo doch die jährliche Niederschlagsmenge nur 16 mm beträgt. Eine Landschaft aus grauem Sand, Steinen , kein Strauch, kein Grashalm. Schlecht für den Weinanbau, gut für das Trocknen von Weintrauben.

Schaut man dann in die Ferne Richtung Norden sieht man die Schnee bedeckten  riesigen  Berge des Tianshan.Gebirges  mit Bergen bis 7500 m Höhe. Reichlich Schmelzwasser, das sich bei der Schneeschmelze in reißende Bergflüsse verwandelt, nur ankommen tut das Wasser nicht, alles verdunstet auf dem Weg   ins Tal.

Das haben sich die Bewohner dieser Region  schon zur Zeit der westlichen Han-Dynastien  zu Beginn der neuen Zeitrechnung bei zunehmender Trockenheit  auch überlegt und haben  begonnen,  durch das Bauen von waagerecht in den Berg gegrabene Schächte bzw. horizontale Brunnen  das Schmelzwasser aus den Bergen in unterirdischen Kanälen vor Verdunstung geschützt in die Oasen zu leiten.

Im Turfan-Becken sind davon über 1000 anzutreffen. Durch dieses Bewässerungssystem kann man das tiefe Grundwasser, das aus dem geschmolzenen Schnee stammt, ableiten. Die Tiefe eines Brunnens beträgt bis zu

70 m und die Länge eines unterirdischen Kanals rund 10 km. Die Kanäle des Bewässerungssystem von Turfan besitzen eine Gesamtlänge von ca. 5000 km.  

Das System funktioniert immer noch.

Weintrauben werden in großen Mengen von sehr freundlich drein schauenden Uiguren an der Strasse oder auf den Basaren verkauft und die Landschaft ist übersäht  mit Häuschen aus kleinen Lehmziegeln mit reichlich Luftlöchern, in denen die weintrauben zu Rosinen getrocknet werden.

Mit welcher Mühe die unterirdischen Kanäle angelegt wurden, kann man in einem Museum vor Ort bewundern. Da kommt man aus dem Staunen gar nicht

wieder raus, welche Menschen aufgebracht haben, um mit der Notsituation der zunehmenden Trockenheit und der Hitze fertig zu werden.  Dieses Kanalsystem heisst Karez und wirkt wie ein von Menschenhand gebautes Wunder.

Zwischen der Oase Turfan und dem  Tianshan-Gebirge gibt es für den verwöhnten westlichen Touristen aber noch mehr zu bestaunen. Die Feuerberge, zu den wir uns in der frühen Morgensonne, kaum das wir in Turfan angekommen sind, aufmachen.

Auf dem Wege zu den Höhlen von Bezilkik mit ihren Tausend Buddha Grotten fahren wir  durch meist

rostbraune bis rostrote, meist kegelförmige Berglandschaften, die unter der strahlenden Morgensonne in allen Farben schillern und an die großen Canyons im Südwesten der USA erinnern.

Die Grotten liegen am oberen Rand einer Steilwand im Felsen auf der Westseite des Mutou-Tales unterhalb der Flammenden Bergen. Auch hier gibt es für den Fotografen keine Gnade, Wenn man in die Nähe der Grotten kommt heißt es, alle  Fotoutensilien abgeben. Auch hier hilft nur ein Bildband als Erinnerungsstütze.  Auch hier haben unsere selbsternannten „Kulturforscher“ aus Europa  Ende des 19.Jahrhundert

 brachial die Höhlen geplündert und nach Europa verfrachtet. Die Reste werden jetzt  konsequent bewacht.

Und noch zwei weitere  verganene Kulturen warten am heutigen Tag auf uns, die Kliffstadt Jiaohe und die Imin Moschee. Die Kliffstadt eingefasst von zwei  Flüssen, die praktisch kein Wasser mehr führen, ist eine Geisterstadt aus Lehmruinen, die, nachdem sie von den Mongolen dem Erdboden gleich gemacht wurde, nie mehr bewohnt wurde. Dagegen ist die Imin-Moschee einschließlich ihrem 44 m hohen Minaretts gut erhalten und ein  Beispiel der hohen Baukunst der Uiguren  aus den

16. Jahrhundert.

Das Minarett besteht  aus Ziegelsteinen und mit vielen geometrischen Mustern im typischen uighurischen Stil. Der Imam Imin Goja ließ diesen Bau errichten, dessen Sohn Sulaiman nach seinem Tode 1777 sein Werk fortführte. Sie wird daher oft auch als Sulaiman-Moschee bezeichnet.

Unser Guide ist ein liebenswürdiger junger  Han-Chinese mit perfektem Deutsch, der sich allerdings ziemlich ängstlich durch das Uigurenland bewegt. Nur kein falsches Wort, möglichst keine Kontakte zu den uigurischen Menschen auf der Straße im sinne eines längeren vertiefenden Gesprächs. Das würde ihm

auch seinen Job als Reiseführer kosten.

Was wir erst nach der Reise  wussten, dass diese Guides in der Region sich um diesen Job bewerben können, kein Gehalt kriegen  und noch  20% ihrer Einnahmen aus Trinkgeldern an die Agentur  abführen müssen. Damit ist auch eines klar: Das Interesse an Kleingruppen seitens der Guides ist praktisch null, an denen verdienen sie nichts. Also liebe Nachahmer, verzichtet auf den Induvidual-Dümpel  und schließt euch einer  mittelgroßen Gruppe von kulturinteressierten  Mitbürgern an, dann ist das Hotel ordentlich  und der Guide hoch motiviert, weil am Ende seiner Mission in der Regel die Kasse klingelt.

Wir hatten schon großes Interesse , mal mit einer uigurischen Familie in Kontakt und ins Gespräch  zu kommen. Dafür hätte es  am Abend  eigentlich eine  Gelegenheit gegeben. Besuch einer uigurischen Familie mit Essen,  Tanz- und Musikdarbietung.  Die Töchter eine schöner als die andere  gaben sich zusammen mit dem Familienoberhaupt die allergrößte Mühe, es den Gästen Recht zu machen. Wir waren aber nicht die einzigen, mindestens  30 weitere Reisende aus Deutschland und Israel verfolgten die  farbenprächtigen  Tänze der jungen Mädchen. Eine war so hübsch und elegant, die hätte  bei uns Karriere al Mannequin machen können, wollte

wohl aber nicht. Nach der Veranstaltung haben sich die jungen Damen schnell zurückgezogen, Gespräche waren nicht möglich und wohl auch nicht erwünscht.

Überhaupt hatte man den Eindruck, dass die Uiguren  nähere Kontakte  meiden wollten. Bei aller Freundlichkeit und Herzlichkeit auf den Basaren  und der Fröhlichkeit der Kinder auf der Strasse, verspürte man  eine  ängstliche Grundhaltung, ein Gefühl der Unterdrückung haben wir während der ganzen Reise durch die Provinz nicht gespürt. Einmal haben wir von unserem Hotelzimmer aus beobachten können, wie die Kinder morgens vor der Schule offenbar täglich in Klassengruppen

antreten müssen, die chinesische Nationalhymne singen und auf die ausgerollte chinesische Fahne schwören müssen. Ein Gefühl der Unterdrückung war nicht spürbar, im Gegenteil, gesungen wurde von allen mit großem Enthusiasmus von Kindern und Eltern, die grundsätzlich ihre Kinder in die Schule bringen und sie auch wieder abholen. Eine kulturelle Unterdrückung findet auch nicht statt, im Gegenteil.   Der Staat fördert die kulturellen Partikularinteressen  der Minoritäten, verlangt auch  nicht die Einkind-Ehe.  Allein in der Provinz Xinjiang gibt es ca. 25000 Moscheen in denen die Uiguren unbehelligt ihren religiösen

Bedürfnissen nachgehen können. Wer allerdings die staatliche Einheit in Frage stellt oder gar nach einem eigenen Staat ruft, hat mehr als schlechte Karten.

In den nächsten Tagen geht es dann in unserem Geländewagen  über Korla und Kuqa auf der aus dem  Boden gestampften Autobahn  Richtung Westen über Pässe , am Rande  der trostlosen Wüste Taklamakan. Alle 50 km sieht man einen umgestürzten LKW, weil die Fahrer nach mehreren Tagen Fahrt eingeschlafen sind. Kontrollen mit Fahrtscheiben gibt es in China nicht, jeder ist froh, wenn er hier arbeiten kann und es arbeitet auch jeder. Auf die Frage nach Arbeitslosigkeit  oder Zuwendungen

bei Arbeitslosigkeit , versteht unser Guide zunächst gar nicht, weil er sich nicht vorstellen kann, dass jemand Geld bekommt, obwohl er nicht arbeitet. Behinderte bekommen in China eine Minimalzuwendung vom Staat, krank werden darf man offensichtlich nicht, aber Rente gibt es früh, da genügend Menschen da sind, die arbeiten wollen und können.

Bevor wir Kuqa erreichen , machen wir noch einen Abstecher zu der buddhistischen Tempelstadt  Subashi. Die Stadt wurde zu Teilen von dem japanischen Archäologen Graf Otani ausgegraben.

Auch die französische Mission unter der

Leitung des Sinologen Paul Pelliot machte 1907 in Subashi Station. Auch in dieser Tempelanlage wurde Anfang des 20.Jahrhundert geklaut ohne Ende, auch diese Gegenstände, Bilder und Skulpturen sind in den europäischen  Hauptstädten zu bewundern.

In Kuqa werden wir höflich angewiesen, wegen der momentanen Unsicherheit, unser Hotel nicht eigenständig zu verlassen. Stattdessen dürfen wir zu den Mahlzeiten im Speiseraum mit Hundertschaften von Soldaten zusammensitzen, die dort verpflegt werden, weil die Kaserne direkt neben dem Hotel liegt. Erwähnenswert sei auch noch, dass während der ganzen Fahrt

durch die Uigurische Provinz ein Telefonkontakt mit dem  Handy und auch Internetkontakt  nach  Europa nicht möglich ist.  Die Ausgangssperre nehmen wir gelassen , denn draußen wartet nur eine  reizlose Großstadt mit sozialistischen Zuschnitt.

Vor Kuqa  besuchen wir dann noch die buddhistische Grotten  von Kuntera, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und verblüffender Weise, auch nicht im Internet  gegoogled  werden können.  Somit ist der Besuch dieser auch für unseren Guide schwer zu findenden Grotten  auch für uns etwas ganz Besonderes, dabei sind diese Grotten für uns bisher von der Umgebung her die

bisher die Schönsten. Auch hier wurde geplündert  und zerstört, zuletzt von der Horden der chinesischen  Kulturrevolution in den 70-ger Jahren.

Auf der Rückfahrt nach Kuqa verfransen wir uns  und fahren auf verwinkelten Strassen durch die von Uigurischen Kleinbauern bewohnten Vororte. Hier spielt  „das  waqhre Leben“ der Uiguren ab. Die Viertel sind gekennzeichnet von Strassen, die  alleeartig von Pappeln und Ulmen  und Wassergräben begrenzt sind. Die kleinen Grundstücke sind ummauert mit Lehmziegeln und einer hohen hölzernen Eingangstür. Schaut man hinein, sieht man einen Innenhof, von denen die Wohnräume und Ställe fürs

Getier abgehen. Hinter dem Haus gibt es Anbauflächen für Obst , Gemüse und Getreide. Die Uiguren schlafen gerne auf ihren Dächern, denn dort stehen ihre Betten.

Auf den Strassen  herrscht ein lebhaftes und buntes Treiben . Teppiche hängen zum Trocknen auf der Leine, nicht schulpflichtige Kinder spielen im Freien, Frauen bieten Obst und Gemüse zum Verkauf an und alte Männer spielen Karten. Das Hauptverkehrsmittel ist der Eselkarren.  Holz ist kostbar und wird auf den Dächern neben den Betten abgelagert.

Der Übergang in die Stadt erfolgt abrupt und wird zunächst versperrt durch einen Polizeiposten mit Schranke. Plötzlich fahren wir auf einer 6-spurigen Straße, auf der neben all den Autos seelenruhig eine große Schafherde getrieben wird. Der Umweg hat sich gelohnt, ein Einblick in den uigurischen Alltag auf dem Lande.

Auf dem Markt bieten die Uiguren  fein säuberlich ihre Waren an, Fleisch, Obst, gemüse und Gewürze, Kleidung Haushaltsgeräte und vieles mehr.  Definitiv ein Markt für die Einheimischen, wir sind die einzigen Touristen und die Uiguren sind sehr freundlich und herzlich zu uns, lassen

sich, besonders mit ihren Kindern  sehr bereitwillig fotografieren, nur die älteren Herren mit ihren langen Bärten gucken mürrisch drein und lassen sich nicht gerne ablichten.

Das nächst Ziel unserer Reise auf der Seidenstraße soll uns nach Kuqa bringen. Dafür geht es zunächst über eine nagelneue Autobahn durch das Salzwassertal durch Formationen  knallroter  Sandsteinberge Richtung Grotten von Kizil. Einer der Berge  gleicht den Strkturen  des Potala Palastes in Lhasa, der Hauptstadt von Tibet und ist auch so benannt.

Wir erreichen die Groten von Kizil, die in einer Senke entlang des Muzat-Flusses

liegen in den Mittagsstunden. An einer Seite  sind die Grotten in ein massives  Sandsteinmassiv geschlagen.

Die Tausend-Buddha-Höhlen von Kizil, sind eine Reihe von 236 buddhistischen Felshöhlen in der Gemeinde Kizil  Sie liegen ca. 7 km südöstlich von Kizil am nördlichen Ufer des Flusses Muzat und ca. 75 km von Kuqa entfernt.  Die Höhlen sind einer der frühesten bedeutenden buddhistischen Felshöhlenkomplexe in China. Die Höhlen wurden überwiegend in der Zeit der Südlichen und Nördlichen Dynastien gegraben, die frühesten schon im 4. Jahrhundert, die spätesten in der Zeit der Yuan-Dynastie. Auch hier haben unsere

Freunde der archäologischen  Wissenschaften aus Europa, Japan und den USA  geplündert, dennoch sind  viele Quadratmeter der kostbaren Wandmalereien erhalten geblieben. Auch hier gibt es leider keine Möglichkeit, in den Höhlen Fotos zu machen.

Auf dem Weg nach Aksu kommen wir durch die  große Oase Baicheng. Hier ist gerade Großkampftag  für die Tomatenernte. Kilometerlange  Trecks  mit schönen knallroten  Tomaten beladenen Lastwagen  tuckern Richtung  einer  riesigen Tomatenmarkfabrik.

In einigen Seitenstrassen des Ortes werden noch Sammeltransporte  zusammen gestellt und ich erlaube mir

wegen der schönen roten Tomaten einige Fotos zu machen. Das sollte uns nicht gut bekommen, denn einige Kilometer weiter werden wir, oder besser plötzlich von der Geheimpolizei gestoppt und oder besser gesagt  unser chinesischer Guide einem scharfen Gehör unterzogen. Es muss also der Blockwart der Straße, dem die Fotografiererei verdächtig vorkam,  per Handy  eine Nachricht an die Geheimpolizei  gegeben haben, weil der Mann sich einfach nicht vorstellen konnte, dass es Menschen gibt, die auf einem Lastwagen aufgetürmte  Tomaten fotografieren möchte.

Unser Guide hat sich aber nicht unterkriegen lassen, und unserem

Geheimpolizisten klar machen können, dass wir keine Sympathisanten  der uigurischen  Untergrundbewegung seien, zeigt es doch aber, wie nervös die Chinesen in dieser Region geworden sind.

Aksu ist eine Großstadt mit typischen  altsozialistischen  Ambiente. Weder sehens- noch besuchenswert. Und so sind wir froh, dass gleich am nächsten Morgen weitert nach Kashgar, der westlichen Stadt Chinas geht.  Auf einer fast schnurgeraden Autobahn geht es einige hundert Kilometer Richtung Westen.  Links endet der Blick ins Nicht, die flache Wüste und rechts in der Ferne

 der Blick auf die fünftausender des Himmelsgebirges. Vielleicht hätten wir hier doch auf der nagelneuen Straße die Takla Makan Richtung Süden durchqueren sollen und dann von Süden her  dicht an den Siebentausendern  Richtung Kaschgar fahren sollen. Aber unser chinesischer Guide  war von dieser Route nicht angetan, weil wir  im Falle einer Panne mitten in der Wüste ohne Wiederkehr  mit Problemen rechnen müssten.

 

                    Kapitel 5

Die Stadt des  Schweigens

Auf dem Weg nach Aksu kommen wir durch die  große Oase Baicheng. Hier ist gerade Großkampftag  für die Tomatenernte. Kilometerlange  Trecks  mit schönen knallroten  Tomaten beladenen Lastwagen  tuckern Richtung  einer  riesigen Tomatenmarkfabrik.

In einigen Seitenstraßen des Ortes werden noch Sammeltransporte  zusammengestellt und ich erlaube mir wegen der schönen roten Tomaten einige Fotos zu machen. Das sollte uns nicht gut bekommen, denn einige Kilometer weiter werden wir, oder besser plötzlich von der Geheimpolizei gestoppt und oder

besser gesagt  unser chinesischer Guide einem scharfen Gehör unterzogen. Es muss also der Blockwart der Straße, dem die Fotografiererei verdächtig vorkam,  per Handy  eine Nachricht an die Geheimpolizei  gegeben haben, weil der Mann sich einfach nicht vorstellen konnte, dass es Menschen gibt, die auf einem Lastwagen aufgetürmte  Tomaten fotografieren möchte.

Unser Guide hat sich aber nicht unterkriegen lassen, und unserem Geheimpolizisten klar machen können, dass wir keine Sympathisanten  der uigurischen  Untergrundbewegung seien, zeigt es doch aber, wie nervös die Chinesen in dieser Region geworden sind.

Aksu ist eine Großstadt mit typischen  altsozialistischen  Ambiente. Weder sehens- noch besuchenswert. Und so sind wir froh, dass gleich am nächsten Morgen weitert nach Kashgar, der westlichen Stadt Chinas geht.  Auf einer fast schnurgeraden Autobahn geht es einige hundert Kilometer Richtung Westen.  Links endet der Blick ins Nicht, die flache Wüste und rechts in der Ferne  der Blick auf die fünftausender des Himmelsgebirges. Vielleicht hätten wir hier doch auf der nagelneuen Straße die Takla Makan Richtung Süden durchqueren sollen und dann von Süden her  dicht an den Siebentausendern  Richtung Kaschgar fahren sollen. Aber

unser chinesischer Guide  war von dieser Route nicht angetan, weil wir  im Falle einer Panne mitten in der Wüste ohne Wiederkehr  mit Problemen rechnen müssten.

Also geht es weiter durch die eintönige Landschaft Richtung Kaschgar, auf das wir uns natürlich besonders freuen, auf den berühmten Viehmarkt, auf den riesigen  Basar und auf die Altstadt, die angeblich von den Chinesen mit Bulldozern  weggeräumt wird.

Was wir in der Umgebung unseres Hotels  bei einem kleinen Spaziergang sehen, haut uns nicht um. Alter sozialistischer Baustil z.T. ziemlich heruntergekommen.

Umso mehr freuen wir uns auf den nächsten Tag, einem Sonntag, denn Sonntags ist der berühmte Viehmarkt.

Vor dem Hotel lassen wir uns die verstaubten Schuhe putzen, für ein Appel und ein Ei, Trinkgeld wird jedoch nicht angenommen, weil die Schuhputzer offenbar fest bei der Stadt angestellt sind. Was uns an diesen Abend noch auffällt,  ist die  Polizei- und Militärpräsenz, die kolonnenweise   durch die Stadt fahren.

Am nächsten Morgen geht es los zum Viehmarkt und unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht. Auf dem Wege zum Markt kommen wir noch vorbei an einem der wenigen Mao-Denkmälern ,

die es in China noch gibt, auch das ist natürlich ein Foto wert.

Der Viehmarkt ist einzigartig. Hier wird in der frühen Sonntagmorgensonne alles  verscherbelt, was vier Beine hat, Kamele, Esel, Bullen, Kühe, Ziegen, Ziegenböcke, Zicklein, Schafe und die Händler kommen aus allen Regionen. An der Kopfbedeckung sind sie zu erkennen: Uiguren, Kirgisen, Mongolen, kaum Chinesen. Käufer und Verkäufer gestikulieren lauthals miteinander, bis per Handschlag das Geschäft abgeschlossen wird. Frauen und Kinder müssen die kunstvoll auf engstem Raum zusammengebundenen Tiere zusammen halten. Der Markt ist eine grandiose

Attraktion für die Bevölkerung und auch für die Touristen, von denen hier  doch  einige versammelt sind, und wie wild um sich fotografieren. Die Einwohner stört das überhaupt nicht, alle lassen bereitwillig fotografieren, auch die bärtigen alten Männer.

Kaschgar scheint sich an diesem  in einen einzigen Markt verwandelt zu haben. In weniger als Schritttempo quälen wir uns durch die Straßen, um unser nächstes Ziel den berühmten Basar von Kaschgar zu erleben. Überall werden Obst , Gemüse, Fleisch, Backwaren , Baumwolle und Haushaltsgegenstände angeboten, obwohl wir den eigentlichen Basar noch gar nicht erreicht haben.

Eselkarren, Motorräder, PKWs und Busse  erlauben kaum ein Vorankommen. Stiege man hier aus, würde Einkaufen zu einem gefährlichen Abenteuer werden, sagt jedenfalls unser Guide. Und lässt er mich  nicht aus unserem Fahrzeug, trotz all dieser traumhaften Fotomotive.

Der Basar ist eine Augenweide und für mich das Beste, was ich bisher in dieser Kategorie  gesehen habe. Hier gibt es alles vom Auto bis zur getrockneten  Schlange. Es bleiben keine Wünsche offen. Die Gewürze sorgen für den nötigen Duft, der zu einem solchen Basar gehört und alles wird fein säuberlich dargeboten. Ein riesiges Kaufhaus auf

einer Ebene,.  wir sind begeistert vom Ambiente und ich natürlich auch von den Fotomotiven.

Unser Besuch endet in  einer Teestube, die zu einem  Jadeschmuckladen gehört. Ich nicht widerstehen und handele  einen  großen handgeschnitzten  Jade-Buddha  von 24000 Yuan auf 5500 Yuan herunter. Dafür muss nun noch ein neuer Koffer gekauft werden.

Bleibt noch  abschließend über die Altstadt von Kaschgar zu berichten. Wissen muss man , dass Kaschgar schon in der Bronzezeit eine viel besuchte Oase in Zentralasien war. Zur Blütezeit der Seidenstraße war  Kaschgar der

Knotenpunkt aller Seidenstraßenrouten zwischen  der Taklamakan und den über 7000 m hohen Pamirgebirge. Schon Marco Polo berichtet begeistert  über die Fülle der Warenangebote, so begeistert, wie wir bei unserem Besuch auf dem Basar und Viehmarkt auch waren.

Mit der Entdeckung der Seewege verlor die Seidenstraße als Handelsweg und damit auch die Stadt Kaschgar an Bedeutung.  Ende des 19.Jahrhundert  geriet dann Kaschgar noch einmal in den Mittelpunkt weltpolitischer Interessen, als  das damalige Zarenreich  und das britische Empire  um die Vorherrschaft in Zentralasien rangen. Das ganze heißt heute noch „The Great Game“, bei dem

so manche Köpfe rollten. Das geostrategische Patt  nutzen  die Chinesen  und verleibten sich diese Region ein, der der fast ausschließlich  Uiguren wohnten.  Dass das die Uiguren  nicht besonders nett fanden, merkt man den Uiguren in dieser Stadt heute noch an.  Und als Chinesen fühlt und empfindet sich das zentralasiatische Turkvolk  der Uiguren überhaupt nicht.  Nur sprechen möchte hier keiner darüber und schon gar nicht in Anwesenheit unseres chinesischen Guides. Die Uiguren sind sehr freundlich und herzlich, aber irgendwie sprachlos. Die Mädchen sind im Schnitt ausgesprochen hübsch und wie aus dem ei gepellt, wenn

sie aus ihren mehr oder weniger zerfallenden vorwiegend aus Lehm und Holz gebauten Häusern in der Altstadt kommen.

Wir schlendern  also durch die Altstadt, von der die Uiguren, insbesondere die Exiluiguren berichten, dass die alten Gebäude komplett abgerissen werden sollen. Dieses Vorhaben prägt die Berichterstattung in den westlichen Medien mit Schlagzeilen wie „Bulldozer auf der Seidenstrasse“, oder „Kulturfrevel  in der Altstadt von Kaschgar“. Verglichen wird diese Aktion mit der Sprengung der Buddha-Statuen von Bamian durch die Taliban in Afghanistan.

Das ist absurd.  Richtig ist, dass sich die Gebäude der Altstadt von Kaschgar größtenteils in einem verheerenden Zustand befinden.  Hat sich einer der uigurischen  Bewohner bemüht, seine Wohnstätte zu renovieren, bekommt er von der Stadtverwaltung sogar eine Prämie und ein Schild an seine Haustür, auf dem der Eigentümer für seine Bemühungen gelobt wird.

Richtig ist offenbar, dass den Chinesen  die notwendige Sensibilität fehlt , mit der Gedankenwelt der muslimischen Uiguren auseinander zu setzen. Aber entweder man renoviert diese alten Gebäude mit einem Riesenaufwand oder man muss die Gebäude wegen der

Einsturzgefahr, übrigens auch ohne Erdbeben, abreißen und neu aufbauen.

Vielleicht sollte man die Journalisten und Gutmenschen, die ihr  Urteil aus der Ferne abgeben, mal daran erinnern, dass die gar nicht so weit entfernte Stadt Aschgarbat in Turkmenistan , die damals ausschließlich aus ähnlichen Gebäuden bestand, 1947 durch ein Erdbeben in Schutt und Asche gelegt wurde und von 170000  Einwohnern 160000 ums Leben kamen. Wie würde man über die Chinesen herfallen, wenn dieses Unglück in dieser Region tatsächlich eintreten würde. Und noch was: nicht alles was alt ist, ist auch automatisch  Kulturgut.  Bei dieser Auseinandersetzung geht es in

Wirklichkeit auch gar nicht um diese Gebäude. Diese werden nur in der politischen Auseinandersetzung, die von den Exiluiguren im Ausland geschürt wird instrumentalisiert.

Es sei noch mal gesagt, wenn es um die territoriale  Einheit der Volksrepublik China geht, verstehen die Chinesen keinen Spaß, überhaupt keinen. Auf die Straftat „ Spaltung des Vaterlandes“ steht die Todesstrafe.

Erwähnt sei noch der Besuch der  Id-Kah-Moschee, der größten Moschee Chinas, eine von 25000 in der Provinz  Xinjiang.  Schön ist was anderes, aber offenbar  bedeutend. Auf dem Weg

zurück in Hotel gehen wir durch eine Straßenunterführung, wo wir uns wie alle anderen einer Taschenkontrolle unterziehen müssen.  Dass man nervös ist, spürt man allerorten.

Am nächsten Morgen  soll es über den Torougt-Paß nach Kirgisien gehen. Nach all den Tagen in einem Land der Freundlichkeit, aber auch des Schweigens freuen wir uns über die nächste Episode unserer aufregenden Reise.

                 Kapitel 6

Kirgisien, im Land der Jurten

Bisher hat unser chinesischer Guide

seine Sache halbwegs gut  über die Bühne gebracht, aber heute am 14. September hat der Mann völlig versagt, die Folgen werden wir erst in Kirgisien spüren. Wir fahren nämlich erst um 10.00 Uhr in Kaschgar los und wollen heute noch über den Torougt-Pass in 3500 Höhe nach Kirgisien einreisen und das Städtchen Naryn erreichen, wo in einem kleinen Familien-Hotel angeblich ein warmes Bett auf uns wartet. Nach Kirgisien  wollen aber noch viele andere, auch Touristen, aber im Wesentlichen kolonnenweise  riesige Trucks, die sich in der zunehmend  gebirgigen   Landschaft über eine mehr als schlechte Straße Richtung Torougt-Pass  hoch

schlängeln. Das alles wäre nicht so schlimm, wenn nicht auch noch bei strahlendem Sonnenschein die Landschaft von Kilometer zu Kilometer immer schöner werden würde.  Das heißt natürlich für mich als Fotografen ständig anhalten, denn dafür hab ich diese Reise schließlich angetreten und nicht zum Kilometer fressen.

Schließlich erreichen wir gegen Mittag  die chinesische Grenzstation, bei der wir bestimmt 2o mal unsere Pässe  und Visa vorzeigen müssen, und  das Gepäck durchgewühlt wird. Ganz besonders haben sie es auf meinen  neu erworbenen Buddha abgesehen, der aus seiner  wunderbar gepolsterten Verpackung

heraus gelöst werden muss, was später noch fatale Folgen haben sollte. Nach dieser unendlichen Prozedur geht es dann 110 km durch ein „Niemandsland“ der Pufferzone zwischen China und Kirgisien immer höher dem Berg hinauf.

Auch hier leben vereinzelt  kirgisische Bauern, die ihre Felder bestellen. Die Strasse hangelt sich neben einem Fluss den Berg hinauf und wunderschöne Sandsteinformationen  veranlassen uns, immer wieder für einen Fotostopp  zu halten, damit sich unsere Mitmenschen und Nachkommen eines Tages an diesen Bildern ergötzen können.

Schließlich landen wir, jetzt bereits von

Schnee  umgeben in über 300 m Höhe an der kirgisischen Grenzstation, wo vor uns schon eine Kolonne von mehr als 100  Lastwagen auf ihre Abfertigung warten. Fotografieren ist natürlich strengstens verboten. Gott sei es gedankt, dass wir an der riesigen Kolonne der Trucks vorbeifahren dürfen. Nach vergleichsweise  weniger aufwendigen Kontrollen werden wir von unserer neuen Guide der Russin Julia und unserem Fahrer Oleg in Empfang genommen, zum Leidwesen von Julia mit ca. 3-stündiger  Verspätung.

In unserem komfortablen  Geländewagen geht es jetzt durch eine zauberhaft schöne Landschaft durch kirgisische

Hochgebirge auf 3500  m Höhe und links von uns die schneebedeckten  Sechstausender.  Zum Leidwesen unserer  Guide  wird für Fotostops wird gnadenlos angehalten  und schon bald senkt sich die gleißende  Sonne dem Horizont entgegen, was die Landschaft umso mehr in goldgelbenes  Flair eintauchen lässt. Eine Traumlandschaft und allein für diese Aussicht hätte es sich gelohnt hierher zu fahren.

Im Abendlicht  geht es nun erst mal wieder talwärts  zur Karawanserei Tasch Rabat eine der früheren Zentralstationen der Seidenstraße. Im  Abendlicht tut sich vor uns  ein riesiges Tal mit gerundeten , mächtigen Hügeln auf, aus denen

schroffe Felsen ragen. Durch das Tal rauscht ein Gebirgsfluss. Das ganze wird eingerahmt von schneebedeckten Gipfeln des Hochgebirges und auf den Wiesen des Tals weiden Pferde und Rinder. In der Talsenke steht die steinerne Karawanserei  und einige Jurten, die offenbar auch von Trecking Touristen benutzt werden, leider nicht von uns ,muss ich jetzt hier mal kritisch anmerken, denn das wäre genau das, was wir uns gewünscht hätten.

Tasch-Rabat ist ein archäologisches Denkmal Kirgisiens. Es wurde im 10. Jahrhundert unserer  Zeitrechnung gebaut. Früher war Tasch-Rabat ein Kloster in dem angeblich christliche

Mönche die Gründer des Klosters, die einen der ältesten Zweige des Christentums beichteten, andere Quellen sprechen von buddhistischen Mönchen  als Gründer.

Vier Jahrhunderte später, in der Epoche der Blütezeit des Handels in der Großen Seidenstraße, verlor Tasch-Rabat seine religiöse Bedeutung und wurde zu einer Karawanserei. Tasch-Rabat galt als eines der Hauptglieder im nördlichen Zweig der Großen Seidenstraße. Durch Tasch-Rabat gingen Handelskarawanen in die Städte des Ferghanatals.

Heute ist Tasch-Rabat das einzigartigste Denkmal der Geschichte Kirgisistans. Es liegt 3500 Meter über dem Meeresspiegel

an einem malerischen Ort, der vom At-Baschin Bergrücken umgeben ist, ein überwältigendes  Lasndschaftsschauspiel.

Mit einer Unzahl von schönen Fotos geht es nun weiter nach Naryn auf einer  schaurigen Schotterstrasse, es wird dämmrig und die  zahllosen Trucks verwandeln die Strasse in eine einzige Staubwolke. Unser Fahrer fährt sehr bedacht und wir werden von zahlreichen Kleinbussen in waghalsigen  Manövern überholt, warum wird sich in Kürze herausstellen.

Schließlich erreichen wir gegen 20.00 Uhr in totaler Finsternis  unser „ Familienhotel“ in Naryn und jetzt stellt

sich auch heraus, warum uns  die Kleinbusse auf der Holperstrecke überholt haben. Die in den Bussen sitzenden europäischen Bildungsbürger haben inzwischen unsere bestellten Zimmer und Betten belegt, so dass wir bei einer Außentemperatur von 4 ° C mit einer unbeheizten Jurte in der Nähe des Hotels vorlieb nehmen müssen.  Jurte ist gut, bei 4 ° schlecht. Vor dem Schlafengehen gibt es noch eine abendliche Kartoffelsuppe nach altsowjetischer  Bauart in einem Gemeinschaftsraum, in dem die Rentnertouristen aus europäischen Ländern sitzen, die uns die Zimmer und Betten weggenommen haben.  Schuld hat

natürlich nicht der Fotograf sondern unser chinesischer Guide, der uns in Kaschgar mindestens 2 Stunden zu spät auf die Piste geschickt hat.

Nach einer trotz mehrerer Bettdecken durchgefrorenen  Nacht  geht es  aus der  2000m hoch liegenden Stadt  Naryn hoch Richtung Dolon-Pass, der ca.  3000 m hoch liegt. Anders als in China  sind wir von klarster Gebirgsluft umgeben und eine beispiellose Fernsicht in die Landschaft mit Weiden, auf denen Rinder und Pferde stehen und auf  gelb- bis ziegelrote Canyons, die die Landschaft durchziehen. Wie es der Zufall will treffen wir auch noch  einen Kirgisen in einem gold leuchtenden  Mantel zu

Pferde, der sein Revier abreitet und nach dem rechten sieht. Ein Kostüm wie aus dem Mittelalter, in der rechten Hand die Zügel, in der linken ein Handy, ei wunderbares Fotoobjekt, und als ein solches stellt er sich auch ausgiebig zur Verfügung.

An einer Jurte machen wir Rast und besuchen die Familie, eine Frau mit zwei Kindern, der Mann ist aushäusig und kümmert sich um die Jagd. Die Kirgisen sind sehr freundlich und lassen uns von ihrer säuerlichen Stutenmilch kosten. Die Unterhaltung mit der Familie  wird dadurch sehr vereinfacht, dass sich ein stämmiger Kirgise im Trainingsanzug zu uns gesellt, der sich als Oberst der

kirgisischen Armee zu erkennen  gibt und fließend deutsch spricht. Das Rätsel klärt sich schnell auf, denn er war für ein Jahr in Hamburg zu Zeiten von Kommandeur General  Löser auf der Führungsakademie in Hamburg und seine Sympathien für Hamburg und  Deutschland  sind unauslöschlich. Je höher wir kommen, desto mehr Schneefelder werden  sichtbar und es ist auch ganz schön kühl.

An einem view point  treffen wir den nächsten Kirgisen, der offenbar betrunken ist und umarmt, woher wir kommen. Überschwänglich erzählt es uns von seiner Entlassung aus dem Gefängnis, wo er zehn Jahre wegen

Totschlags verbracht hat, ein Racheakt für die Vergewaltigung seiner Schwester. Den Verbrüderungswünschen unseres  neuen Freundes, der seine Entlassung aus dem Knast feiert entgehen wir durch fluchtartiges Verlassen der Stätte mit unserem Geländewagen den Pass hinunter. Entgegen kommt uns auf der steilen Pass-Strasse  ein  deutscher Fahrradfahrer mit vollem Gepäck. Respekt, Respekt!

In Kochor machen wir Pause und schlendern über einen kleinen Markt, der sein Sortiment sehr lecker präsentiert.  Unsere russische Guide führt uns in einen Souvenirladen mit  Filzwaren, Teppichen und Stickereien. Aber unser

Kaufbedarf ist erstmal gedeckt.

Dann geht es zum Lunch zu einer kirgisischen Familie in einem kleinen Siedlungshäuschen mit  Familienanschluss.   Es gibt die übliche Kartoffelsuppe sowjetischer Bauart und ein mühsames Gespräch auf russisch mit Übersetzung durch unsere Guide. Die Leute mit denen wir zusammen in ihrem Wohnzimmer das Mittagsmahl einnehmen sind sehr freundlich  aber lieber  wären wir zu einer Jurte mit Familienanschluss  gefahren.

Unser nächstes Etappenziel ist der riesige Issyk-Kul-See, der zweitgrößte Hochgebirgssee   Asiens, der umrahmt ist von schneebedeckten Bergmassiven, die

 bis zu 7000m hoch sind, ein gigantischer Anblick. Nördlich des Sees gibt es ein Steinfeld aus der Steinzeit mit zahlreichen Abbildungen von Tiergestalten auf den Steinen aus der Zeit 3000 bis 1000 vor. Chr.

Unser Gästehaus liegt direkt am See und wir sind offenbar fast die einzigen Gäste in dieser riesigen Anlage, die wohl noch zu Sowjetzeiten für die Kader gebaut wurden. Ganz dicht am Stand stehen dann sehr anschauliche  Einzelvillen, die von der Führung aus Politik und Wirtschaft privat genutzt werden. Vor einigen Garagen stattliche Autos von  Porsche- Geländewagen bis zum Hummer. Aber anders als die umgebenen

Länder ist Kirgisien ein armes Land, kaum mit Bodenschätzen, dafür aber mit einer wunderschönen Landschaft gesegnet.

Am Abend bietet sich am See ein wunderschöner Sonnenuntergang und wenigstens einer von uns nutzt die Gelegenheit zu einem erfrischen Bad in dem 19 ° glasklaren  warmen Hochgebirgssee.

Am Abend sitzen wir fast als  einzige Gäste im Restaurant und es gibt auf Wunsch Maultaschen, da ich die Devise ausgegeben habe, keine Kartoffelsuppe, kein Fisch. Mit zunehmendem  Bierkonsum wird die Stimmung richtig gut  und es kommt zu einer lebhaften

Diskussion mit unserer Guide Julia. Sie erzählt uns auch ein bisschen über ihre Lebensumstände, wie ihre Familie nach Kirgisien gekommen ist und wie sie als russische Kirgisin in dem Land zurecht kommt. Nach der Unabhängigkeit des Landes von der UDSSR und  dann auch der GUS,  sind die Mehrzahl der Russen  nach Russland zurückgegangen, das heißt der Russenanteil ist von mehr als 35 % auf 6 % geschrumpft. Bedingt dadurch ist die Schwer- und Leichtindustrie zusammengebrochen und mit dem ohnehin dürftigen Wohlstand ging es steil nach unten. Dieses Jahr bleiben die Touristen wegen der Wirtschaftkrise aus und damit geht es

auch den Reiseagenturen  und ihren freiberuflichen Mitarbeitern schlecht, denn ihr Verdienst rekrutiert sich  nahezu ausschließlich aus den Trinkgeldern der Touristen. Ein zurück nach Russland ist auch schwierig, denn dort wartet wahrscheinlich die Arbeitslosigkeit und weitere Unwägbarkeiten. Da ist es logisch, dass sich solche Menschen zurücksehnen nach der Zeit, in der so ein Land wie Kirgisien noch zur UDSSR gehörte. Das in diesem Land nur einer das Sagen hat, ist schon fast selbstverständlich und wird von der darbenden Bevölkerung ziemlich gelassen hingenommen.

Am Morgen genießen wir noch einmal

den Blick über den See zu schneebedeckten Bergmassiv, dann geht es zum Frühstück, von dem eigentlich nur die extra bestellten Spiegeleier genießbar sind. Strom, so wird uns berichtet, ist in diesem Land zur Kostbarkeit geworden, nachdem der Sohn des Präsidenten, den Strom aus  Wasserkraftwerken ins Ausland verkauft hat, zu wessen Vorteil,  lässt sich leicht ausrechnen.

Unser nächstes Ziel ist bereits die Hauptstadt von Kirgisien Bishkek. Bis dahin ist aber noch ein weiter Weg. Zunächst geht es am See zurück  Richtung Westen. An den Straßenrändern sind Stände mit Fisch

und Honig und Obst aufgebaut. Im Vergleich mit den uigurischen Ständen in Xinjiang sind die Stände hier spärlich und lieblos und weisen auf die Armut der Menschen in dieser Region hin. Da sind ein paar Äpfel in einem Plastikeimer gestapelt ,ein altes Mütterchen hockt daneben und  ich frage mich, wer das eigentlich kaufen soll. Der Fisch sieht schon viel leckerer aus, aber eben nur für  Fischesser.

Die nächstgrößere Stadt ist Balykchy. Nach unserem Eindruck eine einzige Industriebrache, seitdem die Russen die Region verlassen haben. Die Bürde der Unabhängigkeit  und die wirtschaftliche Krise des Landes lastet schwer auf dieser

Stadt, früher eine blühende Industrie- und Touristenstadt , heute wie tot.

Parallel zu Bahngleisen  und einem Fluss geht unsere Fahrt weiter durch die Boom-Schlucht, die von 1600 auf 800 m hinabsteigt. Eine schöne, aber trostlose Gegend, wenn man die zahlreichen verlassenen und verfallenen Häuser am Straßenrand sieht.  Auf den Hängen zur gesichert werden, noch gute alte sowjetische Qualitätsarbeit.

Dass Kirgisien auf der suche nach einer neuen nationalen  Identität ist, zeigt sich auch an den Denkmälern. Die sowjetischen Größen wie Lenin, Stalin, General Frunse wurden von ihren Sockel

gestoßen und ihren Platzt nehmen nun die alten Helden der kirgisischen Geschichte ein. Unter diesem Aspekt ist auch die zunehmende Islamisierung zu sehen, die in den letzten fünf Jahren deutlich an Fahrt zugenommen hat.

In Tokaymokay biegen wir nach Bergtal/Rotfront ab. Ein  bewegenes Erlebnis steht uns bevor. Bergtal  ist ein Dorf in Kirgisien, dass von Deutschen im Jahre 1763 durch Auswanderer gegründet wurde. 1789 kamen die ersten Menoniten  in das Dorf, die dort eine gut funktionieren Landwirtschaft und Dorfgemeinschaft mit starker religiöser Prägung aufgebaut haben.

Von Stalin wurde der Ort Bergtal

zynischerweise umgetauft in Rotfront, die dort ansässigen Deutschen wurden wie man sich leicht vorstellen kann im Vorfeld des 2. Weltkrieges, während des Weltkrieges  und natürlich auch danach bis unsere heutige Zeit extrem schlecht behandelt, um mich mal vorsichtig auszudrücken. Natürlich ist der größte Anteil der noch dort übrig gebliebenen Deutschen nach Deutschland ausgewandert und leben dort jetzt mit ihren Familien, aber  20  deutsche Familien sind noch geblieben und es war natürlich unser Herzenswunsch mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen.

Wir fahren also mit  unserem Geländewagen in das Dorf hinein vorbei

an dem verrosteten Ortsschild  Rotfront auf kyrillisch und fragen den nächst besten  Fußgänger auf Russisch nach dem Wohnort einer deutschen Familie.  Man zeigt auf ein kleines, sehr sauber hergerichtetes Häuschen und wir klingeln einfach.

Es öffnet eine ziemlich deutsch aussehende zunächst sehr distanziert wirkende  Frau, die wir fragen, ob es möglich wäre, mal ein paar Gedanken mit der Familie auszutauschen. Sie antwortet in Deutsch mit dem typischen Akzent, der von den Einwanderern schon vor mehreren hundert Jahren gesprochen wurde und möchte sich erst mal mit ihrem Mann beraten. Schließlich bittet

uns der Mann in seinen Garten und es entwickelt sich dort sehr bald ein ganz herzliches Gespräch über die Situation der verbliebenen  Familien im Dorf.

Unser freundlicher Mann heißt nun auch noch ausgerechnet Peter Schmidt und als er merkt, dass wir nette Menschen sind, bittet er uns in sein Haus, wo die Gespräche fortgesetzt werden. Dazu gesellt sich auch sein ca. 14-jähriger Sohn Johann, der uns etwas Bach, Mozart und Beethoven auf dem Klavier vorspielt. Die Einrichtung im Haus ist einfach, aber so deutsch, deutscher geht es nicht, einschließlich Kuckucksuhr.

Herr Schmidt erzählt uns aus seinem Leben und seiner Gemeinde hier im Ort.

Früher war er Maschinenbauer, jetzt ist er Prediger der Gemeinde, ein Zusammenschluss  aus Protestanten, Menoniten und Baptisten. Er hat fünf Kinder, seine Geschwister sind ausnahmslos  nach der Wende nach Deutschland ausgewandert. Die Nachbarschaftsbeziehungen zu den wenigen Russen im Ort und zu den Kirgisen sind gut. Die wirtschaftliche Lage hat sich allerdings nach der Verselbstständigung des Landes und der Massenauswanderung der  Russen deutlich verschlechtert, worunter auch seine Familie leidet. Im Dorf leben noch 20 deutschstämmige Familien.

Mit Herrn Schmidt fahren wir zur Kirche

von Rotfront. Sie wurde 1987 in Eigenarbeit von den Gemeindemitgliedern   gebaut, damals noch tausend Menschen. Die Familien sind nach wie vor sehr  kinderreich, zehn Kinder sind keine Seltenheit. Die Kirche ist sehr nüchtern und zweckdienlich eingerichtet, dient sie doch auch als Versammlungssaal.  Wir hinterlassen eine ordentliche Kollekte und fahren zurück zum Haus von Herrn Schmidt. Unterwegs begegnen uns Schulkinder in Schuluniformen. Alle sind sehr adrett gekleidet, die Mädchen in schwarzen Kleidern und weißen Blusen und obligatorischer weißer Schleife im Haar und die Jungs in schwarzen Anzügen mit

weißen Hemden und schwarzer Krawatte.

Am Ortausgang verabschieden wir uns von Herrn Schmidt vor dem verrosteten Ortsschild „Rotfront“

Bishkek, unser Tagesziel, hat 1.3 Mio. Einwohner. Die Stadt ist auf einer Ebene gelegen und bemerkenswert grün. Überall kann man Spuren des Bandes sehen, das die Stadt über einhundert Jahre mit dem russische Imperium verbunden hat. Die Stadt ist im Schachbrettmuster angelegt, mit großen Alleen und Plätzen. Es gibt Prachtbauten, die von den Russen als Behörden genutzt wurden, und die Wohnhäuser sind im russischen Stil gebaut. Einige Hochhäuser und Einfamilienhäuser nach westlichem

Vorbild zeugen davon, dass Bishkek von der Moderne eingeholt wird. Ein sehr fröhliches Mittagessen in einem Restaurant unter freiem Himmel. Die Gäste sind junge Berufstätige, die auffällig gut gekleidet sind.

Dann fahren wir in den nahe gelegenen Ala-Archa Canyon, einem großen und spektakulären Nationalpark, der den Vergleich mit seinen amerikanischen Pendants nicht fürchten muss. Mit dem Auto fahren wir auf eine Höhe von 2000 m und machen dann eine kleine Wanderung entlang des Flusses. Traumhafte Landschaft. Erste Laubfärbungen kündigen den bevorstehenden Herbst an. Es gibt einen

schönen Blick auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel. Leider verschlechtert sich die Sicht. Ein Gewitter zieht auf. Kräftiger Regen setzt ein. Da  unser Fahrer Oleg, der Dussel, das Handy ausgestellt hat, muss unser Giude Julia zum Ausgangsort zurück sprinten, um uns mit dem Auto aufzulesen.

Abends geht es noch in eine höchst geschmackvolle Modeboutique, in der man Taschen, Kleidung und Hüte aus Filz kaufen kann, entsprechend der Tradition des Landes. Hier kaufem wir noch ein bisschen ein für die lieben Verwandten.

Unser Hotel ist sehr gut. Aus unserem

Zimmer im 7. Stock könnten wir die siebentausender Gebirgskette sehen, wenn das Wetter dies zulassen würde. Oleg bekommt zum Abschied 10 $. Julia laden wir zum Abendessen ein. Das Lokal ist gut. Am Nebentisch feiern acht Mädchen und drei Männer einen Geburtstag. Man raucht viel und trinkt kräftig georgischen Kognak Unser Essen ist auch okay. Die Unterhaltung mit Julia ist heiter, obwohl ihre persönlichen Perspektive in Kirgisien nicht rosig ist (was wohl ihre teils betrübte Stimmungslage erklärt). (Essen hat 90.00 $ gekostet.) Um 22.30 wieder im Hotel.

Ganz gut geschlafen, aber um 4.00 aufgewacht. Danach wurde ich immer

wieder gestört durch das Duschen und die Toilettenspülung der Frühaufsteher, bei denen es sich in erster Linie um Mitglieder der Flugzeugbesatzung handelt.

 

Wir haben den 17.September 2009 Um 7.15 holt uns Julia ab und fährt uns zum Flugplatz. Wir verabschieden uns und geben ihr 55 $. Erst nachdem sie sich vergewissert hat, das der Check-in problemlos gelaufen ist, verlässt Julia den Flughafen. Uns wird ganz anders, als wir feststellen, dass wir mit einer alten Tupolew fliegen werden.

Auf dem Flugfeld sehen wir, dass Bishkek von der US Army und der Bundeswehr als Versorgungsbasis für die Truppen in Afghanistan genutzt wird. Wir zählen allein neun amerikanische Großflugzeuge und freuen uns auf unsere nächste Etappe Usbekistan, das Land von Tausend und eine Nacht.

                    Kapitel 7

Usbekistan

ein Land wie tausend und eine Nacht...

Trotz uralter Tupolew  verläuft der Flug verläuft sehr angenehm zumal neben mir eine fließend Deutsch sprechende junge,

hübsche Usbekin sitzt. So vergeht der Flug im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge. Dagegen verläuft die Pass- und Zollabfertigung wieder einmal schleppend. Anders als meine Nachbarin im Flugzeug sind die Beamten am Flughafen nicht sehr freundlich und meine Stimmung geht auf den Tiefpunkt als ich beim erneuten Zwangsauspacken  feststellen muss, dass mein geliebter Buddha aus Jade trotz des extra gekauften Zusatzkoffers  beim Transportieren Schaden erlitten hat, ein Armbruch, einer von vieren. Kein Armbruch sagt mein Mitfahrer, lässt sich wieder ankleben.

Am Flughafen in Taschkent  werden wir

dann nach einer Schweinegrippekontrolle  von unserem neuen Reiseleiter, nennen wir ihn mal  Barama und unserem Fahrer, in Empfang genommen.

Der Wagen von der Größe eines Opel Kadett  ist für uns und unser Gepäck viel zu klein, aber wir fahren erst einmal los. Die Uhr muss eine Stunde zurückgestellt werden.  Damit beträgt der Zeitunterschied zu Deutschland nur noch 4 Stunden. Zuerst müssen wir zu einer Bank. Per Kreditkarte heben wir jeweils 500 $ ab, wovon wir 20 $ in die lokale Währung S'om (bzw. russ. Sum). Die Art des umständlichen Umtauschs von Geld in der Bank,  der Kleinwagen mit einem dicken, vor sich hin rotzenden  dicken

Fahrer lässt die Stimmung erst mal auf den Tiefpunkt sacken.   Nach dem Frühstück machen wir eine Rundfahrt durch die Stadt. Wir besichtigen die Altstadt mit dem Hast Iman Platz, der Medrese, eine sogn. Islamische  Hochschule Barak Kahn, der Freitagsmoschee, dem Mausoleum Kaffal Schaschi und dem Chor Su Platz mit der gleichnamigen Medrese. Einen  besonderen Eindruck hinterlässt Taschkent auf uns nicht, vorwiegend ist das Stadt noch geprägt von den glorreichen Zeiten der UDSSR. Wir sind froh, dass wir nun aus der Stadt rauskommen und die lange Reise nach Samarkand beginnt.

 Wir fahren durch eine  weite, flache Ebene, die aber offenbar  sehr fruchtbar ist.  Usbekistan wird von der Baumwollproduktion beherrscht. Zur Zeit der UdSSR hat man hier Monokultur in Reinform betrieben. Die Selbständigkeit des Landes führte auch zu einer Diversifizierung der Landwirtschaft, so dass heute auch Weizen, Kartoffeln, Mais, Reis u.v.a.m. angebaut wird. Nach wie vor liegt Usbekistan bei den weltweit größten Baumwollproduzenten auf dem 5. Platz. Dabei ist Baumwolle eine höchst anspruchsvolle Pflanze: Sie muss nach der Saat dreimal gewässert werden. Da die Kapseln in Stufen aufbrechen, muss man entsprechend häufig ernten. Nach

der letzten Ernte müssen die Pflanzen vollständig aus dem Boden entfernt werden. Der Boden ist nach drei Jahren ausgelaugt, und das Feld muss stillgelegt werden, damit es sich regeneriert.

Erst vor Samarkand wird die Landschaft wieder hügelig und Viehherden treten an die Stelle von Baumwolle. Wir nehmen einen ca. 50 km langen Umweg in Kauf und umfahren Kasachstan, womit ein Grenzübertritt vermieden wird, eigentlich schade.

Der Fahrer fährt mit seinem Kadett-ähnlichen Auto wie eine "gesenkte Sau", was auf meine  Bandscheibe wie eine unbestellte Massage wirkt. Wir  machen B.  freundlich, aber nachdrücklich klar,

dass dieses Auto für uns zu klein ist und nicht den Zusagen entspricht, nämlich bestellt hatten wir einen Geländewagen. B.  sagt zu, die Agentur in dieser Sache zu kontaktieren. Überhaupt ist B. ein ziemlich schlauer Junge und kennt sich nicht nur in Usbekistan, sondern auch in Deutschland, wo er mal  sechs  Monate war, bestens aus, besser als 80% der deutschen jüngeren Männer in seinem Alter von  knapp 30 Jahren.

B.  berichtet über die politische  Situation in Usbekistan. Seiner Meinung nach handelt es sich um ein besonders sicheres Land. Seltsam, denn wir müssen auf unserer Fahrt allein acht Polizeikontrollen passieren. Da

Usbekistan mit Afghanistan 90 km Grenze teilt, besteht freilich eine unmittelbare Gefahr durch Terrorismus. Es hat auch schon einige Anschläge gegeben.

B.  zufolge steht bei den Usbeken alles Deutsche hoch im Kurs. Jeder fünfte usbekische Soldat war zur Zeiten der Sowjetunion  in der DDR stationiert. Seit der Unabhängigkeit hat die Affinität noch zugenommen, was man sich zunächst nicht so vorstellen kann, wenn man mal in der ehemaligen DDR gewesen ist und die Unterkünfte der sowjetischen Armee  nach der Wende besichtigt hat. Würde man Tiere so halten, wie die ihre Mannschaftsdienstgrade untergebracht

haben,  hätte man den Tierschutzverein am Hals gehabt.  Die positive Stimmung wird, nach B. Meinung, heutzutage  vor allem durch die deutschen Produkte, die in Usbekistan hoch im Kurs stehen, wie z. B. unsere Automobile,  getragen. Opel steht da hoch im Kurs, bei uns nicht so, wenn ich nur an unser Transportmittel und den dazugehörigen Fahrer denke.

Bei herrlichem Sonnenuntergang erreichen wir Samarkand. Am Straßenrand stehen Händler mit verschiedenen Honigsorten in Gläsern, durch die die Abendsonne, hindurch scheint. So richtig was zum fotografieren aber leider nicht zum Kaufen, da ich Honig nicht mag.

Unser Hotel ist sehr gut und wir verabreden uns für 20.00 zum Essen in einem Folklore Lokal in der Stadt. Nicht unbedingt so unser Geschmack. Wir flüchten uns in unser Hotel, das ganz dicht am Zentrum liegt. Dem geneigten Leser kann es nicht erspart bleiben, einige  historische Dinge über sich ergehen lassen zu müssen, bevor ich selbst  meine Eindrücke von dieser märchenhaften Stadt wiedergeben darf.

Hier in dieser  mehr als 2500 Jahre alten Stadt soll schon  Alexander der Große 329 vor. Chr. versucht haben, sein Weltreich zu erweitern. Damals hieß die Stadt Marakanda und stand damals nominell unter chinesischer Herrschaft.

Vielleicht sollten sich die Usbeken wie die Isländer einer kompletten

Genanalyse unterziehen, um die engen Beziehungen zu den Griechen und damit natürlich auch zu uns nachweisen zu können. Im 7.Jahrhundert gehörte die Stadt den Türken und dann kam Dschingis Khan, der dann erst mal alles komplett platt gemacht hat. Die Geschichten über in Pyramidenform aufgestapelte abgehackte Köpfe seiner Feinde, kennt jedes Kind.

Und dennoch hat sich der große Timur im 14. Jahrhundert diesen Mann zum Vorbild genommen und in einen ähnlichen Stil sein riesiges Land mit der damaligen Hauptstadt Samarkand regiert.

Trotz seiner unvorstellbaren Grausamkeiten wird dieser Herr dort in dem Land hoch verehrt, wovon zahlreiche Denkmäler zeugen.

Samarkand entwickelte sich rasch zu einem für damalige Verhältnisse gigantischen Wirtschaftszentrum an der Seidenstraße mit allem was dazu gehört, einschließlich Sklavenhandel und eigener Papierfabrik bereit im Jahre 751.

Durch den Niedergang  der Seidenstraße  verkam Samarkand  im 17.Jahrhundert  zu einem kleinen Marktflecken  und wurde 1868 dem russischen Reich und 1917 der UDSSR  einverleibt. Die moslemischen Prachtbauten vor denen wir heute voller Bewunderung stehen,

verkamen in dieser Zeit vollends, aus dieser Zeit gibt es Bilder, auf denen diese Prachtbauten nicht mehr als verfallende Ruinen sind.

Um 8.30 holt uns unser Guide  ab. Hinter unserem  Hotel liegt eine neue Einkaufsstraße mit edlen Geschäften, die uns bis zum Rigestan-Platz (dt. "Sandplatz") führt. Nur die Touris sind dies Jahr ausgeblieben und die Geschäfte sind leer.  Unser Rundgang beginnt bei der Bibi-Hanin Moschee, die gegenüber der Grabstelle der "alten Frau", der ersten Frau des Herrschers Timur (auch bekannt als Tamerlan), liegt. In der Moschee kaufen wir jeder eine kleinere Handmalerei sowie einen Bildband der

wichtigsten Städte Usbekistans.

Im Anschluss schlendern wir über den Basar, der in einer neu gebauten Halle untergebracht ist. Das Angebot ist reichhaltig. Die Atmosphäre ist sehr lebhaft und für einen orientalischen Markt ist es bemerkenswert sauber. Und es gibt sogar koreanische Verkäuferinnen. Die stammen noch aus den guten alten Zeiten der Völkerfreundschaft zwischen der UdSSR und Nordkorea.

Im Stadtmuseum sind die Fresken des alten Samarkand ausgestellt. Und es finden sich reichlich Bilder aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende, die die völlig heruntergekommenen historischen

Gebäude Samarkands zeigen. Blickt man heute auf die Stadt ,kann man vor der historischen Leistung der Russen, dies alles renoviert zu haben , nur den Hut ziehen.

Dann gehen wir durch die Nekropole und besichtigen die einzelnen Grabstellen. B. hat Wort gehalten: Wir werden von unserem neuen Fahrzeug, eine Kleinbus, abgeholt und fahren zum Samarkand - Museum für Archäologie mit seinen vorchristlichen Exponaten.

Zum Mittagessen gibt es das rustikale usbekische Nationalgericht "Plow", einen Reistopf mit Rindfleisch. Schmeckt zwar sehr gut. B.  gibt uns das Rezept.

Das wird zu Hause an einem

Usbekistan-Abend nachgekocht!

 Die letzte Besichtigung des heutigen Tages ist die Grabstätte von Timur, einem palastähnlichem Mausoleum mit einem Jadesarg. Zu Fuß geht es über den Rigestan zurück zum Hotel. Es war ein großartiger Tag mit strahlendem Sonnenschein und vielen gewaltigen  Eindrücken. Genau so haben wir uns die Stadt von 1000 und eine Nacht vorgestellt. Wir sind erschöpft und halten Siesta.

Nun fragt sich der geneigte Leser, wer nun all die moslemischen Bauruinen restauriert hat. Das waren nämlich die Russen. Da müssen die Usbeken  den

Russen dankbar sein, dass diese sich so früh um die Restaurierung der alten Baudenkmäler, die ja schon sehr verfallen, teilweise Ruinen waren, gekümmert haben. Für den Tourismus wird dies in der Zukunft ein wuchtiges Pfund sein. Trotzdem sieht man an einigen Stellen schon wieder den Verfall einsetzen: Kacheln sind abgefallen, auf den Dächern wächst Grass und Mauern brechen auf. Wehret den Anfängen, aber die Russen sind bis auf ganz wenige nach der Verselbständigung von Usbekistan weg. Am besten mal bei den deutschen Steuerzahlern nachfragen, denn die sind hier in der Regel, mit Ausnahme dieses Jahres hier weit verbreitet. Ein Anfang

ist schon gemacht, für jedes Gebäude, das man betritt, sind natürlich Eintrittsgelder fällig und dazu noch Fotogebühren. Das läppert sich und bei den merkwürdigen Währungsverhältnissen ist es schwierig, die riesigen Papierbündel von Geld in den Taschen unterzubringen.

Wieder geht es auf den Rigestan-Platz mit seinen drei Medreesen und der Moschee. Für Kinder der herrschenden Klasse war das Eintrittsalter für eine Medrese (d.i. isalm. Hochschule, türk. "Medrese") in der Regel das zwölfte Lebensjahr. Nach dreizehn Jahren konnte man einen Zwischen-, nach 26 Jahren den Vollabschluss machen. Die Abschlüsse

waren Voraussetzung für eine leitende Position in Regierung, Verwaltung oder Priesterschaft. Mit 16 Jahren konnten die Schüler heiraten und dann bei ihren Familien wohnen, mussten aber an den Schulstunden und dem Gebetsrhythmus voll teilnehmen. Die älteren Schüler wirkten auch als Lehrer.

Der Rigestan-Palast ist heute ein Museum mit vielen kleinen Läden. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten für zu Hause.  Man erklärt uns die Bedeutung und Konventionen des Turbans: schwarz signalisiert "Schiit", weiß "kann den Koran lesen", grün "war in Mekka". Der Turban ist aus einem 30 m langen Tuch gewickelt, das im Fall der Fälle auch

als Leichentuch dient.

Um 10.30 geht's zum Observatorium des Ulugbek, Enkel und Nachfolger von Timur. Nachdem er über 40 Jahre an der Macht war, wurde Ulugbek 1449 n. Chr. von seinem Sohn getötet, weil er offenbar zu nett war und sich mehr um die Wissenschaft als um das Regieren gekümmert hat. . Damit endete das Zeitalter der Timuriden. Das Observatorium wurde nach dem Tode Ulugbeks zerstört. Erhalten geblieben ist nur noch der untere Teil des Sextanten, elf Meter in den Fels gehauen. Der obere Teil war 33 Meter hoch. Die Aufzeichnungen von Ulugbek zeigen im Vergleich mit unseren Daten heute eine

bemerkenswerte Genauigkeit seiner Messungen.

Das zerstörte Lustschloss Ischrat Chona, das wir dann noch besichtigen, wurde ebenfalls von einem Enkel Timurs gebaut. Es liegt in der Tangente 3 km vom Rigestan entfernt und soll der Sage nach mit ihm durch einem kleinen Tunnel verbunden gewesen sein. Die Ruine soll von Restaurateuren aus Potsdam saniert werden und als wir besichtigen, sind tatsächlich Mitarbeiter aus Potsdam vor Ort. . Zurück zum Hotel. Beim Essen in einem nahe gelegenen Restaurant  fällt das Gespräch mit B. auf die heutigen usbekischen Familienverhältnisse. Nach dem Ende des Kommunismus findet eine

Rückbesinnung auf die islamische Tradition statt. Zur Zeiten der UdSSR wurde die Gleichberechtigung der Frau aktiv betrieben. Es war normal, dass Frauen arbeiteten. Seit der  Loslösung von der UdSSR  und der Staatsgründung 1991 setzen sich zunehmend  die alten Traditionen in den Familien wieder durch. Mädchen werden mit 18 Jahren verheiratet, wobei die Heirat von den Eltern arrangiert wird.  Wenn sich herausstellt, dass die Ehefrau keine Jungfrau ist, wird die Ehe sofort geschieden.  Die Frau zieht zu den Eltern des Ehemanns. Der Ehemann entscheidet, ob die Frau, nach Ende ihrer Ausbildung (die durchaus ein  Universitätsdiplom

umfassen kann), arbeiten darf oder nicht.  Die Ehefrau muss sich der Schwiegermutter unterwerfen, die den Haushalt regiert.  Da die Ehe nicht "aus Liebe" geschlossen wird, nehmen sich viele Ehemänner eine Geliebte, wobei es sich häufig um geschiedene Frauen oder Russinnen handelt. Die Ehefrau spricht von ihrem Mann als "Besitzer" und siezt ihn.  Die Kinder siezen die Eltern. Die Schwiegermütter werden dick, weil sie nicht mehr zu arbeiten brauchen.  Auf dem Lande pflanzt der Vater bei der Geburt eines Sohnes zwanzig Pappeln, die die Erziehung und Heirat des Sohnes finanzieren sollen. Bei der Heirat hilft die Dorfgemeinschaft kostenlos aber

gegen Essen und Wodka beim Neu- oder Ausbau für die frisch Vermählten.  Zur Brautwerbung müssen Mutter, Oma und Tanten dreimal die Mutter der Braut besuchen. Die Antwort wir beim dritten Besuch durch das angebotene Essen gegeben: kommt das Nationalgericht Plow auf den Tisch, ist die Ehe beschlossen.

Das klingt für uns alles sehr  fremd, aber das ist nun mal deren Tradition und wir sollten uns darüber nicht aufregen, nämlich das, was die Menschen hier im Fernsehen über uns sehen, und als abendländische Kultur verkauft wird, ist nun vergleichsweise das allerletzte.  

Im Jahre 1922 gab es die sog.

Schleierverbrennung. Nach B.  mussten sich die arbeitenden Frauen von Samarkand in ihren Betriebsgemeinschaften auf dem Zentralplatz  versammeln. Es gab ein Feuer und die Frauen wurden aufgefordert, ihre Schleier zu verbrennen. Fast alle sollen dem nachgekommen sein. Heute sieht man in Usbekistan viele traditionell gekleidete Frauen in schönen geschmackvollen langen Kleidern, aber ohne Schleier.

Die Eltern von B. sind nach wie vor pro-sowjetisch. Für sie war das  die beste Zeit ihres Lebens. Sein Großvater sieht in Gorbatschow sogar einen Landesverräter, der erschossen gehört.

Wie in den anderen Ländern, die sich nach Ende der UdSSR selbstständig gemacht haben, sind auch hier die Russen weitgehend in die gute alte Heimat Russland  entfleucht und so manches liegt seitdem hier auch brach. Durch  neu entdeckte  Gas- und Ölvorkommen hat sich die ökonomische Situation nicht so verschlechtert.

Nach dieser Einführung in die Entwicklung der usbekischen Gesellschaft  führt uns unser Guide zu  einer angeblich auch in Europa bekannten  Designerin mit russischen Wurzeln, die sich auf Kleider und Accessoires aus   Seide spezialisiert hat. Wir besuchen eine umwerfende

Modenshow, nicht nur was die Kleider selbst anbelangt, sondern auch die Mädchen, die das alles präsentieren.  Die Kleider sind an historischen Vorbildern orientiert und es geht Schlag auf Schlag. Rätselhaft, wie die sich so schnell umziehen können. Das Rätsel, wäre schnell gelöst, wenn man sich mal in den Umkleideräumen hätte umtuen  dürfen, aber das wäre wohl selbst nicht für eine Zusatzgebühr nicht möglich gewesen. So bleibt mir nur,  das ganze in schönen Fotos festzuhalten und zur Erinnerung an diesen schönen Auftritt vieler schöner Mädchen eine schönes usbekisches Hemd zu kaufen.

In Samarkand wäre ich gerne noch ein

Tag länger geblieben, aber die Pflicht ruft uns schon am nächsten Morgen in aller Herrgotts Frühe zum Aufbruch nach Buchara.

 

Vielleicht ist hier Gelegenheit, auf ein Problem einzugehen, das in Usbekistan tot geschwiegen wird und auch von unserem Guide nicht angesprochen wurde, obwohl er sehr freimütig über alles gesprochen hat.

Von tadschikischer Seite wird behauptet, die Anzahl der Tadschiken in Usbekistan sei viel höher als offiziell angegeben. Diese Behauptung wurde in jüngster Zeit auch von einigen Menschenrechtsorganisationen

 aufgegriffen. Tatsächlich ist jedoch eine unparteiische Ermittlung des Bevölkerungsanteils der Tadschiken in manchen Landesteilen wie dem Gebiet um die Städte Samarkand und Buchara kaum möglich, da die dortige Bevölkerung traditionell zweisprachig (turk- und persischsprachig oder in heutiger Terminologie usbekisch- und tadschikischsprachig) ist und eine Trennung in zwei verschiedene Völker erst durch die moderne amtliche Terminologie eingeführt worden ist.

Dennoch wurden auch in letzter Zeit immer mehr Diskriminierungen gegen die Tadschiken berichtet. Im Jahre 2000 kam es zu Zwangsvertreibungen und zur

Inhaftierung vieler Tadschiken. Zudem kam es 1998 zu Bücherverbrennungen  und Unterdrückungen persischsprachiger Medien und Zeitungen. Mangels exakter Bevölkerungsstatistiken existieren nur ungenaue Schätzungen über die Anzahl tadschikischer. Bei offiziellen Erhebungen geben viele Bürger tadschikischer Ethnie die usbekische Volkszugehörigkeit an. Während der Usbekisierung unter Scharaf Raschidow, dem 1959 bis 1982 amtierenden Generalsekretär der Kommunistischen Partei, mussten Tadschiken sich entweder mit der Angabe „Usbeke“ für den Verbleib in ihrer Region, so z. B. in der Stadt Samarkand, oder aber für eine

Umsiedlung nach Tadschikistan entscheiden.

Die Tadschiken sind in der Region höchst unbeliebt und jeder macht einen Riesenbogen um den Schurkenstaat. Denn da ist nicht nur der Herrscher  mit Vorsicht zu genießen, das Volk, so sagt man, beschäftigt sich, zumindest was die Behandlung  einreisewilliger  und Abenteuer lustiger Touristen anbelangt, vorwiegend als Gauner. Ein Trauerspiel, denn Tadschikistan soll so wunderschön sein.

Auf der Ebene nach Sharisabz fahren wir vorbei an Akazien-, Maulbeer- und Walnussbäumen sowie Kiefern und Platanen. Vom Auto aus sehen wir

Baumwollfelder, üppige Obst- und Weingärten. Da der Pass nur von Pkws passiert werden darf, machen wir einen Umweg über Chirachi. Die Straße verläuft zunächst entlang dem Hisar Gebirge, das dem Pamir vorgelagert ist. Die Landschaft hat Steppen-Charakter mit großen Viehherden und vielen kleinen Dörfern. Die Häuser sind aus Lehmziegeln gebaut. Dann gibt es wieder fruchtbare Anbauflächen für Baumwolle und Weizen.

Shahrisabz oder auch Schahr-e Sabs  hat immerhin 58000 Einwohner, man fragt sich allerdings, wo die alle in diesem kleinen Kaff wohnen, hat allerdings eine immense historische Bedeutung als Ort

an der Seidenstrasse und als Geburtsort und Stammsitz Timurs und sollte als Hauptstadt des Timuridenreiches ausgebaut werden. Davon zeugen nicht nur die noch stehenden gewaltigen  Bauwerke, die es zu besichtigen gilt, sondern auch weitere Pläne gigantischen Ausmaßes, die vermuten lassen, dass  der Mongolenfürst geglaubt hatte, ihm wäre das ewige Leben beschieden. Dabei hatte der Grausamste aller Grausamen selbst eine Behinderung, mit der er sich bei seinen Zeitgenossen den Beinamen der Lahme einhandelte. Vielleicht war er deshalb besonders grausam. Jedenfalls wurde er nur 69 Jahre alt, weil er während eines Feldzuges in China das

Zeitliche segnete,    und all  seine schönen Pläne über ein neues Weltreich mit in sein Grab nahm. Sein Riesenreich  zerfiel schneller als sein Leichnam unter der Erde, aber sein Ruhm blieb. Diese Geschichten über die  Grausamsten aller Grausamen erzeugen in mir immer ein Gefühl  von Wiederwillen , wenn diese Macho-Typen noch nach Jahrhunderten mit riesigen Denkmälern geehrt werden.  Und da sich ja Geschichte immer wiederholt, wird es nur eine Frage der Zeit sein, dass man auch anderen Verbrechern der Weltgeschichte aus der jüngeren Geschichte auch wieder Denkmäler errichtet, hoffentlich nicht mehr zu meinen Lebzeiten.

Wir besichtigen die Sarisabz-Anlage, die Moschee, Madrese und Grabstelle umfasst. Im Innenhof stehen drei über eintausend Jahre alte Ulmen in voller Pracht. Die Ruinen des A-Sarai-Palastes sind beeindruckend,  die Ruinen dieser architektonischen  Meisterleistung  vermitteln einen Eindruck  von dem unermesslichen Reichtum, der hier angehäuft war. Ich denke aber auch an die Herscharen von  Arbeitern, die hier für ihren Herrscher für das jetzige Weltkulturerbe  am Werke waren.

Essen um 13.00 in der Stadt. Das Lokal scheint etwas zweifelhaft, aber mit Spießen meinen wir, auf der sicheren Seite zu sein. Weit gefehlt!

Jeder Erdenbürger muss auch mal irgendwann seiner Notdurft nachgehen, und wenn, dann wohl in einem „Restaurant“. Was sich hier allerdings als „Toilette“ präsentiert, schlägt dem Fass den Boden aus.  Ein vor Dreck und Scheiße verkleistertes Loch im Boden mit unvorstellbarem  Gestank. Da müssen sich die Usbeken nicht  wundern, dass die Touristen, die wegen Tausend  und eine Nacht        ( was,  um es noch mal zu betonen, den Russen zu verdanken ist) das Land besuchen, demnächst nicht mehr kommen wollen.

Wir passieren große Industrieanlagen für Erdgas und Erdöl, allerdings auch viele aufgegebene Werke aus der UdSSR-Zeit.

Danach durchqueren wir eine Wüste mit Salzsträuchern und Salzarkazien. Nach Buchara dem zweiten Traumziel unserer Reise , das nur noch 220 m.ü.M. liegt, geht es die ganze Zeit abwärts. Wir kommen um 16.00 Uhr  an und wohnen in einem Familienhotel. Das Hotel liegt sehr zentral und macht einen guten Eindruck.

Wir essen um 19.00 am Stadtteich von Buchara. Ist zwar etwas touristisch, aber Atmosphäre und Essen stimmt. Im Anschluss stromern wir mit B. durch die Straßen. Im letztlich Licht des Tages wird uns klar, dass Buchara einer der Höhepunkte der Reise sein wird.

Am nächsten Morgen, es ist schon der

21. September, geht es früh aus den Federn, denn früher Vogel pickt den Wurm, das gilt ganz besonders für den Fotografen.

Geweckt werden wir zum ersten Mal auf unserer Reise durch  den Gebetsruf eines Muezzin. Frühstück um 8.00 im Nebengebäude. Der Frühstücksraum entpuppt sich wunderschöner, hoher Saal mit alten Fresken an den Wänden und einer Balkendecke, offenbar Teil eines alten Patrizierhauses.  Dazu ist das Frühstück sehr gut und dazu gibt es klassische Musik im Hintergrund.

Um 8.30 holt uns Guide  B.  ab. Buchara präsentiert sich dem Besucher als ein einziges , überwältigendes Baumuseum

seiner selbst, Ihr altorientalisches, von Kunst und Kultur seiner Bewohner geprägtes Antlitz wurde nicht nur in der Substanz bewahrt, sondern scheint auch ständig gepflegt worden zu sein.

Ich bin weit davon entfernt, hier jetzt in diesem Reisebericht über alle Einzelheiten oder gar kunsthistorisch zu referieren. Das lässt sich alles trefflich in den gängigen Reiseführern, z. B. von Klaus Pander nachlesen. Aber ein paar persönliche Eindrücke sollen es dann schon sein, die ich  hier niederlegen möchte.

Es gibt so ein Spruch von mir,  den ich gelegentlich parat habe: „Bevor man ins

Grab steigt, sollte man das gesehen haben.“ Dazu gehören für mich  der Ngorongoro-Krater in Tansania, die Südamerikanischen Gletscher in Chile und Argentinien, die Wüste in Namibia, die Terrakottakrieger in Xian, Jerusalem  und vieles andere mehr und seitdem ich in Buchara war, auch diese Stadt. Ein einziges orientalisches Märchen!

Mit dieser Ansicht steh ich, wie dann auch nachgelesen habe, nicht allein dar.  Wie weit man auch zurück blättert in Geschichtsbüchern und Reisebeschreibungen, man findet schon vor mehr als tausend Jahren  nur Superlativen: Die Edle, die Schönste, die Einzigartige, die Einmalige.

Und das schönste für mich  als Fotografen, das Wetter stimmt, und es gibt dank Wirtschaftskrise  kaum Touris, eine ganze Stadt, wie ein Museum und kaum Touristen.  Wer sich an den entstandenen Bildern ergötzen will,  möge dies tun, am besten in der Fotogalerie von Tucanos unter www.tucanos.de. , wo meine Bilder für die Nachwelt bewahrt werden.

Machen wir uns also ganz gemütlich auf den Weg  durch die Märchenstadt.

Buchara lacht uns "golden" an. So viele Goldzähne habe ich noch nie gesehen.

Zuhause bei uns erkennt man an den Goldzähnen den Immigrationshintergrund unserer Mitbürger. Meist kommen die

Leute aus Kasachstan, damals arm, heute reich. Hier sind die Goldzähne Ausdruck von Reichtum.

Buchara ist nicht nur ein Museum sondern  auch ein einziger Basar. Alle Gebäude stehen dem Besucher offen. Darin werden Waren aller Art angeboten: Schmuck, Kleidung, Teppiche, Bilder, Plastiken, Messer usw. usf. Nur die wenigen Touristen und wir auch nicht kaufen kaum etwas. Teppiche sind in Europa out und wenn ich an die Frauen denke, die Jahre an einem solchen Seidenteppich sitzen und jetzt auf den gestapelten Teppichen sitzen,  wird mir ganz anders. Bei allem Mitleid, ich hab schon zu Hause so viele Teppiche, auch

im Keller. Tut mir wirklich leid!

Buchara kann man zu Fuß erobern: Nahezu alle bedeutenden Baudenkmäler befinden sich innerhalb der Stadtmauern. Dadurch wirkt es viel zugänglicher, und menschlicher als Samarkand, das im Vergleich eher monumental erscheint.

Auf einem hohen, künstlich aufgeschütteten Hügel thront die mächtige Zitadelle mitten in der der Stadt. Vor diesem Anblick kann ich das Schicksal der Briten Stoddart und Conolly (die Protagonisten der sog. Bukhara -Affäre 1842) viel besser nachvollziehen.

Im 19.Jahrhundert strebten viele abenteuerlustige, aber auch

wissenschaftlich Interessierte und Geschäftsleute nach Zentralasien, um dort ihr Glück zu versuchen oder Ruhm zu erwerben. Die Menschen, die hier damals lebten waren allerdings nicht sehr aufgeschlossen gegenüber allem Fremden und allen  Fremden, so dass in dieser  Zeit so manche Köpfe  rollten, eben auch die  von Stoddart und Connolly.

Die einheimische Bevölkerung hatte da bezüglich der Hinrichtungsart  weniger Glück, die wurde vergleichsweise willkürlich, zahlenmäßig  je nach Laune des Herrschers lebendig in einen Sack gesteckt und  vom Minarett Kalan geworfen.

Vor diesem imposanten Bauwerk stehen wir nun voller Hochachtung über so viel Baukunst, die übrigens vorwiegend aus Persien rekrutiert wurde.

Dieses Wahrzeichen Buchara ist  50 hoch und zeigte schon in der vormongolischen Zeit den Karawanen der Seidenstraße den Weg zur heiligen Stadt. Gebaut wurde das Minarett von Arslan Khan ursprünglich für den Muezzin, der zum Gebet ausrief.

Über das Weltkulturerbe Buchara ließe sich seitenweise berichten und ist es auch auf höchsten Niveau. Das soll hier nicht wiederholt werden, das lässt sich in feinsten Reiseführern nachlesen. Wir sind, solange wir in dem Ort waren,

immer wieder durch die übersichtliche Stadt geschlendert und jedes Mal etwas Neues entdeckt. Auch zum Erstaunen der dort lebenden Menschen durch die Wohngebiete, die sehr einfach waren, aber aus den Häusern kamen wie aus dem Ei gepellte hübsche junge Usbekinnen in langen bunten Kleidern, die uns freundlich zuwinkten.

Neben unserem Hotel beginnt das jüdische Viertel in Buchara. Und eines unser Ziele war natürlich der Besuch der jüdischen Synagoge. Da fragt man sich erst mal  wie kommen die Juden nach Buchara, heute muss man sich eher fragen, wo sind sie alle abgeblieben. Dazu soll hier einiges zur Geschichte der

Buchara-Juden berichtet werden, weil es mich auch ganz besonders interessiert.

Wann genau die Vorfahren der heutigen Buchara-Juden nach Zentralasien kamen, ist nicht ganz geklärt. Es heißt, dass sie aus der babylonischen Gefangenschaft im achten Jahrhundert vor der Zeitenwende nicht zurückkehrten. Stattdessen zogen sie über Persien nach Zentralasien, wo sie sich im Gebiet zwischen dem heutigen Kasachstan und Tadschikistan niederließen. Den Namen erhielten sie erst durch die Emire von Buchara, deren Reich um 1600 entstand und bis zur russischen Annexion vor knapp einhundert Jahren bestehen blieb.

Die Buchara-Juden gelten als eine der

ältesten ethnischen Gruppen in Zentralasien. Mehr als 2.000 Jahre waren sie vom Rest der jüdischen Welt nahezu abgeschnitten, den Einflüssen von Persern, Arabern oder Türken ausgesetzt. Sie erlebten die Herrschaft von Alexander, dem Großen, Dschinghis Khan und Timur, dem Lahmen, zeitweise verfolgt, seltener protegiert. Sie entwickelten eine eigene Kultur, die durch das islamische Umfeld geprägt wurde

Die Sprache der Buchara-Juden . ähnelt es dem Tadschikischen. Die Sprache der Buchara-Juden entstand als ein Dialekt des Persischen und ermöglichte den Juden die Kommunikation mit den

Nachbarn, verbarg jedoch nie die hebräischen Wurzeln. Dichter schrieben und Sänger sangen auf Buchari, in Synagogen und Schulen sprach man es ohnehin.

Vor dem Exodus nach Israel und Europa spielten die Buchara-Juden sowohl wirtschaftlich, wie auch gesellschaftlich kein unbedeutende Rolle. Buchara-Juden gab es natürlich nicht nur in Buchara. Eine große Gemeinde existierte in Samarqand aber auch in anderen zentralasiatischen Ländern und in Russland gab es große und gibt es immer noch kleine Gemeinden. Die Ausgewanderten treffen sich in aller Welt, besonders natürlich in Israel, um

ihren kulturellen Hintergrund,  einschließlich eigener Zeitungen zu pflegen.

Wir machen uns also auf zur Synagoge, was man als Deutscher immer noch mit gemischten Gefühlen tut. An den wenigen  Häusern, die noch  von Buchara-Juden bewohnt werden, sieht man auf den Kopf gestellte siebenarmige Leuchter, die dann wie eine Moschee aussehen.

Die Synagoge ist klein, aber sehr schön ausgestattet. Von den Menschen vor Ort werden wir sehr freundlich begrüßt, aber jüngere Buchara-Juden gibt es offenbar nicht mehr, die Masse hat sich  auf dem

Wege zu einem neuen Glück in alle Welt verstreut. Unsere großzügige Spende wird vermutlich der Gemeinde auch nicht weiterhelfen.

Zurück am zentral gelegen Stadtteich mit einer Skulptur des usbekischen Eulenspiegels wird uns von unserem Guide  folgende Anekdote  präsentiert:

Timur fragt einen Wissenschaftler, "Wie alt werde ich?" "90 Jahre", antwortet der Wissenschaftler. Kopf ab, zu jung. Ein Astronom antwortet: "365 Jahre." Kopf ab, zu unwahrscheinlich. Eulenspiegel: "Zwei Tage älter als ich." Kopf bleibt dran.

Wir streifen nochmals durch die Stadt.  Da heute das Ende des Ramadan gefeiert

wird, sind viele Großfamilien unterwegs: Großmütter, Eltern und Kinder, alle sehr farbenfroh gekleidet, beherrschen die Lokale um den Teich herum. Bei unserem Gang wird uns nochmals deutlich, dass die Stadt trotz der vielen Gassen und Winkel sehr übersichtlich ist.

Am nächsten Tag geht es etwas nach außerhalb von Buchara.

Um 9.00 holt uns B.  ab und wir fahren zu Mausoleum der Samaniden, das sich in einem gepflegten Park befindet Trotz seiner eher bescheidenen Größe finden wir die Anlage in ihrer Komposition sehr beeindruckend, nicht zuletzt, da sie aus dem 9 oder 10 Jh. n. Chr. stammt. Eindrucksvoll vermittelt sie den hohen

Stand von Architektur und Handwerkskunst jener Zeit. Auch hier wird auf die einschlägige Literatur verwiesen. z. B. bei  Klaus Pander.

Nachmittags unternehmen wir einen weiteren Streifzug durch die Stadt. In einem Lokal mit Dachterrasse und Blick auf den Hauptplatz mit dem Kaslan-Minarett der Moschee Kalan, der einstigen Karawanserei, der Medrese M-e Arab und der Medrese Emir Alim Khan  trinken wir ein Bier ein herrlicher Sonnenuntergang versüßt und den Abend. Anschließend geht es auf unseren besonderen Wunsch  in ein italienisches Restaurant.  Essen und Wein sind gut, entsprechend "kräftig hauen wir rein".

Auf dem langen Weg nach Chiwa, immerhin 415 km über vorwiegend Schotterstraßen erklärt uns  unser Guide den Sufismus.

Das oberste Ziel der Sufis ist, Gott so nahe zu kommen wie möglich und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen. Dabei wird Gott bzw. die Wahrheit als „der Geliebte“ erfahren. Der Kern des Sufismus ist demnach die innere Beziehung zwischen dem „Liebenden“ (Sufi) und dem „Geliebten“ (Gott). Durch die Liebe wird der Sufi zu Gott geführt, wobei der Suchende danach strebt, die Wahrheit schon in diesem Leben zu erfahren und nicht erst auf das Jenseits zu warten. Der

Sufismus ist im  Islam verankert und es haben sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Orden etabliert. Wenn man so will stellt,  der Sufismus die intellektuelle Seite des Islam dar, wobei sich die verschiedenen  Richtungen auf bis auf das Messer bekämpft haben.

Hauptfeind der Sufisten ist der orthodox Islam, der besonders den Sufismus  massiv verfolgt hat und immer noch verfolgt.

Ich glaube, unser Guide   hat uns das alles erzählt, um sich selbst von dem orthodoxen Islam zu distanzieren und sich selbst einen gewissen intellektuellen Anstrich zugeben. Sei es  drum,

interessant war die Lektion, die uns B. erteilt hat,  dennoch.

Kritik am Sufismus existiert übrigens auch aus westlicher Sicht, denn der Sufismus sei mancherorts keineswegs toleranter als der Islam der schiitischen oder sunnitischen Rechtsschulen  Die Annahme, einem rigiden, unduldsamen ‚Gesetzesislam stehe eine ‚tolerante sufistische Strömung entgegen, gehört zu den Fiktionen der europäischen Islamschwärmerei und wird durch die historischen Fakten tausendfach widerlegt.

Zunächst fahren wir durch weite Anbauflächen von Baumwolle, Mais und vielen Obstsorten: Äpfeln, Aprikosen,

Pflaumen, Kirschen, und Feigen. Auf den Feldern sehen wir Erntehelfer, die bunte Kleider tragen. Die Landschaft geht über in eine Sandwüste mit Steppensalzsträuchern und einer Vielzahl kleiner Pflanzenarten (viele von ihnen sehr stachelig). Man kennt an die 150 Arten. Da der Grundwasserspiegel 15 m tief liegt, reicht ihr Wurzelwerk bis zu 20 m hinab. B.  erzählt, unsere Route sei früher so gefährlich gewesen, dass meistens der Weg über Meschede gewählt wurde. Die usbekische Wüste "Kiesel Kum", dt. roter Sand, ist mit ihrer Fläche von 300.000 m² fast so groß wie Deutschland (375.000 m²). In Turkmenistan schließt sich die "Kura

Kum", dt. schwarzer (im Sinne von: gefährlicher) Sand an, die 350.000 m² groß ist.

In der Wüste fahren wir durch Gazil, eine typische Arbeitersiedlung der Erdöl- und Erdgasindustrie. Danach wird die vorher sehr gute Straße schlechter. Das liegt in erster Linie an den großen Temperaturschwankungen: Die Temperatur des Asphalts schwankt zwischen bis zu 80 °C im Sommer und bis zu -40 °C im Winter. Überall sieht man Ausbesserungsarbeiten.

An einer Stelle, wo sich Halbnomaden mit ihren großen Herden von Karakul-Schafen und Ziegen niedergelassen haben, machen wir einen Fotostopp. "Die

Schafe fressen alles, leider nur keine Plastikflaschen", kommentiert unser Guide B. in seiner trockenen humorvollen Art.   Wir finden eine Jurte mit offener Küche.

Mitten auf der Wüstenstrecke machen wir ein kleinen Halt, der sich wirklich lohnt: eine gigantische höchst seltenen fast 10 cm große Wüstenspinne mit riesigen Krallen hängt  an einem dicken seidenen Faden und schaut uns mit ihren riesigen schwarzen Kulleraugen an. Ein grandioses Fotomotiv und ziemlich unheimlich.

Wir nähern uns langsam unserem nächsten Ziel, der nächsten Wüstenperle Chiwa, aber auch der Landesgrenze zu Turkmenistan.

Aus B.´s  Darstellung von Turkmenistan kann man schließen, dass die beiden Völker, also Usbeken und Turkmenen nicht viel voneinander halten. Auch bei Schurkenstaaten gibt es noch graduelle Unterschiede. Die Amerikaner  graduieren da nach nützlich und weniger nützlich…

Die Wüstenlandschaft wird leicht hügelig. Von einem der Hügel aus blicken wir bei Temperaturen von deutlich über 35 °C auf die helle, flimmernde Ebene, die uns umgibt. Faszinierend!

 Parallel zu unserer Fahrstrecke, auf der linken Seite, so sagt  B., fließt der Amu

Darja, auch bekannt als Oxus oder "Vierländerfluss", der eine Länge von 2660 km hat. Als wir eine Anhöhe erreichen, können wir ihn erstmals sehen. Wir halten an und steigen aus. Aber, was wir sehen, ist kein Fluss, sondern eine riesige Seenplatte ohne sichtbare Strömung. Ein bizarres Bild: Eine unermessliche, spiegelnde Wasserfläche mitten in der Wüste! Fast könnte man meinen, eine Fata Morgana zu erleben.

Wir erreichen die Toprak Kale (dt. Erdfestung), zwischen dem 1. u. 5. Jh. n. Chr. einer der bedeutendsten Herrschaftssitze des ehemaligen Reiches Choresm.  Die Anlage liegt direkt am

Oxus und besteht aus fünfzig Festungen. Man hat sie in den 30iger Jahren des letzten Jh.s vom Flugzeug aus entdeckt und später, in der zweiten Hälfte erforscht.  Von der Festung aus hat man einen sehr schönen Rundblick auf die fruchtbare Ebene entlang des Flusses und die schwarze Bergkette des Sultan Indra Gebirge. Die eindrucksvolle Festungsruine ist aus ungebrannten Lehmziegeln gebaut und wird, wenn sie nicht entsprechend geschützt wird, im Laufe der Jahre durch Regen "regelrecht" abgewaschen. Ausgrabungsreste sind, wenn mich nicht alles täuscht u.a. in europäischen Museen zu besichtigen.

Auf dem Weg nach Chiwa überqueren wir

den Oxus auf einer uralten Pontonbrücke. Eine neue Brücke ist in Bau. Dabei fahren wir durch Urgench, eine Stadt mit 160.000 Einwohnern, die einen sehr wohlhabenden Eindruck auf uns macht. Es gibt neue Gebäude, Parks, Straßen und sogar richtige Villenviertel. Alles ist sehr modern, sauber und gepflegt. Zwischen Urgench und Chiwa besteht eine regelmäßige Trolleybus-Verbindung.

Der erste Eindruck von Chiwa präsentiert sich  in der in der Abendsonne mit den glänzenden Kuppeln der Moscheen und Medresen. Beeindruckend!

Nach einem schnellen  Abendessen machen wir  einen Spaziergang durch

Chiwa. Die Beleuchtung ist vielleicht etwas kitschig, vermittelt aber trotzdem etwas Atmosphäre à la Tausend und Einer Nacht. Ein sternenklarer Himmel, herumtrollende Kinder, die Dichte der Stadt und die wenigen Touristen, erzeugen eine heitere, gelassene  Stimmung.

Am nächsten Tag bin ich aber ziemlich geplättet. Heute sollte die  große  Session in der Perle Zentralasiens stattfinden,  und draußen regnet es Bindfäden, mitten in der Wüste!   

So finden die ersten Erkundungen der Wüstenperle in einer Regenjacke statt.

In Chiwa ist es sogar noch besser als in Buchara gelungen, den gewachsenen

orientalische Charakter zu bewahren. Dies gilt besonders für die Altstadt Itschan Kal. Dort gibt es enge Gassen und ebenerdige, aus Pachsa (d.i. Stampflehm) und ungebrannten Ziegeln gebaute Wohnhäuser, dazwischen eine Vielzahl von prächtig ausgestatteten Mausoleen, Moscheen Medresen, Palästen und Minaretten

Aber trotzdem will sich bei mir der Zauber des gestrigen Abends nicht wieder einstellen - mag am Regen liegen. Im Grunde ist Chiwa ein einziges großes Freilichtmuseum. Seine Makellosigkeit vermittelt einen guten Eindruck davon, wie das Leben hier früher ausgesehen haben muss, aber gleichzeitig haftet ihr

etwas künstliches, Steriles an. Die Authentizität, die in Buchara und Samarkand durch die Symbiose von Altertum und Alltag entstand, fehlt hier spürbar.

Um 16.30, der Regen hat aufgehört, die Sonne scheint wieder, endlich die Gelegenheit ein paar Fotos für die Nachwelt zu schießen, z. B. mit dem Kamel auf dem Marktplatz, auf dem man Platz nehmen kann um sich vor der Stadtmauer fotografieren zu lassen. Doch es ist ziemlich ruhig in der kleinen Wüstenstadt und auch hier fehlen dies Jahr die Touristen und die Einnahmen unserer usbekischen Freunde sind dies Jahr eher spärlich.

Was es sonst noch alles Schönes und sehenswertes  in Chiwa gibt,   lässt sich in den einschlägigen Reiseführern nachlesen. Für uns steht aber jetzt schon fest:

Tausend und eine Nacht findet man am ehesten in Buchara.

Um 18.30 Abendessen mit spazieren wir noch einmal durch das erleuchtete Chiwa.

Die Art der Beleuchtung ist an Kitsch kaum zu übertreffen und erinnert mich an belgische Geschmacksrichtungen. Chiwa in der strahlenden Abendsonne hat was, die Moscheen angestrahlt  in  nächtlichen Bonbon-Farben  nimmt dem Ganzen ein wenig den  Hauch von Tausend und einer

Nacht, der hier  durch die Gassen wehen soll.

Und dennoch, Wehmut beschleicht uns diesen Abend, dass wir schon morgen dieses wunderschöne Land mit den freundlichen und schönen Menschen und gastfreundlichen Menschen  verlassen müssen. Ein neues Abenteuer wartet auf uns und das  heißt Turkmenistan.

                  Kapitel 8


auf nach Absurdistan (Turkmenistan) !


Um 8.00 werden wir von unserem Guide zur letzten Etappe in Usbekistan

abgeholt. Zur Grenze nach Turkmenistan. Die Fahrt bis zur Grenze dauert ungefähr eine Stunde. Und zum Zeitvertreib  berichtet uns unser Guide B.  über die Veränderungen des Aralsees, der im Norden Usbekistans liegt oder besser gesagt lag.

In den letzten Jahren ist die Wassertiefe von 60 m auf 30 m gesunken, der Durchmesser hat sich um 120 km verringert. Der klimatische Wandel, der sich daraus ergibt, ist enorm. Ein großes Problem ist der durch toxische Stoffe und Metalle  vergiftete Sand, der sich großflächig an den Rändern des Sees abgelagert hat.

Der Aralsee, der ehemals viertgrößte

Binnensee der Welt, trocknet immer weiter aus. Der Grund hierfür ist der Wasserverbrauch, der ab etwa 1950/60 durch die   permanente Wasserentnahme für die Baumwollplantagen  und  für  das Trinkwasser der  Plantagenarbeiter.

Die Salz- und Sandstürme, die über den ausgetrockneten Teil des Sees wehen, haben sich mit Nitraten, Pestiziden und Entlaubungsmitteln aus dem Baumwollanbau angereichert. Viele Bewohner - auch weit entfernter Städte wie Taschkent - leiden deshalb unter chronischen Erkrankungen. In Taschkent nisten kaum noch Zugvögel, wie etwa Störche, deren Nester über Jahrhunderte das Stadtbild prägten.

Die Flüsse, die zu manchen Jahreszeiten den Aralsee kaum mehr erreichen, können nicht mehr zur Schifffahrt genutzt werden

Jetzt soll ein Staudamm den kleineren nördlichen Teil des Aralsees retten.

Möglich wäre es auch, Kanäle zu erbauen, die aus dem Kaspischen Meer oder anderen Zuflüssen Wasser dem Aralsee zuführen.

Das alles ist aber von einem Staat wie Usbekistan finanziell gar nicht zu wuppen.

Andere islamische Staaten, die mit Milliardenprojekten in ihren eigenen Ländern um sich werfen, interessiert

diese katastrophale Entwicklung offenbar herzlich wenig.

Dann verabschieden wir uns von unserem Guide B. und seinem Fahrer. Sie waren bisher das beste Team auf unserer Reise.

Die Grenze wird schwer bewacht und erinnert an einen alten BRD-DDR Grenzübertritt. Den letzten Teil zwischen den Grenzbefestigungen  müssen wir zu Fuß zurücklegen.

In der Grenzbaracke von Turkmenistan werden wir von unserem neuen und letzten Reiseleiter A., einem völlig verschüchtert wirkenden, offenbar nach der „Wende“ übrig gebliebener Russe  in Empfang genommen.

Die Formalitäten der Einreise sind ziemlich grotesk und aufwendig. Und endlich, nachdem wir durch ein schwarzes Loch in der Wand, durch das gerade eine Hand passt, einer kaum sichtbaren Person 12 Dollar überreichen mussten, die als willkommenes Bargeld in den Taschen ein vermutlich ziemlich begrenzten Personenkreisesw landet, dürfen   endlich  um 10:30 dürfen wir nach Turkmenistan einreisen. Dor werden noch einmal ein paar Doller fällig für den Transport vom Grenzhäuschen  zur eigentlichen Grenze, ab er dann sind wir da und ein Fahrer, an den ich mich schon gar nicht mehr erinnern kann,  mit seinem Auto, der uns zum Flugplatz von

Kohne Urgentsch bringen soll.

Auf der Fahrt nach Kohne Urgentsch gibt uns  A. der offenbar Deutschlehrer von Beruf war,  einen Überblick über das Land, aus dem sich die Russen, bis auf einen kleinen Restbestand, nach Hause in die russische Heimat geflüchtet haben.

o     Turkmenistan ist ein Wüstenland. In der Hauptsache lebt man von Erdgas und Erdöl, das erst nach der Verselbstständigung in großen Mengen entdeckt wurde. . Im Norden ist der Boden fruchtbar. Angebaut wird. Baumwolle, Reis und Mais.

o     Das Erdbeben von 1948 (8-10 auf der Richterskala, d.h. sehr bis extrem

groß) hat Aschgabat dem Erdboden gleichgemacht. 80% der Bevölkerung sind dabei ums Leben gekommen. Daher hat Aschgabat sein „modernes“ Anlitz. Der Wiederaufbau wurde von einem UdSSR-Umsiedlungsprogramm begleitet, was zu einem Bevölkerungswachstum führte. Eine Aneinanderreihung von sozialistischer Plattenbauweise aus den Fünfziger und sechziger Jahren. Auf das richtig moderne Anlitz Aschgarbat kommen wir noch zu sprechen.

o     Eine Islamisierung des Landes wie in Usbekistan wird nicht angestrebt.

o     Die Deutschen genießen in Turkmenistan hohes Ansehen.

o     Eine Geschwindigkeitsübertretung mit dem Auto gilt als schweres Verbrechen, gilt aber nicht für Regierungsfahrzeuge.

o     Zur Zeiten der UdSSR betrug der Anteil Russen an der Bevölkerung (inkl. Militär) 30%. Heute liegt er unter 1%.

o     Strom, Wasser und Gas werden kostenlos an die Menschen abgegeben. Benzin kostet ungefähr ein Viertel so viel wie bei uns. Die Wohnungsmieten liegen bei 3 bis 5 $ im Monat.

o     Der neue  Präsident,  ist (anscheinend überzeugter) Nichtraucher und hat ein generelles Rauchverbot für Aschgabat beschlossen.

o     Eine turkmenische Hochzeit

erstreckt sich über zwei volle Tage. Am ersten Tag richtet die Familie der Ehefrau ein Fest für 10-15 Verwandte des Bräutigams aus; am nächsten Tag ist dann seine Familie an der Reihe.

o     Heute wird in Turkmenistan Prostitution akzeptiert was vor 20 Jahren noch nicht der Fall war. Dies ist auch ein Indiz dafür, dass das Land weniger religiös ist als sein Nachbar Usbekistan.

Die Fahrt nach Kohne Urgentsch führt durch flache, landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Als wir auf eine Hochzeitsfeier stoßen, halten wir an. Wir gratulieren recht herzlich und alle sind fröhlich. Am Ende werden wir sogar auf dem Hochzeitsbild verewigt.

Die Stadt Kohne Urgentsch war bereits im 1. Jh. n. Chr. ein bedeutendes Handelszentrum. Wir sehen das größte Minarett Zentralasiens, das allerdings aussieht, wie ein alter Fabrikschornstein einer stillgelegten Ziegelfarbrik.  Die dazu gehörigen Ruinen stammen noch  aus der Zeit vor den Zerstörungen durch Dschingis Khan und Timur/ Tamerlan. Die Grabmoschee der Sufi-Dynastie und das Mausoleum des Sultan Tekeschder stechen hervor. Verwiesen wird auch hier auf deneinschlägigen Reiseführer  von Pander.

Um die Anlage rankt sich folgende Legende: Der Minarett-Baumeister liebt die Tochter des Stadthalters und möchte

diese zur Frau haben. Der Vater der Braut stellt als Bedingung, ein Minarett müsse gebaut werden, das so hoch sei, dass er davon dass sein ganzes Reich überschauen kann. Der persische  Baumeister erfüllt die Forderung, aber er misstraut dem Stadthalter und fürchtet um sein Leben. Nachdem der letzte Stein an der Spitze des Turms gesetzt wurde, springt vom Minarett und gleitet mit einem Drachen, den er hinauf geschmuggelt hatte, zum Boden. Aber da der Turm so hoch ist, landet er so weit entfernt, dass seine Rückkehr Jahre dauert. In der Zwischenzeit stirbt die Geliebte. Ihr zu Ehren baut er über ihrem Grabmal das Mausoleum.

Die ansässige, religiöse Bevölkerung sieht in der Anlage eine Art Heiligtum. Man nutzt sie als Grab- und Pilgerstelle, wobei auch heidnische Bräuche gepflegt werden, z.B.

o     Einen gemauerten Hang hinunterrollen, in dessen Mörtel menschliche Knochen gemischt sind. Dies dient dem Ablass von Sünden.

o     Dreimal durch einen Bogen springen mit der Bitte um Nachwuchs. Wir springen auch, aber für Enkelkinder.

Um 14.00 sind wir wieder in Kohne Urgentsch. 100 $ werden eingetauscht, dann geht es zum Essen. Das Lokal ist völlig abgedunkelt, offenbar soll am

Abend eine Feier stattfinden, für die schon reichlich gedeckt ist. Wir sitzen jedenfalls erst mal 30 Minuten im Dunklen, bis jemand nach einer Intervention endlich das Licht anmacht. Das Essen schmeckt sehr gut und wir essen mit großem Appetit. Dazu trinken wir jeder zwei Flaschen Bier.

Nach dieser  anstrengenden Tour sind wir rechtschaffen müde und freuen uns endlich am Flugplatz von Urgentsch  angekommen zu sein, wo ein vermeintlich reservierter Platz in der Maschine nach Aschgarbat auf uns wartet.

Nun wurde allerdings aus dem Umfeld des Präsidenten die Maschine einfach

konfisziert, und mit einigen  seiner Hofschranzen, aufgefüllt die aus bestimmten Gründen nach Aschgarbat   gekarrt werden mussten, die Gründe werden noch weiter erläutert.

In Unkenntnis der wahren Situation, die „Delegation“ sitzt längst auf  ihren, oder besser unseren Plätzen, versuchen wir zunächst auch noch vor dem Gate  durch Drängeln  einen aussitzreichen Platz zu ergattern. „Man wird doch wohl nicht einen deutschen Edeltouristen einfach nicht ins Flugzeug lassen“ denkt sich unsereins und schaut auf die Heerscharen von plasttiktütenbehangenen Turkmenen unter denen sich mittlerweile vor dem Eingang anschreien und schlagen,

drängeln und stoßen.

Die Polizei sieht tatenlos zu, die weiß offenbar bescheid,  und unser Guide A. weiß  nichts, hat Angst und ist völlig hilflos.

Wir bleiben auf unserer Reservierungen sitzen, was drei Stunden Wartezeit auf den nächsten Flug um 21:00 bedeutet. Auch die Plastiktütenmeute hat sich beruhigt und sich in der Halle zur Ruhe begeben. Am Abend, weit vor 21:00, wird aus heiterem Himmel das Zeichen zum erneuten Einchecken gegeben. Schlagartig wird der Schalter wieder gestürmt, niemand schreitet ein unser Schicksal droht sich zu wiederholen wir werden rücksichtslos von den Turkmenen

abgedrängt. Da ergreif ich die Initiative und schreie einen Polizisten auf Englisch zusammen und erinnere ihn an seine Pflichten als Polizist, der Man versteht nichts, hat aber alles verstanden und sorgt dafür dass die aufgebrachten Turkmenen zurückgedrängt werde, die sich mit bis zu 8 Tüten Handgepäck pro Person seitlich in den Eingang zu drängeln.   Die  Maschine fliegt um 20.00 ab und landet in Aschgarbat um 21.00 Uhr. Nach diesem ganzen anstrengenden Tag sind wir endlich froh,  in der Nähe eines Hotels zu sein, aber der eigentliche Spaß an diesem Abend  soll erst richtig losgehen.

Die Delegation, die uns unsere

Flugzeugplätze gestohlen hat, ist ja aus gutem Grund nach Ashgarbat beflogen worden. Denn unmittelbar nach uns landet die Maschine des Präsidenten, die aus New York von der Vollversammlung der UNO kommt.

Der gesamte Flugplatz wird für 2 Stunden abgesperrt, wir können die Ausgangshalle des Flugplatzes, die keinerlei Sitzgelegenheit hat, da hier Warten gar nicht vorgesehen ist, nicht verlassen. Wir können aber durch die großen modernen Scheiben miterleben, wie mehr als 100 nagelneue Mercedes der S-Klasse  vorfahren, um die Hofschranzen  herbei zu fahren, die ihren Präsidenten noch am Flugplatz zu

huldigen müssen, da er in New York  zu einem der vielen Vizepräsidenten der Vollversammlung  gewählt worden ist. Was doch so ein bischen Öl und Gas doch alles bewirken kann.

Bis die „Führungskräfte“ diesen Wüstenstaates  beschließen, sich auf den Heimweg zu machen, bleibt die Straße nach Aschgabat für die Öffentlichkeit gesperrt. Endlich erlaubt man uns in die Stadt zu fahren.

Unser Guide wirkt völlig verängstigt und sagt nicht viel, weil er Angst um seinen Kopf hat, dafür sagen wir umso mehr, aber hören tut das keiner.

Das Hotel und die Zimmer scheinen

zunächst  sehr gut. Wir gehen noch auf ein Bier in die Bar landen aber in einem Bordell wo  auf elf einsame Damen, die allem Anschein nach auf Kundschaft warten, aber noch ist  niemand außer uns dar. Aber die Mitglieder der Delegationen kommen noch. Die haben mittlerweile auch unsere Zimmer bezogen und wir müssen direkt über der Disco schlafen, die uns in der Nacht jeglichen Schlaf rauben wird.  Bevor wir unsere Bestellung aufgegeben können, reicht uns der aufmerksame Barkeeper die Karte. Ein Blick darin genügt und der Durst ist verschwunden! Das günstigste Getränk kostet 5 €, wahrscheinlich Animieren der  Damen inklusive.  Wir

verabschieden uns höflich und gehen auf unser Zimmer und versuchen zu schlafen. Ab Mitternacht wird das Zimmer von schweren Bässen erschüttert, damit ist jeglicher Versuch noch in den Schlaf zu kommen, vergebliche Liebesmüh. Dieser Höllenlärm geht bis 4.00 Uhr morgens und um 5.00Uhr  müssen wir wieder raus,  weil wir nach Mary fliegen wollen. Bevor wir das Hotel völlig übermüdet verlassen, verspricht man uns neue Zimmer  in dem der Disco abgewandten Seite des Hotels.

Mit einem Frühstückspaket ausgerüstet, geht es um 5.00 zum Flugplatz. Die Maschine fliegt pünktlich um 6.20 ab. Die Städte Merw und Baktra waren einst

wichtige Handelsplätze an der Seidenstraße. Die Ruinen von Merw wurden in der Mitte des 20. Jh.s systematisch ausgegraben. Die Entdeckungen und Funde sind herausragende Zeugnisse der isalmischen Kunst zu jener Zeit.

Wir fahren nach Bayamaly, den sog. "fünf Kernen" oder auch "fünf Festungen", einer Anlage, die auf 500-800 n. Ch. datiert wird.

In einer herrlichen Morgensonne wandern auf den Mauern der ersten Festung, bis wir zu einem von Archäologen gemachten Einschnitt kommen.

Es entstehen einige traumhafte Fotos. An

der Außenmauer des Walls steigen wir wieder hinunter. Durch Salzsträucher hindurch kommen wir zu einem Wassertümpel, der den Kamelen als Tränke dient.  Die Kamele  sind aber leider noch nicht da. Die Kamelherde von ca 100 Tieren treffen wir beim Mausoleum des Sultan Sandschar..

Fahrt zur Stadt Mary, wo wir zu Mittag essen. Rindfleisch mit Gemüse. Im Anschluss besichtigen wir das Museum, in dem Exponate der Grabungen von Merw und Mary ausgestellt sind. Um 14.30 kehren wir zum Flugplatz zurück, wo wir dann aber noch geschlagene  fünf Stunden auf den Abflug um 19.40 warten müssen. Ein riesiger Flugplatz für 2

Abflüge pro Tag, modernste Toiletten, aber ohne Klopapier, keiner ist ansprechbar, alle zucken nur mit den Schultern. So langsam wird mir klar, in was für einem Staat wir hier gelandet sind, ein einziges Potemkinsches Dorf, dirigiert von einem Potentaten, dem Nachfolger  des ersten  Potentaten.

Bei unserer Rückkehr nach Aschgabat wartet eine schöne Bescherung auf uns. Das Hotel ist angeblich mit einer Delegation ausgebucht, weshalb wir in unseren alten Zimmern bleiben müssen. Man gibt uns nur die (zweifelhafte) Zusage, in der Disko würden heute keine Bässe eingesetzt werden. Wir fordern den Agenturvertreter aus Ashgabat an, der

auch tatsächlich auftaucht. Es gibt heftige Diskussion über die Zimmervergabe mit dem Hotelmanagement. Die Managerin des Hotels gibt sich bemerkenswert kühl. Sie macht uns deutlich, dass sie ein Zimmerwechsel nicht stattfinden wird; lässt uns einfach im Regen stehen!  Da beschließen wir, das Hotel zu wechseln! Dreist ist allerdings ihre Forderung, die Mini-Bar Rechnung sei in US $ zu begleichen, was wir natürlich ablehnen.

Im neuen Hotel, das alte Grand Hotel aus den Fünfziger Jahren  bekomme ich  gleich wieder ein Zimmer über der Disko, kann aber sofort wechseln, als er es bemerkt. Nach der ganzen Aufregung

essen wir dann im Hotel. Das Steak weckt in uns zum ersten Mal Erinnerungen an europäische Küche. Wir trinken jeder drei Bier und zum Abgang einen Wodka. Dann fallen wir erschöpft ins Bett. Morgen ist der der vorletzter Tag unserer Reise.

Bevor wir uns in das Stadtgebiet von Ashgabat

begeben sei noch einiges über die Greschichte der Stsdt und ihren Prädisenten gesagt.

Aschgabat, "die Stadt in der Wüste", liegt auf einer Höhe von 250 m.ü.M. am Fuß des Kopet Dagh, 40 km nördlich der iranischen Grenze in einer von Gebirgsflüssen bewässerten Oase. Die

Hauptstadt Turkmenistans hat ca. 850.000 Einwohner.

Turkmenistan grenzt Kasachstan, Afghanistan den Iran  und das Kaspische Meer.

Nahezu 95% der Landfläche werden von der Wüste Karakum  eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch Geröllwüstengebieten besteht.

Es herrscht überall kontinentales Klima mit extrem heißen und trockenen Sommern und kalten Wintern.

Den Hauptteil der Bevölkerung bilden die Turkmenen mit rund 77 %; die größten Minderheiten sind Usbeken und Russen, die früher  in einem viel höheren Prozentsatz vertreten waren und nach der

Unabhängigkeit eilig die Flucht in heimatliche Gefilde vorgezogen haben.

Etwa 90 % der Bevölkerung sind Muslime vorwiegend Sunniten, viel weniger Schiiten. Die jüdische Religion  ist in Turkmenistan nicht anerkannt. Die Ausübung der Religion wird allerdings toleriert.  Es gibt jedoch keine Synagogen  Etwa 1000 Juden leben in Turkmenistan.

Alexander der Große eroberte das Gebiet im 4. Jahrhundert v. Chr. auf seinem Weg nach Indien. 150 Jahre später errichtete das Partherreich  seine Hauptstadt in Nisa  einem Gebiet um das heutige Ashgabat. Im 7. Jahrhundert n. Chr. nahmen die Araber  die Region ein,

wodurch die Bevölkerung mit dem Islam  und mit der Kultur des Nahen Ostens in Berührung kam. Um diese Zeit entwickelte sich die Seidenstraße  zu einem wichtigen Handelsweg zwischen Asien und Europa.

Schon bald wurde das Gebiet des heutigen Turkmenistan als Chorasan  mit der Hauptstadt Merv bekannt  auch Dschingis Khan  verleibte sich die Region ein. Nach dem Zerfall des großen Mongolenreiches  lebten  die Turkmenen die nächsten sieben Jahrhunderte lang unter verschiedenen Herrschern und führten fortwährend Stammeskriege untereinander. Über die turkmenische Geschichte vor der russischen Besetzung

im 19. Jahrhundert ist wenig bekannt.

Bis 1894 hatte das Russische Reich  die Herrschaft über Turkmenistan erlangt. Die durch die Oktoberrevolution von 1917 in Russland folgende politische Unruhe führte schließlich zur Ausrufung der Turkmenischen sozialistischen Republik als eine der 15 Republiken der UdSSR im Jahre 1924. Zu dieser Zeit wurden die heutigen Staatsgrenzen Turkmenistans gezogen. Mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 wurde Turkmenistan ein eigenständiger Staat.

Der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei,  Sapamyrat Nyyazov führte den Staat bis zu seinem

Tod im Dezember 2006 als Staats- und Regierungschef mit Hilfe des Militärs und eines sehr aktiven Geheimdienstes äußerst rigoros und etablierte dabei einen allgegenwärtigen Personenkult

Ende 1999 ließ sich Nyýazow durch das Parlament zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen. Die Opposition wurde zunehmend unterdrückt, besonders nach einem  Attentat auf Nyýazow am 25. November 2002. 2003 ließ er sich von seinem Ministerkabinett zum Propheten ausrufen.

Nyýazov ließ auch Theater und Oper verbieten, ebenso das Rauchen in der Öffentlichkeit und die freie Wahl von Studienfächern. Eines seiner Bücher die Ruhnama

bestimmte er zur offiziellen Pflichtlektüre für sein Volk. Überall wurden Statuen von ihm, seinem Vater und seiner Mutter aufgestellt. In der Hauptstadt entstanden luxuriöse Repräsentationsbauten und großzügige Plätze. Parallel wurden die Sozialausgaben gekürzt, Krankenhäuser geschlossen, alle Oppositionsparteien verboten und Oppositionelle ins Ausland vertrieben oder was auch immer mit Ihnen gemacht

Bevor er, für alle überraschend, im jugendlichen Alter von 69 Jahren sehr plötzlich das Zeitliche segnete, begann er die Monatsnamen  nach seinen Verwandten zu benennen.

Sein Leibzahnarzt Berdimuhamedow  ließ sich in einer Nacht- und Nebelaktion  zum Nachfolger deklarieren und führt nun seine Untertanen  seit dem 21.12.2006 so ähnlich wie sei angeblicher unehelicher Vater  weiter.

Wie das Glück es so will, wurden nach der Unabhängigkeit 1991 plötzlich große Mengen von Öl und vor allem Gas in der Wüste entdeckt, was natürlich die Familie Nyyazov sehr erfreute, denn plötzlich sprudelte die  Dollars aus dem Wüstenboden direkt in die Taschen der Familie und vielleicht noch einigen Hofschranzen, von denen schon die Rede bei unserer Ankunft auf dem Flughafen von Ashgabat war.

Die wunderbaren Gasvorkommen in Turkmenistan haben sich auch in der Türkei und in den europäischen Staaten herumgesprochen und die Türkei hat dem damaligen Präsidenten eine ganze Hagia Sophia  in einem etwas kleineren Format geschenkt, auch zu besichtigen in Ashgabat,  und sind jetzt ganz groß im Baugeschäft in Turkmenistan.  Mercedes aus Deutschland hat sich auch nicht lumpen lassen, wie wir auf dem Flughafen sehen konnten. Und die UNO-Vollversammlung offenbar auch nicht, sonst hätte man den jetzigen Herrscher über Turkmenistan nicht zum Vizepräsidenten der UNO-Vollversammlung gewählt. Müsste man

direkt mal nachfragen, ob auch mit der Stimme der Bundesrepublik Deutschland, ich vermute mal  ja, denn die neuen  Gaspipelines nach Deutschland, sozusagen die neue Seidenstrasse,  sollen ja nun rasch gebaut werden.

Aber nun lass uns endlich in das supermoderne Stadtzentrum mit den  Parks und  repräsentativen  Prachtbauten, die das Stadtbild bestimmen. Nicht nur tagsüber, sondern ganz besonders bei Nacht, in diese  Bauten geradezu  in grotesker weißer Helligkeit angestrahlt werden, eine Mischung aus Las Vegas und Dubai, allerdings mit einem gewaltigen

Unterschied. In diesen gigantischen Prachtbauten  sind jeweils ca. 15 Stockwerke hoch Luxuswohnungen untergebracht, in denen allerdings kaum jemand wohnt, bis auf die besagten Hofschranzen.

In strahlendem Sonnenschein blitzt alles in echtem Gold, die Gebäude, die zahllosen Statuten des selbsternannten Propheten der Turkmenen und natürlich auch der Präsidentenpalast, der aber nicht fotografiert werden darf.  Alles ist umgeben von gigantischen  Springbrunnen, obwohl es  hier mitten in der Wüste kaum Wasser geben dürfte. Die normale Bevölkerung guckt eher ängstlich, alles was Uniform anhat, eher

grimmig. Von einer Islamisierung ist hier, anders als in Usbekistan nichts zu spüren.

Zwischen  den Häusern  wird gepflanzt und gewässert und in der Umgebung der Stadt, die ja mitten in der Wüste liegt, gigantisch aufgeforstet.  In der Ferne im Norden sieht man die Berge des Irans und ich werde das Gefühl nicht los: eigentlich hätte man bis Teheran durchziehen sollen.

Natürlich möchte es  sich unser  begnadeter Reiseführer nicht nehmen lassen, den Basar von Ashgabat vorzuzeigen. Der kann aber bei uns, wo wir doch in Kaschgar auf dem Basar waren nur ein müdes Lächeln hervorrufen.

Der Tollkuscha Basar ist groß, laut und bunt. Wir sind  uns einig, dass uns der Basar in Kashgar besser gefallen hat. Interessant ist hier der enorme Andrang bei den Gold- und SilberStänden sowie der florierende Ersatzteilhandel.

Das Mausoleum des ersten Präsidenten und ersten Propheten Turkmenistans Saparmyrat Nyýazow (1940-2006) und die dazugehörige Moschee sind unser nächstes Ziel. Weit vom Stadtzentrum entfernt, aber wegen der Größe schon von Ferne erkennbar sehen wir monumentalistische Prachtbauten, die komplett unsere gewohnten Vorstellungen über Proportionen sprengen. Überall zeugen goldene

Statuen von Nyýazow von einem ungeheuren Personenkult. Die Statue auf dem "Tor der Neutralität" ist sogar mit einem Drehmechanismus versehen, so dass sich der Prophet stets der Sonne zuwendet,  oder besser gesagt, die Sonne dem Propheten.

Wir sind übrigens die einzigen Gäste in und um den Gebäudekomplex herum, der streng bewacht ist. Für eine besondere Zuneigung des Volkes zu seinem Propheten spricht das nicht gerade.  

Wir besichtigen die Ruinen von Nisa, der alten Hauptstadt unter Alexander dem Großen, von dem schon die Rede war. Trotz der Zerstörung ist diese Festung der Parther aus der Zeit des 2. Jh. v. Chr.

sehr beeindruckend. Von hier aus haben wir auch einen schönen Blick auf die mächtigen Ausläufer des Kopet Dagh Gebirge. Wir können auch die Treppe ("Gesundheitstreppe") sehen, die auf den 7 km langen Plateauweg führt, der einmal im Jahr vom Präsidenten des Landes mit Gefolge abgewandert werden muss.

Zurück ins Stadtzentrum.

Auf dem sog. Platz der Republik sind alle Größen der turkmenische Geschichte in mächtigen Bronzeskulpturen verewigt. Das Ensemble wird komplettiert durch große Grünflächen mit viel Wasser und Blumen. Das Denkmal zum Erdbeben von 1948 macht deutlich, dass dieses

Ereignis das folgenreichste in der Geschichte Turkmenistans angesehen wird. Es steht auf einem zentral gelegenen Platz direkt gegenüber des Präsidenten-Palais.

Um 18.45 holt uns unser Guide  zu unserem letzten Abendessen fern der Heimat ab. Wir gehen wieder in das "Handelshaus", in dem wir schon sehr gut zu Mittag, auf Kosten der Reiseagentur ( gehört wahrscheinlich einem Verwandten des Präsidenten) als Wiedergutmachung für die Hotelereignisse  in Tukmenistan,  gegessen haben.

Von dort aus haben wir einen wunderschönen Anblick auf das nächtlich

angestrahlte Aschgabat. Das Essen enttäuscht uns nicht. Später fahren wir auf unserem Rückweg zum Hotel noch einmal durch die hell erleuchteten Straßenzüge um dann ins Bett zu fallen. Heute Nacht sind Bundestagswahlen in Deutschland. Und denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. So denke ich,  nachdem wir die alte Seidenstraße abgefahren sind, noch einmal an die Neue Seidenstraße.

Die neue Seidenstraße sind die geplanten Gaspipelines aus Turkmenistan über Afghanistan  und Pakistan, genannt TAP.

Die Kosten für ihren Bau belaufen sich nach Schätzungen auf 3,5 Milliarden US-Dollar. Die TAP soll den Plänen zufolge entlang der Fernstraße vonHerat nach Kandahar in Afghanistan und über Quetta und Multan in Pakistan verlaufen. Ausgehend von den Förderfeldern um Dauletabad in Turkmenistan soll die im Endausbau knapp 1700 Kilometer lange Pipeline jährlich 30 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren. - Befürworter sehen in dem Vorhaben eine moderne Fortsetzung der alten Seidenstrasse Die Gasvorkommen in Dauletabad werden auf 1,7 Billionen Kubikmeter geschätzt. 830 Kilometer der TAP sollen in Afghanistan, etwa 400 km

in Pakistan verlaufen.

Vielleicht jetzt wird es dem geneigten Leser klar, worum es in dieser Region wirklich geht. Wie heißt noch das alte deutsche Sprichwort: Ohne Heim und Herd ist das Leben nichts wert, der abgewandelt: ohne Öl und Gas gucken wir ins leere Glas.

Nachts um 3.00 Uhr bekomm ich dann telefonisch von zu Hause  auch das Wahlergebnis in Deutschland mitgeteilt und schlafe ein.

Das Warten auf dem Flugplatz nervt. Wir sind viel zu früh da und der Komfort hält sich in Grenzen, da es keinen separaten Raum für die Gästen der Business oder First Class gibt. Ich frage mich, was den

hohen Aufpreis der Lufthansa eigentlich rechtfertigt. Im Flugzeug ist die Business Class ziemlich leer. Da es eine Zwischenlandung in Baku gibt, lohnt es sich nicht, jetzt schon zu schlafen. Nach dem Zwischenstopp bleiben dann noch vier Stunden Flugzeit, die dann bis nach Frankfurt  wie im Fluge vergehen.

Die Gedanken gehen noch einmal zurück zu der gigantischen Reise, die wir ohne Blessuren hinter uns gebracht haben. Ohne die Aufzeichnung und die zahlreichen Fotos hätte ich das alles nicht mehr komplett auf die Reihe bekommen.

Die Erlebnisse in Turkmenistan bleiben allerdings auch ohne Aufzeichnungen unvergesslich.

Dieses Land, nennen wir es mal vorläufig  Absurdistan, ist gegenwärtig als Reiseland nicht empfehlen, weil auch vergleichsweise nicht so viel zu sehen ist.

 

wer die dazugehörigen Bilder  zum Reisebericht ansehen möchte, kann dies unter

            www.tucanos.dew.tuc

tun.

 

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Über den Autor

Tucanos
Jetzt habe ich ein wenig mehr Zeit und gehe neben der Fotographie und Herstellung von Skulpturen meinem neuen Hobby, dem Schreiben nach.
Neben ein paar Kurzgeschichten, die ich noch in der Pipeline habe, arbeite ich an einem Familienroman mit dem Titel " Die Puppe". Ein Hund und zwei kleine Enkelkinder lassen jedoch wenig Zeit für meine Hobbys.
Meine Fotos und Reiseberichte aus aller Welt sind unter www.tucanos.de zu sehen und zu lesen.

Mein Motto: nur wer sich die Welt angeschaut hat, kann auch eine Weltanschauung haben.

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FLEURdelaCOEUR 
Wir waren 2000 in China, zuerst Peking, dann Shanghai.
Schon damals hat mich diese Dynamik begeistert, Shanghai war einfach bunt, weltoffen und zukunftsträchtig ,,,
Du beschreibst es so herzerfrischend, ich finde das wunderbar, fern von aller Engherzigkeit ... Es freut mich sehr, dass China aufstrebt und Erfolge hat - bei seiner Jahrtausende alten Kultur und seinem Menschenpotential!

LG fleur

Das andere habe ich noch nicht gelesen, habe mir ein Lesezeichen gesetzt
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